Beim Lesen der Worte in 1 Joh 5,20 stockt der Rezipient, da es nicht ersichtlich ist, wem hier der Gottestitel zugeschrieben wird. Wird hier tatsächlich der Sohn Gottes als ὁ ἀληθινὸς θεὸς bezeichnet oder doch der Vater, wie es traditionell üblich ist? Zu fragen gilt, wie dies hinsichtlich des Monotheismus des Christentums vereinbar wäre, ob es nicht gar blasphemisch sei. Die folgende Ausarbeitung wird sich eindringlich mit 1 Joh 5,20 beschäftigen und diese Fragen beleuchten. Angesichts der Gegenüberstellung, auf wen sich οὗτός in diesem Vers explizit bezieht, wird ein ausgeprägtes Hintergrundwissen vorangestellt, um sich mit der Perikope vertraut zu machen und sich mit seinem Kontext auseinanderzusetzen, was für die Analyse wichtig erscheint. Aus diesem Grund werden als erstes allgemeine Informationen über den 1 Joh gegeben, um im Anschluss da¬ran zu klären, ob es sich bei diesem Dokument um einen klassischen neutestamentlichen Brief handelt. Daraufhin wird im Vergleich zu dem 2 und 3 Joh und schließlich zum JohEv die Entstehungszeit herausgearbeitet. In der Frage nach dem Verfasser wird erläutert, in welchem Zusammenhang die vier Bücher zueinander stehen und inwieweit der 1 Joh zu der sogenannten johanneischen Schule zusammengesehen werden kann. Dies ist insofern wichtig, als dass gesehen werden muss, welche theologischen Absichten der 1 Joh verfolgt. Zudem wird kurz darauf eingegangen, wo die zu untersuchende Perikope wahrscheinlich verfasst wurde. Weiter wird der Inhalt des Briefes zusammengefasst, um zu erörtern, welche Intention der Autor bei der Abfassung verfolgt, um diese im weiteren Verlauf auf den umstrittenen Vers anwenden zu können. Von großer Bedeutung ist es, ob es sich bei dem Epilog von 1 Joh um einen sekundären Nachtrag handelt. Denn wenn dem so ist, könnte es sich um einen anderen Autor handeln, als der des Briefes zuvor, wodurch in 1 Joh 5,20 eine unterschiedliche Theologie oder Intention verfolgt sein könnte, die in anderer Sprache zum Ausdruck kommt. Im Anschluss an diese Überlegungen folgen allgemeine Hintergründe über die Bezeichnung des Sohnes als ὁ θεὸς im Neuen Testament. An dieser Stelle wird herausgestellt, warum Jesus Christus so bezeichnet werden kann, wie dies mit dem Monotheismus vereinbar ist und in welchem Kontext dieser christologische Hoheitstitel anzufinden ist. Zum Schluss wird nun eingängig auf das Pro¬blem in 1 Joh 5,20 eingegangen, indem verschiedene Thesen gegenübergestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergrundinformationen
- Allgemeines
- Gattung
- Entstehungszeit
- Zur Abfolge der johanneischen Schriften
- Zur Abfassungszeit 1 Joh
- Verfasserfrage
- Die drei Briefe des Johannes im Vergleich
- Der erste Johannesbrief im Vergleich zum Johannesevangelium
- Entstehungsort
- Zum Inhalt des ersten Brief des Johannes
- Handelt es sich bei 1 Joh 5,14-21 um einen sekundären Nachtrag?
- Oɛó als christologischer Hoheitstitel
- Jesus als der wahre Gott in 1 Joh 5,20
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung befasst sich eingehend mit dem Vers 1 Joh 5,20, der die Frage aufwirft, ob hier der Sohn Gottes als "ó àλŋ¤ɩvòç ¤ɛòç" bezeichnet wird oder doch der Vater. Die Arbeit untersucht die Vereinbarkeit dieser Aussage mit dem Monotheismus des Christentums und untersucht die historische und theologische Bedeutung dieser Frage.
- Die christologische Bedeutung des Titels "ó ¤ɛòç" im Neuen Testament
- Die historische und theologische Einordnung des 1. Johannesbriefes
- Die Frage nach der Autorität und Authentizität von 1 Joh 5,20
- Die Bedeutung von Kontext und Gattung im 1. Johannesbrief
- Die Interpretation von 1 Joh 5,20 im Lichte des Monotheismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des 1. Johannesbriefes ein und stellt die zentrale Frage nach der Interpretation von 1 Joh 5,20. Der zweite Abschnitt liefert grundlegende Informationen über den 1. Johannesbrief, beleuchtet seine Gattung, Entstehungszeit, Verfasser und Entstehungsort. Kapitel 3 bietet eine Zusammenfassung des Inhalts des Briefes, während Kapitel 4 die Frage nach einem möglichen sekundären Nachtrag in 1 Joh 5,14-21 untersucht. Das fünfte Kapitel widmet sich der Bedeutung des Titels "ó ¤ɛòç" als christologischer Hoheitstitel und untersucht seine Verwendung im Neuen Testament. Kapitel 6 analysiert Jesus als "der wahre Gott" in 1 Joh 5,20, während das Fazit die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammenfasst.
Schlüsselwörter
1. Johannesbrief, Christologie, ó ¤ɛòç, Monotheismus, Gottestitel, 1 Joh 5,20, johanneische Schule, sekundärer Nachtrag, Perikope, Interpretation, Kontext, Gattung
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Esch (Autor:in), 2012, θεός als christologischer Hoheitstitel in 1 Joh 5,20, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208593