Die Haltung der Katholischen Kirche zur Todesstrafe in Helen Prejeans »Dead Man Walking« und »The Death of Innocents«

»Son of God« oder »God’s Error«?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

31 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


INHALT

1 WARUM AUSGERECHNET DIE TODESSTRAFE?

2 DIE THEOLOGISCHE RELEVANZ
2.1 Ein Verdacht: Ist der Glaube an allem Schuld?
2.2 Der Stein des Anstoßes: Das Offenbarungsverständnis

3 DIE KONKRETEN KONSEQUENZEN
3.1 Liebe oder Rache? - Zwei Gottesbilder
3.2 »Sohn Gottes« oder »Gottes Irrtum«? - Zwei Menschenbilder
3.3 Option für die Armen oder autoritäre Heilsanstalt? - Zwei Kirchenbilder
3.4 »Dienerin Gottes« oder big government? - Zwei Staatsverständnisse

4 AUSBLICK: »IT TAKES A BIG PUSH TO BEND A RIVER«

LITERATURVERZEICHNIS

1 WARUM AUSGERECHNET DIE TODESSTRAFE?

Von der europäischen Warte aus ist man geneigt, die Todesstrafe als ein trauriges Phä- nomen vor allem islamischer und ostasiatischer Staaten zu betrachten, zu denen sich leider auch einzelne »entwickelte Industrienationen« wie Japan und die USA gesellen. Man vergisst dabei völlig, dass auch in Europa die Diskussion um die »ultimative Ge- rechtigkeit« nie ganz verstummt ist: In Weißrussland wird die Todesstrafe noch immer vollstreckt; die jüngsten Todesurteile fielen dort im November 2011 gegen die U-Bahn- Attentäter von Minsk.1 Initiativen zur Hinrichtung von Kinderschändern sorgten zuerst in Polen, dann in der Schweiz für Aufregung;2 dieselbe Forderung erschallt auch hierzu- lande nach schweren Verbrechen, aufgefangen und publikumswirksam verstärkt von der NPD.3 Zuletzt wurde bekannt, dass die USA heute noch Hinrichtungsmedikamente verwenden, die von europäischen Pharmaunternehmen stammen.4 Die Todesstrafe ist auch eine Frage der Diplomatie: Zwei Drittel der Weltbevölkerung5 leben in Staaten, in denen noch hingerichtet wird. Zu den meisten davon unterhält die Bundesrepublik en- ge Beziehungen. Das Gros aller jährlichen Hinrichtungen - etwa 95 Prozent - fällt je- doch unter die Verantwortung von nur sechs Staaten: China, Iran, Irak, Saudi-Arabien, Jemen - und die USA.6

Im Fall der USA erschreckt die Todesstrafe besonders, scheinen uns diese doch von allen noch praktizierenden Staaten kulturell am nächsten zu stehen. Gerade im Süden der USA erscheint die Todesstrafe noch als Teil eines regelrechten Kulturkampfes: Gegner wie Befürworter organisieren sich in Facebook-Gruppen, Interessenverbänden und kirchlichen Gemeinden und rüsten sich zum (nicht immer nur verbalen) Schlagabtausch mit dem jeweiligen Widersacher, der mit jeder Hinrichtung aufs Neue vor den Toren der Gefängnisse und Parlamentsgebäude aufflammt.

Aus der Fülle der dort entstehenden belletristischen und populärkulturellen Ausei- nandersetzungen mit der Todesstrafe7 sticht eine Person immer wieder besonders he- raus: Helen Prejean CSJ, eine Schwester des Ordens der Sisters of Joseph of Medaille in New Orleans, die sich seit ihrer ersten Begegnung mit einem Todeskandidaten in den 1980er Jahren dem Kampf gegen die Todesstrafe verschrieben hat. Sie schreibt mit der Gewissheit einer Autorin, die sich nicht nur auf Augenzeugenberichte stützen kann, sondern die selbst zur Augenzeugin der Verhältnisse im Todestrakt und des Seelenle- bens zum Tod verurteilter Mörder wurde. Seit der Erscheinung ihres Buches Dead Man Walking im Jahr 1993 und unterstützt durch die breite Wirkung des gleichnamigen Filmes (dt. Untertitel: Sein letzter Gang (1995)) hat Helen Prejean Hunderte von Vor- trägen gehalten, Seminare geleitet und Konferenzen moderiert. Dead Man Walking er- zählt von den Erfahrungen, die sie als spiritueller Beistand für zwei zum Tod verurteilte Häftlinge, Pat Sonnier und Robert Lee Willie, im Todestrakt von Louisiana gesammelt hat. In ihrem zweiten Buch The Death of Innocents (2005) schildert sie die Begleitung zweier weiterer Todeskandidaten, Dobie Williams und Joseph O’Dell, die nach ihrer Auffassung unschuldig waren, aber in die Mühlen eines korrumpierten Rechtssystems gerieten und dadurch zu Opfern eines Justizmordes wurden.

Die Besonderheit der Bücher und Reden Helen Prejeans ist neben der ungleich grö- ßeren Unmittelbarkeit und Authentizität des Beschriebenen auch die scharfe theologi- sche Fokussierung: Sie beschreibt, wie in der Frage der Todesstrafe der Religion ein Stellenwert zukommt, der die Grenzen des kirchlichen Raumes weit überschreitet: Poli- tiker und Richter, Staatsanwälte und Geschworene, Beschuldigte und Ankläger nehmen nicht selten Bezug auf die Heilige Schrift. So sehr immer wieder betont wird, wie der gemeinsame Gottesglaube das amerikanische Volk verbindet und trägt - die Frage nach der Todesstrafe bringt engagierte Christen gegeneinander auf. Während ein Teil der Gesellschaft die Gesetze - gerade auch die biblischen - heranzieht, um den Verzicht auf die Todesstrafe zu fordern, entnimmt ein anderer Teil denselben Quellen eine völlig andere Forderung: für sie scheint festzustehen, dass die Würde des Täters in unverein- barer Konkurrenz zur Würde derer steht, die er gefährdet oder bereits getötet hat; die Todesstrafe sei daher nicht nur erlaubt, sondern sogar notwendig und ethisch geboten. Es geht deshalb darum, zu untersuchen, woher diese Unterschiede in der Beurteilung rühren; ob Würde deshalb tatsächlich »verwirkt« oder »aberkannt« werden kann und Der hohe gesellschaftliche Stellenwert dieses Thema lässt sich schon am Beitrag Hollywoods erkennen (Just Cause - Im Sumpf des Verbrechens (1995), The Green Mile (1999), Monster ‘ s Ball (2001), The Life of David Gale (2003), Unspeakable (2003), Pierrepoint (2005), The Exonerated (2005), Execution (2006), Die 12 Geschworenen (2007)); allein John Grisham hat der Todesstrafe drei seiner Romane gewidmet (The Last Juror (2004), The Innocent Man (2006) The Jailhouse Lawyer (2012)). wer in der Lage sein soll, dies zu »übernehmen«. Darum wird zu prüfen sein, welche traditionellen Würdebegriffe und welche Rechtfertigungen für die Tötung von Menschen sich innerhalb des christlichen Bezugssystems finden lassen und ob hier ein innerer Zusammenhang besteht. Vor allem interessiert die gegenwärtige Haltung der Katholischen Kirche - immerhin ist sie mit 78 Millionen Mitgliedern die größte Konfessionsgemeinschaft der USA.8 Was sie denkt, sagt und tut, dürfte in einer so betont christlichen Gesellschaft entsprechendes Gewicht haben.

Helen Prejeans Werke helfen, die vielfältigen Verflechtungen von Religion, Gesellschaft und Politik zu entwirren, gegenseitige Abhängigkeitsverhältnisse herauszustellen und die verschiedenen Selbst- und Fremdbilder zu enthüllen, die dem Ganzen zu Grunde liegen. Von dort aus gilt es zu verstehen, warum die Todesstrafe in den USA überhaupt noch existieren kann und welchen Anteil die Katholische Kirche an der Aufrechterhaltung dieses status quo innehat.

2 DIE THEOLOGISCHE RELEVANZ

2.1 Ein Verdacht: Ist der Glaube an allem Schuld?

Ein rein empirischer Blick auf die Todesstrafe enthüllt, dass sie vor allem in den Süd- staaten der USA verhängt und vollstreckt wird. Dies ist genau jener Teil, der gemeinhin als der »gläubigste« wahrgenommen wird - der von einer tiefen religiösen Alltagskul- tur durchsetzte Bible Belt, der sich über die Staaten Virginia, Kentucky, Arkansas, North und South Carolina, Georgia, Alabama, Mississippi, Louisiana, Oklahoma und Texas erstreckt (Abb. 1). Von den 1 277 Hinrichtungen, die in den USA seit 1977 voll- streckt wurden, fanden 1 022 genau dort statt (vgl. Abb. 3). Die hohe Religiosität der Bevölkerung an sich kann diesen Umstand nicht erklären - im amerikanischen Mittel- westen, der von mainline Protestants ähnlich religiös geprägt wird, ist die Todesstrafe abgeschafft oder wird kaum noch praktiziert. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass es eine Besonderheit des Evangelikalismus ist, die ein Festhalten an der Todesstrafe be- dingt. Zieht man eine dritte Statistik heran, die die exegetische Tradition betrachtet (Abb. 2), so fügt sich diese in der Tat als eine Art erklärendes Bindeglied zwischen die beiden anderen Abbildungen und es ergibt sich eine erstaunliche Parallele:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1

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Abb. 2

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Abb. 3

Abb. 1 Größte Konfessionsgruppen je County (blau: Katholiken; braun: Mormonen; rot: evangelikale Christen; andere Farben: Mainline Protestants);

Abb. 2 Anteil der Bevölkerung, der angibt, die Bibel sei wortwörtlich zu verstehen (dunkler = höherer Anteil); Abb. 3 Zahl der verhängten Todesurteile seit 1977 (dunkler = mehr Todesurteile).9

Lässt sich dieses Thema jedoch tatsächlich auf die einfache Gleichung Evangelika lismus + Literalismus = Todesstrafe bringen?

Der Kontext jedes interkonfessionellen Diskurses ist die »hermeneutisch verantwor- tete Vermittlung biblischer Aussagen innerhalb des Rahmens der christlichen Glau- bensgemeinschaft, die die Bibel ausdrücklich als ihre Grundlage anerkennt.«10 Die deutschsprachige Theologie steht dabei vor allem vor der Herausforderung, diese christliche Botschaft einer zunehmend säkulareren Gesellschaft zu vermitteln und sich deren Sprache anzueignen, um diskussionsfähig zu bleiben. Die Theologie in den USA steht vor einem weiteren Verständigungsproblem, das sich v. a. aus der Pluralität des Protestantismus ergibt: Ihre Gesprächspartner sind oft aktiv praktizierende Christen, die die Heilige Schrift bestens kennen, aber ganz anders verstehen. Die Vorstellung da- von, in welcher Weise die christliche Botschaft für ethische Diskussionen geeignet ist und wie der Weg der hermeneutischen Vermittlung auszusehen hat, führt zum Aufei- nandertreffen zweier gesellschaftlicher Lager:

- ein durch progressive Katholiken und mainline Protestants (Lutheraner, Methodisten, Presbyterianer) geprägtes Lager, dem eine vergleichsweise moderate, kritische Hermeneutik und Exegese zugrunde liegt;
- ein evangelikal-fundamentalistisches Lager (z. B. Southern Baptists, Freikirchen und »Fernsehkirchen«), das sich unüberblickbar in über 3 000 Einzelkirchen ver- zweigt. Diese betreiben eine literalistische Bibelhermeneutik, die vor allem mit dem

Aspekt der unverlierbaren Menschenwürde Schwierigkeiten hat. Dieser stößt sich mit dem alttestamentlichen Rechtsbewusstsein, das mit dem amerikanischen Ideal von der Verantwortung des Einzelnen und dem calvinistischen Prädestinationsge- danken gesellschaftlich zum diffusen Konzept des American Dream und theologisch zu einer Art »Wohlstandsevangelium« verschmolzen ist. Zu diesem zweiten Lager zählen jedoch auch jene konservativ-katholischen Kreise, die dem Zweiten Vatikanum nach wie vor skeptisch gegenüberstehen.

2.2 Der Stein des Anstoßes: Das Offenbarungsverständnis

Es liegt auf der Hand, dass diese Unterschiede im hermeneutischen und exegetischen Verständnis konkrete Auswirkungen auf die Stellung zur Todessstrafe haben: Die meis- ten der üblicherweise mit mainline Protestants bezeichneten Konfessionsgemeinschaf- ten lehnen die Todesstrafe ab, so die Presbyterianer, Episkopalisten und die Mehrheit der lutherischen Kirchen. Auch die moderaten baptistischen Kirchen haben betont, dass sich aus der Heiligen Schrift nur schwer Aussagen für eine praktische Anwendung der Todesstrafe herausdestillieren lassen.11 Die Southern Baptist Convention ist mit rund 16 Millionen Mitgliedern der größte evangelikale Verband und nach der römisch-ka- tholischen Kirche die zweitgrößte Konfessionsgemeinschaft der USA. Die Kommission für Ethik und Religionsfreiheit (ERLC) der Southern Baptists bezieht in ihren Ethiksta- tuten eindeutig Position für die Todesstrafe und stützt sich dabei ausschließlich auf die Gesetzestexte des Pentateuch und Röm 13.12 Wie sich an der jüngsten Revision ihrer Glaubensstatuten, der Baptist Faith & Message, erkennen lässt, hat hier zudem eine hermeneutische Auseinandersetzung stattgefunden, bei der sich die konservativeren Kräfte durchsetzen konnten: Die Version von 1963 beschrieb die Heilige Schrift noch als » the record of God's revelation of Himself to man «, die Fassung von 2000 nur noch als » God's revelation of Himself to man «; der Unfehlbarkeitsgedanke wird hier besonders betont: » all scripture is totally true and trustworthy [ … ] a perfect treasure of divine instruction «. Die alte Fassung hatte noch fomuliert: » The criterion by which the Bible is to be interpreted is Jesus Christ «; dies wurde in der Neufassung gestrichen und ersetzt: » All Scripture is a testimony to Christ, who is Himself the focus of divine revelation «.13

Das Festhalten an einem instruktionstheoretischen Offenbarungsverständnis führt jedoch auch bei einem Teil der Katholiken dazu, dass man auf einer Linie mit den kon- servativsten Evangelikalen argumentiert. Wie tief der Riss quer durch die katholische Kirche verläuft, zeigt die Diskussion um den kürzlich erschienenen Jugendkatechismus YouCat. Während progressivere Kreise die Sinnhaftigkeit des apologetischen Frage- Antwort-Stils generell bezweifelt, gehen für einen traditionskonservativen Teil die Aus- sagen nicht weit genug. Gerade die »relativistischen« Aussagen zum Wahrheitsgehalt der Heiligen Schrift werden mit beißender Kritik und vorkonziliaren Belegen gekontert.

Helen Prejean kann sich in Dead Man Walking selbst einen Seitenhieb auf den Katechismus nicht verkneifen. Als sie zum ersten Mal auf den verurteilen Mörder Pat Sonnier trifft und dessen Vorbehalt ihr als Nonne gegenüber deutlich spürt, reflektiert sie zugleich ihre eigene ambivalente religiöse Lerngeschichte:

»A nun? He didn‘t like the nuns who had taught him catechism in grade school. Plenty of hits with a ruler on young hands and knuckles.

The fierce irony makes me smile. ›Who is God?‹

Whack, whack, whack.

›God is love. Remember that.‹ Whack, whack. «14

Umso überraschter zeigt sich Pat Sonnier später, dass er mit Helen »in regular words«15 reden kann und sie ihm nicht mit den »scriptures«16 im Mund begegnet wie der Gefängniskaplan. Dies ist die Botschaft des gesamten Buches: menschliche Begegnung und persönliches Glaubenszeugnis geht über Literalismus und die Frömmelei zitierter, aber unreflektierter Bibelpassagen.

3 DIE KONKRETEN KONSEQUENZEN

3.1 Liebe oder Rache? - Zwei Gottesbilder

Helen Prejean weigert sich zu akzeptieren, dass die Todesstrafe ein probates Mittel sein soll, um Gerechtigkeit für den unwiederbringlichen Verlust der Opferfamilien herzu- stellen. Sie lässt dabei tief hinter ihre Glaubensgeschichte und hinter ihr eigenes Gottes- bild blicken:

»If someone I love should be killed, I know I would feel rage, loss, grief, helplessness, perhaps for the rest of my life. […] But Jesus Christ, whose way of life I try to follow, refused to meet hate with hate and violence with violence. I pray for the strength to be like him. I cannot believe in a God who metes out hurt for hurt, pain for pain, torture for torture. […] Since then I had discovered that […] my soul expanded and I felt more compassion toward all sorts of people, even criminals. […] With such compassion growing in me, how could I worship a God less compassionate than I?«17

Ihr Handeln ist geprägt vom Glauben an einen Gott, der nicht den Sünder hasst, sondern die Sünde, und von einer Ethik Jesu, die jedem Christen gleichermaßen das (oft als Zumutung empfundene) Gebot der Nächstenliebe auferlegt. Sie fragt sich: »So what happened to the impetus of love and compassion Jesus set blazing into history?«18

Auch wenn diese Frage (meist gehört als »What would Jesus do?«) in der Kultur der Südstaaten als Schlüsselfrage für allerlei ethische und alltägliche Entscheidungen herangezogen wird - in der Frage der Todesstrafe trifft Helen damit auf eine breite Mehrheit an evangelikalen Protestanten, aber auch traditionell geprägten Katholiken, die ein durch und durch anderes Gottesbild verinnerlicht haben als sie. Sie erkennt dies im Streitgespräch mit dem Gefängniswärter Blackburn:

»But you’re a Christian, a minister in your church, a man who professes to follow the way of life that Jesus taught. […] Do you really believe that Jesus, who taught us not to return hate for hate […] and whose dying words were ›Father, forgive them‹, would participate in these executions? Would Jesus pull the switch?«

»Nope«, he says, »I don’t experience any contradiction with my Christianity. Never thought about it too much, really. Executions are the law, and Christians are supposed to observe the law, and that’s that.«19

Das Festhalten am biblischen Gesetz ist ein traditionelles Prinzip der Südstaaten - besonders fundamentalistische evangelikale Kreisen streben tatsächlich noch heute eine Theokratie an, wie sie zu Zeiten der frühen Siedler, etwa im Bundesstaat Utah gang und gäbe war.20 Für sie, aber auch für viele traditionelle Katholiken ist das Festhalten an der Todesstrafe eine Weiterführung der Tradition im Sinne des mosaischen Gesetzes und des fünften Gebotes. Helen Prejean nennt diese Tradition, ohne Rücksicht auf zeit- genössische und redaktionelle Hintergründe mit der Bibel zu argumentieren »proof re- ading« und »biblical quarterbacking« und erteilt dem eine eindeutige Absage:

»The ›eye for an eye‹ passage from Exodus, which pro-death penalty advocates are fond of quoting, is rarely cited in its original context, in which it is clearly meant to limit revenge. […] Only an eye for an eye, only a life for a life is the intent of the passage. […] But we must remember that such prescriptions of the Mosaic Law were promulgated in a seminomadic culture in which the preservation of a fragile society - without benefit of prisons and other institutions - demanded quick, effective, harsh punishment of offenders.«21

Sie verweist auf eine zentrale Schwierigkeit des Gedankens an einen rächenden Gott: »Divine vengeance […] can only be interpreted and exacted by human beings.

[...]


1 Vgl. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-11/metro-attentat-todesurteil.

2 Mehr als drei Viertel der polnischen Bevölkerung sprachen sich in Umfragen dafür aus (CBOS, http://www.cbos.pl/SPISKOM.POL/2004/K_078_04.pdf, 2.10.2011.

3 Vgl. http://www.npd-fraktion-sachsen.de/seiten/drucken.php?aid=181, 16.02.2006. Die Wiedereinführung der Todesstrafe findet sich inzwischen sogar offiziell im NPD-Parteiprogramm.

4 Die meisten EU-Staaten haben die Lieferungen inzwischen unterbunden. Nicht so in England und Däne- mark - von dort aus wurden noch bis vor kurzem Betäubungsmittel über Zwischenhändler verkauft.

5 Vgl. Amnesty International, Der äußerste Akt.

6 Vgl. Amnesty International, Der äußerste Akt.

8 Vgl. Gautier/Gray, The Changing Face of U.S. Catholic Parishes.

9 Abb. 1: http://www.valpo.edu/geomet/pics/geo200/religion/church_bodies.gif;

Abb. 2: http://religions.pewforum.org/pdf/table-literal-interpretation-of-scripture-by-religious-tradition.pdf; Abb. 3: http://www.deathpenaltyinfo.org/views-executions.

10 Kessler, Bibel und Zukunft der Arbeit, 244.

11 Vgl. Baptist General Convention of Texas, Christians and Capital Punishment. — Ein starkes Argument gegen die Todesstrafe ist ihrer Meinung nach, dass der Pentateuch zwar minutiös aufgelistete Straftatbe- stände, aber kaum Berichte über tatsächliche Vollstreckungen enthält (Lev 24,23; Num 15,32).

12 Vgl. Southern Baptist Convention, On Capital Punishment.

13 Vgl. Southern Baptist Convention, http://www.sbc.net/bfm/bfmcomparison.asp; zur Auseinandersetzung vgl. Humphreys, The Way We Were, 127-128; Wingfield, Debate over Baptist Faith & Message.

14 Prejean, Dead Man Walking, 12.

15 Prejean, Dead Man Walking, 12.

16 Prejean, Dead Man Walking, 13.

17 Prejean, Dead Man Walking, 21; Death of Innocents, 121.

18 Prejean, Dead Man Walking, 195.

19 Prejean, Dead Man Walking, 122-123.

20 Vgl. z. B. Skidmore, Penology in Early Utah.

21 Prejean, Dead Man Walking, 194.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Die Haltung der Katholischen Kirche zur Todesstrafe in Helen Prejeans »Dead Man Walking« und »The Death of Innocents«
Untertitel
»Son of God« oder »God’s Error«?
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
1.0
Autor
Jahr
2012
Seiten
31
Katalognummer
V206577
ISBN (eBook)
9783656337485
ISBN (Buch)
9783656337973
Dateigröße
877 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Todesstrafe, Katholische Kirche, USA, Roman, Katechismus, Menschenwürde, Strafe, Vergeltung
Arbeit zitieren
Andreas Barthel (Autor:in), 2012, Die Haltung der Katholischen Kirche zur Todesstrafe in Helen Prejeans »Dead Man Walking« und »The Death of Innocents«, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206577

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