Auswirkung der Finanzmarktkrise auf die Kreditvergabe deutscher Banken


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2010

58 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einführung
1.1 Motivation
1.2 Die Kreditklemme als Konsequenz einer Finanzkrise

2 Verhaltensweisen deutscher Banken im Verlauf der Finanzkrise
2.1 Situationsanalyse und Problemstellung für deutsche Unternehmen während der Finanzkrise
2.2 Situationsanalyse des Bankensektors in Bezug auf die Kreditvergabe vor der Krise
2.3 Die Kreditvergabe deutscher Banken während der Finanzkrise
2.4 Ursachen einer restriktiven Kreditvergabepolitik der Banken

3 Interaktion des Staates und diesbezügliche Problematiken

4 Zusammenfassung und Bewertungen

Anhang
Anhang 1 - Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige
Anhang 2 - gesamtes Kreditvolumen ohne FuV
Anhang 3 - Berechnungen
Anhang 4 - Marktanteile der Bankengruppen
Anhang 5 - divergierender Entwicklungsverlauf der Kreditvergabebereiche bei deutschen Banken

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tab. 1.1 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Großbanken 1

Tab. 1.2 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Großbanken 2

Tab. 2.1 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Sparkassen 1

Tab. 2.2 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Sparkassen 2

Tab. 3.1 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige – 23

Kreditgenossenschaften 1

Tab. 3.2 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Kreditgenossenschaften 2

Tab. 4.1 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Banken mit Sonderaufgabe 1

Tab. 4.2 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Banken mit Sonderaufgabe 2

Tab. 5.1 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Landesbanken 1

Tab. 5.2 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Landesbanken 2

Tab. 6.1 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige – 29

Auslandsbanken 1

Tab. 6.2 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

Auslandsbanken 2

Tab. 7.1 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige

alle Bankengruppen 1

Tab. 7.2 Kredite an inländische Unternehmen und Selbständige – 32

alle Bankengruppen 2

Tab. 7.3 gesamtes Kreditvolumen ohne FuV

Tab. 8 Wachstumskonstanten für alle Bankengruppen

Tab. 9 Wachstumskonstanten für Banken mit Sonderaufgaben

Tab. 10 Ergebnisse zur Berechnung des mittleren

Quartalswachstums

Tab. 11 Marktanteile aller Bankengruppen

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 divergierender Entwicklungsverlauf der

Kreditvergabebereiche

Abb. 2 Marktanteile aller Bankengruppen

Abb. 3 divergierender Entwicklungsverlauf der

Kreditvergabebereiche ab 1968

1 Einführung

1.1 Motivation

Immer mehr Unternehmen beklagen sich im Verlauf der Finanzkrise über eine mangelnde Kreditversorgung seitens der Banken. Das Wort der Kreditklemme ist immer häufiger in der Tagespresse zu lesen, wobei im gleichen Atemzug die Kreditinstitutionen aufgefordert werden, endlich wieder großzügiger Kredite zu vergeben, um somit die aktuelle Rezession abzuschwächen und Massen­ar­beitslosigkeit zu verhindern. Indes werden von der Deutschen Bundesbank Zahlen veröffent­licht, die ein steigendes Kreditvolumen an Unternehmen und Selb­ständige in Deutschland während der Finanzkrise belegen1. Die Wider­sprüche dieser Sachverhalte werfen eher Fragen auf, als dass sie Antworten geben. Entspricht die aktuelle Situation in Deutschland wirklich der einer Kreditklemme? Und warum sollten Banken entgegen der vermeintlich hei­lenden, volkswirtschaftlichen Mechanismen des Kapitalismus handeln? In dieser Arbeit soll vor allem die Kreditvergabe deutscher Banken an die heimische Wirtschaft im Verlauf der Finanzkrise betrachtet werden. Es soll der Begriff der Kreditklemme genau abgegrenzt und das Zutreffen in Bezug auf die Situation, in der sich deutsche Unternehmen befinden, erörtert werden.

1.2 Die Kreditklemme als Konsequenz einer Finanzkrise

Nach Wüerst liegt eine Kreditklemme vor, „ [...] wenn Finanzierungsmittel in hohem Maße und unabhängig von Branchen, Unternehmensgröße, Laufzeiten, Sicherheiten und Bonitäten nicht mehr verge­ben werden, obwohl eine entspre­chende Nachfrage von Seiten der Unter­nehmen vorhanden ist“.2 Zahlreiche andere Definitionen weisen hingegen noch das Definitionsmerkmal eines maß­geblichen konjunkturellen Risikos, bedingt durch die Kreditklemme, auf. Dies ist jedoch nicht unbedingt notwendig, da eine Kreditklemme gemäß obiger Definition, als logische Konsequenz, immer ein konjunkturelles Risiko darstellt. Grundsätzlich kann eine Kreditklemme durch eine Reduktion des Kreditangebots durch die Kreditgeber entstehen. Demnach ist die fundamentale Voraussetzung, um die These einer Kreditklemme in Deutschland zu bestä­tigen, der Nachweis einer Reduktion des Kreditvolumens an deutsche Unter­nehmen und Selbständige.

Das Phänomen der Kreditklemme wird dabei oft in einem Kontext mit der vor­herr­schenden Finanzkrise genannt. Eine Finanzkrise stellt dabei „einen abrupten, erheblichen Verfall finanzieller Indikatoren oder Preise der gesamt­wirt­schaftliche Auswirkungen zur Folge hat“, dar.3 Die aufgeführte Definition beinhaltet insbesondere einen wichtigen Aspekt. Hierbei wird von einer gesamt­wirtschaftlichen Auswirkung gesprochen. Dies bedeutet, dass eine Krise im Finanzsystem auch Folgen für die Realwirtschaft mit sich trägt, was beson­ders gut durch die hier behandelte Thematik verdeutlicht werden kann.

Die zweite große Finanz- und Weltwirtschaftskrise begann im Jahr 2007 mit der Subprimekrise. Zu Wertpapieren verbriefte US-Im­mobilien­kredite wurden dabei aufgrund eines allgemeinen konjunkturellen Ab­schwungs wertlos, was eine anschließende Verschlechterung der Bilanzen von entspre­chenden Kreditinstituten beinhaltete.4 Nach dem Zusammenbruch der amerika­nischen Lehman Brothers Bank und durch die Verknüpfung des gesamten Finanz­systems mit US-amerikanischen Investmenthäusern kam es auf nahezu allen Teilen der Welt zu einer Desta­bilisierung der Finanzmärkte.5 Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Finanz­krise zu einer Vertrauenskrise. Es ver­schwand dabei nicht nur das Vertrauen in den Staat als lender of last resort, sondern auch das Vertrauen in die Liquidität anderer Institute sowie in die Kunden.6 Vor allem das verloren gegangene Vertrauen auf den Interbanken­märkten stellt eines der größten Probleme dar. Das Eigenkapital der Banken ist dabei meist über lang­fristige Anlagen gebunden. Banken erhalten ihre Finanz­mittel für Kredit­vergaben daher über eine Refinanzierung mit kurzfristigen Krediten am Inter­bankenmarkt.7 Ist der Mangel an Vertrauen zwischen den Banken so groß, dass eine kurzfristige Kreditvergabe auf dem Interbanken­markt nicht mehr praktisiert wird, fehlt den Banken somit die nötige Liquidität, um Kredite an die Unternehmen zu vergeben. Die daraus resultierende einge­schränkte Kredit­vergabe durch die Banken hat somit gerade in Phasen des konjunkturellen Auf­schwungs nach einer Krise dramatische Folgen, da auf­grund fehlender Finanzmittel Unternehmen notwendige und krisenbehebende Investitions­vorhaben nicht umsetzen können.8 Ergo kann der Vertrauens­verlust auf dem Interbankenmarkt eine bedeutende und mögliche Ursache einer Kreditklemme darstellen. Im Verlauf dieser Arbeit sollen weitere Gründe, die auf eine Kredit­klemme schließen lassen könnten, erörtert und diskutiert werden.

2 Verhaltensweisen deutscher Banken im Verlauf der Finanzkrise

2.1 Situationsanalyse und Problemstellung für deutsche Unter­nehmen in der Finanzkrise

Gerade das exportstarke Deutschland litt unter dem Einbruch des Welthandels im Verlauf der Krise wie kaum ein anderes Land. Dieses, bereits schon wäh­rend der Krise von OECD Studien prognostizierte Phänomen, wurde vor allem durch einen über 20 prozentigen Anstieg der Insolvenzquote deutscher Unter­nehmen in den Jahren 2007 bis 2009 verdeutlicht. Als Grund der exorbitant hohen Insolvenzrate deutscher Unternehmen wird nicht selten die Verwei­gerung von überlebensnotwendigen Neukrediten während der Wirtschaftskrise durch die Hausbanken genannt. Ein krisenbegleitender Einbruch der Nachfrage auf dem deutschen Markt und ein damit verbundener Anstieg des Kredit­aus­fallrisikos führte dabei zu einer erhöhten Ablehnungsquote bei Kredit­anträgen sowie zu steigenden Konditionen. Gerade die nicht gewährten Kredite sind in Krisenzeiten nötig, um die Liquidität der Unternehmen aufrecht zu erhalten und somit die Tätigung von notwendigen Investitionen zu gewähr­leisten. Laut einer Banken­umfrage der Bundesbank im ersten Quartal 2009 bestätigten bereits 50% der Banken, dass sie ihre Standards bei der Kredit­vergabe an Unternehmen ver­schärften. Damit war der Anteil der sich restriktiv verhal­tenden Banken in Deutschland erstmals größer als im übrigen Euroraum.9 Auch von der Kredit­nehmerseite wurde durch eine Umfrage der DIHK bes­tätigt, dass die Finanzie­rungssituation vieler Unternehmen durch ver­schärfte Kreditbedingungen ange­spannt war.10 Besonders mittelständische und Klein­unternehmen mussten stark unter dem Kreditengpass und der restriktiven Kreditvergabe deutscher Institute leiden, da ihnen im Gegensatz zu großen und börsennotierten Unter­nehmen, die Finanzmittelbeschaffung über den Kapital­markt größtenteils ver­währt ist.11 Wobei gerade Klein- und Mittelunternehmen (KMU’s) das wirt­schaftliche Rückgrad Deutschlands darstellen. Von ihnen werden mehr als über 70% der Arbeitskräfte zu Verfügung gestellt sowie 83,1% der Auszubildenden beschäftigt.12 Aufgrund dieser spezifischen Unter­nehmensstruktur in Deutschland wird auch im Kontext dieser Arbeit beson­deres Augenmerk auf die Kreditvergabe an jene Unternehmen gelegt.

Neben den konjunkturell bedingten Problematiken, stellen die Basel II Vor­schriften eine weiter Belastung für die KMU’s dar.13 Dabei wird die wirt­schaftliche Lage eines Unternehmens mittels eines Ratings bewertet. Das Ratingergebnis, was vor allem unternehmensinterne Daten sowie die Zukunfts­perspektive des Unter­nehmens betrachtet, stellt somit die Basis für die Zins­konditionen dar. Die Folgen für die Unternehmen aus den Basel II Vor­schriften sind dabei drama­tisch. Neben der für viele KMU’s viel zu komplexen Bean­tragung verliert auch die konventionelle Besicherung durch Grund­schulden, auf Kosten von lang­fristigen und tragfähigen Geschäftsmodellen, an Be­deutung. Zusätzliche Sicherheiten, neue Informationsanforderungen sowie komplexe kreditver­tragliche Regelungen und lange Entscheidungswege erhöhen die Kosten bei deutschen Unternehmen erheblich.14 Gerade Unter­nehmen, die durch fehlende unternehmerische Weitsicht mit der Einführung der Basel II Vorschriften eine schlechte Bonität aufwiesen, müssen sich jetzt mit höheren Zinskonditionen auseinandersetzen.

2.2 Situationsanalyse des Bankensektors in Bezug auf die Kreditvergabe vor der Krise

Eine maßgebende Rolle für die Veränderung des Stellenwertes der Kredit­geschäfte mit KMU’s im deutschen Bankensektor spielte die Um­stellung von Basel I auf die Basel II Vorschriften. So wurde am Anfang dieses Jahrtausends von den Instituten in Deutschland noch eine stark expansive Kreditpolitik gegenüber den KMU’s betrieben.15 Jedoch schon 2001 zeichnete sich ab, dass Großbanken das Geschäft mit KMU’s nicht als lukrativ genug ansahen und somit ihre Engagements reduzierten.16 Trotz erster Signale durch die Verrin­gerung des Kreditvolumens gegenüber dem Mittelstand war es für die Unter­nehmen in dieser Zeit nicht schwer, an Fremd­kapital zu gelangen. Dank starken Wettbewerbs zwischen den Kreditin­stitutionen und der im internationalen Vergleich sehr geringen Margen von 1-1,2% konnten Gewinne für die Banken nur noch über eine Massenkreditvergabe erzielt werden. Kredite wurden dabei sehr großzügig vergeben, wovon gerade „kranke“ Unter­nehmen profitieren konnten.17 Für die Banken hatte es nach den Basel I Vor­schriften keine Auswirkungen, ob sie Unternehmen mit schlechter oder guter Bonitätsstufe mit Krediten bedienten, es musste seitens der Banken lediglich jeweils Eigenkapital in Höhe von 8% des Kreditvolumens hinterlegt werden. Die Tatsache, dass die Banken bei gleicher Eigenkapitalhinterlegung mit einer Kreditvergabe an bonitätsmäßig schlecht gestellte Unternehmen höhere Zins­margen erwirtschaften konnten als bei jenen Unternehmen mit guter Bonität führte dazu, dass Kredite gewollt an schlechtere Kreditnehmer vergeben wurden, um höhere Zinsmargen zu erzielen.18 Die Ankündigung der Ein­führung der Basel II Vorschriften sorgte jedoch bei den Banken für ein Umdenken. Die Eigenkapital­hinterlegung der Banken sollte dabei in Abhängigkeit zum eingegangenen Risiko stehen. Wenn eine Ratingnote nun besonders schlecht ist, d.h. ein Unternehmen ist bonitätsmäßig schwach, muss von den Banken mehr Eigen­kapital hinterlegt werden als bisher.19 Da durch eine Kreditvergabe an Unter­nehmen schlechter Bonität nun Eigenkapital für weitere Kreditvergaben in der Bank gebunden wären, ist es für die Institute nicht mehr sinnvoll, Kredite an wirtschaftlich schlechter gestellte Unternehmen zu vergeben, da dadurch keine Übergewinne mehr erzielt werden konnten. Die Verschlechterung der Kreditversorgung ist also kein Phänomen, was in der Finanzkrise begann. Der Rückzug von Großbanken aus dem Mittelstands­kreditgeschäft aufgrund hohen Risikos, niedriger Zinsspannen sowie später durch Basel II bedingte personalintensive Kreditprüfungsvorschriften wurde schon deutlich vor der Finanzkrise realisiert.

2.3 Die Kreditvergabe deutscher Banken während der Finanzkrise

Um eine sachgerechte Erörterung der Problemstellung vorzunehmen, muss jedoch zuerst die Bedeutung der einzelnen Bankengruppen bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen und Selbstständige betrachtet werden (siehe erg. Tab. 11 und Abb. 2, S. 41 und S. 42). Da deutsche Banken mit Beginn der Subprimekrise weiterhin großzügig Kredite vergaben und erst mit der Insol­venz von Lehman Brother auf eine Krise reagierten, erscheint es als sinnvoll, die Kreditgesamtvolumenanteile im dritten Quartal 2008 als Berechnungs­grundlage zu verwenden.20 Ferner soll die Situation bei der Vergabe von Krediten an inländische Unternehmen und Selbständige, auf Grundlagen der Statistik der deutschen Bundesbank erörtert und diskutiert werden, wobei sich die verwendeten Werte jeweils auf die entsprechenden Quartale beziehen. Die diesbezüglichen Zeitreihen reflektieren dabei die Entwicklung der Kredit­volumen der einzelnen Bankengruppen in den verschiedenen Kreditvergabe­bereichen und sollen folglich als empirisch ermittelte Daten der Analyse dienen (siehe Tab.1.1-7.2, S. 19-32).21

Betrachtet man die Marktanteile der einzelnen Bankengruppen, sticht vor allem der geringe Marktanteil der Großbanken von nur noch 13,3%, ins Auge. Der Rückzug aus dem Unternehmenskreditgeschäft, gerade in Bezug auf mittel­ständige Unternehmen, der Großbanken hielt während der Finanzkrise weiter an. So wies das zweite Quartalsergebnis 2010 der Großbanken in Deutschland eine Reduktion des Kreditvolumens um 19,2 Mrd. Euro, im Vergleich zum dritten Quartal 2008 und somit einen Verlust von 1,1% der Marktanteile auf. Großbanken spielen zwar damit immer noch eine bedeutende Rolle in der Unternehmensfinanzierung, haben jedoch ihre führende Position abgegeben.22 Die größten Kreditgeber für deutsche Unternehmen und Selbständige stellen derweil die Landesbanken und Sparkassen mit einem Marktanteil von insge­samt 36,5% dar, wo hingegen bei der Vergabe von Krediten an Handwerker sogar ein Marktanteil von 69% erreicht werden konnte.23 Auch die Landes­banken, von denen vor der Finanzkrise viele nach Größe strebten, um einer Übernahme zu entgehen, weisen im zweiten Quartal 2010 eine Verminderung ihres Kreditvolumens von 9,4 Mrd. Euro im Gegensatz zum dritten Quartal 2008 auf. Anders bei den Sparkassen. Zwar haben auch hier vor der Finanz­krise immer mehr größere Sparkassen ihr Regionalprinzip aufgeweicht und ihre Akquisitionsaktivitäten über ihren lokalen Heimatmarkt ausgedehnt, jedoch kam es während der Krise schnell wieder zu einem Wandel in die andere Richtung und man beschränkte sich wie gewohnt auf die heimischen Regionen. Und dies mit großem Erfolg. Während andere Bankengruppen ihr Kreditvolumen reduzierten, konnten die Sparkassen im zweiten Quartal 2010 eine Ausweitung ihres Kreditvolumens um 18,6 Mrd. Euro aufweisen und halten somit zur Zeit 21,2% der Marktanteile des Kreditvolumens an inlän­dischen Unternehmen und Selbständigen. Als weitere für die Unternehmens­finanzierung in Deutschland relevanten Bankengruppen sind vor allem die Auslandsbanken und Kreditgenossenschaften zu nennen. Gerade die Kredit­genossenschaften gelten dabei als Banken der kleinen Unternehmen, der Handwerker und der Selbstständigen.24 Während auch die Kreditgenossen­schaften ihr Kreditengagement im Gegensatz zum dritten Quartal 2008 um 13,8 Mrd. Euro aufstocken konnten, stellt der Rückzug vieler Auslandsbanken aus dem deutschen Markt eines der größten Probleme für die deutschen Unter­nehmen dar. Hier wurde im dritten Quartal 2008 noch ein Kreditvolumen von 165,2 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt, was zu jener Zeit noch einem be­trächtlichen Marktanteil von 11,1% entsprach. Im zweiten Quartal 2010 wurde hingegen nur noch ein um 28,6 Mrd. Euro reduziertes Kreditvolumen bei den Auslandsbanken verzeichnet. Die Auslandsbanken haben damit die mit Ab­stand größten Einschnitte in das Kreditvolumen der deutschen Unternehmen und Selbständigen vorgenommen. Grund für dieses Verhalten ausländischer Banken ist der Druck durch die heimische Industrie. Auslandsbanken konzent­rieren sich in der Finanzkrise erst einmal darauf, ihre inländischen Unter­nehmen mit Krediten zu versorgen, wohingegen deutsche Unternehmen nach­rangig behandelt werden.

[...]


1 Vgl. Deutsche Bundesbank (2010a).

2 Wüerst, A. (2010), S. 458-460.

3 Perez, E.L. / Parlak, G. (2005), S.9-11.

4 Vgl. Galbraith, J.K. (2009), S. 8f.

5 Vgl. Blanchard, O. / Illing, G. (2009), S. 669f.

6 Vgl. Langen, R. (2009), S. 14f.

7 Vgl. Sommer, R. (2009), S. 128-133.

8 Vgl. Schneider, A. (2010), S. 63-71.

9 Vgl. Langen, R. (2009), S. 1f.

10 Vgl. o.V. (2009a) und DIHK (2009).

11 Vgl. o.V. (2009b).

12 Vgl. Institut für Mittelstandsforschung (2009).

13 Vgl. o.V. (2009c).

14 Vgl. Langen, R. (2009), S. 39-44.

15 Vgl. Schuster, L. / Widmer A. (2004), S.139f.

16 Vgl. Haasis, H. / Fischer, T.R. / Simmert, D.B. (2007), S.16-18.

17 Vgl. Schuster, L. / Widmer A. (2004), S.140f.

18 Vgl. Schumacher, M. (2006), S. 9 und Büschgen, H.E. / Everling, O. (2007), S. 71.

19 Vgl. Guserl, R. / Pernsteiner, H. (2004), S. 923.

20 Vgl. o.V. (2008a) und o.V. (2009g).

21 Vgl. Deutsche Bundesbank (2010b).

22 Vgl. o.V. (2009e).

23 Vgl. Tietmeyer, H. / Rolfes, B. (2007), S. 62.

24 Vgl. o.V. (2009f).

Fin de l'extrait de 58 pages

Résumé des informations

Titre
Auswirkung der Finanzmarktkrise auf die Kreditvergabe deutscher Banken
Université
TU Bergakademie Freiberg
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
58
N° de catalogue
V208527
ISBN (ebook)
9783656358855
Taille d'un fichier
636 KB
Langue
allemand
Mots clés
auswirkung, finanzmarktkrise, kreditvergabe, banken
Citation du texte
Lars Heinrich (Auteur), 2010, Auswirkung der Finanzmarktkrise auf die Kreditvergabe deutscher Banken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208527

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