Immer mehr Schulen versuchen dem steigenden Bedürfnis von Eltern nach individueller
Förderung ihres Kindes nachzukommen, indem sie zahlreiche Kreativangebote unterbreiten
(Liebau et al.2009, 7). Hierzu zählen diverse Arbeitsgemeinschaften: von Fotografie zur
Ölmalerei bis hin zur Big Band ist alles möglich. Doch nicht nur im außerunterrichtlichen
Bereich verspricht man diese besondere Unterstützung- auch im Unterricht soll der Fokus auf
der Einzigartigkeit jedes Kindes liegen und es wird mit den außergewöhnlichsten Methoden
geworben. Gruppen- und Freiarbeit sowie das Stationenlernen scheinen aus dem heutigen
Unterrichtsalltag nicht mehr wegzudenken und natürlich immer dabei ist der kreative Aspekt.
Die Schulleiter und deren Teams sind sich bewusst über die sich wandelnde Gesellschaft und
die Wichtigkeit von Kunst1 und ästhetischer Bildung2, jedoch wird diese „Schulkultur massiv
gefährdet und steht nach PISA in Gefahr, kulturell zu verarmen“ (Liebau et al. 2009, 7). Die
Fokussierung auf die naturwissenschaftlichen Fächer und Fremdsprachen scheint somit auf
Kosten der sogenannten Kreativfächer zu laufen. Musik, Kunst, Darstellendes Spiel und
andere Interessengruppen finden immer weniger Beachtung in der Verteilung der Budgets an
Unterrichtsstunden und Fördermitteln (Liebau et al. 2009, 7).
Aufgrund der Überflutung mit Bildern aus Fernsehen, Internet und Zeitschriften sind wir
heutzutage darauf getrimmt, uns nur noch unter Zeitdruck durch diese Informationsflut zu
quälen. Das Betrachten aus anderen Blickwinkeln kommt hierbei viel zu kurz. Die Schulung
von Mimik, Gestik, die Bedeutung des Ausdruck und der Art und Weise von Handlungen
kann nicht mehr berücksichtigt werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Eingliederung von Theater in den Fremdsprachenunterricht
2.1 Nützlichkeit von Integration von Theater in den Unterricht
2.2 Theater im Fremdsprachenunterricht
3. Der Theaterbesuch
3.1. Vorbereitung
3.2 Durchführung
3.3 Nachbereitung
Schlussfolgerungen
Quellen
1. Einleitung
Immer mehr Schulen versuchen dem steigenden Bedürfnis von Eltern nach individueller Förderung ihres Kindes nachzukommen, indem sie zahlreiche Kreativangebote unterbreiten (Liebau et al.2009, 7). Hierzu zählen diverse Arbeitsgemeinschaften: von Fotografie zur Ölmalerei bis hin zur Big Band ist alles möglich. Doch nicht nur im außerunterrichtlichen Bereich verspricht man diese besondere Unterstützung- auch im Unterricht soll der Fokus auf der Einzigartigkeit jedes Kindes liegen und es wird mit den außergewöhnlichsten Methoden geworben. Gruppen- und Freiarbeit sowie das Stationenlernen scheinen aus dem heutigen Unterrichtsalltag nicht mehr wegzudenken und natürlich immer dabei ist der kreative Aspekt.
Die Schulleiter und deren Teams sind sich bewusst über die sich wandelnde Gesellschaft und die Wichtigkeit von Kunst[1] und ästhetischer Bildung[2], jedoch wird diese „Schulkultur massiv gefährdet und steht nach PISA in Gefahr, kulturell zu verarmen“ (Liebau et al. 2009, 7). Die Fokussierung auf die naturwissenschaftlichen Fächer und Fremdsprachen scheint somit auf Kosten der sogenannten Kreativfächer zu laufen. Musik, Kunst, Darstellendes Spiel und andere Interessengruppen finden immer weniger Beachtung in der Verteilung der Budgets an Unterrichtsstunden und Fördermitteln (Liebau et al. 2009, 7).
Aufgrund der Überflutung mit Bildern aus Fernsehen, Internet und Zeitschriften sind wir heutzutage darauf getrimmt, uns nur noch unter Zeitdruck durch diese Informationsflut zu quälen. Das Betrachten aus anderen Blickwinkeln kommt hierbei viel zu kurz. Die Schulung von Mimik, Gestik, die Bedeutung des Ausdruck und der Art und Weise von Handlungen kann nicht mehr berücksichtigt werden.
Die selbstbestimmte Wahrnehmung von Ereignissen, die eigene Interpretation wird oft durch vorgefertigte Meinungen und Darstellung aus vielerlei Medien vorweggenommen. Das Präsentieren von Vorträgen und die Wirkung von nonverbaler Kommunikation scheinen in den Köpfen einiger Schüler und Schülerinnen nicht verinnerlicht zu sein. So kann man in vielerlei Fällen durch Gespräche mit Lehrern erfahren, dass die Kinder und Jugendlichen heutzutage nicht mehr in der Lage sind, in den Schulgängen zu grüßen, eine Präsentation ohne unsicheres Zuppeln und Zappeln am Pullover zu halten oder einfach durch Mimik und Gestik ihre Rede zu unterstützen.[3]
„Theater muss die Lust am Erkennen erregen, den Spaß an der Veränderung der Wirklichkeit organisieren.“ (Brecht, 1953)
Und so muss es doch einen Weg geben, Theater in den Unterricht zu integrieren, den Blick der Schülerinnen und Schüler zu öffnen, um die Welt aus anderen Blickwinkeln betrachten zu können. Und all das ohne die Inhalte des Rahmenlehrplans, die jede Lehrkraft unter Zeitdruck setzen, zu vernachlässigen. Diese Eingliederung von Theater als Beispiel für ästhetische und kreative Bildung im Fremdsprachenunterricht soll in der folgenden Arbeit näher beleuchtet werden.
2. Eingliederung von Theater in den Fremdsprachenunterricht
2.1 Nützlichkeit von Integration von Theater in den Unterricht
Theater versteht sich als Form von Kunst, welche hier als das schöpferische Gestalten aus unterschiedlichen Materialien, aber auch aus Sprache in der Auseinandersetzung mit der Welt zu verstehen ist. Theater reflektiert, verändert und interpretiert Ereignisse, Gefühle und Blickwinkel. Wie Liebau et al. betonen, fördert kulturelle Bildung, zu denen er das Theater ganz selbstverständlich zählt, eine differenzierte Wahrnehmung sowie diene sie als Hilfe zur Gestaltung des Lebens insgesamt. (Liebau et al. 2009, 8)
Grosse-Brockhoff verlangt nach kultureller Bildung, nach Theater an Schulen, das durch Künstlerinnen und Künstlern und nicht nur Lehrkräfte geleitet wird. (Liebau et al. 2009, 14).
Warum Theater in die Schule gehört, bedarf keinerlei Diskussion, sieht man sich den Artikel 27 in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte an. Dort heißt es: „Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben.“
Und Theater gehört auch zu den Künsten, die immer weniger Kinder in ihren Familien nahegelegt bekommen. Viel zu sehr dominieren das Internet, DVDs, verschiedene Videoplattformen im Internet und natürlich das Fernsehen. Von den 10- 15 Jährigen Deutschen nutzen 61 Prozent jeden Tag das Internet. (Statistisches Bundesamt 2011)
Hierbei wird nicht nur deutlich, welche Wichtigkeit die neuen Medien in unserem Leben schon im Kindesalter einnehmen. Es muss auch betrachtet werden, welchen Zugang Schüler und Schülerinnen heutzutage zu Informationen aller Art haben. Selten von den Eltern kontrolliert, können sie sich durch die Millionen von Seiten klicken, die das Internet anbietet.
Theater gilt nicht als Lieblingsbeschäftigung der Schülerinnen und Schüler. Vielmehr ist es doch mit einer ‚trockenen‘ Fassade behaftet, einem ‚ältlichen‘ Glanz- eben etwas für Erwachsene. Das zeigt sich auch deutlich an der Statistik zu Theaterstücken in Deutschland. Von rund 26.5 Millionen Theaterbesuchen fallen lediglich etwa 2.6 Millionen Besuche auf Kinder-und Jugendstücke aus. (Statistisches Bundesamt 2011)
Natürlich ist die Anzahl der Jugendlichen und Kinder weit unter derer der Erwachsenen, dennoch gerät Theater in seiner ursprünglichen Form- in seiner greifbaren Nähe und Erfahrbarkeit- immer mehr in den Hintergrund.
2.2 Theater im Fremdsprachenunterricht
Theater bietet einen Perspektivwechsel auf die Gesellschaft und das Leben. So zum Beispiel steht im Konzept der Jenaplanschulen „Mit Kopf, Herz und Hand“. Der Kopf steht hierbei für Struktur, die jedem Unterricht, auch auf kreativer Basis, innewohnen muss. Das Herz dient der inneren Anschauung- Gefühle wie Liebe, Dank und Zutrauen sollen entstehen. Gefühle, Selbstüberwindung und Reflexion bilden hierbei die drei das Herz betreffenden Gebiete.
Die Hand steht für die körperliche Bildung, nach Pestalozzi ist dieser Bereich jedoch vor allem an die ärmeren Arbeiterschichten gerichtet, die auf das Leben vorbereitet werden sollen. (Friedrich 2010, 12f.) Heute ist dies am ehesten mit dem Sport- oder Werkunterricht vergleichbar.
All diese drei Gebiete kann Theater bedienen. Vor allem im Fremdsprachenunterricht kann es Sprachbarrieren überbrücken und für mehr Selbstbewusstsein, aber auch für Reflexion des eigenen Handelns sorgen. Durch Theaterbesuche und Rollenspiele kann dies für die Schülerinnen und Schüler direkt erfahrbar gemacht werden.
Im Rahmenlehrplan für die erste Fremdsprache vorgeschriebene Themen und Inhalte für den Fremdspracheunterricht wie beispielsweise Stars und Idole für die Klasse 7 (RLP, 44), Mensch und Natur für die Klasse 8 (RLP, 50) können wunderbar in Rollenspielen oder Kreativaufgaben, die eng mit dem Theater verbunden sind umgesetzt werden. Hierbei können Konflikte in der Fremdsprache nachgestellt werden, die die SuS selbst entwickeln dürfen.
Die Stärkung der Kompetenzen wird hierbei besonders gefördert und geschieht teilweise unbemerkt: Die soziale Kompetenz bei der Gruppenarbeit, die kommunikative- schriftlich bei der Entwicklung eines Rollenspiels oder der Bearbeitung der Aufgaben als auch mündlich bei Äußerungen oder spontanen Reaktionen auf Fragen und die methodische Kompetenz werden trainiert. Die produktive Kompetenz- mündlich sowie schriftlich kann durch gezielte Aufgaben ebenso Bestandteil der Arbeit mit Theater sein.
[...]
[1] Kunst im Sinne von kreativer Betätigung an Schulen, nicht ausschließlich das Unterrichtsfach Kunst
[2] ästhetische Bildung: Die Wissenschaft und Lehre vom Schönen, aus dem Griechischen: Die Wissenschaft vom sinnlich Wahrnehmbaren (Duden 2012)
[3] Hierbei wird auf Gespräche mit Lehrern und Lehrerinnen des SGP zurückgegriffen. Die Interviews befinden sich in der Quellenauflistung.
- Arbeit zitieren
- Anika Grätz (Autor:in), 2013, Nützlichkeit und Notwendigkeit von Theater im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211752