Goyas "Die nackte und die bekleidete Maja". Vertreter seiner Zeit oder Begründer eines neuen Frauenbildes?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2012

23 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Goyas Nackte und Bekleidete Maja: Bildbeschreibung

3. Tradition oder Innovation?
3.1. Aktdarstellung im Wandel der Zeit
3.2. Tradition oder Gesellschaftskritik in Goyas Capricho Nr

4. Das Spiel von Zeigen und Verbergen: Ambiguität im Kunstwerk

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildungen

1. Einleitung

Der spanische Maler Francisco José de Goya y Lucientes lebte von 1746 bis 1828. Eine Zeit, in der sich Spanien im Befreiungskrieg gegen Napoleon befand und die Ideen der Aufklärung nach dem Tod des aufgeklärten Königs Karls III. in eine schwere Krise geraten waren. Es fanden also sowohl politisch als auch gesellschaftlich große Umbrüche zu Goyas Lebzeiten statt.

In seinen Werken verarbeitete der Künstler immer wieder die Eindrücke seines krisengebeutelten Landes, unter anderem in seinen berühmten „Caprichos“. Die Produktion des Capricho Zyklus musste er allerdings bald wieder einstellen. Auch die Gemälde „Die Nackte Maja“ (Abb. 1) und „Die Bekleidete Maja“ (Abb. 2) beschäftigte die Kritiker schon zu Goyas Lebzeiten und die Inquisition sah sich gezwungen, die Gemälde wegen einer gewissen Anstößigkeit jahrelang wegzuschließen.[1] Goyas Werke weckten also schon damals wie heute noch reges Interesse in der Öffentlichkeit.

In meiner Hausarbeit werde ich versuchen darzustellen, wie Goya die Majas und sein zweites Capricho (Abb. 3) konzipiert hat, ob er damit an traditionelle Darstellungstechniken anschließt oder etwas völlig Neues geschaffen hat. Außerdem soll gezeigt werden, wie viele ambigue Elemente die Majas ausmachen und was damit erreicht werden kann. Es soll geklärt werden, ob Goya in seinen Darstellungen lediglich ein Vertreter seiner Zeit war oder ob es ihm gelang, das vorherrschende Gesellschafts- und damit auch Frauenbild durch innovative Veranschaulichungen zu hinterfragen. Die Nackte und die Bekleidete Maja sind so vielschichtig und ambivalent, dass es mir in meiner Hausarbeit lediglich gelingen wird, einen kleinen Teil des Bedeutungsgehaltes der Werke zu beleuchten. Allerdings stellt eben gerade die Ambiguität das Qualitätsmerkmal der Gemälde dar und macht sie unendlich interpretierbar.

2. Goyas Nackte und Bekleidete Maja: Bildbeschreibung

Francisco de Goyas Ölgemälde „Die Nackte Maja“, wird auf den Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert datiert. Die Leinwand hat eine Größe von 97 cm x 190 cm und hängt heute im Museo del Prado in Madrid. Auf dem Gemälde ist eine nackte weibliche Figur dargestellt, die ausgestreckt auf einem grünen Diwan liegt und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Sie liegt in der Diagonale des Bildes, die sich von links unten, der Position ihrer Füße, nach rechts oben, der Position ihres Kopfes, erstreckt. Ihr Körper ist durch ihre Haltung für den Betrachter geöffnet. Der Diwan, auf welchem sie auf große weiße Kissen gebettet liegt, ist seitlich und aperspektivisch dargestellt.

Die ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf die nackte Weiblichkeit, deren Gestalt fast die gesamte Bildfläche einnimmt. Sie hat die Beine leicht angewinkelt und auf ihre linke Seite gedreht. Sie liegt dem Betrachter zugewandt und schaut ihn aus ihren dunklen Augen direkt an. Der Blick ist fest geradeaus gerichtet und durch die leicht hochgezogenen Mundwinkel ist ein sehr dezentes Lächeln zu erkennen. Ihr Kopf, der von dunklen Locken umrahmt wird, ist in die verschränkten Arme gelegt. Ein Hals ist nicht erkennbar. Der Kopf schließt direkt an den Körper an, der durch das helle, silber- und perlentönig schimmernde Inkarnat einen starken Kontrast zu der Dunkelheit des Hintergrundes darstellt. Durch den gestreckten Körper mit den zurückgenommenen Armen wird der Schoß, welcher zentral in der Mitte des Bildes platziert ist, demonstrativ und für die damalige Zeit geradezu provokant vorgezeigt. Er wird weder von einem Tuch noch der Positionierung des Körpers verdeckt und lässt eine dezente Schambehaarung sichtbar werden.

Während die bewusst hinter den Kopf gelegten Arme und das leichte Lächeln der Maja eine Art eigene Persönlichkeit der Dargestellten spüren lassen, wirkt ihr Körper puppenhaft und unnatürlich auf den Diwan gelegt. Es gibt keine Abdrücke ihres Körpers auf den Kissen und auch das Laken an ihren Füßen verweist auf keinerlei Schwere des Körpers. Das weiße Inkarnat wirkt glatt und makellos, durchsichtig und stumpf, so dass fast der Eindruck von Leblosigkeit oder Statuenhaftigkeit entsteht. Allerdings gilt das nur für den Körper der Nackten Maja, denn in ihrem Gesicht hingegen lässt sich eine zarte Röte erkennen, die das leuchtende Hell des Körpers bricht und der Figur ein lebendiges Aussehen verleiht.

Die Beine sind zu kurz, die Brüste schielen buchstäblich und der Hals fehlt. Die falschen Proportionen des Körpers, also seine falsche Anatomie wirkt bewusst konstruiert, denn auch der dreistufige Aufbau der Bettstatt wirkt unnatürlich und ist perspektivisch falsch dargestellt. Die schlichten weißen Kissen, mit zartem Spitzenbesatz scheinen, wenn man den rechten vorderen Teil des Bildes betrachtet, im Raum zu schweben. Sowohl die Anordnung des Lagers als auch der darauf gebettete, unproportionale Körper lassen diese Bildelemente als Requisit erscheinen und dem Betrachter drückt sich die Frage nach der Bedeutung des Bildes auf.

Die Szene wirkt durch die hell-dunkel Kontraste kühl und unpersönlich. Schmückendes Beiwerk wie Blumen, Perlen oder ähnliche Accessoires, wie sie zum Beispiel in Tizians Aktdarstellungen der Venus üblich sind, fehlt. Etwas prunkvoller wirkt erst das zweite Bild dieses Bilderpaares: Goyas „Die Bekleidete Maja“. Dieses Gemälde wird auf 1800/05 datiert und hängt mit den Maßen 95 cm x 188 cm neben der Nackten Maja.

Im Gegensatz zur Nackten Maja schmiegt sich hier ein weißes Kleid eng an den Körper der weiblichen Figur und enthüllt, dass es sich um denselben handelt wie beim vorigen Bild. Ein blasses rosa Tuch, welches um die Taille gebunden ist, betont den Körper umso mehr. Ein geöffneter gelbschwarzer Bolero bedeckt ihre Schultern und ihre Arme und unterstreicht zusätzlich den Blick auf die sekundären weiblichen Geschlechtsteile. Spitze und goldene Schühchen vervollständigen das Kostüm der Maja. Die Anordnung des Körpers und des mit Kissen bedeckten Diwans ist wie bei der Nackten Maja, aber die Bekleidete ist weiter in den Vordergrund gerückt. Ihr rechter Ellbogen streift den oberen Bildrand, der Körper wirkt dadurch größer und dem Betrachter näher. Das Gewand der Bekleideten erzeugt die gleiche Wirkung wie das Inkarnat der Nackten, es scheint hell und durchlässig. Der Hintergrund ist nach wie vor sehr dunkel, mit grün schimmernden Nuancen und unterstützt durch den farblichen Kontrast das Hervorstechen des weiblichen Körpers. Der Schoß wird durch den Schattenwurf des eng anliegenden Kleides wieder sichtlich in den Mittelpunkt gerückt. So werden trotz der Verhüllung der Maja ihre erotischen weiblichen Attribute deutlich erkennbar.

Der Blick der Maja fixiert wie der der Nackten den Betrachter, doch er wirkt durch die stärkere Wangenschminke und Lippenröte hitziger. Während man bei der Nackten Maja aufgrund des fehlerlosen Inkarnats noch einen sehr idealisierten Eindruck erhalten konnte, weckt die angezogene Maja viel mehr den Anschein von schlichter Menschlichkeit.

[...]


[1] Vgl.: Ivan Nagel: Der Künstler als Kuppler. Goyas Nackte und Bekleidete Maja. In: Schriften zur Kunst. Goya, Dannecker. Berlin 2011. S. 15.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Goyas "Die nackte und die bekleidete Maja". Vertreter seiner Zeit oder Begründer eines neuen Frauenbildes?
Université
http://www.uni-jena.de/
Note
1,0
Auteur
Année
2012
Pages
23
N° de catalogue
V210515
ISBN (ebook)
9783656388104
ISBN (Livre)
9783656389798
Taille d'un fichier
1519 KB
Langue
allemand
Mots clés
goya, vertreter, zeit, begründer, frauenbildes, maja
Citation du texte
Nadja Krakowski (Auteur), 2012, Goyas "Die nackte und die bekleidete Maja". Vertreter seiner Zeit oder Begründer eines neuen Frauenbildes?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210515

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