Eine der wichtigsten Kulturtechniken, die Kinder erlernen müssen, ist die Sprache in Schrift und Wort. Die Schule ist dafür verantwortlich, dies zu erlernen und zu festigen. Entscheidende Faktoren für ein soziales, berufliches und kulturelles Gesamtbild sind Sprachverständnis, Sprachbeherrschung sowie der kreative Umgang mit Sprache. Einige durchaus intelligente Kinder jedoch wollen diese Kulturtechnik nicht erlernen. Der Hintergrund dafür liegt oft in der Lese- und/oder Rechtschreibschwäche bzw. Legasthenie begründet. Sie ist ein weites und in vieler Hinsicht ein noch relativ unerforschtes Gebiet.
Seit vielen Jahren beschäftigt man sich mit den Symptomen, Ursachen und Fördermaßnahmen von Legasthenie, und doch kommt man immer wieder zu neuen Erkenntnissen und die Forschungsarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen. Zunächst waren es ausnahmslos Mediziner die sich mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten befassten und dieses Phänomen „Wortblindheit" nannten. Betroffene Personen konnten nämlich bildliche Darstellungen ohne weiteres beim Namen nennen, jedoch hatten sie Schwierigkeiten Buchstaben oder einfache Wörter zu benennen.
Der Begriff Legasthenie wurde 1916 von Ranschburg entwickelt, er war der erste Pädagoge, der sich mit der LRS bei Schulkindern befasste. Für Ranschburg stand fest, dass Schüler mit Lernschwierigkeiten dieser Art auf Hilfsschulen gehörten. Legasthenie war für ihn eine nachhaltige Rückständigkeit höheren Grades in der geistigen Entwicklung des Kindes. Daher wurden Kinder mit Legasthenie bis in die siebziger Jahre hinein zu Schülern abgestempelt, die nur auf Hilfsschulen gefördert werden können. Ein besonderes Kriterium war die mangelnde Lesefertigkeit. Diese Thesen von Ranschburg sind bis heute noch das Verhängnis vieler Schüler. Denn noch immer herrscht die Meinung vor, dass Kinder, die nicht richtig Lesen und Schreiben können, nicht aufs Gymnasium gehören. Selbst Erwachsene Analphabeten werden noch vielfach für dumm gehalten.
Neuere Untersuchungen gelangten durch die kriegsbedingte Isolierung nicht bis nach Deutschland vor. 1951 erst entfachte die Schweizer Psychologin M. Linder, die Diskussionen neu, indem sie Kinder mit Legasthenie auf deren Intelligenz untersuchte. Sie kam zu dem Ergebnis, dass diese durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent sind. Durch diese Erkenntnisse gelang es Legastheniker aus ihrer Isolierung hervorzuholen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Geschichte der Legasthenie
2. Definition / Begriffsbestimmung
3. Erscheinungsbilder und Symptome
3.1 Erscheinungsbilder im Vorschulalter
3.2 Erscheinungsbilder in der Grundschule
a) Optisch-graphomotorischer Bereich
b) Akustisch-phonematischer Bereich
c) Kinästhetischer Bereich
d) Rhythmischer Bereich
e) Melodischer Bereich
3.3 Symptome
4. Ursachen
5. Diagnose
5.1 Diagnostische Leistungsprüfungen in der Grundschule
5.2 Tests zu Untersuchungen, die auf allen Schul- und Altersstufen durchgeführt werden können
6. Förderung / Behandlung und Übungen
6.1 Förderung
6.2 Übungen
a) Optisch-graphomotorischer Bereich
b) Akustisch-phonematischer Bereich
c) Kinästhetischer Bereich
d) Rhythmischer Bereich
e) Melodischer Bereich
7. Aufgaben für Lehrer und Lehrerinnen
7.1 Einige praktische Ideen für den Unterricht
8. Abschluss
9. Literaturverzeichnis
10. Anlagen
1. Einleitung & Geschichte der Legasthenie
Eine der wichtigsten Kulturtechniken, die Kinder erlernen müssen, ist die Sprache in Schrift und Wort. Die Schule ist dafür verantwortlich, dies zu erlernen und zu festigen. Entscheidende Faktoren für ein soziales, berufliches und kulturelles Gesamtbild sind Sprachverständnis, Sprachbeherrschung sowie der kreative Umgang mit Sprache. Einige durchaus intelligente Kinder jedoch wollen diese Kulturtechnik nicht erlernen. Der Hintergrund dafür liegt oft in der Lese- und/oder Rechtschreibschwäche bzw. Legasthenie begründet. Sie ist ein weites und in vieler Hinsicht ein noch relativ unerforschtes Gebiet.
Seit vielen Jahren beschäftigt man sich mit den Symptomen, Ursachen und Fördermaßnahmen von Legasthenie, und doch kommt man immer wieder zu neuen Erkenntnissen und die Forschungsarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen.
Zunächst waren es ausnahmslos Mediziner die sich mit Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten befassten und dieses Phänomen „Wortblindheit" nannten. Betroffene Personen konnten nämlich bildliche Darstellungen ohne weiteres beim Namen nennen, jedoch hatten sie Schwierigkeiten Buchstaben oder einfache Wörter zu benennen.
Der Begriff Legasthenie wurde 1916 von Ranschburg entwickelt, er war der erste Pädagoge, der sich mit der LRS bei Schulkindern befasste.
Für Ranschburg stand fest, dass Schüler mit Lernschwierigkeiten dieser Art auf Hilfsschulen gehörten.
Legasthenie war für ihn eine nachhaltige Rückständigkeit höheren Grades in der geistigen Entwicklung des Kindes. Daher wurden Kinder mit Legasthenie bis in die siebziger Jahre hinein zu Schülern abgestempelt, die nur auf Hilfsschulen gefördert werden können. Ein besonderes Kriterium war die mangelnde Lesefertigkeit. Diese Thesen von Ranschburg sind bis heute noch das Verhängnis vieler Schüler. Denn noch immer herrscht die Meinung vor, dass Kinder, die nicht richtig Lesen und Schreiben können, nicht aufs Gymnasium gehören. Selbst Erwachsene Analphabeten werden noch vielfach für dumm gehalten.
Neuere Untersuchungen gelangten durch die kriegsbedingte Isolierung nicht bis nach Deutschland vor. 1951 erst entfachte die Schweizer Psychologin M. Linder, die Diskussionen neu, indem sie Kinder mit Legasthenie auf deren Intelligenz untersuchte. Sie kam zu dem Ergebnis, dass diese durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent sind. Durch diese Erkenntnisse gelang es Legastheniker aus ihrer Isolierung hervorzuholen.
Wie weit Legasthenie verbreitet ist kann man nicht genau sagen, da die Angaben auf Schätzungen beruhen und nur als Mittelwert genommen werden können. Sie hängen von vielen Variablen, wie z.B. den Abgrenzungskriterien ab.
Laut Biglmaier (1965) leiden 2-5% an schwerem Versagen der LRS, Schenk-Danziger (1971) geht davon aus, dass man bei ca. 18% der Bevölkerung leichte Störungen feststellen kann.
Die Legasthenie ist also kein Problem welches nur höchst selten und in Ausnahmefällen auftritt. Man muss davon ausgehen, dass gerade Lehrerinnen und Lehrer immer wieder damit konfrontiert werden.
Umso wichtiger ist es, dass sich die Forschung weiter mit der LRS beschäftigt und erfolgreiche Fördermaßnahmen entwickelt werden.
2. Definition / Begriffsbestimmung
Legasthenie (lat.legere: lesen und griechisch asthenes: schwach) oder Lese- und Rechtschreibschwäche ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche Störungen der Lernfähigkeit in Bezug auf das Lesen und Schreiben bei ansonsten völlig normal entwickelter Intelligenz, auf die in der Regel auch eine dem Durchschnitt entsprechende Schulleistung in den übrigen Fächern hindeutet.
Unter LRS versteht man eine eindeutige Beeinträchtigung in der Entwicklung von Lese- und Rechtschreibfertigkeit.
Man spricht von Legasthenie, wenn ein Kind das Lesen oder Schreiben in der dafür vorgesehenen Zeit nicht oder nur sehr unzureichend erlernt hat.
Lese- und/oder Rechtschreibschwächen können auf allen Intelligenzniveaus auftreten. Die Schwächen dauern über einen längeren Zeitraum an, manchmal sogar bis zur Adoleszenz. Sie kann sich in ihrem Erscheinungsbild ändern und Lernschwierigkeiten in anderen Bereichen begründen.
In der Literatur sind sehr viele Definitionen gegeben, wir möchten hier nur einige anführen.
Laut M.Lindner (1962) galt: „Unter Legasthenie verstehen wir eine spezielle, aus dem Rahmen der übrigen Leistungen fallende Schwäche im Erlernen das Lesens (und indirekt auch des selbstständigen orthographischen Schreibens) bei sonst intakter oder (im Verhältnis zur Lesefähigkeit) relativ guter Intelligenz."
„Legastheniker ist, wer Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen hat und zugleich mindestens durchschnittlich intelligent ist."
Dumont: „Legasthenie bedeutet, als Folge einer Störung im Rekodierungsmechanismus, beim Lesen und Schreiben im Rückstand sein. Die Störung liegt dennoch in der Unfähigkeit, einen geschriebenen Buchstaben in einen gesprochenen Laut umzuwandeln, wie es beim Lesen notwendig ist, oder umgekehrt, einen Laut in einen geschriebenen Buchstaben umzuwandeln, wie es beim Schreiben geschieht."
Ron D.Davis: „Die Legasthenie kann man als eine Art von Desorientierung definieren, die eine natürliche kognitive Fähigkeit als Ursache hat, die normale Sinneswahrnehmungen durch Begriffsbildungen ersetzt. Wenn diese Fähigkeit bei Reaktionen auf Verwirrungen aktiver wird, die Symbole betreffen, kann sie Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben, Sprechen, Rechnen, Koordinieren oder bei der Aufmerksamkeitsspanne verursachen. Legasthenie wird zur Lernbehinderung, wenn ein Individuum gezwungen ist, in einem verirrten Zustand Informationen aufzunehmen und sich zwanghafte Lösungsmuster aneignet. Legasthenie ist keine Komplexität. Sie ist eine Zusammensetzung einzelner Faktoren, die Schritt für Schritt behandelt werden können.“
3. Erscheinungsbilder & Symptome
Es gibt viele Symptome die auf eine LRS hinweisen können, in der Regel zeigt sie sich deutlich zwischen dem zweiten und vierten Schuljahr.
3.1 Erscheinungsbilder im Vorschulalter
Eltern können im Vorschulalter Erscheinungsbilder und Auffälligkeiten beobachten, die sie allerdings noch nicht richtig deuten können. Auf folgende möglichen Beobachtungen hin könnte man Eltern während des Schulaufnahmeverfahrens ansprechen:
Bei der Geburt hatte das Kind Sauerstoffmangel oder eine Gelbsucht.
Es hat relativ spät sprechen gelernt.
Es konnte längere Wörter nicht richtig nachsprechen.
Das Kind sprach zu Beginn des Schulalters noch wie ein Kleinkind. Es lispelte.
Es fiel durch Tolpatschigkeit auf, fiel häufig hin, mochte nicht balancieren, nicht Roller fahren.
Das Kind hat Probleme beim Schleifebinden.
Es war unsicher im Nachsingen einfacher Melodien.
Es malte nicht gern.
Es mochte keine Puzzles.
Solche Hinweise aus dem Vorschulalter gelten als gewisse Risikofaktoren. Sie können zu einer Lese-Rechtschreib-Schwäche führen, müssen es aber nicht!
3.2 Erscheinungsbilder in der Grundschule
Folgende Wahrnehmungsbereiche (Breuer-Weuffen 1993) enthalten fünf auf die Sprache bezogene Teilleistungsstörungen, die im wesentlichen Voraussetzungen für das Lesen- und Schreibenlernen sind:
a) Optisch-graphomotorischer Bereich
Eine notwendige Voraussetzung für das Lesen- und Schreibenlernen ist die Fähigkeit, graphische Zeichen richtig zu erfassen und wiederzugeben. Wenn diese in ihrer Struktur ungenau erfasst oder wiedergegeben werden, kann es zu einer Beeinträchtigung der darauf aufbauenden Tätigkeit des Lesens und der graphomotorischen Realisierung führen.
Auswirkungen bei Auffälligkeiten in der optischen Wahrnehmung
- Mangelndes Wahrnehmen kleiner Detailunterschiede:
Druckschrift: a - o / d - a / m - n / f - t / i - l
Schreibschrift: h - k / d - a / f - l
- Raumlageorientierungslosigkeit, Reversion horizontal oder vertikal bei:
b - p -P / b - d / g - d / M -W / p - d / g - p / u - n / f - t
- Abschreibefehler
- Keine sicher gespeicherte Formerfassung, deshalb fehlen innerer Schreibbilder
Hinweis: Das optische Sehen sollte überprüft werden.
b) Akustisch-phonematischer Bereich
Dies ist die Fähigkeit, Laute innerhalb eines Wortes genau herauszuhören, um ein gesprochenes Wort inhaltlich zu verstehen, z.B. das Au bei Maus, das O bei Oma oder das N bei Kran.
Auswirkungen bei Auffälligkeiten in der phonematischen Wahrnehmung
- Phonematische Fehlleistungen führen zu Verwechslungen verschiedener, aber klangähnlicher Laute, besonders im Hochtonbereich. Rechtschreibfehler sind die Folge:
e - i / ü - i / ö - ü / a - ei / o – u
- Konsonanten mit gleichem Entstehungsort werden oft verwechselt:
d - t / g - k / b - p / r - ch / j - ch
- Klaren Klangbilder können weder gespeichert noch entwickelt werden.
- Das Erlernen von Fremdsprachen bereitet Probleme.
Hinweis: Untersuchungen auf eventuell vorliegende Hörschäden
und/oder Sprachstörungen sind in diesem Fall nötig.
c) Kinästhetischer Bereich
Zum Sprechen und Schreiben sind automatisierte Bewegungskoordination nötig. Die Sprech- und Schreibbewegungsvorstellungen bilden die im Gedächtnis gespeicherten kinästhetischen Muster für die Aussprache der Laute und Wörter bzw. für deren graphomotorische Umsetzung. Ist die Entwicklung der kinästhtische Differenzierung unzureichend, treten Mängel im sprechmotorischen Vollzug auf, z.B. „Skraße" statt Straße, „desagt" statt gesagt oder „demacht" statt gemacht. Sprechmotorik hat ihre Wurzeln in der allgemeinen Motorik. Sprechmotorischen Leistungen sind in erster Linie von dem koordinierten Zusammenspiel der Sprechorgane abhängig.
Auswirkungen bei Auffälligkeiten in der kinästhtischen Wahrnehmungen
- Rechtschreibfehler, weil das innere Sprechen falsch erfolgt; wiederkehrende Fehlereigentümlichkeiten
- Häufig undeutliches, leises und unsicheres Sprechen
- Ungeschick beim Basteln, Schneiden, Kleben
- Häufiges Verwechseln von r - ch, k – t
- Unbeweglicher Sprechapparat
- Ungleichmäßige Schrift
- Auffälligkeiten im Sportunterricht: tolpatschig und unsicher in der gesamten Körperwahrnehmung
- Vertauschen und Auslassen von Lauten
- Insgesamt langsam
[...]
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