Nur selten haben Protestaktionen deutscher Bürger eine Region so enorm polarisiert wie der Widerstand gegen das Bauvorhaben Stuttgart 21 im Jahr 2010. Die baden-württembergische Landeshauptstadt wurde Schauplatz eines Kampfes zwischen zwei fundamental verschiedenen Parteien: Auf der einen Seite die Befürworter des Bahnhofsprojektes, die sich für die Umsetzung des Bauvorhabens stark gemacht haben. Auf der anderen Seite die Gegner des Bahnhofsneubaus, die versucht haben, Stuttgart 21 durch gewaltfreie Protestaktionen – wie zum Beispiel im Stuttgarter Schlossgarten – zu verhindern.
Die landesweite Volksabstimmung beendete den festgefahrenen Streit um den unterirdischen Neubau neben der gesellschaftlichen auch auf der politischen beziehungsweise gesetzlichen Ebene, da sich die ausreichende Mehrheit der Bürger Baden-Württembergs für die Transformation des Kopfbahnhofes in einen Durchgangsbahnhof mit unterirdischen Gleisen ausgesprochen hat.
In der vorliegenden Arbeit werden die Proteste gegen das Bauvorhaben und ihre Erscheinungsformen im Mittelpunkt stehen. Anhand der These, dass es sich bei den Protestaktionen eindeutig um zivilen Ungehorsam gehandelt hat, wird die vorliegende Arbeit versuchen, darüber hinaus auch diese zentralen Fragestellungen zu beantworten: Wodurch ist ziviler Ungehorsam gekennzeichnet und auf welche Weise äußert er sich? Wo liegen die Grenzen des zivilen Ungehorsams in Bezug auf alternative, gewaltfreie Protestaktionen? Wozu führt ziviler Ungehorsam in Bezug auf den Erfolg einer Protestaktion?
Im Folgenden wird zum Einstieg die Geschichte der Proteste gegen Stuttgart 21 kurz skizziert. Die zentralen Argumente von Projektbefürwortern und Neubau-Gegnern werden dargestellt. Nach der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Bahnhof liegt der Fokus auf der theoretischen Annäherung an den polarisierenden Begriff des „zivilen Ungehorsams“. Dabei wird der Untersuchungsgegenstand in Theodor Eberts Schema der gewaltfreien Aktionen eingebettet, welches die Grundlage für die im Anschluss folgende Analyse des praktischen Beispiels Stuttgart 21 bildet. Am Ende soll ein Fazit die vorliegende Hausarbeit resümieren und in einem Ausblick die noch offenen Fragestellungen darstellen. Schwerpunkt wird dementsprechend die detaillierte Analyse der Widerstandsaktionen während der Stuttgart-21-Proteste auf Basis von Theodor Eberts Matrix sein, die versucht, die gewaltfreien Aktionen zu systematisieren.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Stuttgart
2.1 Protestentwicklung
2.2 Pro-Argumente
2.3 Contra-Argumente
3 Theodor Eberts Schema zum gewaltfreien Widerstand
4 Vergleich und Analyse der Protestaktionen
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Frederik Ihl (Autor:in), 2012, Ziviler Ungehorsam - Politischer Protest als Partizipationsform am Beispiel Stuttgart 21, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206811
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