Trotz aller Gleichstellungsbemühungen verlaufen weibliche Karrieren langsamer und meist weniger steil als die der männlichen Kollegen (vgl. Erber 2009), wie diverse Studien belegen.
Was hindert (berufstätige) Frauen am Aufstieg? Aufstiegschancen werden in einen Zusammenhang mit Merkmalen der formalen Strukturen, der demografischen Zusammensetzung, der Politiken und des institutionellen Umfelds von Organisationen gebracht. Bekannt ist auch, dass mikrosoziale und strukturelle Faktoren in einem komplexen Zusammenspiel eine geschlechtsspezifische Platzierung von Männern und Frauen in Führungspositionen bewirken. Welche Faktoren werden aber im Kontext von Organisationen erzeugt, vermittelt und fixiert? Welche Relevanz hat überhaupt die Kategorie des Geschlechts und daran anknüpfend: Ist das Geschlecht der Grund für die mangelnde Integration der Frauen in Führungspositionen? In dieser Arbeit sollen die unterschiedlichen Ansätze diskutiert werden, warum Frauen sich seltener als ihre männlichen Berufskollegen in hochqualifizierten Positionen platzieren können. Im Mittelpunkt wird das Verhältnis von Organisation, Arbeit und Subjekt stehen, die Arbeitsorganisation.
Die Ursachen geschlechtsspezifischer Segregation können nicht nur auf der Ebene der Individuen bzw. der Ebene von gesellschaftlichen Strukturen ausgemacht werden, sondern finden auch auf der Ebene der Arbeitsorganisation statt. Dieser Aspekt wurde lange Zeit vernachlässigt (vgl. Wimbauer 1999: 34). Die Arbeitssoziologie thematisierte berufliche Segregationen des Geschlechts hinsichtlich der Arbeitsmarkttheorien, betrachtete jedoch nicht die innerbetrieblichen Organisationsprozesse. Die Women-in-Management-Forschung konzentrierte sich explizit auf das Geschlecht, ist jedoch nicht für Arbeitsbedingungen und Wirkmechanismen offen (vgl. ebd.: 35). Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen daher Arbeitsorganisationen, weil hier Individuen und Strukturen aufeinander treffen.
Nach der Auswertung verschiedener Studien über den Frauenanteil in deutschen Organisationen, werden unterschiedliche Erklärungsansätze für eine geschlechtsspezifische Segregation auf dem Arbeitsmarkt diskutiert.
Diese Arbeit hat das Ziel, die Ungleichstellung von Männern und Frauen durch verschiedene Zugänge sichtbar zu machen. Dabei werden einzelne, für den Gesamtzusammenhang wichtige, Aspekte unter soziologischen Gesichtspunkten dargestellt, analysiert und bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage
- Erklärungsansätze und Erscheinungsformen geschlechtsspezifischer Segregationen am Arbeitsmarkt
- Strukturzentrierte Ansätze
- Berufsbezeichnungen
- Vertikale Segregation
- Horizontale Segregation
- Weitere strukturzentrierte Ansätze
- Subjektzentrierte Ansätze
- Doing-Gender-Ansatz
- Ansätze und Organisationen
- Integration von Männern und Frauen in Organisationen
- Grundlegende Konzepte von Organisationen
- Vergeschlechtlichte Organisationsstrukturen
- Innerbetriebliche Prozesse
- Arbeitszeiten und Gleichstellungsmaßnahmen
- Formalisierungsprozesse
- Homo Social Reproduction
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit hat das Ziel, die Ungleichstellung von Männern und Frauen in der Arbeitswelt aufzuzeigen und zu erklären, warum Frauen trotz Gleichstellungsbemühungen seltener als Männer in Führungspositionen gelangen. Sie beleuchtet die Ursachen für diese geschlechtsspezifische Segregation und untersucht, wie diese in organisationalen Strukturen und Prozessen verankert sind.
- Die Rolle von Organisationsstrukturen und Prozessen bei der geschlechtsspezifischen Segregation
- Die Bedeutung des "Doing-Gender"-Ansatzes für das Verständnis der Ungleichstellung von Frauen in Führungspositionen
- Die Herausforderungen für Frauen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Auswirkungen auf ihre Karrieren
- Die Diskussion um Quotierungen und die Schwierigkeiten der Gleichstellung in der Praxis
- Der Einfluss von formalen Strukturen, demografischen Faktoren und institutionellen Rahmenbedingungen auf die Aufstiegschancen von Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problemstellung dar und erläutert die Bedeutung der geschlechtsspezifischen Segregation in der Arbeitswelt. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Gleichstellungsdebatte und die fortdauernde Ungleichstellung von Frauen in Führungspositionen.
- Ausgangslage: Dieses Kapitel beleuchtet die aktuelle Situation der Frauen in Führungspositionen und die Ursachen für die "gläserne Decke". Es werden Statistiken und Studienergebnisse präsentiert, die die Unterrepräsentation von Frauen in Top-Managementpositionen belegen.
- Erklärungsansätze und Erscheinungsformen geschlechtsspezifischer Segregationen am Arbeitsmarkt: Dieses Kapitel stellt verschiedene Erklärungsansätze für die geschlechtsspezifische Segregation am Arbeitsmarkt vor. Es werden sowohl strukturzentrierte Ansätze, die sich auf die organisatorischen Strukturen konzentrieren, als auch subjektzentrierte Ansätze, die den Fokus auf individuelle Faktoren legen, beleuchtet.
- Integration von Männern und Frauen in Organisationen: Dieses Kapitel untersucht die Integration von Männern und Frauen in Arbeitsorganisationen. Es werden verschiedene Aspekte beleuchtet, wie z.B. grundlegende Konzepte von Organisationen, geschlechtsspezifische Organisationsstrukturen, innerbetriebliche Prozesse, Arbeitszeiten und Gleichstellungsmaßnahmen sowie Formalisierungsprozesse.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Thematik der geschlechtsspezifischen Segregation in der Arbeitswelt, insbesondere mit der Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen. Zentrale Begriffe und Konzepte sind: Arbeitsorganisation, "Doing-Gender", gläserne Decke, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gleichstellungsmaßnahmen, Quotierungen, Führungspositionen, Top-Management, Segregation, Diskriminierung und geschlechtsspezifische Arbeitsbedingungen.
- Arbeit zitieren
- Laura Schiffner (Autor:in), 2011, Organisation, Geschlecht und Karriere, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208729