Bewegungspädagogik mit geistig behinderten Erwachsenen


Seminararbeit, 2003

13 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Behinderungsformen und die verschiedenen Aspekte des pädagogischen Auftrags des Erziehenden
2.1 Kennzeichnung und Eingrenzung der Zielgruppe
2.2 Prinzipien der Geistigbehindertenpädagogik
2.3 Bedeutung und Ziele der Bewegungspädagogik

3 Die bewegungspädagogische Erreichbarkeit geistig behinderter Erwachsener
3.1 Wie sind geistig behinderte Menschen erreichbar?
3.2 Spiele als idealer Rahmen um mit Gruppen geistig behinderter Erwachsener zu interagieren

4 Resümee und Ausblick

Literaturverzeichnis

Pestalozzi gelangte 1777/78 zu der Überzeugung:

"dass auch Kinder von äußerstem Blödsinn, die durch gewohnte Härte dem Tollhaus aufgeopfert werden, durch liebreiche Leitung zu einem ihrer Schwachheit angemessenen, einfachen Verdienst vom Elend eines eingesperrten Lebens errettet und zur Gewinnung ihres Unterhalts und zum Genuss eines freien und ungehemmten Lebens geführt werden können" !

1 Einleitung

Sport oder Bewegung mit Sondergruppen ist seit ca. 50 Jahren ein sich rasant ausbreitendes Feld in der sportwissenschaftlichen Theorie und Praxis. Es umfasst sowohl empirische und hermeneutische, am stärksten aber wohl die phänomänologischen Themenfelder der Sport- und Bewegungswissenschaft wie die Sportpädagogik, -didaktik, -soziologie und -psychologie.

Es ist deshalb schwierig, den Umfang dieses Fachgebietes geschlossen darzustellen und daher unerlässlich, die Inhalte und Zielstellungen interdisziplinär zu orientieren.

Geistigbehinderte wurden in der Geschichte stets sehr unterschiedlich und kompliziert verstanden und auch behandelt.

In der Blüte Spartas wurden Geistigbehinderte komplett aus der Gesellschaft entfernt, denn man nahm an, dass sie die Strafe Gottes für die Sünden der Vorfahren seien.

In Rom empfahl Seneca erstmals Schwachsinnige ins Haus aufzunehmen und sie menschenwürdig zu behandeln.

"Nach Zeiten der Ablehnung, der bloßen Bewahrung und vereinzelter Erziehungsversuche finden sich erst seit dem vergangenen Jahrhundert kontinuierliche Erziehungsbemühungen um das geistig behinderte Kind." (Bach, 2000, 2)

Konkretes pädagogisches Interesse an Geistigbehinderten Menschen gibt es erst ab Ende des 18. Jahrhunderts durch zum Beispiel Pestalozzi. Die ersten Anstalten wurden dann im 19. Jh. aus christlichen, medizinisch-humanitären wie auch erzieherischen Impulsen heraus gegründet. Der Lehrer Gottfried Guggenmoos gründet 1816 die Schwachsinnigenanstalt in Hallein mit der zentralen Bestrebung, im pädagogischen Bereich eine weitmögliche seelisch-geistige Gesamtentwicklung zu initiieren.

Im religiösen Bereich ging es Pfarrer Karl Georg Haldenwang mit der 1938 in Wildberg von ihm gegründeten "Rettungsanstalt für schwachsinnige Kinder", hauptsächlich um seelsorgerisch motivierte Erziehungsanliegen, wie die Gewinnung der Reife zur Teilnahme am Gemeindeleben.

1841 wurde von dem Arzt Guggenbühl die "Heilanstalt für Kretinen[1] und blödsinnige Kinder" errichtet, um im medizinischen Sektor die Besserungs- bzw. Heilungstendenzen von geistigbehinderten Menschen wissenschaftlich zu erforschen. Aufgrung minimaler Besserungsprozesse zogen sich die Mediziner ab 1860 jedoch weitgehend aus der Anstaltsarbeit zurück und die heilerzieherischen, pädagogischen Elemente gewannen die Oberhand in den Anstalten (die ab diesem Zeitpunkt auch nicht mehr Heilanstalten genannt wurden).

Durch die Erforschung des komplexen Phänomens Schwachsinn und den Aufbau der Hilfe für Schwachsinnige, waren demnach Mediziner, Pädagogen und Theologen die Wegbereiter, der heute umfassenden Möglichkeiten der Sonderpädagogik.

Die bereits von Platon, Rousseau oder Guthsmuts deklarierte Einheit der Erziehung von Geist und Leiblichkeit, erfuhr in Deutschland 1960 mit der Publikation "Bewegung heilt. Psychomotorische Übungsbehandlung bei entwicklungrückständigen Kindern" von Hünekens & Kiphard eine Initialwirkung. Dies löste eine Vielzahl von bewegungspädagogischen Entwicklungen aus, "nämlich Bewegung und Sport als Behandlungsmethode zu begreifen und eine vertiefte pädagogische Vermittlung neuerer praktischer Inhalte auszuarbeiten."(Rieder, 1996, 15).

2 Behinderungsformen und die verschiedenen Aspekte des pädagogischen Auftrags des Erziehenden

2.1 Kennzeichnung und Eingrenzung der Zielgruppe

"Als behindert gelten Menschen, die infolge einer Schädigung ihrer körperlichen, seelischen oder geistigen Funktionen so weit beeinträchtigt sind, dass ihre unmittelbaren Lebensverrichtungen oder ihre Teilnahme am Leben der Gesellschaft erschwert werden."(Fornefeld, 2000, 46)

Diese verschiedenen funktionseinschränkenden Behinderungen haben sehr stark differierende Ursachen und Ausprägungen. Man unterscheidet zwischen chromosomal, exogen oder metabolisch verursachten Schädigungen und leider noch einer Vielzahl ätiologisch unklarer geistiger Behinderungen.

Etwa 20 % aller geistigen Behinderungen sind chromosomal bedingt. Sie werden in autosomale[2] und gonosomale[3] Aberrationen[4] unterteilt. Die wohl verbreitetste autosomale Aberration ist das Down-Syndrom (Trisomie 21). Durch das dreifach vorhandene Chromosom 21 kommt es zum Überschuss eines bestimmtes Proteins, welches die Zellteilung und somit die normale Entwicklung des Fetus einschränkt. Da auch das Gehirn nicht normal mitwächst, kommen zur Körperbehinderung noch geistige Einschränkungen hinzu.

Störungen des Aminosäure-, Kohlenhydrat- oder des Lipidstoffwechsels gehören zu den metabolisch verursachten geistigen Behinderungen und werden meist autosomal rezessiv vererbt. Diese Behinderungsform machen ca. 10 % aller geistigen Behinderungen aus und sind für die Betroffenen in der Regel mit lebenslangen Diäten verbunden.

Exogene Formen der geistigen Behinderung unterteilen sich in pränatale, perinatale und postnatale Schädigungen und haben einen etwa 20 prozentigen Anteil am Gesamtumfang der geistigen Behinderungen. Pränatale Schadigungen sind die Folge von Infektionen (HIV), Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch (Contergankinder) der Mutter und führen stets zu Intellegenzminderung und Entwicklungsstörungen des Kindes. Perinatale Schädigungen entstehen bei Geburtskomplikationen (Geburtstrauma, Frühgeburten). Entzündliche Erkrankungen des Zentralnervensystems oder Hirntumore führen postnatal zu psychischen Einschränkungen.

[...]


[1] [kre”te:], der; -s,-s

1 (med.) j-d, der an ± Kretinismus leidet, Schwachsinniger

2 Dummkopf, Idiot

[2] nicht geschlechtsgebunden

[3] geschlechtsgebunden

[4] Abweichung, Abirrung

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Bewegungspädagogik mit geistig behinderten Erwachsenen
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Sportinstitut)
Veranstaltung
Seminar Sportpädagogik
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V21170
ISBN (eBook)
9783638248471
ISBN (Buch)
9783640870097
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bewegungspädagogik, Erwachsenen, Seminar, Sportpädagogik
Arbeit zitieren
Johannes Wiesner (Autor:in), 2003, Bewegungspädagogik mit geistig behinderten Erwachsenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21170

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Bewegungspädagogik mit geistig behinderten Erwachsenen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden