Rassendiskriminierung am Beispiel Barack Obamas

Welche Rolle spielte der Rasse-Faktor in der Präsidentschaftswahl 2008 für die weißen amerikanischen Wähler?


Dossier / Travail, 2012

20 Pages, Note: 1,3


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Diskriminierung in der amerikanischen Politik im Allgemeinen.

3. Diskriminierung in Präsidentschaftswahlen am Beispiel Barack Obamas.
a. Diskriminierung Barack Obamas durch weiße Wähler in der Präsidentschaftswahl 2008
b. Diskriminierung in der Präsidentschaftswahl 2012

4. Fazit und kritische Stellungnahme

5. Anhang

6. Literaturverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Auswirkungen von Rassenressentiments auf die Wahrnehmung politischer Kandidaten und Partein (Abbildung 1)

Vorurteile gegen Demokratn (Abbildung 1)

Vorurteile aufgeteilt nach Wahljahren (Abbildung 1)

Akzeptanz der GesundheitsreIRUP (Abbildung 1)

Zustimmungsraten Bill Clintons zwischen 1993 und 2000(Abbildung 1)

1. Einleitung

Barack Obama wurde am 04. November 2008 mit insgesamt 53% aller Stimmen zum ersten farbigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Er setzte sich damit nicht nur erfolgreich gegen den Kandidaten der Republikanischen Partei John McCain durch. Das erste Mal in einer Generation errangen die Demokraten auch eine Mehrheit in der Volksabstimmung.1 Optimisten schlossen aus diesem Wahlerfolg, dass man sich in einem Amerika befinde, das den Rassismus nun endgültig hinter sich gelassen habe.

In der vorliegenden Hausarbeit soll dargelegt werden, dass aus dem Wahlsieg Barack Obamas nicht auf eine erfolgreiche Überwindung der Diskriminierung von Farbigen in der Politik geschlossen werden kann und das trotz des positiven Ergebnisses der Wahl eine Diskriminierung seitens weißer Wähler gegenüber Barack Obama bestand. Beginnend mit einer kurzen Einführung in die Thematik des Rassismus und seiner Ableger folgt im Anschluss daran ein Überblick über den diesbezüglichen aktuellen Wissenschaftsstand die Wahl 2008 betreffend. Dabei wird auf Wahlstatistiken zurückgegriffen sowie anhand von statistischen Auswertungen und Regressionsanalysen eine Einschätzung gegeben. Im weiteren Verlauf wird anhand aktueller Wahlumfragen eine Prognose für die Präsidentschaftswahl 2012 getroffen. Dem folgt eine abschließende Beurteilung und kritische Stellungnahme.

2. Diskriminierung in der amerikanischen Politik im Allgemeinen

Trotz des Wahlsieges Barack Obamas in der Präsidentschaftswahl der USA 2008 wird das Wahlverhalten und die Wahrnehmung einzelner Kandidaten auch weiterhin durch den Faktor Rasse beeinflusst.2 Die Art des Rassismus jedoch hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Während bewusste Formen des Rassismus3 abgenommen haben, bestehen moderne Arten des Rassismus fort4. Zu diesen gehören der moderne Rassismus, Rassenressentiments und der so genannte symbolische Rassismus, die ihre Ursache in einer Kombination aus negativen Emotionen und stereotypischem Denken gegenüber Schwarzen haben und zudem jegliche Diskriminierung gegenüber diesen bestreiten.5 Die Einstellung, Farbige befänden sich aufgrund fehlenden Gehorsams, Fleißes und Disziplin auf der sozioökonomischen Leiter ganz unten oder die verbreitete Meinung, dass Farbige nicht in der Position seien, Sonderbehandlungen einzufordern und sich vielmehr ein Beispiel an anderen Minoritäten wie die der Juden oder Italiener nehmen sollten, die sich auch ohne eine bevorzugte Behandlung erfolgreich hochgearbeitet hätten, sind typische Beispiele für dieser Art von Rassismus.6 Tatsächlich bejahten einer Umfrage aus dem Jahr 2008 zufolge knapp 50% der befragten Weißen die Aussage, dass Weiße härter arbeiten würden als Farbige. Immerhin ca. 22% bejahten auch die Aussage, dass Weiße im Vergleich zu Farbigen intelligenter seien, was verdeutlicht, dass auch biologischer Rassismus weiterhin existiert, wenngleich er deutlich gesunken ist.7 Obwohl einige weiße Wähler in der Theorie bereit sein mögen, einen schwarzen Kandidaten in ein politisches Amt zu wählen, neigen sie auf Basis ihrer Rasse dazu, negative Stereotypen auf schwarze Kandidaten zu übertragen, was eine Wahl unwahrscheinlicher macht.8 Die experimentelle Forschung bestätigt zudem, dass sie bei der Bewertung zweier hypothetischer Kandidaten mit den gleichen Eigenschaften den Kandidaten der hellen Hautfarbe ungleich mehr unterstützen.9 Diese Vermutungen bestätigen diverse Wahlergebnisse. So wurden von 6667 Wahlen des Repräsentantenhauses zwischen 1966 und 1996 in Bezirken mit einer weißen Mehrheit gerade einmal 35 durch Schwarze gewonnen, was 0,52 % entspricht.10

3. Diskriminierung in Präsidentschaftswahlen am Beispiel Barack Obamas

a. Diskriminierung Barack Obamas durch weiße Wähler in der Präsidentschaftswahl 2008

In den 53 % aller Stimmen die bei der Präsidentschaftswahl 2008 auf Barack Obama entfallen sind, sind 43% der Stimmen aller weißen Wähler, 62% aller Asiaten, 67% aller Latinos und 95% aller schwarzen Wähler enthalten.11

Dabei ist auffällig, dass schwarze Wähler Barack Obama beinahe geschlossen ihre Stimme gaben. Dagegen hat Barack Obama von weißen Wählern die wenigsten Stimmen erhalten, denn ihr Stimmanteil lag um 10% unter dem durchschnittlichen Wahlergebnis Obamas. In der wissenschaftlichen Literatur wird vermutet, dass der hohe Zuspruch schwarzer Wähler für Obama eher in seiner Rasse denn in seinen politischen Positionen zu sehen ist.12 Wohingegen bei weißen Wählern unterstellt wird, dass ihr geringer Zuspruch in einer Diskriminierung Obamas aufgrund seiner Hautfarbe zu sehen ist.13

Bei einem Vergleich mit dem Ergebnis Kerrys aus der Präsidentschaftswahl 2004 fällt in diesem Zusammenhang besonders die Wählergruppe Ä Jahre und älter³ DXI YRQ GHr 2008 6 % weniger als 2004 den demokratischen Präsidentschaftskandidaten wählten. Unter Berücksichtigung des insgesamten Zuspruchs zur Demokratischen Partei ist dies auffällig. Im Folgenden wird darüber hinaus deutlich werden, dass eine nähere Betrachtung der Wähler der Südstaaten lohnenswert ist, auch wenn das Wahlergebnis zunächst nicht darauf hindeutet.

Nachfolgend wird dargelegt, dass in der Präsidentschaftswahl 2008 die niedrigen prozentualen Wahlergebnisse einiger Wählergruppen tatsächlich in Zusammenhang mit einer Diskriminierung Barack Obamas aufgrund seiner Hautfarbe stehen. Dabei wird erst die Wählergruppe der weißen Wähler als Ganzes betrachtet, woraufhin eine nähere Betrachtung und Analyse der Wählergruppen nach Region, Ideologie, Parteizugehörigkeit und Alter folgt. Dazu wird anfangs auf Statistiken und anschließend auf die Ergebnisse von sozialpsychologischen Experimenten und Regressionsanalysen der aktuellen Forschung zurückgegriffen.

Zunächst ist das Wahlergebnis in Hinblick auf weiße Wähler und ihren geringen Anteil an Wählerstimmen für Obama nicht überraschend, da demokratische Präsidentschaftskandidaten seit der Wahl 1964 keine Mehrheit bei weißen Wählern holen konnten.15 So identifizierten sich im Jahr 2000 lediglich 44% der Weißen als Demokraten.16 Aus diesem Grund muss das Wahlergebnis in Relation zu anderen Wahlergebnissen der Demokraten gesetzt werden, um Auffälligkeiten hervorheben zu können. Zwischen 1984 und 2004 haben sich durchschnittlich 39% aller weißen Wähler in einer Wahl für die Demokraten entschieden. Es fällt somit auf, dass die Präsidentschaftswahl von 2008 über dem durchschnittlichen Wahlzuspruch der weißen Bevölkerung lag.17 Auch ein Vergleich von 2008 zu der vorangegangenen Präsidentschaftswahl im Jahr 2004 zeigt, dass es bei weißen Wählern zu einer Stimmenzunahme um 3% gekommen ist.18 Einen höheren Zuspruch weißer Wähler gab es seit 1984 nur in den Jahren 1996 und 2000.19

Bei der Präsidentschaftswahl 2008 und dem Antritt Obamas als Präsidentschaftskandidat müssen jedoch mindestens zwei Aspekte berücksichtigt werden. Zum Einen ist fraglich, ob ein direkter Vergleich zwischen der Präsidentschaftswahl 2004 und 2008 sowie den beiden Kandidaten Kerry und Obama sinnvoll ist. Hiergegen sprechen mehrere Fakten. Zum Einen trat John Kerry gegen einen amtierenden Präsidenten an20. Zudem befanden sich die USA 2008 bereits in einer prekären wirtschaftlichen Lage, die Beliebtheitswerte George Bushs waren mit die schlechtesten der amerikanischen Geschichte und die Wahlkampfmethoden John McCains wurden teilweise auch unter Republikanern kritisiert.21 Darüber hinaus ist fraglich, ob trotz einer Steigerung des Zuspruchs der weißen Wähler eine Diskriminierung Obamas ausgeschlossen werden kann. So behaupten einige Forscher, der Zuspruch Weißer für Obama hätte deutlich höher ausfallen können.22 Aus diesem Grund erscheint eine Betrachtung einzelner Gruppen der weißen Wählerschicht nach Gesichtspunkten wie Alter, Wohnort, Ideologie und Parteizugehörigkeit sinnvoll.

[...]


1 Vgl. Segura, Gary M./Valenzuela, Ali A.: Hope, Tropes, and Dopes: Hispanic and White Racial Animus in the 2008 Election, in: Presidential Studies Quarterly, Jg. 40, Nr. 3, 2010, S. 497-514, S. 497.

2 Vgl. Parks, Gregory S./Hughey, Matthew W.: The Obamas and a (post) racial America?, New York 2011, S. 1.

3 sogenannter biologischer Rassismus oder „old fashioned racism", der Farbigen gewisse Fähigkeiten wie Intelligenz als angeboren abspricht (Sears, David/Van Laar, Colette/Carrillo, Mary: Is It Really Racism? The Origins of White Americans' Opposition to Race-Targeted Policies, in: Public Opinion Quarterly, Jg. 61, Nr. 1, 1997, S. 16-53, S. 16 und 20).

4 Vgl. Knuckey, Jonathan: Racial Resentment and Vote Choice in the 2008 U.S. Presidential Election, in: Politics & Policy, Jg. 39, Nr. 4, 2011, S. 559-582, S. 565. Redlawsk, David/Tolbert, Caroline/Franko, William: Voters, Emotions, and Race in 2008: Obama as the First Black President, Jg. 63, Nr. 4, 2010, S. 875-889, S. 876.

5 Vgl. Redlawsk/Tolbert/Franko, Obama as the First Black President, S. 876.

6 Vgl. Bobo, Lawrence/Dawson, Michael: A change has come ± Race, Politics, and the Path to the Obama Presidency, in: Du Bois Review, Jg. 6, Nr. 1, 2009, S. 1-14, S. 7. Redlawsk/Tolbert/Franko, Obama as the First Black President, S. 876 ff. Kinder, Donald/Sears, David: Prejudice and Politics: Symbolic Racism Versus Racial Threats to the Good Life, in: Journal of Personality & Social Psychology, Jg. 40, Nr. 3, 1981, S. 414-431, S. 416. Feldman, Stanley/Huddy, Leonie: Racial Resentment and White Opposition to Race-Conscious Programs: Principles or Prejudice?, in: American Journal of Political Science, Jg. 49, Nr. 1, 2005, S. 168-183, S. 169 ff.

7 Vgl. Bobo/Dawson, A change has come, S. 6.

8 Vgl. Sears, David u.a.: Is it really racism? The origins of white American's Opposition to race-targeted policies, in: Public Opinion Quarterly, Jg. 61, Nr. 1, 1997, S. 16-53.

9 Vgl. Terkildsen, Nayda: When White Voters Evaluate Black Candidates: The Processing Implications of Candidate Skin Color, Prejudice, and Self-Monitoring, in: American Journal of Political Science, Jg. 37, Nr. 4, 1993, S. 1032 ± 1053, S. 1040.

10 Vgl. Canon, David: Race, redistricting, and representation: the unintended consequences of Black majority districts, Chicago 1999, S. 10.

11 Vgl. Bobo/Dawson, A change has come, S. 4.

12 " Sullivan, Jas M./Johnson, Melanie S.: Race Is On My Mind: Explaining Black Voter's Political Attraction To Barack Obama, in: Race, Gender & Class, Jg. 15, Nr. 2008, S. 51-64, S. 59 ff.

13 13 Vgl. Block, der zu dem Ergebnis kommt, dass sich Farbige zu 40,35 % wohler mit der Hautfarbe Obamas fühlen als Weiße. Block, Ray: Backing Barack because He's Black: Racially Motivated Voting in the 2008 Election, in: Social Science Quarterly, Jg. 92, Nr. 2, 2011, S. 423-446, S. 433.

14 Siehe Anhang.

15 Vgl. Segura/Valenzuela, Hope, Hispanic and White Racial Animus in the 2008 election, S. 497.

16 Vgl. Hutchings, Vincent/ Valentino, Nicolas: The Centrality of Race in American Politics, in: Annual Review of Political Science, Jg. 7, Nr. 1, 2004, S. 383-408, S. 387.

17 Vgl. Ansolabehere, Stephen/Persily, Nathaniel/Stewart, Charles: Race, Religion, and vote choice in the 2008 election: Implications for the future of the voting right act, in: Harvard Law Review, Jg. 123, Nr. 6, 2010, S. 1385-1436, S. 1402.

18 Vgl. Ebd., S. 1415.

19 Vgl. Knuckey, Racial Resentment and Vote Choice in the 2008 U.S. Presidential Election, S. 560.

20 In der Geschichte der USA ist es bisher nur einmal vorgekommen, dass eine Partei 3 Präsidentschaftswahlen hintereinander gewonnen hat, was in der Präsidentschaftswahl 2008 einen Sieg für Obama wahrscheinlicher machte.

21 Vgl. Segura/Valenzuela, Hope, Hispanic and White Racial Animus in the 2008 election, S. 497. Knuckey, Racial Resentment and Vote Choice in the 2008 U.S. Presidential Election, S. 576 ff. Saad, Lydia: Obama and Bush: A Contrast in Popularity, unter http://www.gallup.com/poll/111838/Obama- Bush-Contrast-Popularity.aspx (Stand: 09.09.2012).

22 U.a. Knuckey, Racial Resentment and Vote Choice in the 2008 U.S. Presidential Election, S. 561.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Rassendiskriminierung am Beispiel Barack Obamas
Sous-titre
Welche Rolle spielte der Rasse-Faktor in der Präsidentschaftswahl 2008 für die weißen amerikanischen Wähler?
Université
University of Cologne  (Institut für Vergleichende Politikwissenschaft)
Cours
Das politische System der USA
Note
1,3
Auteur
Année
2012
Pages
20
N° de catalogue
V207468
ISBN (ebook)
9783656347583
ISBN (Livre)
9783656349778
Taille d'un fichier
694 KB
Langue
allemand
Mots clés
rassendiskriminierung, beispiel, barack, obamas, welche, rolle, rasse-faktor, präsidentschaftswahl, wähler
Citation du texte
Judith Pohler (Auteur), 2012, Rassendiskriminierung am Beispiel Barack Obamas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207468

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