Diese Arbeit betrachtet Das Urteil von Franz Kafka und Der Keller von Thomas Bernhard unter dem Gesichtspunkt der Verarbeitung individueller Erlebnisse durch die Literatur. Ich stelle die These auf, dass beide Autoren Literatur produziert haben, um über ihre väterlichen Bezugspersonen und ihr persönliches Verhältnis zu ihnen zu reflektieren. Bei der Untersuchung der Darstellung väterlicher Autorität in literarischen Werken habe ich drei Kriterien in den Fokus gerückt. Zunächst werde ich untersuchen, wie die erlebte Autorität dargestellt wird. Danach wende ich mich der Frage zu, wie das Erlebte verarbeitet wird, insbesondere inwiefern eine Zuweisung von Schuld an die Autoritäten erfolgt und ob diese Schuldzuweisungen berechtigt sind. Als letzter Punkt wird die Frage nach der Existenz von Nestwärme im autoritären System stehen und ob ihr Vorhandensein beziehungsweise ihre Abwesenheit einen signifikanten Einfluss auf den Emanzipationsprozess der Kinder hatte.
Bevor diese Fragen beantwortet werden, wird in einem theoretischen Teil geklärt, warum die Werke sich für eine autobiographische Deutung eignen und ihnen, unter Bezugnahme auf Lejeune, Authentizität zugesprochen werden darf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Spiel mit den Gattungen. Theoretische Betrachtung
- Allgemeines
- Thomas Bernhard: Der Keller
- Franz Kafka: Das Urteil
- Die väterlichen Autoritäten - Wie das Erlebte werkimmanent beschrieben wird
- Hermann Kafka
- Johannes Freumbichler
- Emil Fabjan und Alois Zuckerstätter - keine väterlichen Autoritäten
- Missbrauch der Macht - Die Schuld der väterlichen Autoritäten
- Das Urteil
- Der Keller
- Nestwärme im autoritären System
- Die Frage nach der Existenz von Nestwärme
- Warum Georg scheiterte
- Warum Bernhard sich entwickelte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Werke "Das Urteil" von Franz Kafka und "Der Keller" von Thomas Bernhard unter dem Aspekt der Verarbeitung individueller Erlebnisse durch die Literatur. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die These zu beweisen, dass beide Autoren ihre Werke schrieben, um ihre Beziehung zu ihren Vätern und die damit verbundenen Erfahrungen zu reflektieren.
- Darstellung väterlicher Autorität in den Werken
- Verarbeitung der Erfahrungen in den Texten
- Schuldzuweisung an die väterlichen Autoritäten
- Existenz von Nestwärme im autoritären System
- Einfluss von Nestwärme auf den Emanzipationsprozess der Kinder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor und erläutert, warum die Werke "Das Urteil" und "Der Keller" besonders gut für eine autobiographische Interpretation geeignet sind. Sie befasst sich mit den zentralen Themen und Zielen der Arbeit und führt den Leser in die theoretische und soziologische Betrachtung des Themas ein.
Das zweite Kapitel erörtert die Gattungstheorie und beleuchtet die Positionierung der Werke "Das Urteil" und "Der Keller" zwischen Fiktion und Autobiographie. Es wird untersucht, wie beide Autoren bewusst mit den Gattungen spielen und ihre Werke zwischen diesen Polen verorten. Der Fokus liegt auf der Erkenntnis, dass dieses Spiel zwischen Fiktion und Autobiographie für die Beantwortung der im Einleitungskapitel aufgeworfenen Fragen von entscheidender Bedeutung ist.
Im dritten Kapitel wird untersucht, wie die erlebte väterliche Autorität in den Werken dargestellt wird. Es werden die Figuren von Hermann Kafka, Johannes Freumbichler und Emil Fabjan/Alois Zuckerstätter analysiert und deren Rolle als Autoritätspersonen beleuchtet.
Das vierte Kapitel widmet sich dem Missbrauch von Macht durch die väterlichen Autoritäten und untersucht, inwiefern eine Schuldzuweisung an diese erfolgt. Die Analyse konzentriert sich dabei auf die Werke "Das Urteil" und "Der Keller" und beleuchtet die Mechanismen der Schuldzuweisung und deren Berechtigung.
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob die Figuren der Werke "Das Urteil" und "Der Keller" im autoritären System eine Form von Nestwärme erfahren haben und welchen Einfluss dies auf ihren Emanzipationsprozess hatte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema väterlicher Autorität in den Werken von Franz Kafka und Thomas Bernhard. Dabei werden die Figuren, die Beziehung zwischen Vater und Sohn, die Verarbeitung individueller Erlebnisse und die Frage nach Schuld und Verantwortung untersucht. Zentral sind die Begriffe "Autorität", "Doppelbindung", "Nestwärme", "Emanzipation", "Fiktion" und "Autobiographie".
- Citar trabajo
- M.A. Cornelia Scherpe (Autor), 2009, Väterliche Autoritäten im Werk Thomas Bernhards und Franz Kafkas, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207289