Lord Shaftesbury als erster moderner Parteipolitiker


Hausarbeit, 2004

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographie des 1st Earl of Shaftesbury

3. Shaftesburys politische Ziele

4. Gesellschaftspolitische Ordnungsvorstellungen Shaftesburys

5. Mittel und Methoden zur Durchsetzung der Ziele

6. Anhänger und Unterstützer Shaftesburys

7. Lord Shaftesbury – erster moderner Parteipolitiker? Fazit

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

We are now come to a parliament again, by what fate or what council for my part I cannot guess, neither do I understand the riddle of it. – The duke is quitted and sent away; the house of commons have brought up a bill to disable him of the crown; and I think they are so far extremely in the right; but your lordships are wiser than I, and have rejected it; [...]. In the mean while where is this duke, that the king and both houses have declared unanimously thus dangerous?[1]

So wie mit dieser Rede, 1680 im englischen Parlament gehalten, versuchte Lord Shaftesbury auf vielen Wegen den Ausschluss des Duke of York von der Thronfolge zu erreichen. Shaftesbury war der wohl berüchtigtste Politiker der Exclusion Crisis 1679–81. Die Exclusion Crisis entzündete sich während der Regierungszeit Charles II. (1660-85) an der Frage der Thronfolge des kinderlosen Königs. Die Thronfolge durch den zum Katholizismus konvertierten Bruder des Königs, James, wurde in den Jahren 1679–81 mehrfach zu verhindern versucht. So mobilisierte der Earl of Shaftesbury in dieser Zeit die Öffentlichkeit und das Parlament, um den Ausschluss des Duke of York von der Thronfolge zu erreichen. Mit seinen Kampagnen, die durchaus als populistisch bezeichnet werden dürfen, wurde Lord Shaftesbury zu einem der prominentesten Politiker der Regierungszeit Charles II..

Lord Shaftesbury schreckte nicht davor, alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um seine politischen Ziele zu erreichen. Er organisierte Massenpetitionen, hielt kämpferische Reden, deckte nicht existierende Verschwörungen auf und nutzte im Volk verbreitete Vorurteile und Ängste schamlos aus. So schaffte er es, in einem bis dahin unerreichten Maße oppositionelle Gruppierungen im Parlament zu einem gemeinsamen Vorgehen zu bewegen. Sein Vorgehen war und bleibt umstritten; aber ist es möglich, in Lord Shaftesbury den ersten modernen Parteipolitiker zu sehen?

Welche Ziele verfolgten Shaftesbury und seine Anhänger? Von wem wurde er überhaupt unterstützt und waren sie eine Partei nach heutigem Verständnis? Mit Hilfe dieser Fragen soll geklärt werden, ob Shaftesbury zurecht als erster moderner Parteipolitiker bezeichnet werden kann.

2. Biographie des 1st Earl of Shaftesbury

Sir Anthony Ashley Cooper wurde 1621 als Mitglied der landed gentry in Dorset geboren. Er studierte in Oxford und am Lincoln’s Inn in London Jura und schlug damit eine seinem Stand entsprechende klassische Ausbildung ein. Seine ersten politischen Erfahrungen sammelte der junge Anwalt als Abgeordneter im House of Commons für Tewkesbury 1640 und in den Jahren 1653, 1654 und 1659 für Wiltshire. Zwischen diesen beiden Phasen, in denen er die Arbeit im Parlament kennenlernte, sammelte Cooper auch auf der militärischen Ebene der Politikführung Erfahrungen. Er kämpfte im Englischen Bürgerkrieg erst auf seiten des Königs Charles I., wechselte aber 1644 zu den Reihen des Parlaments. Auf beiden Seiten kam er zu militärischen Ehren; 1643 war er Kommandeur der Garnison von Weymouth und dann Kommandeur der Truppen des Parlaments in Dorset.[2]

Unter Cromwell war Sir Anthony Ashley Cooper 1653/54 Mitglied im Council of State. Allerdings kündigte er Cromwell nach einigen Meinungsverschiedenheiten 1654 die Gefolgschaft auf. Mit diesem Schritt riskierte Cooper nicht nur den Verlust seines ganzen Besitzes, sondern spielte sogar mit seinem Leben. Oliver Cromwell war bekannt dafür, dass er mit seinen Gegnern nicht gerade zimperlich verfuhr. Enteignungen waren noch die geringsten Auswirkungen dafür, dass man sich gegen ihn, den Lordprotektor Cromwell, stellte.

1659 beteiligte sich Cooper an den Vorbereitungen zur Restauration Charles II.; er selber war auch Mitglied der Abordnung, die nach Den Haag reiste, um den König persönlich zur Rückkehr nach England zu bewegen.[3] In der Zeit von 1660 bis 1673 bekleidete Sir Anthony verschiedene Regierungsämter unter Charles II.: er war Mitglied des Convention Parliament 1660 und der Cabal-Regierung 1672, er stieg vom Chancellor of the Exchequer zum Lordchancellor auf. Dieser Aufstieg zur höchst möglichen Karrierestufe wurde begleitet von der Ernennung 1661 zu Baron Ashley und 1672 zum 1st Earl of Shaftesbury.[4] Mit seiner Adelung zum Baron stieg er auch ins House of Lords auf.[5] In seiner Funktion als Regierungsbeamter war er insbesondere an der Verabschiedung der Declaration of Indulgence 1672 und dem darauf folgenden Test Act 1673 beteiligt. Die Declaration of Indulgence hob die „religiösen Strafgesetze gegen protestantische Nonkonformisten und Katholiken“ auf und sicherte ihnen die freie Ausübung ihrer Überzeugung zu, während der Test Act die Suspension wieder rückgängig machte und von allen Inhabern öffentlicher Ämter einen oath of allegiance verlangte.[6] In diesem Eid wurde dem Papst jegliches Recht über den englischen König abgesprochen und außerdem musste der Nachweis erbracht werden, dass man das „Sakrament nach Riten der Anglikanischen Kirche empfangen hatte, und man mußte sich von der Transsubstantiationslehre distanzieren“.[7] Mit seiner Zustimmung zu dem seiner Politik entgegengesetzten Test Act erkaufte sich Charles II. die Finanzierung des Krieges gegen Holland.[8] Shaftesbury unterstützte die Verabschiedung des Test Act von 1673, weil sie sein Ziel, die Verhinderung der Thronfolge durch den katholischen Duke of York, unterstützte. Mit dem Ende der Cabal-Regierung und nach etlichen Auseinandersetzungen mit dem König wurde Lord Shaftesbury 1673 als Lordchancellor entlassen. Von da an verfolgte er im Parlament seine politischen Vorstellungen nicht mehr auf seiten der Regierung und des Königs, sondern auf der der Opposition.

Als einer der führenden Oppositionspolitiker war der Earl of Shaftesbury vor allem wegen seiner rhetorischen Fähigkeiten bekannt und bei seinen Gegner gefürchtet. Er äußerte seine Meinung unverblümt auch gegenüber dem König und nahm eventuelle Folgen in Kauf.[9] So verbrachte er etwas mehr als ein Jahr, vom 13. Februar 1677 bis zum 27. Februar 1678, im Tower, weil er öffentlich die Meinung vertreten hatte, dass ein Parlament, das mehr als ein Jahr vertagt worden war, automatisch als aufgelöst gelte.[10] Hintergrund dieser Aussage war die Einberufung des Parlaments am 15. Februar 1677 zum ersten Mal nach 15 monatlicher Pause.[11]

In der Exclusion Crisis führte Lord Shaftesbury Kampagnen zum Ausschluss des Duke of York von der Thronfolge. Durch die Mittel und Wege, die er für seine Kampagnen nutzte, wurde er zum wohl berüchtigtsten Politiker in der Zeit von 1679–81. Als Shaftesbury feststellen musste, dass seine Kampagnen nicht zum gewünschten Ziel geführt hatten und es wohl auch nicht mehr tun würden, weil der Duke of York an Einfluss am Hof und der König wieder an Macht gewonnen hatte. Der wieder erstarkte Charles II. holte ab dem Jahr 1681 zum Schlag gegen innere Feinde aus und zu denen zählte inzwischen auch Shaftesbury. Der Earl wurde am 2. Juli 1681 verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Da ihm dieser jedoch nicht nachgewiesen werden konnte, wurde er am 24. November des selben Jahres aus Mangel an Beweisen entlassen. Aber es war klar, dass Shaftesbury vor erneuten Eliminierungsversuchen des Königs nicht sicher war; es war nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Anklagepunkt gefunden worden war, um Shaftesbury aus dem Weg zu räumen. So tauchte Lord Shaftesbury Ende September bzw. Anfang Oktober 1682 in London unter, um dann im November nach Holland zu flüchten. Am 21. Januar 1683 starb der Earl of Shaftesbury in Amsterdam.

[...]


[1] Aus A Speech lately made by a noble peer of the realm (Shaftesbury 1680) in: Cobbett, W. (Hg.): The parliamentary history of England, from the Norman Conquest in 1066 to the year 1803. Volume IV. London 1808, S. cxiii.

[2] John Wroughton: The Longman Companion to The Stuart Age, 1603-1714. London, New York 1997, p. 205.

[3] Ibidem.

[4] Ibidem.

[5] Swatland, Andrew: The House of Lords in the reign of Charles II. Cambridge 1996, S. 270ff.

[6] Schröder, Hans-Christoph: Die Revolutionen Englands im 17. Jahrhundert. Frankfurt am Main 1986, S. 218.

[7] Schröder, S. 218.

[8] Ibidem.

[9] Siehe Shaftesburys Reden, wie z.B. Fussnote 1 in Cobbett, W.

[10] Kishlansky, Mark: A Monarchy Transformed: Britain 1603 – 1714. London 1996, S. 256.

[11] Swatland, S. 222.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Lord Shaftesbury als erster moderner Parteipolitiker
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstaltung
The Glorious Revolution 1688/89
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V209251
ISBN (eBook)
9783656368113
ISBN (Buch)
9783656369073
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lord, shaftesbury, parteipolitiker
Arbeit zitieren
Dr. phil. M.A. Stephanie Günther (Autor:in), 2004, Lord Shaftesbury als erster moderner Parteipolitiker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209251

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