BHS-Absolventen: Betriebs- und Praxisnähe zum europakonformen Bachelor in Österreich


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2012

45 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

1 Berufsbildende Höhere Schulen mit zusätzlicher Betriebsnaher tertiären Bildung zum durchlässigem Bologna BACHELOR

2 Berufsbildende höhere Schulen mit Wurzeln in der liberalen wirtschaftlich-fortschrittlichen Ära der Habsburgermonarchie
2.1 „Niederer“ gewerblich-beruflicher Unterricht der aufgeklärt-absolutistischen Kaiserin Maria Theresia im 18. Jahrhundert
2.2 „Mittleres“ gewerblich-berufliches Unterrichtswesen entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert
2.2.1 Höhere Gewerbe- und Handelsschulen als aufstrebende Mittelschulen zur gewerblichen und industriellen Berufsbildung
2.2.2 Mittlere staatliche und vollständige Fachschulen entstehen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert
2.3 „Höhere“ Poly-Technische Bildung zur wissenschaftlich-beruflichen Fachbildung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert

3 Europakonforme Berufsbildende Hochschule mit zusätzlicher tertiärer Bildung zum akademischen BACHELOR-Grad

4 BHS-Absolventen und erweiterte tertiäre Anbindung der Betriebspraxis an das bestehende Bildungssystem

5 Bibliographie

6 Abkürzungen

7 Autor - Steckbrief

Vorbemerkung

Der Inhalt dieses Aufsatzes ist Teil des Forschungsprojektes: „Berufsbildende Hochschule“. Ein Paradigmenwechsel im Europäischen Hochschul-Bildungswesen erfolgt im 21. Jahrhundert zunehmend durch das Bologna-Modell. Die Europäische „Bologna-Architektur“[1] erfordert zusätzlich eine ergänzende Europakonforme Weiterentwicklung der in der Vergangenheit bewährten und erfolgreichen „Berufsbildenden Höheren Schulen“. Eine „duale“ Höherqualifizierung der BHS-Absolventen erfolgt auf der akademischen Tertiär- und Hochschulebene. Die Die Betriebs- und Praxisnähe dieser Schulen sollte weiter ausgebaut werden. Die Höheren Technischen Lehranstalten haben nach wie vor einen zunehmende Frequenz auf hohem Niveau haben, wobei dies nicht unbedingt für alle Fachbereiche gilt. Studien kann entnommen werden, dass praxiserfahrene HTL- Ingenieure sich äußern, die Spezialisierung sollte bei der Ausbildung mit Maß und Ziel erfolgen. Nach der offiziellen STATISTK AUSTRIA steigen die Schülerzahlen an den Höheren Technischen Lehranstalten in den letzten zehn Jahren durchschnittlich um 18,4 Prozent. Der amtsführende Präsident des Landesschulrates äußert sich am 21. November 2012 in einer Kärntner Tageszeitung, dass HTL-Absolventen nach wie vor gute Berufschancen haben. Dies gilt allerdings nicht für alle Fach- und Ausbildungsschwerpunkte in gleichem Maße. Die HTL-Qualifikationsebene ist grundsätzlich durch einen großen Bedarf gegeben, wobei der computerisierte Werkstätten-Unterricht, vor allem im Bereich der Fertigung von großer Bedeutung ist. Im Gegenzug verlieren die Kaufmännischen Schulen mit ihren Handelsakademien zunehmend an Schülern. Die Kaufmännischen Lehranstalten sollen den Betriebs- und Praxisbezug erhöhen. Der „Werkstätten-Unterricht“ an den Maschinenbau- und Elektrotechnik Lehranstalten sollte auf den neuesten Stand der Technik ausgebaut werden.

Die Berufsbildung bis zur Reife- und Diplomprüfung an den höheren Schulen muss entsprechend durch eine tertiär-akademische Bildungsebene, Betriebs- und Praxisnah Europakonform erweitert werden. Bildungsredundanzen im Schul- und Bildungssystem sind zu minimieren. Eine entsprechende optimale Durchlässigkeit in das weiterführende Bildungssystem muss stattfinden, vor allem für jene die sich schulisch weiterqualifizieren wollen. In Österreich wird es entsprechend dem Europäischen Bildungstrend erforderlich, die bewährten und arbeitsmarktfähigen Berufsbildenden Höheren Schulen nach der Sekundarebene II durch eine Betriebs- Praxisnahe Tertiär- und Hochschulebene zu ergänzen. Die Konkurrenzfähigkeit im nationalen und europäischen Bildungsbereich könnte dadurch gesichert werden. Die Berufsbildung an den „Berufsbildenden Höheren Schulen“ ist nach dem „dualen Bildungsprinzip“ in die Tertiär-Ebene hinein zu erweitern. Dies wird durch die zunehmende unmittelbare Konkurrenz in der Privatwirtschaft durch die Fachhochschulen notwendig, da diese auf der Tertiär- und Hochschulebene akademisch positioniert sind. Eine Betrieb- und Praxisnahe Höherqualifizierung für Bildungswillige HTL-Absolventen und damit auch für BHS-Absolventen wird formal zum Europakonformen BACHELOR zunehmend erforderlich.

1 Berufsbildende Höhere Schulen mit zusätzlicher Betriebsnaher tertiären Bildung zum durchlässigem Bologna BACHELOR

Die Fachhochschulen werden auf Empfehlung der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung „OECD“[2], in Österreich in den 1990er Jahren eingeführt. Die Begründung für die Einführung ist, eine Hochschulbildung nur durch die Universität sei, im internationalen Vergleich zu wenig heterogen. Die 34 OECD-Mitgliedsstaaten haben meist ein hohes pro-Kopf-Einkommen. Die OECD-Staaten fühlen sich der Demokratie und der Marktwirtschaft verpflichtet. Der ökonomische Nutzen von Bildung für den Einzelnen, Gesellschaft und Wirtschaft steht im Mittelpunkt dieser internationalen Organisation. Die Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit im Bildungssystem ist bildungspolitisch für die Wirtschaftsorganisation OECD wichtig. Untersuchungen sollen feststellen, wie Bildung Innovationen und die Beschäftigungsfähigkeit in Gang setzen. Es besteht die Gefahr, dass die billigen und nützlichen BHS-Absolventen und vor allem die traditionsreichen HTL - Absolventen in eine Bildungssackgasse geraten. Es wird vorgeschlagen, das bewährte Unikat der Berufsbildenden Höheren Schulen Europakonform nach dem Bologna-Bildungssystem aufzuwerten. Die „ Betriebs- und Praxisnähe “ dieser Berufsbildenden Lehranstalten wird erweitert. Durch das vorgeschlagene zusätzliche „ duale“ Bildungsprinzip wird die Betriebs- und Praxisnähe noch ausgebaut. Der frühe Zugang aus der Sekundarstufe I, zur praxisnahen höheren Berufsbildung wird von der Wirtschaft geschätzt. Die BHS-Absolventen kommen bereits früh mit der Arbeits- und Betriebswelt in Berührung. Die höheren Berufsbildenden Schulen werden vom Ausland, wie auch vom PISA „Bildungsweltmeister“, als tertiär würdig wahrgenommen. In Finnland gibt es nach der gemeinsamen Pflichtschule im weiter führenden Bildungssystem immense Probleme. Das bewährte Berufsbildende Bildungswesen auf unterschiedlichen Bildungsebenen, wie Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen und das duale Prinzip mit Betriebslehre und Berufsschule, sind dafür verantwortlich, dass es in Österreich nach wie vor eine geringe Jugendarbeitslosigkeit gibt.

Das bewährte Unikat Berufsbildendes höheres Schulwesen in Österreich muss, um Europatauglich zu werden, entsprechend zusätzlich aufgewertet werden. Damit könnte auch den Vorstellungen der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD Rechnung getragen werden. Die geforderte Tertiär- und Akademiker-Quote wird damit auch entsprechend erhöht. Kritik kommt von jenen BHS-Absolventen, die keinen (Ingenieur) Titel über eine entsprechende Betriebspraxis erwerben können. Ein Titel macht eine entsprechende Qualifikation sichtbar. Für alle BHS-Absolventen soll mit diesem aufgewerteten Bildungsmodell die Möglichkeit geboten werden, einen „formal“ gleichwertigen Bildungsabschluss in Österreich zu erreichen. Durch dieses zusätzliche „duale“ Bildungsprinzip auf der Tertiär- und Hochschulebene erfolgt eine Aufwertung der entsprechenden Betriebe, aber auch der bestehenden „Berufsbildenden Höheren Schulen“.

Die Berufsbildenden Höheren Schulen BHS bieten gegenwärtig nur eine Bildung auf der Sekundarstufe II an. Nach einer fünfjährigen höheren Berufsbildung werden diese Lehranstalten mit einer Reife- und Diplomprüfung abgeschlossen. Diese höheren Schulen vermitteln eine „Doppelqualifikation“ mit einer höheren Allgemein- und Berufsbildung. Idealtypisch macht die Allgemeinbildung gut ein Drittel des Lehrplanes aus. Das zweite Drittel besteht aus einem Fachpraktischen und Fachtheoretischen Unterricht. Eine dreijährige facheinschlägige und gehobene Betriebspraxis wird bei diesem schulischen Bildungs-Modell „dual“ an das bestehende BHS-Bildungssystem rückgebunden. Die Betriebspraxis bewirkt einem Erfahrungs- und Lernzuwachs. Eine Höherqualifizierung gegenüber dem BHS-Diplom ist dadurch gegeben. Die Aufwertung zu einem akademischen „Bachelor-Grad“ wird zunehmend erforderlich, da Bologna eine Bildungsrevolution in Gang setzt. Der Bachelor ist der erste Berufsqualifizierende Studienabschluss im Prozess der Bologna-Systematik. Die Bildung an den „Berufsbildenden Höheren Schulen“ wird dadurch „zusätzlich“ in die Tertiär-Ebene gehoben. Ein „ Betriebs- und Praxisorientierter“ Bachelor wird dadurch für die industrielle und qualifizierte dienstleistende Wirtschaft geboren.[3] Die Berufsbildenden Höheren Schulen werden durch die zusätzliche Tertiär-Bildung zu „ Berufsbildenden Hochschulen “ aufgewertet. Damit wird dem Europäischen Bildungstrend Rechnung getragen. Die Berufsbildenden Hochschulen sollen einen notwendigen Bachelor-Abschluss für Fach- und Betriebseinschlägig höher qualifizierte Diplom-Absolventen ermöglichen. Das Bachelor-Studienprogramm ermöglicht entsprechende „Masterprogramme“ an den Fachhochschulen und Universitäten zu besuchen. Es wird natürlich anschließend auch ermöglicht, ein wissenschaftliches Doktorats- und Forschungsprogramm an den Universitäten zu besuchen. Es können verschiedene „Berufsbildende Höhere Schulen“ in der Allgemeinform differenziert werden. Diese Lehranstalten sollen zu „Berufsbildenden Hochschulen“ aufgewertet werden. Die von der Wirtschaft geforderte Betriebs- und Praxisnähe wird erweitert.

Die Höherqualifizierungen erfolgt durch eine Betriebspraxis, die an das bestehende höhere Berufsbildende Bildungssystem rückgebunden wird. Der Europäische Bologna-Prozess macht eine Aufwertung des BHS-Bildungssystem nach Vorstellungen der internationalen Wirtschaftsorganisation erforderlich. Eine Weiterentwicklung und Höherqualifizierung der BHS-Absolventen erfolgt „dual“ in den Betrieben in Anbindung an die bestehenden BHS-Bildungsstandorten. Es werden Bildungs-Überlegungen in diese Richtung empfohlen, damit die BHS-Absolventen aufgrund des Bologna-Bildungsprozesses sich nicht in einer „Bildungssackgasse“ wiederfinden. Ein europäischer und internationaler Zeitgeist der „formalen“ Bildungsaufwertungen wird zunehmend beobachtet. Den BHS-Absolventen soll „formal“ eine Höherqualifizierung an den bestehenden Standorten ermöglicht werden. Die Bildungspolitik in Österreich sollte sich über diese Problematik Gedanken machen. Der BHS-Bildungstyp und deren Absolventen verdienen eine entsprechende Europäische Aufwertung, um nicht gesellschaftlich und wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten.

2 Berufsbildende höhere Schulen mit Wurzeln in der liberalen wirtschaftlich-fortschrittlichen Ära der Habsburgermonarchie

Das Schulorganisationsgesetz 1962 unterscheidet bei den Berufsbildenden Schulen drei Bildungsebenen bzw. Bildungsniveaus. Die niederen Berufsbildenden Pflichtschulen sind als Berufsschulen Teilzeitschulen. Die Berufsschulen entwickeln sich aus den Fortbildungs-, Sonntags-, Wiederholungs- und Christenlehrschulen[4]. Ein Lehrjunge darf nur dann freigesprochen werden, wenn dieser am Sonntag-Nachmittag in der Kirche die Christenlehrschule besucht. Der Besuch ist durch ein entsprechendes Zeugnis zu dokumentieren. Die Berufsbildenden mittleren Schulen sind die ein bis vierjährigen Fachschulen, Handelsschulen, Werkmeisterschulen, Bauhandwerkerschulen und Meisterschulen. Die Berufsbildenden höheren Schulen sind fünfjährige Lehranstalten mit Reifeprüfung, Schulen für Berufstätige, Aufbaulehrgänge und Kollegs.[5]

2.1 „Niederer“ gewerblich-beruflicher Unterricht der aufgeklärt-absolutistischen Kaiserin Maria Theresia im 18. Jahrhundert

Die „Allgemeine Schulordnung“ des Jahres 1774 legt die Normal- und Musterschulen als höchste Bildungsebene der sechsjährigen Pflichtschule fest. Den bürgerlichen Untertanen wird in der Normal- und der Hauptschule „vielerlei“ nützliche Bildung geboten, wenn diese sich

„dem Wehr- und Nährstande, besonders aber der Landwirthschaft, den Künsten und den Handwerken widmen wollen“[6]

Dem Landvolk ist an den Trivial- oder Pfarrschulen eine bescheidene nützliche Bildung zur „Wirthschaft“ zu gewähren. Der Reformkaiser Joseph II. 1880-1890 macht die neu entstandene Volksschule zu einer „Anstalt zur Hebung wirthschaftlicher Kräfte“[7]. Die Gründung vieler Industrieschulen in Böhmen erfolgt durch den Felbiger-Schüler Propst Ferdinand Kindermann. Der katholisch-aufgeklärte schlesische Ignaz Felbiger wird zum Berater des Primarschulwesens der Kaiserin Maria Theresia. Im wirtschaftlich aufstrebenden Böhmen hat Kindermann den fortschrittlichen Gedanken die Volksschule mit der Industrieschule zu verbinden verwirklicht. Diese Schulen haben die industrielle Blüte im nördlichen Böhmen wesentlich beeinflusst.[8] Bei den Haupt- und Normal-Hauptschulen der Kreis- und Landeshauptstädte findet in der 4. Klasse mit 2 Jahrgängen auch ein elementarer gewerblicher Unterricht statt.

„Die Bedürfnisse des Künstlers und Gewerbsmannes sind zu berücksichtigen und daher sind die Baukunst, die Mechanik, das Zeichnen, Geometrie und Stereometrie zu lehren“.[9]

Diese beiden Jahrgänge werden in der 6-jährigen Pflichtschulzeit zu zweijährigen unselbstständigen Realschulen. Diese Schulen dienen vor allem der Bürgerbildung in größeren Städten. Diese unselbstständigen Realschulen sind ein Teil des eigentlichen niederen Volksunterrichtes.[10] Die „Politische Schulverfassung“ 1806 gilt im Wesentlichen bis zum Reichsvolksschulgesetz 1869. Die Trivialschulen als Pfarrschulen werden nach der „Politischen Schulverfassung“ 1806 am Lande zunehmend bedeutend.[11]

Das Reichsvolksschulgesetz 1869 bringt die dreijährige selbstständige Bürgerschule als gehobene Pflichtschule hervor. Die Bürgerschule entwickelt sich allerdings nicht zu einer berufsbildenden niederen gewerblichen Pflichtschule weiter.[12] Die Reichsvolksschulgesetz-Novelle 1883 bringt es nicht zuwege, dass die Bürgerschule als gehobene Volksschule in großen Städten

„eine über dem Lehrziele der allgemeinen Volksschule hinausreichende Bildung, namentlich mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Gewerbetreibenden und der Landwirthe zu gewähren habe“.[13]

Es sollen nützliche Untertanen, entsprechend dem Stande gebildet werden. Das niedere Schulwesen darf auf keinem Falle zur Mündigkeit erziehen. Die Ideen der Französischen Revolution 1889-1899 der Freiheit und Gleichheit, sollen in der Habsburgermonarchie nicht zu sehr verbreitet werden. Der meist eher Bildungsrestriktive Katholizismus und die Zensur nehmen unter Staatskanzler Metternich, dem Überwinder Napoleons, wieder zu. Der Karlsbader Kongress 1819 bringt durch Metternich eine strenge Zensur für alle Druckschriften.[14]

Der liberal-deutsche „Staatspädagoge“ Armand Freiherr von Dumreicher führt im Jahre 1883 eine Organisation des gewerblichen Unterrichtswesens durch. Dem Reformprogramm wird im Jahre 1885 von Dumreicher nachträglich die „Allgemeine Handwerkerschule“ in das System der gewerblichen Schulen beigefügt. Die Reichsvolkschulgesetz-Novelle 1883 bringt für Dumreicher nicht die erwartete gewerbliche und industrielle Bildung in den Lehrplänen. Die selbstständige dreijährige Bürgerschule, eine gehobene Pflichtschule in großen Städten, entspricht dem nicht. Die Allgemeine Handwerkerschule wird eine zwei- bis dreijährige gewerbliche Vollzeit- und Tagesschule, die in den letzten beiden Pflichtschuljahren besucht wird. Armand Freiherr von Dumreicher ist bestrebt das „gesamte“ gewerbliche Schulwesen „zentralstaatlich“ zu ordnen. Bei den Handwerkerschulen wird die allgemeine Grundschulbildung weitergeführt. Die Fertigkeiten in der Holz- und Metallbearbeitung werden durch praktische Vertiefungen in der gewählten Gewerberichtung erweitert. Entgegen der Erwartungen von Dumreicher werden nur drei zentralstaatliche Handwerkerschulen gegründet. Diese Staats-Handwerkerschulen entstehen in Imst 1885, in Linz 1888 und in Klagenfurt im Jahre 1889. Die Klagenfurter Staats-Handwerkerschule vermittelt unterschiedliche Bildungsinhalte und Bildungsebenen: es sind dies die Allgemeine Handwerkerschule für Pflichtschüler, die gewerbliche Fortbildungsschule und ein Offener Zeichen- und Modelliersaal. Die gewerbliche Fortbildungsschule weist einen stetig zunehmenden Besuch auf. Diese höher organisierte gewerbliche Bildungsstätte Staats-Handwerkerschule setzt sich nicht durch. Die Staats-Handwerkerschule wird im Schuljahr 1907/08 zu einer „Bau- und Kunsthandwerkerschule“ in Klagenfurt umgewandelt.[15] Armand Freiherr von Dumreicher wollte mit den Staats-Handwerkerschulen, als höher organisierte Musterschulen, die „niederen“ gewerblichen Schulen aufwerten. Die elementar-vorbildenden Handwerkerschulen für Pflichtschüler und die gewerblichen Fortbildungsschulen für Lehrlinge und Gesellen werden entsprechend pädagogisch gefördert. Die Lehrer an den „Allgemeinen Handwerkerschulen“ werden wie „Mittelschul-Lehrer“ besoldet. Die Söhne von Gewerbetreibenden besuchen zur Vorbildung für weiterführende Fachschulen lieber die Bürgerschule, die Realschule oder das Gymnasium. Die Handwerkerschulen sollten ursprünglich eigentlich gewerbliche Massenschulen werden. Diesen Bildungstyp besuchen zunehmend vor allem Söhne der sozialen Unterschicht.[16]

[...]


[1] Eine starke Konvergenz ist dadurch gegeben, dass in Untersuchungen über das Bologna-Modell beide Studienzyklen flexibel insgesamt fünf Jahre betragen. Sollten. Der erste Berufsqualifizierende Abschluss, der Bachelor oder ein vergleichbarer Abschluss sollte drei bis vier Jahre dauern. Vgl. Eckhardt, Philipp 2005: Der Bologna-Prozess, S. 78.

[2] Ziele der OECD: “Erreichung eines angemessenen Wirtschaftswachstums, eines hohen Beschäftigungsstandes und eines steigenden Lebensstandards bei Geldwert- und Preisstabilität in den Mitgliedsländern; Förderung des wirtschaftlichen Wachstums auch in Nichtmitgliedsländern, besonders in den Entwicklungsländern; Ausweitung und Liberalisierung des Welthandels“. In: Brockhaus 2001: Studienausgabe 24 Bände, S. 291.

[3] Vgl. Westritschnig, Karl Josef 2012: Europakonformes Zukunftsmodell „Hohe Technische Lehranstalt“ für Österreich, S. 553-585.

[4] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1984: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von der Aufklärung bis zum Vormärz. Bd. 3, S. 31f. „

[5] Vgl. Schermaier, Josef 1999: Gewerblicher und wirtschaftsberuflicher Unterricht in Österreich, S. 10.

[6] Allgemeine Schulordnung 1774, für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen Kaiserl. Königl. Erbländern, §5.

[7] Centralblatt für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich 1883. Bd. I., S. 2f.

[8] Vgl. ebenda, S. 3.

[9] Hübl, Albert 1914: Die Schulen Wiens seit dem Ausgang des Mittelalters 1522 bis zum Regierungsantritts Maria Theresias 1740, S. 394.

[10] Vgl. Politische Verfassung der deutschen Schulen der k. auch k. k. deutschen Erbstaaten 1806, S. 13.

[11] Vgl. Singer, Stephan 1934: Kultur- und Kirchengeschichte des unteren Rosentales, S. 324-338.

[12] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Bildungswesens. Von 1848 bis zum Ende der Monarchie. Bd. 4, S. 194.

[13] Gesetzblatt 1883, Nr. 53. Art. I. § 17, MVBL 1883, Nr. 15, S. 17.

[14] Vgl. Pollak, Walter 1973 (Hrsg.): Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Vom Biedermeier bis zur Gründung moderner Parteien. Bd. 2, S. 10.

[15] Vgl. Schermaier, Josef 2009: Fachschulen in Österreich – Schulen der Facharbeiterausbildung, S. 10-13.

[16] Vgl. Engelbrecht, Helmut 1986: Geschichte des österreichischen Bildungswesens in Österreich. Von 1848 bis zum Ende der Monarchie. Bd. 4, S. 194f.

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
BHS-Absolventen: Betriebs- und Praxisnähe zum europakonformen Bachelor in Österreich
Autor
Jahr
2012
Seiten
45
Katalognummer
V206502
ISBN (eBook)
9783656341826
ISBN (Buch)
9783656342083
Dateigröße
598 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bhs-absolventen, betriebs-, praxisnähe, bachelor, österreich
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. MMag. Dr. Karl Josef Westritschnig (Autor:in), 2012, BHS-Absolventen: Betriebs- und Praxisnähe zum europakonformen Bachelor in Österreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206502

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