Wer sich für die Literatur der DDR interessiert (und vor allem für jene, die auch aus heutiger Sicht noch uneingeschränkt lesenswert ist), der kommt an Christa Wolf und ihrem Frühwerk „Der geteilte Himmel“ kaum vorbei. Nicht ohne Grund wurde die Erzählung der jungen Autorin in Ost- wie in Westdeutschland seinerzeit als „außergewöhnliches literarisches Ereignis“ verstanden. Sie ist jedoch nicht nur in Bezug auf ihren Inhalt, sondern auch auf ihre Erzähltechnik und Stilistik durchaus beachtenswert, hatte sie doch wesentliche Bedeutung für die Erschließung formaler Möglichkeiten und stofflicher Freiheiten für die kommende DDR-Literatur. Eines der charakteristischsten stilistischen Mittel der Erzählung ist der Gebrauch zahlreicher Symbole, der sich wohl einerseits auf die Freude der unerfahrenen Schriftstellerin am dichterischen Bild zurückführen lässt, andererseits aber auch die Absicht verfolgt, die von der sozialistisch-realistischen Literatur angestrebte Eindeutigkeit zu relativieren. Beispiele hierfür sind die mannigfaltigen Natursymbole, wozu auch das ständig auftauchende Bild des sich verändernden Himmels zu zählen ist, das gemeinsame Zimmer der Hauptfiguren Manfred und Rita, das wie eine „Gondel“ über der Stadt schwebt, die Testfahrt des neuen Waggonmodells während des Raumflugs von Juri Gagarin, Träume, Straßen, Licht und Farben, Stillstand und Bewegung, Dorf und Stadt (vor allem in der Gegenüberstellung von Ost und West), aber auch Ritas Vorbildfiguren. Befasst man sich näher mit der Symbolik der Erzählung, so fällt auf, dass verschiedene Symbole immer wieder auftauchen, sich ihre Bedeutung von Situation zu Situation jedoch verändert. Und betrachtet man dieses Phänomen nun noch genauer, so kann eine Korrelation zwischen der Bedeutung der Symbole und der Entwicklung der Hauptfiguren festgestellt werden. Dieser Zusammenhang soll Thema der vorliegenden Arbeit sein. Zu untersuchen sind dabei folgende Aspekte: Zu welchem Zweck setzt die Autorin welche Symbole ein, durch welche Symbole werden die Entwicklungsschritte der Protagonisten Rita und Manfred begleitet? Was erreicht der Einsatz von Symbolen in der Beschreibung der jeweiligen Lebenssituationen der Figuren, welche Eindrücke werden für den Leser verstärkt? Wie verändert sich die Bedeutung ein und desselben Symbols im Laufe der Erzählung? Und auch: Wie bewertet die Sekundärliteratur Christa Wolfs Einsatz von Symbolen?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Figurenentwicklung
- 2.1 „Alles im richtigen Gleichgewicht“: Leben im Dorf als Ausgangspunkt
- 2.2 „Schauplatz zukünftiger Abenteuer“: Manfred, Schwarzenbach und „die Stadt“
- 2.2.1 Manfred
- 2.2.2 Schwarzenbach
- 2.2.3 Die Stadt
- 2.3 Die „Strenge des Lebens“: Im Waggonwerk und bei den Herrfurths
- 2.3.1 Arbeitsantritt im Waggonwerk
- 2.3.2 Meternagel
- 2.3.3 Streit bei Herrfurths
- 2.4 Nach dem „Gipfel“ die „Sintflut“: Entwicklung der Beziehung Ritas und Manfreds
- 2.4.1 Fahrt in den Harz
- 2.4.2 Der Traum
- 2.4.3 Beginn der Katastrophe
- 2.4.4 Probefahrt und „die Nachricht“
- 2.4.5 Manfreds Flucht und Eindrücke aus Westberlin
- 2.4.6 Im Sanatorium
- 3 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Korrelation zwischen Symbolik und der Entwicklung der Hauptfiguren in Christa Wolfs „Der geteilte Himmel“. Ziel ist es, Christa Wolfs Einsatz von Symbolen zu analysieren und deren Bedeutung für die Darstellung der Figuren und ihrer Lebensumstände zu beleuchten. Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklung der Protagonistin Rita und ihren Partner Manfred.
- Die Bedeutung von Natur- und Stadtsymbolik in der Darstellung der unterschiedlichen Lebensphasen der Figuren.
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen Rita und Manfred im Kontext der verwendeten Symbole.
- Die Veränderung der symbolischen Bedeutung im Laufe der Erzählung und ihre Funktion für die Charakterentwicklung.
- Die Rolle von Symbolen in der Darstellung gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse der DDR.
- Eine kritische Auseinandersetzung mit der Sekundärliteratur zum Thema.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Bedeutung von Christa Wolfs „Der geteilte Himmel“ für die DDR-Literatur. Sie hebt den vielschichtigen Einsatz von Symbolen in der Erzählung hervor und kündigt die zentrale Fragestellung der Arbeit an: die Korrelation zwischen der Symbolik und der Entwicklung der Hauptfiguren. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Symbole im Kontext der chronologischen Entwicklung der Geschichte Ritas, beginnend mit ihrer Jugend im Dorf, über ihre Beziehung zu Manfred und ihre Arbeit im Waggonwerk, bis hin zu den entscheidenden Ereignissen, die ihre Lebensbahn nachhaltig beeinflussen.
2.1 „Alles im richtigen Gleichgewicht“: Leben im Dorf als Ausgangspunkt: Dieses Kapitel beschreibt Ritas Leben im Dorf als Ausgangspunkt ihrer Entwicklung. Die anfängliche Harmonie und Zufriedenheit werden durch die Symbolik der Natur, insbesondere des Himmels, dargestellt. Die Beschreibung des Dorflebens als ausgeglichen und idyllisch steht im Kontrast zu Ritas innerer Sehnsucht nach einem erfüllten Leben und verdeutlicht ihr Gefühl der Eingeschlossenheit und des „bösen blinden Zufalls“, trotz der positiven äußeren Umstände. Die Symbolik des Dorfes wird als Ausgangspunkt und gleichzeitig als Begrenzung für Ritas Entwicklung dargestellt.
2.2 „Schauplatz zukünftiger Abenteuer“: Manfred, Schwarzenbach und „die Stadt“: Hier wird die Begegnung Ritas mit Manfred und Schwarzenbach beschrieben, die ihre bisherige Lebenswelt aufbrechen. Die Symbolik des Himmels, der Straße und des Dorfes wird im Kontext der Beziehung zwischen Rita und Manfred und ihrer Sehnsucht nach etwas Neuem analysiert. Der Ort des ersten Treffens wird als symbolische Weggabelung gedeutet, welche sowohl das Zusammenkommen als auch ein mögliches Auseinandergehen andeutet. Das Kapitel fokussiert auf den Kontrast zwischen Dorf und Stadt, der die unterschiedlichen Lebenswelten und Sehnsüchte der Figuren symbolisiert.
Schlüsselwörter
Christa Wolf, Der geteilte Himmel, DDR-Literatur, Symbolik, Figurenentwicklung, Rita Seidel, Manfred, Dorf, Stadt, Ost-West-Konflikt, Sozialistischer Realismus, Beziehung, Identität, Sehnsucht, Emanzipation.
Häufig gestellte Fragen zu Christa Wolfs "Der geteilte Himmel"
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Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptteil, der die Figurenentwicklung anhand verschiedener Kapitel (Leben im Dorf, Begegnung mit Manfred und Schwarzenbach, Arbeit im Waggonwerk, Entwicklung der Beziehung zwischen Rita und Manfred) analysiert, und eine Schlussbetrachtung. Der Hauptteil ist detailliert untergliedert und analysiert die Symbolik in verschiedenen Phasen der Lebensgeschichte Ritas und Manfreds.
Welche Symbole werden in der Analyse betrachtet?
Die Analyse konzentriert sich auf die Symbolik von Natur und Stadt, um die unterschiedlichen Lebensphasen der Figuren darzustellen. Weitere Symbole werden im Kontext der Beziehung zwischen Rita und Manfred und der Darstellung gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse der DDR untersucht. Die Bedeutung dieser Symbole wird im Laufe der Erzählung analysiert und auf ihre Funktion für die Charakterentwicklung untersucht.
Welche Figuren stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklung der Protagonistin Rita Seidel und ihres Partners Manfred. Die Arbeit untersucht ihre Beziehung im Kontext der verwendeten Symbole und deren Einfluss auf ihre Lebenswege.
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- Arbeit zitieren
- Wiebke Hugen (Autor:in), 2011, Die Korrelation zwischen Symbolik und der Entwicklung der Hauptfiguren in Christa Wolfs „Der geteilte Himmel", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205719