Eine Unternehmenskrise stellt einen Prozess dar, in dem die Ertrags- und Finanz-kraft eines Unternehmens geschwächt ist und sich dieses in einer Existenzbe-drohung befindet. Höhepunkt einer Unternehmenskrise stellt die Insolvenz dar, welche die Tatbestände der Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit mit sich bringt. Ob sich ein Unternehmen aus einer Krisensituation lösen kann, hängt vor allem an den externen Stakeholder und in besonderer Weise von den Gläubigerbanken ab. Aufgrund dessen, dass sich das Kerngeschäft der Banken auf die Gewäh¬rung von Geldkrediten beläuft, sind diese in aller Regel von der Insolvenz stark betroffen. Dadurch kommt den Banken bei der Entscheidung über eine Sa¬nierung oder Verkauf des insolventen Unternehmens eine Schlüsselrolle zu. In der vorliegenden Arbeit werden die unterschiedlichen regulatorischen Rahmen¬bedingungen sowie die daraus folgenden Auswirkungen auf die Entscheidungen der Gläubigerbanken untersucht. Untersuchungsgegenstand wird dabei die Insolvenzordnung von Großbritannien, Frankreich und Deutschland sein. Dabei soll geprüft werden, ob die unterschiedlichen Rechtslagen im Insolvenzfall gläubi¬gerfreundlich oder gläubigerfeindlich sind. Weiter wird auch auf die länderspezifi¬schen Kreditbedingungen eingegangen, bei welchen auch der Einfluss der jeweiligen Insol¬venzordnung überprüft wird. Grundlage dieser Arbeit ist die Untersuchung von insolventen Unternehmen in Frank¬reich, Großbritannien und Deutschland von Sergei A. Davydenko und Julian R. Franks: Sie untersuchten 2280 kleine bis mittelgroße Unternehmen, welche ihren Verbindlichkeiten nicht mehr nachgekommen sind. Die Untersuchung stellte her¬aus, dass sich das Verhalten der Banken - in Abhängigkeit der länderspezifischen Insolvenzordnungen - signifikant unterscheidet. Dies zeigte sich vor allem durch die Art und Höhe der geforderten Sicherheiten. Gleichzeitig wurde ein Zusammenhang zwischen den Insolvenzordnungen und den Erlösquoten deutlich, welche sich aber auch in Abhängigkeit vom Aus¬gang einer Insolvenz unterscheiden. Ein weiterer interessanter Punkt der Untersuchung war, dass die Handlungen der Banken basierend auf einer gläubigerfreundlichen oder gläubigerfeindlichen Insolvenzordnung nicht immer den jeweiligen Erwartungen des Insolvenzrechtes entsprachen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Untersuchungsgegenstand
- 2. Insolvenzverfahren in Frankreich, Deutschland und Großbritannien
- 2.1 Gläubigerrechte
- 2.2 Insolvenzordnungen in den untersuchten Ländern
- 3. Untersuchungsschwerpunkte und deskriptive Statistiken
- 3.1 Für die Untersuchung verwendete Daten und Auswertungen
- 3.2 Vertragsbedingungen, Erlösquoten und Kreditsicherheiten
- 4. Erklärungsmodelle
- 4.1 Beeinflussungsfaktoren der Restrukturierung
- 4.2 Untersuchung der Erlösquoten
- 4.3 Untersuchung der Kreditzinsen
- 4.4 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen unterschiedlicher Insolvenzordnungen auf Entscheidungen von Gläubigerbanken im Falle von Unternehmenskrisen. Der Fokus liegt auf den Insolvenzsystemen von Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Ziel ist es, zu analysieren, ob die jeweiligen Rechtslagen gläubigerfreundlich oder gläubigerfeindlich sind und welchen Einfluss sie auf Kreditbedingungen und Erlösquoten haben.
- Vergleichende Analyse der Insolvenzordnungen in Frankreich, Deutschland und Großbritannien
- Bewertung der Gläubigerrechte in den untersuchten Ländern anhand des La Porta-Index
- Untersuchung des Einflusses der Insolvenzordnungen auf Kreditbedingungen und Erlösquoten
- Analyse des Verhaltens von Gläubigerbanken in Abhängigkeit von der jeweiligen Rechtslage
- Identifizierung von Faktoren, die die Restrukturierung von Unternehmen beeinflussen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema Unternehmenskrisen und Insolvenzen ein und beschreibt den Untersuchungsgegenstand der Arbeit. Es wird erläutert, warum die Entscheidungen von Gläubigerbanken in solchen Situationen von großer Bedeutung sind und wie sich die Insolvenzordnungen der untersuchten Länder auf diese Entscheidungen auswirken können.
- Kapitel 2: Insolvenzverfahren in Frankreich, Deutschland und Großbritannien: Dieses Kapitel stellt die rechtlichen Rahmenbedingungen für Insolvenzverfahren in den drei Ländern vor. Es werden die Gläubigerrechte im Detail betrachtet und die einzelnen Elemente der jeweiligen Insolvenzordnungen anhand des La Porta-Index bewertet.
- Kapitel 3: Untersuchungsschwerpunkte und deskriptive Statistiken: Dieses Kapitel beschreibt die Daten und Auswertungen, die für die Untersuchung verwendet werden. Es werden die Vertragsbedingungen, Erlösquoten und Kreditsicherheiten in den drei Ländern detailliert analysiert.
- Kapitel 4: Erklärungsmodelle: Dieses Kapitel untersucht die Faktoren, die die Restrukturierung von Unternehmen beeinflussen, und analysiert den Einfluss der Insolvenzordnungen auf die Erlösquoten und Kreditzinsen. Außerdem wird eine Schlussbetrachtung zu den Ergebnissen der Untersuchung gegeben.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Insolvenz, Gläubigerrechte, Insolvenzordnung, Restrukturierung, Erlösquoten, Kreditzinsen, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, La Porta-Index, Unternehmenskrisen, Gläubigerbanken.
- Citation du texte
- Waldemar Kessel (Auteur), 2010, Do Bankruptcy codes matter?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212307