Der wohl häufigste Kritikpunkt, den sich Kantianer anhören müssen, ist der des Verzichtes der Betrachtung einer Konsequenz einer Handlung als Gradmesser ihres moralischen Stellenwerts. Dieser Verzicht ist zunächst nur schwer nachvollziehbar und überdies nur schwer erklärbar, scheint es doch zunächst ganz natürlich, das Handeln, bzw. die Moralität einer Handlung nach ihren Konsequenzen zu beurteilen. Betrachtet man jedoch die Herleitung, den Zusammenhang dieser Vorgabe, wird deutlich, daß die Herangehensweise Kants notwendigerweise nur den einen Schluß zulässt, nämlich dass die Frage, ob eine Handlung moralisch ist oder nicht, nicht an ihren Folgen bemessen werden kann, sondern die Antwort aus anderen Vorgaben resultiert.
Nicht nur „Nicht- Philosophen“ tun sich schwer mit dieser Vorgabe, im Gegenteil: Von allen Seiten wird Kant, eben wegen diesem Verzicht der Betrachtung der Konsequenzen, der „Verleugnung der Zwecke“ scharf angegangen: Hegel wirft ihm „Weltfremdheit“ vor, Bernard Williams kritisiert (unter anderem), dass es doch eben genau der Gesamtnutzen der Folgen einer Handlung sei, der die Güte, oder Moralität einer Handlung bestimme und Utilitaristen wie Hare kommen mit einer solchen Vorgabe überhaupt nicht klar, was allerdings in der Natur der Sache liegt, ist doch der Utilitarismus eine Form des Konsequentialismus, und wir es also hier mit einer genau entgegengesetzten Betrachtungsweise zu tun haben.
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit beschränkt sich auf einige Kritikpunkte, die sich auf den Verzicht der Zwecke in der Moralphilosophie Kants beziehen, und das Angebot von Lösungsvorschlägen. Dies geschieht aus mehreren Gründen: Allein die vollständige Beschreibung der Notwendigkeit des Zweckverzichts bei Kant würde den Rahmen sprengen. Außerdem existieren bereits vielfältige Interpretationsversuche zu diesem Thema, die alle, innerhalb der selbst auferlegten Grenzen, stimmig sind. Versucht man nun, diese unterschiedlichen Ansatzpunkte untereinander zu verbinden, merkt man schnell, daß dies nicht möglich ist; die einzelnen Herangehensweisen widersprechen einander. Eine Kritik, die so plausibel ist, daß sie die anderen negiert, wurde also noch nicht gefunden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zielsetzung
- Kurze Erläuterung für die Notwendigkeit des Verzichts auf Zwecke in der Moralphilosophie Kants
- Mögliche Kritikpunkte
- Mögliche Lösung: Diskursethik
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Kritik am Verzicht auf die Betrachtung von Handlungsfolgen als Gradmesser des moralischen Stellenwerts in Kants Moralphilosophie. Ziel ist es, einige Kritikpunkte zu beleuchten und mögliche Lösungsvorschläge anzubieten. Die umfassende Beschreibung der Notwendigkeit des Zweckverzichts bei Kant würde den Rahmen sprengen, und es existieren bereits vielfältige Interpretationsversuche zu diesem Thema.
- Die Notwendigkeit des Zweckverzichts in Kants Moralphilosophie
- Kritikpunkte an Kants Verzicht auf die Betrachtung von Konsequenzen
- Mögliche Lösungsansätze für die Problematik
- Die Rolle der Autonomie und der Vernunft in der Moral
- Die Beziehung zwischen Natur und Vernunft im Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik des Verzichts auf die Betrachtung von Handlungsfolgen als Gradmesser des moralischen Stellenwerts in Kants Moralphilosophie vor.
- Zielsetzung: Dieses Kapitel erläutert die Ziele der vorliegenden Hausarbeit: die Analyse von Kritikpunkten am Zweckverzicht und die Suche nach möglichen Lösungsvorschlägen.
- Kurze Erläuterung für die Notwendigkeit des Verzichts auf Zwecke in der Moralphilosophie Kants: Dieses Kapitel erläutert Kants Argumentation, warum die Moralität einer Handlung nicht an ihren Folgen gemessen werden kann, sondern auf der Vernunft basiert.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit behandelt zentrale Themen der Kantschen Moralphilosophie, insbesondere den Verzicht auf die Betrachtung von Handlungsfolgen, die Bedeutung der Autonomie und Vernunft, sowie die Kritik an Kants Position. Weitere relevante Schlüsselbegriffe sind Zweckfreiheit, kategorischer Imperativ, Diskursethik, Utilitarismus und Konsequentialismus.
- Quote paper
- Jan Taussig (Author), 1998, Die Problematik des Verzichts der Betrachtung von Konsequenzen einer Handlung als Gradmesser ihres moralischen Stellenwerts in Kants Moralphilosophie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20588