Der Forschungsansatz dieser Arbeit bemüht sich, die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Grenzen und Perspektiven professionellen Handelns im Kompetenzfeld Differenzfähigkeit im Unterrichts- und Schulkontext darzustellen und deren Realisierungsverständnis anhand von drei ausgewählten Lehrkräften empirisch zu erforschen. Dazu wurden offene Vignetten-Interviews durchgeführt.
Dem deutschen Schulsystem liegt die Annahme zugrunde, dass Schüler in homogenen Gruppen zu besseren Lernergebnissen kommen als in heterogenen. Deshalb mündet dieser Gedanke in einem mehrgliedrigen System, welches gerade in Bezug auf individuelle Leistungspotentiale Schüler in unterschiedliche Schulformen selektiert. Dieses Selektionsverhalten generiert sich aus der zugrunde liegenden Tradition heraus, Heterogenität zu reduzieren. Das Ziel eines solchen Selektionsprozesses ist die Erstellung von leistungsgleichen Lerngruppen.
Dieses Vorgehen ist unter drei Aspekten problematisch. Erstens lässt sich Homogenität nur zeitlich begrenzt und zu einem bestimmten Merkmal der Lernvoraussetzungen der Schüler einrichten. Zweitens weisen solche Merkmale zwischen Schülern Differenzen auf; und drittens werden andere Heterogenitätsmerkmale gänzlich ignoriert. Die unter Heterogenität verstandene Unterschiedlichkeit der Schüler, bezieht sich auf eine Vielfalt von biografischen, kognitiven und motivationalen Unterschieden, die Ausdruck sich verändernder Gesellschaftsstrukturen sind.
Die Notwendigkeit, Heterogenität produktiv im Unterricht zu bewältigen, ist keine neue Forderung besonders mutiger Reformer, sondern wurde bereits in den 1970-er Jahren erkannt und unter den für Deutschland schlechten Ergebnissen internationaler Vergleichsstudien wieder lauter. Das Konzept, welches den Anspruch erhebt, an „unterschiedlichen Eingangsbedingungen von Schülern“ anzuknüpfen, wird als binnendifferenzierter Unterricht bezeichnet. Diesem obliegt der Anspruch, die durch Selektion verursachte „Bildungsungleichheit“ zu verringern.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1. Einleitung
- II. Differenzfähigkeit als Domäne und Konzept
- II.a Differenzfähigkeit als Domäne
- II.b Strukturen differenzierten Unterrichts
- III. Der Untersuchungsgegenstand der empirischen Studie
- IV. Methodik der empirischen Datenerhebung
- IV.a Das qualitative Interview
- IV.b Qualitative Inhaltsauswertung
- IV.c Vignetten in qualitativen Forschungen
- V. Ergebnispräsentation der Kategorien
- V.a Kategorie Ablauf
- V.b Kategorie Differenzbewältigung
- V.c Rollenwahrnehmung
- VI. Ergebnisdiskussion unter Theoriebezug
- VII. Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die Domäne Differenzfähigkeit im Kontext des deutschen Schulsystems. Sie analysiert, wie Lehrkräfte die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen von Schülern im Unterricht berücksichtigen und differenziertes Lernen fördern. Dabei werden die Fähigkeiten und Fertigkeiten, Grenzen und Perspektiven professionellen Handelns im Bereich der Differenzfähigkeit im Unterrichts- und Schulkontext beleuchtet.
- Differenzfähigkeit als Domäne professionellen Handelns
- Strukturen differenzierten Unterrichts
- Empirische Untersuchung der Differenzfähigkeit von Lehrkräften anhand von Vignetten-Interviews
- Diskussion der Ergebnisse im Hinblick auf theoretische Grundlagen
- Bedeutung von Differenzfähigkeit für die Schule als Institution
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Problematik des bestehenden deutschen Schulsystems, das auf Homogenisierung ausgerichtet ist und die Heterogenität von Schülern nicht ausreichend berücksichtigt. Sie führt in das Konzept des differenzierten Unterrichts ein, das den Anspruch erhebt, an den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen von Schülern anzuknüpfen und Bildungsungleichheit zu verringern.
Kapitel II definiert Differenzfähigkeit als eine eigene Domäne professionellen Handelns. Es beschreibt die Strukturen differenzierten Unterrichts, insbesondere den Unterschied zwischen äußerer und innerer Differenzierung, und beleuchtet die Herausforderungen, die differenziertes Unterrichten für Lehrkräfte mit sich bringt.
Kapitel III beschreibt den Untersuchungsgegenstand der empirischen Studie, die sich mit der Differenzfähigkeit von Lehrkräften befasst. Es wird erläutert, wie die Fähigkeiten und Fertigkeiten von Lehrkräften im Bereich der Differenzfähigkeit anhand von offenen Vignetten-Interviews erforscht werden.
Kapitel IV beschreibt die Methodik der empirischen Datenerhebung. Es wird auf die qualitative Inhaltsauswertung und die Verwendung von Vignetten in qualitativen Forschungen eingegangen.
Kapitel V präsentiert die Ergebnisse der empirischen Studie, wobei die verschiedenen Kategorien, die sich aus den Interviews ergeben haben, analysiert werden. Diese Kategorien umfassen beispielsweise den Ablauf, die Differenzbewältigung und die Rollenwahrnehmung von Lehrkräften.
Kapitel VI diskutiert die Ergebnisse der Studie im Hinblick auf die theoretischen Grundlagen. Es wird untersucht, welche Erkenntnisse die empirischen Ergebnisse für die pädagogische Praxis liefern und welche Auswirkungen sie auf die Ausbildung und Fortbildung von Lehrkräften haben könnten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Differenzfähigkeit, differenzierter Unterricht, Heterogenität, Bildungsungleichheit, Vignetten-Interviews, qualitative Inhaltsauswertung, Professionelles Handeln und Lehrkräftekompetenz.
- Quote paper
- Stephan Parge (Author), 2012, Differenzfähigkeit bei Lehrern und Lehrerinnen. Eine empirische Untersuchung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212745