Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Bezug auf Arbeit, Freizeit und Reisen anhand der Gästebefragung im Robinson Club Fleesensee


Dossier / Travail, 2004

33 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen

3. Cluburlaub
3.1. Gästebefragung im Robinson Club Fleesensee

4. Paarinterview 5 - Kontinuitäten und Diskontinuitäten in Bezug auf Arbeit, Freizeit und Reisen
4.1. Zusammenfassung
4.2. Forschungsthema
4.2.1. Arbeit
4.2.2. Freizeit
4.2.3. Reisen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich möchte mit dieser Arbeit die Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Lebensbereiche Arbeit, Freizeit und Reisen anhand eines Interviews, welches im Robinson Club Fleesensee geführt wurde, aufzeigen.

Im Rahmen einer Promotion wurde eine Gästebefragung im Club Fleesensee durchgeführt. Ich werde mich auf das Interview mit H.[1] und E. aus M. beschränken und möchte deren Verteilung der Lebensbereiche Arbeit, Freizeit und Reisen genauer analysieren.

Zunächst möchte ich dazu einige Definitionen geben, da diese Begriffe die Grundlage für die eigentliche Arbeit darstellen.

Im Anschluss werde ich mich dem Cluburlaub allgemein widmen und speziell zu der Gästebefragung im Robinson Club Fleesensee kommen.

Das vierte Kapitel befasst sich ausschließlich mit dem Interview und dem von mir gewählten Forschungsthema. Ich werde das Interview auf Basis der vertikalen Hermeneutik auswerten und interpretieren.

Das fünfte Kapitel ist durch mein persönliches Fazit gekennzeichnet, in dem ich Stellung zu dem Interview und den Interpretationen nehmen werde.

2. Definitionen

Arbeit:

„Als Arbeit wird im allgemeinen Sinne die Ausführung oder Bearbeitung von Aufgaben betrachtet; im engeren Sinne ist Arbeit, die zum Erwerb, Lebensunterhalt, zur Bedarfsbefriedigung dienende Tätigkeit.

Alltagssprachlich wird Arbeit entsprechend der etymologischen Bedeutung oft als anstrengende Tätigkeit gesehen und dem Spiel gegenüber gestellt. (...) Arbeit kann mit Spaß und Arbeitsfreude verbunden sein. Die Ausübung der Arbeit erfolgt oft in bewusst geplanter Arbeitsteilung, koordiniert oder kooperativ. (...)“[2]

Freizeit:

"Freizeit ist die von Abhängigkeit und Zwang befreite Zeit, die freie Wahlmöglichkeiten, eigenständige Entscheidungen und soziale Mitverantwortung ermöglicht. (...) Freizeit bestimmt sich aus der subjektiven Interpretation und Motivation: Die Handlung wird um ihrer selbst willen ausgeführt. (...)"[3]

„Freizeit ist der von der Berufsarbeit nicht beanspruchte Zeitraum, der sich in der hochindustrialisierten Gesellschaft durch Arbeitsverkürzungen ausdehnt, insbesondere auch Urlaub und verlängertes Wochenende.“[4]

„(...) Freizeit heute ist gegliedert in Tages-, Wochenend-, Jahres- und Lebensfreizeit, (...)“[5]

Reisen bzw. Urlaub:

Die Bezeichnung Urlaub ist ursprünglich ein Privileg aus aristokratischen Kreisen und wird vom althochdeutschen Wort „urloub“ abgeleitet. Dies war die Erlaubnis eines Ritters sich vom Hof einer Dame entfernen zu dürfen.

Erst die gesellschaftlichen Veränderungen der Neuzeit führten zur Anwendung des Begriffes in Dienst- und Arbeitsverhältnissen:

„Gegenwärtig bezeichnet Urlaub sowohl die Befreiung vom Dienst (im Sinne von „Beurlaubung“) als auch die arbeitsfreie Zeit, die Freizeit und Urlaubszeit mit gleicher Fortzahlung des Entgelts (...).“[6]

3. Cluburlaub

Der Cluburlaub als Markenartikel ist den Pauschalreisen untergeordnet und entstand in Frankreich aus folgender Ideologie heraus:

"Wir schlafen wie Wilde, wir speisen wie Fürsten. Wer den Club wählt, vergisst seine Herkunft."[7]

Getreu diesem Motto gründeten Gérard Blitz, belgischer Diamantenschleifer, und sein Freund Gilbert Trigano, französischer Journalist und Kommunist, 1950 den Club Méditerranée.[8]

Fünfundzwanzig Jahre später wurde der erste deutsche Club gegründet, der Robinson Club.

Im Gegensatz zur Arbeitswelt sollen Erlebniswelten geschaffen werden, in denen der Gast seinen Urlaub ganz ungezwungen verleben soll.[9]

Die Idee des Cluburlaubs fand viele Nachahmer. Die heutigen Clubs erinnern nur noch wenig an die ursprüngliche Ideologie, heute macht der Cluburlaub größtenteils nur noch wirtschaftlich von sich reden.

Der Cluburlaub wurde zum Markenartikel, welcher Erlebniswelten schafft, für jeden, der keine Zeit oder auch gar keine Lust hat, die Urlaubsplanung selbst in die Hand zu nehmen.[10]

Der Cluburlaub ist durchaus gesellschaftsfähig geworden und entspricht allen vordergründigen Erwartungen. Es wird ein vielfältiges Angebot an Essen, hoher Wohnkomfort, ein umfangreiches Sportangebot unter professioneller Anleitung, Kinderbetreuung, Show, sowie Service und Qualität zum Inklusivpreis angeboten.[11]

Dabei spielt die Animation eine tragende Rolle bzw. ist die zentrale Leistung der Clubfirmen. Im Club werden die Gäste animiert, in möglichst kurzer Zeit, all die Dinge zu tun, für die sie im Alltag nur wenig Zeit aufbringen können.

Dadurch wird der Arbeitnehmer zum "Freizeitnehmer", der in dieselben Gewohnheiten seines "normalen" Alltags verfällt und die Gestaltung des Urlaubs bis ins kleinste Detail plant.[12]

3.1 Gästebefragung im Robinson Club Fleesensee

Der Cluburlaub an sich ist ein interessantes Forschungsfeld für die Sozialwissenschaften. Bisher wurden die Gegenwelten Alltag und Urlaub zu ungenau betrachtet, da die Wechselwirkungen zwischen den Lebensbereichen Arbeit, Freizeit und Reisen vernachlässigt worden sind. Deshalb wurde im Robinson Club Fleesensee, welcher der erste Club in Deutschland ist, eine Gästebefragung durchgeführt.

Das Clubkonzept entspricht den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und befriedigt dadurch alle vordergründigen Erwartungen. Daher bietet der Robinson Club die optimalen Voraussetzungen zur Analyse tiefliegender Bedürfnisse.

Die Gästestruktur des Clubs in Fleesensee ist hauptsächlich durch Paare und Familien geprägt, die im oberen sozialen Milieu der Gesellschaft angesiedelt sind. Dadurch ergibt sich, daß als Zielgruppe Doppelkarrierepaare mit ähnlich sozialer Lage und hohem Haushaltseinkommen gewählt wurden. Außerdem war das Kriterium der Berufstätigkeit von Bedeutung. Ziel war es Fragen nachzugehen, wie: Ist die Bedeutung von Urlaub als Freizeitgestaltung höher, wenn die Paare durch eine starke Belastung im Beruf geprägt sind und wie sieht deren Verteilung der Haushaltsführung aus?

Dazu wurden verschiedene Methoden der Gästebefragung genutzt. Zum einen wurden die Urlaubsgäste per standardisiertem Fragebogen befragt, zum anderen per eineinhalbstündigem themenzentriertem Interview. Ich möchte hier auf die standardisierte und qualitative Befragung eingehen. Es wurden zehn ca. eineinhalbstündige themenzentrierte Interviews geführt und Fragebögen erstellt, in denen soziodemographische Daten, die Reiseart, Reisehäufigkeit und Reisedauer in Bezug auf die letzten 12 Monate, das Reiseverhalten bezüglich Robinson und die Wichtigkeit der einzelnen Bereiche wie Hotel, Lage, Atmosphäre usw. im Robinson-Urlaub erfasst worden sind. Die themenzentrierten Interviews befassen sich schwerpunktmäßig mit den Lebensbereichen Arbeit, Freizeit und Reisen.

Ich möchte das Paarinterview von H. und E. aus M. anhand der vertikalen Hermeneutik auswerten und speziell die Kontinuitäten und Diskontinuitäten in Bezug auf Arbeit, Freizeit und Reisen aufzeigen.

4. Paarinterview 5 - Kontinuitäten und Diskontinuitäten in Bezug auf Arbeit, Freizeit und Reisen

Zunächst werde ich das Interview zusammenfassend schildern, um die inhaltlichen Schwerpunkte der Gästebefragung darzustellen und erste zentrale Interpretationsschwerpunkte zu setzen.

Anschließend werde ich die für das Forschungsthema relevanten Äußerungen untersuchen und diese extrahierten Textstellen interpretieren.

Es wurde ein ca. eineinhalbstündiges themenzentriertes Interview mit H. und E. geführt. Neben den soziodemographischen Daten, wurden sie zu deren Reiseart, Reisehäufigkeit und Reisedauer in den letzten 12 Monaten befragt. Anhand des Leitfadeninterviews gaben sie Auskunft über ihr Reiseverhalten bezüglich Robinson und anderer Veranstalter und wie wichtig ihnen die einzelnen Bereiche wie Hotel, Lage und Atmosphäre usw. im Robinson-Club sind.

Außerdem wurden sie schwerpunktmäßig zu den Lebensbereichen Arbeit, Freizeit und Reisen befragt. Hier ist vor allem interessant, wie das Verhältnis der einzelnen Lebensbereiche miteinander harmoniert.

4.1 Zusammenfassung

H. und E. sind verheiratet, führen zusammen einen Haushalt in M. und haben einen gemeinsamen 20jährigen Sohn. Ihr monatliches Haushaltsnettoeinkommen liegt bei einer Grenze bis 5000,- Euro.

H. ist 43 Jahre alt und arbeitet als angestellte Sachbearbeiterin in einer Stiftung (Krankenhaus) in M. Sie arbeitet durchschnittlich 40 Stunden pro Woche und benötigt täglich 10 Minuten für die Hin- und Rückfahrt zu ihrem Arbeitsplatz.

E. ist 47 Jahre alt, gelernter Kfz-Schlosser, und arbeitet als Vorarbeiter der Betriebstechnik in der Uniklinik M. Er arbeitet ca. 40 Stunden wöchentlich und benötigt für die Hin- und Rückfahrt zu seinem Arbeitsort täglich 45 Minuten.

Die Eheleute haben laut eigener Angaben geregelte Arbeitszeiten und den Nachmittag zur freien Verfügung. H. und E. bezeichnen Arbeit als "notwendiges Übel", aber dennoch ist sie ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und nimmt 50 % ihrer Zeit in Anspruch.

Derzeit sind sie mit der Verteilung von Arbeit und Freizeit unzufrieden. Der Versuch Arbeit und Freizeit zu trennen, gelingt nur mäßig. Nach Feierabend versuchen sie abzuschalten, dabei kommen die Faktoren Familie/ Partnerschaft, Hobbys und private Kontakte zu kurz.

Es wird versucht, die Hobbys zu verbinden, um gemeinsame Unternehmungen zu ermöglichen. Die Partnerschaft wird nach Feierabend gepflegt, nachdem der Haushalt größtenteils von H. erledigt wird.

Die Familie und andere soziale Kontakte werden am Wochenende verstärkt in den Vordergrund gerückt. Die Idealvorstellung von H. und E. wäre Arbeit und Hobby miteinander zu verbinden.

Die Freizeit betrachten H. und E. als Ergänzung zur Arbeit. Hier können sie sich von der Arbeit erholen und somit einen Ausgleich schaffen. Dies gelingt jedoch nicht immer, da ihre Freizeit durchaus strukturiert ist. Die Freizeitgestaltung ist ähnlich der des Urlaubs, alles ist bis ins kleinste Detail durchorganisiert.

Der Sohn ist zentraler Mittelpunkt der Freizeitgestaltung der Eheleute, da sie ihn zu seinen Sportveranstaltungen oder Turnieren fahren bzw. begleiten. Dadurch kommt die Partnerschaft der beiden zu kurz und es können kaum weitere soziale Kontakte ausgebaut werden.

Die Aufteilung der Hausarbeit ist dabei auch nicht zu unterschätzen. H. übernimmt den Großteil der Hausarbeit und hat somit noch weniger persönliche Freizeit. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß H. und E. unzufrieden mit der Verteilung von Arbeit und Freizeit sind und sich mehr Freizeit wünschen.

Urlaub, als Erholungsfaktor zum Alltag, nimmt einen hohen Stellenwert für H. und E.s Leben ein. Sie verreisen ca. vier Mal pro Jahr à zwei Wochen. Meist buchen H. und E. Pauschalangebote, deshalb sind sie bereits acht Mal mit Robinson verreist, auf den sie per Katalog gestoßen sind. Aber auch andere Anbieter wurden von den beiden getestet; es gibt Ähnlichkeiten, aber dennoch Nachlässigkeiten. Robinson bietet ihnen die Qualität, Ordnung und Sicherheit, die sie erwarten. In gewisser Weise ist Urlaub für die beiden ein Prestigegewinn. Der Qualitätsanspruch an Robinson ist sehr hoch, aber die Erwartungen werden erfüllt, so daß sich Zufriedenheit bei H. und E. einschleicht und sie zu "Wiederholungstätern" bezüglich Robinson werden.

Die Urlaubsentscheidung treffen beide, aber die Planung ist abhängig von den finanziellen und beruflichen Gegebenheiten. Aber mindestens zwei Mal Urlaub pro Jahr muss schon drin sein.

Das Hotel, die Lage des Clubs und die Atmosphäre spielen für H. und E. eine tragende Rolle. Das Essen muss schmecken und das Sportangebot muss umfangreich gestaltet sein. H. und E. wollen eine Menge an Show und Entertainment erleben, um im Urlaub gänzlich auf ihre Kosten zu kommen.

Während des Urlaubs möchten H. und E. viel Zeit für sich und vor allem auch füreinander haben, da die Partnerschaft im Alltag viel zu kurz kommt. Sie möchten bestimmte persönliche Ziele im Urlaub verwirklichen können; im Urlaub können sie ihre Interessen und Hobbys konkret verfolgen und den Urlaub bewusst genießen und erleben.

H. und E. können das umfangreiche Sportangebot nutzen oder einfach nur relaxen, um Erholung vom Alltag zu finden und die verbrauchten Energiereserven wieder aufzuladen. Der Urlaub ist dabei natürlich auch bis ins kleinste Detail durchorganisiert, um alle Dinge in komprimierter Weise nachzuholen, die Nachholbedarf signalisieren.

Im Urlaub spielt die Kommunikation bzw. die Suche nach Gleichgesinnten ebenfalls eine wichtige Rolle. Im Urlaub wird es möglich, fehlende soziale Kontakte, bedingt durch den Alltag, auszugleichen.

Meist brauchen sie nur ein paar Tage, um von zu Hause abschalten zu können. Das Robinson-Konzept ist da durchaus behilflich und macht die Sache um Einiges einfacher.

Bisher haben H. und E. keine negativen Erfahrungen im Urlaub mit Robinson gemacht; es waren eher Kleinigkeiten, wie wenn das Essen mal nicht geschmeckt hat. Als persönliches Highlight wird ihr diesjähriger, gemeinsam im Urlaub verbrachter, Geburtstag angesehen.

Der Cluburlaub bietet durch seine klare Struktur die ideale Voraussetzung dafür, daß H. und E. ihren straff geplanten Alltag auch im Urlaub kontinuierlich weiterführen können und sich als so genannte "Freizeitnehmer" erholen.[13]

[...]


[1] Die Namen werden in gekürzter Form angegeben.

[2] Dorsch 1994, S. 49

[3] Dorsch 1994, S. 257

[4] http://www.wissen.de [14.08.04]

[5] Stehr/ Nahrstedt 1993, S. 70

[6] Opaschowski 1996, S. 17

[7] vgl. Scherer 1993, S.366

[8] vgl. Scherer 1993, S. 366

[9] vgl. Scherer 1993, S. 366

[10] vgl. Scherer 1993, S. 367

[11] vgl. Scherer 1993, S. 367

[12] vgl. Scherer 1993, S. 368

[13] vgl. Augustin 2004: Paarinterview 5: H. und E., S. 1-25

Fin de l'extrait de 33 pages

Résumé des informations

Titre
Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Bezug auf Arbeit, Freizeit und Reisen anhand der Gästebefragung im Robinson Club Fleesensee
Université
University of Hannover  (Institut für Soziologie und Sozialpsychologie)
Cours
Reisemotive und Reiseverhalten im Kontext von Arbeit, Freizeit und Reisen II
Note
1,0
Auteur
Année
2004
Pages
33
N° de catalogue
V208717
ISBN (ebook)
9783656363736
ISBN (Livre)
9783656363910
Taille d'un fichier
561 KB
Langue
allemand
Mots clés
Reisen, Motive, Arbeit, Freizeit, Urlaub
Citation du texte
Antje Heubel (Auteur), 2004, Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Bezug auf Arbeit, Freizeit und Reisen anhand der Gästebefragung im Robinson Club Fleesensee, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208717

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