Lerntheorien und Sozialisation

Ethische Bedenken bei der klassischen Konditionierung des Menschen


Hausarbeit, 2012

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführende Worte

2. Was ist Sozialisation?

3. Lerntheoretische Ansätze
3.1 Lernen
3.2 Lerntheorien

4. ‚Es ist verantwortungslos, die klassische Konditionierung bei Menschen anzuwenden!‘
4.1 Die klassische Konditionierung
4.2 Das Experiment „Der kleine Albert“
4.2.1 Angstkonditionierung
4.2.2 Diskussion der These
4.3 Die Rekonditionierung als Lösung
4.4 Persönliches Fazit

5. Abschließende Worte

Literaturverzeichnis

Bücher:

Internet:

Abbildungsverzeichnis

1. Einführende Worte

Die Sozialisation umfasst einen großen Teil des Studiengangs Erziehungswissenschaft. Vor dem Antritt des Studiums wusste ich nicht sehr viel über die Sozialisation. Lediglich, dass diese wohl eine wichtige Rolle in der menschlichen Entwicklung innehat war mir bekannt. Diese Annahme hat sich im Verlauf des Studiums bestätigt und darüber hinaus erfuhr ich viele interessante Dinge über die komplexe Thematik der Sozialisation, welche in Punkt 2 dieser Arbeit kurz dargestellt werden - den kompletten Gegenstand der Sozialisation anzuführen würde den Rahmen sprengen.

Im Seminar „Ausgesuchte Sozialisationstheorien und ihr Potential zur Analyse von Erziehungsprozessen“ behandelten wir unterschiedliche Sozialisationstheorien. So wurden den Seminarteilnehmern die klassische Psychoanalyse nach Freud, die Identitätsentwicklung nach Erikson und Lerntheoretische sowie Kognitionspsychologische Ansätze nahe gebracht. Außerdem kamen der Strukturfunktionalismus, die Interaktionistischen Theorien und die Theorie des Habitus nach Bordieu zur Sprache. Hierbei handelt es sich jedoch lediglich um einige ausgewählte Theorien - die Vielschichtigkeit der Thematik wird dadurch nochmals deutlich.

In der vorliegenden Arbeit wird eine von den o.g. Theorien dargestellt, bei welcher es sich um die lerntheoretischen Ansätze handelt. Eine darauf bezogene These wird im weiterführenden Verlauf erklärt und diskutiert. Doch zunächst erscheint es gemäß dem Seminartitel sinnvoll, die begrifflichen Gegebenheiten zu klären. Ich persönlich fand es sehr schwierig, die Inhalte der Sozialisation mit den jeweiligen Theorien in Verbindung zu setzten. Deshalb wird in Punkt 2 dieser Arbeit versucht, die Sozialisation und das Lernen miteinander zu verbinden. Nach einer kurzen Darstellung der komplexen Begrifflichkeit ‚Sozialisation‘ folgt ab Punkt 3 eine Einführung in die lerntheoretischen Ansätze. Im Unterpunkt 3.1 wird der Begriff des Lernens dargestellt, um dann in 3.2 auf die Lerntheorien im Konkreten einzugehen. Der 4. Überpunkt bildet den Hauptteil der Arbeit, denn in diesem geht es um die aufgestellte These ‚Es ist verantwortungslos, die klassische Konditionierung bei Menschen anzuwenden‘. Da sich die These speziell auf die klassische Konditionierung bezieht, wird diese in 4.1 erläutert. Um die Aussagekraft der These zu bekräftigen, wird in Punkt 4.2 das Experiment des kleinen Albert dargestellt; Im Anschluss daran erfolgt in 4.2.1 die Angstkonditionierung im Speziellen. Ausgehend von den bis dahin dargestellten Erkenntnissen wird dann in 4.2.2 die These diskutiert. Nachdem dann mögliche Folgen der Anwendung der klassischen Konditionierung aufgezeigt wurden, wird in Punkt 4.3 eine Lösung für solche Resultate dargestellt. Mit 4.4 folgt noch ein kurzes Fazit.

2. Was ist Sozialisation?

„Sozialisation bezeichnet […] den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen weiterentwickelt. Sozialisation ist die lebenslange Aneignung von und Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen, insbesondere den körperlichen und psychischen Grundmerkmalen, die für den Menschen die »innere Realität« bilden, und der sozialen und physikalischen Umwelt, die für den Menschen die »äußere Realität« bilden“ (Hurrelmann 2002, S. 15f.).

Der Begriff ‚Sozialisation‘ wurde von Emile Durkheim eingeführt (vgl. Bundschuh et al. 2007, S. 248) und bedeutet gemäß dem oben angeführten Zitat (grob gesagt) „sozial werden“ (Gudjons 2008, S. 180). Im Gegensatz dazu ist unter Erziehung das „sozial machen“ (ebd.) zu verstehen.

Durkheim war der Meinung, dass die Sozialisation unbedingt notwendig sei, denn die Menschen - wie sie auf die Welt kommen – seien gänzlich triebgesteuert. Ihnen müssen erst die Regeln der Gesellschaft vermittelt werden, bevor sie auf diese losgelassen werden können und diese Aufgabe übernimmt die Sozialisation (vgl. Hurrelmann 2002, S. 12, zit. nach Durkheim 1972). Das Individuum eignet sich in Auseinandersetzung mit den jeweiligen internen und externen Gegebenheiten das Wissen, die Werte und Normen an, die in der jeweiligen Gesellschaft relevant sind. Der menschliche Organismus wird also in einem nie endenden dialektischen Prozess zwischen Individuum und Gesellschaft zu einer sozial handelnden Persönlichkeit (vgl. Bundschuh et al. 2007, S. 248f.). Das Stichwort ‚Persönlichkeit‘ bildet eine weitere wichtige Variable in der Sozialisation, denn diese stellt den Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung und -reifung dar (vgl. Hurrelmann 2002, S. 15), und zwar – wie oben bereits angesprochen – durch das Zusammenspiel von innerer und äußerer Realität. Dies wird in Abbildung 1 deutlich, genauso wie die jeweiligen Inhalte der beiden Realitäten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassend beschreibt die Sozialisation also die „Vergesellschaftung“ (Gudjons 2008, S. 150) des Menschen.

Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass das Individuum im Prozess der Sozialisation eine aktive Rolle einnimmt, denn der Mensch setzt sich im Verlauf seines Lebens stän-

dig mit seiner Umwelt auseinander. Bei dem Menschen handelt es sich also um ein „produktiv Realität verarbeitende[…][s] Subjekt[…]“ (Hurrelmann 2002, S. 21).

Bei der Sozialisation kommen verschiedene Vermittler zum Einsatz, welche in primäre, sekundäre und tertiäre Sozialisationsinstanzen aufgeteilt werden. Demnach gibt es auch die primäre, sekundäre und tertiäre Sozialisation. Die Familie stellt die einflussreichste erste Instanz dar, die dem Kind wichtige Dinge übermittelt, welche unbedingt nötig sind, um in der Gesellschaft Fuß fassen zu können. Dazu zählen m.E. vor allem die Sprache und die richtige Anwendung dieser. Die Schule ist ein Beispiel für die sekundäre Sozialisationsinstanz, welche die älter gewordenen Kinder besuchen. Auch hier werden die für ein Leben in der Gesellschaft unerlässlichen Aspekte wie z.B. Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt. Ein Beispiel für die tertiäre Instanz bilden Peergroups, aber auch öffentliche Institutionen, welche von dem jeweiligen Individuum öfter besucht werden und somit als Faktoren gesehen werden können, die die Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen (vgl. ebd., S. 32f.).

Das soeben angeführte ‚gesellschaftsfähig Werden‘ eines Menschen benötigt, zusammenfassend gesagt, immer die aktive Mitwirkung des Individuums. Dieses muss die vermittelten Aspekte annehmen und diese auch umsetzen, sprich der Mensch muss lernen, um in einer Gesellschaft bestehen zu können (vgl. Hurrelmann & Ulich 1991, S. 57). Infolgedessen werden im nachfolgenden Verlauf die lerntheoretischen Ansätze vorgestellt.

3. Lerntheoretische Ansätze

Im Folgenden soll zunächst der Begriff des Lernens dargestellt werden, im Anschluss daran wird konkret die klassische Konditionierung als Teil der Lerntheorien angeführt. Bezogen darauf wird die These ‚Es ist verantwortungslos, die klassische Konditionierung bei Menschen anzuwenden‘ an mehreren Beispielen diskutiert.

3.1 Lernen

Wird von Lernen im alltäglichen Verständnis gesprochen, so ist damit „[…] meist die aktive Aneignung von Wissen durch Instruktion oder Schulung“ (Bodenmann et al. 2004, S. 14) gemeint. Diese Definition ist jedoch wirklich sehr alltäglich und um den Begriff deutlicher darzustellen, bietet sich folgende Definition an: „ Lernen ist der Prozeß, durch den ein Organismus sein Verhalten als Resultat von Erfahrung ändert“ (Gage & Berliner 1996, S. 230). Da sich gemäß diesem Zitat also „nur“ das Verhalten ändert, handelt es sich bei körperlichen Veränderungen wie z.B. Wachstum oder Gewichtszunahme nicht um Folgen des Lernens (vgl. ebd.). Zur Verhaltensänderung zählt die Aneignung von geistigem und gesellschaftsfähigem Wissen und deswegen kann bei einem Erwerb dieser Aspekte von einem erfolgreich abgeschlossenen Lernprozess gesprochen werden (vgl. Bodenmann et al. 2004, S. 15).

Eine weitere wichtige Variable bei der Begriffsklärung des Lernens stellt die ‚Erfahrung‘ dar. „ Erfahrung ist der Austausch zwischen Individuum und Umwelt“ (Gage & Berliner 1996, S. 231). Dieser Austausch findet durch die Wechselwirkung von Reizen und Reaktionen statt und somit wird auch der Zusammenhang bzw. die Bindung bestimmter Reize und Reaktionen verfestigt (vgl. ebd.).

Es muss beachtet werden, dass es sich bei Verhaltensdispositionen, welche durch das Lernen aufgebaut werden, nur um die erfahrungsbasierten Verhaltensdispositionen handelt, also die Konditionierung und das kognitive Lernen. Auf diese Gruppe der Verhaltensdispositionen wird im nachfolgenden Verlauf dieser Arbeit genauer eingegangen. Es existiert nämlich eine weitere Gruppe, und zwar die der biologischen bzw. genetischen Verhaltensdispositionen, welche nicht als Folge von Lernen betrachtet werden können. Dazu zählen Reflexe, die Prägung, Instinkte und die Reifung (vgl. Bodenmann et al. 2004, S. 16).

3.2 Lerntheorien

„Lerntheorien haben die Aufgabe zu erklären, auf welche Weise die Veränderungen zustandekommen bzw. auf welche Weise Übung und Erfahrung dazu beitragen, daß sich dauerhafte Veränderungen von Erlebnis- und Verhaltensbereitschaften ergeben“ (Hurrelmann & Ulich 1991, S.60).

Es kann festgehalten werden, dass innerhalb der Lerntheorie zwischen dem Ansatz der Konditionierung und dem kognitiven Lernen unterschieden wird – wie oben bereits angesprochen. Die Vertreter der Konditionierung werden Behavioristen genannt, welche dadurch charakterisiert werden, dass sie sich lediglich mit dem nach außen hin beobachtbaren Verhalten beschäftigen (vgl. Bodenmann et al. 2004, S. 17).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Lerntheorien und Sozialisation
Untertitel
Ethische Bedenken bei der klassischen Konditionierung des Menschen
Hochschule
Universität Augsburg
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
19
Katalognummer
V209975
ISBN (eBook)
9783656380313
ISBN (Buch)
9783656381167
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lerntheorien, sozialisation, these, konditionierung, menschen
Arbeit zitieren
Julia Trebes (Autor:in), 2012, Lerntheorien und Sozialisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209975

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Titel: Lerntheorien und Sozialisation



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