Die Charaktere der beiden Bücher Helen Prejeans sind allesamt Christen, die dieselbe heilige Schrift lesen und zitieren – und dennoch könnte ihr moralisches Empfinden über die Todesstrafe nicht unterschiedlicher sein: für die einen ist sie »absolut notwendig« um die Gesellschaft vom »Abschaum der Welt« zu befreien; die anderen halten sie für eine menschenunwürdige Untat. Für die einen steht im Zentrum der Heiligen Schrift die Barmherzigkeit Gottes und die Fürsprache Jesu Christi, die sich gegen die Sünde an sich richten. Andere glauben an einen Gott, der Gerechtigkeit schafft, in dem er den Sünder bestraft und richtet. Die hermeneutische »Verwerfungslinie« verläuft dabei nicht etwa entlang der Konfessionen, sondern mitten durch sie hindurch.
Helen Prejeans Werke helfen, die Verflechtungen von Religion, Gesellschaft und Politik zu entwirren, gegenseitige Abhängigkeiten herauszustellen und die verschiedenen Selbst- und Fremdbilder zu enthüllen. So lässt sich verstehen, warum die Todesstrafe in den USA überhaupt noch existieren kann und welchen Anteil die Katholische Kirche an der Aufrechterhaltung dieses status quo innehat.
Inhaltsverzeichnis
- WARUM AUSGERECHNET DIE TODESSTRAFE?
- DIE THEOLOGISCHE RELEVANZ
- Ein Verdacht: Ist der Glaube an allem Schuld?
- Der Stein des Anstoßes: Das Offenbarungsverständnis
- DIE KONKRETEN KONSEQUENZEN
- Liebe oder Rache? - Zwei Gottesbilder
- »Sohn Gottes« oder »Gottes Irrtum« – Zwei Menschenbilder
- Option für die Armen oder autoritäre Heilsanstalt? – Zwei Kirchenbilder
- >»Dienerin Gottes«< oder big government? – Zwei Staatsverständnisse
- AUSBLICK: »IT TAKES A BIG PUSH TO BEND A RIVER<<
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Haltung der Katholischen Kirche zur Todesstrafe in den USA am Beispiel der Werke der Nonne Helen Prejean, die sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzt. Sie untersucht, wie in der Frage der Todesstrafe der Religion ein Stellenwert zukommt, der die Grenzen des kirchlichen Raumes weit überschreitet. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Selbst- und Fremdbilder, die dem Ganzen zugrunde liegen, und fragt nach dem Anteil der Katholischen Kirche an der Aufrechterhaltung des Status Quo.
- Die Rolle der Religion im Diskurs um die Todesstrafe in den USA
- Die theologischen Argumente für und gegen die Todesstrafe
- Die Position der Katholischen Kirche in der Debatte um die Todesstrafe
- Die Bedeutung der Werke Helen Prejeans für das Verständnis der Todesstrafe in den USA
- Die Auswirkungen der Todesstrafe auf die Gesellschaft und das Rechtssystem
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die aktuelle Situation der Todesstrafe weltweit und in den USA. Es wird auf die besondere Bedeutung der Todesstrafe im Süden der USA hingewiesen, wo sie als Teil eines regelrechten Kulturkampfes betrachtet wird. Im Anschluss wird die Rolle Helen Prejeans als Verfechterin der Abschaffung der Todesstrafe und ihrer Arbeit im Todestrakt von Louisiana vorgestellt.
Kapitel 2 analysiert die theologische Relevanz der Todesstrafe. Es werden verschiedene Argumente und Sichtweisen innerhalb des christlichen Bezugssystems aufgezeigt, die für oder gegen die Todesstrafe sprechen. Insbesondere wird die Frage untersucht, ob Würde verwirkt oder aberkannt werden kann und wer in der Lage sein soll, dies zu "übernehmen".
Kapitel 3 beleuchtet die konkreten Konsequenzen der Todesstrafe. Es werden verschiedene Gottesbilder, Menschenbilder, Kirchenbilder und Staatsverständnisse gegenübergestellt, die mit der Todesstrafe in Verbindung stehen.
Kapitel 4 bietet einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Debatte um die Todesstrafe in den USA.
Schlüsselwörter
Todesstrafe, Katholische Kirche, Helen Prejean, USA, Religion, Glaube, Theologie, Gottesbild, Menschenbild, Kirchenbild, Staatsverständnis, Rechtssystem, Kulturkampf, Empirie, Evangelikalismus, Bible Belt.
- Quote paper
- Andreas Barthel (Author), 2012, Die Haltung der Katholischen Kirche zur Todesstrafe in Helen Prejeans »Dead Man Walking« und »The Death of Innocents«, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206577