Als Ende der 1950er Jahre die Presse in Frankreich den „Sammelbegriff“ der Nouvelle Vague einführte, um damit die filmischen Debüts zahlloser junger französischer Filmemacher umschreibend zusammenzufassen, wurde damit gleichzeitig die Bezeichnung für ein Phänomen gefunden, das die Filmgeschichtsschreibung später in den Status einer epochalen Wende erheben sollte. Der Terminus Nouvelle Vague geht auf die französische Journalistin Françoise Giroud zurück, die im Herbst 1957 als Chefredakteurin in der Zeitschrift L'Express in einem Artikel erstmals diesen Begriff für die um 1930 geborene Generation in Frankreich verwendete. Mit der Bezeichnung Nouvelle Vague fasste Giroud den öffentlichen Eindruck einer konsumorientierten Jugend zusammen, die sich mehr für schnelle Autos und Popmusik interessierte als für politische Themen. Im späteren Verlauf wurde der Terminus aber zunehmend filmhistorisch akquiriert und ab dem Jahr 1959 von der Presse synonym für die unzähligen Debütfilme in Frankreich verwendet.
Trotz oder gerade wegen ihrer kurzen Dauer bis etwa Mitte der 1960er Jahre , ist der Einfluss der französischen Neuen Welle auf das Medium Film bis heute ungebrochen, was u.a. an den noch immer andauernden filmwissenschaftlichen Versuchen einer einheitlichen Kanonbildung ersichtlich wird.
Obwohl die jungen Filmemacher François Truffaut, Claude Chabrol, Éric Rohmer, Jacques Rivette oder auch Jean-Luc Godard dieses anfänglich abstritten, versuchte die Filmkritik und Filmgeschichtsschreibung „[…] von Beginn an, die Nouvelle Vague als Bewegung zu fassen.“, wodurch allerdings nie ein endgültiger filmischer Korpus entstanden ist. Dessen ungeachtet, soll in dieser Arbeit der Versuch unternommen werden, die signifikantesten Merkmale und Arbeitsformen der Nouvelle Vague herauszustellen. Dazu erscheint es sinnvoll, zunächst die Entstehungsgeschichte der Neuen Welle ein wenig näher zu beleuchten, um im Anschluss daran im folgenden Abschnitt die filmtheoretischen Überlegungen der Cahiers-Kritiker, die als Grundlage ihrer späteren Filme zu betrachten sind, besser verstehen zu können.
Danach soll kurz die filmhistorische Entwicklung der Nouvelle Vague skizziert werden, um sich schließlich den Merkmalen und Arbeitsformen widmen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Nouvelle Vague
- Die Entstehungsgeschichte der Nouvelle Vague
- Das Kino der Autoren und die politique des auteurs
- Die Entwicklung der Nouvelle Vague
- Die Merkmale der Nouvelle Vague
- Die Arbeitsformen
- Visueller Stil: Bildästhetik und Bildersprache
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Nouvelle Vague, einer einflussreichen Strömung im französischen Kino der 1960er Jahre. Sie untersucht die Entstehungsgeschichte, die theoretischen Grundlagen, die Entwicklung und die wichtigsten Merkmale dieser filmischen Bewegung.
- Die Entstehung der Nouvelle Vague im Kontext der französischen Filmkultur der 1950er Jahre
- Die Rolle der Cahiers du Cinéma und der „politique des auteurs“
- Die filmischen Merkmale der Nouvelle Vague, insbesondere die Arbeitsformen und die Bildästhetik
- Der Einfluss der Nouvelle Vague auf die Filmgeschichte und die heutige Filmkultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt den Begriff der Nouvelle Vague ein und skizziert die Bedeutung dieser filmischen Bewegung für die Filmgeschichte.
- Die Nouvelle Vague: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehungsgeschichte der Nouvelle Vague. Es beleuchtet die Rolle der Filmkritik und der Cahiers du Cinéma sowie den Einfluss der „politique des auteurs“ auf die Entwicklung der Bewegung.
- Die Entstehungsgeschichte der Nouvelle Vague: In diesem Abschnitt wird die Entstehung der Nouvelle Vague im Kontext der französischen Filmkultur der 1950er Jahre dargestellt. Es wird erläutert, wie junge Filmkritiker wie François Truffaut und Jean-Luc Godard die etablierte Filmindustrie in Frage stellten und einen neuen Weg für das Kino suchten.
- Das Kino der Autoren und die politique des auteurs: Hier wird das Konzept der „politique des auteurs“ analysiert. Es wird gezeigt, wie die Cahiers-Kritiker den Regisseur als Schöpfer einer persönlichen „Handschrift“ sahen und die Bedeutung von mise en scène und dem Autor des Films hervorhoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Nouvelle Vague, der „politique des auteurs“, den Cahiers du Cinéma, Filmkritik, französischen Kino, Autorenfilm, Mise en scène, Bildästhetik, Arbeitsformen, filmhistorische Entwicklung und filmische Merkmale.
- Arbeit zitieren
- B.A. Norman Berger (Autor:in), 2008, Nouvelle Vague. Merkmale und Arbeitsformen von Norman Berger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208956