Die Umkehr von einem Überangebot zu einem Unterangebot an qualifizierter Arbeitskraft könnte für Arbeitnehmer, Unternehmer und nicht zuletzt die öffentliche Hand deutliche Veränderungen, sowohl positive als auch negative, bedeuten. Wie bei vielen Veränderungen sind jedoch auch hier deren Geschwindigkeit und die gesellschaftliche, ökonomische und politische Adaptionsfähigkeit, die sich in den Strategien mit dem Ziel die Veränderung zu verlangsamen oder zu stoppen widerspiegelt, entscheidend. Damit das Thema überschaubar bleibt und um die Aussagekraft und Präzision insbesondere im ersten Teil der Arbeit zu verbessern, wird die makroökonomische Perspektive, die den gesamten deutschen Arbeitsmarkt im Blick hat, punktuell verlassen. Stattdessen findet zunächst eine exemplarische Fokussierung auf eine für die deutsche Wirtschaft zentrale Berufsgruppe, die Ingenieure, statt. Die Ingenieurberufe sind zum Rückgrat der deutschen Industrie geworden. Die zahlreichen mittelständischen Unternehmen,aber auch Großkonzerne, haben durch ihre Exportzentrierung auf hochwertige technische Güter einen hohen Bedarf an qualifizierten Ingenieuren, vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung – einen Bedarf, der das Angebot schon jetzt in Teilen
des Landes übersteigt, wie in Kapitel 3 dieser Arbeit gezeigt wird. Ohne diese wären die zahlreichen mittelständischen Maschinenbauer und die großen Automobil- und Mischkonzerne nicht in der Lage, ihre herausgehobene Rolle in der Welt zu behalten. Bei diesen Unternehmen würde ein langanhaltender Fachkräfteengpass bei den Ingenieuren, zu erheblichen Problemen führen.
Wie so oft bei Problemen von hoher Komplexität, sind auch beim Thema Fachkräftemangel verschiedene Szenarien und Strategien denkbar. Ausgehend von den sichersten Informationen zu aktuellen, regionalen, temporär begrenzten, branchen- und berufsspezifischen Fachkräfteengpässen und einem prognostizierten breiteren Fachkräftemangel, werden diverse Strategien diskutiert, die letztlich nur gemeinsam in der Lage sein werden die resultierenden negativen Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft – auf die im Teil zur Relevanz der Arbeit noch näher eingegangen wird – zu begrenzen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung und Hinführung
2. Methodik und Forschungsstand
2.1 Methodik
2.2 Forschungsstand
3. Fachkräftemangel: Annäherung an ein komplexes Problem
3.1 Fachkräfteanalyse von Ingenieuren: Vom Mismatch zu Fachkräfteengpässen?
3.2 Demografischer Wandel: Deutschlands Weg in den Fachkräftemangel?
3.3 Strategien gegen Fachkräftemangel
3.3.1 Strategien zur Nutzung vorhandener Potenziale
3.3.2 Strategien zur Gewinnung zusätzlicher Potenziale: Zuwanderung
3.4 Zwischenfazit I
4. Migrationstheorien
4.1 Grundbegriffe, Typologisierungen und Überblicksmodelle
4.2 Strukturierung der Migrationstheorien I: Klassische und Neue Theorien internationaler Migration
4.3 Strukturierung der Migrationstheorien II: Angebots- und nachfrageorientierte Theorien der Wirtschafts- und Arbeitsmigration
4.4 Theoriekonzepte der Migrationspolitik
4.5 Zwischenfazit II
5. Politische Steuerung von Migration: Deutschland und Kanada im Vergleich
5.1 Deutsche Zuwanderungspolitik und europäischer Kontext
5.2 Kanadische Zuwanderungspolitik: Das Punktesystem
5.3 Vergleich der Zuwanderungspolitik Deutschlands und Kanadas
5.4 Vergleich des Migrations-Outputs: Das Kanadische Punktesystem als „best practice“ zur Behebung deutscher Fachkräfteengpässe?
6. Fazit
6.1 Ausblick: Reformvorhaben, -möglichkeiten und -probleme der deutschen Zuwanderungspolitik zur besseren Deckung des Fachkräftebedarfs
6.2 Zusammenfassung
6.3 Schlussfolgerungen und Diskussion
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Methodisches Vorgehen
Abbildung 2: Fachkräftemangel, Fachkräfteengpass und Mismatch auf Mikro-Makro Skala
Abbildung 3: Vakanzzeiten der Ingenieurberufe in Tagen, Jahresdurchschnittswerte 2010 und 2011
Abbildung 4: Relation Arbeitslose pro 100 Stellen in ausgewählten Ingenieurberufen, Jahresdurchschnittswerte 2010 und 2011
Abbildung 5: Fachkräfteengpässe ausgewählter Ingenieurberufe
Abbildung 6: Arbeitsmarktbilanz in Deutschland in Mio., 1995 bis 2025, Hochrechnung/Schätzung ab 2011
Abbildung 7: Strategien zur besseren Ausnutzung vorhandener Potenziale
Abbildung 8: Erwerbstätigenquote Älterer in Prozent, 2000 und 2009
Abbildung 9: Erwerbstätigenquote Frauen in Prozent, 1991 und 2009
Abbildung 10: Nettozuwanderung nach Deutschland in tausend, 2000 bis 2010
Abbildung 11: Typologisierung von Migrationsprozessen
Abbildung 12: Push-Pull-Modell
Abbildung 13: Ökonomische Theoriemodelle der Migration
Abbildung 14: Die vier Grundmuster der Interaktion von Migration und Politik
Abbildung 15: Grundmuster der Ursachen von policy gaps
Abbildung 16: Die vier Antriebskräfte von Migration
Abbildung 17: Übersicht der Entwicklung vom Anwerbestopp zum Zuwanderungsgesetz
Abbildung 18: Klassen der legalen Einwanderung nach Kanada
Abbildung 19: Anteil diskretionärer und nichtdiskretionärer Migration an der Gesamtmigration, 2003
Abbildung 20: Zuwanderung nach Deutschland und Kanada nach Regionen in Prozent der gesamten Zuwanderung, 2000
Abbildung 21: Zuwanderung nach Deutschland und Kanada nach Typ in Prozent der gesamten Zuwanderung, 2009
Abbildung 22: Prozentsatz der Neuzuwanderer (bis 10 Jahre Aufenthalt) nach Deutschland und Kanada nach Abschlussart, 2000
Abbildung 23: Vergleich der Qualifikationsstruktur ausländischer Bevölkerung, 2002
Abbildung 24: Koalitionsbeschlüsse zur Zuwanderung von Hochqualifizierten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Altersstrukturen in den Ingenieurberufen
Tabelle 2: Kanadisches Punktesystem
Tabelle 3: Vergleich Zuwanderungsregelungen Deutschland Kanada
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung und Hinführung
Am 01.03.2011 stellte die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen, anlässlich der Arbeitsmarktdaten für Februar 2011 fest:
„ Die gr öß te Herausforderung liegt zunehmend in der stetig wachsenden Zahl of- fener Stellen. Jetzt gilt es rasch Menschen zu finden und zu qualifizieren, die diese Stellen passgenau besetzen k ö nnen." (von der Leyen 2011)
Diese Aussage ist sicherlich unter dem Eindruck der außerordentlich guten Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes im Jahr 2010 entstanden, einer Entwicklung die sich auch 2011 durchgehend fortgesetzt hat - trotz diverser europäischer und globaler Krisensze- narien. Dennoch könnte man, angesichts der durchschnittlich knapp drei Millionen Ar- beitslosen 2011, die größte Herausforderung des Arbeitsmarktes in der Arbeitslosigkeit sehen, statt der passgenauen Besetzung offener Stellen. Seit den Wirtschaftskrisen der 70er Jahre, ist der Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit das dominierende wirt- schafts- und sozialpolitische Thema und zentraler Gegenstand in nahezu allen überregi- onalen Wahlkämpfen. Regierungen wollten sich demnach an der Verringerung der Ar- beitslosigkeit messen lassen1 und die Angst vor dem Jobverlust war fest in den Köpfen der Menschen verankert, wie Befragungen über die Zukunftsängste der Deutschen zeig- ten. 2005 gaben beispielweise über 80% an, dass Arbeitslosigkeit ihre größte Sorge sei (Bovensiepen 2005; Sellmair 2005). Das Thema Massenarbeitslosigkeit ist jedoch in- zwischen in der Perzeption vieler Akteure aus Politik, Wirtschaft, Medien und Wissen- schaft einem relativ neuen, scheinbar wichtigerem Thema gewichen: dem Fachkräfte- mangel.2
Ob und in wie weit dieser beginnende Paradigmenwechsel in der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik zu diesem Zeitpunkt sinnvoll ist oder von Interessengruppen aus Eigennutz vorzeitig eingeleitet und bewusst vorangetrieben wird, ist fraglich und bedarf zweifellos genauer Betrachtung.3 Jedoch stellt sich die Frage, wie denkbare Strategien gegen eine mögliche Diskrepanz zwischen einem demografisch bedingten sinkenden Angebot an verfügbaren qualifizierten Arbeitskräften und einer konstant hohen Nach- frage nach eben jenen aussehen könnten und müssten.
Die Umkehr von einem Überangebot zu einem Unterangebot an qualifizierter Arbeits- kraft könnte für Arbeitnehmer4, Unternehmer und nicht zuletzt die öffentliche Hand deutliche Veränderungen, sowohl positive als auch negative, bedeuten. Wie bei vielen Veränderungen sind jedoch auch hier deren Geschwindigkeit und die gesellschaftliche, ökonomische und politische Adaptionsfähigkeit, die sich in den Strategien mit dem Ziel die Veränderung zu verlangsamen oder zu stoppen widerspiegelt, entscheidend.
Damit das Thema überschaubar bleibt und um die Aussagekraft und Präzision insbe- sondere im ersten Teil der Arbeit zu verbessern, wird die makroökonomische Perspekti- ve, die den gesamten deutschen Arbeitsmarkt im Blick hat, punktuell verlassen. Statt- dessen findet zunächst eine exemplarische Fokussierung auf eine für die deutsche Wirt- schaft zentrale Berufsgruppe, die Ingenieure, statt. Die Ingenieurberufe sind zum Rück- grat der deutschen Industrie geworden. Die zahlreichen mittelständischen Unternehmen, aber auch Großkonzerne, haben durch ihre Exportzentrierung auf hochwertige techni- sche Güter einen hohen Bedarf an qualifizierten Ingenieuren, vor allem in den Berei- chen Forschung und Entwicklung - einen Bedarf, der das Angebot schon jetzt in Teilen des Landes übersteigt, wie in Kapitel 3 dieser Arbeit gezeigt wird. Ohne diese wären die zahlreichen mittelständischen Maschinenbauer und die großen Automobil- und Misch- konzerne nicht in der Lage, ihre herausgehobene Rolle in der Welt zu behalten. Bei die- sen Unternehmen würde ein langanhaltender Fachkräfteengpass bei den Ingenieuren, zu erheblichen Problemen führen.
Wie so oft bei Problemen von hoher Komplexität, sind auch beim Thema Fachkräfte- mangel verschiedene Szenarien und Strategien denkbar. Ausgehend von den sichersten Informationen zu aktuellen, regionalen, temporär begrenzten, branchen- und berufsspe- zifischen Fachkräfteengpässen und einem prognostizierten breiteren Fachkräftemangel, werden diverse Strategien diskutiert, die letztlich nur gemeinsam in der Lage sein wer- den die resultierenden negativen Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft - auf die im Teil zur Relevanz der Arbeit noch näher eingegangen wird - zu begrenzen.
Die verschiedenen Strategien sind dabei unterschiedlich prominent im öffentlichen Dis- kurs vertreten. Während die Qualifizierung von Niedrig- und Unqualifizierten oder die Erhöhung der Lebensarbeitszeit oft breit diskutiert wird - beispielweise Arbeitsuchende zu Altenpflegern umzuschulen (DerWesten 2010, Nitschmann/von Hardenbreg 2008) oder die Rente mit 67 Jahren konsequent umzusetzen5 (Bundesvereinigung der Deut- schen Arbeitgeberverbände 2011) - spielt das Thema Zuwanderung, deren Qualität und Steuerung, zumeist eine Nebenrolle. Oftmals wird der Einflussfaktor Zuwanderung als geschätzte Konstante in Nebensätzen wie: „Ausgehend von einer durchschnittlichen Nettozuwanderung von jährlich 100.000…“ in die Berechnung mit einbezogen (vgl. Fuchs/Zika 2010: 2).6 Auf die Steuerung der Quantität und Qualität wird dabei zu meist nicht oder nur ungenügend eingegangen.
Dennoch: Die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften könnte einen Teil zur Deckung des voraussichtlichen Fachkräftebedarfs beitragen (vgl. Möller/Walwei 2009: 239; Keeley 2009: 141), sofern qualifizierte Menschen nach Deutschland kommen wol- len und die deutsche Gesellschaft und die Gesetzgebung diese Zuwanderung in den Ar- beitsmarkt zulassen oder eventuell sogar fördern. Die deutsche Zuwanderungspolitik ist allerdings deutlich anders aufgebaut, als die Zuwanderungspolitik klassischer Einwan- derungsländer. Restriktivere Regelungen seit den 70er Jahren, sowohl für Asylsuchende als auch für Arbeitsmigranten, haben das Ziel, Migration und damit - so die Annahme - steigende Arbeitslosigkeit zu verhindern. Migration könnte allerdings - besonders in Zeiten sich ändernder Vorzeichen der Arbeitsmarktsituation von Hochqualifizierten hin zu Fachkräfteengpässen - außerordentlich positive arbeitsmarktpolitische Effekte ent- wickeln (vgl Möller/Walwei 2009: 276).
Dafür, und für die Ausgestaltung einer bedarfsorientierten Zuwanderungspolitik, gibt es national und vor allem international zahlreiche Beispiele in denen versucht wurde diese positiven Effekte durch Migration zu erzeugen - im Rückblick mit sehr unterschiedli- chem Erfolg.7 Insbesondere in den klassischen Einwanderungsländern USA, Kanada und Australien wird eine zielgerichtete arbeitsmarktorientierte Einwanderungspolitik verfolgt. Kanadas Ausgestaltung der Migrationspolitik dient in dieser Arbeit als Ver- gleichsmodell, da es zum einen in der deutschen Politik und Medienlandschaft immer wieder als „best practice“ Beispiel herangezogen wird (vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung 2010; Spiegel 2010) und zum anderen weil die Einwanderungskriterien hin- sichtlich ihrer Eindeutigkeit im kanadischen Punktesystem am klarsten ausformuliert sind. Aus diesen Überlegungen ergibt sich die These der Master-Arbeit:
Fachkräfteengpässe sind ein aktuelles und vor allem zukünftiges Problem des deutschen Arbeitsmarktes. Die deutsche Zuwanderungspolitik ist in ih- rer jetzigen Ausgestaltung - im Gegensatz zur kanadischen Zuwande- rungspolitik - nicht geeignet, um Fachkräfteengpässen oder sogar einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Der These wird sich mithilfe von fünf Forschungsfragen genähert, auf die in den jewei- ligen Zwischenfazits eingegangen und dort - sofern möglich - beantwortet werden sol- len. Diese Forschungsfragen lauten:
- Wo im Bereich der ingenieurwissenschaftlichen Berufe bestehen schon jetzt Fachkräfteengpässe, wo sind Engpässe zu erwarten und kann perspek- tivisch von einem Fachkräftemangel gesprochen werden?
- Welche Strategien gegen Engpässe oder einen generellen Mangel gibt es und welche Rolle kann Zuwanderung dabei spielen?
- Bestehen, gemäß den Migrationstheorien und vor dem Hintergrund ange- nommener und zunehmender Fachkräfteengpässe, Anreize, die Deutsch- land als Ziel für Zuwanderer besonders attraktiv machen?
- Wie sind die deutsche und die kanadische Zuwanderungspolitik in Bezug auf ihre Fähigkeit bedarfsorientierte Zuwanderung zuzulassen oder zu för- dern ausgestaltet?
- Können aus dem kanadischen Beispiel Handlungsempfehlungen für die deutsche Zuwanderungspolitik abgeleitet werden? Wenn ja, welche?
Zusammengenommen erlauben die Antworten auf diese Forschungsfragen die Bestäti- gung oder Revidierung der These und geben einen dezidierten Einblick in den Arbeits- markt der Ingenieure, die aktuellen und zukünftigen Engpässe sowie die Möglichkeiten und Potenziale die Zuwanderung dabei spielen kann solche Engpässe zu vermeiden.
Als Legitimation ein solch aktuelles und sicherlich nicht unkonventionelles Thema in einer interdisziplinär-sozialwissenschaftlichen Master-Thesis zu bearbeiten, dient des- sen außerordentliche wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz. Zum einen ist die These wissenschaftlich relevant, weil die Verknüpfung aktueller Daten und Ent- wicklungen, die über die Fachkräftemangel-Problematik in Deutschland Auskunft ge- ben können, mit der Analyse der Zuwanderungspolitik bisher nicht in diesem Umfang und vor allem dieser Aktualität stattgefunden haben. Zum anderen besteht eine hohe gesellschaftliche Relevanz, da das Problem Fachkräftemangel zu einem gesamtgesell- schaftlichen Problem zunehmen könnte und der bisherige öffentliche Diskurs in vieler- lei Hinsicht zu kurz greift, zu einseitig ist oder den Blick über den europäischen Teller- rand versäumt.
2. Methodik und Forschungsstand
Im besten Fall kann diese Arbeit dem zentralen wissenschaftlichen Anspruch an eine Master-Thesis gerecht werden, das „Problemverständnis von Bürgern und Entschei- dungsträgern zu verbessern und mögliche Lösungsvorschläge aufzuzeigen“ (Gschwend/Schimmelfennig 2007: 15). Die Fragen zur Beurteilung der Relevanz (Wer ist davon betroffen? Wie können die Effekte bewertet werden? Welche Ratschläge kön- nen wir geben?) (vgl. Lehnert/Miller/Wonka 2007: 36ff.) sollen in der Arbeit behandelt werden und besonders letztere soll sich im „best practice“ Verfahren widerspiegeln.
Die Literaturauswahl zum Problem Fachkräftemangel bzw. Fachkräfteengpässe ist viel- fältig ebenso wie die Literatur zu internationaler Migration. Die Verknüpfung beider Themen - Migration als Strategie gegen Fachkräfteengpässe - ist relativ neu und findet in der Fachliteratur oft nur Platz in Nebenkapiteln.
2.1 Methodik
Der methodische Aufbau der Arbeit ist vielförmig und auf das jeweilige Aussage- und Erkenntnissinteresse der Kapitel zugeschnitten. Während für die Fachkräftesituation der Ingenieure ein deskriptiv-analytischer Ansatz mit einer eigenen Auswahl verschiedener Indikatoren verwendet wird, werden die diversen Strategien deskriptiv-vergleichend betrachtet, bewertet und hinsichtlich ihrer Qualität und ihres möglichen Einflusses auf das Problem eingeordnet.
Der theoretische Teil der Arbeit bildet die Grundlage, um die Ansätze der Zuwande- rungspolitik zu begreifen und deren Konzepte einordnen zu können. Wichtige Fragen nach der Ursache von Migrationsanreizen, sowohl auf der Angebotsseite (Individuen) als auf der Nachfrageseite (Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur der potenziellen Ziel- länder) werden gestellt. Letztlich soll unter anderem eine Beantwortung der Frage ge- lingen, ob Deutschland überhaupt mehr qualifizierte Zuwanderung erzielen könnte, also ob es aus theoretischer Sicht ein attraktives Zielland für Hochqualifizierte ist.
Für die Kapitel zur Zuwanderungspolitik sind ebenfalls deskriptive Elemente nötig. Die Gesetze und Regelungen der jeweiligen nationalen Zuwanderungspolitik werden, ziel- gerichtet auf ihre Fähigkeit Zuwanderung von Hochqualifizierten zu steuern, dargestellt. Die eigentliche Interpretation jedoch ist eine Vergleichsstudie beider Zuwanderungssys- teme, die einem „best practice“ Ansatz folgt, dabei allerdings immer Deutschlands Zu- wanderungspolitik bzw. dessen Verbesserungspotential als Erkenntnisinteresse hat.
Abbildung 1: Methodisches Vorgehen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Dem Thema Fachkräftemangel kann sich auf äußerst unterschiedliche Weise genähert werden. Die diversen Ansätze sind dabei ein Resultat verschiedener Interessen und einer interessenorientierten Politik mit dem Ziel, das Thema Fachkräftemangel auf die media- le und politische Agenda zu setzen und dort zu halten oder dessen Bedeutung und Exis- tenz weitestgehend zu verneinen. Zahlreiche Umfragen von Verbänden und Unterneh- men, aber auch Meinungen einiger Parteien, sind sicherlich wichtig und aussagekräftig im Hinblick auf die subjektiven Probleme der jeweiligen Klientel, aber meist nicht hin- reichend für eine möglichst objektive und neutrale Betrachtung der Gesamtsituation.
Soll die Vermutung über die Existenz eines generellen Fachkräftemangels oder einzel- ner Fachkräfteengpässe überprüft werden, müssen Indikatoren konzipiert, mit Hilfe of- fizieller Daten angewendet, gewichtet und miteinander in Verbindung gesetzt werden. Die zentralen Indikatoren für eine möglichst präzise und umfassende Analyse sind:
- Verhältnis von Arbeitslosen zu gemeldeten Stellen
- Vakanzzeiten gemeldeter Arbeitsstellen
- Zugänge Studienanfängern
- Ersatzbedarfe in Branchen/Berufen
- Konjunkturelle Entwicklung
- Entwicklung von Branchen und Berufen
Nicht alle Indikatoren können empirisch untersucht werden. Bei der konjunkturellen Entwicklung der nächsten Jahre oder bei der schwer prognostizierbaren Veränderung von Branchen und Berufen, beispielsweise durch eine gesteigerte Nachfrage nach Elekt- ro- und Maschinenbauingenieuren wegen Neuordnungen in der Energiewirtschaft und der Automobilindustrie, müssten ex ante Schätzungen der jeweiligen Experten herange- zogen werden.
Die anderen Indikatoren können mit Hilfe der Primärdaten der öffentlichen Verwaltung
- im Wesentlichen der Bundesagentur für Arbeit (BA) - analysiert werden. Sowohl die Vakanzzeiten8, insbesondere deren Entwicklung in den letzten Jahren, als auch das Ver- hältnis von Arbeitslosen zu gemeldeten Stellen und die Anzahl der Auszubildenden und Studienanfängern, tragen dazu bei, die Fachkräftesituation aktuell und in näherer Zu- kunft einzuschätzen.
Allgemeine Prognosen gehen davon aus, dass die weitere Internationalisierung und Globalisierung der Wirtschaft und der Produktionsprozesse zu einer weiteren Konzent- ration von Jobs für Hochqualifizierte in Europa führen wird, bei einer gleichzeitigen Reduzierung von Jobs für Gering- und Unqualifizierte (Crouch et al. 1999).
Neben der Darstellung der Migrationstheorien, werden diese auf ihre Anwendbarkeit und ihren Bezug zum Thema Migration von Hochqualifizierten verglichen und bewer- tet. Methodisch dient dieser Theorievergleich dem Interesse, eine Aussage über die At- traktivität Deutschlands für internationale, hochqualifizierte Migranten zu treffen und letztlich eine Auswahl an besonders zielführenden Theorieansätzen - insbesondere die theoretischen Annahmen zur Migrationspolitik - vorzunehmen.
Die Migrationsansätze dienen als Fundament für den Kern der Arbeit: Dem Vergleich zweier sehr unterschiedlicher Ausgestaltungen Migrationspolitiken.9 Der strukturierten Darstellung beider Politikfelder, deren Analyse und Vergleich, soll eine Bewertung ih- rer Qualität, als Möglichkeit gegen Fachkräfteengpässe, ermöglichen. Aus diesem Grund werden zur Beurteilung dieser Qualität verschiedene Indikatoren wie das Quali- fikationsniveau der Zuwanderer oder die Art und Menge der Herkunftsländer betrachtet und mit aktuellen Daten analysiert.
2.2 Forschungsstand
Wie der methodische Teil, muss auch der Forschungsstand differenziert betrachtet wer- den. Während das Thema Fachkräftemangel medial omnipräsent und hochaktuell ist, neue Publikationen verschiedenster Art fast täglich veröffentlicht werden, wird die Zu- wanderungspolitik als eine mögliche Strategie gegen den Fachkräftemangel oft nur am Rande erwähnt. Auch der Vergleich mit anderen, vermeintlich erfolgreichen Zuwande- rungsländern, spielt demnach keine prominente Rolle in der Forschungsliteratur.
Im Bereich Fachkräftemangel müssen verschiedene Arten von Publikationen unter- schieden werden; diese verschiedenen Arten können aufgrund der Menge der vorhande- nen Literatur nur exemplarisch skizziert werden. Besondere Relevanz haben offizielle Veröffentlichungen der zuständigen Behörden, im Wesentlichen der BA mit ihrem In- stitut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Dort wird in einigen Publikationen auf das Thema Fachkräftemangel eingegangen (vgl. BA 2011; Fuchs/Zika 2010; Munz/Ochel 2001). Weniger Relevanz für das Thema der Master-Thesis haben die zahl- reichen Veröffentlichungen von Verbänden. Diese versuchen in Publikationen und In- terviews das Thema Fachkräftemangel in die Medien zu tragen und politischen Hand- lungsdruck zu erzeugen (exemplarisch: vgl. VDI 2010).
Darüber hinaus lassen sich zahlreiche Publikationen finden, die sich mit speziellen As- pekten des Fachkräftemangels beschäftigen. So wird beispielweise das Thema Fachkräf- teengpässe in einzelnen Wirtschaftszweigen, Branchen oder Berufsgruppen, wie Kin- derbetreuer, Pflegekräfte oder Ingenieure, oder in bestimmten Regionen häufig behan- delt (vgl. Sell/Kersting 2010; Ostwald 2010; Klingbeil 2011; Arent/Nagel 2010; Kay/Richter 2010). Auch die Bereiche Bildung und Ausbildung, Qualifikation und le- benslanges Lernen wurden mehrfach in Zusammenhang mit dem Thema Fachkräfte- mangel untersucht (vgl. Adamy 2011; Hennig 2011; Nolden 2011).
Bei den Strategien gegen Fachkräftemangel, die in Teilen der Fachliteratur auch als mögliche Therapien bezeichnet werden, muss ebenfalls zwischen allgemeinen und spe- ziellen Quellen unterschieden werden. Die spezielle Literatur befasst sich beispielsweise mit Strategien, die von Seiten der Unternehmen verfolgt werden können (vgl. Werner 2011). Umfassendere Quellen gehen auf Strategiegruppen ein (vgl. Bertelsmann Stif- tung 2002; Eichhorst/Thode 2002)
Allgemeine Beiträge zur Existenz und Prognose von Fachkräftemangel und Fachkräfte- engpässen oder zu den gängigen Strategien, sind ebenfalls zahlreich zu finden. Auch hier gehen die Meinungen über die aktuelle und zukünftige Reichweite des Fachkräfte- problems weit auseinander (vgl. Weller 2011).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass zum Thema Fachkräftemangel zahlreiche Pub- likationen existieren, diese sich jedoch aufgrund der Komplexität des Themas in ganz verschiedene Aspekte konzentrieren. So ist beispielsweise eine regionale oder zeitliche Begrenzung genauso möglich wie ein Fokus auf bestimmte Berufe und Branchen. Die Quellen kommen zudem aus ganz unterschiedlichen Disziplinen, wie der Politikwissen- schaft, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Betriebswirtschaftslehre, und haben dem- entsprechend komplett unterschiedliche Erkenntnisinteressen sowie unterschiedliche Methoden.
Für die Master-Thesis ist vieles davon sehr begrenzt relevant, da hauptsächlich mit den offiziellen, zum Teil unveröffentlichten Primärdaten der BA, zugänglich durch Kontakt zu Arbeitsmarktberichterstattung der BA in Nürnberg, gearbeitet werden soll. Nur aktu- elle Daten ermöglichen in diesem sich rasant verändernden Forschungsfeld sinnvolle Untersuchungen.
Im Abschnitt zu den Migrationstheorien und der Migrationsgeschichte wird interdiszip- linär vor allem mit soziologischen und ökonomischen Theorien gearbeitet. Hier haben die Werke von Piore 1979, Han 2010, Pries 2001 sowie Devitt 2011 besondere Bedeu- tung. Allgemein muss festgehalten werden, dass sich gerade in Deutschland ein großer Teil der Literatur (exemplarisch vgl. Korte 1983; Esser/Friedrich 1990; Blanke 1993) zum Themenkomplex Migration nicht mit der Frage nach dem warum Menschen mig- rieren beschäftigen, sondern vielmehr mit den sozialen Folgen von Migration (vgl. Pries 2001: 10). Zwar beschäftigt sich auch diese Arbeit in gewisser Weise mit den sozialen Folgen von Migration, jedoch weitestgehend in einem anderen Rahmen, als die in Deutschland häufiger diskutierte Frage der Integration, also mit dem Abschluss des Migrationsprozesses (vgl. Düvell 2006: 3). Für das Ziel, das Zuwanderungspotenzial von Hochqualifizierten für Deutschland theoretisch herzuleiten, wird deshalb im We- sentlichen auf Literatur zurückgegriffen, die sich mit dem Beginn und der Fortführung der Migrationsprozesse an sich beschäftigt.
In der Analyse der Zuwanderungsgesetzgebung in Deutschland und Kanada, kommt dann während der Betrachtung und des Vergleichs der Gesetzestexte und Regelungen klassisch politikwissenschaftliches Arbeiten zur Geltung. Hauptquellen in diesem Be- reich sind die Gesetze selbst, also das Zuwanderungsgesetz mit zugehörigen Novellie- rungen und offizielle Veröffentlichungen zum kanadischen Zuwanderungssystem, zu- dem Sekundärliteratur zu beiden Bereichen, beispielsweise von Keeley 2009 oder Möl- ler/Walwei 2009.
Bezüglich der Forschung über die Outputs von Migrationspolitik ist die OECD (Organi- sation for Economic Co-operation and Development) und die IOM (International Orga- nisation of Migration) zu nennen. Nahezu alle Publikationen in diesem Bereich sind letztlich Sekundärliteratur, die sich auf Forschungsergebnisse dieser beiden Organisati- onen beziehen, weshalb - wenn möglich - die Ergebnisse von OECD und IOM direkt herangezogen werden.
Lücken im Bereich der Migrationsforschung von Hochqualifizierten ergeben sich zum einen aus inhärenten Problemen der Migrationsforschung auf die später noch eingegan- gen wird und zum anderen aufgrund der Fokussierung auf Migrationsbewegungen von Geringqualifizierten, die die Migration historisch und quantitativ dominieren. Auf beide Aspekte wird im Kapitel zu den Migrationstheorien genauer eingegangen.
Darüber hinaus ist das in den Sozialwissenschaften gut bekannte Problem des Eurozent- rismus zu nennen, welches zu Forschungslücken beim globalen Forschungsgegenstand Migration führt. So ist beispielsweise die Migration von ca. 50 Mio. Europäern nach Nord- und Südamerika ausgiebig erforscht, die indische Emigration von ca. 30 Mio. (vgl. Düvell 2006: 37) Menschen hingegen ist ein weitgehend blinder Fleck in der For- schungslandschaft. Die Bedeutung des transatlantischen Migrationssystems hat sich im Laufe der Jahre weiter verringert und wurde ersetzt durch die Migrationssysteme zwi- schen asiatischen Ländern oder zwischen den klassischen Einwanderungsländern und asiatischen Herkunftsländern. In der Forschungsliteratur ist diese Verschiebung noch nicht vollständig angekommen (vgl. Düvell 2006: 69).
Als konkrete Forschungslücke, sowohl theoretischer als auch empirischer Art, muss die Frage warum Menschen nicht migrieren genannt werden. Zahlreiche Theorien würden bei den herrschenden Vermögensverteilungen davon ausgehen, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung eine neue Heimat mit besseren Verdienstmöglichkeiten und einem höheren Lebensstandard sucht. Dies ist nicht der Fall und stellt somit die Migrations- theorien und die gesamte Migrationsforschung in Frage (vgl. Düvell 2006: 76).
Ein anderer weitgehend blinder Fleck der Forschungslandschaft ist die Rückkehrmigra- tion. In diesem Bereich haben die Quantifizierungsversuche von Migrationsströmen verschiedene definitorische Probleme, wie die Frage nach der Distanz oder der Dauer der Migration. Die Rückkehrmigration ist dabei ein Aspekt der, nicht zuletzt in der poli- tischen Diskussion von zunehmender Migration, mit positiven wie negativen Einflüssen auf die Gesellschaft des Ziellands, unberücksichtigt bleibt (vgl. Düvell 2006: 77).
3. Fachkräftemangel: Annäherung an ein komplexes Problem
Bevor man sich dem Thema Fachkräftemangel fundiert nähern kann, muss eine defini- torische Abgrenzung der Begriffe Fachkräftemangel, Fachkräfteengpass und Mismatch vorgenommen werden. Grundlegend für eine griffige und präzise Definition ist dabei die geografische Abgrenzung von Arbeitsmärkten und dem Eingeständnis einer be- grenzten Mobilität des Produktionsfaktors Arbeit. Gesteht man den potentiellen Arbeit- nehmern diese eingeschränkte Mobilität nicht zu, kann es keinen Fachkräftemangel ge- ben, da in den aufstrebenden Volkswirtschaften mit gut ausgebautem Hochschulsystem wie China oder Indien hochqualifizierte Ingenieure in großer Zahl vorhanden sind. Die Perspektive für eine Analyse der Probleme Fachkräftemangel, Fachkräfteengpass und Mismatch ist daher eine nationale, die durch die Möglichkeit der Migration nach Deutschland aus der EU und, deutlich schwieriger von außerhalb der EU, erweitert wird.
Am einfachsten gelingt eine Abgrenzung des Begriffs über die Dimension des Problems und dessen Verortung auf einer Mikro-Makro-Skala. Mismatch ist ein Problem eines Unternehmens das auf dem oftmals regionalen Arbeitsmarkt keine Fachkraft findet, die den Suchkriterien entspricht. Umgekehrt ist es ein Problem eines Arbeitsuchenden, der keine Beschäftigung gemäß seinen Suchkriterien findet. Ein solcher Mismatch kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel eine Diskrepanz zwischen dem angebo- tenen und dem geforderten Gehalt, der mangelnden Attraktivität eines Unternehmens oder Ausschlusskriterien, wie das Alter von potentiellen Bewerbern. Ein Fachkräfte- engpass hingegen besteht, wenn für eine oder mehrere Berufsgruppen keine oder zu wenige Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und diese auch nicht substituiert werden können. Der Begriff Engpass impliziert dabei eine zeitliche Begren- zung des Zustandes. Wird der Terminus Fachkräftemangel benutzt, müssen die folgen- den Kriterien erfüllt sein: zeitlich unbegrenzt, branchen- und berufsübergreifend und nicht ausschließlich regional begrenzt. Ein Fachkräftemangel findet also auf der Makro- Ebene statt und hat eine zeitlich und räumlich weite Ausdehnung. Als allgemein akzep- tiertes Beispiel für einen Fachkräfteengpass in Deutschland dient der Engpass an Alten- pflegern, der sich auf fast alle Regionen Deutschlands ausgebreitet hat, seit einigen Jah- ren besteht und dessen Ende - insbesondere in Anbetracht der demografischen Verände- rungen und der damit steigenden Nachfrage nach Altenpflegern - nicht abzusehen ist. Fasst man die Altenpfleger, Krankenpfleger und in weiten Teilen Ostdeutschlands feh- lenden Ärzte zum Beschäftigungsfeld Gesundheitsberufe zusammen, kann hierbei von einem Fachkräftemangel gesprochen werden.
Abbildung 2: Fachkräftemangel, Fachkräfteengpass und Mismatch auf Mikro-Makro Skala
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Möchte man über Fachkräftemangel sprechen, muss auch der Terminus Fachkraft defi- niert werden. In Deutschland ist eine Definition schnell gefunden: eine Fachkraft ist eine Person, die eine berufliche Ausbildung abgeschlossen und/oder einen Hochschul- abschluss erworben hat (vgl. Eichhorst/Thode 2002: 20). Eine international gültige De- finition ist deutlich schwieriger aufgrund einer mangelnden Vergleichbarkeit der Aus- bildungs- und Studienabschlüsse. Zumeist wird die gängige nationale Definition erwei- tert für den Personenkreis, deren Mitglieder langjährige Berufserfahrung in einem Be- reich haben, auch wenn diese keine formellen Berufsausbildungen besitzen.
Fachkräftemangel beschreibt demnach einen Zustand auf dem Arbeitsmarkt, in dem offene Stellen nicht besetzt werden können, weil Arbeitskräfte mit den entsprechenden Qualifikationen fehlen. Solch ein Mangel an Fachkräften kann sich als Wachstums- bremse für die deutsche Wirtschaft auswirken. Finden Unternehmen keine passenden Fachkräfte, ist damit zu rechnen, dass sie Ausweichstrategien entwickeln, die nachteili- ge Folgen für die deutsche Volkswirtschaft mit sich brächten.
Zum einen könnten die Unternehmen bei einem geringeren Arbeitsangebot weniger hierzulande investieren, weil die Kapitalrenditen sinken. Der Kapitalstock würde sich dadurch anpassen und die gesamtwirtschaftliche Produktion würde dem Abwärtstrend im Arbeitsangebot folgen. Zum anderen könnten Unternehmen den Bedarf an qualifi- zierter Arbeit durch Arbeitsverdichtung und stärker automatisierte Prozesse verringern. Damit gingen auch für Geringqualifizierte Beschäftigungschancen verloren, deren Ar- beitsplätze vom Niveau der Fachkräftebeschäftigung abhängen.
Eine dritte Handlungsoption wäre eine Innovations- und Wachstumsbremse. Unterneh- men könnten auf die Markteinführung von Innovationen verzichten, wenn diese ohne entsprechende Kapazität an Fachkräften nicht realisierbar sind. Dies würde nicht nur Wachstumspotenziale schmälern, sondern mittelfristig ganze Standorte gefährden. Wenn Betriebe auf einen sich abzeichnenden Mangel an Fachkräften wie grade darge- stellt reagieren, kann auch die Arbeitsnachfrage insgesamt, gemeinsam mit dem Ar- beitsangebot, sinken (vgl. BA 2011: 7f.).
In den nächsten Kapiteln soll, aufbauend auf diese einleitenden Definitionen, Einord- nungen und Abgrenzungen, vier Aspekte behandelt werden: Erstens soll mit Hilfe der präsentierten Indikatoren eine Engpassanalyse für die Ingenieure als Berufsgruppe so- wie für einzelne Untergruppen erstellt werden. Die gewonnen Erkenntnisse werden zu- sammengefasst und ermöglichen so eine dezidierte Analyse der aktuellen Arbeitsmarkt- situation von Ingenieuren und erlauben eine Prognose für die nächsten Jahre. Die Ein- trittswahrscheinlichkeit dieser Prognose ist dabei abhängig von lediglich schätzbaren äußeren Faktoren, wie beispielsweise die globale konjunkturelle Entwicklung und die Wirkung einer Rezession oder eines wirtschaftlichen Aufschwungs auf den Arbeits- markt für Hochqualifizierte in Deutschland.
Zweitens soll ein kurzer Überblick über die demografische Entwicklung gegeben wer- den, um die Entwicklung von Arbeitskräfteangebot und Arbeitskräftenachfrage zu skiz- zieren. In diesem Unterkapitel soll also aufgezeigt werden wie sich die zentralen De- terminanten, die das Problem Fachkräftemangel gleichermaßen charakterisieren sowie bestimmen, entwickelt haben und entwickeln werden.
Drittens sollen, davon ausgehend, dass Fachkräfteengpässe und auch ein weitreichender Fachkräftemangel in den Ingenieurberufen möglich ist, Strategien10 seitens der politi- schen Akteure benannt und beschrieben werden. Eng mit den sozialpolitischen Mög- lichkeiten zur Erhöhung des Fachkräftebedarfs verknüpft sind die Optionen der Ar- beitsgeber, die oftmals Möglichkeiten besitzen, ihren individuellen Fachkräfteengpass zu vermeiden. Auf diese betrieblichen Optionen wird in dieser Arbeit jedoch nicht ein- gegangen, da die sozialpolitischen Strategien und Maßnahmen auf Makro-Ebene im Zentrum stehen.
3.1 Fachkräfteanalyse von Ingenieuren: Vom Mismatch zu Fachkräfteengpässen?
Wie bereits angesprochen, ist eine makroökonomische Perspektive auf viele Themen des Arbeitsmarktes oft nicht zielführend. Betrachtet man eine einzelne Berufsgruppen, die von besonderer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft ist, ergibt sich ein deutlich präziseres Bild, denn: „Aktuell zeigt sich kein flächendeckender Fachkräftemangel in Deutschland. Es gibt jedoch Engpässe in einzelnen Berufsgruppen und Regionen.“ (BA 2011a: 1)
Besonders für zwei Berufsgruppen können Engpässe festgestellt werden: für die Gesundheits- und Pflegeberufe sowie für Ingenieure. Während die Gesundheits- und Pflegeberufe nicht Teil dieser Arbeit sein sollen - auch wenn diese vor dem Hinter- grund der demografischen Entwicklung ebenfalls eine herausragende Stellung einneh- men - soll die Gruppe der Ingenieure genauer betrachtet werden.
Für eine zielgenaue Analyse muss das Berufsfeld der Ingenieure weiter aufgefächert werden, denn verschiedene Berufe finden sich in sehr unterschiedlichen Situationen wieder. Um Erkenntnisse über die aktuelle Situation zu erhalten, werden die bereits be- nannten Indikatoren, die Vakanzzeiten und das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen in den jeweiligen Berufen, betrachtet. Als Vergleichswerte werden die jeweili- gen Vorjahreswerte und die Durchschnittswerte aller Berufe herangezogen:
Abbildung 3: Vakanzzeiten von Stellen in den Ingenieurberufen in Tagen, Jahresdurchschnittswerte 2010 und 2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung
Abbildung 4: Relation Arbeitslose pro 100 offene Stellen in ausgewählten Ingenieurberufen, Jahresdurch- schnittswerte 2010 und 2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung
Deutlich sichtbar werden die Veränderungen zu den jeweiligen Vorjahreswerten: Die Vakanzzeiten steigen in allen Ingenieurberufen an und die Relation von Arbeitslosen zu gemeldeten Stellen sinkt deutlich, in einigen Bereich auf unter 1:1. Das bedeutet, dass bundesweit mehr Stellen vakant sind als Menschen mit entsprechender Qualifikation arbeitslos gemeldet sind. Die BA hat Kriterien entwickelt, die eine Definition und Iden- tifikation von Engpässen ermöglichen sollen. Diese sind (vgl. BA 2011b: 1):
- die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit im betrachteten Beruf liegt mindestens 40 Prozent über der durchschnittlichen Vakanzzeit aller Berufe
- auf 100 offene Stellen kommen weniger als 300 Arbeitslose
- die durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit in dem Beruf ist gegenüber dem Referenzzeitraum um mindestens 10 Tage gestiegen
Wendet man diese Kriterien an, so lässt sich in den Bereichen Maschinen- und Fahr- zeugtechnik, Energie- und Elektrotechnik sowie in der Mechatronik, der Informatik und der Softwareentwicklung in fast allen westdeutschen Bundesländern ein Engpass an Experten feststellen.11 In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verdichten sich die Anzeichen auf einen Engpass. Darüber hinaus sind die allgemeinen Bereiche Forschung und Entwicklung, technische Zeichnung, Konstruktion und Modellbau sowie Versor- gung und Entsorgung von einem Ingenieurengpass betroffen (vgl. BA 2011b: 1).
Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Gruppen anhand der wichtigsten Kennzahlen, wird eine Aussage zu der momentanen Arbeitsmarktsituation der jeweiligen Gruppe möglich. Stellen für Ingenieure der Maschinen- und Fahrzeugtechnik weisen eine Vakanzzeit von 94 Tagen auf und liegen somit 32 Tage (42%) über der durchschnittli- chen Vakanzzeit aller Berufe (66 Tage). Darüber hinaus kommen auf 100 gemeldete Stellen lediglich 89 Arbeitslose mit einem entsprechenden Qualifikationsniveau.12 Für die Mechatroniker sowie die Energie- und Elektroingenieure zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Vakanzzeit liegt bei 97 Tagen (+47% gegenüber dem Durchschnitt) und das Verhältnis von gemeldeten Stellen zu Arbeitslosen liegt bei 100 zu 109. Als letzte zent- rale Gruppe werden die Informatiker und Softwareingenieure betrachtet. Mit einer Vakanzzeit von 93 Tagen (+41% gegenüber dem Durchschnitt) und einem Stellenver- hältnis von 100 zu 110, herrscht hier ebenfalls ein Engpass - wenn auch bei nicht allen Bundesländern.
Abbildung 5: Fachkräfteengpässe ausgewählter Ingenieurberufe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2011b: 5
3.2 Demografischer Wandel: Deutschlands Weg in den Fachkräftemangel?
Soll der Aspekt demografischer Wandel behandelt werden, der die Diskussion um einen Fachkräftemangel maßgeblich mitbestimmt, muss neben der Analyseebene der Berufe auch die Makroperspektive, also der gesamte Arbeitsmarkt, betrachtet werden. Der de- mografische Wandel beschreibt einen Prozess, der sich in den westlichen Industrienati- onen seit Jahrhunderten vollzieht. Durch bessere Ernährung, Hygiene sowie medizini- sche Kenntnisse und Versorgung steigt die Lebenserwartung deutlich - bei gleichzeitig sinkender Kindersterblichkeit. Die Folgen dieser sinkenden Sterblichkeitsrate bei kon- stant hoher Geburtenrate waren ein ausgeprägtes Bevölkerungswachstum im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts. Durch die Empfängnisverhütung und erweiterte soziale Rech- te für Frauen sank die Geburtenrate, was in vielen Ländern zu einem negativen Bevöl- kerungswachstum führte (vgl. Jackson 1986: 42; Keeley 2009: 13). Dieser Prozess ist in zahlreichen westlichen Nationen weitgehend abgeschlossen - die Folgen werden hinge- gen teilweise erst noch spürbar. Zwar ändert sich die Fertilitätsrate abhängig von der wirtschaftlichen Lage hin und wieder leicht und die Lebenserwartung steigt weiterhin leicht an, jedoch bleibt die Grundtendenz erhalten: Weniger als zwei Geburten pro Frau und somit ein negatives Bevölkerungswachstum. Diese Entwicklung der letzten 40 Jah- re bestimmt maßgeblich die beiden Fundamentalgrößen des Arbeitsmarktes: Erwerbs- personenpotenzial und Anzahl der Erwerbstätigen.
Gemäß der bereits gegebenen Definition besteht ein Fachkräftemangel spätestens dann, wenn der Arbeitskräftebedarf dauerhaft das Arbeitskräfteangebot übersteigt. An dieser Stelle sollen nun rudimentär die Prognosen für die Entwicklung der beiden Determinan- ten für eine mögliche Diskrepanz zwischen Arbeitskraftangebot und Arbeitskraftnach- frage skizziert werden.
Abbildung 6: Arbeitsmarktbilanz in Deutschland in Mio., 1995 bis 2025, Hochrechnung/Schätzung ab 2011
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: vgl. Helmrich/Zika 2010: 86
Der prognostizierte Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials um ca. 4 Mio. in den nächsten knapp 15 Jahren unterliegt den üblichen Annahmen, beispielsweise im Bereich Zuwanderung. Diese Schätzungen sind für einen Zeithorizont von bis zu 20 Jahren er- fahrungsgemäß recht präzise, auch wenn unterschiedliche Schätzmodelle zu leicht un- terschiedlichen Ergebnissen kommen. Das IAB kommt zu dem Ergebnis, dass das Er- werbspersonenpotenzial bis 2025 um 3,6 Mio. sinken wird (vgl. Fuchs/Zika 2010: 1). In einer Studie des Prognos-Instituts wird von einer Fachkräftelücke von insgesamt 5,2 Mio. Personen gesprochen und es wird auch eine Zahl für fehlende Akademiker ge- nannt: 2,4 Mio. (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2011b: 8).
Die Annäherung beider Größen kann sowohl sehr positive (Vollbeschäftigung, steigen- des Wohlstandsniveau) wie auch sehr negative (Fachkräfteengpässe/Fachkräftemangel, sehr hohe Lohnsteigerungen und Lohndiskrepanzen, allgemein: Wettbewerbsnachteile) mit sich bringen.
Sofern eine präzise Aussage über die demografische Situation in den Ingenieurberufen getroffen werden soll, muss deren Altersstruktur analysiert werden. Diese Analyse ist nötig, schließlich sagt ein gesamtwirtschaftlicher Rückgang wenig über die Entwick- lung einzelner Berufsgruppen aus. Aus der Altersstruktur der Ingenieure kann der Indi- kator der Ersatzbedarfe abgeleitet werden.
[...]
1 So beispielsweise die erste Rot-Grüne Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder die mit dem Ziel, die Arbeitslosigkeit unter die 3,5 Mio. Marke zu bringen angetreten war.
2 Den Begriffen Fachkräftemangel und Fachkräfteengpass wird sich im Laufe der Arbeit genähert. Sprün- ge zwischen den beiden Termini sind unvermeidbar, wobei generell gilt, dass Fachkräftemangel ein brei- tes, zeitlich weitgehend unbegrenztes Problem darstellt und somit ein Oberbegriff ist, während ein Fach- kräfteengpass nur in bestimmten Regionen, für bestimmte Berufe und/oder zeitlich begrenzt bestehen kann.
3 Mit Interessengruppen sind hier vor allem die Arbeitgeber und ihre Verbände die ein vitales Interesse an einem großen Reservoir von Fachkräften hat und dementsprechend versucht Einfluss auf die Politik zu nehmen. Ein gutes Beispiel für so geartete Lobbyarbeit ist die Unternehmensbefragung „Mitarbeiter drin- gend gesucht! Fachkräftesicherung - Herausforderung der Zukunft“ (vgl. Deutsche Industrie und Han- delskammer 2010)
4 Im Folgenden wird zwecks besserer Lesbarkeit stets die männliche Form verwendet.
5 Auch die Bologna-Reform und die damit einhergehende Reduzierung der Studiendauer für viele Studie- rende auf 3 Jahre oder das Abitur nach 12 Schuljahren zielen in diese Richtung, auch wenn es noch diver- se andere Gründe für diese Reformen gibt.
6 Zwar soll an dieser Stelle auf die oftmals bedauerliche geringe Beachtung des Faktors Zuwanderung hingewiesen werden, jedoch ist völlig klar, dass bei Projektionen bestimmte Bereiche wie Zuwanderung oder Erwerbsbeteiligung bestimmter Gruppen als konstante geschätzt bzw. hochgerechnet werden müs- sen.
7 Für eine Übersicht über die ökonomischen Effekte von Migration siehe Düvell 2006: 182.
8 Vakanzzeit beschreibt die Zeit, die zwischen dem gewünschten Besetzungstermin einer Stelle und deren effektiven Besetzung verstreicht.
9 Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Vergleich zweier so unterschiedlich gestalteter Politikfelder und - wie sich zeigen wird - unterschiedlicher Outputs problematisch, jedoch rechtfertigt die prominente Posi- tion der kanadischen Zuwanderungspolitik in der politischen Diskussion einen solchen Vergleich.
10 Der Unterschied zwischen Strategien und Maßnahmen sei an dieser Stelle noch einmal verdeutlicht. Die Einwanderungspolitik eines Landes grundlegend zu ändern sowie der Ausbau von Möglichkeiten zur Kinderbetreuung, damit Frauen ohne langjährige Unterbrechung ihrem Beruf nachgehen können, wären Strategien. Die im Sommer 2011 durch die BA gestartete Initiative zur Vermittlung von Fachkräften aus Südeuropa ist hingegen eine Maßnahme, da sie nur punktuell und ohne politische Verankerung vollzogen wird.
11 Experten der Klassifikationstabelle der Berufe werden definiert als Personen mit mindestens vierjähriger Hochschulausbildung oder vergleichbarer Qualifikation (vgl. BA 2011b: 14)
12 Das Verhältnis von 100 Stellen zu 89 Arbeitslosen in diesem Bereich klingt wenig dramatisch, aller- dings muss beachtet werden, dass einige der 89 Personen vermutlich nur für kurze Zeit arbeitslos sind, also schon eine Arbeitsstelle in Aussicht haben und sich nur vorübergehend arbeitslos gemeldet haben. Desweitern kann davon ausgegangen werden, dass einige der Arbeitslosen den durchschnittlichen Anfor- derungen ihrer potenziellen Arbeitgeber nicht genügen, z.B. weil ihre formale Qualifikation nicht mehr den aktuellen Standards entspricht oder weil gesundheitliche Probleme bestehen und dass nicht alle offe- nen Stellen an die BA gemeldet werden.
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