Strategische Entscheidungen - Delegation von Entscheidungen


Seminararbeit, 2012

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Problemstellung und Motivation

2. Forschungsdesign
2.1 Strategische Delegation in Ultimatumspielen
2.1.1 Versuchsanordnung
2.1.2 Ergebnisse
2.2 Faire Prozesse in Ultimatumspielen
2.2.1 Versuchsanordnung
2.2.2 Ergebnisse

3. Schlussbemerkungen

Literatur

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Spielform SB - Durchschnittswerte

Abb. 2: Spielform SN - Durchschnittswerte

Abb. 3: Spielform EB - Durchschnittswerte

Abb. 4: Spielform EN - Durchschnittswerte

Abb. 5: Vereinfachtes Ultimatumspiel

Abb. 6: Ablehnungsraten der Auszahlungsvariante C in den drei Spielformen

1. Problemstellung und Motivation

Warum nehmen sich Angeklagte einen Anwalt? Wozu werden Steuerberater mit der Erledigung der Steuererklärung beauftragt? Weshalb übertragen Teamleiter ihre Aufgaben an untergeordnete Mitarbeiter? All dies sind klassische Fälle von Delegation. Dabei werden Kompetenzen und Zuständigkeiten zwischen unterschiedlichen Instanzen verschoben. Oft geschieht dies lediglich aus Gründen der Arbeitsteilung. So können sich beispielsweise Manager auf die Führung des Unternehmens konzentrieren und gleichzeitig kann die Arbeitsbereitschaft, Loyalität sowie Entwicklung der Mitarbeiter gefördert werden. Auch die internen Prozesse können dadurch beschleunigt und effizienter gestaltet werden. In vielen anderen Situationen bleibt den Menschen jedoch gar nichts anderes übrig, als sich der Unterstützung von Vertretern zu bedienen. Agenten können über spezielle Fähigkeiten und Branchen-Know-How verfügen, eine höhere Verhandlungsmacht besitzen, intelligenter sein als ihre Auftraggeber oder erfahrener im Umgang mit bestimmten Sachverhalten. Durch Delegation verpflichtet sich ein Akteur auch in gewisser Weise dazu, eine bestimmte Handlung durchzuführen. Diese Art von Selbstbindung kann auch auf den spieltheoretischen Bereich transferiert werden. Hier spricht man dann von strategischer Delegation. Ein Spieler kann der Gegenpartei somit signalisieren, dass er nicht bereit ist, von seiner Entscheidung abzuweichen.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich vorrangig mit Abwandlungen des in der Spieltheorie oft verwendeten Ultimatumspiels. Im ersten Teil wird verdeutlicht, dass sowohl Sender als auch Empfänger von dem Einsatz eines Agenten profitieren können, solange das gewährte Bezahlungsschema öffentlich beobachtbar ist. Geht diese Transparenz jedoch verloren, kann nicht mehr davon ausgegangen werden, dass Delegation Nutzenvorteile mit sich bringt. Unter bestimmten Umständen kann die Beauftragung eines Vermittlers sogar zu niedrigeren Auszahlungen für den Auftraggeber führen. Abschließend zeigt sich, dass das Ergebnis des Spiels nicht nur in Form von obligatorischer Delegation beeinflusst wird. Allein schon die Option des Akteurs, einen Gesandten einsetzen zu können, hat erhebliche Auswirkungen auf den Ausgang des Spiels.

Der zweite Teil geht auf die Art des Auswahlprozesses des abgegebenen Angebots im Ultimatumspiel ein. Mittels Randomisierung kann aufgedeckt werden, dass die Responder bei einer zufälligen Ermittlung des Aufteilungsbetrags verstärkt bereit sind, schlechtere Angebote zu akzeptieren. Dies gilt jedoch nicht, wenn der Zufallsmechanismus auf eine ungünstige Weise verzerrt ist.

2. Forschungsdesign

Anhand zweier experimenteller Untersuchungen soll zum einen gezeigt werden, inwiefern der Einsatz von Delegierten eine erhebliche Nutzensteigerung mit sich bringen kann. Zum anderen wird in spieltheoretischen Modellen der Einfluss von fairen Prozeduren und Chancengleichheit auf das Verhalten der Teilnehmer gemessen.

2.1 Strategische Delegation in Ultimatumspielen

Dieses Kapitel bezieht sich auf die Ausführungen von Fershtman und Gneezy (2001), die sich mit simplen Ultimatumspielen beschäftigen und dabei auch Möglichkeiten zur Delegation berücksichtigen.

2.1.1 Versuchsanordnung

In vier Experimenten mit jeweils verschiedenen Arten von Delegationsmöglichkeiten werden die Entscheidungen von 192 Wirtschaftsstudenten im ersten Studienjahr analysiert. Allen Versuchen geht ein Ultimatumspiel in seiner Standardform voran, in welchem jeder Spieler der Sender-Gruppe die ihm zur Verfügung stehenden 100 Punkte zwischen sich und einem Teilnehmer der Empfänger-Gruppe aufteilen soll. Die Ergebnisse dieses ersten Teils dienen als Vergleichswerte zu den Resultaten des zweiten Durchlaufs, der bei den vier Versuchen variiert. Dieser ermöglicht entweder den Sendern oder Empfängern den Einsatz von Vertretern und unterscheidet sich durch die Beobachtbarkeit des Bezahlungsschemas der Agenten. Im Zuge der ersten Versuchsanordnung (SB: Sender, beobachtbar) soll der Sender einen Dritten mit der Abgabe des Vorschlags beauftragen und für diesen ein öffentlich sichtbares Vergütungsmodell aufstellen. Dazu erhält er weitere 20 Punkte, mithilfe derer er dem Beauftragten Anreize setzen kann, nach seinen eigenen Vorstellungen zu handeln. So soll ein Bezahlungsmuster festgelegt werden, das die Auszahlung des Agenten in Abhängigkeit der für den Auftraggeber erzielten Punkte definiert. Jedoch können ungenutzte Entgelteinheiten nicht vom Sender selbst behalten werden, was eine kostenlose Verwendung von Delegation garantiert. Wie im ursprünglichen Ultimatumspiel kann auch hier der Empfänger das Angebot annehmen und mögliche Zahlungen geltend machen oder die Offerte des Gesandten ablehnen, wodurch beide Parteien leer ausgehen.

Der Aufbau des zweiten Experiments (SN: Sender, nicht beobachtbar) ist identisch zu der beschriebenen ersten Anordnung, mit dem Unterschied, dass die Bezahlungsstruktur des Delegierten nicht einsehbar ist.

Auf der anderen Seite sollen in den beiden folgenden Modellen die Empfänger ihre Aufgaben an Vermittler übertragen. Auch in diesem Fall können sie 20 zusätzliche Punkte verwenden, um die Agenten zur Annahme oder Ablehnung bestimmter Angebote zu bewegen. Analog vorheriger Konstellationen ergeben sich hier ebenso die Varianten mit (EB: Empfänger, beobachtbar) und ohne (EN: Empfänger, nicht beobachtbar) Beobachtbarkeit der eingesetzten Bezahlungsmechanismen.

2.1.2 Ergebnisse

Bevor auf die Ergebnisse der einzelnen Versuche eingegangen wird, soll zunächst die Frage geklärt werden, ob es grundsätzlich Unterschiede bezüglich der Verhaltensweisen der vier beobachteten Teilnehmerklassen gibt. Dazu werden paarweise die Differenzen zwischen den Gruppen bezüglich Auszahlungen und vorgeschlagenen Angeboten im Ultimatumspiel des ersten Teils auf Signifikanz geprüft. Als Hilfsmittel dient der Mann-Whitney-U-Test, welcher auch im weiteren Verlauf zur Aufdeckung signifikanter Ungleichverteilungen herangezogen wird. Keiner der Homogenitätstests konnte statistisch relevante Diskrepanzen unter den Gruppen nachweisen.

Wie in zahlreichen anderen Arbeiten der Verhaltensforschung bereits behandelt, stellt das pareto-optimale Gleichgewicht im Ultimatumspiel eine Verteilung dar, bei welcher der Sender (fast) den gesamten aufzuteilenden Betrag erhält und der Empfänger selbst unbedeutend geringe Angebote annimmt. Dass dies in der Realität meist nicht zu beobachten ist und oft normative Wertungen, Neid oder Altruismus eine Rolle spielt, wird auch in dieser Arbeit deutlich. Weitere Überlegungen zu dieser Thematik liefern beispielsweise auch Fehr und Schmidt (1999).

Zentrale Frage soll jedoch sein, inwiefern die Integrierung einer dritten Partei in das bestehende Spielsystem Einfluss auf den Erfolg der Sender und Empfänger haben kann.

Hierzu wird beginnend die Spielform SB betrachtet. Wegen dem beobachtbaren Bezahlungsschema des Agenten sollten eigentlich kaum Abweichungen zum klassischen Ultimatumspiel im vorangegangenen Durchlauf auftreten. Schließlich ist es immer noch der Sender selbst, der mittels eines geeigneten Anreizsystems seine gewünschten Ziele durchsetzen kann. Um den Agenten zum Beispiel dahingehend zu beeinflussen, dass dieser ein für den Sender ertragsmaximierendes Angebot abgibt, könnte er ihm folgendes Auszahlungsschema bieten:

- Bezahlung des Betrags a mit 0 < a < 20, falls für den Sender 99 Punkte verhandelt werden
- Bezahlung des Betrags b mit 0 < b < a, sonst

So kann der Sender genau wie im Falle ohne Delegation über einen Zwischenschritt dem Empfänger exakte Angebote unterbreiten.

Die Ergebnisse des ersten Versuchs sind in Abbildung 1 zu finden und scheinen obige Vermutungen zu widerlegen. Dargestellt sind die durchschnittlichen Werte für abgegebene Angebote, Auszahlungen der Sender und Auszahlungen der Empfänger, jeweils mit und ohne Einsatz eines Agenten auf Seiten der Sender. Um die Auswirkungen der Delegation zu verifizieren, unterstützen die p-Werte des Mann- Whitney-U-Tests die Größenunterschiede an den jeweiligen Stellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Spielform SB - Durchschnittswerte[1]

Es ist ersichtlich, dass die Sender vom Gebrauch eines Vertreters profitieren. Sowohl die abgegebenen Angebote (d.h. den Betrag, den die Sender für sich behalten wollen) als auch die realisierten Gewinne sind hier signifikant höher als in der Standardausführung des Ultimatumspiels. Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass der Sender seinen Agenten als eine Art „Geisel“ einsetzt. Üblicherweise lehnen Empfänger sehr niedrige Angebote ab, um den Anbieter für sein unfaires und eigennütziges Verhalten zu bestrafen. In diesem Fall wäre aber auch der Delegierte von der Sanktion betroffen, der lediglich dem gegebenen Auszahlungsschema folgt und die egoistischen Handlungsmotive des Senders nicht beeinflussen kann. Der Empfänger möchte also nicht den Agenten für die empfundene Ungleichverteilung verantwortlich machen und akzeptiert auch schlechtere Angebote, was in einem Rückgang der Ablehnungsrate von 13% auf 5% deutlich wird. Auf der anderen Seite ist sich der Sender über das Verhalten des Empfängers im Klaren und forciert durch entsprechende Ausrichtung des Vergütungssystems erfolgversprechendere Angebote.

In der zweiten Abwandlung des Ausgangsspiels (SN) kann das Bezahlungsschema des Agenten von den Empfängern nicht beobachtet werden. Zwar geht die Wirkungsweise auch hier in die gleiche Richtung wie in der vorherigen Spielform, jedoch sind keine der Differenzen statistisch signifikant (siehe Abbildung 2). Somit sollten aus dieser Versuchsanordnung keine bedeutenden Schlussfolgerungen gezogen werden.

[...]


[1] Quelle: Eigene Grafik in Anlehnung an Fershtman und Gneezy (2001)

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Strategische Entscheidungen - Delegation von Entscheidungen
Hochschule
Universität Ulm  (Institut für Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Seminar zu strategischen Entscheidungen
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V206229
ISBN (eBook)
9783656332817
ISBN (Buch)
9783656334361
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Strategie, Strategische Entscheidungen, Delegation, Delegation von Entscheidungen, Verhaltenstheorie, Ultimatumspiel, Spieltheorie, Game Theory, Verhaltensökonomik, Fairness, Chancengleichheit, Experiment, Faire Prozesse
Arbeit zitieren
Bachelor of Science Peter Konz (Autor:in), 2012, Strategische Entscheidungen - Delegation von Entscheidungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206229

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