Die Frau im Sprichwort - Türkische, deutsche und spanische Sprichwörter im sprachlich-kulturellen Vergleich


Tesis (Bachelor), 2008

45 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Aspekte
2.1. Idiomatizität - Phraseologie - Parömiologie
2.2. Definition des Terminus Sprichwort
2.3. Stand der Forschung
2.4. Aspekte der drei Sprachen
2.4.1. Typologische Einordnung
2.4.2. „Frau“ in der Sprache: Sexus und Geschlechterstereotypen
2.4.2.1. Türkisch – Sprache ohne grammatisches Geschlecht
2.4.2.2. Problematik des generischen Maskulinums im Deutschen
2.4.2.3. Sexus und Geschlechterstereotypen im Spanischen
2.4.3. Sprichwortsammlungen und Überlieferung der Sprichwörter
2.4.3.1. Sprichworttradition im Türkischen
2.4.3.2. Deutsche Sprichworttradition
2.4.3.3. Das spanische Sprichwort im (geschichtlichen) Gebrauch
2.4.3.4. Problem der Ahistorizität der Sammlungen
2.5. Wechselwirkung von Sprache und Kultur

3. Empirischer Teil: Frauen in den Sprichwörtern
3.1. Prämissen
3.2. Methode zur Klassifizierung: Matti Kuusi type system of proverbs
3.3. Erläuterung des Forschungs-Korpus
3.4. Analyse der Sprichwörter
3.4.1. Analyse der türkischen Sprichwörter
3.4.1.1. Strukturelle Analyse
3.4.1.2. Thematische Analyse
3.4.1.3. Analyse der Bilder (Images)
3.4.2. Analyse der deutschen Sprichwörter
3.4.2.1. Strukturelle Analyse
3.4.2.2. Thematische Analyse
3.4.2.3. Analyse der Bilder (Images)
3.4.3. Analyse der spanischen Sprichwörter
3.4.3.1. Strukturelle Analyse
3.4.3.2. Thematische Analyse
3.4.3.3. Analyse der Bilder (Images)
3.5. Vergleich oder Kontrast: Ergebnisse der Analyse

4. Fazit

5. Quellenverzeichnis

6. Anhang (Forschungskorpus)

1. Einleitung

Bereits im Mittelalter und bis in die Renaissance wurden Verhaltensregeln für Frauen in so genannten Frauenspiegeln veröffentlicht. Diese dienten als Leitfaden für geziemendes Benehmen. Auch das Sprichwort, dessen Blütezeit in das fünfzehnte und sechzehnte Jahrhundert fällt, weist bisweilen eine solche (pädagogische) Regelhaftigkeit auf und porträtiert Eigenschaften und typisches Verhalten der Frau. Und genau wie es die Frauenspiegel nur für Frauen gab, gibt es geschlechterspezifische Sprichwörter mehrheitlich für die Frau. Man könnte Sprichwörter über Frauen also als Frauenspiegel des Volksmunds verstehen. Doch wie relevant sind diese aus vergangenen Jahrhunderten stammenden Lebensregeln heute noch?

Bei der Arbeit am sprachlich-kulturellen Vergleich bezüglich der spezifizierten Thematik stellten sich folgende formale Probleme: Wie kann man den Terminus Sprichwort präzise definieren? In welchem Forschungskontext findet sich das Sprichwort? Was ist eine sinnvolle Klassifikation für den notwendigen Forschungskorpus? Wie kann man einen solchen Korpus erstellen?

Es ergaben sich weitere interessante Fragen: Inwiefern beeinflussen sich Sprache und Kultur gegenseitig? Was sagt der Sprachgebrauch aus über die Kultur eines Landes? Was können Sprichwörter zu einem bestimmten Thema über die Kultur eines Landes aussagen? Können sie etwas aussagen? Welche Parallelen und Unterschiede ergeben sich bei einem Vergleich hinsichtlich ihrer Struktur, ihrer spezifischen Thematik und ihrer Metaphorik? Was für ein Frauenbild lässt sich auf der Grundlage der ausgewählten Sprichwörter erstellen? Diese Fragen werden im folgenden sprachlich-kulturellen Vergleich der türkischen, spanischen und deutschen Sprichwörter über Frauen untersucht. Die primär linguistische Arbeit besteht aus den beiden Hauptteilen Theorie und Empirie.

Der erste Teil der Arbeit legt die theoretischen Voraussetzungen für den anschließenden empirischen Forschungsteil fest. Notwendig dafür ist eine Definition und Abgrenzung der im Rahmen der Arbeit zentralen Fachbegriffe Idiomatik, Phraseologie und Parömiologie, sowie eine Klärung und Profilierung des Sprichwortbegriffs. Überblicksweise wird der Stand der Forschung, ihr Vorgehen und ihre Zielsetzung angerissen.

Um sprachlich und traditionell bedingte Unterschiede im Sprachgebrauch der drei Sprachen erkennen zu können und die Unterschiedlichkeiten herauszustellen, folgt zunächst eine typologische Einordnung der drei Sprachen. Außerdem wird in einem kurzen Überblick die Darstellung von Sexus bzw. Geschlechterstereotypen aufgezeichnet. Es folgt eine Darstellung der Sprichworttraditionen der drei Länder, ihrer Sprichwortsammlungen, sowie der als Grundlagen für das Forschungskorpus verwendeten Sprichwortsammlungen. Bei diesen erwies sich ihre Ahistorizität als Problem, denn das Alter und damit die Repräsentativität der Sprichwörter kann häufig nicht ermittelt werden. Dieser erste Teil schließt mit einem konzisen Ansatz, der aufzeigen möchte, ob und inwieweit man von der Sprache bzw. den Sprichwörtern im Besonderen auf die Kultur eines Landes schließen kann.

Der zweite Teil erläutert die Klassifizierung der Sprichwörter, sowie den erarbeiteten Forschungkorpus, um dann zur Analyse der türkischen, deutschen und spanischen Sprichwörter überzugehen. Die Analyse erfolgt hinsichtlich der Struktur, der Thematik und der verwendeten Bilder. Der abschließende Kontrast soll die herausgearbeiteten Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten darstellen.

Bereits in den fünfziger Jahren regte der finnische Parömiologe Matti Kuusi zu dem Vergleich der Phraseologismen sehr unterschiedlicher Sprachen an: „Es wäre vermutlich fruchtbarer, den Schatz der Redensarten zweier voneinander entfernter Völker zu vergleichen als geringe und mehrdeutige Charakterunterschiede zwischen den Redensarten zweier Nachbarvölker finden zu wollen.“ (Kuusi 1957: 51) Mit dem Vergleich türkischer, deutscher und spanischer Sprichwörter möchte ich dieser Anregung nachkommen.

2. Theoretische Aspekte

Nach einer Einführung in die terminologischen Spezifika des Fachbereichs der Parömiologie folgt ein Überblick über den jeweiligen Umgang mit Sexus, Genus und Geschlechterstereotypen in den drei Sprachen. Daran schließt eine kurze Geschichte der Sprichworttraditionen und Sprichwortsammlungen an. Der Abschnitt schließt mit einem Exkurs zur Kulturbedingtheit von Sprache.

2.1. Idiomatizität - Phraseologie - Parömiologie

Die Grundwörter der Ausdrücke existieren bereits im griechisch-lateinischen Sprachraum. Phrasis bedeutet ‚rednerischer Ausdruck’(Phraseologie, Phraseologismus), idioma ‚Eigentümlichkeit, Besonderheit’(Idiom, Idiomatik, Idiomatizität).

Idiom

Der idiomatische Ausdruck ist nicht im wortwörtlichen Sinne zu verstehen, sondern im übertragenen. Die Gesamtbedeutung des Ausdrucks kann nicht aus der Bedeutung der Einzelelemente abgeleitet werden. Einzelelemente können nicht ausgetauscht werden, ohne dass die Idiomatizität (Bildlichkeit) verloren geht.

Phraseologismus

Ein Phraseologismus ist ein (feste) Wendung, Wortverbindung oder Wortgruppe. Der Terminus wird synonym zu Idiom und phraseologische Wortverbindung verwendet. Er ist definiert als zu einer festen Form verwachsene Folge lexikalischer Einheiten (also Wörtern). Die syntaktische Verbindung von Wort-Komponenten unterscheidet sich dabei von freien Wortverbindungen (vgl. Fleischer 1982: 34). Die syntaktische Struktur eines Phraseologismus kann dabei die einer nicht-prädikativen Wortverbindung[1], einer festgeprägten prädikativen Konstruktion[2], oder eines festgeprägten Satzes[3] sein (vgl. Fleischer 1982: 35).

Als Kriterien zur Charakterisierung des Phraseologismus werden meist die folgenden drei angeführt:

- Polylexikalität: Ein Phraseologismus muss mindestens aus zwei lexikalischen Einheiten bestehen. Als Maximalgröße wird oft der Satz genannt (vgl. Burger 2003:15 und Eismann/Grzybek 1994: 97).
- Stabilität/Festigkeit[4]: Ein Phraseologismus ist eine feste Verbindung. In formaler Hinsicht ist er syntaktisch nicht umstellbar, in lexikalischer Hinsicht sind seine Komponenten sind nicht austauschbar und in semantischer Hinsicht ist sein Gesamtausdruck bedeutungstragend.
- Idiomatizität (übertragene Bedeutung): Laut Burger gehört dieses Kriterium zur Phraseologie im engeren Sinn: Komponenten bilden eine durch die syntaktischen und semantischen Regularitäten der Verknüpfung eine nicht voll erklärbare Einheit (vgl. Burger 2003: 16).[5]

Unterschiede innerhalb der Gruppe der Phraseologismen bestehen hinsichtlich der syntaktischen Funktion und inneren Struktur; einige sind morphosyntaktisch veränderlich, andere nicht; manche besitzen eine unikale Komponente (gang und gäbe); einige Ausdrücke weisen eine besondere Struktur (paariger Aufbau) auf, Rhythmus, Reim, Alliteration (u.a. Stilfiguren) (vgl. Burger 2003: 11ff.). Nach der Einteilung in Wortgruppenlexeme (Phraseolexeme, z.B. Redensarten) und phraseologische Sätze fallen Sprichwörter als satzwertige, kontextungebundene Formeln in die letztere Gruppe.

Idiomatik – Phraseologie - Parömiologie

Als „Erfassung, Beschreibung und Klassifizierung der Gesamtheit der Idiome einer Sprache“ (2002: 290) definiert Bußmann Idiomatik, verweist aber auch für die Stichwörter Phraseologie und Parömiologie auf diese Definition.

Die sprachwissenschaftliche Disziplin Phraseologie untersucht alle „mehr oder weniger verfestigten Beziehungen zwischen lexikalischen Einheiten“ (Fleischer 1982: 11). Sie werden untersucht und kriterienabhängig als Phraseologismen ausgegrenzt. Abhängig von der Definitionsweite kann die Parömiologie (Sprichwortkunde) eine Unterdisziplin der Phraseologie darstellen, teilweise wird diese Wissenschaft der Sprichwörter aber von der Phraseologie abgegrenzt.

2.2. Definition des Terminus Sprichwort

Der Terminus „Sprichwort“ wird im Deutschen im Sprachgebrauch wie auch als wissenschaftlicher Begriff verwendet.[6] Ähnlich gebraucht man das spanische refrán (dessen Wortbedeutung von refrain, ‚Wiederholtes’, stammt), wobei daneben das seltener verwendete paremia steht. Proverbio bezeichnet nicht das volkssprachliche Sprichwort, sondern eine gehobenere feste Form, im Deutschen etwa der Sentenz entsprechend.

Die türkische Übersetzung lautet atasözü oder atalar sözü, zu deutsch Wort der Väter/Vorfahren. Aksoy definiert Sprichwort folgendermaßen (vgl. Übersetzung Şenaltan 1968: 126f.): „Die Urteile unserer Vorfahren, die auf den dauernden Erfahrungen beruhen, erhalten eine feste sprachliche Prägung, womit das Volk sie sich zu eigen macht und als eine allgemeine Regel, als einen weisen Gedanken oder als einen Rat anwendet.“ Damit steht er in der Reihe der unzähligen Definitionsversuche zahlloser Parömiologen.

Röhrich und Mieder schlagen eine Arbeitsdefinition vor: „Sprichwörter sind allgemein bekannte, festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrücken.“ (Röhrich/Mieder 1977: 3)

Linguistisch betrachtet ist es den satzwertigen Phraseologismen zuzuordnen: „Sprichwörter haben einen festen, invariablen lexikalischen Bestand, und sie haben in den meisten Fällen ‚eine metaphorische, verallgemeinerte Bedeutung’, die nicht identisch ist mit dem unmittelbar im Satz mitgeteilten Sachverhalt. Es steckt ein zu erschließender und nicht mit der wörtlichen Bedeutung ohne weiteres gegebener ‚tieferer Sinn’ darin.“ (Fleischer 1982: 80)

Fleischer (vgl. ebd.) führt jedoch Gründe dafür an, Sprichwörter aus dem engeren Bereich der Phraseologismen auszuschließen. Denn im Unterschied zu Phraseologismen im engeren Sinne sind sie nicht durch textlinguistisch verweisende Elemente an die Textumgebung angeschlossen. Sprichwörter formulieren vollständige Aussagen; sie sind nach einem relativ kleinen Set von (logischen) Strukturmustern gebildet (vgl. Burger 2003: 120) und stellen eigene Mikrotexte dar, werden daher nicht reproduziert, sondern „zitiert“.[7]

Die Sprichwörter sind fernerhin im Unterschied zu Phraseologismen[8], die allgemeine sprachliche Erscheinungen darstellen, stärker historisch fixiert: Die meisten Sprichwörter entstanden bereits im Mittelalter.

In einem Sprichwort wird ein konkreter Einzelfall verallgemeinert (vgl. Fleischer 1982: 82). Dies hat Einseitigkeiten und Widersprüchlichkeiten innerhalb des Sprichwortschatzes zur Folge.

Um eine Annäherung an den Reichtum der Aspekte des Sprichwortes sollen im Folgenden einzelne Aspekte angeführt werden. Burger bezieht sich auf Funktion und Stil der Sprichwörter:

„Unter funktionaler Perspektive sind sie allgemeine Aussagen oder Urteile, mit denen eine gegebene Situation erklärt, eingeordnet, beurteilt wird. Der Sprechende beruft sich dabei auf die ‚Volksweisheit’, d.h. auf die allgemeine Erfahrung, die diese Sätze geprägt hat.“ (Burger et al. 1982: 39). Das Sprichwort ist stets ein markiertes Mittel, seinem Gebrauch haftet immer eine deutliche stilistische Wirkung an. Viele Sprichwörter weisen ausgeprägte ‚poetische’ Elemente auf.

Bausinger diskutiert die Regelhaftigkeit des Sprichworts:

„Das Sprichwort ist eine partiell gültige Lebensregel; - im Begriff „Regel“ treffen sich dabei Sein und Sollen. Dabei ist die Regel im allgemeinen nicht als Vorschrift formuliert, sondern als Kommentar. Richtet sie den Blick nach vorn, dann meistens nicht als Appell zu aktiver Gestaltung und Änderung, sondern eher als Hinweis auf eine Gesetzlichkeit, die passiv zu erdulden oder klugerweise in Rechnung zu stellen, die in religiöser oder weltmännischer Ergebenheit zu akzeptieren ist.“ (Bausinger 1968: 98)

Hain geht auf die vermittelten Erfahrungen und Normen ein:

„Das Sprichwort wurzelt im Boden der Erfahrung, wendet sich dann aber der Welt der Werte zu. Beide können in der Intention des Sprechers oder durch die Gesprächssituation miteinander verbunden werden. (…)“ (Hain 1951: 36)

Die Erfahrung von Generationen, die sich im Sprichwort als volksläufige Weisheit verdichtet, schaffe im Menschen eine philosophische Haltung, in der das Leben sinnvoll erscheine. Hain spricht dem Sprichwort die Form der Erfahrung zu, genauso aber die bezweckte norm-gebende Wirkung für die Welt des Handelns. Das Sprichwort weise damit vorausschauenden Charakter auf, stelle mehr als einen empirischen Wert dar und übernehme verschiedene Funktionen im Gemeinschaftsleben. (vgl. Hain 1951: 36f.)

Sprichwörter kommunizieren traditionelle Vorstellungen über die Geschlechter und tragen als Teil des gemeinsamen Wissens der Sprechergemeinschaft zur Geschlechter-Stereotypisierung bei (vgl. Braun 2001:300). Dabei wird klar, dass sie kein realistisches Bild der zeitgenössischen Geschlechter-Beziehungen abgeben, noch drücken sie Ansichten aus, die von allen Mitgliedern einer Sprechergemeinschaft geteilt werden. Man kann sie aber auch nicht als irrelevant abtun.

2.3. Stand der Forschung

Seit dem Mittelalter und noch im 19. Jh. erstreckte sich die Aufmerksamkeit gegenüber den „festen Formen“ beinahe überwiegend auf die Sprichwörter. Diese wurden vor allem gesammelt und inventarisiert, eine Reflexion über ihre Eigenart und Abgrenzung lag nicht im Interesse der Sammler (Parömiographen). Als „erste ernstzunehmende Auseinandersetzung mit den Sprichwörtern und Redensarten“ (Pilz 1978: 92) verfasste Wander 1836 eine theoretische Auseinandersetzung zu seiner Sprichwörtersammlung.[9] Und erst Seilers Deutsche Sprichwörterkunde (1922) beschäftigte sich in linguistischem Maßstab mit Sprichwörtern und Redensarten. Die nächste wichtige Veröffentlichung im Bereich der Parömiologie stammt von Taylor, The Proverb (1962/1934).Von 1965 bis 1975 erschien in Helsinki die Zeitschrift „Proverbium“, die erstmals eine länderübergreifende Plattform zur Erforschung des Sprichwortes bot. Seit den 1970er Jahren existiert nun eine intensivierte Forschung in der Phraseologie, was zu einer Vernachlässigung des Zweiges der Parömiologie geführt hat.

Im Anschluss beschäftigte sich die Phraseologieforschung, die sich als Forschungszweig der Linguistik herausbildete, zum einen noch immer mit der Begriffsbestimmung, wobei engere und weitere Auffassungen existieren.[10] Auch die Abgrenzungsfrage vom Sprichwort zum geflügelten Wort und andererseits zu den Phraseologismen scheint teilweise ungeklärt. Weiterhin interessiert der unterschiedliche idiomatische Charakter der Phraseologismen. Bei der Klassifikation und Typisierung gilt es, ihre Verflechtung mit nicht-phraseologischen Einheiten und Strukturen zu beachten.

Untersuchungen mit zwei kontrastierenden Sprachen sind häufiger als solche mit drei oder mehr Sprachen. Zur Deutsch-Spanischen Sprachkonfrontation (vgl. die Arbeiten von Wotjak 1987; 1988; 1992) finden sich Untersuchungen zu Verbidiomen, die in verschiedene Äquivalenzgruppen eingeordnet werden. Dreisprachige Untersuchungen hat v.a. Csaba Földes durchgeführt (Russisch/Ungarisch/Deutsch). Sein Beschreibungsmaterial wählte er unter den Gesichtspunkten Sachgruppen, Herkunftsbereich und syntaktisch-semantische Subklassen aus. (Vgl. Korhonen 1995: 192-195) Weitere dreisprachige Untersuchungen gehen auf Einzelinitiativen zurück und weisen dabei u.a. die Sprachkombinationen Deutsch-Englisch-Niederländisch (Dobrovol’skij 1988; 1989), Deutsch-Englisch-Französisch (Roos 1985), u.a.. Die Untersuchungen behandeln sowohl spezifische innersprachliche, als auch generelle außersprachliche Aspekte (u.a. Syntax, Lexik, Semantik vs. Begriffe, Kulturgeschichte). Anliegen der mehrsprachigen kontrastiven Untersuchungen sind „die Erschließung von Äquivalenztypen, die Feststellung von Gemeinsamkeiten [und Unterschieden], die Klassifizierung der Einheiten sowie die Berücksichtigung von Belangen der Übersetzung und des Fremdsprachenunterrichts.“ (Korhonen 1995: 195f.)

In der heutigen Sprichwortforschung ist die Erstellung sogenannter ‚Sprichwort-Minima’ (d.h. eines Sets allgemein bekannter Sprichwörter) ein vorrangiges Ziel der Forschung.[11]

2.4. Aspekte der drei Sprachen

Die typologische Einordnung, die auch die Verschiedenheiten hinsichtlich Genus oder Flexion aufzeigt, sowie ein Einblick in die Darstellung von Geschlechterstereotypen und Sexus und eine historische Einordnung der Sprichwortsammlungen und ihrer Rolle einschließlich Sprichwortgebrauch und in dieser Arbeit verwendete Sammlungen bereiten die Analyse vor.

2.4.1. Typologische Einordnung

Die Turksprachen Zentralasiens werden dem türkischen Sprachzweig der altaischen Sprachfamilie zugeordnet. Das heutige Türkei-Türkisch ist der Hauptvertreter des Sprachzweiges der Turksprachen und gehört zur westlichen oder oghusischen Gruppe. Es weist ein einfaches Phonemsystem, einen agglutinierender Sprachbau (was im Vergleich zu nicht-agglutinierenden Sprachen kürzere Sätze zur Folge hat), die Wortstellung SOV, ein reiches Kasussystem und Partizipialformen zur Neben- und Unterordnung von Sätzen auf. Charakteristisch am Türkischen sind fürderhin die Vokalharmonie, Postpositionen, sowie eine suffigierende Morphologie. Bedingt durch seine Zugehörigkeit zum islamischen Kulturkreis fand eine Übernahme von Lehnwörtern aus dem Arabischen und Persischen statt (vgl. Janich (2002) und Haarmann (2001)).

Deutsch und Spanisch gehören zur indoeuropäischen Sprachfamilie, wobei das Deutsche als zur westgermanischen Untergruppe der germanischen gehörend klassifiziert wird.

Das Althochdeutsche (von 800-1050) war stark vom Lateinischen, dem ältesten und wichtigsten Sprachkontakt beeinflusst; das Frühneuhochdeutsche (1350-1650) war geprägt durch Martin Luther, die Reformation und den aufkommenden Buchdruck. Zu dieser Zeit entwickelte sich auch erstmals ein Bewusstsein für die Muttersprache. Kodifizierende Werke lassen sich seit dem 17. Jh. nachweisen. Das Neuhochdeutsche setzt sich im Laufe des 18. Jh. durch. Die deutsche Sprache weist ein relativ reich ausgebildetes verbales und nominales Flexionssystem auf (drei Genera, vier Kasus, außerdem Singular und Plural), d.h. auch eine Flexion von Stammwörtern, wobei der Stamm sich selbst verändern kann. Es besteht die Möglichkeit zur Mehrfachkomposition. Die Syntax kennzeichnet sich durch feste Regeln der Stellung des finiten Verbs und sonst relativ freie Wort- und Satzstellung.

Spanisch zählt zum romanischen Sprachzweig, zum engeren Kreis der Sprachen des westromanischen Typs und ist Hauptvertreter der iberoromanischen Gruppierung. Basis der Schriftsprache ist die kastilische Mundart (die sich aus der in Spanien zur Zeit des römischen Imperiums gesprochenen lateinischen Volkssprache entwickelt hat und vor der Reconquista nur in den nordspanischen Provinzen verbreitet war). Der Wortschatz weist daher starke sprechlateinische Erbelemente auf und enthält die von allen romanischen Sprachen höchste Anzahl arabischer Lehnwörter. Im 18. Jh. wird das Spanische durch die Real Academia Española kodifiziert. Seit der Renaissance ist Spanisch (Castellano) die Gemeinsprache Spaniens, wobei sich Standardsprache und Umgangssprache – anders als beispielsweise im Deutschen – sehr nahe stehen. Die Deklination im Spanischen ist vollständig abgebaut, nur der Numerus ist noch flexivisch. Die Kasus werden mithilfe von Präpositionen umschrieben. Es existiert kein obligatorisches Subjektpronomen; das Genus weist die Kategorien Maskulin und Feminin auf. Die Wortstellung folgt dem SVO-Prinzip.

2.4.2. „Frau“ in der Sprache: Sexus und Geschlechterstereotypen

Anhand der entsprechenden Aufsätze aus der Sammlung Gender Across Languages (Hellinger/Bußmann 2001) wird das Bild der Frau im Türkischen, Deutschen und Spanischen allgemein offengelegt und ein kurzer Überblick darüber geschaffen, welche Sicht auf die Frau die jeweiligen Sprachen hervorrufen. Aufgrund dieser Erkenntnisse kann man später Parallelen oder Unterschiede zum Bild der Frau im Sprichwort ziehen.

2.4.2.1. Türkisch – Sprache ohne grammatisches Geschlecht

Gender ist eines der auffälligsten sozialen Kategorien der türkischen Gesellschaft, ein bestimmender Faktor für Verhaltensmuster in allen Bereichen des Alltagslebens und des öffentlichen Lebens. Paradoxerweise scheint das Genus in der türkischen Sprache jedoch keine herausragende Bedeutung zu haben. Im Türkischen gibt es keine grammatische Geschlechtsunterscheidung und der Sprecher benötigt nur selten einen direkten Hinweis auf das Geschlecht der betreffenden Person. Wie also wird Genus im Türkischen kommuniziert, signalisiert und wahrgenommen? Inwiefern trägt Sprache bei zur gesellschaftlichen Geschlechterordnung?

Das Türkische besitzt sprachliche Mittel, um referentielles (bezugsmäßiges) Genus auszudrücken: Wörter mit lexikalischem Geschlecht (v.a. Verwandtschaftsbezeichnungen), Zusammensetzungen (erkek arkada ş, k ı z karde ş, kiz ç ocu ğ u), seltener Suffigierung (-e arabischen Ursprungs, Einzelbildungen mit Entlehnungen aus europäischen Sprachen), aber es gibt keine systematische Genusunterscheidung durch Suffixbildung.

Geschlechterstereotypen und Geschlechterrollen (also das türkische „gender belief system“) haben einen Einfluss auf die Semantik von türkischen Bezeichnungen für Anredeformen. Viele Anredeformen im Türkischen bezeichnen das Geschlecht des Adressaten.

„Geschlechts“-Semantik wird von sozio-kulturellen Faktoren bestimmt. Nach Forschungsergebnissen von Braun aus den Jahren 1998 und 1999[12] (zit. nach 2001) werden solche Berufsbilder maskulin belegt, bei denen man notwendigerweise mit der Öffentlichkeit oder dem anderen Geschlecht in Kontakt kommt (Straßenverkäufer, Taxifahrer), sowie solche, die Machtausübung implizieren (Polizist). Dies stimmt auch mit der zahlenmäßigen Dominanz der Männer in diesen Berufen überein. Der Begriff misafir (Gast) ist dagegen weiblich besetzt, weil vor allem Frauen sich im privaten Raum treffen, wobei die weibliche Konnotation von den Sprechern hier nicht als absolut empfunden wird. Putzfrau (temizlik ç i) oder Verkäuferin sind feminin besetzt.

Generisch neutrale Begriffe werden mehrheitlich maskulin belegt, auch wenn die jeweilige Gesellschaftsgruppe zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen besteht. Die Ergebnisse von Braun spiegeln also die Verteilung der Geschlechter und den sozio-kulturellen Hintergrund wider: „The Turkish gender arrangement is characterized by a male dominance evident in almost all of the subsystems of Turkish society (economy, labor market, politics, law, religion).“ (Braun 2001: 288). Männer sind in diesen Bereichen privilegiert und höherrangig. Im öffentlichen Alltag, in Cafés oder Restaurants, sieht man deutlich mehr Männer. Frauen werden an solchen Orten oft als deplaziert oder etwas Außergewöhnliches wahrgenommen.

Anredeformen implizieren im Türkischen das Genus, das Braun „covert gender“ nennt. Umfrageergebnisse[13] weisen den neutralen Begriff ki ş i (Person) in weiblichem Umfeld (Kochen) zwar als feminin aus, im männlichen (Fußball) und vor allem im neutralen Kontext (Fernsehen) jedoch als maskulin. Die Empfindlichkeit für den Kontext hängt zu einem beträchtlichen Maß vom jeweiligen Lexem ab. Das „covert gender“ von Anredeformen funktioniert als Ausgangswert und wird in Zusammenhängen generell gemäß der generischen Besetzung des Begriffes interpretiert. Im Satzzusammenhang erhielten „nicht passende“ Zuweisungen und Aussagen signifikant weniger Zustimmung, was sich auf den semantischen Konflikt zwischen covert gender und den gemachten Aussagen zurückführen lässt. Eine Genus-Markierung findet sich bedeutend häufiger bei Frauen, wohingegen männliches Geschlecht unabhängig vom Kontext meist unmarkiert bleibt (vgl. Braun 2001: 295). Dies weist auf die Tendenz hin, dass Männer linguistisch als Norm und Frauen als Abweichung behandelt werden.[14]

Im Gegensatz zu Personenbezeichnungen, die eher subtil Botschaften über Genus kommunizieren, bezeichnen Sprichwörter Geschlechterstereotypen sehr deutlich.[15] Trotz der dürftigen Forschungserkenntnisse ist nach Braun folgende Tendenz zu beobachten: „There are apparently more proverbs about women and female characteristics in Turkish than proverbs dealing with maleness.“ (Braun 2001: 299) Daraus könne man auf eine grundlegend männliche Perspektive schließen. (Sprichwörter hätten auch einen bedeutenden Anteil an der Darstellung von Geschlechterstereotypen.)

Fazit: „…the absence of grammatical devices does not prevent the Turkish language – or rather, its speakers – from communicating messages about gender. Gender messages are encapsulated in (among other things) covert gender, explicit gender markings, proverbs and terms of abuse. As these linguistic elements correlate with the social gender arrangement, they reflect and reinforce existing social asymmetries.“ (Braun 2001: 304)

2.4.2.2. Problematik des generischen Maskulinums im Deutschen

Im Deutschen haben sich Personenbezeichnungen und Anredeformen als zentrale Streitfrage in der Diskussion um Sprache und Geschlecht erwiesen. Das Deutsche kann das (biologische) Geschlecht durch einen maskulinen oder femininen Artikel zuweisen (der Abgeordnete, die Abgeordnete). Im Plural (die Abgeordneten) geschieht die Genus-Spezifizierung durch die Zuweisung der Adjektive „weiblich“ oder „männlich“. Nicht spezifizierte Nomen weisen eine maskuline Konnotation auf: Man erwartet eher einen männlichen Abgeordneten.

Es existieren viele Komposita mit –mann, die einen höheren sozialen Status, beziehungsweise eine (stereo)typisch männliche Beschäftigung darstellen und im Unterschied zu Komposita mit –frau meist schon längere Zeit Bestand haben. Einige Suffixe spezifizieren Nomen generisch, z.B. –in, um ein Femininum zu markieren, ferner –ler/-ner, die maskulin konnotiert sind, aber auch in allgemeinem Kontext benutzt werden (können).

Für geschlechts-unspezifische Äußerungen werden die Nomen neutralisiert oder feminisiert (um weibliche Beteiligte einzuschließen). Dies resultiert in Paarformeln wie Lehrer und Lehrerinnen oder Sparformen wie LeserInnen oder Bürger/innen.

Weibliche Bezeichnungen und Anredeformen werden gewöhnlich von bereits bestehenden maskulinen Begriffen abgeleitet und daher als „marked and secondary“ (Hellinger 2001: 156) bezeichnet. Dies reflektiert auch die geschichtliche Tatsache, dass ursprünglich Männer zuerst prestigeträchtigen Beschäftigungen und Berufen nachgingen, wohingegen weibliche Domänen sich auf wenige Bereiche und meist von geringerem Status beschränkten (Krankenschwester, Hebamme, Putzfrau).[16]

Diesen morphologischen und semantischen Asymmetrien liegt die Ideologie des Mannes (das Männliche als Norm) zu Grunde: das Maskuline ist höhere und prestigeträchtigere Kategorie, das Weibliche ist dem nach- und untergeordnet. Dies motiviert die Vorgabe, dass in neutralen Kontexten maskuline Formen für Personalpronomen gewählt werden (jeder Wähler).[17]

Doch lässt sich neben einer zunehmenden Unsicherheit hinsichtlich der Benutzung generischer Maskulina die neue Tendenz beobachten, dass sich im Deutschen eine engere Korrelation zwischen grammatikalischem und lexikalischem Geschlecht ausbildet: maskuline Anredeformen verlieren zum Teil ihr generalisierendes Potential.

Psychologisch betrachtet, bestehen im Deutschen Asymmetrien zwischen maskulinen und femininen Anredeformen auf verschiedenen Ebenen: anteilsmäßig treten Maskulina häufiger auf als Feminina, auf morphologischem Gebiet werden feminine Begriffe von existierenden männlichen Formen abgeleitet und auf semantischer Ebene betrachtet tragen maskuline Begriffe häufiger positive Konnotationen als feminine.

Metaphorische Ausdrücke und Sprichwörter stellen auch im Deutschen eine reichhaltige Quelle für die Übertragung von geschlechtsspezifischen Botschaften. Man könnte diese Ausdrücke als verbale Manifestationen von traditionellen und stereotypischen Annahmen über gesellschaftlich annehmbare Geschlechterrollen und Verhaltensmuster beschreiben. Relativ wenige dieser Ausdrücke schildern Männer aus weiblicher Perspektive, während umgekehrt die männliche (und implizierte menschliche) Weltsicht die Norm darstellt. Bezeichnenderweise betonen Sprichwörter mit männlichen Protagonisten männliche Dominanz und Autorität. Dagegen wird ein Frauenbild vermittelt, das Frauen verschiedene Arten von gesellschaftlich unwillkommenen Charakterzügen und Eigenschaften wie Geschwätzigkeit, Unzuverlässigkeit für sie und unangemessenes (‚männliches’) Verhalten zuweist.[18]

[...]


[1] Bsp.: zwischen Tür und Angel

[2] Bsp.: Ihn sticht der Hafer.

[3] Bsp.: Da beißt die Maus keinen Faden ab.

[4] Neben Stabilität gilt manchmal auch die Reproduzierbarkeit als Charakteristikum (vgl. Burger 1973: 10)

[5] Er empfiehlt jedoch, kein größeres Gewicht auf die Unterscheidung weit/eng zu legen, da keine klare Abgrenzbarkeit erreicht werden kann.

[6] Dabei handele es sich um die „sicherlich […] am besten erforschte Klasse von Phraseologismen“, vor allem in volkskundlicher Hinsicht (Burger et al. 1982: 39)

[7] Nach Burger (2003: 123) muss der Begriff ‚Zitat’ jedoch in spezifischer Weise eingeschränkt werden, denn mit dem Einsatz von Satzphraseologismen gebe man (tendenziell) wieder, was innerhalb einer Sprachgemeinschaft an allgemeingültigen Aussagen, Urteilen oder Regeln etabliert ist.

[8] Die Abgrenzung ließe sich noch präzisieren und das Sprichwort gegenüber (sprichwörtlicher) Redensart, Sentenz, geflügeltem Wort, Slogan, Zitat und Aphorismus profilieren. Dies kann man bei Röhrich/Mieder 1977: 3ff. nachlesen.

[9] Der Titel des Werkes lautet: Das Sprichwort, betrachtet nach Form und Wesen, für Schule und Leben, als Einleitung zu einem großen volksthümlichen Sprichwörterschatz. Wander gilt damit als Begründer der wissenschaftlichen Parömiologie (vgl. Pilz 1982: 92), wenn auch seine Gedanken mehr auf volkskundlichen und kulturgeschichtlichen denn auf sprachwissenschaftlichen Überlegungen fußen.

[10] „Das Streben nach möglichst objektiven Kriterien auf der Grundlage einer methodisch geschlossenen Konzeption hat gewöhnlich zur engeren Auffassung geführt. Dabei sind in der Regel (…) Phraseologismen mit Satzstruktur (…) unberücksichtigt geblieben.“ so Fleischer (1982: 28). In der neueren Forschung findet daher oft keine Berücksichtigung des Sprichwortes statt.

[11] Dahinter stehe die Annahme, „daß die heutzutage am häufigsten gebrauchten Sprichwörter Aufschluß darüber geben, wie wir typischerweise die Welt sehen.“ (Burger 2003: 120) Dieser Zusammenhang darf jedoch bezweifelt werden. Burger schränkte seine Äußerung selbst ein und empfiehlt, „anstatt einen derart unmittelbaren Zusammenhang Sprache – Welt anzunehmen“(ebd.), eher Aussagen über Gruppen von Sprechern zu treffen.

[12] Die Testpersonen sollten die gängigsten Anredeformen für eine Reihe von Personenkategorien (z. B. sekreter (Sekretär/in), kuyumcu (Goldverkäufer/in)) aus verschiedenen Bereichen nennen. Da viele Anredeformen das Genus des Adressaten bezeichnen, ließ sich erkennen, welches Genus sie mit dem jeweiligen Berufsbild assoziierten.

[13] Die Studie an 386 (239f, 147m) Studierenden untersuchte die drei Begriffe sekreter (Sekretärin, weiblich besetzt (f)), kuyumcu (Goldverkäufer, männlich besetzt (m)) und ki şi (Person, neutral (n)) in den drei verschiedenen Kontexten Kochen (f), Fußball (m) und Fernsehen (n).

[14] Bsp.(2001:295-298) : adam (Mann, Mensch), insan (Mensch), genç (Jugendlicher), çocuk (Kind) sind im Zweifelsfall männlich besetzt.

[15] In diesem Zusammenhang beklagt Braun (2001: 289) den Mangel an systematischen methodologischen Untersuchungen in diesem Bereich. Man müsse sich daher auf unsystematische Beobachtungen beziehen [u.a. Külebi 1989; Yurtbaşı 1994, ein Sprichwörterbuch mit Klassifizierung der Sprichwörter anhand von Stichwörtern, z.B. kad ın (Frau). Es gibt in diesem Wörterbuch jedoch kein Kapitel erkek (Mann), wenngleich erkek im Index auftaucht.]

[16] Hierbei fällt auf, dass diese weiblich besetzten Begriffe nicht zur Ableitungsgrundlage ihrer männlichen Entsprechungen dienten. Denn stattdessen wurden neue, neutralere männliche Begriffe eingeführt (z.B. Krankenpfleger) (vgl. Hellinger 2001: 157).

[17] Es wird jedoch zunehmend als sexistisch ausgelegt, wenn in neutralen Kontexten Frauen in generisch maskuline Begriffe miteinbezogen werden. Generische Maskulina haben normalerweise weibliche Gegenstücke, die grammatikalisch femininen und lexikalisch spezifisch weiblichen Charakter aufweisen. Das Nichtbenutzen dieser femininen Varianten wird zum Teil als Beitrag zur „female invisibility“ gewertet.

[18] Beispiel: Ist eine Frau auch dumm, so ist sie niemals stumm. / Küstern, Priestern und Frauen ist nicht zu trauen.

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Detalles

Título
Die Frau im Sprichwort - Türkische, deutsche und spanische Sprichwörter im sprachlich-kulturellen Vergleich
Universidad
Catholic University Eichstätt-Ingolstadt  (Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät)
Calificación
1
Autor
Año
2008
Páginas
45
No. de catálogo
V207089
ISBN (Ebook)
9783656376620
ISBN (Libro)
9783656377054
Tamaño de fichero
772 KB
Idioma
Alemán
Notas
Palabras clave
Sprichwort, Frau, Gender, Parömiologie, ata sözü, refrán
Citar trabajo
Veronika Seitz (Autor), 2008, Die Frau im Sprichwort - Türkische, deutsche und spanische Sprichwörter im sprachlich-kulturellen Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207089

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