Russländische Kultur als Schlüsselfaktor der äußeren und inneren Umwelt deutscher Organisationen in Russland


Term Paper (Advanced seminar), 2006

25 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Russländische und deutsche Stereotype

3. Nationaltypische Kulturstandards im Vergleich
3.1. Improvisationsliebe
3.1.1. Die Neigung zur Unberechenbarkeit
3.1.2. Das Talent zum Improvisieren
3.1.3. Vertragsverstöße
3.2. Arbeitseinstellung: Beziehungsorientierung und der russländische Kollektivgeist
3.3. Positionsmacht
3.3.1. Hierarchien und Prestigedenken
3.3.2. Fatalismus contra Humanismus
3.3.3. Bescheidenheit ist eine Zier
3.3.4. Traditionalismus: Die Neigung zum Aberglauben und zur Mystik
3.4. Distanzdifferenzierung
3.4.1. Lächelgrenze
3.4.2. Sprache
3.5. Korruption und Kriminalität im Geschäftsleben
3.5.1. Informelle Netzwerke
3.5.2. Russische Mafia: Kriminalität im Geschäftsleben
3.5.3. Vor Diebstahl nicht gefeit
3.6. Polychrones Zeitgefühl: Zeit muss nicht Geld sein

4. Verhandeln mit Russen
4.1. Russische Verhandlungstypen
4.2. Verhandlungsstile
4.3. Bewertung russischer Verhandlungspartner durch acht österreichische und ein deutsches Unternehmen

5. Schlussfolgerungen

Literatur:

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Idealtypische Merkmale der Deutschen aus russischer Sicht und der Russen aus deutscher Sicht
Tabelle 2: Reibungspunkte für eine Zusammenarbeit aus russischer und deutscher Sicht
Tabelle 3: „Der Deutsche – russische Stereotype“; „Der Russe – deutsche Stereotype“
Tabelle 4: Kulturelle Wertunterschiede
Tabelle 5: Vertragsverstöße in der russischen Geschäftswelt
Tabelle 6: Bewertung russischer Führungskräfte
Tabelle 7: Bewertung russischer Arbeiter
Tabelle 8: Bewertung „persönlicher Zuwendungen“ an Staatsdiener
Tabelle 9: Sind die Beamten tatsächlich gleichgültig, grob und bestechlich?
Tabelle 10: Verlässlichkeit von Abmachungen
Tabelle 11: Verhandeln mit Russen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Deutsche über Russen

Abbildung 2: Russen über Deutsche

Mit dem Verstand ist Russland nicht zu begreifen,

Es ist mit der Elle nicht zu messen,

Es hat etwas ganz eigenes –

An Russland muss man einfach glauben.

F. I. Tutschew

1. Einführung

Trotz der weltweiten Angleichung im Wirtschaftsleben ist es kaum zu übersehen, dass weiterhin ein hohes Risiko interkultureller Missverständnisse zwischen kulturell unterschiedlichen Handelspartnern besteht.[1] Russland und Deutschland sind hier keine Ausnahme. Die Folgen solcher Missverständnisse reichen von Irritationen bei Geschäftspartnern und Kunden[2] und den damit verbundenen Umsatz- und Marktanteilseinbussen bis hin zu Frustration bei Mitarbeitern, was zu verminderter Leistungsbereitschaft bis hin zur Kündigung führen kann. Hierbei handelt es sich vor allem um Zeit- und Qualitätsvorstellungen, Managementstile, Geschäftsethik und Verhandlungstaktik der russischen Unternehmen.

In dieser Arbeit soll beschrieben werden, wie stark sich die russländische[3] Kultur[4] von der deutschen unterscheidet. Besonderes Augenmerk soll hierbei darauf gerichtet werden, welchen Einfluss die kulturellen Unterschiede auf die Unternehmenspraxis deutscher Organisationen in Russland hatten.

Persönliche Erfahrungen aus der Begegnung mit Deutschen im Geschäftsleben und im privaten Bereich, sowie die Lektüre von Fachliteratur lassen folgende Hypothesen zu, die in der Arbeit untersucht werden. Erstens: Die Mentalität und das Verhalten der russländischen und deutschen Geschäftspartner unterscheiden sich stark voneinander. Zweitens: Die Mentalität und das Verhalten der russländischen und deutschen Geschäftspartner sind die wichtigsten Faktoren, die die Formen, Funktionen und Strukturen der internationalen Zusammenarbeit beeinflussen. Sie müssen dementsprechend für eine effiziente Zusammenarbeit berücksichtigt werden. Drittens: Deutsche Organisationen in Russland sind stark mit Kriminalität und Korruption konfrontiert.

2. Russländische und deutsche Stereotype

Haben wir eine bestimmte Vorstellung beziehungsweise ein bestimmtes Bild von einer Gruppe von Menschen, etwa: die Deutschen sind pünktlich, so heißt natürlich nicht, dass alle Deutschen pünktlich sind. Es gibt kaum gleiche Menschen eines Landes, um diese Ergebnisse für alle Vertreter des Landes geltend zu machen. Allerdings ermöglichen solche Bilder eine erste Orientierung und Missverständnisse lassen sich vermeiden.

Im Hinblick auf die Unterschiede zwischen deutschen und russländischen Partnern haben Harrs und Maier in ihrer Untersuchung idealtypische Merkmale (Tabelle 1) herausgefunden, die hier als Grundlage zur Darstellung der „Bilder“ der Partner voneinander dienen soll. In diesem Zusammenhang ist die Frage nach den Problemen bei der Zusammenarbeit interessant, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden können.[5] Tabelle 2 zeigt, wo die Partner die Reibungspunkte bei der Zusammenarbeit sehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Harrs/Maier (1995), S. 34

Dieses Bild wird auch durch andere Befragungen russischer Unternehmer belegt.[6] [7][8]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kursell (2000), S. 228.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rösch, Olga (1998), S. 60.

Abbildung 1: Deutsche über Russen [9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rösch, Olga (1998), S. 61

Abbildung 2: Russen über Deutsche

3. Nationaltypische Kulturstandards im Vergleich

Die Mentalität und das Verhalten der Geschäftspartner sind die wichtigsten Faktoren, die die Formen, Funktionen und Strukturen der internationalen Zusammenarbeit beeinflussen.[10]

Um kulturelle Wertunterschiede festzustellen, wurden die Testpersonen aus Russland und Deutschland nach üblichen Sprichwörtern ihres Landes gefragt, die ihnen spontan einfielen.[11]

Die genannten Sprichwörter bezogen sich statistisch auf folgende Bereiche der Eigenschaften:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Kulturelle Wertunterschiede

Um einen tieferen Einblick in die kulturelle Wertewelt der Russländer und Deutschen zu ermöglichen, soll nun im Folgenden beschrieben werden, wo es kulturelle Unterschiede zwischen deutschen und russländischen Unternehmen gibt und worauf die beiden Partner achten müssen, um erfolgreich zusammenzuarbeiten.

3.1. Improvisationsliebe

Russen lieben es geradezu zu improvisieren. Regeln und Termine werden eher nicht eingehalten. Man liebt stattdessen eine gewisse Freiheit im Handeln.

3.1.1. Die Neigung zur Unberechenbarkeit

Die sicherlich größte Diskrepanz zwischen deutscher und russischer Unternehmenskultur gibt es bei der Dimension der Unsicherheitsvermeidung.[12]

Spontane, oft gefühlsmäßig gefärbte Entscheidungen, die zudem nicht selten von extremen Standpunkten geprägt sind, lassen Russen in ihren Ansichten und Handlungen zuweilen wenig kalkulierbar erscheinen. Die russische Denkart orientiert sich nicht vorrangig an Fakten. Es gibt keine absolut nüchterne Betrachtung. Erfolg oder Misserfolg von Verhandlungen können stärker als anderswo von der schlecht zu prognostizierenden „Tagesform“ des russischen Gesprächspartners abhängen.[13]

[...]


[1] Vgl.: Hermeking, Marc (2004): Interkulturalität in der Wirtschaft. In: Roth, Juliane (2004): Culture communication skills – Interkulturelle Kompetenz. S. 108.

[2] Vgl.: Sacharova, Swetlana (2004): Frühstück in Russland. In: Personalwirtschaft. 8/2004. S. 27-31.

[3] Im Folgenden immer dann „Russländer“, wenn die Bürger der Russischen Föderation, nicht die ethnischen Russen gemeint sind.

[4] Man kann zwischen zwei grundsätzlichen Bedeutungsunterschieden von Kultur unterscheiden: Einerseits wird der Kultur-Begriff im „eingeschränkten“ Sinne verwendet und meint damit Bildung, Kunst, Literatur etc. Der „erweiterte“ Kulturbegriff versteht ein Sinn- und Bedeutungssystem, das von einer (größeren) Gruppe von Menschen geteilt wird. In der vorliegenden Arbeit ist mit Kultur der erweiterte Kulturbegriff gemeint. Vgl.: Bennett, Milton J. (1998): Intercultural Communication: a Current Perspective. In: Bennett, Milton J. (1998): Basic Concepts of Intercultural Communication. Selected Readings. Yarmouth. u. a.: Intercultural Press. S. 1.34.

[5] Harrs, Claudia/Maier, Karin (1995): Russlandknigge. In: Personalwirtschaft, 2/1995, S. 34.

[6] Vgl.: Kursell, Gregor (2000): Respekt, Überheblichkeit und Klischees – wie Deutsche und Russen einander sehen. Erfahrungen aus dem interkulturellen Training und dem Geschäftsalltag. In: Rösch, Olga (2000): Stereotypisierung des Fremden. Auswirkungen in der Kommunikation. Wildau: Wildauer Schriftreihe. Technische Fachhochschule Wildau. University of Applied Sciences. S. 228.

[7] Vgl.: Liedtke, Klaus (1989): Der neue Flirt. Russen und Deutsche auf dem Weg zu veränderten Beziehungen. Mit der ersten Meinungsumfrage der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Report. S. 101.

[8] Vgl.: Wosnessenskaja, Julia (1998): Was Russen über Deutsche denken? Interviews. München: Roitmann.

[9] Rösch hat gemeinsam mit der Universität Jaroslawl zu den Fragen über das Fremdbild 186 Russländer und 97 Deutsche befragt. Vgl.: Rösch, Olga (1998): Mit Stereotypen leben? Wie Deutsche und Russen sich heute sehen. In: Rösch, Olga (1998): Interkulturelle Kommunikation in Geschäftsbeziehungen zwischen Russen und Deutschen. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis. Bd. 1. Berlin: Wildauer Schriftreihe. Technische Fachhochschule Wildau. University of Applied Sciences. S. 51-61.

[10] Vgl.: Beniers, Cornelius (2006): Managerwissen kompakt: Interkulturelle Kommunikation. München, Wien: Hanser. S. 11.

[11] Vgl.: Harrs, Claudia/Meier, Karin (1996): Erst die Arbeit, dann die Liebe. In: Personalwirtschaft. 10/1996. S. 46-47.

[12] In Gesellschaften mit starker Unsicherheitsvermeidung (z. B. Deutschland) spielen Angst und Stress eine wichtige Rolle. Das Zeigen von Gefühlen und Aggressionen wird akzeptiert. Konfliktsituationen und Konkurrenz, die zu Unvorhersehbarkeiten führen, werden als existentiell bedrohlich empfunden und sind deshalb unerwünscht. Es wird versucht, die Zukunft durch Regeln, Gesetze und Verhaltensvorschriften zu beeinflussen. Gesellschaften mit geringer Unsicherheitsvermeidung (z. B. Russland) sind demgegenüber gekennzeichnet durch mehr Entspanntheit und Gelassenheit und weniger Stress. Auch werden die Konfliktsituationen und Konkurrenz nicht als bedrohlich empfunden, sondern vielmehr als „fair play“ betrachtet. Es besteht eine ungleich höhere Risikoakzeptanz. Charakteristisch ist das Bedürfnis, so wenig Regeln und Gesetze wie möglich zu haben. Vgl.: Hofstede, Geert (1993): Interkulturelle Zusammenarbeit. Kulturen – Organisationen – Management. Wiesbaden: Gabler. S. 129ff.

[13] Thomas, Alexander/Yoosefi, Tatjana (2003): Beruflich in Russland. Trainingsprogramm für Manager, Fach- und Führungskräfte. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. S. 108.

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Details

Title
Russländische Kultur als Schlüsselfaktor der äußeren und inneren Umwelt deutscher Organisationen in Russland
College
LMU Munich  (Wirtschaftspsychologie)
Grade
1,7
Author
Year
2006
Pages
25
Catalog Number
V211835
ISBN (eBook)
9783656398479
ISBN (Book)
9783656398714
File size
663 KB
Language
German
Keywords
russische Kultur;, russländische Kultur, deutsche Organisationen in Russland, deutsche Unternehmen in Russland, deutsch-russische Zusammenarbeit
Quote paper
Magister Artium Irina Petrova (Author), 2006, Russländische Kultur als Schlüsselfaktor der äußeren und inneren Umwelt deutscher Organisationen in Russland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211835

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