Zahlreiche Studien konstatieren, dass die Gefahr durch die Arbeit mit traumatisierten Men-schen selbst geschädigt zu werden, scheinbar gross ist: In diesem Zusammenhang werden oft Burnout und Sekundärtraumatisierung genannt. Als Risikofaktor gilt neben beruflichen und privaten Belastungen sowie mangelnder fachliche Qualifikation eine eigene Traumahistorie.
Ebenfalls erforscht wurde die Traumareaktivierung bei der die Forschung sich einig ist, dass auch Jahrzehnte nach einer Traumatisierung Trigger eine (latente) PTSD provozieren können. Als Auslöser gelten sowohl traumaspezifische – also in Bezug zu den initialen Traumata stehende – als auch unspezifische Stressoren, die normalerweise keine Auswirkung hätten.
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Sekundärtraumatisierung und Traumareaktivierung, um zu prüfen, unter welchen Umständen eine Sekundärtraumati-sierung ohne initiales Trauma vorkommt und ob bzw. wie die beiden Phänomene diagnostisch bei Menschen, die mit traumatisierten Personen arbeiten, zu unterscheiden sind.
Traumareaktivierung bezeichnet eine durch erneute Erinnerung an ein Trauma hervorgerufene Symptombelastung.
Sekundärtraumatisierung signifiziert eine Traumatisierung die aufgrund des Miterlebens eines traumatischen Ereignisses eines signifikant anderen auftritt
Nach dem Studium der Literatur und der praktischen Arbeit mit einer Betroffenen, komme ich zu folgenden Schlussfolgerungen:
In Bezug auf Sekundärtraumatisierungen gilt ein initiales Trauma als Risikofaktor. Dabei ist bislang wenig in Betracht gezogen worden, dass beim Vorliegen eines initialen Traumas mit nachfolgender PTSD und einer Phase der Remission allein anhand der Symptomlage nicht bestimmt werden kann, ob es sich um eine Sekundärtraumatisierung oder um eine Traumareaktivierung handelt. Wahrscheinlicher scheint Letzteres zu sein.
Erst nach sorgfältiger Anamnese, die das komplexe Zusammenspiel aus Arbeitssituation, Geschichte des Betroffenen, privaten Belastungen etc. berücksichtigt, lässt sich beurteilen, welche Ursachen der Symptomatik zugrunde liegen, ob die Diagnose PTSD korrekt ist und ob es sich um eine PTSD nach einer Traumatisierung oder aufgrund einer Sekundärtraumatisierung handelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Abstract
- 2 Einleitung
- 3 Traumareaktivierung
- 3.1 Begriffsklärung
- 3.2 Mögliche Auslöser
- 3.3 Vulnerabilität und Remission
- 3.4 Erklärung für Reaktivierung
- 3.5 Zusammenfassung
- 4 Sekundärtraumatisierung
- 4.1 Begriffsklärung
- 4.2 Empirische Grundlagen
- 4.3 Einflussfaktoren
- 4.4 Mögliche Ursachen
- 4.4.1 Vermeidung der Exposition
- 4.4.2 Eigenes Trauma
- 4.4.3 Persönlichkeit
- 4.5 Wie kommt es zur Sekundärtraumatisierung?
- 4.6 Zusammenfassung
- 5 Hypothesen
- 6 Falldarstellung
- 6.1 Lebensgeschichtliche Aspekte
- 6.2 Coachingauftrag
- 6.3 Diagnose
- 6.4 Bisherige Behandlung und Ressourcen
- 6.5 Therapieindikation und Begründung
- 6.6 Therapeutische Beziehungsgestaltung und Therapieziele
- 6.7 Sitzungen
- 6.7.1 Erste Sitzung
- 6.7.2 Zweite Sitzung
- 6.7.3 Dritte Sitzung
- 6.7.4 Vierte Sitzung
- 6.7.5 Fünfte Sitzung
- 6.7.6 Sechste Sitzung
- 6.8 Ergebnisse
- 7 Diskussion
- 8 Resumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Phänomene der Sekundärtraumatisierung und Traumareaktivierung im Kontext der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Sie möchte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Konzepten beleuchten und die Frage klären, unter welchen Umständen eine Sekundärtraumatisierung ohne initiales Trauma auftreten kann. Zudem soll die Arbeit dazu beitragen, die beiden Phänomene diagnostisch zu unterscheiden.
- Differenzierung von Sekundärtraumatisierung und Traumareaktivierung
- Einfluss eines initialen Traumas auf Sekundärtraumatisierung
- Diagnostische Abgrenzung von PTSD aufgrund von Traumatisierung und Sekundärtraumatisierung
- Risikofaktoren und Einflussfaktoren für Sekundärtraumatisierung
- Bedeutung der Anamnese bei der Diagnostik
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Abstract: Dieser Abschnitt bietet eine kurze Zusammenfassung der Arbeit, der Fragestellung und der wichtigsten Ergebnisse.
- Kapitel 2: Einleitung: Hier werden die Ausgangslage und die Relevanz des Themas erläutert. Der Zusammenhang zwischen Sekundärtraumatisierung, Traumareaktivierung und Burnout wird skizziert. Des Weiteren werden die Forschungsfragen und das Ziel der Arbeit definiert.
- Kapitel 3: Traumareaktivierung: Dieses Kapitel beleuchtet das Konzept der Traumareaktivierung. Es werden die Begriffsklärung, mögliche Auslöser, die Rolle der Vulnerabilität und Remission sowie Erklärungen für die Reaktivierung behandelt.
- Kapitel 4: Sekundärtraumatisierung: In diesem Kapitel wird das Konzept der Sekundärtraumatisierung untersucht. Es umfasst die Begriffsklärung, empirische Grundlagen, Einflussfaktoren und mögliche Ursachen, sowie die Frage, wie es zur Sekundärtraumatisierung kommt.
- Kapitel 5: Hypothesen: In diesem Kapitel werden die Hypothesen der Arbeit formuliert, welche die Forschungsfragen genauer spezifizieren.
- Kapitel 6: Falldarstellung: Dieses Kapitel beinhaltet die detaillierte Beschreibung eines konkreten Falles, welcher die theoretischen Überlegungen illustriert. Es werden Lebensgeschichtliche Aspekte, Coachingauftrag, Diagnose, bisherige Behandlung, Therapieindikation und -ziele sowie die Ergebnisse der Therapiesitzungen dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Sekundärtraumatisierung und Traumareaktivierung im Kontext der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Wichtige Begriffe sind: Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), Traumareaktivierung, Trigger, Vulnerabilität, Remission, Burnout, Einflussfaktoren, Diagnostik, Anamnese und Furchtnetzwerk.
- Quote paper
- Dagmar Härle (Author), 2012, Posttraumatische Belastungsstörung bei Helfern. Traumareaktivierung und Sekundärtraumatisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209767