Das Geographiebuch - ein verzichtbares Medium?

Zur Zukunft des Schulbuchs - Ebook vs. Schulbuch


Seminararbeit, 2012

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Schulbuch als Leitmedium
a. Charakteristika und Funktionen des Leitmediums Schulbuch
b. Grenzen des Leitmediums Schulbuch

3. Das Internet als neues Bildungsmedium

4. Medienvergleich Ebook vs. Schulbuch

5. Die Zukunft des Buches in der Schule

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die heutige Gesellschaft ist von Technologie geprägt. Sowohl in der Arbeitswelt, als auch in den privaten Haushalten ist ein Leben ohne Computer, Internet, Smartphones, etc. kaum noch denkbar. Lediglich innerhalb der Organisation Schule hat das Schulbuch bisher als Leitmedium einen festen Platz. Im Zuge der sich stetig verändernden Gesellschaft ist es notwendig, das Medium Schulbuch im Kontext mit anderen Medien zu betrachten. Dies scheint im Bereich der Schule schon insofern notwendig, als es gerade die heutige Jugend ist, die in einer von Technik geformten Welt aufwächst. Neue Medien wie Computer und Internet sind in ihrer Umwelt allgegenwärtig und tragen zu ihrem Lernprozess bei. Dies hat folglich auch Konsequenzen für ihr Lernverhalten. Trotzdem ist das gedruckte Buch aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Ein Pionier dieser Technik, Bill Gates, sagt dazu: „Reading on paper is so much a part of our lives that it is hard to imagine anything could ever replace inky marks on shredded trees.”[1] Deshalb widmet sich diese Arbeit der Frage: „Das Geographiebuch - ein verzichtbares Medium?“ Im Folgenden soll zunächst dargelegt werden, was ein Leitmedium genau ist und warum das gedruckte Schulbuch diese Position noch immer inne hat. Darüber hinaus werden aber auch die Grenzen des Schulbuchs aufgezeigt. Im darauffolgenden Abschnitt wird dann der Medial - Kulturelle Wandel seit Durchsetzung des Internets betrachtet. Hier stehen vor allem die veränderten Mediennutzungspraktiken der Jugendlichen im Vordergrund, die sich auch auf das Lernverhalten auswirken. In der Folge soll dann ein konkretes neues Medium, das E - Book betrachtet werden. Hier stehen die Vor - und Nachteile gegenüber dem gedruckten Buch im Vordergrund. Abschließend soll zu der Ausgangsfrage, der Zukunft des Schulbuchs, Stellung bezogen werden. Hier werden nochmal Vor - und Nachteile des Schulbuchs und neuer Medien im Allgemeinen aufgezeigt ,um abschließend zu einer Prognose für die Zukunft des Schulbuchs zu kommen.

2. Das Schulbuch als Leitmedium

Das Schulbuch hat bis in die Gegenwart hinein eine besondere Position in deutschen Klassenzimmern. Nach Hiller stellt es als staatlich legitimiertes Lernmittel im Unterricht ein Leitmedium für den Unterricht dar.[2] [3] Durch die Legitimation über die Bildungspolitik wird es gegenüber anderen Lernmitteln aufgewertet und gilt somit als das wichtigste Lernmittel. Um die Bedeutung des Schulbuchs deutlich zu machen, muss zunächst einmal bestimmt werden was Leitmedien überhaupt sind und wieso das Schulbuch als ein solches Leitmedium bezeichnet wird.

„Leitmedien sind Resultate gesellschaftlicher und medialer Entwicklungen, Machtprozesse und Selektionen. Sie bieten dem Nutzer Komplexitätsreduktionen und Vorteile für bestimmte Problemlösungen, garantieren Sicherheit und finden gesellschaftliche Akzeptanz, Institutionalisierung und Legitimation.''“Aufgrund der Informationsfülle rückt insbesondere die Selektion als wichtigstes Merkmal eines Leitmediums in den Vordergrund. Dabei wird innerhalb einer Kultur bzw. einer Gesellschaft ein Selektionsprozess in Gang gesetzt, der ein Medium an die Spitze der Hierarchie relevanter Medien setzt und somit als Leitmedium bezeichnet wird. Die Herausbildung eines Leitmediums ist dabei ein historisch nachzuvollziehendes Phänomen. Aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit wird das Schulbuch aktuell als Leitmedium innerhalb der Schulkultur Deutschlands als gegeben vorausgesetzt und es wird auf die historische Darstellung verzichtet.

a. Charakteristika und Funktionen des Leitmediums Schulbuch

Bullinger, Hieber und Lenz[4] formulieren für das Schulbuch als Leitmedium verschiedene Funktionen, die charakteristisch sind. Schulbücher bieten Strukturierung. Sie gliedern die Inhalte der Lehrpläne und bringen die verschiedenen Einzelteile in eine sinnvolle Reihenfolge.

Sie erleichtern zum Einen die Planungsarbeit für den Lehrer, der zu jederzeit eine Verknüpfung zu den Lehrplänen hat, zum Anderen lassen sie durch ihre offene Struktur die Möglichkeit zur Auswahl und Verwendung der angebotenen Materialien.

Des Weiteren hat das Schulbuch eine Repräsentationsfunktion. Durch eine große Vielfalt an Materialien, bestehend aus Bildern, Quellentexten, Karten, Statistiken, Grafiken, Querschnitten, usw. wird ein Bezug zur räumlichen Wirklichkeit hergestellt und der Lehrkraft viele Ideen und Hilfestellungen zur Unterrichtsgestaltung geboten.

Durch Auswahl und Anordnung der Unterrichtsmaterialien ist eine doppelte Steuerungsfunktion gegeben. Zum einen werden in Deutschland Schulbücher einem Zulassungsverfahren unterzogen welches dafür sorgt, dass die staatlich konzipierten Bildungsstandards unabhängig vom Lehrer auch Einzug in den Unterricht erhalten. Zum Anderen bieten Schulbücher eine Steuerungsfunktion für den Schüler, der Information entdecken und entnehmen möchte und somit auch in seiner Selbstständigkeit gestärkt wird, da er weniger abhängig von der Lehrkraft ist. Das dem Schüler und dem Lehrer die Information zur Verfügung gestellt werden können setzt eine weitere didaktische Funktion voraus. Schulbücher reduzieren thematische Inhalte unter den Gesichtspunkten Exemplarität, Schülerbezug oder Gegenwarts - und Zukunftsbedeutung.

Das Schulbuch ist in erster Linie ein Buch für den Schüler und bietet durch die Schülerorientierung und die verschiedenen Einstiegsseiten, sowie Aufgaben mit Aufforderungscharakter eine hohe Motivation für den Schüler. Die ist erforderlich, um zu einer selbstständigen häuslichen Arbeit anzuregen. Neben der Motivationsfunktion bietet das Schulbuch, ganz klassisch, eine Übungs - und Kontrollfunktion. Hier steht vor allem die Nachbereitung im Vordergrund. Der Schüler bekommt mit dem Schulbuch die Möglichkeit Gelerntes zu Hause nachzuschlagen und zu vertiefen. Durch Übungsaufgaben oder vertiefende Quellen bietet das Schulbuch auch die Möglichkeit zur Selbstkontrolle.

Themenübergreifend bietet das Schulbuch die Funktion der Methodenschulung. Neben immer wiederkehrenden Fragestellungen wie „erkläre“, „beschreibe“, „erläutere“, finden sich fachspezifische Fragestellungen wie, „Karten zeichnen“, „Diagramme auswerten“, oder „Merkskizzen anfertigen“. Die Schüler werden darin geschult, dass besondere Signalwörter in den Fragestellungen, besondere Kompetenzen und Erwartungen abfragen.

Das Schulbuch weist laut Bullinger, Hieber und Lenz abschließend noch zwei weitere Funktionen auf. Neben dem aufgreifen von Innovationen, sowohl didaktisch auch methodisch steht heute vor allem der Medienverbund im Vordergrund. Schulbücher sollen heute durch Internetergänzungen, CD - ROMs und elektronischen Arbeitsblättern, auch andere Medien einbinden und den Schüler dafür schulen.

Übergeordnet muss noch die Gesellschaftliche Funktion nach Wiater[5] genannt werden. Das Schulbuch normiert die lernenden Inhalte im Sinne der staatlichen Verfassung. Durch das Schulbuch wird gewährleistet, dass alle Schüler die gleichen Inhalte lernen und auf ein Basiswissen zurückgreifen können. Theoretisch garantiert diese Funktion die Chancengleichheit in Bezug auf Bildung.

Zusammenfassend lassen sich nach Bullinger, Hieber und Lenz die neun wesentliche Funktionen, Strukturierung, Repräsentation, Steuerung, Reduktion, Motivation, Übungs - und Kontrollangebot, Methodenschulung, Innovation und Medienverbund, für das Schulbuch voneinander unterscheiden. Hinzu kommt die gesellschaftliche Funktion nach Wiater.

b. Grenzen des Leitmediums Schulbuch

Über die verschiedenen Funktionen des Schulbuchs wird die heute noch herausragende Stellung des Mediums bereits deutlich. Allerdings nehmen Bullinger, Hieber und Lenz auch die Grenzen des Mediums Schulbuch in den Blick. Sie führen an, dass in vielen Schulbüchern das Konzept der thematischen Doppelseiten praktiziert wird.

Das bedeutet, dass ein Thema maximal zwei Buchseiten umfasst. Zur Folge hat dieses Konzept, dass die Autoren der Schulbücher sich sehr stark bei der Materialauswahl einschränken müssen und vertiefende Betrachtungen eines Themas mit dem Buch nicht möglich sind. Es ist folglich zwingend notwendig weitere Unterrichtsmaterialen hinzu zu ziehen.

Die Aktualität der Materialien spielt insbesondere in der Geographie eine große Rolle. Ein Schulbuch kann auf aktuelle Geschehnisse nicht eingehen, folglich sind Medien, wie Tageszeitungen, Zeitschriften, Radio, Fernsehen und Internet unverzichtbar. Neben der nicht vorhandenen Tagesaktualität sorgen die langen Laufzeiten, der Zulassung und der Nutzung in den Schulen, automatisch für ein veralten der Materialien. Um Aktualität zu gewährleisten, wäre eine ständige Aktualisierung erforderlich. Dies zeigt sich aufgrund der knappen Bildungsmittel als unrealistisch. Trotz aller Anschaulichkeit, wird ein Schulbuch niemals die reale Umwelt ersetzen können. Themen aus der direkten Lebenswirklichkeit der Schüler sind dem Schulbuch immer vorzuziehen. Es ist folglich ein Ersatzmedium für die unmittelbare Anschauung. Dem Schulbuch sind vor allem auch in seinem Umfang Grenzen gesetzt. Neben der thematischen Aufbereitung wird von einem Schulbuch ebenfalls die Vermittlung der Methodenkompetenz zum selbstständigen Lernen in Form von Arbeitsmaterialien und die Möglichkeit der Selbstkontrolle durch entsprechende Materialien verlangt. Allerdings ist vor allem die Quantität der Materialien in einem Schulbuch, aufgrund des geringen Umfangs sehr begrenzt, sodass dies nur durch hinzuziehen weiterer Materialien möglich ist.

Als letzten Punkt führen Bullinger, Hieber, und Lenz die fehlende Möglichkeit an, auf individuelle Lernfähigkeiten einzugehen. Es ist innerhalb eines Schulbuchs demnach nur schwerlich möglich Differenzierungsangebote zur Verfügung zu stellen und dem individuellen Lernen Rechnung zu tragen.

3. Das Internet als neues Bildungsmedium

Es wird heutzutage häufig von einer sich stetig verändernden Gesellschaft gesprochen. Verantwortlich hierfür zeichnen sich verschiedene Begriffe und Phänomene, die vermehrt seit den 1990ern in Erscheinung treten.

[...]


[1] Bill Gates (1999): Beyond Gutenberg. Online verfügbar unter http://www.microsoft.com/presspass/ofnote/11-19billg.mspx, zuletzt geprüft am 05.09.2012.

[2] Hiller, Andreas (2012): Das Schulbuch zwischen Internet und Bildungspolitik. Konsequenzen für das Schulbuch als Leitmedium und die Rolle des Staates in der Schulbildung. Marburg: Tectum. S.146

[3] Hiller, Andreas (2012): S.147

[4] Bullinger, R.; Hieber, R.; Lenz, T. (2005): Das Geographiebuch - ein (un)verzichtbares Medium(!)?. Geographie heute 231/232. 2005. S.67-71

[5] W¡ater, W. (Hrsg.) (2003): Schulbuchforschung in Europa - Bestandsaufnahmen und Zukunftsperspektive, Ichenhausen, S.14

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das Geographiebuch - ein verzichtbares Medium?
Untertitel
Zur Zukunft des Schulbuchs - Ebook vs. Schulbuch
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V213283
ISBN (eBook)
9783656418245
ISBN (Buch)
9783656419013
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geographiebuch, medium, zukunft, schulbuchs, ebook, schulbuch
Arbeit zitieren
Benjamin Liedtke (Autor:in), 2012, Das Geographiebuch - ein verzichtbares Medium?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213283

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