Die Bedeutung der Partizipation im Internetjournalismus


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

19 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung

II. Partizipation im Internet
1. Dimensionen der Partizipation
1.1 Abgrenzung vom traditionellen Journalismus
1.2 Auswirkungen auf die aktuelle Öffentlichkeit
1.3 Darstellungsformen der Partizipation
2. Nutzung partizipativer Angebote
2.1 Aktive Mitwirkung und passive Nutzung im ‚Web 2.0‘
2.2 Nutzerbeteiligung innerhalb traditioneller Angebote
2.3 Journalistische Funktion der Nutzung
3. Auswirkungen auf den professionellen Journalismus
3.1 Chancen und Risiken
3.1.1 Komplementarität
3.1.2 Integration
3.1.3 Konkurrenz
3.2 Neue Aufgaben des Journalismus

III. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung

Das Internet hat zu einen „Entwicklungsschub in der öffentlichen Kommunikation“ geführt. (vgl. Neuberger/Quandt 2010: 67). Nutzer haben nun nicht mehr ausschließlich die Möglichkeit zur Rezeption sondern auch einen kommunikativen Zugang zur Öffentlichkeit, also die Option selbst Inhalte zu publizieren. Zusätzlich zum traditionellen professionellen und redaktionell organisierten Journalismus sind „partizipative Medienformate im Internet“ (vgl. Engesser 2008a: 47) entstanden. Die lineare, einseitige Verbreitung von Medienangeboten wird im Internet von einer netzartigen und interaktiven Kommunikation abgelöst (vgl. Neuberger/Quandt 2010: 68).

Diese Arbeit hat das Ziel aufzuzeigen, welche Bedeutung Partizipation für den Journalismus im Internet im Jahr 2012 erlangt hat. Zunächst soll geklärt werden, was unter partizipativem Journalismus zu verstehen ist (1.). Dann soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Rezipienten von dem Angebot Gebrauch machen, selbst Inhalte zu erstellen, also zu Kommunikatoren werden, inwieweit sie partizipative Angebote anderer Rezipienten nutzen und welche dieser partizipativen Vermittlungsleistungen auch als Journalismus angesehen werden können (2.). Schließlich soll der Einfluss der Partizipation auf den professionellen Journalismus untersucht werden. Erst werden Chancen und Risiken, die für die Profession entstehen, dargestellt. Treibt der von Nutzern erstellte „user generated content“ (vgl. z.B. Bußeman/Gscheidle 2011: 360) den professionellen Journalismus voran, indem er diesen ergänzt oder sogar in ihn integriert wird? Oder entstehen im Internet „funktionale Äquivalente“ (vgl. Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009a: 174) zum Journalismus, welche diesen überflüssig machen oder zukünftig machen werden? Daraufhin werden Auswirkungen des partizipativen Journalismus auf Strukturen, Inhalte und Arbeitsweisen des traditionellen Journalismus erläutert. (3.)

II. Partizipation im Internet

1. Dimensionen der Partizipation

Zu Beginn soll untersucht werden, welches Ausmaß die Partizipation im Internet bis dato erreicht hat. Was kann unter Partizipation verstanden werden, d.h. worin liegt der Unterschied zwischen einem partizipativen und einem professionellen Journalismus, was sind die Auswirkungen einer Nutzerbeteiligung auf die aktuelle Öffentlichkeit und welche Formate haben partizipative Vermittlungsleistungen?

1.1 Abgrenzung vom traditionellen Journalismus

Um Aussagen über die Bedeutung eines partizipativen Journalismus im Internet treffen zu können, gilt es zunächst, Laienkommunikation vom traditionellen, oder professionellen, Journalismus abzugrenzen. Nach Quandt stellt Journalismus „öffentliche bzw. öffentlichwirksame (gesellschaftlich relevante, non-fiktionale) Aussagen“ her. Diese werden „im Kontext von Redaktionen als Teil von Medienorganisationen produziert“. Journalismus kann ferner definiert werden als jede Tätigkeit, die von professionell, redaktionell arbeitenden Kommunikatoren ausgeübt wird. (2004: 452)

Im Gegensatz zum traditionellen Journalismus erfolgen Publikationen im Online-Journalismus jedoch über das World Wide Web und werden nicht einseitig und uniform verbreitet, sondern es findet eine individuelle Nachrichtenselektion und –distribution statt. Eine redaktionelle Organisation ist nicht zwingend Voraussetzung, denn es können auch Einzelpersonen als professionelle Journalisten im Netz auftreten. (vgl. Quandt 2005: 40)

Daneben existiert im Internet eine Reihe „partizipativer Medienformate“ (vgl. Engesser 2008a: 47), welche sowohl von Laien als auch Journalisten in privater Funktion und weiteren professionellen Kommunikatoren, verfasst werden und sich durch öffentlichen Zugang und starke Vernetzung auszeichnen (vgl. Mast 2008: 616). Um diese Angebote unter den Begriff Journalismus subsumieren zu können, muss für den Journalismus jedoch eine Definition gefunden werden, welche auch auf die strukturelle Ausprägung des partizipativen Journalismus anwendbar ist. Journalismus darf folglich nicht über „Profession und Redaktion als Arbeitsorganisation, sondern muss über seine gesellschaftliche Funktion (gesellschaftliche Selbstbeobachtung und Synchronisation) und seinen Code (aktuell vs. nicht-aktuell) abgegrenzt werden“. (vgl. Neuberger/Quandt 2010: 70). Nach Engesser konstituiert sich die Definiton von partizipativem Journalismus aus den drei Bausteinen Beteiligung der Nutzer am Prozess der Inhaltsproduktion, Ausübung außerhalb der Berufstätigkeit und aktive Teilnahme an der Medienöffentlichkeit. Der Baustein Prozesses zielt auf die gemeinschaftliche Erstellung von Beiträgen durch das Publikum, welches Einträge gegenseitig kommentiert, bewertet und überarbeitet („Kollaborativer Journalismus“, vgl. Bruns 2005: 28), den uneingeschränkten Zugang der Nutzer zu Beiträgen („Open Source Journalismus“, vgl. Bruns 2005: 65; z.B. Wikipedia) und auf die Interaktion der Nutzer auf Augenhöhe ohne zwischengeschaltete Redaktion („Peer-to-Peer Journalismus“, vgl. Bruns 2005: 121) ab. (vgl. Engesser 2008a: 59 f.) Für den Aspekt der Profession ist kennzeichnend, dass Inhalte von nichtprofessionellen Kommunikatoren erbracht werden (ebd. 64 f.). Partizipation bezieht sich auf die aktive Teilnahme an der Medienöffentlichkeit (ebd. 66).

Eine weitere Abgrenzung des partizipativen vom professionellen Journalismus erfolgt über die Art und den Zeitpunkt der Qualitätssicherung: Im professionellen Journalismus stellt eine hierarchisch organisierte Redaktion vor der Veröffentlichung die Qualität sicher, während sie im partizipativen Journalismus nach der Publikation in Zusammenarbeit der Nutzer überprüft wird. (vgl. Bowman/Willis 2003: 12)

1.2 Auswirkungen auf die aktuelle Öffentlichkeit

Der Begriff Öffentlichkeit lässt sich allgemein definieren als „ein bestimmter Kreis von Personen (…), die Zugang zu Informationen haben, über die sie relativ frei miteinander kommunizieren (können)“ (vgl. Pöttker 2005: 329). Funktion des Journalismus ist es, Öffentlichkeit herzustellen (ebd. 331). Im Internet wird nun die Öffentlichkeit der Massenmedien durch eine weitere Öffentlichkeit ergänzt. Das Publikum hat nicht mehr ausschließlich die Möglichkeit zur Rezeption, sondern auch zur Kommunikation. Es vollzieht sich eine „Verschiebung des Verhältnisses zwischen Leistungs- und Publikumsrollen“ (Neuberger 2009: 37). Durch die weite Verbreitung von Veröffentlichungen im Netz erlangt Partizipation eine ebenso große Bedeutung wie die Inhalte der Massenmedien (vgl. Witte 2008: 97). Desweitern ändert sich im Zuge der Partizipation die aktuelle Öffentlichkeit auch in Bezug auf die Rolle des professionellen Journalismus und dessen Vermittlungsleistungen. Da im Internet jeder zum Kommunikator werden und Inhalte publizieren kann, fungiert der traditionelle Journalismus nicht mehr als Verbindung zu Quellen wie z.B. Public Relations. Eben diese Quellen können nun vielmehr selbst Anbieter und Kommunikatoren sein, da sie direkten Zugang zu ihren Bezugsgruppen wie Bürgern und Konsumenten haben. Die einflussreiche Position des professionell, redaktionell organisierten Journalismus als Gatekeeper geht verloren. Auch können im Rahmen der Partizipation die einzelnen und isolierten Glieder des dispersen Publikums als Laienkommunikatoren miteinander in Verbindung treten - v.a. über Nutzerplattformen und die ‚Blogosphäre‘ als Teil des sog. ‚Web 2.0‘ - und journalistische Vermittlungsleistungen gemeinsam erbringen. Rezipienten können auf den professionellen Journalismus öffentlich reagieren und wiederum die Journalisten adressieren. Es findet eine Anschlusskommunikation statt. (vgl. Neuberger/Quandt 2010: 68)

1.3 Darstellungsformen der Partizipation

Partizipation tritt in Form von Individualformaten wie Weblogs und Kollektivformaten wie z.B. der Nutzerplattform Wikinews auf (vgl. Neuberger/Quandt 2010: 70; Engesser 2008b: 111). Diese Möglichkeiten der Nutzervernetzung fallen unter die Bezeichnung ‚Web 2.0‘ (vgl. Neuberger/Quandt 2010: 68). Hinzu kommen neue Formate, welche „professionell-redaktionelle und partizipative Vermittlung“ miteinander verbinden, sog. „professionell-partizipative Nachrichtensites“ wie ‚OhmyNews‘ oder ‚myheimat‘ (vgl. Engesser 2008b: 111 f., Mast 2008: 616 f.). Partizipationsmöglichkeiten können in letztgenannten in drei verschiedene Ebenen unterteilt werden. Auf der Ebene der Beitragselemente in professionellen Medienformaten können Rezipienten „Vorschläge, Material und Ergänzungen zur professionellen Berichterstattung“ einbringen (vgl. Engesser 2008a: 58). Auf der Ebene der Beiträge in professionellen Medienformaten können Nutzer selbstständig vollständige Artikel oder Teile eines Artikels schreiben, die dann vom professionellen Journalismus selektiert, kontrolliert oder redigiert werden. Auf der dritten Ebene werden ganze Medienformate, wie beispielsweise Blogs, von Nutzern erstellt. (vgl. Engesser 2008a: 58 f.)

Der ARD/ZDF-Onlinestudie zufolge sind in Deutschland im ‚Web 2.0‘ im Rahmen der Partizipatiopn v.a. die Angebote Weblogs, Wikipedia, Fotocommunitys, Videoportale, Soziale Netzwerke/Communitys und der Microblogging-Dienst Twitter von Bedeutung (vgl. Bußemann/Gscheidle 2011: 361 f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Partizipation im Internetjournalismus
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung)
Veranstaltung
Proseminar Medienlehre
Note
1.3
Autor
Jahr
2012
Seiten
19
Katalognummer
V206989
ISBN (eBook)
9783656341116
ISBN (Buch)
9783656342489
Dateigröße
882 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, partizipation, internetjournalismus
Arbeit zitieren
Laura Egger (Autor:in), 2012, Die Bedeutung der Partizipation im Internetjournalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206989

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