„Die Flussmündung war von einer schwarzen Wolkenwand verhängt,und die ruhige Wasserstraße, die bis an die äußersten Grenzen der Erde führt,strömte düster unter einen bewölkten Himmel dahin – schien hineinzuführen ins Herz einer unermesslichen Finsternis.“ Mit diesem Satz endet Joseph Conrad seine Erzählung „Herz der Finsternis“ und deutet damit gleichzeitig nochmal auf den Titel des Romans hin. Dieses „finstere Herz“ ist zugleich eine Andeutung auf den Ort, zu dem die Reise den Protagonisten geführt hat.Außerdem geht von dem Namen etwas Bedrohliches aus, was schon daraufhin deutet,dass man an diesem Ort leicht verloren oder verschollen gehen kann.Der Titel des Buches ist so gesehen schon ein Anhaltspunkt für das tödliche Ende,das der Hauptfigur, Mr. Kurtz, im Herzen der Finsternis bevorsteht.Dieses Ende macht ihn damit zu einem „Verschollenen der Literatur“.Doch nicht nur dieser Titel, sondern vor allem die narrativen Verfahren, die Conrad benutzt,schaffen eine düstere Atmosphäre in der Erzählung und bereiten den Leser auf das „aus der Welt fallen“ vor.In dieser Arbeit soll daher der Einfluss der Narratologie auf das Motiv des Verschollen- bzw. Verlorengehens mit Hilfe von ausgewählten Verfahren der Erzähltheorie,untersucht werden.Außerdem sollen einige Fragen die von dieser Untersuchung ausgehen beantwortet werden. Zum Beispiel, wie sich die Verfahren zwischen dem ersten Erzähler, der mit Hilfe einer Rahmenhandlung als eine Erzählinstanz agiert, und dem Protagonisten, der den Hauptteil des Erzählens einnimmt, unterscheiden.Zunächst soll aber im zweiten Punkt ein kurzer Einblick zum historischen Hintergrund des Romans gegeben werden. Möglicherweise kann dadurch Aufschluss erlangt werden, inwieweit Conrad seine persönlichen Erfahrungen und Kenntnisse darin verarbeitet. Der dritte Punkt erklärt die Stimme der beiden Erzählinstanzen näher bzw. wird erklärt, wer spricht. Dazu werden Diegese, Erzählform, -verhalten, - standort, -haltung und Sichtweise der zwei Darsteller untersucht. Punkt vier soll einen weiteren Faktor darstellen, der sich beim Verschollengehen bemerkbar macht – die Zeit. Wie ist das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit?Der vorletzte Punkt soll den Modus der Erzählung überprüfen. Distanzieren sich die Erzähler vom Geschehen oder sind sie unmittelbar als Instanzen vorhanden? Welche Fokaliserung wird ihnen zugeteilt? Schließlich soll der letzte Punkt die Auswirkungen auf das Verschollenenmotiv durch die untersuchten Verfahren überprüfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der historische Hintergrund als Vorlage für die Erzählinstanz Charlie Marlow
- Die Stimme(n) und das Erzählverhalten der beiden Erzähler
- Die Zeit und das Verschollengehen
- Der Modus der Erzählung
- Auswirkungen auf das Verschollenenmotiv durch die untersuchten Verfahren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss narrativer Verfahren auf das Motiv des Verschollen- bzw. Verlorengehens in Joseph Conrads „Herz der Finsternis“. Dabei werden ausgewählte Verfahren der Erzähltheorie herangezogen, um die Unterschiede zwischen der Erzählweise des ersten Erzählers, der als Rahmenhandlung dient, und der des Protagonisten, der den Hauptteil der Erzählung einnimmt, zu analysieren. Weiterhin sollen Fragen beantwortet werden, wie sich die narrativen Verfahren auf das Verschollenenmotiv auswirken.
- Die Rolle der narrativen Verfahren in der Gestaltung des Verschollenenmotivs
- Unterschiede zwischen den Erzählweisen des ersten Erzählers und des Protagonisten
- Der Einfluss der Erzählzeit und des Erzählverhaltens auf das Verschollenenmotiv
- Die Verbindung zwischen dem historischen Kontext und dem Werk
- Die Verwendung von verschiedenen Erzählmodi und Fokalisierungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und beschreibt den Zusammenhang zwischen narrativen Verfahren und dem Verschollenenmotiv in Conrads „Herz der Finsternis“.
- Das zweite Kapitel untersucht den historischen Hintergrund des Romans und mögliche Verbindungen zu Conrads eigener Biographie.
- Das dritte Kapitel analysiert die Stimmen und das Erzählverhalten der beiden Erzähler. Dabei werden die verschiedenen Ebenen der Diegese und das Erzählverhalten im Bezug auf die Geschichte betrachtet.
- Das Kapitel über die Zeit und das Verschollengehen untersucht das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit sowie den Einsatz von Rückblenden und Vorausdeutungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse narrativer Verfahren, das Verschollenenmotiv, Joseph Conrad, „Herz der Finsternis“, Erzähltheorie, Erzählverhalten, Diegese, Erzählzeit, Erzählform, Fokalisierung, historischer Hintergrund, Imperialismus, Afrika.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2009, Der Einfluss narrativer Verfahren auf das Verschollenenmotiv in Joseph Conrads 'Heart of Darkness', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208246