Im Gesamtphänomen „Alexander Kluge“ verwischen die Grenzen der Gattungen: er ist ebenso Autor intermedialer Montagetexte wie Autor von Filmen und Fernsehfeatures, die Elemente der Literatur, Musik und Bildenden Kunst integrieren. Gleichzeitig ist er in und außerhalb dieser Werke ein theoretischer Autor. Doch zwischen Theorie und Poesie unterscheidet Kluge nicht: „Eine gute Theorie ist poetisch und damit eine Zuspitzung von Poesie. Und Poesie, die nicht einer theoretischen Betrachtung standhält, ist geradezu langweilig.“ Jan-Philipp Reemtsma behalf sich daher in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Büchner Preises 2003 an Alexander Kluge damit, dass er gleich die „Gattung Kluge“ ausrief.
Alexander Kluge selbst bezeichnet sich primär als Autor und das Buch als sein eigentliches Medium. Allerdings sagt er auch, die „Lebensläufe“ seien nach einem filmischen Prinzip geschrieben: „Die Geschichten wurden zunächst als Film konzipiert. Wenn man sie genau ansieht, kann man die ‚Schnitte’ feststellen. Das literarische Prinzip der Lebensläufe ist ein filmisches Prinzip.“
Das 2007 erschienene Buch „Geschichten vom Kino“ ist zwar weniger intermedial angelegt als frühere Bücher Kluges, etwa „Die Patriotin“ von 1979 oder „Die Macht der Gefühle“ 1984, um nur zwei Titel zu nennen. Diese waren mit den gleichnamigen Filmen, die sie ergänzten, eng verbunden. „Geschichten vom Kino“ aber reflektiert in höherem Maße die Verwobenheit der verschiedenen Ausdrucksformen im Werk Kluges.
In diesem Buch findet sich im Kapitel 5 „Der Teufel als Unterhaltungskünstler“ das Unterkapitel „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“, das sich wiederum in neun nummerierte Teile gliedert. Diese Zusammenstellung kurzer Texte eignet sich, um an ihr einige für Kluges Werk insgesamt bedeutende Phänomene, Inhalte, Formen und Theorien zu zeigen. Im Verlauf der Untersuchung immer wieder vom Teil auf das Ganze des Werks zu rekurrieren, drängt sich im Falle Alexander Kluges insofern auf, als seine Publikationen, gleich in welchem Medium, sich dadurch auszeichnen, dass sie „Agglomerationen“ von kleinen Einheiten sind, die in verschiedene Zusammenhänge gestellt werden können.
Für diese spezifische Art der Zusammenstellung, der Erstellung von Zusammenhängen, hat Kluge oft das Bild des Netzes gewählt. In den letzten Jahren hat er aber daneben auch das Bild des Korallenriffs verwendet und es soll diskutiert werden, welche Vorzüge dies letzte Bild bietet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Untersuchung des Textes „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“
- I. Der Titel: „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“
- Exkurs: Montage und Erzählen bei Alexander Kluge – Die Kategorie Zusammenhang
- II. „1/Eine Regenwoche mit Joris Ivens“
- III. „,2/ Landregen“
- IV. „,3/Illusion von Dauerregen“
- V. „,4/Konzentratregen in Hurrikans“
- VI. „,5/ Verstreute Schauer“
- VII. „,6/ Katastrophen der finalen Klasse“
- VIII. „,7/ Nur die Fische schienen momentan verschwunden“
- IX. „,8/ Glücksfall von Platzregen“
- X. „,9/ Konjunktur des Wassers“
- Das Korallenriff als Metapher
- Untersuchung des Textes „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“
- Schlussbetrachtung - Regen im Korallenriff
- Literaturverzeichnis
- Anhang:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Unterkapitel „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“ aus Alexander Kluges Buch „Geschichten vom Kino“. Dabei werden die einzelnen Texte analysiert und in den Kontext des Gesamtwerks Kluges gestellt.
- Analyse der verschiedenen Beschreibungsformen des Regens in Kluges Texten
- Bedeutung der Montage und des Erzählens im Werk Kluges
- Die Metapher des Korallenriffs als Ausdruck der Vernetzung von Elementen in Kluges Werk
- Der Einfluss von Kluges filmischer Arbeit auf seine literarischen Texte
- Die Relevanz von intermedialen Aspekten im Werk Kluges
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Werk Alexander Kluges und die Besonderheiten seiner intermedialen Arbeitsweise ein. Sie stellt die „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“ als Teil von „Geschichten vom Kino“ vor und erläutert die Bedeutung der Metapher des Korallenriffs für die Arbeit.
Der erste Teil der Untersuchung beschäftigt sich mit dem Titel „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“ und analysiert die Bedeutung des Begriffs „Art“ in diesem Kontext. Die einzelnen nummerierten Texte werden im Folgenden nacheinander untersucht und im Hinblick auf ihre formale Gestaltung, thematischen Gehalt und ihre Beziehung zum Gesamtkunstwerk Kluges beleuchtet.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der Metapher des Korallenriffs als Ausdruck für die Vernetzung von Elementen in Kluges Werk. Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Analyse der „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“ werden hier eingebunden und in einen breiteren Kontext gestellt.
Schlüsselwörter
Alexander Kluge, Montage, Erzählen, Intermedialität, Film, Literatur, Metapher, Korallenriff, „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“, „Geschichten vom Kino“, Zusammenhang, Lebensläufe
- Arbeit zitieren
- Eva Wißkirchen (Autor:in), 2011, Regen im Korallenriff - Alexander Kluges „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“ im Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210491