In der konstruktivistischen Didaktik, die die Lernenden als „selbstverantwortliche, aktive Personen im Hinblick auf ihren Wissenserwerbsprozess begreift“ (Rey, 2009, S.33) und annimmt, dass Wissen aktiv konstruiert werden muss (vgl. Rey, 2009, S.33), spielt die Kooperation bzw. Kollaboration verschiedener Lernender zur gemeinsamen Konstruktion von Wissen eine entscheidende Rolle. In authentischen Lernsituationen soll selbstreguliert Wissen konstruiert werden, wobei dieser Prozess besonders durch Gruppen-arbeiten unterstützt werden kann. Während Gruppenarbeiten in der klassischen Schuldidaktik mittlerweile etabliert und in vielfältiger Weise methodisch ausdifferenziert sind, sind sie im E-Learning entsprechend neuer und nach wie vor umstrittener. So betonen Stahl, Koschmann und Suthers (2006, S.2) die Heraus-forderung, die Aspekte „Computerunterstützung“ und „kollaboratives Lernen“ miteinander so zu verbinden, dass ein effizientes Lernen ermöglicht wird. Um jedoch auch im Bereich des E-Learning dem konstruktivistischen Ansatz folgen zu können, ist es unerlässlich, Einsatzmöglichkeiten und Probleme virtueller Gruppenarbeiten zu beleuchten und geeignete Rahmenbedingungen zu eruieren.
Die Bezugsgröße in dieser Arbeit wird immer sowohl das kollaborative Lernen in klassischen Lernumgebungen als auch das individuelle Lernen in virtuellen Lernumgebungen sein.
Vor diesem Hintergrund muss, obwohl das Ziel dieser Arbeit ist, die Vor- und Nachteile von kollaborativem Lernen in virtuellen Lernumgebungen zu beleuchten, neben Ausführungen zu Merkmalen des kollaborativen Lernens ein besonderer Schwerpunkt auf grundsätzliche Eigenschaften der computervermittelten Kommunikation gelegt werden, denn nur in diesem Punkt unterscheidet sich die kollaborative Grup-penarbeit in virtuellen Lernumgebungen von jener in klassischen Lernumgebungen und vom individuellen Lernen. Ausgehend von den Eigenschaften der computervermittelte Kommunikation, verbunden mit weiteren Merkmalen von Gruppenarbeit an sich, ist es möglich, Vor- und Nachteile von computerunterstütztem kollaborativen Lernen zu bestimmen. Abschließend kann daraus abgeleitet werden, welche Rahmenbedingungen kollaborative Gruppenarbeiten in virtuellen Lernumgebungen begünstigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Spezifische Eigenschaften der computervermittelten Kommunikation
- Mündlichkeit versus Schriftlichkeit
- Besonderheiten der interpersonellen Wahrnehmung
- Synchrone und asynchrone Kommunikation
- Kollaboratives Lernen
- Informationsverarbeitung und Wissenskonstruktion in der Gruppe
- Gruppendynamische Prozesse
- Die Rolle des Lehrenden - teaching presence
- Computer Supported Collaborative Learning – CSCL
- Vorteile und Potentiale
- Nachteile und Risiken
- Voraussetzungen für den Einsatz von CSCL
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den Vor- und Nachteilen von kollaborativer Gruppenarbeit in virtuellen Lernumgebungen. Dabei wird der Fokus auf den konstruktivistischen Ansatz gelegt, der das aktive und selbstverantwortliche Konstruieren von Wissen durch Lernende betont. Die Arbeit untersucht, wie die computervermittelte Kommunikation die Gruppenarbeit beeinflusst und welche spezifischen Herausforderungen und Chancen sich im Vergleich zu klassischen Lernumgebungen ergeben.
- Die Besonderheiten der computervermittelten Kommunikation im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation
- Die Rolle von Gruppenarbeit im konstruktivistischen Lernprozess
- Die Vor- und Nachteile von Computer Supported Collaborative Learning (CSCL)
- Die notwendigen Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von CSCL
- Die Relevanz von kollaborativem Lernen in virtuellen Lernumgebungen für die heutige Bildungswelt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der kollaborativen Gruppenarbeit in virtuellen Lernumgebungen ein und stellt den konstruktivistischen Ansatz sowie die Relevanz des Themas für die heutige Bildungswelt dar. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Vor- und Nachteile von CSCL zu beleuchten und die Voraussetzungen für dessen erfolgreichen Einsatz zu erforschen.
- Spezifische Eigenschaften der computervermittelten Kommunikation: Dieses Kapitel untersucht die charakteristischen Eigenschaften der computervermittelten Kommunikation im Vergleich zur Face-to-Face-Kommunikation, wobei insbesondere auf die Unterschiede in der Mündlichkeit versus Schriftlichkeit sowie die Besonderheiten der interpersonellen Wahrnehmung eingegangen wird.
- Kollaboratives Lernen: Das dritte Kapitel beleuchtet das kollaborative Lernen im Kontext des konstruktivistischen Ansatzes. Es werden wichtige Aspekte der Informationsverarbeitung und Wissenskonstruktion in der Gruppe sowie die Rolle des Lehrenden (teaching presence) im Prozess des kollaborativen Lernens betrachtet.
- Computer Supported Collaborative Learning – CSCL: Dieses Kapitel befasst sich mit den Vorteilen und Potentialen von CSCL. Es werden verschiedene Einsatzmöglichkeiten und die Auswirkungen auf den Lernprozess untersucht.
- Voraussetzungen für den Einsatz von CSCL: In diesem Kapitel werden die Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von CSCL betrachtet. Es werden die wichtigsten Rahmenbedingungen, die zur erfolgreichen Umsetzung von kollaborativen Lernprozessen in virtuellen Lernumgebungen notwendig sind, analysiert.
Schlüsselwörter
Kollaboratives Lernen, CSCL, computervermittelte Kommunikation, virtuelles Lernen, konstruktivistische Didaktik, Gruppenarbeit, E-Learning, Wissenskonstruktion, teaching presence, Rahmenbedingungen.
- Quote paper
- Dagmar Zindel (Author), 2012, Vor- und Nachteile von kollaborativer Gruppenarbeit in virtuellen Lernumgebungen , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205479