Im Fokus dieser Arbeit stehen zwei der empirisch am häufigsten nachgewiesenen
Aspekte irrationalen Investorenverhaltens: Unter- sowie Überreaktion auf bestimmte Nachrichten. Bei Unterreaktion messen Investoren den neuen Nachrichten nicht genügend Bedeutung bei, passen ihre Bewertung des betroffenen Wertpapiers also nicht stark genug an. Überreaktion hat hingegen eine zu starke Bewertungsänderung zur Folge. Ausgelöst werden diese Effekte – vereinfacht beschrieben – durch sich häufig abwechselnde gute und schlechte Nachrichten (Unterreaktion) bzw. längere, ununterbrochene Sequenzen guter oder schlechter Nachrichten (Überreaktion).
Dieses beschriebene Investor Sentiment, auf Deutsch etwa „Investorenempfinden“, ist 1998 durch Barberis, Shleifer und Vishny in einem Modell umgesetzt worden. Im Verlauf dieser Arbeit wird dieses Modell vorgestellt und untersucht, inwiefern es die empirisch erwiesene Unter- und Überreaktion nachbildet. Dazu werden im zweiten Kapitel zunächst die Grundlagen der klassischen Kapitalmarkttheorie erläutert. Dabei wird deutlich, dass diese häufig vereinfachende Annahmen voraussetzt und bestimmte Sachverhalte vernachlässigt. Dadurch weichen die beschriebenen Modelle vielfach von empirisch beobachteten Zusammenhängen ab. Die im dritten Kapitel erläuterte Behavioral Finance versucht diese Erklärungslücken durch neue Modelle zu schließen. Sie konzentriert sich dabei auf die Abweichungen zwischen tatsächlichem Verhalten der Investoren und dem strikt rationalen Verhalten, welches die klassische Kapitalmarkttheorie unterstellt.
Das Investor Sentiment Model nach Barberis/Shleifer/Vishny, wird im vierten
Kapitel ausführlich erklärt. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt ebenfalls eine Implementierung des Modells. Diese dient als Grundlage für die Analyse des Modells im fünften Kapitel. Dort wird außerdem eine Bewertung des Modells unter Einbeziehung relevanter Literatur und der in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse vorgenommen. Abgeschlossen wird die Arbeit dann mit einer zusammenfassenden Schlussbemerkung im sechsten Kapitel.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Kapitalmarkttheorie
- 2.1 Rationale Entscheider
- 2.2 Effiziente Märkte
- 2.3 Fundamentalwert
- 2.4 Portfoliotheorie
- 2.4.1 Erwartungswert-Varianz-Kriterium
- 2.4.2 Portfoliooptimierung
- 2.5 Capital Asset Pricing Model
- 2.5.1 Marktportfolio und Kapitalmarktlinie
- 2.5.2 Wertpapierlinie und Beta
- 2.5.3 Bedeutung
- 2.6 Arbitrage Pricing Theory
- 2.7 Grenzen der klassischen Theorie
- 2.7.1 Modellierung
- 2.7.2 Investorenverhalten
- 2.7.3 Bedeutung für moderne Finanzwissenschaft
- 3 Behavioral Finance
- 3.1 Grundlegende Ideen
- 3.2 Wichtige Erkenntnisse
- 3.2.1 Prospect Theory
- 3.2.2 Beweggründe für Entscheidungen
- 3.2.3 Selbsttäuschung
- 3.2.4 Fehlinterpretation von Informationen
- 3.3 Heutige Bedeutung
- 4 Investor Sentiment nach Barberis, Shleifer und Vishny
- 4.1 Einordnung in Behavioral Finance
- 4.2 Empirische Beobachtungen
- 4.2.1 Unterreaktion
- 4.2.2 Überreaktion
- 4.3 Psychologische Hintergründe
- 4.3.1 Konservatismus
- 4.3.2 Repräsentativitätsheuristik
- 4.3.3 Stärke und Gewicht von Informationen
- 4.4 Investor Sentiment Modell
- 4.4.1 Zielsetzung
- 4.4.2 Annahmen
- 4.4.3 Sichtweise der Investoren
- 4.4.4 Formulierung
- 5 Analyse des IS-Modells
- 5.1 Zulässige Parameterkonstellationen
- 5.2 Analyse des IS-Preises
- 5.2.1 Regimewechselprozess
- 5.2.2 Preisverlauf
- 5.2.3 Unter- und Überreaktion
- 5.3 Analyse der Überrenditen
- 5.3.1 Simulation durch Barberis/Shleifer/Vishny
- 5.3.2 Parametersensitivität
- 5.4 Empirische Überprüfung mit Ad Hoc Mitteilungen
- 5.5 Bewertung des Modells
- 5.5.1 Bemerkungen von Barberis/Shleifer/Vishny
- 5.5.2 Beurteilung von Idee und Umsetzung
- 5.6 Erweiterungen des Modells
- 5.6.1 Pseudo Bayessches Modell
- 5.6.2 Arbitrage
- 5.6.3 Overconfidence & Self-Attribution
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht das Investor Sentiment auf Kapitalmärkten. Ziel ist es, das Investor Sentiment Modell von Barberis, Shleifer und Vishny zu analysieren und zu bewerten. Die Arbeit beleuchtet die Grenzen der klassischen Kapitalmarkttheorie und die Bedeutung von Behavioral Finance.
- Analyse des Investor Sentiment Modells von Barberis, Shleifer und Vishny
- Bewertung der Modellannahmen und -ergebnisse
- Untersuchung der psychologischen Hintergründe des Investor Sentiments
- Bedeutung von Behavioral Finance für die Kapitalmarkttheorie
- Empirische Überprüfung des Modells
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Masterarbeit ein und beschreibt den Aufbau der Arbeit. Sie gibt einen Überblick über die zentralen Fragestellungen und die Methodik.
2 Kapitalmarkttheorie: Dieses Kapitel beschreibt die klassische Kapitalmarkttheorie, inklusive der Annahmen rationaler Entscheider und effizienter Märkte. Es werden das Capital Asset Pricing Model (CAPM) und die Arbitrage Pricing Theory (APT) erläutert und die Grenzen dieser Modelle aufgezeigt. Die Schwächen der traditionellen Ansätze bezüglich der Modellierung des Investorenverhaltens und deren Bedeutung für die moderne Finanzwissenschaft werden diskutiert. Dies bildet die Grundlage für die spätere Betrachtung des Behavioral Finance Ansatzes.
3 Behavioral Finance: Dieses Kapitel stellt die Grundlagen des Behavioral Finance vor. Es werden wichtige Erkenntnisse der Prospect Theory und die psychologischen Beweggründe für Entscheidungen von Investoren erläutert. Die Konzepte der Selbsttäuschung und Fehlinterpretation von Informationen werden detailliert behandelt und deren Bedeutung für das Verständnis des Investorenverhaltens hervorgehoben. Der Abschnitt endet mit einer Diskussion über die aktuelle Relevanz von Behavioral Finance im Kontext der Finanzmärkte.
4 Investor Sentiment nach Barberis, Shleifer und Vishny: Dieses Kapitel präsentiert das Investor Sentiment Modell von Barberis, Shleifer und Vishny, ordnet es im Kontext des Behavioral Finance ein und untersucht empirische Beobachtungen wie Unter- und Überreaktionen auf Marktinformationen. Die psychologischen Hintergründe dieser Reaktionen werden mit Hilfe von Konzepten wie Konservatismus und Repräsentativitätsheuristik erklärt. Das Kapitel beschreibt detailliert die Zielsetzung, Annahmen, die Sichtweise der Investoren und die mathematische Formulierung des Modells.
5 Analyse des IS-Modells: Dieses Kapitel analysiert das in Kapitel 4 vorgestellte Investor Sentiment Modell. Es untersucht zulässige Parameterkonstellationen, den Preisverlauf und die Unter- und Überreaktionen des Modells. Die Analyse der Überrenditen inklusive einer Simulation durch Barberis/Shleifer/Vishny und einer Untersuchung der Parametersensitivität wird präsentiert. Schließlich wird das Modell anhand von Ad-hoc Mitteilungen empirisch überprüft und dessen Stärken und Schwächen umfassend bewertet. Mögliche Erweiterungen des Modells werden ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Investor Sentiment, Kapitalmarkttheorie, Behavioral Finance, Barberis/Shleifer/Vishny Modell, Unterreaktion, Überreaktion, Prospect Theory, Effiziente Märkte, Portfoliotheorie, CAPM, APT.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Investor Sentiment auf Kapitalmärkten
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit analysiert das Investor-Sentiment-Modell von Barberis, Shleifer und Vishny und bewertet dessen Annahmen und Ergebnisse. Sie beleuchtet die Grenzen der klassischen Kapitalmarkttheorie und die Bedeutung von Behavioral Finance für das Verständnis von Kapitalmärkten.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die klassische Kapitalmarkttheorie (inkl. CAPM und APT), Behavioral Finance, die psychologischen Hintergründe des Investor Sentiments (z.B. Prospect Theory, Konservatismus, Repräsentativitätsheuristik), die empirische Überprüfung des IS-Modells und mögliche Erweiterungen des Modells.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Kapitalmarkttheorie, Behavioral Finance, das Investor-Sentiment-Modell von Barberis, Shleifer und Vishny, eine detaillierte Analyse dieses Modells inklusive empirischer Überprüfung und abschließendes Fazit.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Analyse und Bewertung des Investor-Sentiment-Modells von Barberis, Shleifer und Vishny. Die Arbeit untersucht, wie gut das Modell das tatsächliche Investorenverhalten widerspiegelt und welche Bedeutung Behavioral Finance für die Kapitalmarkttheorie hat.
Welche Modelle werden untersucht?
Die Arbeit untersucht das Capital Asset Pricing Model (CAPM), die Arbitrage Pricing Theory (APT) und vor allem das Investor-Sentiment-Modell von Barberis, Shleifer und Vishny. Letzteres wird im Detail analysiert und empirisch überprüft.
Welche psychologischen Konzepte spielen eine Rolle?
Wichtige psychologische Konzepte sind die Prospect Theory, Konservatismus, Repräsentativitätsheuristik, Selbsttäuschung und die Fehlinterpretation von Informationen. Diese Konzepte erklären, wie kognitive Verzerrungen das Entscheidungsverhalten von Investoren beeinflussen.
Wie wird das IS-Modell empirisch überprüft?
Das IS-Modell wird empirisch anhand von Ad-hoc-Mitteilungen überprüft. Die Arbeit analysiert den Preisverlauf, Unter- und Überreaktionen des Modells und die Parametersensitivität.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Das Fazit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und bewertet die Stärken und Schwächen des Investor-Sentiment-Modells. Es diskutiert auch die Bedeutung der Erkenntnisse für die Kapitalmarkttheorie und mögliche Erweiterungen des Modells.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Investor Sentiment, Kapitalmarkttheorie, Behavioral Finance, Barberis/Shleifer/Vishny Modell, Unterreaktion, Überreaktion, Prospect Theory, Effiziente Märkte, Portfoliotheorie, CAPM, APT.
Wo finde ich einen detaillierten Überblick über die Kapitel?
Eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel findet sich im Abschnitt "Zusammenfassung der Kapitel" im Inhaltsverzeichnis der Arbeit.
- Arbeit zitieren
- David Kitzinger (Autor:in), 2012, Investor Sentiment auf Kapitalmärkten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211066