Diese Rezension ist das Ergebnis einer wissenschaftskritischen Analyse der dem obigen Buch entnommenen Hypothesen und Metahypothesen (a posteriori sowie a priori). Sie deckt ,,blinde Flecken" der Forscher bei der Betrachtung und Deutung der Todesnähephänomene ebenso auf wie die Widersprüche in den Aussagen einzelner Autoren und deren verzweifelten Versuchen ,,wissenschaftlich" zu bleiben in ihren Grundpositionen. Diese Rezension ist als Anregung zu vertiefenderem Diskurs gedacht, zeigt aber auch messerscharf die Grenzen menschlicher Erkenntnis auf. Dabei verweist sie indirekt auf ein transrationales Verstehen, das in Gestalt des ,,Für-wahr-glaubens" besteht und eindeutig christozentrisch ausgerichtet ist (Hebr. 11,1). Denn alle Erkenntnisse über Zustände und Ereignisse, die jenseits von Raum und Zeit liegen, lassen nur eine bedingte Wirklichkeitsdeutung zu bzw. lassen sich überhaupt nicht sprachlich vermitteln, da Sprache selbst zeitgebunden ist. Was für uns begreifbar ist, liegt im Bereich menschlicher Erfahrung, die innerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums in einer Erlebniswelt stattfindet, die ein zeitliches Nacheinander aufweist. Diese Erfahrung ist jenseits der Todesgrenze jedoch ausgeklammert. ,,Auch scheinbar feststehende Säulen der Erkenntnis, wie Raum und Zeit, müssen statt als Gegebenheit der objektiven Welt als unvermeidliches Begriffsgerüst unserer Vernunft betrachtet werden (von Glasersfeld 1991, S.23). Dies bringt eine radikale Verschiebung des Wissensbegriffs mit sich."
Inhaltsverzeichnis
- Todesnäheerlebnisse: mit den Sinnen im Übersinnlichen
- Einleitung
- I. Vom weltanschaulichen Idealismus zum anthropologischen Dualismus: postplatonische Deutungswege der NDE-Phänomenologie
- II. Von der Wirklichkeitsattribution zum realexplikativem Theorem
- III. Von rationalen Kurz- und Fehlschlüssen: vom Circulus vitiosus logizistischer Deduktion oder wenn sich die Schlange in den Schwanz beißt
- IV. Schlussgedanken: Athanasia als Folge gottgewirkter Auferstehung nach der Parusie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Rezension befasst sich mit der wissenschaftlichen Analyse der Hypothesen und Metahypothesen, die im Buch „Todesnähe: Interdisziplinäre bzw. wissenschaftliche Zugänge zu einem außergewöhnlichen Phänomen“ von Hubert Knoblauch & Hans-Georg Soeffner (Hg.) vertreten werden. Die Rezension hinterfragt die Deutungsansätze und die wissenschaftliche Methodik, die in der Erforschung von Todesnäheerlebnissen zum Einsatz kommen.
- Die Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis im Umgang mit transzendenten Phänomenen
- Die Rolle von Weltanschauungen und Glaubenssätzen in der Interpretation von Todesnäheerlebnissen
- Die Kritik an der Überlebenshypothese und der Gültigkeit paranormaler Leistungen im Kontext der NDE
- Die Untersuchung der Rolle von Archetypen und Geistgestalten in NDE-Erlebnissen
- Die Auseinandersetzung mit dem "Für-wahr-glauben" als transrationalem Verstehensprinzip
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Buches beleuchtet die unterschiedlichen erkenntnistheoretischen Positionen zur Interpretation von Todesnäheerlebnissen, wobei die wissenschaftlichen Zugänge kritisch hinterfragt werden. Das erste Kapitel analysiert die postplatonische Deutung von NDE-Phänomenen, die auf einen anthropologischen Dualismus und transzendentale Erfahrungen verweisen. Kapitel Zwei befasst sich mit der Frage der Wirklichkeitsattribution und entwickelt ein realexplikatives Theorem zur Erklärung der NDE-Phänomene.
Schlüsselwörter
Todesnäheerlebnisse, NDE, Phänomenologie, Weltanschauung, Glaubenssatz, Transzendenz, Paranormale Leistungen, Überlebenshypothese, Archetypen, Geistgestalten, "Für-wahr-glauben", transrationales Verstehen, wissenschaftliche Erkenntnis, Methodik, Kritik.
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- Holger Karsten Schmid (Autor), 2002, Todesnäheerlebnisse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2060