Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
2 Allgemeines zur Jugendsprache
2.1 Begriffe
2.2 Merkmale
2.3 Funktionen
3 Jugendsprache in Deutschland
3.1 Spezifisches
3.2 Sprachpolitisches
4 Jugendsprache in Frankreich
4.1 Das Sprachspiel Verlan
4.2 Sprachpolitik
Literaturverzeichnis
Weiterführende Literatur
1 Einleitung
Seit Beginn der 80er Jahre steigt die Zahl der Studien zum Thema Jugendsprachforschung international stetig an. Es stellt sich nunmehr die Frage, was genau die Begriffe youngspeak, Jugendsprache, langue des jeunes etc. eigentlich beschreiben, welche Funktionen der Gebrauch von Jugendsprache hat und ob sie bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterzuordnen ist. Um dies beantworten zu können, wird in der folgenden Arbeit ein deutsch-französischer Vergleich aufgestellt, der Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzeigen soll, aber auch den soziokulturellen Kontext sowie das Thema Integration berücksichtigt. Zunächst werden jedoch für das Verständnis wichtige Definitionen und weitere Informationen gegeben, um anschließend auf die Besonderheiten der Jugendsprache beider Nationen einzugehen sowie die sprachpolitischen Ansätze beider Staaten wiederzugeben.
2 Allgemeines zur Jugendsprache
Die Untersuchung von Jugendsprache gestaltet sich allgemein recht schwierig, da es sich dabei meist um rein mündliche Äußerungen Jugendlicher geht und Studien zur mündlichen Sprachverwendung immer mit einem großen Aufwand und entsprechend hohen Kosten verbunden sind. Außerdem problematisch ist, dass Studien zur Thematik, die nicht ins Englische übersetzt wurden, außerhalb des eigenen Sprachgebietes kaum oder keine Beachtung finden. Zudem gibt es noch immer verhältnismäßig wenige Studien zum Thema, sodass Vergleiche häufig sehr schwierig sind. Jugendsprachliche Varietäten kommen gelegentlich auch in der Schriftsprache vor, „wenn sie authentisch zwischen Jugendlichen ausgetauscht werden“ (Dittmar, 2008). Möglich ist dies bspw. in Briefen (vgl. Dittmar, 2008).
Bei der Jugendsprache handelt es sich um ein internationales Thema (Neuland, 2007: 211), zu dem es die unterschiedlichsten Sichtweisen gibt. Diese ergeben sich meist schon durch den Gebrauch unterschiedlichster Begriffe für die Thematik, welche im folgenden Abschnitt behandelt werden.
2.1 Begriffe
Unter dem Begriff Jugendsprache werden allgemein alle Kennzeichen jugendlichen Sprachgebrauchs zusammengefasst. Dabei handelt es sich immer um den Sprachgebrauch im sozialen (nicht biologischen) Alter der Jugend im Vergleich zu anderen Altersklassen sowie zur Standardvarietät der jeweiligen Sprache (vgl. Androutsopoulos, 1998: 1f). Jedoch können einige Anzeichen der Jugendsprache auch schon bei Kindern im Grundschulalter beobachtet werden (vgl. Androutsopoulos 1998: 76). In der Literatur finden sich die unterschiedlichsten Begriffe, um das Phänomen zu beschreiben. Dabei beziehen sich einige der verwendeten Begriffe lediglich auf den Wortschatz, wie bspw. die Begriffe Sondersprache, Slang oder Argot (vgl. Androutsopoulos, 1998: 1f). Andere Bezeichnungen berücksichtigen auch die Phonologie sowie die Morphosyntax. Dies ist bspw. bei den Begriffen Varietät, der gleichzeitig von der „inneren Mehrsprachigkeit“ (Neuland, 2007: 15) ausgeht, oder Generationssoziolekt der Fall.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich nicht um „die eine Jugendsprache“ handelt, sondern dass immer gruppenspezifische Kommunikationsweisen bzw. Sprachstile (Androutsopoulos, 1998: 71) gemeint sind. Dabei müssen einige (soziokulturelle) Unterscheidungen getroffen werden, die die Bereiche Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, regionale und soziale Herkunft sowie religiöse oder politische Ansichten abdecken (vgl. Androutsopoulos, 1998: 12, 74f). Auch Subkulturen müssen berücksichtigt werden.
2.2 Merkmale
Da es sich bei dem Thema Jugendsprache um ein international auftretendes Phänomen handelt, gibt es auch einige Merkmale, die allgemeingültig sind und weltweit als Hinweise dienen können. Typische Merkmale sind das häufige Auftreten von Gesprächspartikeln, Vagheits- und Anredeformeln („und so“, „oder so“) und Intensivierungspartikeln („echt“, „total“) sowie Tabuwörtern. Auch Nonstandardvarianten werden in Gesprächen mit Gleichaltrigen („clope/Kippe“ statt „cigarette/Zigarette“) häufig verwendet (vgl. Androutsopoulos, 1998: 8f). Ebenso jugendspezifisch (jedoch keinesfalls generationen- oder länderspezifisch) ist das Vorhandensein eines spezifischen Lexikons für wenige Domänen, die Bezeichnungen für jugendspezifische Lebensformen und Interessen, soziale Kategorien der Jugendkultur, Handlungen und Sachverhalte des Alltags, mentale und emotionale Zustände, Sprachmittel der Bewertung sowie Intensivierung beinhalten. Ebenso werden häufig Zitate eingebaut, die gemeinsames Wissen über Film, Fernsehen oder Musik nutzen (vgl. Androutsopoulos, 1998: 14). Es gibt immer einen Anteil an Fremdsprachenentlehnungen, welche meist Anglizismen (darunter Internationalismen) und kontaktbedingte Entlehnungen sind (vgl. Androutsopoulos, 1998: 11).
2.3 Funktionen
Im Wesentlichen handelt es sich bei Jugendsprachen um gruppenspezifische Codes, die die Funktion besitzen, Abgrenzung zu verdeutlichen und sogleich eine Gruppenidentität durch Nähe zu schaffen (vgl. Androutsopoulos, 1998: 167ff). Jede jugendsprachliche Varietät stellt somit ein Zeichen der Zugehörigkeit dar, repräsentiert die Konfrontation mit der Erwachsenensprache/-welt und dient außerdem der Selbst- und Fremddarstellung sowie der Identitätsbildung. „Kreativität, Spontanität, Direktheit und Flexibilität sind gruppen- und situationsübergreifende Kennzeichen der jugendlichen Kommunikation“, die dem „Erproben der sozialen und diskursiven Kompetenz“ dient (Dittmar, 2008). In gewisser Weise zeigt sie auch Entwicklungstendenzen der jeweiligen Gegenwartssprache (Androutsopoulos, 1998: 73) an.
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