Peter Singers „All Animals are equal“ und die Bedeutung für den Umweltschutz


Mémoire d'Examen Intermédiaire, 2008

24 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Alle Tiere sind gleich

3. Kritik an Peter Singer

4. Umwelt- versus Tierschutz

5. Bibliographie

1. Einleitung

Ist die Art unseres Umgangs mit Tieren gerechtfertigt? Worauf basiert unser Verhalten? Welche Rechte haben Tiere? Und welche Rechte sollten sie haben? Können wir von tierischem Verstand sprechen? Und welche Konsequenzen folgen aus einer solchen Überlegung? Schließen Umwelt- und Tierschutz sich gegenseitig aus?

Diese Frage wird diese Hausarbeit anhand Peter Singers erstem Kapitel, „All Animals are equal“, aus seinem Werk „Animal Liberation“ zu beantworten versuchen. "All animals are equal" erschien als Essay auch in verschiedenen anderen Publikationen. Peter Singer gilt als treibende Kraft der Tierschutz-Bewegung und gab mit seinem Text „Animal Liberation“ der Diskussion um die Rechte der Tiere neuen Schwung.

Diese Untersuchung wird seine Position bezüglich des moralischen Status’ der Tiere herausarbeiten und dabei seine Argumentation nachvollziehen. Dabei werde ich besonders auf die Idee des „Speziesismus“ und die damit einhergehende Frage nach den Rechten nicht-menschlicher, d.h. tierischer Lebewesen eingehen.

Singer muss sich aufgrund seiner kontroversen Position im Bezug auf ungeborenes Leben, gegen den Vorwurf verteidigen, er würde menschliches, insbesondere beeinträchtigtes Leben abwerten. Diese, emotional sehr aufgeladene, Diskussion zu analysieren, soll nicht Thema dieser Arbeit sein. Trotzdem werde ich auf verschiedene Kritikpunkte an Singers Position eingehen.

Abschließend werde ich versuchen, die Bedeutung von Singers Tierethik für den Tierschutz darzulegen und auf die Behauptung einiger Umweltschützer eingehen, Tier- und Umweltschutz würden sich gegenseitig ausschließen. Meines Erachtens liefert Singer zwar hauptsächlich eine Basis für den Tierschutz. Gleichzeitig ist dies aber auch eine Basis für den Umweltschutz, wie ich zu zeigen versuchen werde.

2. Alle Tiere sind gleich

Peter Singer lehrt an der Universität Princeton als Professor für Bioethik. Er gilt als einer der führenden Köpfe auf seinem Gebiet und als Begründer der Tierrechts-Bewegung.

Sein Grundsatzwerk über die Rechte der Tiere, „Animal Liberation“, erschien erstmals 1975 und wurde in seiner ersten Ausgabe etwa 500 000mal verkauft.

Das erste Kapitel des Buches erschien auch in verschiedenen Aufsatzsammlungen und anderen Publikationen[1], da es seine Position darlegt und die Kernthesen zusammenfasst. Es folgen noch fünf weitere Kapitel, in denen Singer auf konkrete Missstände oder spezielle Themen eingeht. Ich werde mich jedoch auf das erste konzentrieren und die weiteren nicht im Detail behandeln.

Singer beginnt seinen Text mit einem historischen Rückblick auf den Prozess der Gleichberechtigung von Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung und Geschlechts. Singer weist darauf hin, dass Diskriminierung, wenn sie praktiziert wird, in der Regel nicht als solche wahrgenommen wird.

„If we have learnt anything from the liberation movements, we should have learnt how difficult it is to be aware of latent prejudice in our attitudes to particular groups until this prejudice is forcefully pointed out.[2]

Deshalb, so Singer, sei es notwendig, auch seine fundamentalsten Überzeugungen kritisch zu hinterfragen, um herauszufinden, ob unser Handeln wirklich frei von Diskriminierung ist.[3] Singer ist nämlich der Meinung, dass wir noch immer diskriminieren. Er fordert genau dieses Umdenken im Bezug auf unsere Einstellung und unsere Praktiken gegenüber einer sehr großen Gruppe von Lebewesen:

„[M]embers of species other than our own – or, as we popularly though misleadingly call them, animals. In other words, I am urging that we extend to other species the basic principle of equality that most of us recognize should be extended to all members of our own species.[4]

Singer ist sich im Klaren darüber, dass diese Idee zunächst auf Skepsis stoßen dürfte. Er vergleicht den Fall der Tierrechte mit dem der Rechte der Frauen. Mary Wollstonecraft veröffentlichte 1792 ihr Manuskript „A Vindication of the Rights of Women“, welches die Argumente späterer Frauenrechts-Bewegungen vorweg nahm. Um ihre Forderungen zu verhöhnen, veröffentlichte Thomas Taylor anonym eine Abhandlung mit dem Titel „A Vindication of the Rights of Brutes“[5]. Taylor benutzt die Idee, Tieren die gleichen Rechte zuzuschreiben in seinem Text, um damit die Forderung nach Gleichberechtigung für Frauen ins Lächerliche zu ziehen. Ihm erschien der Gedanke, Tieren Rechte zuzuschreiben so absurd, dass er glaubte, wenn er nachweisen könne, dass Wollstonecrafts Argumente auch auf Tiere anwendbar wären, dann könne er damit beweisen, dass auch die Idee, Frauen die gleichen Rechte wie den Männern zu gewähren, absurd sei.

Inzwischen hat sich weitestgehend die Überzeugung durchgesetzt, dass kein Mensch aufgrund seines Geschlechts, seiner Hautfarbe, seines Glaubens oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. In der Theorie herrscht Gleichheit, allen Menschen werden also dieselben Rechte zugeschrieben. Aber hier stellt sich die Frage, wie Gleichheit eigentlich definiert ist. Es gibt sicherlich verschiedene Auslegungen des Begriffs und je nachdem, wie Gleichheit definiert ist, ergeben sich verschiedene Kriterien, um in diesen Kreis der Gleichen einbezogen zu werden.

Singer selbst gibt zu, dass es entscheidende Unterschiede zwischen Menschen und Tieren gibt.[6] Aus diesen Unterschieden lassen sich auch in mancherlei Hinsicht verschiedene Rechte ableiten.

Dies gilt nicht nur für Tiere und Menschen. Auch zwischen Männern und Frauen ist dies der Fall. Singer sagt hierzu, sowohl auf die Frauenrechts- als auch auf die Tierrechts-Bewegung bezogen:

„The extension of the basic principle of equality from one group to another does not imply that we must treat both groups exactly the same way, or grant exactly the same rights to both groups.[7]

Es wäre beispielsweise unsinnig, für Männer das Recht auf Abtreibung zu fordern, oder für Schweine das Wahlrecht. Beides wären Rechte, die die betroffenen Gruppen, aufgrund ihrer körperlich oder geistig begrenzten Möglichkeiten, nicht in Anspruch nehmen könnten. Aus solchen und ähnlichen Unterschieden ergeben sich also auch entsprechende Unterschiede in den jeweiligen Rechten.

„Recognizing this obvious fact, however, is no barrier to the case for extending the basic principle of equality to nonhuman animals.[8]

Dieses Basis-Prinzip der Gleichheit sei, so Singer „equality of consideration; and equal consideration for different beings may lead to different treatment and different rights.[9]

Aber wie kann diese Zuschreibung von Gleichheit gerechtfertigt werden und welche Form von Gleichheit ist Gegenstand der Diskussion?

„When we say that all human beings, whatever race, creed, or sex; are equal, what is it that we are asserting? Those who wish to defend a hierarchical, inegalitarian society have often pointed out that by whatever test we choose, it simply is not true that all humans are equal.[10]

Zwar liegt es auf der Hand, dass Individuen sich mitunter stark unterscheiden können, tatsächlich gibt es aber keine Unterschiede zwischen so definierten Personengruppen. Es ist nicht möglich anhand der Herkunft, Hautfarbe oder des Geschlechts bestimmte Fähigkeiten oder Schwächen abzulesen. Zwar funktioniert dieser Einwand im Bezug auf Rassismus und Sexismus, allerdings könnte er zu einer neuen Form von Diskriminierung verleiten, nämlich die der Intellektuellen gegenüber den Mitbürgern mit niedrigerem IQ.[11] Wenn von faktischen Unterschieden ausgegangen wird, dann ist nicht zu leugnen, dass es Personengruppen gibt, die intelligenter sind als andere. Der Schritt, diese Personen über die anderen zu erhöhen läge im Rahmen einer faktischen Grundlage tatsächlich recht nahe. Daher muss es bei dem verwendeten Gleichheitsbegriff um mehr gehen.

Dies ist ein Grund warum die Ablehnung von Rassismus und Sexismus nicht auf faktische, d.h. tatsächliche Gleichheit gestützt werden darf.[12] Der andere ist, laut Singer der, dass nicht sicher sein kann, dass die Fähigkeiten tatsächlich gleichmäßig auf alle menschlichen Gruppen verteilt sind.

„So far as actual abilities are concerned, there do seem to be certain measurable differences between both races and sexes.[13]

Wenn Durchschnittswerte ermittelt würden, so Singer, würden diese Unterschiede deutlich. Wäre dies nur auf Umwelteinflüsse zurückzuführen, dann würden sie nicht ins Gewicht fallen. Noch könne, laut Singer, aber genau dies nicht bewiesen werden.

„Perhaps all of the important differences will eventually prove to be environmental rather than genetic. Anyone opposed to racism and sexism will certainly hope that this will be so, for it will make the task of ending discrimination a lot easier; nevertheless it would be dangerous to rest the case against racism and sexism on the belief that all significant differences are environmental in origin. The opponent of, say, racism who takes this line will be unable to avoid conceding that if differences in ability did after all prove to have some genetic connection with race, racism would in some way be defensible.[14]

Aus diesem Grund beruft sich Singer auf eine andere Auslegung des Begriffes „Gleichheit“.

„[I]nstead we should make it quite clear that the claim to equality does not depend on intelligence, moral capacity, physical strengh, or similar matters of fact. Equality is a moral idea, not a simple assertion of fact.[15]

Das heißt, dass also Kriterium für Gleichheit nicht faktische Eigenschaften sind, sondern vielmehr ein höherer, moralischer Wert. Aus dieser Auslegung ergeben sich wiederum andere Konsequenzen:

[...]


[1] Siehe zum Beispiel: Regan, Tom; Singer, Peter: Animal Rights and Human Obligations, 1989, S. 73 ff.. Aus dieser Sammlung wird auch “All Animals are equal” von Peter Singer im Folgenden zitiert werden. Bezüge auf andere Kapitel seines Buches „Animal Liberation“ beziehen sich auf die deutsche Ausgabe: Singer, Peter: Animal Liberation – Die Befreiung der Tiere, 1996, Hamburg.

[2] Regan, Singer, Animal Rights and Human Obligations, S. 74.

[3] Vgl. ebd., S. 74.

[4] Ebd., S. 74.

[5] „A Vindication of the Rights of Brutes“ ist frei zugänglich auf: http://www.animalrightshistory.org/library/tay-thomas-taylor/vindication-of-brutes.htm.

[6] „There are important differences between humans ad other animals, and these differences must give rise to some differences in the rights that each have.” Regan, Singer, S. 75.

[7] Ebd.

[8] Regan, Singer, S. 75.

[9] Ebd..

[10] Ebd..

[11] Vgl. ebd., S. 76.

[12] „In short, if the demand for equality were based on the actual equality of all human beings, we would have to Stopp demanding equality. It would be an unjustifiable demand.” Regan, Singer, S. 75 f..

[13] Regan, Singer, S. 76.

[14] Ebd, S. 76 f..

[15] Ebd, S. 77.

Fin de l'extrait de 24 pages

Résumé des informations

Titre
Peter Singers „All Animals are equal“ und die Bedeutung für den Umweltschutz
Université
University of Hamburg
Note
1,0
Auteur
Année
2008
Pages
24
N° de catalogue
V209389
ISBN (ebook)
9783656370840
ISBN (Livre)
9783656371915
Taille d'un fichier
516 KB
Langue
allemand
Mots clés
Peter Singer, Tierschutz, Umweltschutz, Ethik, Tierversuche, Philosophie, Tierethik, Geist, Bewusstsein, tierisch
Citation du texte
Sophie Pahl (Auteur), 2008, Peter Singers „All Animals are equal“ und die Bedeutung für den Umweltschutz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209389

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