Bedeutung von Netzwerkarbeit für SPFH


Dossier / Travail de Séminaire, 2011

18 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Sozialpädagogische Familienhilfe
1.1 Definition
1.2 Auftrag
1.3 Adressaten der SPFH

2 Netzwerkarbeit
2.1 Definition Netzwerkarbeit
2.2 Definition soziales Netzwerk
2.3 Qualitative Merkmale von Netzwerken
2.4 Typen sozialer Netzwerke
2.4.1 Primäre oder mikrosoziale Netzwerke
2.4.2 Sekundäre oder makrosoziale Netzwerke
2.4.3 Tertiäre oder mesosoziale Netzwerke
2.5 Soziale Unterstützung als Funktion von Netzwerken

3 Netzwerkarbeit in Sozialpädagogischen Familienhilfen
3.1 Netzwerke der Adressaten der Sozialpädagogischen Familienhilfe
3.2 Netzwerkberatung als relevantes Konzept für SPFH
3.3 Chancen von Netzwerkarbeit innerhalb Sozialpädagogischer Familienhilfen
3.4 Grenzen von Netzwerkarbeit innerhalb Sozialpädagogischer Familienhilfen
3.5 Kompetenzanforderungen an die Familienhelfer

Fazit

Literatur

Einleitung

Unsere moderne Gesellschaft ist von Pluralisierung der Lebensformen, Flexibilisierung und Individualisierung der Biographien geprägt. Tradierte Bindungen lockern sich, vertraute familiäre Bezüge sind weniger von Dauer und werden zunehmend von selbstgewählten Kontakten ergänzt oder sogar ersetzt. Der Zerfall natürlicher Netzwerke wird an der geringer werdenden Bedeutung der Institution Familie deutlich. Die Bereitschaft der Eheschließung singt, dafür steigt die Bereitschaft sich scheiden zu lassen. Es werden weniger Kinder geboren, dafür steigt die Zahl alleinerziehender Mütter und Väter.1 Die Veränderung sozialer Einbindungen und die Freisetzung des In- dividuums aus den vorgegeben biographischen Einbindungen verlangen von dem Individuum zu- nehmend riskante Entscheidungen.2

Als Folge der komplexer gewordenen Gesellschaftsstrukturen und dem Zerfall tradierter Netzwer- ke, ist der Prozess der Institutionalisierung zu sehen. Immer mehr Bereiche werden von der Sys- temwelt bestimmt. Institutionelle Hilfe und Unterstützung tritt vielfach an die Stelle informellerSelbsthilfen, wobei die Systeme auch mehr Kontroll möglichkeiten erhalten.3

Angesichts dieser Entwicklungen enthält die Soziale Netzwerkarbeit die Möglichkeit „künstliche“Hilfe- und Unterstützungsnetze aufzubauen und auch durch die Stärkung informeller Hilfen dieSelbsthilfepotenziale zu stärken, um damit den negativen Aspekten der Individualisierung entge genzuwirken.4

An dieser Stelle ergibt sich nun die Frage, welche Bedeutung die Netzwerkarbeit für Sozialpädagogische Familienhilfen hat?

Die vorliegende Arbeit wurde durch den Vergleich und die Auswertung verschiedener Literatur verfasst. Dargestellt wird zunächst der Auftrag und die Zielgruppe von Sozialpädagogischen Familienhilfen. Im Zweiten Kapitel werden relevante Erkenntnisse der Netzwerkforschung als grundlegender Bestandteil der Netzwerkarbeit dargestellt, um hierauf aufbauend im dritten Kapitel die Chancen und Grenzen der Netzwerkarbeit in Sozialpädagogischen Familienhilfen zu diskutieren. Das Fazit bildet den Schluss der Arbeit

1 Sozialpädagogische Familienhilfe

1.1 Definition

Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) ist eine aufsuchende Form von Hilfe zur Erziehung auf die Personensorgeberechtigte einen Anspruch haben, wenn eine dem Wohl des Kindes bzw. Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist (§ 27 KJHG).

1.2 Auftrag

Ziele der SPFH sind durch eine intensive Betreuung und Begleitung der Familien in Erziehungs aufgaben, die Bewältigung von Alltagsproblemen, die Lösung von Konflikten und Krisen, die Unterstützung in Kontakt mit Ämtern und Institutionen sowie die Hilfe zur Selbsthilfe (§ 31 KJHG).5 ;Sozialpädagogische Familienhilfen dienen ebenfalls auch zur Vermeidung einer Inobhutnahme eines Kindes/ Jugendlichen durch das Jugendamt. Eine der Hauptaufgaben besteht darin, dass familiäre Netzwerk so zu stabilisieren und zu stärken, dass einer Kindeswohlgefährdung entgegenge wirkt wird.6 Deutlich wird hierbei nicht nur die intermediäre Position der SPFH mit ihrem impliziten Doppelmandat für Hilfe und Kontrolle, sondern auch das Verständnis von familiären Problemen als Symptom einer nicht mehr funktionierenden Wechselbeziehung mit dem sozialen Netzwerk, sodass die Prämisse der SPFH darin besteht, die Funktionsfähigkeit dieser Wechselbezie hungen im Sinne von Gewährung und Erschließung von Unterstützung wiederherzustellen.7

1.3 Adressaten der SPFH

Nach Birtsch, Münstermann und Trede gibt es grundsätzlich keine feststehenden Adressatengruppen für erzieherische Hilfen, da sie immer auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Verhältnisse und sozialer Probleme gesellschaftlich und jugendhilfepolitisch konstruiert werden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Betroffenen Hilfe zur Erziehung in Anspruch nehmen (müssen), denen nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, um Defizite, belastende Situationen und Krisen zu kompensieren. Besonders betroffen sind jüngere Kinder in sozial-benachteilig- ten, kinderreichen Familien sowie mit alleinerziehenden Mütter.8

Das Label „Multiproblemfamilien“ verdeutlicht, dass Mängel an Ressourcen und damit konflikt hafte Entwicklungen kombiniert auftreten. Es handelt sich hierbei häufig um ein Zusammenwirken von materiellen Notlagen, mangelnder Bildung, psychischer Verelendung, Sucht, gesundheit licher Benachteiligung, Gewalt, Isolation, schlechten Wohnverhältnissen und Abhängigkeiten vonsozial-staatlichen Institutionen.9 Fränkel-Damann sieht ein Mindestmaß an Ressourcen als Vor- aussetzung für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben an: „Das heißt, dass Familien, die übergeringe Ressourcen verfügen, dicht am Rande permanenter Krisen leben und daher in ihrer Substanz gefährdet sind. Ein Leben in permanenten Krisen bedeutet, ständig mit Ansprüchen, Erwartungen und Problemen konfrontiert zu werden, denen nicht entsprochen werden kann, die nichtgelöst werden und die weitere Probleme und Schwierigkeiten nach sich ziehen. Unzureichendematerielle Ressourcenkönnenfür diese Situation ausschlaggebendsein. (…) Das heißt, offen sichtliche soziale BenachteiligungundUnterschiedeerzeugenbeidenBetroffenensozialenDruck, der, wenn er nicht bewältigt werden kann, sich zu einer permanenten Krise auswachsenkann.“10 All diese Faktoren wirken sich auf das Zusammenleben in der Familie aus, sodass Verän- derungen nur in einer langfristigen Perspektive entwickelt werden können.11

2 Netzwerkarbeit

2.1 Definition Netzwerkarbeit

Galuske definiert Soziale Netzwerkarbeit als „ein sozialpädagogisches Handlungsmodell, das aufbauend auf Methoden und Befunde der sozialen Netzwerkforschung durch die Analyse, Nutzung, Gestaltung und Ausweitung des Beziehungsgeflechtes der Klienten zu Personen, Gruppen und Institutionen auf eine Optimierung ihrer Unterstützungsnetzwerke und damit auf die Stärkung ihrer Selbsthilfepotenziale abzielt und sich zu diesem Zweck unterschiedlicher Techniken der Analyse von und Einflussnahme auf Klientennetzwerke bedient.“12

Bullinger und Nowak beschreiben netzwerkorientierte Beratung, Selbsthilfeunterstützung, Empowerment, Vernetzung Sozialer Dienste, Gestaltung institutioneller Settings und netzwerkorientierte Gemeinwesenarbeit als Konzepte der Sozialen Netzwerkarbeit.13

2.2 Definition soziales Netzwerk

Der Begriff Netzwerk stellt in nahezu allen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen eine zen- trale Metapher dar. Mit einem Netzwerk werden autonome Objekte bzw. Subjekte beschrieben,die auf definierte Weise verbunden sind, gleich einem Fischernetz, dass aus Verbindungen undKnotenpunkte besteht.14 Bei einem sozialen Netzwerk wird der Mensch als Teil sozialer Strukturen in einer größeren Einheit betrachtet.15 Clyde Mitchell definiert ein soziales Netzwerk als: „spe- cific set of linkages among a defined set of persons, with the additional property that the characte- ristics of these linkages as a whole may be used to interpret the social behaviour of the persons in- volved.“16 DerFokusliegtalsoaufdenVerbindungendesMenschenmitanderen,wobeidieMerkmale dieser Beziehungen in ihrer Gesamtheit die Grundlage zur Interpretation des Sozialver- haltens bilden.

2.3 Qualitative Merkmale von Netzwerken

Bei Netzwerkverbindungen wird unterschieden zwischen strukturellen, interaktionalen und normativen Merkmalen. Strukturelle Kriterien sind z.B. die Erreichbarkeit bestimmter Personen fürdas betreffende Individuum, die Verbundenheit und Wechselseitigkeit der Kontakte innerhalb ei- nes Netzwerkes sowie die Reichweite, also die Anzahl der beteiligten Personen. Mit Hilfe interak- tionaler Kriterien können die inhaltlichen Beziehungen analysiert werden, wie z.B. soziale Inhal- te, Wechselseitigkeit, Dauer, Intensität und Häufigkeit der sozialen Beziehungen.17 Normative Eigenschaften beschreiben den einbindenden Charakter von Netzwerken und ihre kontrollierendenund sanktionierenden Normen, also wer unter welchen Bedingungen dazu gehört und wer ausge- grenzt wird.18

2.4 Typen sozialer Netzwerke

Neben strukturellen und inhaltlichen Untersuchungen ist es für die Soziale Arbeit ebenfalls vongroßer Bedeutung soziale Netzwerke nach Typenund Größen zu unterscheiden, da Adressatendurch ihre Einbindung in verschiedene Netzwerke unterschiedlich in die Gesellschaft integriertsind und entsprechend verschiedene Formen von Unterstützung erfahren.19 Unterschieden werden„primäre“ bzw. „mikrosoziale“, „sekundäre“ bzw. „makrosoziale“ und „tertiären“ bzw. „mesoso- zialen“ Netzwerke.

2.4.1 Primäre oder mikrosoziale Netzwerke

Ein primäres Netzwerk ist ein lokal-gemeinschaftliches Netzwerk bzw. ein mikrosozialer Lebensbereich, in dem das Individuum hineingeboren wurde und aufgewachsen ist, oder welches durch eigene Entscheidungen selbst gewählt wurde. Hierzu zählen familiäre, verwandtschaftliche, nachbarschaftliche und freundschaftliche Netzwerke.20

[...]


1 Vgl. Bullinger 1998, S. 46 ff

2 Vgl. Engel et al. 2005, S. 9

3 Vgl. Bullinger 1998, S. 44 f

4 Vgl. Engel 1998, S. 9; vgl. Galuske 2003, S. 285

5 Vgl. auch Rätz-Heinisch et al. 2009, S. 132

6 Vgl. ebd.

7 Vgl. Steenken 1985 zit. n. Bullinger et al. 1998, S. 167

8 Vgl. Birtsch et al. 2001, S. 107 f; vgl. Friedrich 2008, S. 15

9 Vgl. Birtsch et al. 2001, S. 108; vgl. Rätz-Heinisch et al. 2009, S. 132 f; vgl. Friedrich 2008, S. 16 f

10 Fränkel-Damann 1980, S. 164 zit. n. Friedrich 2008, S. 18

11 Vgl. Rätz-Heinisch et al. 2009, S. 133

12 Galuske 2003, S. 285

13 Vgl. Bullinger et al. 1998, S. 139 ff

14 Vgl. Engel et al. 2005, S. 5 f

15 Vgl. ebd.; vgl. Bullinger et al. 1998, S. 67

16 Mitchell 1969 zit. n. Bullinger et al. 1998, S. 66 f

17 Vgl. Bullinger et al. 1998, S. 67 f

18 Vgl. Engel et al. 2005, S. 11

19 Vgl. Galuske 2003, S. 286; vgl. Bullinger et al. 1998, S. 68;

20 Vgl. ebd., S. 70 f

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Bedeutung von Netzwerkarbeit für SPFH
Université
University of Applied Sciences Koblenz
Note
1,0
Auteur
Année
2011
Pages
18
N° de catalogue
V207554
ISBN (ebook)
9783656347538
ISBN (Livre)
9783656348948
Taille d'un fichier
463 KB
Langue
allemand
Mots clés
bedeutung, netzwerkarbeit, spfh
Citation du texte
Britta Iwwerks (Auteur), 2011, Bedeutung von Netzwerkarbeit für SPFH, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207554

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