(...)Seit 1999 hat sich der Bologna-Prozess, welcher das Ziel hat, einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen, rasant entwickelt. So waren im Sommersemester 2009 schon etwa drei Viertel der ca. 8.200 Studiengänge an deutschen Universitäten Bachelor- und Masterangebote (vgl. Hochschulrektorenkonferenz, 2009, S. 9 u. 21ff.). Doch diese Entwicklung wird von zahlreichen kritischen Stimmen begleitet. So nimmt die Frage nach der Zukunft des Humboldtschen Bildungs- und Universitätsideals im Zuge des Bologna-Prozesses auf der hochschulpolitischen Diskussionsagenda eine zentrale Stellung ein (vgl. Krull, 2009, S. 1). Die globalisierte Welt von heute hat zwar wenig gemein mit der Zeit um 1800, „dennoch bestimmt nach wie vor ein Bildungsideal, das dieser Zeit entsprungen ist und mit Namen wie Schleiermacher, Fichte und Steffens, insbesondere aber mit dem Namen Wilhelm von Humboldt in Verbindung gebracht wird, aktuelle hochschul-politische Debatten“ (Krull 2009, S. 6). Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Ökonomisierung der Universitäten, zudem wird befürchtet, dass die Bologna-Reform die klassischen Ideale der Universitäten aussteche, obwohl der Niedergang des Humboldtschen Ideals nach Jürgen Mittelstraß bereits mit dem Aufkommen der Massenuniversitäten einhergeht (vgl. Wagner, 2008, o. S.; vgl. Mittelstraß, 1994, S.48).
Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Arbeit die Frage nach der Aktualität der klassischen Universitätsidee Wilhelm von Humboldts im Hinblick auf die Bologna-Reform. Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der historischen Ausgangslage und dem kritischen Zustand der deutschen Hochschulen um 1800. So sollen Humboldts Reformbemühungen verständlich gemacht werden, bevor eine explizite Darstellung der Universitätsidee Humboldts erfolgt. Im zweiten Teil der Arbeit wird der ca. 200 Jahre später stattfindende Bologna-Prozess fokussiert, wobei zunächst die Reformbereitschaft und -bedürftigkeit Deutschlands beleuchtet und anschließend die Umsetzung sowie Inhalte und Ziele der europäischen Universitätsreform dargestellt werden. Nach einer umfassenden Ausführung der jeweiligen Absichten in Bezug auf Humboldt und Bologna ist nun der Grundstein gelegt, um im Folgenden einen reflektierten Vergleich der beiden Universitätskonzepte anzustellen, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigt, und in einem Fazit nicht nur die aufgeworfenen Fragen –sofern möglich– zu beantworten, sondern auch einen kurzen Ausblick zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wilhelm von Humboldt und die historische Ausgangslage um 1800.
- Der Zustand deutscher Universitäten
- Die Humboldtsche Universitätsidee
- Der Bologna-Prozess.
- Reformbereitschaft und -bedürftigkeit Deutschlands im Hinblick auf die Ausgangssituation
- Inhalte, Ziele und Umsetzung der Bologna-Reform.
- Vergleich Humboldt - Bologna
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob und inwiefern die klassische Universitätsidee Wilhelm von Humboldts im Hinblick auf die Bologna-Reform noch aktuell ist. Es wird untersucht, ob Humboldts Ideale im Kontext des Bologna-Prozesses und der heutigen Herausforderungen der Hochschullandschaft noch einen Gegenwartsbezug aufweisen oder ob die Bologna-Reform das Ende der klassischen Universitätsidee markiert.
- Der Zustand der deutschen Universitäten um 1800 und die Reformen von Wilhelm von Humboldt
- Die Umsetzung und die Inhalte der Bologna-Reform
- Ein Vergleich der Universitätsideen von Humboldt und Bologna
- Die Auswirkungen des Bologna-Prozesses auf das Humboldtsche Bildungsideal
- Potenziale und Grenzen der Bologna-Reform im Kontext der Humboldtschen Universitätsidee
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar. Anschließend werden die historischen Hintergründe der Humboldtschen Universitätsreform im ersten Kapitel beleuchtet. Hierzu wird der Zustand der deutschen Universitäten um 1800 analysiert, um die Notwendigkeit von Reformen aufzuzeigen und die Herausforderungen, denen sich Humboldt gegenübersah, zu verdeutlichen. Das zweite Kapitel widmet sich dem Bologna-Prozess. Dabei werden die Reformbedürfnisse in Deutschland und die Umsetzung sowie die Ziele der europäischen Hochschulreform dargestellt. Ein Vergleich der beiden Universitätskonzepte erfolgt im dritten Kapitel, wodurch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Humboldtschen Universitätsidee und dem Bologna-Prozess herausgearbeitet werden. In einem Fazit werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst, und es wird ein Ausblick auf die Zukunft der Universitäten im Kontext des Bologna-Prozesses gegeben.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Universitätsidee von Wilhelm von Humboldt im Kontext des Bologna-Prozesses. Die zentralen Themen sind: Humboldtsche Universitätsidee, Bologna-Reform, Hochschulpolitik, Bildungsideal, Forschung und Lehre, Massenuniversität, Globalisierung, Kompetenzorientierung, europäischer Hochschulraum, Bachelorstudiengang.
- Citar trabajo
- Timo Fent (Autor), 2012, Die Aktualität der Universitätsidee Wilhelm von Humboldts im Hinblick auf den Bologna-Prozess, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207467