Geschichtsphilosophie bei Karl Jaspers


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einführung

1 Grundlagen der Philosophie. Begriffsklärung

2 Begriff der Geschichte

3 Begriff der Geschichte in der Philosophie Jaspers
3.1 Die Vorgeschichte
3.2 Das Zeitalter der Hochkulturen
3.3 Die Achsenzeit
3.4 Das wissenschaftlich-technische Zeitalter

4 Die Frage nach der Schuld und Verantwortung

Fazit

Quellen

Einführung

Was wir gegenwärtig erfahren, verstehen wir besser im Spiegel der Geschichte.[1]

Eine der bedeutendsten philosophischen Richtungen des 20. Jahrhunderts, Existenzphilosophie, beschäftigt sich hauptsächlich mit dem menschlichen Dasein, seinem Sinn und seiner Bedeutung. Einer der wichtigen Aspekte des menschlichen Daseins ist die Geschichte. Das Verhältnis von Mensch und Geschichte ist ambivalent. Zwar wird die Geschichte von Menschen gemacht, doch irgendwo sind alle Menschen, unabhängig von ihrer Stellung und ihrem Einfluß in der Gesellschaft, Geisel ihrer eigenen Geschichte und oft sogar der ihrer Vorfahren. Jaspers umfasst diesen Zustand mit dem Wort Geschichtlichkeit. Der Mensch wird in eine bestimmte historische Situation hineingeboren und muss sich mit dieser auseinandersetzen. Jaspers unterscheidet somit zwischen Geschichte und Geschichtlichkeit. Geschichte umfasst alle Ereignisse, die sich auf Völker und Nationen beziehen, Geschichtlichkeit dagegen wird auf Individuen eingegrenzt, denn es geht dabei um einzelne Menschen und ihr Verhalten in konkreten Situationen. In meiner Arbeit möchte ich mich in erster Linie mit dem Jasperschen Begriff der Geschichte auseinandersetzen.

Ein Philosoph sollte immer aus der Perspektive seiner Lebzeit betrachtet werden. Nur unter der Berücksichtigung der Lebensumstände und der historischen Bedingungen kann man sein Werk adäquat verstehen. Die bedeutendsten Schaffensjahre von Karl Jaspers fielen auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Philosophie erfuhr außerdem eine starke Beeinflussung durch seine medizinische Forschung im Bereich der Psychiatrie. Darauf ist auch die Fokussierung auf die Bedeutung der Grenzsituationen im Entscheidungsprozess zurückzuführen. Seine Existenzphilosophie ist nach dem ersten Weltkrieg entstanden.

Meine Hausarbeit habe ich in drei große Sinnabschnitte gegliedert: Philosophie, Geschichte und Schuld und Verantwortung. Zuerst möchte ich versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Geschichte und Philosophie herzustellen. Dazu werde ich die beiden Begriffe im Kontext des Jasperschen Denkens klären. Danach komme ich zur Geschichtskonzeption Jaspers. Als letztes Kapitel werde ich die Problematik des Schuldbewusstseins behandeln. Jaspers bezieht diese Thematik explizit auf die Verbrechen des Nationalsozialismus, jedoch kann man seine Betrachtungen auch global auf andere Ereignisse der Weltgeschichte übertragen.

1 Grundlagen der Philosophie. Begriffsklärung

Das Suchen der Wahrheit, nicht der Besitz der Wahrheit ist das Wesen der Philosophie.[2]

Wie wahrscheinlich jeder Philosoph, beschäftigt sich Jaspers mit der Frage nach dem Wesen der Philosophie. Er stellt ihr die wissenschaftliche Erkenntnis gegenüber und behauptet damit, Philosophie liefere keine allgemeingültigen Ergebnisse, sonst sei es keine Philosophie. Er geht sogar einen Schritt weiter und schreibt, Philosophie habe keinen Fortschritt. Auf wissenschaftlichen Gebieten hat sich die Menschheit enorm weiterentwickelt. Beim Philosophieren dagegen dreht man sich seit der Antike im Kreis. Mit diesen Feststellungen wird nicht nur die Philosophie als Disziplin infrage gestellt, sondern auch der Existenzanspruch der Philosophen.

Allerdings kommt im nächsten Schritt die Frage, ob die wissenschaftliche Erkenntnis das Maß aller Dinge sei oder steckt die Wahrheit doch in einer anderen Materie und unterliegt keinen empirischen Nachweisen. Am Anfang seines Buches Einführung in die Philosophie appelliert Jaspers an die Philosophie ohne Wissenschaft. Damit ist in erster Linie die Reflexion über sich selbst, über die Welt und ihre Erscheinungen gemeint. Man braucht kein Wissenschaftler oder Fachman zu sein, um zu philosophieren. Jeder Mensch ist im Stande über das Leben und den Sinn zu reflektieren, vom Standpunkt seiner Erfahrungen. Philosophische Gedanken müssen für jederman verständlich und nachvollziehbar sein, sodass jeder sich am philosophischen Denken beteiligen kann. Die Fragen der Philosophen vergleicht Jaspers mit denen der Kinder, für die der Ursprung und die Organisation der Welt nicht selbstverständlich sind, sondern einer logischen Erklärung bedürfen. Mit Fragen nach der Existenz und Nicht-Existenz, dem Anfang und dem Endlosen, dem Ewigen und Vergänglichen, dem Bewusstsein seines selbst und vielen weiteren, werden fast alle Eltern kleiner Kinder konfrontiert. Warum begnügen sich die Menschen mit der Unwissenheit und lassen diese Fragen unbeantwortet? Warum beschäftigen sich nur einige mit diesen Fragen ihr Leben lang? Weil die Anderen eingesehen haben, dass es darauf keine Antworten gibt? Die Frage ist ja allerdings, ob die Antworten überhaupt wichtig sind oder die Fragen und das Nachdenken über sie den Kern der Philosophie bilden. Durch das Hinterfragen offenbart sich einem die Welt und jede erkämpfte Antwort bringt neue Fragen mit sich. Dieser ewige Kreislauf ergibt den Sinn der Philosophie. Die Vollendung und das Ziel liegen nicht in einem Endergebnis, welches wahrscheinlich gar unerreichbar ist, sondern in dem Prozess der Reflexion, also der Besinnung auf einen Gedanken, auf eine Frage. Philosophie ist unumgänglich. Man könnte sogar formulieren: Man kann nicht nicht Philosophieren. Jedesmal wenn man sich auf die Metaebene begibt und einfach über die Dinge spricht, philosophiert man.

[...]


[1] Jaspers, Karl: Einführung in die Philosophie; Hrsg.: Piper Verlag GmbH, München 2005, 75

[2] Jaspers, Karl: Einführung in die Philosophie; Hrsg.: Piper Verlag GmbH, München 2005, 13

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Geschichtsphilosophie bei Karl Jaspers
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Philosophie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V212186
ISBN (eBook)
9783656400462
ISBN (Buch)
9783656401254
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geschichtsphilosophie, karl, jaspers
Arbeit zitieren
Tatjana Shelekhova (Autor:in), 2012, Geschichtsphilosophie bei Karl Jaspers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212186

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