Lesen gilt als eine derjenigen Kompetenzen, die essentiell sind, um in einer modernen
Gesellschaft bestehen zu können – eine Basiskompetenz. Im Rahmen der PISA-Studie
rückte nicht nur das deutsche Bildungssystem im Allgemeinen in den Fokus von
Öffentlichkeit und Politik, sondern auch das Leseverhalten deutscher Kinder und
Jungendlichen im Speziellen.
Diese Arbeit soll anhand trefflicher Beispiele zeigen, inwiefern sich das Leseverhalten von
Jungen und Mädchen unterscheidet, verschiedene Erklärungsansätze vorstellen und
schließlich auch einen Einblick in mögliche Strategien zur Verbesserung der
angesprochenen Situation geben.
0 Inhalt:
1 Einleitung
2 Was ist Leseverhalten?
3 Unterschiede im Leseverhalten von Jungen und Mädchen
4 Erklärungsansätze
5 Lösungsansätze
6 Literatur
1 Einleitung
Lesen gilt als eine derjenigen Kompetenzen, die essentiell sind, um in einer modernen Gesellschaft bestehen zu können – eine Basiskompetenz. Im Rahmen der PISA-Studie rückte nicht nur das deutsche Bildungssystem im Allgemeinen in den Fokus von Öffentlichkeit und Politik, sondern auch das Leseverhalten deutscher Kinder und Jungendlichen im Speziellen.
Diese Arbeit soll anhand trefflicher Beispiele zeigen, inwiefern sich das Leseverhalten von Jungen und Mädchen unterscheidet, verschiedene Erklärungsansätze vorstellen und schließlich auch einen Einblick in mögliche Strategien zur Verbesserung der angesprochenen Situation geben.
2 Was ist Leseverhalten?
Leseverhalten bezeichnet das Verhalten von Menschen beim Lesen von Texten (hier: Im Hinblick auf das Medium 'Buch') und lässt sich anhand der folgenden Aspekte untergliedern:
a) Lesequantität: Wie viel (Menge an Büchern) wird gelesen ?
b) Lesehäufigkeit: Wie oft wird zum Buch gegriffen und gelesen ?
c) Beliebtheit des Lesens: Wie gerne wird gelesen ?
d) Lesestoffe: Was wird gelesen ?
Anhand dieser Fragestellungen lassen sich Aussagen zum Leseverhalten Kindern und Jugendlichen und besonders zu den Unterschieden in der geschlechtsspezifischen Betrachtung des Leseverhaltens treffen.
3 Unterschiede im Leseverhalten von Jungen und Mädchen
Der Aspekt der a) Lesequantität ist nicht frei von Kritik. So wurde im Rahmen von Studien nach der Anzahl der "vollständig gelesenen Büchern gefragt"[1]. Indirekt wird hier also ausschließlich nach Büchern gefragt, die dem Leser wenigstens so gut gefallen haben, dass er es auch komplett gelesen hat. Ebenso schließt die Fragestellung informatives Lesen aus, da bei dieser Art des Lesens die vollständige Lektüre eines Buches gar nicht notwendig ist.
Trotzdem lassen sich deutliche Tendenzen im Leseverhalten von Jungen und Mädchen feststellen. Mädchen lesen durchschnittlich 19 Bücher im Jahr, Jungen dagegen nur 11.[2]
Auch der Bildungshintergrund ist interessant, so lesen SchülerInnen der Realschule deutlich weniger Bücher, als SchülerInnen des Gymnasiums.
Festzuhalten ist, dass Mädchen quantitativ deutlich mehr Bücher lesen, als Jungen.[3]
Auch unter dem Aspekt der b) Lesehäufigkeit lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen. So geben über 25 % aller Mädchen an, mehrmals pro Woche, oder sogar täglich aus einem Buch zu lesen. Unter den Jungen gibt es nicht nur weniger regelmäßige Leser, sondern auch fast ein Viertel der Befragten, die angeben weniger als 1 Mal im Monat zum Buch zu greifen.[4]
Es lässt sich also feststellen, dass Mädchen nicht nur mehr lesen, sondern auch häufiger lesen als Jungen.
In einem direkten Zusammenhang zu den genannten Punkten steht auch c) die Beliebtheit des Lesens.
Allgemein gaben knapp 65 % der Befragten Kinder und Jugendlichen an, "gerne" oder "sogar sehr gerne" zu lesen. Betrachtet man die geschlechtsspezifischen Unterschiede, so ist erkennbar, dass über 70% der Mädchen "gerne" oder "sehr gerne" liest, aber nur knapp 50% der Jungen.
Noch deutlichere Ergebnisse finden sich bei der Betrachtung der SchülerInnen, die angaben "nicht so gern" oder auch "gar nicht gern" zu lesen. Diese Antwort gaben gut 25% der Mädchen und über 50% der Jungen.[5]
Diese Ergebnisse sind wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass Mädchen mehr und häufiger lesen. Es ist festzustellen: Wer Spaß am Lesen hat, der liest mehr und öfter.
Oder aber im Gegenzug: Wer viel und oft liest, findet mehr Spaß daran, weil Lesen durch den Übungsaspekt einfach leichter fällt.
Der letzte Punkt zielt auf d) die Lesestoffe ab – also die Frage, was Schülerinnen und Schüler lesen.
Wie Christine Garbe feststellt, präferieren Mädchen Texte, die "menschliche Schicksale in den Vordergrund"[6] stellen. Besonders beliebte Genres sind bei Mädchen Liebes- und Abenteuerromane, besonders unbeliebt sind bei Mädchen Comics.[7]
Jungen hingegen bevorzugen prinzipiell fiktionale Texte, die fremde Welten darstellen und in denen Spannung und (kämpferische) Herausforderungen im Mittelpunkt stehen.[8]
Auch hier finden sich Übereinstimmungen mit den Ergebnissen von Bucher[9]: Comics sind die beliebteste Textsorte unter den Jungen, gefolgt von Krimis. Unbeliebt hingegen sind Gedichte und Liebesgeschichten.
[...]
[1] Bucher, Priska: Leseverhalten und Leseförderung. Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2004. Seite 119.
[2] Vgl. Bucher, Priska: Leseverhalten und Leseförderung. Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2004. Seite 120.
[3] Vgl. Garbe, Christine: Lesen – Sozialisation – Geschlecht. S 66. In: Lesekompetenz Leseleistung Leseförderung. Grundlagen, Modelle und Materialien. Hrsg. von Andrea Bertschi-Kaufmann. Zug: Klett und Balmer Verlag, 2010. 3. Auflage.
[4] Vgl. Bucher, Priska: Leseverhalten und Leseförderung. Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2004. Seite 122.
[5] Vgl. Bucher, Priska: Leseverhalten und Leseförderung. Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2004. Seite 124.
[6] Garbe, Christine: Lesen – Sozialisation – Geschlecht. S 67. In: Lesekompetenz Leseleistung Leseförderung. Grundlagen, Modelle und Materialien. Hrsg. von Andrea Bertschi-Kaufmann. Zug: Klett und Balmer Verlag, 2010. 3. Auflage.
[7] Vgl. Bucher, Priska: Leseverhalten und Leseförderung. Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2004. Seite 126.
[8] Vgl. Garbe, Christine: Lesen – Sozialisation – Geschlecht. S 67. In: Lesekompetenz Leseleistung Leseförderung. Grundlagen, Modelle und Materialien. Hrsg. von Andrea Bertschi-Kaufmann. Zug: Klett und Balmer Verlag, 2010. 3. Auflage.
[9] Vgl. Bucher, Priska: Leseverhalten und Leseförderung. Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2004. Seite 126.
- Arbeit zitieren
- Moritz Sehn (Autor:in), 2012, Unterschiede im Leseverhalten bei Jungen und Mädchen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206470