Die Münzen des Kaiser Trajan und die Darstellung seiner Bautätigkeit


Bachelorarbeit, 2012

41 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 KAISER TRAJAN
2.1 Die Baupolitik des Kaisers Trajan
2.2 Die Münzprägung des Kaisers Trajan

3 DIE DARSTELLUNG DER TRAJANISCHEN BAUTÄTIGKEIT AUF REICHSRÖMISCHEN MÜNZEN
3.1 Das Forum Traiani
3.1.1 Der Arcus am Eingang zum Forum Traiani
3.1.2 Der Equus Traianus
3.1.3 Die Basilica Ulpia
3.1.4 Die Columna Traiani
3.2 Die Erweiterung des Circus Maximus
3.3 Sakralbauten
3.3.1 Der Tempel des Iupiter Victor
3.3.2 Der Tempel des Divus Pater Traianus
3.3.3 Der Tempel der Venus Genetrix
3.3.4 Der Tempel der Vesta
3.3.5 Der Tempel des Iupiter Feretrius
3.3.6 Der Tempel für Honos
3.3.7 Die Basilica Aemilia
3.4 Wasserversorgung - Die Aqua Traiana
3.5 Straßenbau - Die Via Traiana
3.6 Der Arcus Triumphalis
3.7 Der Portus Traiani in Ostia
3.8 Brückenbauten: Pons Sublicus

4 VERGLEICHENDE NUMISMATISCHE STUDIEN ZUR DARSTELLUNG DER BAUTÄTIGKEIT KAISER HADRIANS

5 SCHLUSSGEDANKEN

ANHANG
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
QUELLEN- und LITERATURVERZEICHNIS
Quellen
Materialquellen - Sammlungen
Sekundärliteratur
Webseitenverzeichnis
SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG

1. EINLEITUNG

In meiner Bachelorarbeit beziehe ich mich darauf, wie genau die Bautätigkeit von Marcus Ulpius Traianus (*18.09.53 n. Chr., † 08.08.117 n. Chr.), bekannt als Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.) auf seinen Münzen dargestellt wurde.1

Hierbei stellt sich zunächst die Frage, was es bedeutet, dass Architekturen auf Münzen abgebildet wurden und welches Konzept man daraus ablesen kann. Dabei gehe ich genauer darauf ein, wie sich dies bei Kaiser Trajan zeigte. Auf welche Weise stellte er sich bei seinen Untergebenen im Römischen Reich mithilfe der Münzprägung selbst dar? Daneben werden ebenfalls die Gründe und Absichten für diese von Kaiser Trajan verfolgte Art der Selbstdarstellung, Bauten auf seine Münzen prägen zu lassen, genauer untersucht. In einem kurzen abschließenden Teil sollen die Münzabbildungen des Kaisers Trajan, die sich auf seine Bautätigkeit beziehen, mit denen von Kaiser Hadrian verglichen werden.

Meine Arbeit basiert dabei auf dem Teil der Antiken Numismatik, der sich neben der Münzkunde und -geschichte mit der Methodik der Materialanalyse und deren Auswertung beschäftigt. Die Münzen als staatliches Metallgeld der Antike, mit den Funktionen als Zahlungs-, aber auch als Nachrichten- und Massenkommunikationsmittel, bieten sich aus nachfolgend dargestellten Gründen als Primärquellen an. Bedeutend ist ihre absolute Authentizität, da sie als offizielles, rechtsgültiges Dokument galten, ihre Originalität, welche bestätigt, dass die Münzen keinerlei Überlieferungsfehler enthalten, die Unvergänglichkeit des Stoffes und die Vielzahl der Exemplare. Somit ist es möglich, wegen der geringen Zahl schriftlicher Quellen, aus den bildlichen Münzmotiven geschichtliche Erkenntnisse zu gewinnen.2

Grundlegend ist dafür zum einen die Prosopographie, die als geschichtliche Hilfswissenschaft Einblicke in die Werdegänge einiger Personenkreise bietet, zum anderen die Ikonographie, die sich mit der wissenschaftlichen Beschreibung und Erklärung von Bildinhalten befasst. Besonders die Darstellungen auf den Münzen des Kaisers Trajan und die beigefügten Legenden spielen bei der Verbreitung von bestimmten Botschaften eine besondere Rolle, da antike Münzen als eine der wichtigsten Quellen „zur Erschließung von chronologischen, personengeschichtlichen, kultur- und wirtschaftsgeschichtlichen Tatbeständen“3 gelten.

Die Ausführungen dieser Arbeit basieren auf der detailierten Beschreibung der Münzbilder aus dem Prinzipat Trajans, welche sich im Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden befinden, und der historischen Interpretation ihrer Bedeutung. Dabei bezieht sich diese Arbeit besonders auf die Legenden und Abbildungen auf den Münzrückseiten der trajanischen Münzprägung, denn auf den Reversseiten werden, im Gegensatz zu den Münzvorderseiten, konkrete Inhalte der kaiserlichen Regierungsprogramme vermittelt, die im Hauptteil interpretiert werden. Dazu ziehe ich Beispieldarstellungen der Münzen heran, um die Beschreibungen der Abbildungen auf den Münzrückseiten besser erklären zu können.

Die gewonnenen Ergebnisse werden im gesamten Verlauf der Arbeit, neben der Bestandsaufnahme der Originalquellen, mit den Beschreibungen und Münzabbildungen der einschlägigsten Münzkataloge, wie dem RIC, dem BMC Emp. und den Untersuchungen zur Römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts von Paul L. Strack verglichen. Neben der Analyse und Interpretation der eventuellen Beweggründe anhand des numismatischen Materials erfolgt dies auch anhand von anderen Quellen, die ebenfalls einen Anspruch an die Herrschaft herantragen, wie die literarischen Quellen, mit denen die Ergebnisse in Bezug gesetzt und verglichen werden. So zum Beispiel das von Plinius im Panegyricus4 propagierte Ideal eines guten Kaisers. Dieser gab den Anstoß dazu, dass Kaiser Trajan in der Forschungsliteratur hauptsächlich positiv, als idealer Herrscher, dargestellt wird. Plinius der Jüngere präsentierte sich in seiner Lobrede auf den Kaiser Trajan als Befürworter der neuen trajanischen Regierungszeit, da dieser Kaiser alle wichtigen Herrscherideale inne zu haben schien. Trajan als den idealen Kaiser, den ‚optimus princeps‘, in der Nachfolge des ‚pessimus princeps‘ Domitian, darzustellen war das Anliegen im Panegyricus.5 Auch in der „Römischen Geschichte“ von Cassius Dio, die die Zeit von der Gründung Roms bis ins Jahr 229 n.Chr. umfasst, findet die trajanische Herrschaft Aufmerksamkeit. In der Sekundärliteratur bezog sich Martin Fell auf das Konzept des ‚optimus princeps‘, Gunnar Seelentag untersuchte die trajanische Herrschaftsdarstellung, anhand der Kommunikation des Kaisers mit den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, aber Karl Strobel beschrieb das trajanische Herrschaftssystem kritisch, da es von sakraler Übertreibung geprägt war.

2. KAISER TRAJAN

Nachdem Marcus Ulpius Trajanus Ende Oktober 97 von Kaiser Nerva adoptiert wurde und nach seiner Erhebung zum Augustus6 stand er am Anfang des Adoptivkaisertums und am Ende der römischen Offensivpolitik7.

Nach der Machtlosigkeit Kaiser Nervas in einer drohenden Bürgerkriegssituation war Trajan, als Statthalter in der Provinz Germania Superior und einer der wichtigsten Militärbefehlshaber seiner Zeit, die fehlende Unterstützung für ihn. Mit Trajan kam ein Feldherr an die Macht, der bereits unter seinen Vorgängern eine senatorische und militärische Karriere absolviert hatte. Da Trajan seiner Tüchtigkeit im militärischen Sinn seinen Aufstieg zum Kaiser verdankte8, verdeutlichte er dies auch in seiner Münzprägung. Dadurch ging aus dieser Zeit etwas Positives hervor, was bei Plinius dem Jüngeren, der als Senator in der römischen Kaiserzeit Befürworter des neuen Herrschaftssystems war, propagandistisch überhöht dargestellt wurde. Mit Kaiser Trajan schien der römische Staat zu seiner alten Würde zurück gefunden zu haben. Hier galt der neue Kaiser als Neubegründer der politischen Freiheit und Sicherheit. Er erfüllte mit den Kardinalstugenden voll und ganz das Herrscherideal, wobei ihn diese zum persönlichen Handeln motivierten9. Er verkörperte diese auch in viel höherem Maße als seine Vorgänger10. Damit galt er als guter Kaiser, der die alten senatorischen Traditionen mit dem neuen Anspruch des Kaiserhauses verband. Er schien scheinbar den Gegenpunkt zu Kaiser Domitian zu bilden, denn er erhielt den Ehrentitel ‚optimus princeps‘, als Abgrenzung gegenüber den vorherigen schlechten Kaisern, was das Bild eines Idealkaisers11 reflektierte. Obwohl bereits Kaiser Nerva als ‚optimus princeps‘ bezeichnet wurde, kam der dem Beinamen folgende Erfolg erst unter Trajan auf.

Für die Selbstdarstellung des Kaisers war ebenfalls das Verhalten Trajans als ‚civilis princeps‘, der bürgerschaftliche Kaiser, der seine Untergebenen offiziell nicht übertreffen wollte, ausschlaggebend. Obwohl die Kluft zwischen dem Herrschenden und den Beherrschten generell sehr groß zu sein schien, nahm sich Kaiser Trajan persönlich zurück und galt vor seinem Volk weiterhin als normaler Bürger. So kam es auch zur inszenierten Gleichheit zwischen dem Kaiser und den Senatoren.12 Doch nachdem Kaiser Nerva vergöttlicht wurde, änderte sich das Bild des Herrschers. Es kam zur sakralen Überhöhung des Kaisers Trajan, der als Gottessohn und somit ebenfalls als Garant für das Heil der Welt bezeichnet wurde.13 Dies änderte das Verhalten des Kaisers, was auch durch die Münzbilder deutlich wurde.

2.1 Die Baupolitik des Kaisers Trajan

Die Maßnahmen zur Bautätigkeit des Kaisers Trajan betrafen besonders die kaiserliche Fürsorge für das römische Volk, als Teil seines propagierten Herrscherbildes als ‚optimus princeps‘. Dabei war die Verbesserung der Verkehrswege in ganz Italien, aber auch in den italischen Provinzen, eine der wichtigsten trajanischen Maßnahmen zur römischen Lebensmittelversorgung, wobei neue Straßen gebaut oder bereits bestehende Verkehrswege ausgebaut wurden, wie die VIA TRAIANA. Auch der Ausbau des Hafens von Ostia war eine der kaiserlichen Verbesserungsmaßnahmen. Diese Förderungsmaßnahmen haben dabei eine langfristige Bedeutung eingenommen. Durch die Initiative des Kaisers selbst wurden Maßnahmen der Lebensmittelversorgung und des Handels, wie die MERCATUS TRAIANEI, die Märkte des Trajan, gefördert. Diese standen hier in direkter Verbindung mit dem Bau des neuen Forums. Es spielten auch Ehrenmonumente, die Trajan erbauen ließ, für das von ihm geschaffene Stadtbild eine wesentliche Rolle. Hierzu zählt vor allem das FORUM TRAIANI mit all seinen Ausstattungsstücken, wie die COLUMNA TRAIANI, der EQUUS TRAIANI und die BASILICA ULPIA. Das Trajansforum war das letzte, größte und prächtigste in Rom erbaute Kaiserforum, welches am 1.1.11214 geweiht wurde. Mit seiner Funktion als öffentlicher Platz15 galt es als größtes Monument dieser Art unter den anderen Kaiserforen, welches an einem verkehrsgeographisch-zentralen Punkt lag und als Kultstätte die Wertvorstellungen der römischen Bevölkerung zusammenfasste. Die Trajanssäule16, als römische Siegessäule für den Kaiser, verherrlichte, wie die anderen Elemente des Forums, vor allem den militärischen Herrschaftsaspekt17, der aus seinen Erfolgen in den Dakerkriegen hervorging. Diese zeichnete das Bild des unbesiegbaren Feldherrn und stand in enger Verbindung zum Heer, welches sich als Truppe dem Kaiser gegenüber loyal verhielt18. Somit sollte er auch auf zivilem Wege von der Bevölkerung als Herrscher akzeptiert werden19. Das Hauptgebäude des gesamten Komplexes war die Basilika Ulpia20, welche die größte bis dahin erbaute Basilika war. Ein weiterer wesentlicher Punkt der Bautätigkeit von Kaisern, so auch von Trajan, war der Aus- und Neubau von Heiligtümern, um sich so den Schutz der Götter für die eigene Herrschaftszeit zu sichern. Auch sein Bedürfnis, seine Bevölkerung persönlich mit der Erweiterung des römischen Unterhaltungsangebotes zufrieden zu stellen, fand in seiner Baupolitik Beachtung. So kam es bereits am Anfang seiner Herrschaftszeit zu einer Erweiterung des CIRCUS MAXIMUS, wobei sich der Kaiser einen Platz „inmitten“ seines Volkes einrichten ließ, was erneut die Nähe, die er zu seinen Untertanen aufbauen wollte, repräsentierte. Auch kam es zur kaiserlichen Bautätigkeit an den TRAJANSTHERMEN, die zum Vergnügen der römischen Bevölkerung am 22.6.10921 geweiht wurden. Die AQUA TRAIANA, als Aquädukt, welches für eine zusätzliche Wasserzufuhr nach Rom sorgte22, wurde am 24.6.10923 eingeweiht und verbesserte somit die Lebensgrundlage der römischen Bevölkerung.

Da diese Maßnahmen von Kaiser Trajan besonders zur Stärkung Italiens und mit besonderer Sorge für das Gemeinwesen durchgeführt wurden, profitierte ganz Italien von der kaiserlichen Bautätigkeit. Alle seine Bauten wurden aber vor allem errichtet, um sein Wohlwollen für den römischen Staat und dessen Bevölkerung öffentlich darzustellen.

2.2 Die Münzprägung des Kaisers Trajan

Der Hauptaspekt der kaiserlichen Münzprägung unter Kaiser Trajan, als Weg die herrscherliche Tätigkeit darzustellen, war es, die römische Bevölkerung an der Größe Roms24, aber auch an den persönlichen Taten und Erfolgen des ‚optimus princeps’ teilhaben zu lassen. Hilfreich war dabei, dass die trajanischen Münzen systematisch im gesamten Reich und den italischen Provinzen ausgegeben wurden. Somit waren sie dem Großteil der Bevölkerung zugänglich25, nicht zuletzt da sie auch in hohen Auflagen herausgegeben wurden26. Die Münzen sollten also einem relativ großen Publikum und nicht nur einer bestimmten Bevölkerungsschicht konkrete politische Leistungen des Kaisers und ebenfalls die dahinter stehenden Ideologien vermitteln.

Die Münzen waren, als eine sehr repräsentative Quellengruppe, besonders geeignet, um die herrscherlichen Eigenschaften auf offiziellem Weg zu verbreiten27 und gaben dabei einen realistischen Überblick über die politisch relevanten Themen und Darstellungsweisen. Dabei war das Bildprogramm der Münzen, als Abbild wirklicher Gegebenheiten28, auch einigermaßen vollständig überliefert. Da sie von staatlicher Seite herausgegeben wurden29, konnte der Kaiser Einfluss auf deren Gestaltung nehmen, was sich daran zeigte, dass einige Münzbilder und -legenden mit der Herrschaftsrealität überein stimmten und sich parallel veränderten30. Sie waren auf aktuelle Themen bezogen, um von eventuellen vergangenen negativen historischen Ereignissen abzulenken. Die Münzprägung entstand dementsprechend, neben der Architektur, in direktem Auftrag oder in Abhängigkeit des kaiserlichen Willens.

Es ist wichtig, die Münzbilder unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, welchen konkreten Inhalt sie vermittelten, was Rückschlüsse auf die politisch motivierten Intentionen des Prägeherrn und seine persönlichen Interessen und Wünsche31 aufzeigt.

Etwa die Hälfte der trajanischen Münzprägungen ist den Daker- und den Partherkriegen oder dem allgemeinen Verhältnis zwischen dem Kaiser und seinem Heer gewidmet32, um die militärischen Erfolge des Kaisers hervorzuheben. Die Münzinhalte, die militärische Themen aufgegriffen haben, waren oftmals von großer Aktualität, da sie zeitnah herausgegeben wurden, so aber auch kurzlebig33. Dies hat den Ereignissen einen besonders hohen Stellenwert in der kaiserlichen Tätigkeit beigemessen. Der Kaiser hatte den Anspruch, dass das gesamte römische Reich an der Größe des Staates Anteil haben konnte, was den Aspekt der Münzen als Teile der Herrschaftslegitimation betonte.

Einen zweiten Schwerpunkt bieten die Darstellungen der kaiserlichen Regierungstätigkeit. Dazu gehörten, neben der Darstellung der Herrschertugenden, die kaiserliche Fürsorge um Rom und Italien, wie die Hervorhebung der trajanischen Bautätigkeit und der Alimentarstiftungen.

Es gab ebenfalls Münzen, die durch bestimmte Begriffe oder die Darstellungen von Göttern und Personifikationen, was eher typisierte Darstellungen34 waren, für die Herrschaft wichtige Vorgänge wiedergaben35. So wurden Münzen herausgegeben, die kaiserliche Eigenschaften darstellten, auf die der Senat beim Kaiser besonderen Wert legte. Diese reflektierten das Verhältnis zwischen Kaiser und Staat36.

Die Münzinhalte lassen immer Schlüsse über bestimmte Themenbereiche zu, wie konkrete historische Ereignisse und deren Wertung37. Dabei war Trajan der erste römische Kaiser, der Münzbilder mit italischen Inhalten prägen ließ, welche die Sorge Trajans um seinen Staat verdeutlichen sollten.38 Diese beziehen sich mit den ITALIA RESTITVTA - Prägungen sowohl auf die städtischen Belange, als auch speziell auf die seiner Bürger39 und machte sie somit zum wichtigen Faktor der kaiserlichen Herrschaftslegitimation40. Die Restitutionsmünzen des Kaisers Trajan, die unter seiner Herrschaft neu geprägt wurden, sollten besonders die Rückbesinnung auf die ältere römische Geschichte, die bis zum Prinzipat hinführte41, und deren Werte verdeutlichen. Sie hatten aber gleichzeitig einen aktuellen Bezug.42 Nachdem Kaiser Trajan im Jahr 107 die alten und bereits stark abgegriffenen Münzen aus dem Umlauf genommen hatte43, kam es zu einer neuen Ausgabe von Silber- und Goldprägungen mit dem Revers-Zusatz der REST(itution). Dabei kam es zur Ehrung der alten guten Kaiser44 auf Münzen, die mit alten Legenden herausgegeben wurden. Diese Münzprägungen zeigten den Respekt des Kaisers vor der Tradition, hatten aber vor allem den Sinn den Betrachtern seine Verdienste vor Augen zu führen und dies besonders im Vergleich zu den Leistungen seiner Vorgänger.

In den Münzlegenden auf den Münzen des Kaisers Trajan hingegen tauchten immer die aktuellsten Teile der Herrschertitulatur auf, womit bestimmte Elemente betont45 wurden. Die Widmung mit dem Namen ‚optimus princeps‘ wies darauf hin, dass sich der Senat bereits lange darum bemüht hatte, Kaiser Trajan einen Ehrentitel zu geben, um der bis dahin starken Betonung seiner militärischen Tätigkeiten, auch vor Herrschaftsantritt, entgegenzuwirken. Obwohl dieser Ehrentitel erst ab dem Jahr 114 seiner offiziellen Titulatur46 angehörte, war bereits ab dem Jahr 103 die Legende SPQR OPTIMO PRINCIPI auf den trajanischen Münzen zu finden. 47 Solche Ehrentitel wurden von all den antiken öffentlichen Medien aufgegriffen, obwohl hier immer Trajans vermeintliche Bescheidenheit beachtet werden muss, wie es auch Plinius der Jüngere in seinem Panegyricus schrieb.48

[...]


1 KIENAST: Römische Kaisertabelle, S. 122.

2 BRANDT: Werkzeug des Historikers, S. 149.

3 Ebd., S. 149.

4 KIENAST: Römische Kaisertabelle, S.122: Der Panegyricus des Plinius wurde im September 100 auf Kaiser Trajan gehalten.

5 Plin. Paneg. 4.4-7: (4) Saepe ego mecum, patres conscripti, tacitus agitavi, qualem quantumque esse oporteret, cuius dicione nutuque maria terrae, pax bella regerentur; cum interea fingenti formantique mihi principem, quem aequata dis immortalibus potestas deceret, nunquam voto saltem concipere succurrit similem huic, quem videmus. (5) Enituit aliquis in bello, sed obsolevit in pace; alium toga sed non et arma honestarunt; reverentiam ille terrore, alius amorem humanitate captavit; ille quaesitam domi gloriam in publico, hic in publico partam domi perdidit; postremo adhuc nemo exstitit, cuius virtutes nullo vitiorum confinio laederentur. (6) At principi nostro quanta concordia quantusque concentus omnium laudum omnisque gloriae contigit! Ut nihil severitati eius hilaritate, nihil gravitati simplicitate, nihil maiestati humanitate detrahitur!

(7) Iam firmitas iam proceritas corporis, iam honor capitis et dignitas oris, ad hoc aetatis indeflexa maturitas, nec sine quodam munere deum festinatis senectutis insignibus ad augendam maiestatem ornata caesaries, nonne longe lateque principem ostentant?

6 KIENAST: Römische Kaisertabelle, S. 122.

7 KENT: Die Römische Münze, S.29.

8 BENGTSON: Grundriss der römischen Geschichte mit Quellenkunde I, S.2.

9 Plin. Paneg. 22.: iustitia, pietas, modestia, moderatio und disciplina.

10 Plin. paneg. 88.5f.: Adoptavit te optimus princeps in suum, senatus in Optimi nomen. Hoc tibi tam proprium, quam paternum; nec magis definite distincteque designat, qui Traianum, quam qui Optimum appellat: ut olim frugalitate Pisones, sapientia Laelii, pietate Metelli monstrabantur.Quae simul omnia uno isto nomine continentur. Nec videri potest optimus, nisi qui est omnibus soptimis in sua cuiusque laude praestantior.

11 KEMKES: Politische Propaganda zur Zeit Trajans im Spiegel der Münzen und historischen Reliefs, S. 127.

12 Plin. Paneg. 65f.

13 Plin. Paneg. 23.

14 KIENAST: Römische Kaisertabelle, S.122.

15 FELL, Optimus Princeps, S. 88.

16 KIENAST: Römische Kaisertabelle, S.122: Weihung im Jahr 113.

17 FELL, Optimus Princeps, S. 88.

18 FELL, Optimus Princeps., S. 90.

19 Ebd., S. 92.

20 KIENAST: Römische Kaisertabelle, S.122: Weihung 01.01.112

21 Ebd., S.122.

22 KNELL: Kaiser Trajan als Bauherr, S. 98.

23 KIENAST: Römische Kaisertabelle, S.122.

24 KEMKES: Politische Propaganda zur Zeit Trajans im Spiegel der Münzen und historischen Reliefs, S. 127.

25 KEMKES: Politische Propaganda zur Zeit Trajans im Spiegel der Münzen und historischen Reliefs, S. 127., S. 127.

26 FELL: Optimus Princeps?, S.87.

27 FELL: Optimus Princeps?, S.70.

28 Ebd., S.70.

29 Ebd., S.72.

30 Ebd., S.72.

31 Ebd., S.72f.

32 KEMKES: Politische Propaganda zur Zeit Trajans im Spiegel der Münzen und historischen Reliefs, S. 130.
- Vgl.: KIENAST: Römische Kaisertabelle, S. 122: 1. Dakerkrieg 101-102, 2. Dakerkrieg 105-107

33 FELL: Optimus Princeps?, S.78ff.

34 KEMKES: Politische Propaganda zur Zeit Trajans im Spiegel der Münzen und historischen Reliefs, S. 128.

35 FELL: Optimus Princeps?, S.76ff.

36 Ebd., S.82f.

37 Ebd.,S.75.

38 Ebd., S.76.

39 Ebd., S. 80.

40 KEMKES: Politische Propaganda zur Zeit Trajans im Spiegel der Münzen und historischen Reliefs, S. 130.

41 FELL: Optimus Princeps?, S.85.

42 KENT: Die Römische Münze, S. 111, 267.

43 Dio 68,15

44 FELL: Optimus Princeps?, S.85.

45 Ebd., S.74.

46 Gegen Ende seiner Regierungszeit lautete seine vollständige Titulatur: IMP(eratori) CAES(ari) NER(vae) TRAIAN(o) OPTIM(o) AVG(usto) GER(manico) DAC(ico) PARTHICO P(ontofici)M(aximo) TR(ibunicia) P(otestate) CO(n)S(uli) VI P(atri)P(atriae) S(enatus)P(opulus)Q(ue)R(omanus) – Vgl. WEISER: Imago und Emblema, S. 225.

47 Plin. Paneg. 2.7: Divinitatem principis nostri, an humanitatem, temperantiam facilitatem, ut amor et gaudium tulit, celebrare universi solemus? Iam quid tam civile tam senatorium, quam illud additum a nobis OPTIMI cognomen? quod peculiare huius et proprium arrogantia priorum principum fecit.

48 Plin. Paneg. 55.8-11: (8) […], quod mortales istos caducosque titulos aut depreceris aut temperes; scis enim, ubi vera principis, ubi sempiterna sit gloria. Hi sunt honores in quos nihil flammis, nihil senectuti, nihil successoribus liceat. (9) Arcus enim et statuas, aras etiam templaque demolitur et obscurat oblivio, negligit carpitque posteritas: contra, contemptor ambitionis, et infinitae potestatis domitor ac frenator animus ipsa vetustate florescit, nec ab ullis magis laudatur, quam quibus minime necesse est. […] (11) Quin etiam leviora haec, formam principis figuramque, non aurum melius vel argentum quam favor hominum exprimat teneatque. […]

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Details

Titel
Die Münzen des Kaiser Trajan und die Darstellung seiner Bautätigkeit
Hochschule
Universität Bayreuth  (Lehrstuhl für Alte Geschichte)
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
41
Katalognummer
V211182
ISBN (eBook)
9783656397137
ISBN (Buch)
9783656397960
Dateigröße
1266 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
darstellung, bautätigkeit, münzen, kaisers, trajan
Arbeit zitieren
Anne Riedel (Autor:in), 2012, Die Münzen des Kaiser Trajan und die Darstellung seiner Bautätigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211182

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