Das Konzentrationslager Mittelbau- Dora erhält durch die Vielzahl seiner Außenlager den Charakter eines Mikrokosmos der KZ- Haft und Zwangsarbeit mitten in Deutschland. Das Außenlager Rottleberode scheint sich mit durchschnittlich 1000 Häftlingen vollkommen in diesen Lagerkomplex einzuordnen und darin aufzugehen. Auch heute zeugt nur noch ein Gedenkstein an der Heimkehle-Höhle von der Existenz dieses KZ-Außenlagers. Dieser marginalen Darstellung entsprechend, werden die Außenlager in der Forschung oftmals als genaue Abbilder des Stammlagers angesehen, indem die Außenkommandos „[...] in der Organisation und Methode einschließlich des ausgeübten Terrors dem Hauptlager genau entsprachen“. Die Vielzahl der Außenlager im KZ-System Mittelbau und deren unterschiedliche Entwicklungen und Existenz- und Arbeitsbedingungen machen es allerdings unmöglich, von einem homogenen System zu sprechen, vielmehr ist eine differenzierte Detailuntersuchung der einzelnen Außenlager erforderlich. Hierin findet die vorliegende Arbeit ihren Ansatzpunkt. Es stellt sich die Frage, inwiefern das Außenlager Rottleberode selbständige Strukturen aufweist und ob es möglich ist, von einer Verselbständigung des Außenlagers zu sprechen.
Zur Beantwortung der komplexen Fragestellung nach selbständigen Tendenzen müssen die Bedingungen des Außenlagers im Einzelnen betrachtet werden. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge können nicht nur durch Beschreibung der Zustände nachvollzogen werden, sondern deren Ursachen und Folgen; sowie die Veränderungen sind zu unterscheiden. Es stellt sich daher die Frage, wie die spezifischen Existenzbedingungen entstehem und inwieweit dabei der Einfluss des Stammlagers greift. Den Schwerpunkt der Betrachtung des Außenlagers Rottleberode bilden die Lebensbedingungen der Häftlinge, deren Leiden allerdings im Rahmen der Arbeit nicht beschrieben werden können. Vielmehr stehen die Ursachen dieser Bedingungen im Vordergrund, um zu klären, welche Faktoren sich auf Leben und Arbeit im Außenlager Rottleberode auswirken und wo Verantwortungen liegen. Anhand der Einflussfaktoren wird geklärt, inwieweit äußere Faktoren Einfluss nehmen oder wie die Bedingungen durch selbständige Prozesse im Außenlager geprägt werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DAS KZ-SYSTEM MITTELBAU
- Die Herausbildung der Außenlager
- Die Bedingungen in den Außenlagern
- DAS AUBENLAGER ROTTLEBERODE
- Gründung im Kontext der Untertageverlagerung
- Die Lebensbedingungen der Häftlinge
- Organisation und Auswirkungen auf die Lebenswelt
- Unterkunft und Ernährung
- Medizinische Versorgung
- Verschlechterung der Bedingungen durch Abschiebepraxis - das Nebenlager Stempeda
- Organisation und Auswirkungen auf die Lebenswelt
- Beziehungen zum Stammlager
- Häftlingstransporte
- Handlungsräume der SS- Lagerführung
- ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, den Grad der Selbstständigkeit des Außenlagers Rottleberode im KZ-System Mittelbau-Dora zu untersuchen. Durch die Analyse der Lebensbedingungen der Häftlinge, der organisatorischen Strukturen und der Beziehungen zum Stammlager soll geklärt werden, inwieweit das Außenlager ein „Eigenleben“ entwickelte und ob es von einer Verselbständigung sprechen lässt.
- Die Herausbildung des Außenlagersystems im Kontext der Untertageverlagerung der Rüstungsindustrie
- Die Lebensbedingungen der Häftlinge im Außenlager Rottleberode, insbesondere die Auswirkungen der Organisation und des Einflusses des Stammlagers
- Die Beziehungen zwischen dem Außenlager Rottleberode und dem Stammlager Mittelbau-Dora, insbesondere die Häftlingstransporte und die Handlungsräume der SS-Lagerführung
- Die Bedeutung der Quellenlage für die Rekonstruktion der Geschichte des Außenlagers
- Die Forschungslage zum KZ-System Mittelbau-Dora und insbesondere zu den Außenlagern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Grad der Selbstständigkeit des Außenlagers Rottleberode. Kapitel 2 beleuchtet das KZ-System Mittelbau-Dora im Allgemeinen, insbesondere die Entstehung der Außenlager im Rahmen der Untertageverlagerung der Rüstungsindustrie sowie die allgemeinen Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Außenlagern. Kapitel 3 konzentriert sich auf das Außenlager Rottleberode. Es werden die Gründung des Lagers, die Lebensbedingungen der Häftlinge, die Organisation des Lagers und die Beziehungen zum Stammlager Mittelbau-Dora untersucht. Die Zusammenfassung und der Ausblick in Kapitel 4 fassen die Ergebnisse der Arbeit zusammen und geben einen Ausblick auf weitere Forschungsansätze.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem KZ-System Mittelbau-Dora, dem Außenlager Rottleberode, der Untertageverlagerung, der Zwangsarbeit, den Lebensbedingungen der Häftlinge, der Organisation des Lagers, den Beziehungen zum Stammlager, der Quellenlage, der Forschungslage und der Selbstständigkeit des Außenlagers.
- Quote paper
- Sophie Volkmann (Author), 2012, Das KZ-Außenlager Rottleberode: Bedingungen und selbständige Tendenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206387