Begriffsdefinitionen: Naturgefahren/Naturgefährdung, Naturereignisse, Naturrisiken, Naturkastrophen


Term Paper (Advanced seminar), 2008

21 Pages, Grade: 2,0


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Gliederung

1. Einführung

2. Begrifflichkeiten
2.1 Natur- und Extremereignisse
2.2 Naturgefahren
2.3 Naturrisiken
2.4 Naturkatastrophen

3. Klassifikation von Naturgefahren
3.1 Klassifikation nach Ursache/Prozess
3.2 Klassifikation nach Dauer
3.3 Klassifikation nach Ausmaß

4. Bedeutung für die Versicherungswirtschaft

5. Fazit

6. Literatur

1. Einführung

Der Tsunami 2004 im Indischen Ozean hat fast 230.000 Menschen das Leben gekostet. Er wurde durch ein Beben der Stärke 9,3 auf der Richterskala ausgelöst, und war das bedeutendste Ereignis des Weltgeschehens an der Jahreswende 2004/2005. „Genau ein Jahr zuvor war es ein Erdbeben im Iran, das vor allem die Stadt Bam zerstört hatte und bei dem etwa 30.000 Menschen ums Leben gekommen sind.“ (Dikau/Pohl 2007: 1029). Die Ereignisliste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Naturkatastrophen sind der beste Beweis für das Vorhandensein einer Naturgefährdung. Naturgefahren gewinnen in unserer Zeit immer mehr an Bedeutung (vgl. www.munichre.org).

Abb. 1: Entwicklung der Anzahl großer Naturkatastrophen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eigene Grafik (nach Münchner Rück 2000)

Die oben stehende Grafik zeigt die Anzahl der großen Naturkatastrophen im Dekadenvergleich 1950 – 1999 im Auftrag der Münchner Rückversicherung. Man erkennt eine „eindeutige Zunahme der Katastrophengefahr“ (www.munichre.com ) bzw. eine signifikante Zunahme der Anzahl großer Naturkatastrophen im Untersuchungszeitraum. Der Begriff der “großen“ Naturkatastrophen wird im Verlauf der Hausarbeit näher erläutert. Ein weiterer Beleg für die deutliche Zunahme der Katastrophengefahr bzw. den allgemeinen Anstieg der Anzahl der Naturkatastrophen liefert die Naturkatastrophen – Halbjahresbilanz 2008. Die Münchner Rück, die diese Pressemeldung publiziert hat, spricht hier davon, dass „2008 (…) voraussichtlich als eines der Jahre mit den höchsten Opferzahlen durch Naturkatastrophen in die Statistik eingehen (wird).“ (www.munichre.com ).

Einhergehend mit der steigenden Anzahl an großen Naturkatastrophen haben sich auch die Schadensvolumina deutlich erhöht.

Abb. 2: Entwicklung der Schäden durch große Naturkatastrophen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eigene Grafik (nach Münchner Rück 2000)

Insbesondere bezüglich der Schäden werden die dramatischen Ausmaße deutlich. In der obigen Grafik erkennt man, dass noch in der Dekade zwischen 1950-59 Schäden in Höhe von knapp 50 Mrd. USD zu verzeichnen waren; im Untersuchungszeitraum zwischen 1990-99 hat sich die Schadenshöhe bereits mehr als verzwölffacht.

Als Gründe sind einerseits das Anwachsen der Weltbevölkerung mit einer einhergehenden Ausbreitung in früher gemiedenen Zonen zu nennen, andererseits aber auch eine Konzentration volkswirtschaftlicher Werte in Großstädten und Industriegebieten, die sich oftmals in katastrophengefährdeten Gebieten befinden. Nicht zuletzt müssen auch anthropogen verursachte Umweltveränderungen aufgezählt werden. Hierzu zählen u. a. die massive Ausbeutung von Rohstoffen und Bodenschätzen. Der langfristige Trend der steigenden Zahl von Wetterkatastrophen wird - nach Aussage der Münchner Rück - ebenfalls durch den Klimawandel beeinflusst.

Mit dem Anwachsen der Naturkatastrophen und der damit einhergehenden Natur-gefahr befassen sich viele verschiedene Bereiche. Hierzu zählen u. a. die Natur- und Ingenieurswissenschaften, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, aber auch das Versicherungswesen, die Politik und schließlich auch die Medien.

Ziel dieser Arbeit ist es nun, die verschiedenen Definitionen von Naturgefahren, Naturereignissen und Naturkatastrophen zu erläutern und die unterschiedliche Bedeutung der Begriffe für die jeweiligen Disziplinen, in denen sie Verwendung finden, zu differenzieren.

2. Begrifflichkeiten

2.1 Natur- und Extremereignis

Zunächst soll der Begriff des Natur- und Extremereignisses näher definiert werden.

„Als Naturereignis bezeichnet man das Auftreten natürlicher Prozesse wie Überschwemmungen oder Vulkanausbrüche. Im engeren Sinne kann ein Naturereignis nur dann zur Naturkatastrophe werden, wenn es sich negativ auf den Menschen oder von ihm geschaffene Werte auswirkt. Erst bei Überschreitung eines bestimmten Schwellenwerts wird ein Naturereignis als Gefahr betrachtet. Dieser Schwellenwert ist bei Individuen bzw. Gesellschaften unterschiedlich ausgeprägt und kann sich im Laufe der Zeit ändern“ (Dikau & Weichselgartner 2005:182).

Die obige Definition gibt vor allem die geographische Sichtweise wieder. In ihr wird vor allem das Auftreten eines natürlichen Prozesses erwähnt, der meteorologischen, geologischen oder biologischen Ursprungs sein kann. Als Beispiele für meteorologische Naturereignisse können Überschwemmungen, Starkwinde und Dürren genannt werden (vgl. Plate et al. 2001), während zu den geologischen Naturereignissen alle endogenen Prozesse wie Erdbeben und Vulkanausbrüche subsumiert werden. Zu den biologischen Naturereignissen kann z.B. eine Heuschreckenplage gezählt werden.

Nach dem Auftreten eines Naturereignisses können weiterhin Sekundärerscheinungen d.h. Folgeerscheinungen wie Hangrutschungen, Lawinen und Waldbrände auftreten (vgl. Plate et al. 2001).

Weiterhin ist zu beachten, dass als Naturereignis lediglich natürliche Ereignisse ohne anthropogene Schadenswirkung bezeichnet werden. Ein Naturereignis wird dann zu einer Naturkatastrophe, wenn es sich auf den Menschen oder von ihm geschaffene Werte negativ auswirkt (vgl. Dikau & Pohl 2007). Beispielhaft für ein Naturereignis kann eine Überschwemmung auf Grönland oder ein Erdbeben in der Wüste genannt werden. Beide Ereignisse können nicht als Naturgefahr bezeichnet werden, da weder Menschen noch von ihm geschaffen Werte gefährdet sind (vgl. Dikau & Pohl 2007). Erfolgt das Erdbeben der gleichen Stärke allerdings z.B. in Los Angeles oder in Tokio, so kann dieses Naturereignis bei Überschreitung eines gewissen Schwellenwerts schnell zu einer Naturkatastrophe werden.

Vor allem im Versicherungswesen wird eine weitere Klassifikation der Naturereignisse vorgenommen. Da nicht alle Ereignisse katastrophale Auswirkungen haben, sondern in der Regel nur die statistisch extremen Ereignisse, spricht man von Extremereignissen als “Auslöser der Katastrophe“ (vgl. Plapp 2003). Als Extremereignisse werden im Versicherungswesen Naturereignisse definiert, die vom gegebenen durchschnittlichen Trend signifikant abweichen und eine Naturkatastrophe verursachen.

2.2 Naturgefahr

Während ein Naturereignis als das tatsächliche Auftreten eines natürlichen Prozesses definiert ist, werden Naturgefahren als natürliche Prozesse angesehen, die eine potenzielle Bedrohung für Leben und Eigentum der Menschen darstellen. Eintrittshäufigkeit oder Ausmaß der natürlichen Prozesse haben hier eine bestimmte Toleranzgrenze überschritten (vgl. Dikau & Weichselgartner 2005).

„In einer enger gefassten Definition wird unter einer Naturgefahr die Wahrscheinlichkeit eines zukünftig auftretenden, schadenerzeugenden natürlichen Ereignisses in Raum und Zeit verstanden.“ (Dikau & Weichselgartner 2005: 180).

Wiederum können hier die Überschwemmung auf Grönland oder das Erdbeben in der Wüste zitiert werden. Diese drohenden Naturereignisse werden nicht als Naturgefahr angesehen, da weder Menschen noch von ihm geschaffene Güter gefährdet sind (vgl. Dikau & Pohl 2007).

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Details

Title
Begriffsdefinitionen: Naturgefahren/Naturgefährdung, Naturereignisse, Naturrisiken, Naturkastrophen
College
University of Bonn  (Geographisches Institut)
Course
Spezialseminar: Versicherbarkeit von Naturgefahren
Grade
2,0
Authors
Year
2008
Pages
21
Catalog Number
V208079
ISBN (eBook)
9783656354437
ISBN (Book)
9783656354703
File size
892 KB
Language
German
Keywords
Naturgefahren, Naturgefährdung, Naturereignisse, Naturrisiken, Naturkastrophen
Quote paper
Dipl.-Geograph Michael Reichert (Author)Philop Osei Owusu (Author), 2008, Begriffsdefinitionen: Naturgefahren/Naturgefährdung, Naturereignisse, Naturrisiken, Naturkastrophen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208079

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