Mit Pod- und Vodcasts neue Wege in der Bildungswissenschaft beschreiten

Beschreibung, Umsetzung und Reflexion eines eigenen Pod-/Vodcasts


Dossier / Travail, 2012

17 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Pod- und Vodcasts in der Bildungswissenschaft

3. Planung und Umsetzung einer eigenen Podcastidee
3.1 Bedarfsanalyse und Begründung der Thematik
3.2 Konzeption
3.3 Entwicklung des Podcasts und Reflexion des Konzepts

4. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Begriff Podcast, eine Wortneuschöpfung auf Grundlage der Begriffe Broadcasting (engl. für Sendung oder Übertragung) und iPod (MP3-Player der Firma Apple), bezeichnet eine Art Radiosendung, die über das Internet zu beziehen ist und dort meist kostenlos zur Verfügung gestellt wird (vgl. Bastiaens, 2011, S.85). Die Verbreitung von Podcasts erfolgt in der Regel über RSS-Feeds oder Podcast-Verzeichnisse, aber auch über kommerzielle Anbieter wie den Apple iTunes Music Store. Obwohl Apple den Podcast nicht erfunden hat, auch, wenn dies der Name nahelegt, verhalf das Unternehmen durch iTunes dem Medium zu einer schnellen und umfangreichen Verbreitung und verhalf ihm dadurch zu seinem enormen Erfolg (vgl. Alby, 2008, S.74). Im Gegensatz zu einer konventionellen Radiosendung sind Podcasts nicht an Ort und Zeit gebunden, können heruntergeladen und zu einem beliebigen Zeitpunkt über den Computer, MP3-Player oder Ähnlichem angehört werden (vgl. de Carvalho J., 2011). Aufgrund der technisch recht einfachen Produktion von Podcasts reiht sich das Medium neben Weblogs und anderen in die Techniken des Web 2.0 ein, das sich vor allem durch die Möglichkeit, neben der Rezeption auch selbst zu produzieren und veröffentlichen, auszeichnet: jeder Nutzer[1] ist in der Lage, mehr oder weniger aufwändig Podcasts verschiedener Länge, unterschiedlicher Qualität und eines beliebigen Themas zu veröffentlichen.

Neben der Produktion und Rezeption zum Zweck der Unterhaltung werden Podcasts zunehmend auch in der Lehre eingesetzt, wobei man in diesem Fall von Educasts spricht (vgl. Zorn, Auwärter, Krüger & Seehagen-Marx, 2011). „Sie dienen als Informationsquelle, Ausdrucksmittel individuellen Lernens sowie als Lerngegenstand.“ (Zorn et al., 2011, S.2)

In der vorliegenden Hausarbeit steht die Verwendung von Podcasts in der Bildung und Lehre im Fokus der Betrachtung, wobei mit dem Begriff Podcast immer alle Unterformen, die im folgenden Kapitel ausführlich beschrieben werden, gemeint sind. Nachdem zunächst Grundlegendes zum Medium Podcast und dessen Funktionen und Motiven im Bereich der Bildungswissenschaft geklärt wird, wird im Anschluss am Beispiel eines eigenen, konkreten Projektes die Konzeption und Entwicklung eines Podcasts dargestellt und im Anschluss reflektiert, wobei auch hier der Schwerpunkt auf der Frage nach den Potentialen dieses Mediums im Bildungsbereich liegen wird.

2. Pod- und Vodcasts in der Bildungswissenschaft

Ursprünglich waren Podcasts audiobasiert, ganz im Sinne einer Radiosendung. Mittlerweile haben sich daneben weitere Formen etabliert, die durch Erweiterungen der Audiodarbietung entstehen. So kann z.B. der Podcast durch elektronische Folien unterstützt bzw. ergänzt werden, welche synchron abgespielt werden. In diesem Fall spricht man von enhanced Podcasts. Daneben ist der Vodcast zu nennen, bei dem die Audiospur durch Videoelemente teilweise oder ganz unterstützt wird, und der Screencast, bei dem Computer- bzw. Bildschirminhalte aufgezeichnet werden (vgl. Zorn et al., 2011).

Hinsichtlich der Funktionen von Podcasts kann, ebenso wie bei anderen Medien bzw. Technologien des Web 2.0, grob zwischen einer persönlichen und einer nicht-persönlichen Funktion unterschieden werden. Während es bei der persönlichen Funktion vor allem um die Selbstdarstellung, die Pflege sozialer Kontakte oder eine Art Tagebuchführen geht, ist die nicht-persönliche Funktion eher dem beruflichen Bereich vorbehalten. Hier werden Medien und Technologien vor allem als Kommunikations-und Koordinationsmedium oder ergänzendes Diskursmedium genutzt (vgl. Bastiaens, Schrader & Deimann, 2011, S.48). Im Bereich der Bildungswissenschaft können Medien ebenfalls eine persönliche oder nicht-persönliche Funktion aufweisen, abhängig davon, ob und wie sie in Lernszenarien eingebettet sind. Generell muss hier danach unterschieden werden, wer jeweils Produzent und Rezipient eines Podcasts ist. Ist der Lehrende Produzent eines Podcasts für Lernende als Rezipienten, fungiert der Podcast im kognitivistischen Sinn im Rahmen des instruierenden Lernens als Wissensvermittler (vgl. Zorn et al., 2011, S.3) und erfüllt in diesem Sinn eine Distributionsfunktion (vgl. Reinmann, 2011, S.49f). Hier steht zudem klar eine nicht-persönliche Funktion im Vordergrund. Ist der Lernende selbst Rezipient, folgt dies eher dem Konstruktivismus, da Wissen wiedergegeben und strukturiert werden muss. „Der Educast dient dann als ein zu konstruierendes Artefakt, das als eine veräußerlichte Form der erfolgten Lern- und Denkprozesse diskutiert werden kann.“ (Zorn et al., S.3) Dieser Einsatz in konstruktivistischen Lernszenarien wird auch als Learning-by-Designing bezeichnet (vgl. Zorn et al., S.3) und erfüllt gleichzeitig eine persönliche und eine nicht-persönliche Funktion. Hier werden Podcasts bewusst als Teil eines Lernszenarios in ihrer Funktion als Lernmittel eingesetzt, der Podcast an sich und die Produktion erfüllt jedoch für den Lernenden auch eine persönliche Funktion der Darstellung eigener Ideen und des eigenen Wissens. Denkbar ist auch bei Podcasts, ähnlich wie bei Weblogs, die Nutzung als Lernjournal. Auch dies entspräche einer persönlichen Funktion (vgl. Bastiaens et al., 2011, S.55f), da hier individuelle Lernfortschritte strukturiert dargestellt, dokumentiert und reflektiert werden.

Neben der Unterteilung in nicht-persönliche und persönliche Funktion eines Medieneinsatzes, bei der es im eigentlichen Sinn vor allem um die Motive des Produzenten geht, können unterschiedliche Funktionen im Rahmen eines didaktischen Konzepts festgestellt werden. Ketterl, Schmidt, Mertens und Morisse (2006) unterscheiden in diesem Zusammenhang in Anlehnung an Brenner (2004) drei didaktische Konzeptionen zum Einsatz von instruierenden Podcasts in der Lehre: Anreicherung, Integration und Virtualisierung. Während Podcasts im Rahmen des Anreicherungskonzepts lediglich Ergänzungen zum eigentlichen Lehrangebot darstellen, die nicht genutzt werden müssen, werden Podcasts im Rahmen des Integrationskonzeptes als verbindlich zu nutzende, einzelne Elemente im Lernszenario eingesetzt, z.B. als vorbereitende Hausaufgabe oder verbindliche Online-Vorlesung als Ersatz für eine Präsenz-Vorlesung. Das Virtualisierungskonzept geht darüber hinaus und verschiebt ein gesamtes Lernszenario in den Online-Bereich. Hier ersetzen Podcasts z.B. klassische Vorlesungen, Begleitaktivitäten finden auch online statt (vgl. Ketterl et al., 2006, S.8f). Hier wird deutlich, dass der Einsatz von Podcasts nicht nur unterschiedlichen Motiven folgt, sondern auch aufgrund unterschiedlicher didaktischer Konzeptionen stark variieren kann.

Für den Einsatz in der Schule kann ergänzt werden, dass Podcasts, ebenso wie andere Werkzeuge und Medien des e-Learnings, die Auseinandersetzung der Lernenden mit den ihnen gestellten Aufgaben unterstützen und neue Zugänge zu Lerninhalten eröffnen können (vgl. Schaumburg & Seidel, 2011, S.362). Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund der konstruktivistischen Didaktik, die den Lernenden als aktiv-konstruierendes Subjekt begreift und Selbststeuerung, Kooperation und Authentizität einen besonderen Stellenwert einräumt (vgl. Schaumburg & Seidel, 2011, S.362). Schaumburg und Seidel (2011, S.362) sprechen in diesem Zusammenhang auch von Funktionen als Werkzeuge für Wissensaustausch und Veröffentlichung von schulischen Arbeitsergebnissen.

Podcasts in der Bildungswissenschaft bieten also auf unterschiedliche Weise das Potential, erfolgreiches Lernen zu ermöglichen, indem sie zentrale Lernprinzipien beachten und unterstützen (vgl. Bastiaens, 2011, S.21).

3. Planung und Umsetzung einer eigenen Podcastidee

3.1 Bedarfsanalyse und Begründung der Thematik

Als hauptberufliche Lehrerin an einer berufsbildenden Schule unterrichte ich regelmäßig auch Kurse in der gymnasialen Oberstufe im Fach Deutsch. Einer der dort behandelten Themenkomplexe ist „Vielfalt lyrischen Sprechens“. Gerade zu Lyrik haben Schüler in der Regel wenig Bezug, grundsätzlich muss gerade beim Umgang mit dieser Textsorte immer wieder nach neuen Möglichkeiten der motivierenden Auseinandersetzung gesucht werden. Zentrales Ziel der Konzeption jeder Lernumgebung ist ein Mehrwert gegenüber anderen Lösungen (vgl. Kerres, Ojstersek & Stratmann, 2011, S.266). Die klassische Vorgehensweise, welche die Gedichtanalyse und –interpretation, d.h. Textarbeit in den Vordergrund stellt, ist zwar zielführend, wird von Schülern aber eher als langweilig empfunden. Aus diesem Anlass und weil digitale Medien heute bereits als „elementare Kulturtechnik“ (Bastiaens, Schrader & Deimann, 2011, S.39) begriffen werden, bietet sich hier die Produktion eines Podcasts an, um die Unterrichtsinhalte auf eine motivierendere Art aufzubereiten. Zudem erscheint ganz besonders an einer beruflichen Schule, deren didaktische Ausrichtung die Handlungskompetenz deutlich in den Vordergrund rückt und die ständig um eine möglichst sinnvolle Anbindung an den beruflichen Alltag bzw. die berufliche Zukunft ringt, der Einsatz neuster Medien als gewinnbringend.

Das Thema für den hier konzipierten Podcast ist also „Lyrik im Wandel der Zeit. Wie Lyrik Liebesauffassung und Menschenbild verschiedener Literaturepochen widerspiegelt.“ Der Podcast wird aus sieben einzelnen Episoden bestehen (eine Eingangsepisode und sechs Episoden zu je einer Epoche), die auch unabhängig voneinander eingesetzt bzw. angehört werden können. Während die erste Episode von der Autorin und gleichzeitigen Lehrkraft produziert wird, werden die weiteren Episoden von den Lernenden selbst produziert.

Ein Podcast eignet sich hier aus Sicht der Autorin besonders, weil die Produktion einer reinen „Hördatei“ (siehe auch Kap. 3b) die Lernenden dazu zwingt, sich aktiv mit dem Lerninhalt auseinanderzusetzen, dabei bestehendes Wissen zu aktivieren, den Lerninhalt zu erforschen und Denken und Wissen zu verbalisieren (vgl. Bastiaens, 2011).

Weil es bei diesem Thema nicht zwingend einer Visualisierung bedarf, es an sich aber dennoch recht komplex ist, ist die erwartete Lernleistung, konstruiertes Wissen in eine Podcast-Episode umzusetzen, zwar anspruchsvoll, mit der zur Verfügung gestellten Zeit und der Zurverfügungstellung von relevanten technischen Anforderungen aber zu bewältigen. Es kann zudem angenommen werden, dass die Produktion eines Podcasts dazu führt, dass das Lernen in diesem Fall emotional engagiert und intrinsisch motiviert erfolgt, sodass wesentliche Faktoren des erfolgreichen Lernens erfüllt werden können (vgl. Bastiaens, 2011).

3.2 Konzeption

3.2.1 Funktionen und Motive

Der hier konzipierte Podcast ist Teil einer formellen Lernsituation, nämlich des Unterrichtes an einer bestimmten Schule, zunächst in einem bestimmten Kurs. Er erfüllt unterschiedliche Funktionen. Zunächst ist er in seiner Gesamtheit Handlungsprodukt im Sinne einer handlungs – und problemorientierten Didaktik, was hier die general instructional strategy darstellt (vgl. Schneider, 2011). Die Erstellung des Podcasts als Gesamtheit „ersetzt“ den üblichen Unterricht zu diesem Thema.

[...]


[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird hier und im Folgenden nur die männliche Form verwendet, die weibliche ist aber stets ebenso gemeint.

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Mit Pod- und Vodcasts neue Wege in der Bildungswissenschaft beschreiten
Sous-titre
Beschreibung, Umsetzung und Reflexion eines eigenen Pod-/Vodcasts
Université
University of Hagen
Note
1,0
Auteur
Année
2012
Pages
17
N° de catalogue
V205481
ISBN (ebook)
9783656320203
ISBN (Livre)
9783656320692
Taille d'un fichier
409 KB
Langue
allemand
Mots clés
Podcast, Vodcast, Lehre, Bildung, Konzeption
Citation du texte
Dagmar Zindel (Auteur), 2012, Mit Pod- und Vodcasts neue Wege in der Bildungswissenschaft beschreiten , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205481

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