Die Wahrnehmung und Inszenierung der Männlichkeit in der Sitcom "How I met your mother"


Masterarbeit, 2013

183 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand

3. Forschungsfrage

4. Theorie
4.1. Sex und Gender
4.2. Doing Gender
4.3. Geschlechterstereotype
4.4. Männlichkeiten
4.5. Das System der hegemonialen Männlichkeit
4.6. Der soziale Habitus
4.7. Kommunikation und Interaktion
4.8. Parasoziale Interaktion
4.9. Die Sitcom
4.9.1. Die Sitcom „How i met your mother“
4.9.2. Die Männlichkeit in der Sitcom “How I met your mother”

5. Methodik der Untersuchung
5.1. Forschungsfrage
5.2. Methodenkombination
5.3. Quantitativ standardisierte Online-Umfrage
5.3.1. Aufbau des Fragebogens
5.4. Auswahlmethode
5.4.1. Stichprobe
5.4.2. Untersuchungsablauf
5.5. Statistische Auswertung mit

6. Ergebnisse der Befragung
6.1. Demographische Verteilung der Untersuchungseinheit
6.2. Faktorenanalyse
6.3. Männertypen
6.4. Idealer Mann

7. Inhaltsanalyse
7.1. Funktionale Inhaltsanalyse
7.2. Auswahl der Stichprobe
7.3. Film- und Fernsehanalyse
7.4. Kategoriegeleitete Analyse der Inhaltsebene

8. Figuren und Akteure

9. Beantwortung der Forschungsfrage

10. Diskussion
10.1. Verbindung von Theorie und Empirie
10.2. Einordnung der Ergebnisse
10.3. Reichweite und Kritik

11. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang:
Anhang 1: Fragebogen der Online-Umfrage
Anhang 2: Sequenzprotokoll
Anhang 3: Codeplan

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Cronbachs Alpha

Tab. 2: Ausbildung

Tab. 3: KMO-Test

Tab. 4: Kommunalitäten

Tab. 5: Gesamtvarianz

Tab. 6: Rotierte Komponentenmatrix

Tab. 7: Ted Männertypen

Tab. 8: Marshall Männertypen

Tab. 9: Barney Männertypen

Tab. 10: Häufigkeiten Folge 1 Ted

Tab. 11: Häufigkeiten Folge 1 Marshall

Tab. 12: Häufigkeiten Folge 1 Barney

Tab. 13: Häufigkeiten Folge 10 Ted

Tab. 14: Häufigkeiten Folge 14 Ted

Tab. 15: Häufigkeiten Folge 14 Marshall

Tab. 16: Häufigkeiten Folge 14 Barney

Tab. 17: Häufigkeiten Folge 15 Barney

Tab. 18: Häufigkeiten Folge 22 Ted

Tab 19: Häufigkeiten Gesamt Ted

Tab. 20: Häufigkeiten Gesamt Marshall

Tab. 21: Häufigkeiten Gesamt Barney

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Himym (Quelle: http://download-how-i-met-your-mother -episodes.edogo.com/wp-content/uploads/2010/08/himym-how-i-met -your-mother-1261795_1024_768.jpg , Zugriff: 04.03.2013)

Abb. 2: Idealer Mann 1980-1994 (Quelle: Zurstiege 1998: 132)

Abb. 3: Faktorenanalyse (Quelle: Zurstiege 1998: 145)

Abb. 4: Geschlechterverteilung (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 5: Altersverteilung (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 6: Screeplot (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 7: Ted Beziehungstyp (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 8: Marshall Beziehungstyp (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 9: Barney Erfolgstyp (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 10: Männlichkeit Hauptfiguren (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 11: Männlichkeit Hauptfiguren Geschlecht (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 12: Folge 1 Ted (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 13: Folge 1 Marshall (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 14: Folge 1 Barney (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 15: Folge 10 Ted (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 16: Folge 10 Marshall (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 17: Folge 10 Barney (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 18: Folge 14 Ted (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 19: Folge 14 Marshall (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 20: Folge 14 Barney (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 21: Folge 15 Ted (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 22: Folge 15 Marshall (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 23: Folge 15 Barney (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 24: Folge 22 Ted (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 25: Folge 22 Marshall (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 26: Folge 22 Barney (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 27: Gesamt Ted (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 28: Gesamt Marshall (Eigene Abbildung SPSS)

Abb. 29: Gesamt Barney (Eigene Abbildung SPSS)

1. Einleitung

„Medien stellen Männer und Frauen nicht bloß dar, sondern sie produzieren auch Vorstellungen darüber, wie Männer und Frauen „sind“ “ (Forster 1995: 57).

Wie Männer und Frauen in der heutigen Gesellschaft gesehen werden, steht sehr oft unter Einfluss der Medien. Vor allem populäre Fernsehshows prägen das Bild des Mannes und der Frau schon im Kindesalter. Diese Geschlechtersozialisation darf man nicht außer Acht lassen. Besonders bei Jungen tragen Medien sehr oft zur eigenen Identitätsbildung bei. Dadurch, dass in vielen modernen Haushalten das männliche Rollenvorbild fehlt, identifizieren sich Jungen mit männlichen Vorbildern aus den Medien (vgl. Palz und Partner 2006: 35).

Deswegen ist es wichtig die Rolle der Medien bei der Erzeugung des Männerbildes unserer heutigen Zeit zu untersuchen und vor allem darauf zu achten, wie sie Stereotype schaffen, aber auch wie sie mit diesen Stereotypen umgehen. „Die Modelle von Männlichkeit in den Medien sind überwiegend Stereotype, die kaum den männlichen Rezipienten eine Erweiterung ihrer Geschlechtsrolle eröffnen“ (Aufenanger 1995: 75).

Die Medien spielen also bewusst mit Geschlechterstereotypen und setzen dies auch gewollt ein. Ob das wirklich zu einer sozialen Konstruktion des Geschlechts führt, soll eine der Fragen dieser Arbeit sein, aber dass ein Einfluss besteht kann man nicht abstreiten. „If masculinity is socially constructed, one of the primary elements in that

construction is the representations of manhood that we see daily in the mass media“ (Kimmel 1992: xii). Interessant dabei ist, dass vor allem in jungen Jahren der Vorwurf der Homosexualität unter Jungen sehr verletzlich wirkt, obwohl sie kaum wissen, was dieser Vorwurf überhaupt bedeutet (vgl. Aufenanger 1995: 76). Dies ist auch in der folgenden Arbeit von Relevanz, da einer der zu untersuchenden Hauptdarsteller den modernen Machostereotyp verkörpert, aber im echten Leben schwul ist. Das spiegelt auch wieder, wie stark konstruiert die Stereotype in den Medien dargestellt werden, obwohl sie in der Realität kaum zutreffen, worauf aber noch später eingegangen wird.

Genauso wie die Medien alltagstheoretisch präsent sind und männliche und weibliche Geschlechterstereotype darstellen, ist die Debatte um das gesellschaftliche Verhältnis zwischen Männern und Frauen allgegenwärtig. Vor allem die Diskussion um die Männlichkeit in letzter Zeit bedarf der Reflexion, weshalb in der Arbeit auf die verschiedenen Theorien der Männlichkeit und wie Geschlecht konstruiert wird eingegangen wird.

Der theoretische Rahmen der Arbeit wird die Unterscheidung von Sex und Gender, sowie den Doing Gender Ansatz umfassen. Des Weiteren beinhaltet die Theorie das Konzept der hegemonialen Männlichkeit, die besagt, dass eine kleine Gruppe von Männern den Rest der Gesellschaft beherrscht, was aber später noch detaillierter ausgeführt wird. Außerdem wird in der Arbeit auch die Theorie des sozialen Habitus mit einbezogen, was ebenfalls ein wichtiger Teil ist. Um das Format der Fernsehserie genauer fassen zu können wird auch der theoretische Ansatz der parasozialen Interaktion integriert, welchem eine Unterscheidung zwischen Kommunikation und Interaktion vorausgeht. Den Abschluss des theoretischen Rahmens bildet eine kurze Beschreibung des Formats der Sitcom, in welcher die Besonderheiten dieses Genres herausgearbeitet werden.

Ziel der Arbeit ist es, die männlichen Hauptcharaktere der Sitcom „How i met your mother“ genauer zu untersuchen. Dabei wird erst auf die Wahrnehmung durch den Rezipienten und der Rezipientinnen eingegangen. Hier wird mit Hilfe eines Kategorienschemas herausgefunden, welche männlichen Eigenschaften die ZuschauerInnen der Sitcom den männlichen Hauptfiguren zuschreiben. Dieser Ansatz basiert auf dem Werk von Guido Zurstiege „Mannsbilder – Männlichkeit in der Werbung“, in dem schon Kerneigenschaften der Männlichkeit herausgefunden wurden. Daraufhin wird in der Arbeit mit Hilfe der funktionalen Inhaltsanalyse die Serie untersucht und beobachtet, wie die Darstellung mit der Rezeption der ZuschauerInnen übereinstimmt.

Ausgangspunkt der Arbeit war allerdings die unzureichende kommunikations-wissenschaftliche Forschung in dieser Richtung.

„Die mediale Präsentation von Männern und Frauen ist seit gut 30 Jahren ein Gegenstand der deutschsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Forschung. Dass sie damit hinreichend und umfassend erforscht wäre, lässt sich aber nicht behaupten“ (Klaus/Kassel 2007: 301).

In Österreich gibt es neben der Studie „Männer in den Medien“ (Ponocny-Seliger/Ponocny 2006) eine weitere Untersuchung zu Serien „Männer- und Frauenbildern in Unterhaltungsserien des ORF-Programms“ (Klaus/Kassel 2005).

2. Forschungsstand

„Ohne die Frauenbewegung, so betonen Männerforscher immer wieder, gäbe es keine Männerforschung“ (Janshen 2000: 12).

Die Frauenforschung entstand aus der kritischen Auseinandersetzung mit der traditionellen Wissenschaft, die von Männern betrieben wurde und in der aus der männlichen Perspektive argumentiert und geforscht wurde. Das Bild des Mannes wurde als gegeben vorausgesetzt und dies war auch der Grund, warum die erste empirische Studie über Männer ein Effekt der Frauenbewegung war (vgl. Schölper 2008: 3): „Die Männer. Eine repräsentative Untersuchung über die Selbstbilder von Männern und ihre Bilder von der Frau“ von Helge Pross (1978).

Das selbstverständliche, verallgemeinerte Männliche wurde Anfang der 1970er Jahre plötzlich angegriffen und „traditionelle Ordnungsgewissheiten werden ausgehöhlt“ (Meuser 2006: 143).

In einem Klassiker der Männergruppenszene schrieb Pilgrim: „Die Frauen veränderten sich für sich selbst, und sie veränderten ihr Verhältnis zu ihren Männern. Das verunsicherte die Männer tiefgreifend“ (Pilgrim 1983: 140f).

Die Männerforschung entstand zunächst im angelsächsischen Raum. In den Vereinigten Staaten gab es in den späten 1960er erstmalst die „Men’s Studies“. Mitte der 1980er tauchten erste Artikel auch in der deutschen Übersetzung auf. 1988 erschien zum ersten Mal der Sammelband „FrauenMännerBilder“ von Carol Hagemann-White und Maria Rerrich (1988), in dem die Debatte der feministischen Forschung über den Mann dokumentiert wurde. Im selben Jahr wurde auch das Buch „Nicht Herrscher, aber kräftig“ von Walter Hollstein (1988) publiziert, welches als Startpunkt der männlichen Forschung in Deutschland gilt (vgl. Schölper 2008: 6). Im deutschsprachigen Raum gab es allerdings keine Männerbewegung im sozialen Sinne, während sich in Amerika „eine kleine, aber viel beachtete Männerbewegung“ (Hollstein 1991: 207) entwickelte.

Es entwickelte sich im Laufe der Jahre ein neues Forschungsfeld mit Zeitschriftenprojekten wie dem Journal of Men’s Studies (1992) oder Men and Masculinities (1998). Eine zusammengehörende Forschungstradition und klar abgegrenzte wissenschaftliche Disziplinen findet man allerdings nicht in der Männerforschung. „Als „Jungen- und Männerforscher“ steht man dabei vor der Schwierigkeit, daß es keine Tradition kritischer Männerforschung gibt“ (Winter 1994: 43).

Die feministische Forschung beschäftigte sich schon sehr lange mit den Geschlechterdifferenzen, was aber zur Konsequenz hatte, dass „Mädchen und Frauen als „Sondergruppe“ behandelt werden, während Jungen und Männer als das „Allgemeine“ (oder gar nicht) gesehen werden“ (Winter 1994: 43).

Parpat hat sieben Hauptströmungen im deutschsprachigen Raum in der Männerforschung ausgemacht (vgl. Parpat 1994: 53-54), die auch Zurstiege in seinem Werk „Mannsbilder – Männlichkeit in der Werbung“ aufgreift:

- „Kritsche Studien über Männer durch Vertreterinnen der feministisch inspirierten Frauenforschung (vgl. statt anderer Benhard/Schlaffer 1988, 1991a und 1991b sowie Hagemann-White/Rerrich 1988).
- Studien, die sich nur implizit mit dem Thema Männlichkeit beschäftigen, weil sie gesellschaftliche und individuelle Folgen bestehender Verhältnisse untersuchen (vgl. z.B. Gruen 1992; Petri 1991; Richter 1992). In der Regel geht es hier um die Folgen männlicher Gewalt.
- Arbeiten etablierter Wissenschaftler, die ein traditionelles Fachgebiet um männerspezifische Fragestellungen erweitern. So bspw. die Arbeiten des Berliner Soziologen Hollstein (vgl. etwa Hollstein 1989, 1990, 1991, 1992a und 1992b).
- Der wohl derzeit größte Bereich: Veröffentlichungen freier Autoren (Pilgrim 1993) sowie vorwissenschaftliche Arbeiten (siehe hierzu vor allem die Rororo-Reihe Mann).
- Auftragsstudien öffentlicher Stellen (vgl. Hafner/Spoden 1991).
- Arbeiten des nicht etablierten akademischen Nachwuchses; Diplom- und Magisterarbeiten
- Berichte über therapeutisch angeleitete Männergruppen (Brandes 1992; Nitzschke 1988; Wieck 1987 und 1990)“ (Zurstiege 1998: 22)

Jüngere Forschung zum Thema Männlichkeit fordert, dass die Machtkonstellationen in das Zentrum der Betrachtung gestellt werden. Hearn betrachtet Kapitalismus und Patriarchat als verwobenes System der Unterdrückung, während Connell die hegemoniale Männlichkeit in die Debatte eingeführt hat (vgl. Martschukat/Stieglitz 2008: 39-42).

Eine prägende Größe, die den Blick auf den Mann in der Gesellschaft hochgradig beeinflusst, wurde aber noch nicht sehr oft Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Massenmedien und das Bild des Mannes sind eng miteinander verflochten, deshalb verwundert es, dass dies erst in jüngerer Zeit als Thema vieler wissenschaftlicher Arbeiten wurde. Die Darstellung der Geschlechter in den Medien wurde hauptsächlich von der feministischen Forschung untersucht.

„Das Frauen- und später auch das Männerbild im deutschsprachigen Fernsehen wurde zumeist im Rahmen einer Repräsentationskritik von Medienangeboten mittels Inhaltsanalysen ermittelt“ (Klaus/Kassel 2007: 302).

Bei diesen Arbeiten geht es vor allem um die quantitative Präsenz von Männern und Frauen sowie die Präsentation von den Geschlechtertypen (vgl. Klaus/Kassel 2007: 302). Außerdem gibt es neben Diplom- und Masterarbeiten (vgl. Gruber 2001) und Dissertationen (Weiderer 1993; Wenger 2000) auch eine Studie über das Männerbild in Serien (Ponocny-Seliger/Ponocny 2006). In der einzigen deutschsprachigen Studie zu Männer- und Frauenbildern in Unterhaltungsserien (des ORF) untersuchten Klaus und Kassel (2004) 42 Serien, die in der Woche vom 15. bis zum 21. Mai 2004 im Programm des ORF ausgestrahlt wurden.

Im englischsprachigen Raum lassen sich in den Jahren 1980 bis 1990 in der Kommunikationswissenschaft nur fünf Arbeiten finden, die sich explizit mit dem Thema Männlichkeit und Medien auseinandersetzen (vgl. Fejes 1992: 9). Dabei werden zwei Forschungsansätze unterschieden. Zum einen sind es Arbeiten, die sich mit den Geschlechtern und den Massenmedien auseinandersetzen, zum anderen sind es empirische Untersuchungen, die das Thema Pornographie ins Verhältnis zu männlicher Sexualität setzen. Dort dominieren vor allem Wirkungsstudien und das Ziel ist die männliche Reaktion auf sexuelle Bilder zu erforschen (vgl. Fejes 1992: 10).

Männlichkeit wird im Fernsehen oft durch weiße, heterosexuelle Männer aus der Mittelschicht dargestellt.

„Based on these empirical studies, it is evident that men, as portrayed on adult television, do not deviate much from the traditional patriarchal notion of men and masculinity. Men are powerful and successful, occupy high-status positions, initiate action and act from the basis of rational mind as opposed to emotions, are found more in the world of things as opposed to family and relationships, and organize their lives around problem solving” (Fejes 1992:12).

Weitere Studien zeigen auch, dass der Mann öfter als die Frau die Hauptrolle spielt. „Männer rauchen mehr, trinken mehr, fahren häufiger Autos, betreiben häufiger Sport und erledigen geschäftliche Anrufe und planen und organisieren das Leben anderer“ “ (Ponocny-Seliger, Ponocny 2006: 13).

Ob diese traditionelle Darstellung der Geschlechter einen wesentlichen Einfluss auf das sexuelle Selbstverständnis von Frauen und Männern hat oder nur ein Spiegel der Gesellschaft darstellt, ist umstritten.

Zum Beispiel fand Gray (1986) heraus, dass die Situation von Afro-Amerikanischen Männer, wie sie in Sitcoms dargestellt wird, der Realität kaum entspricht. In einer Studie über die Illustration von den Familienbildern in Sitcoms fand Cantor (1990) heraus, dass der Stereotyp des Machos nur selten in Sitcoms portraitiert wird. Dort werden die Männer eher als arbeitender Vater dargestellt, der tollpatschig und seltsam ist, während die Frau die wichtigen Entscheidungen trifft (vgl. Fejes 1992: 12).

Im englischsprachigen Raum gibt es wissenschaftliche Arbeiten, die Sitcoms um die Jahrtausendwende untersucht haben. Auch zu aktuellen Serien wie Desperate Housewives gibt es Studien, die sich mit den Gender Rollen befassen (Hill 2010). In Sitcoms „King of Queens“ und „According to Jim“ wird das Thema des Männerbildes vereinzelt wissenschaftlich untersucht (Walsh/Fürsich/Jefferson 2008).

Zu der sehr beliebten Fernsehserie „How i met your mother“ konnte ich keine wissenschaftlichen Arbeiten finden, geschweige denn Untersuchungen über die Männerbilder in dieser Serie.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema Männerbild und Medien in jüngster Zeit vermehrt publiziert werden, aber immer noch ein sehr großes unerforschtes Feld darstellt. Dies war der Anlass sich mit diesem Thema zu beschäftigen, da Massenmedien wie das Fernsehen einen großen Einfluss auf die Gesellschaft und somit auf die Wahrnehmung des Bildes des Mannes haben, „...media should be a focus of any study of men and masculinity” (Craig, 1992, S. 3).

Die Serie „How i met your mother“ hat eine durchschnittliche Einschaltquote von 11,9 Millionen Zuschauern in den USA, was Grund genug sein sollte, sich genauer mit dieser Sitcom zu beschäftigen. Denn gerade in „How i met your mother“ differieren die männlichen Hauptcharaktere in einer sehr starken Art und Weise, was die wissenschaftliche Untersuchung noch ein wenig interessanter macht.

3. Forschungsfrage

Wegen des aktuellen Forschungsstandes und auf die Theorie der parasozialen Interaktion und der hegemonialen Männlichkeit bezogen, möchte ich folgende zentrale Forschungsfrage mit dieser Arbeit beantworten:

Wie werden die männlichen Hauptcharaktere der Serie „How i met your mother“ von den Zuschauern und Zuschauerinnen wahrgenommen und wie werden sie in der Serie inszeniert?

Diese Frage fasst das Hauptforschungsinteresse der Studie zusammen, da sie sowohl die Wahrnehmung der männlichen Hauptfiguren durch den Zuschauer und die Zuschauerin sowie die Inszenierung der Hauptcharakter in der Serie umfasst. Die Wahrnehmung und Inszenierung von Männlichkeit ist ein höchst interessanter wissenschaftlicher Ansatz.

Außerdem wurde die Wahrnehmung und Inszenierung der Männlichkeit in Massenmedien noch nicht oft Teil einer wissenschaftlichen Untersuchung, was diesen Aspekt ebenfalls interessant macht

Unterfragen:

Welche Unterschiede zwischen den einzelnen Charakteren nehmen der Zuschauer und die Zuschauerin wahr?

Die Studie untersucht speziell vor dem Hintergrund der Geschlechterstereotypen die Wahrnehmung des Zuschauers von Männlichkeit in Fernsehserien. Gerade die Frage nach dem Unterschied und dem Ideal von Männlichkeit ist ein Hauptaugenmerk, den empirisch zu erfassen versucht wird. Erst recht durch die Wahrnehmung von Männlichkeit in Massenmedien kann man erfassen, welcher Geschlechterstereotyp in den Köpfen der Menschen vorherrscht und wie diese Stereotypen in den Medien inszeniert werden.

Welche Unterschiede gibt es bei der Inszenierung der drei männlichen Hauptfiguren?

Gerade die Inszenierung der männlichen Hauptcharaktere ist ein hochinteressanter Aspekt, da dort oft mit Stereotypen gespielt wird bzw. bestimmte Männerbilder bewusst eingesetzt werden. Deswegen ist es forschungstheoretisch relevant, ob Unterschiede bei der Inszenierung der drei männlichen Hauptcharaktere vorhanden sind und wie sich diese Unterschiede sich bemerkbar machen.

Gibt es Unterschiede zwischen der Wahrnehmung und der Inszenierung der männlichen Hauptfiguren?

Auch die Diskrepanz oder Gemeinsamkeiten zwischen der Wahrnehmung und der Inszenierung von Männlichkeit soll ein Teil der Arbeit sein. Wissenschaftlich ist es aufschlussreich zu beobachten, ob es Unterschiede zwischen dem gibt, wie der Zuschauer und die Zuschauerin die männlichen Personen wahrnehmen und wie sie in den Massenmedien inszeniert werden. Da von der Theorie der funktionalen Inhaltsanalyse ausgegangen wird, die besagt, dass zuerst die Wahrnehmung untersucht werden muss, bevor auf den Inhalt eines Mediums eingegangen wird, ist gerade dieser Aspekt von forschungstheoretischem Interesse.

4. Theorie

4.1. Sex und Gender

Um die Darstellung der Männlichkeit genauer untersuchen zu können, müssen die zugrunde liegenden Geschlechterbegriffe genauer definiert werden. Der Begriff Gender, der aus dem angloamerikanischen Raum stammt, wird für die Beschreibung des Geschlechts verwendet. In den 1960er war der Begriff „Gender“ in der heutigen Gebrauchsweise noch weitgehend unbekannt. In der heutigen Zeit gibt es zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und etablierte Forschungsrichtungen, die sich mit dem Thema „Gender“ beschäftigen. Allerdings gibt es unterschiedliche Interpretationsansätze, um das Geschlecht und den Begriff Gender zu beschreiben und ob das Geschlecht biologischer Natur ist oder eine soziale Konstruktion.

Gender „subsumiert jene Erwartungen, Verhaltensregeln und Ausdrucksformen, die entweder dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden, ohne dass es dafür einen biologischen Ursprung geben muss“ (Ponocny-Seliger/Ponocny 2005: 7). In den 1960er war der Begriff „Gender“ im angloamerikanischen Sprachraum in der heutigen Gebrauchsweise noch weitgehend unbekannt. Der Psychoanalytiker Robert Stoller wies schon 1968 in seinem Buch „Sex und Gender“ darauf hin, dass unser Frauen- und Männerbild sehr viel komplexer ist, als bisher angenommen. Er zeigte auf, dass unser Konzept von Männern und Frauen nicht nur biologisch, sondern auch von der Gesellschaft und deren Bestimmungen konstruiert wird (vgl. Hof 2005: 12).

„we find the term gender is a representation; and not only a representation in the sense in which every word, every sign, refers to (represent) is referent, be that an object, a thing or an animate being. The term gender is, actually, the representation of a relation, that of belonging to a class, a group, a category” (De Lauretis 1987:4f).

Unter Gender versteht man folglich alle Erwartungen und Kategorien, die die jeweilige Kultur an das Geschlecht hat und umfasst mehrere Bedeutungsebenen: „Er bezeichnet das grammatikalische Geschlecht, enthält die binäre Klassifikation weiblich/männlich, ist mit Sexualität konnotiert sowie geschlechtsspezifischen sozialen Identitäten“ (Klaus/Röser/Wischermann 2001: 7). Der Begriff wird auch im Deutschen verwendet, da man zwischen sozialem und biologischem Geschlecht unterscheiden will. Es wird unterschieden zwischen Sex und Gender: Während Sex das biologische Geschlecht beschreibt, das determiniert ist durch Anatomie und Physiologie, beschreibt Gender das soziale und kulturelle Geschlecht, das durch Sozialisationsprozesse angeeignet wird. Unter Einfluss der angloamerikanischen Tradition ist die Differenzierung zwischen Sex und Gender als biologische und soziokulturelle Kategorie auch im deutschsprachigen Raum gängig geworden. Diese Differenzierung zwischen Sex und Gender beeinflusste „seit den 50er Jahren die Theoriebildung der sozialwissenschaftlichen Geschlechterforschung maßgeblich“ (Zurstiege 1998: 32).

Dadurch, dass Gender als Analysekategorie verwendet wurde, war es möglich die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern zu untersuchen, ohne an einer allgemeinen Unterdrückung von Frauen festzuhalten (vgl. Hof 2005:12). Es konnte ein Blick in die Mechanismen der Hierarchisierung gewonnen werden, die natürliche Kausalverbindung zwischen Körpern und gesellschaftlichen Rollen aufgehoben werden und die Struktur der Beziehungen der Geschlechter mit anderen kulturellen Kontexten verbunden werden (vgl. Hof 2005: 15). Der Begriff Gender diente den Gender Studies nicht, um die Kritik an den Ausschluss der Frauen aufrechtzuerhalten, sondern um die Hierarchisierung des gesellschaftlichen Systems genauer zu untersuchen. Aber die Grundstruktur, dass es jenseits der kulturellen Prägungen ein biologisches Geschlecht gibt, das in allen Kulturen gleich ist, bleibt unangefochten.

Es gibt allerdings auch Kritik an der Trennung von Sex und Gender. Zwar wurde der Kausalzusammenhang zwischen den biologischen Merkmalen und gesellschaftlichen Rollen und Hierarchien außer Kraft gesetzt, aber es bleibt die Frage, welche Beziehung zwischen sozialen Gesetzmäßigkeiten und körperlichen Merkmalen dann vorhanden ist? Dadurch dass ein Teil der Geschlechterunterschiede immer noch der Natur zugeordnet werden, entsteht der Vorwurf des „verlagerten Biologismus“ (Gildemeister/Wetterer 1992: 206). Die Grenze, wo kulturelle Geschlechter-unterschiede anfangen und wo natürliche Differenzen vorhanden sind, ist variabel und schwer lokalisierbar. „Impliziert ist, daß die biologische Differenz die die Einteilung in zwei Geschlechterkategorien garantiert“ (Seifert 1995: 40). Die dualistische Klassifikation von Geschlechtern birgt die Gefahr, dass sie selbst schon sozial konstruiert ist. Das zweigeschlechtliche Gesellschaftssystem basiert auf der Annahme, dass es von Natur aus zwei Geschlechter gibt, was aber nicht garantiert ist. Diese Annahme führt dazu, dass dieses Weltbild unser Handeln und unser Denken prägt.

Judith Butler argumentierte, dass Sex durch Gender und durch die Diskussion der Heterosexualität konstituiert werde (vgl. Villa 2003: 59). Butler ging davon aus dass der Körper ein „Effekt der Diskurse“ sei, was aber auf heftigen Widerstand stieß (vgl. Hof 2005: 17). In ihrem konstruktivistischen Ansatz ging Butler davon aus, dass die Anatomie des Körpers irrelevant für die Konstruktion des Geschlechtes ist.

„Selbst wenn die anatomische Morphologie und biologische Konstitution unproblematisch als binär erscheinen (was noch die Frage sein wird), gibt es keinen Grund für die Annahme, daß es ebenfalls bei zwei Geschlechtsidentitäten (gender) bleiben muß“ (Butler 1991: 23).

Die Natürlichkeit der gegensätzlichen Definition des biologischen Geschlechts ist „eine in sozialen Diskursen hergestellte Fiktion“ (Brandes 2002:20). Denn es gibt erkenntnistheoretisch keinen direkten Zugriff zur bloßen Natur des Menschen, die Legitimation mit dem Rückgriff auf die Natur verzerrt die Perspektive, dass dieser Zugriff auf die Natur schon „immer im Modus sozial produzierten Wissens begegnet“ (Gildemeister/Wetterer 1992: 210).

Aufgrund dieser Debatten fordern viele ForscherInnen eine Neudefinition der Begriffe.

Die Literatur ist sich also uneins, ob das Geschlecht biologisch determiniert ist, oder ob soziale Einflüsse das Geschlecht konstruieren, wenngleich festgestellt werden müsste, dass das Geschlecht „interdependent und multikausal in einem komplexen Wechselwirkungsprozess von genetischen Veranlagungen und kulturellen Einflüssen verwirklicht“ (Palz und Partner 2006: 32) wird. Zum Beispiel sind Unterschiede des räumlichen Vorstellungsvermögens kultureller Natur, während Unterschiede bei physischer Stärke eher einen biosozialen Ursprung haben (vgl. Palz und Partner 2006: 32). Nach Palz und Partner ist also die Debatte, ob das Geschlecht sozial konstruiert oder biologisch festgelegt ist überflüssig, da gewisse Differenzen auf den biologischen Ursprung des Geschlechts zurückzuführen sind, während andere Unterschiede soziale Normen und gesellschaftliche Hintergründe als Ursache aufweisen.

„Natürliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind zwar evident, ihre gesellschaftliche Akzentuierung und Sinnhaftigkeit werden jedoch soziokulturell konstruiert“ (Zurstiege 1998: 38).

Allerding kann man auch hier die vorherigen Kritikpunkte antragen und die biologischen Ursprünge des Geschlechts kritisch hinterfragen. Es gibt auch Theorien, die den kompletten biologischen Ursprung des Geschlechts anzweifeln und von einer kulturell entstehenden Konstruktion des Geschlechts ausgehen, wie zum Beispiel der Ansatz des Doing Gender.

4.2. Doing Gender

„Geschlecht ist nicht etwas, was wir „haben“ und „sind“, sondern etwas, was wir tun“ (Hagemann-White 1993: 68).

Das Konzept des „Doing Gender“ findet seinen Ursprung in der interaktionstheoretischen Soziologie und steht für die Perspektive der sozialen Konstruktion des Geschlechtes. Es basiert auf den Transsexuellen Studien von Harold Garfinkel (1967) und Susan Kessler/Wendy McKenna (1978) (vgl. Gildemeister 2008: 139).

Es werden die sozialen Einflüsse und Prozesse untersucht, die das Geschlecht prägen und formen. Es ist eine Abgrenzung zur Sex und Gender Unterscheidung und „besagt im Kern, dass Geschlechtszugehörigkeit und Geschlechtsidentität als fortlaufender Herstellungsprozess aufzufassen sind“ (Gildemeister 2008: 137). Die Sichtweise des Sex Gender Modells wird umgedreht und Geschlechtszugehörigkeit wird nicht als Ausgangspunkt für die Unterscheidung von Handlungen und Verhalten gehandelt, sondern als Ergebnis komplexer sozialer Prozesse. In dem Ansatz des „Doing Gender“ ist Gender ist somit ein Produkt performativer Tätigkeit und keine angeborene, starre Eigenschaft. Das Geschlecht wird zu einer sozialen Konstruktion. Wenn man das Geschlecht als „diskursiven Prozess begreift, dann gibt es nicht das Weibliche und das Männliche, sondern es bilden sich immer nur bestimmte und vergängliche kulturelle und soziale Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit“ (Schneider 2001: 99). Die Zuschreibungen, die als männlich oder weiblich gelten, sind Produkt von normativen Vorstellungen der Gesellschaft. Dieser Vorgang der sozialen Konstruktion ist nicht offensichtlich und erscheint sehr natürlich, weswegen es zu Irritationen kommt. Die Prozesse erscheinen starr und gefestigt und die Konstruktion des biologischen Geschlechts wird dadurch verschleiert. „Das anatomische Geschlecht (sex) und das kulturelle Geschlecht (gender) sind dementsprechend beides Konstruktionen, die mit Hilfe vielfältigster Strategien, performativer Akte und Regelungsmechanismen stabilisiert und ständig reproduziert werden“ (Scheer 2001: 104).

Das Verhalten von Personen wird oft vereinfacht durch die Annahmen, dass Männer und Frauen von Natur aus so sind, während der Ansatz des „Doing Gender“ genau das kritisiert, da es der Komplexität des Handeln nicht entspricht. Die geschlechtsspezifische Identität wird durch Erwartungen der Gesellschaft konstruiert, die jeweiligen Geschlechter richten ihr Verhalten nach den normativen Annahmen, wie man sich als Mann oder Frau in der Gesellschaft verhält, „denn die Geschlechtsdifferenzierung ist ein konstitutiv unvollendeter und auf sich selbst gerichteter Prozeß“ (Zurstiege 1998: 49). Sämtliche Ebenen der Gesellschaft sind durch Geschlechterzuschreibungen definiert. Bei der Mode angefangen, bis zu Geschlechterdifferenzierung in Berufen, Sportarten und endend bei der selektiven Partnerwahl, das sozial konstruierte Geschlecht findet sich überall in der Gesellschaft wieder.

Als Folge entstehen je nach Gesellschaft unterschiedliche Geschlechterbilder, die sich nach der Kultur und den sozialen Normen richten.

„Nicht alle Gesellschaften, das zeigt inzwischen eine Vielzahl von Studien, kennen zwei und nur zwei Geschlechter; nicht in allen Kulturen ist die Geschlechtszugehörigkeit eine lebenslange Obligation“ (Wetterer 2008: 127).

Das Sex-Gender Konzept wurde überarbeitet und in drei Kategorien unterteilt:

„– „sex“: die Geburtsklassifikation des körperlichen Geschlechts aufgrund sozial vereinbarter biologischer Kriterien;
– „sex-category“: die soziale Zuordnung zu einem Geschlecht im Alltag aufgrund der sozial geforderten Darstellung einer erkennbaren Zugehörigkeit zur einen oder anderen Kategorie. Diese muss der Geburtsklassifikation nicht entsprechen;
– „gender“: die intersubjektive Validierung in Interaktionsprozessen durch ein situationsadäquates Verhalten und Handeln im Lichte normativer Vorgaben und unter Berücksichtigung der Tätigkeiten, welche der in Anspruch genommenen Geschlechtskategorie angemessen sind“ (Gildemeister 2008: 138).

Diese Unterteilung soll Kategorien darstellen, die analytisch unabhängig voneinander sind.

Um diesen Annährungsversuch zur Geschlechterdifferenzierung genauer zu beleuchten, muss man sich mit dem Begriff der Interaktion vertraut machen.

„Interaktion stellt einen formenden Prozess eigener Art dar, weil er Zwänge impliziert, in welche die Akteure involviert sind und denen sie nicht ausweichen können. Einer dieser Mechanismen ist der Zwang zur kategorialen und individuellen

Identifikation der Interaktionsteilnehmer – und genau dabei wird Geschlechtszugehörigkeit zentral“ (ebd. 138). Dadurch kann die Interaktion als Analyseebene für die Geschlechterforschung gehandelt werden. Die Zuschreibung der Geschlechtsidentität ist somit ein komplexer Prozess, bei dem kulturellen Vorstellungen bei den Interaktionspartnern eine zentrale Rolle spielen. Infolgedessen sind alle Personen DarstellerInnen ihres Geschlechts und repräsentieren die gesellschaftlich geprägten Geschlechterrollen durch ihr Handeln.

„ „Geschlecht“ stellt in diesem Kontext ein in hohem Maße komplexitätsreduzierendes Klassifikationsschema dar, mit dem wir die Welt ordnen und unseren Gegenüber einordnen“ (ebd. 138). Jede Verhaltensweise, die Personen in einer bestimmten Gesellschaft aufzeigen, ist somit durch die jeweiligen Geschlechterbilder bestimmt und wird entweder als zu dem Geschlecht passend oder unpassend zugeordnet, „once people decide what you are, they interpret everything you do in light of that“ (Kessler/McKenna 1978: 6).

Durch den Prozess der Interaktion wird das soziale Geschlecht hergestellt und validiert, die soziale Zugehörigkeit zu einem Geschlecht wird bestätigt und die Interaktion bekräftigt diesen Anspruch der Zugehörigkeit.

Folglich prägen die Bilder des Mannes und der Frau in Massenmedien nach dem „Doing Gender“ Ansatz die Auffassung, was in der Gesellschaft als angebracht für das jeweilige Geschlecht gilt. Die Darstellung des Geschlechts in den Medien gibt nicht nur geschlechtliche Vorbilder, die Medien erzeugen ein Bild, wie man sich als Mann und Frau zu verhalten hat und schaffen somit das Geschlecht und die typischen Verhaltensweisen. Es wird von einem Zusammenhang von „der medialen Produktion geschlechtlicher Differenzen und ihrer Aneignung durch ZuschaurInnen“ (Seier/Warth 2005: 92) ausgegangen. Gerade die Massenmedien haben einen hohen Einfluss auf die soziale Konstruktion des Geschlechts.

In dieser Arbeit wird von der sozialen Konstruktion des Geschlechts ausgegangen. Gerade das Modell des „Doing Gender“ stellte eine wichtige theoretische Grundlage bezüglich der Fragestellung. Da gerade die Massenmedien einen hohen Einfluss auf die soziale Konstruktion des Geschlechts haben, ist die Darstellung der Geschlechter in der populären Serie „How i met your mother“ wissenschaftlich höchst relevant. Vor diesem Schritt werden aber noch der Begriff der Geschlechterstereotype und das aktuelle Bild des Mannes untersucht.

4.3. Geschlechterstereotype

„Geschlechterstereotype sind kognitive Strukturen, die sozial geteiltes Wissen über die charakteristischen Merkmale von Frauen und Männern enthalten“ (Eckes 2010: 178). Geschlechterstereotype besitzen einen dualen Charakter: Einerseits entstehen sie aus dem individuellen Wissensschatz und des individuellen Weltbildes einer Person, andererseits haben sie einen konsensuellen Charakter, der auf der jeweiligen Kultur und den Normen der Gesellschaft basiert.

Es handelt sich um traditionelle Zuschreibungen von bestimmten Attributen auf das männliche oder weibliche Geschlecht. Es gibt deskriptive und präskriptive Anteile: Deskriptiv Elemente beinhalten traditionelle Vermutungen, wie Männer und Frauen sind, während präskriptive Anteile aufzeigen, wie sich Männer und Frauen nach der Norm verhalten „sollen“ (vgl. Eckes 2010: 171)

Die Geschlechterstereotype schreiben Männern und Frauen spezifische Eigenschaften zu: „Im Kern von Geschlechtsrollenstereotypen bzw. kulturellen Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit stehen Annahmen über Emotionalität und emotionale Expressivität“ (Bilden 1991: 285). Der Mann wird oft als dominant, zielstrebig, rational und teilweise aggressiv beschrieben. Frauen dagegen gelten eher als emotional, einfühlsam und ängstlich. Werden diese Stereotypen verletzt folgt oft Hohn und Spott oder andere Weisen von Bestrafungen. „Geschlechterstereotypen sind in hohem Maße änderungsresistent“ (Eckes 2010: 178).

Die sozialen Rollen des Mannes und der Frau sind dabei prägend für die Annahme von bestimmten Stereotypen. Da die Frauen größtenteils die Hausfrauenrolle bzw. Berufsrollen in sozialem Umfeld übernehmen (zum Beispiel Krankenschwester oder Kindergärtnerin) entwickeln sich Stereotype wie einfühlsam, während die Männer eher Berufsrollen mit hohem Status wie zum Beispiel Manager ausüben.

„Zu den männlich typisierten Identitäten gehören Mut, Furchtlosigkeit, Heldenmut und Konkurrenzfähigkeit“ (Palz und Partner 2006: 36). Diese Stereotypen führen dazu, dass vor allem Jungen im Alter von fünf bis neun strikte Grenzen zwischen den Geschlechtern und deren Verhaltensnormen ziehen (vgl. ebd.: 36). Es entstehen normative Erwartungen an das jeweilige Geschlecht, welche durch die Gesellschaft definiert werden. Diese Unterscheidungen von Mann und Frau wird von allen Mitgliedern der Gesellschaft in ihren Handlungen und Kommunikationen erwartet. Dadurch werden „die beiden Kategorien sex und gender theoretisch auf eine Stufe gestellt, denn sie unterscheiden lediglich durch den Grad ihrer Erwartbarkeit, nicht jedoch durch den Grad ihrer Wirklichkeitsnähe“ (Zurstiege 1998: 32). Die Geschlechtermerkmale unterscheiden sich nur dadurch, ob sie in der Gesellschaft als typisch männlich oder typisch weiblich angesehen werden. Dieser Interpretationsansatz dient dazu, die Geschlechterdifferenzen als Merkmal sozialer Organisationen zu akzentuieren (vgl. ebd. 32).

Stereotype als soziokognitive Strukturen darf aber nicht mit Stereotypisierung verwechselt werden. Die Stereotypisierung ist ein individueller Prozess, der automatisch und innerhalb von ein paar Sekunden geschieht. Personen werden in bestimmte Kategorien eingeordnet, die auf stereotypem Wissen basieren, was schon im Kindesalter aufgenommen wird (vgl. Eckes 2010: 178).

Allerdings bergen Stereotype immer die Gefahr der Vorurteile und Verallgemeinerung. Obwohl Stereotype subjektiv als erwiesen gelten, sind sie nicht wahrheitsfähig, sondern dienen lediglich der Rationalisierung von Vorurteilen (vgl. Gredig 1994: 17f.).

Dennoch sind Stereotypen notwendige Hilfsmittel um hochkomplexe Themen zusammenzufassen. „Geschlechtsstereotype bezeichnen im Folgenden alle an das Geschlecht einer Person gekoppelten Erwartungen, die sich im Falle ihrer Enttäuschung als lernfähig erweisen“ (Zurstiege 1998: 33).

Ein anderes Modell ist das Stereotypinhaltsmodel. Dieses Modell arbeitet mit dem Konzept der Interdependenz: Je nachdem, ob die Interdependenz kooperativ oder kompetitiv ausfällt, gewinnen beide Gruppe bei einer Interaktion oder ein Part verliert. Aus diesem Model ergibt sich der traditionelle männliche Stereotyp aus hohem gesellschaftlichem Status mit einer kompetitiven Orientierung bezüglich der Frau. Die Stereotype haben mehr präskriptive Anteile, um die Geschlechter-hierarchie aufrecht zu erhalten (vgl. Eckes 2010: 173).

Männer- und Frauenbilder im Sinn von medial kommunizierten Geschlechtsstereotypen dürfen nicht verwechselt werden mit Geschlechterleitbildern. „Als Geschlechterleitbilder, Männerleitbilder und Frauenleitbilder sollen all jene Geschlechtsrollen verstanden werden, die in den Medien kommuniziert werden“ (Zurstiege 1998: 36). Geschlechterleitbilder haben immer einen normativen Charakter, deswegen soll in dieser Arbeit von Stereotypen ausgegangen werden, da eine möglichst weite Sicht auf die Interpretationsmöglichkeiten gehalten werden soll, „wie nicht klar ist, welchen Grad der sozialen Verbindlichkeit die beschriebenen Aspekte implizieren“ (ebd. 37). Ich halte mich bei dieser Auffassung an Zurstiege, da seine Arbeit und vor allem sein Kategorienschema Grundlage für diese Arbeit sind.

Geschlechterstereotypen beeinflussen aber auch in hohem Maße zwischen-menschliche Interaktionen. So werden bestimmte Verhaltensmuster von der Person erwartet und die Selbstdarstellung richtet sich nach dem Stereotyp. Somit entsteht eine künstlich geschaffene Interaktion, die versucht die Geschlechterstereotype zu erfüllen. Daher nehmen Geschlechterstereotype auch Einfluss auf den Verlauf und die Form zwischenmenschlicher Interaktionen. Ob geschlechtstypische Verhaltensweisen auftreten ist bestimmt davon, ob die Person sich positiv darstellen will. Zum Beispiel stellen sich Frauen, die einen attraktiven Mann treffen, in ein rollenkonformes Licht (vgl. Eckes 2010: 178).

Ein andere Art des geschlechtstypischen Verhaltens ist der behaviorale Erwartungsprozess: „Von einem behavioralen Erwartungseffekt wird gesprochen, wenn die (nicht explizit genannten) Erwartungen einer Person eine andere Person bewegen, sich in einer Weise zu verhalten, die den anfänglichen Erwartungen der ersten Person entspricht“ (ebd.: 178).

Ein eng damit verbundener Begriff sind die Geschlechterrollen. Bei diesem Begriff werden vor allem „die an das Geschlecht einer Person gekoppelten normativen Erwartungen betont“ (Zurstiege 1998: 23). Von den jeweiligen Geschlechtern wird ein korrektes und richtiges Verhalten erwartet, um dem Rollenbild zu entsprechen. Es werden die Vorstellungen, die man von Frauen und Männern in der Gesellschaft hat, in den Vordergrund gestellt. Dadurch wird ein vorhersehbares Verhalten geschaffen, das nach der typischen Geschlechterrolle berechenbar ist. Allerdings existiert eine fehlende Trennschärfe zwischen den Begriffsdefinitionen des Geschlechterstereotyps und der Geschlechtsrolle (vgl. ebd. 23). Deswegen wird sich in der folgenden Arbeit auf den Begriff des Geschlechterstereotyps beschränkt.

Natürlich haben sich diese Rollen in der modernen Zeit immer mehr verschoben bzw. verschieben sich. So werden in der Serie „How i met your mother“ drei moderne männliche Charaktere dargestellt. Mit Selbstdarstellung und der Erfüllung von Stereotypen wird in der Serie „How i met your mother“ gespielt und bestimmte Geschlechterstereotype werden ironisch aufgearbeitet bzw. werden bewusst eingesetzt.

Aus diesem Grunde möchte ich die Theorie der Geschlechterstereotypen in den empirischen Teil einfließen lassen und genau untersuchen, wie die männlichen Hauptdarsteller unter diesem Zusammenhang dargestellt werden.

4.4. Männlichkeiten

"Noch vor nicht allzulanger Zeit war die Frau der dunkle und unerschlossene Kontinent der Menschheit, und niemand wäre auf die Idee gekommen, den Mann in Frage zu stellen. Männlichkeit erschien als etwas Selbstverständliches: strahlend, naturgegeben und der Weiblichkeit entgegengesetzt. In den letzten drei Jahrzehnten sind diese jahrtausendealten Selbstverständlichkeiten in sich zusammengebrochen. Indem die Frauen sich neu definierten, zwangen sie die Männer, das gleiche zu tun." (Badinter 1993: 11f)

Das Faktum, dass es Männer und Frauen in unserem gesellschaftlichen Zusammenlebens gibt ist unumstritten, aber wer versucht, „nach den Bedingungen von Männlichkeit und Weiblichkeit zu fragen, sollte also gewappnet sein“ (Zurstiege 1998: 39).

Der Begriff der Männlichkeit steht immer in Relation zu Weiblichkeit und definiert sich folglich in der Abgrenzung zum Begriff der Weiblichkeit. Ohne den einen Bereich des Geschlechts kann der andere nicht existieren. „Männlichkeit und Weiblichkeit sind in sich relationale Konzepte, die sich aufeinander beziehen und erst im Verhältnis zueinander Bedeutung gewinnen“ (Connell 2006: 63). Männerforschung ist daher ein Teilbereich der Gender-Forschung.

Das Geschlecht des Mannes wurde in der Genderforschung oft vernachlässigt. Wenn Aussagen über ein Geschlecht gemacht werden, führt dies unvermeidbar zu Zuschreibungen über das andere Geschlecht. Um allerdings mehr über ein Geschlecht zu erfahren, muss man den Fokus einschränken und das andere Geschlecht außer Acht lassen. „Männerforschung ist in dem Sinne androzentrisch, d.h. auf den Mann bezogen, in dem sie sich auf die Analyse der Konstruktion von Männlichkeit konzentriert“ (Zurstiege 1998: 53).

Männlichkeit wird wie in den vorherigen Kapiteln aufgezeigt in der Gesellschaft oft immer noch als gegeben betrachtet. „Selbstverständliches muß nicht gerechtfertigt werden, es wird in seinem Sein durch das „explizite“ Reden über das andere bestätigt“ (Dölling 1993: 24). Das Männliche gilt als selbstverständlich und wird von vielen Theoretikern gleichgesetzt mit dem allgemein Menschlichen. „Männlichkeit wird auf diese Weise gleichsam ins Unsichtbare hinein objektiviert“ (Zurstiege 2001: 203). Dadurch entsteht eine Situation, bei der die Frauen als das andere Geschlecht gesehen werden, während Männlichkeit auf das Menschliche verallgemeinert wird und es damit keinen Bezugsrahmen zur Männlichkeit gibt. Dadurch bleibt die Männlichkeit gegen Kritik immun, aber Probleme und Krisen der Männlichkeit bleiben verborgen.

Viele Debatten über Männlichkeit implizieren letztendlich, dass Männlichkeit ein soziales Problem darstellt. Ein anderer Ansatz schafft die Theorie, dass Männer wie Frauen Opfer eines Patriarchats sind, das heißt, dass ein Großteil der Bevölkerung unter dem Einfluss einer männlichen Minderheit steht, die gesellschaftliche Macht über Frauen, aber auch über andere Männer ausüben (vgl. Zurstiege 1993: 40).

Männer werden „öffentlich noch immer als das „starke Geschlecht“ wahrgenommen und stilisieren sich auch häufig noch so“ (Hollstein 2008: 9). Männerfeindlichkeit und Männerverachtung scheinen nach Hollstein tief in der Gesellschaft verankert zu sein. In der Realität sind die Machtpositionen auf einen sehr kleinen Kreis von Männern verteilt (vgl. Hollstein 2008: 10).

Wie der „Doing Gender“ Ansatz geht die Männerforschung davon aus, dass Männlichkeit nicht gegeben ist, sondern ein Prozess der sozialen Konstruktion ist und somit hergestellt wird. Daher wird in der Männerforschung vom Plural, von Männlichkeiten gesprochen, da es nicht nur eine zu erforschende Männlichkeit gibt (vgl. Brandes 2002: 19). Männlichkeit resultiert also aus einem individuellen Konstruktionsprozess, der von sozialen und kulturellen Bedingungen abhängig ist. Ein einheitliches Bild des Mannes wird in den Men’s Studies abgelehnt. Die ForscherInnen kommen zu dem Schluss „daß es kein universelles männliches Modell gibt, das für alle Zeiten und an jedem Ort Geltung hätte“ (Badinter 1993: 41).

Männlichkeit ist unter diesen Bedingungen ein Ideal, das nie wirklich erreicht wird. „Masculinity is unresolved – never able to be fully demonstrated, subject to eternal doubt“ (Kimmel 1990: 100). Männlichkeit basiert also auf einer “strukturellen Unsicherheit” (Zurstiege 1998: 60), da es keine klare Definition von dem gibt, was als männlich gilt und dieses Bild der Männlichkeit sich ständig ändert.

In der Debatte über das Geschlecht und den Mann wird immer wieder die These genannt, dass der Mann in einer Krise steckt. Die Sicherheit, der Status quo, hätte sich durch die Frauenbewegung aufgelöst und somit sieht sich der Mann mit der Ambivalenz der Moderne konfrontiert. „Folgt man dieser Diagnose, finden sich die Männer gegenwärtig auf der Schattenseite der gesellschaftlichen Modernisierung wieder“ (Meuser 2001: 9). Durch den historischen Aufstieg der Frau haben sich die Bilder der Geschlechter verschoben. Der Mann stecke in einer Identitätskrise und dies mache das Männerbild „brüchig, unklar und defensiv“ (Hollstein 1988: 27). Die traditionelle hegemoniale Position des Mannes in der Geschlechterordnung ist nicht mehr vorhanden und der Mann muss seine Identität neu definieren. „Auch einstmals positive Qualitäten des Mann-Seins werden mittlerweile gesellschaftlich umgedeutet. Mut wird als Aggressivität denunziert; aus Leistungsmotivation wird männlicher Karrierismus“ (Hollstein 2008: 13).

Das Bild des Mannes ist vor allem in der westlichen Gesellschaft ein imperatives. Es besteht eine kontinuierliche Herausforderung ein Mann zu sein und dies durch Leistung zu zeigen (vgl. Badinter 1993: 14). Männlichkeit muss bewiesen und gezeigt werden, ansonsten erfolgt Spott und Diskriminierung. „Der Mann ist also ein Art Artefakt, und als solches läuft er beständig Gefahr, bei einer Unzulänglichkeit ertappt zu werden“ (ebd. 15). Die Frage, was einen Mann genau ausmacht, was ein richtiger Mann ist, steht im Raum, ohne wirklich beantwortet zu werden. Noch vor einiger Zeit kam niemand auf die Idee überhaupt diese Frage zu stellen, Männer wussten genau, wer sie waren. Der Hauptunterscheidungspunkt, der Männer in dieser Zeit definierte, ging durch die feministische Bewegung verloren: „die Überlegenheit des Mannes über die Frau“ (ebd. 17). In der heutigen Zeit ist dieses hierarchische System ausgehöhlt und aufgedeckt.

„Es gibt heute ein kohärentes begründetes, vorwärtsgewandtes und damit auch offensives Frauenbild, während umgekehrt nur noch Versatzstücke eines Männerbildes vorhanden sind – inkohärent, torsohaft, fragmentarisch, entwertet, nicht mehr überzeugend und vor allem: defensiv“ (Hollstein 1990: 14).

Daraus folgt, dass Männer in der heutigen Zeit entweder nicht männlich genug oder zu männlich sind.

Sigmund Freud versuchte zum ersten Mal Männlichkeit wissenschaftlich zu erklären. „Freud war klar, daß Sexualität und soziales Geschlecht nicht naturgegeben sind, sondern in einem langen und konfliktreichen Prozeß erst konstruiert werden“ (Connell 2006: 27). Sigmund Freud erkannte also schon zu seiner Zeit, dass das Geschlecht sozial konstruiert wird und nicht ein naturgegebener Fakt ist. Freud erkannte einen entscheidenden Moment in der Entwicklung, den Ödipuskomplex, kindliche Gefühlsschwankungen, von Rivalität bis zur Kastrationsangst. Freud zeigte auf, dass teils gegensätzliche Emotionen in der Männlichkeit bestehen. „Die Persönlichkeit ist nicht transparent und einheitlich, sondern zeichnet sich durch eine nuancenreiche, vielschichtige Struktur aus“ (ebd. 28).

Carl Gustav Jung dagegen argumentierte, dass der moderne Feminismus den Archetypus des Mannes unterdrücke und zu weit in eine Richtung gehe (vgl. Connell 2006:32).

Vor allem in den Massenmedien spielt das Bild des Mannes eine wichtige Rolle und die Medien haben auch einen großen Einfluss auf die Darstellung von Männlichkeit. „The growth of global mass media, especially electronic media, is an obvious vector for the globalization of gender“ (Connell 1998: 10).

Die Männlichkeit spielt auch in der Sitcom „How i met your mother“ eine wichtige Rolle. Die unterschiedlichen männlichen Hauptcharaktere zeigen verschiedene Arten der Männlichkeit auf, die aber auch auf Stereotypen basieren. Dadurch, dass auch die Männerforschung nicht von einem einheitlichen Männerbild ausgeht, stimmt dies mit dem Ansatz überein, diese drei unterschiedlichen Typen von Männlichkeit empirisch zu analysieren um Klarheit darüber zu gewinnen, welche Männerbilder in der heutigen Zeit in den Massenmedien vorhanden sind.

4.5. Das System der hegemonialen Männlichkeit

„Wir müssen den Betrachtungshorizont erweitern und Männlichkeit nicht als isoliertes Objekt verstehen, sondern als Aspekt einer umfassenderen Struktur“ (Connell 2006: 87).

Connell zeigt in seinem Werk „Der gemachte Mann“ vier Versuche auf den Begriffe Männlichkeit zu definieren: Die essentialistische Definitionen von Männlichkeit versucht einen Aspekt zu finden, der das Prinzip der Männlichkeit ausmacht, wie zum Beispiel Risikofreudigkeit oder Aggression. Dieser Versuch schwächelt aber daran, dass der essentielle Aspekt nicht zielgerichtet ausgewählt und diese Auswahl nur schwer begründet werden kann.

Der positivistische Ansatz versucht eine einfache Definition von Männlichkeit zu finden. Es wird versucht ein Muster der Männlichkeit zu finden und darzustellen. Dieser Versuch hat die Schwäche, dass er von angeblich neutralen Vorstellungen ausgeht, die aber schon auf Annahmen über das Geschlecht basieren und ist auch in anderen Punkten anzuzweifeln.

Normative Definitionen von Männlichkeit hingegen stellen dar, wie Männer sein sollen. Sie definieren einen Standard, der eine Norm fordert, was einen Mann ausmacht. Semiotische Ansätze beschreiben Männlichkeit durch ein System symbolischer Differenzen, wobei sich Männlichkeit und Weiblichkeit gegenüberstehen (vgl. Connell 2006: 88ff).

Um Männlichkeit genauer zu analysieren, gebraucht Connell das Prinzip des sozialen Geschlechts, das sich dadurch definiert, dass es „genau in dem Ausmaß existiert, in dem die Biologie das Soziale nicht determiniert“ (Connell 2006: 92). Um die Struktur des sozialen Geschlechts beschreiben zu können, stellt Connell ein dreistufiges Modell vor: Er unterscheidet dabei Machtbeziehungen, Produktionsbeziehungen und emotionale Bindungsstruktur unterscheidet (vgl. Connell 2006: 94). Die Machtbeziehungen zeichnen sich durch die Dominanz der Männer und die Unterordnung der Frau aus, die trotz Widerständen weiterhin bestehen. Die Produktionsbeziehungen stellen den Unterschied in der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern dar, während die emotionale Bindungsstruktur das sexuelle Begehren beschreibt (vgl. Connell 2006: 94ff). Außerdem stellt Connell die These auf, dass sich das soziale Geschlecht mit anderen Faktoren wie zum Beispiel Rasse überschneidet.

„Hegemoniale Männlichkeit kann man als jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis definieren, welche die momentan akzeptierte Antwort auf das Legitimitätsproblem des Patriarchats verkörpert und die Dominanz der Männer sowie die Unterordnung der Frauen gewährleistet“ (Connell 2006: 98).

Connell unterscheidet verschiedene Beziehungen zwischen Männlichkeiten. Die Hegemonie bezeichnet die Dominanz einer männlichen Gruppe über die andere. Die Führungsebenen in Wirtschaft, Militär und Politik inszenieren Männlichkeit und diese wird zur Schau gestellt, wobei die Hegemonie durch Autorität gewonnen wird. „Hegemonie bezieht sich auf die kulturelle Dominanz in der Gesellschaft insgesamt“ (Connell 2006: 99). Bei der Unterordnung gibt es ein Verhältnis von Dominanz und Unterordnung zwischen zwei Gruppen. Dabei ist zu beachten, dass vor allem die Dominanz der heterosexuellen Männer über die homosexuellen Männer in unserer heutigen Gesellschaft laut Connell vorherrscht. Homosexuelle Männer werden unterdrückt, diskriminiert und kulturell ausgeschlossen.

Bei der Komplizenschaft handelt es sich um Beziehungen unter denjenigen, die von der Geschlechterordnung profitieren, aber nicht den Risiken und Konfrontationen ausgesetzt sind.

Die marginalisierte Männlichkeit ist Teil der Männlichkeit, die zwar eine gewisse Dominanz in bestimmten Bereichen der Gesellschaft hat, aber gleichzeitig eine eigenständige Form von Männlichkeit entwickelt (vgl. Connell 2006: 97ff).

Laut Connell kann man in der Gesellschaft nie nur eine einzige Form von Männlichkeit beobachten. Zudem hat sich Männlichkeit im Laufe der Jahre sozial gewandelt. Das Militär zum Beispiel hat an Macht eingebüßt, während die Eliten in Politik und Wirtschaft an Bedeutung gewonnen haben.

Es gibt allerdings auch Kritik an dem Ansatz der hegemonialen Männlichkeit von Connell, denn nicht „in allen Milieus ist Homosexualität eine ausgegrenzte Form von Männlichkeit“ (Koppetsch/Maier 2001: 28). Außerdem ist das Einverständnis in die eigene Unterordnung von zentraler Rolle im Begriff der Hegemonie. Das Modell der Machtrelationen der hegemonialen Männlichkeit kann also nur auftreten, wenn es beide Geschlechter sowie der unterdrückte Teil der Männer akzeptieren. Dass die männliche Herrschaft nicht in allen Gesellschaften und Kulturen als Faktum angenommen wird, ist ein Indiz dafür, dass das Konzept der hegemonialen Männlichkeit sehr verallgemeinernde Prinzipien entwirft und nicht auf jede Kultur zutrifft.

Nichtsdestotrotz ist der Ansatz der hegemonialen Männlichkeit einer der einflussreichsten und prägendsten Theorien in der Männerforschung. „Hegemoniale Männlichkeit ist keine stabile Größe, sondern ein kulturelles Ideal. Es muss keineswegs von einer Mehrheit von Männern gelebt werden, um bei sehr vielen als Orientierungsmuster zu gelten“ (Martschukat/Stieglitz 2008: 42).

Kurz zusammengefasst wird Männlichkeit aus hegemonialer Sicht als „a man in power, a man with power, and a man of power“ (Kimmel 2004: 184) definiert. Die hegemoniale Männlichkeit stellte somit das kulturelle idealisierte Bild des Mannes dar, welches kulturell und gesellschaftlich anerkannt und gewürdigt wird. Hegemoniale Männlichkeit beeinflusst dadurch männliches Verhalten, obwohl dieses Ideal nicht mit der Identität der meisten Männer übereinstimmt. Es entwickelt sich ein gesellschaftliches Ideal, nach dem alle Männer in der Gesellschaft beurteilt, getestet und behandelt werden.

Für Analysezwecke bietet dieses Konzept allerdings nur einen vagen Rahmen. Hier ist Bourdieus Ansatz des männlichen Habitus greifbarer.

4.6. Der soziale Habitus

Der Begriff des Habitus, von lateinisch habitus, was Gehabe bedeutet, hat eine lange Tradition, er ist verwandt mit dem französischen „habitude“, was Gewohnheit heißt und auch in anderen Sprachen steht der Ausdruck für das Gewohnheitsmäßige (vgl. Brandes 2002: 62).

Der Grundgedanke dieser Theorie ist es, dass die normativen Erwartungshaltungen an das jeweilige Geschlecht sich im individuellen Handeln unbewusst wiederspiegeln. Sprich die Normorientierung kommt in körperlich angeeigneten Haltungen zum Vorschein. Diese durch soziale Werte und Weltanschauungen eingeschriebenen unbewussten Gesten, Mimik und Haltungen bezeichnet Bourdieu als „sozialen Habitus“ (Brandes 2002: 21).

In diesem kultursoziologischen Ansatz überschneiden sich Körper und Gesellschaft. Bourdieu verortet die Konstruktion von Geschlecht „…bereits vor dem Diskurs, nämlich dort, wo Soziales und Körperliches noch ungetrennt sind – auf der Ebene des spontanen, praktischen Handels“ (Brandes 2002: 21). Dieser Prozess geschieht meist unbewusst und ist nur sehr begrenzt willentlich beeinflussbar. Der Körper passt sich schlicht und einfach der erforderlichen Situation immer wieder an und es kommt zu einer dauerhaften Umgangsweise mit ihm. Man eignet sich den Habitus also im Laufe der Zeit an, aber nicht durch bewussten Wissenserwerb, sondern durch unbewusste Körperhaltungen. Der soziale Habitus drückt sich zum Beispiel darin aus wie eine bestimmte Person spricht oder geht, wie die Person ihren Körper hält. Er ist zwar gebunden an den individuellen Körper aber ist ebenfalls „immer Ausdruck des Überindividuellen und der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppierung“ (Brandes 2002: 63). Er ist also Teil der individuellen und kollektiven Praxis und drückt nicht nur den Lebensstil und die Individualität des einzelnen, sondern auch die Kultur und die Gesellschaft aus, der die jeweilige Person angehört. Die Prinzipien und Unterscheidungen, die die Gesellschaft macht, gehen in die Köpfe der Individuen und fließen damit in ihre Konstruktion der Realität mit ein, weil „die Schemata, mit denen er seine Welt konstruiert, selbst von der Welt konstruiert sind“ (Bourdieu 2001: 191).

Zugleich dient der soziale Habitus der Zuweisung und der Abgrenzung sozialer Gruppen. Je nachdem, wie sich eine Person körperlich präsentiert wird sie leichter in eine Gruppe aufgenommen bzw. abgewiesen.

Bourdieu geht also von einem fixierten Konstruktivismus aus (vgl. ebd. 65), das heißt es gibt keinen Bruch zwischen körperlichem und sprachlichem Handeln. Der soziale Habitus durchdringt alle Teile des Lebens. „Wie einer spricht, tanzt, lacht, liest, was er liest, was er mag, welche Bekannten und Freunde er hat, all das ist eng miteinander verknüpft” (Bourdieu 1992: 32). Der soziale Habitus umfasst mehr als die kognitive Ebene, er wird „im wahrsten Sinn des Wortes einverleibt“ (Brandes 2002: 64). Je natürlicher und selbstverständlicher die sozialen und geschlechtlichen Unterschiede zwischen den Akteuren erscheinen, desto weniger ist ein bewusster, kognitiver Wissensprozess vorhanden. Den Habitus kann man deswegen auch als „Spontaneität ohne Willen und Bewusstsein“ (Bourdieu 1987: 105) verstehen.

Der Körper ist also nicht nur ein „Arbeitsmittel, sondern vor allen Dingen ein grundlegendes soziales Kommunikations- und Ausdrucksmittel“ (Brandes 2002: 66). Mimik, Gestik und Körperhaltung gelten als Indiz für die bestehende Hierarchie und Beziehungen der Individuen und Gruppen. Der Körper kann als sozialer Träger von gesellschaftlichen Normen gesehen werden. Durch Körpersprache, Mimik und Gestik kommuniziert der Körper soziale Bedeutungsmuster und Personen orientieren sich an diesen Kommunikationsinhalten. Außerdem drückt der Habitus die Zugehörigkeit einer sozialen Gruppe und damit das Verständnis von dem Männerbild der jeweiligen Gruppe aus.

Verschiedene Sportarten zeigen somit auf, dass die Sportler verschiedener Gesellschaftsschichten zugehören und damit auch ein unterschiedliches Männerbild haben. „Was vom Individuum als das Persönlichste, Privateste empfunden wird, Vorlieben und Abneigungen oder beispielsweise der „Geschmack“, erweist sich aus der Habitus perspektive als etwas fundamental Gemeinsames und Soziales“ (Brandes 2002: 67).

Also spiegelt sich der soziale Habitus auch in den Medien wieder, da alle Protagonisten, ihr Milieu und ihre gesellschaftliche Herkunft und damit auch ihr Männerbild unbewusst in ihrer Mimik, Gestik und Körperhaltung demonstrieren. Dadurch haben sie wiederum Einfluss auf den Rezipienten, der durch die Interaktion mit dem Medium wieder Verhaltensweisen aufnimmt. Zudem werden bestimmte Charaktere ganz bewusst mit Geschlechterstereotypen besetzt, die durch gewisse Gesten, Mimik und Körperhaltungen noch unterstützt werden. Dies passiert auch in der Serie „How i met your mother“, wo bewusst bestimmte Verhaltensweisen und Körpersprachen eingesetzt werden, um die verschiedenen Männertypen der Serie noch zu verstärken. Mimik, Gestik und Körperhaltung spielen eine wichtige Rolle in der Sitcom und geben Auskunft darüber, wie hier das Männerbild dargestellt wird, denn letztendlich zählen alle drei männlichen Hauptcharaktere zu einer sozialen Gruppe, sind aber dennoch sehr unterschiedlich.

Die Interaktion mit dem Medium, in diesem Falle mit der Sitcom „How i met your mother“ spielt also eine enorme Rolle, weswegen im folgenden Teil zuerst die kommunikationswissenschaftlichen Ansätze von Kommunikation und Interaktion genauer untersucht werden und dann genauer auf die Theorie der parasozialen Interaktion eingegangen wird, da diese bei Fernsehsendungen die Grundlage für die Interaktion zwischen Medienakteur und Zuschauer spielt und die parasoziale Interaktion diesen Prozess zwischen Medienperson und Publikum sehr detailliert und genau beschreibt

4.7. Kommunikation und Interaktion

„Die gesellschaftliche Handhabung der Unterscheidung zwischen Männern und Frauen basiert grundlegend auf Kommunikation. Kommunikation und Bewusstsein sind über das Medium Sprache strukturell aneinander gekoppelt. Die beiden Systeme befinden sich auf diese Weise in einem co-evolutionären Verhältnis zueinander“ (Zurstiege 1998: 54).

Der Begriff der Kommunikation trägt sehr viele unterschiedliche Bedeutungen. Merten erfasste in seiner begriffskritischen Studie 160 verschiedene Definitionen oder definitorische Sätze (vgl. Merten 1977: 29).

Interaktion wird als „aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen“ (Duden 1982: 350) definiert.

Interaktion darf aber nicht mit Kommunikation gleichgesetzt werden. Kommunikation beschreibt „die Mittel, derer sich im Rahmen der Interaktion bedient“ (Jäckel 2012: 87). Das heißt, wenn Kommunikation vorliegt, muss dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass eine Interaktion stattfindet. Zum Beispiel kann eine Person einer anderen einen Brief schreiben, was als Kommunikation gilt, aber keine Interaktion ist, da die Personen nicht im Bezug aufeinander handeln. „Interaktion und Kommunikation fallen dann zusammen, wenn die Interaktionspartner anwesend sind, also zugleich auch Kommunikationspartner füreinander sein können“ (Merten 1977, S. 65).

Leider ist auch der Begriff Interaktion sehr unterschiedlich in der Kommunikationswissenschaft definiert, obwohl Opp die drei Kriterien für die Brauchbarkeit wissenschaftlicher Definitionen wie folgt festsetzt: Präzision, Eindeutigkeit und Zweckmäßigkeit (vgl. Opp 1995: 127-132).

Es gibt mehrere Ansätze Interaktion zu definieren:

Die eingrenzende Strategie stellt für die Interaktivität die Kriterien der Anpassungsfähigkeit von Medienanwendungen auf die spezifischen Bedürfnisse der Beteiligten sowie die Größe ihres Handlungsspielraums auf (vgl. Goertz 1995: 485). Das heißt je mehr Kriterien erfüllt sind, desto höher ist die Interaktivität.

Die ausgrenzende Strategie definiert das Merkmal interaktiv sehr eng. Entweder es muss eine spezielle Kommunikationssituation vorliegen oder interaktiv wird einem bestimmten technischen Medium zugeordnet.

Ausgehend von der ausgrenzenden Strategie gibt es verschieden Definitionsansätze:

Interaktion ist eine Teilmenge der Kommunikation. Diese Ansicht vertritt Jäckel (1995: 467): „Wenn Interaktion stattfindet, findet immer auch Kommunikation statt. Kommunikation kann auch ohne Interaktion stattfinden.“

Für Rafaeli entsteht Interaktion nur bei einer Wechselseitigkeit. „Interactivity is feedback that relates both to previous messages and to the way previous messages related to those preceding them” (Rafaeli 1998: 111).Die aktuelle Mitteilung bezieht sich auf die frühere Mitteilung und auf die Beziehungen, die zwischen den Mitteilungen bestand.

Kommunikation ist eine Teilmenge der Interaktion. Bei diesem Ansatz sei nicht der Rollenwechsel zwischen Sender und Empfänger entscheidend, sondern zwischen Ausgangs- und Zielpartnern (vgl. Schönhagen 2002: 394ff). Akteure in Massenmedien können aufeinander Bezug nehmen, da prinzipiell die Möglichkeit besteht, die Rollen zu tauschen. Burkart beschreibt dies etwas anders: Kommunikation ist eine „sehr ausgereifte Form sozialer Interaktion“ (Burkart 2002: 59). Soziale Interaktion beschreibt einen Ablauf zwischen zwei Partnern, die nicht nur aufeinander bezogen handeln, sondern auch aufeinander wirken.

Zudem gibt es noch den Ansatz, dass Interaktion und Kommunikation unabhängige und eigenständige Begriffe sind. Kommunikation liegt vor, wenn ein Empfänger etwas als ein Zeichen interpretiert und zugleich dieses Zeichen von einem Sender als Botschaft an eine andere Person produziert worden ist. Kommunikation ist nicht interaktiv, wenn „keine Aktion mit zeitlich unmittelbar daran anschließender Reaktion, d. h. kein Wechsel von Sender und Empfänger stattfindet“ (Posner 1985: 244). Dennoch gibt es eine Schnittmenge von Interaktion und Kommunikation, die interaktive Kommunikation. Es müssen eine sofortige Reaktion auf eine Mitteilung und ein unmittelbarer Wechsel von Sender und Empfänger vorliegen.

Interaktion kann aber auch als eine Phase des Rezeptionsprozesses gesehen werden. Zum Beispiel kann die Interaktion auch als Interpretation beschrieben werden. Dabei zeigt Interaktion den inneren Dialog eines Kommunikationspartners auf, der das Medienangebot interpretiert und liest (vgl. Neuberger 2007: 41).

Zudem kann Interaktion auch als Selektion interpretiert werden. Vor allem im Zusammenhang mit neuen Medien wird der Interaktionsbegriff mit Selektion verknüpft (vgl. Neuberger 2007: 41).

An diesen unterschiedlichen Definitionen kann man sehen, dass die Begriffe der Kommunikation und der Interaktion hochkomplex sind und Kommunikation immer an Interaktion gebunden ist.

4.8. Parasoziale Interaktion

Die Parasoziale Interaktion (PSI) hat sich in der Kommunikationswissenschaft als populäres Forschungsfeld etabliert. Zum ersten Mal bemerkten Horton und Wohl (1956) dieses Phänomen und argumentierten, dass Massenmedien einen emotionalen Effekt auf den RezipientenIn haben. „Das PSI Konzept kann als ein zentraler Ansatz im Rahmen der Mediennutzungs- und –wirkungsforschung bezeichnet werden“ (Baeßler 2009: 18). Horten und Wohl benützten den Begriff Parasoziale Interaktion, um die Reaktion von Zuschauern auf Medienpersonen zu beschreiben. Ansatzpunkt war dabei die Beobachtung, dass der Moderierende sich meistens direkt in die Kamera und damit den Zuschauer ansprach. „Die aus dem Alltag gewohnte Gestik und der oft persönliche Konversationsstil führen zu ähnlichen Reaktionen wie in der realen, orthosozialen Interaktion“ (Baeßler 2009: 20). Der Medienakteur und der RezipientIn verhalten sich ähnlich wie in einer face-to-face Situation. Dabei werden die RezipientenInnen zur aktiven Teilnahme animiert. Die direkte Ansprache durch die Medienperson kann, muss aber kein Indiz für parasoziale Interaktion sein, da auch eine PSI mit fiktiven Medienakteuren, wie zum Beispiel in Serien und Filmen entstehen kann (vgl. ebd. 20). Für Horton und Wohl ähneln sich die soziale und parasoziale Interaktion. „The relationship of the devotee to the persona is, we suggest, experienced as of the same order as, and related to, the network of actual social relations” (Horton/Wohl 1956: 228).

Grundlegend ist dabei die Eigenschaft der Massenmedien, die Illusion einer Interaktion herstellen zu können. Es entsteht eine Wechselbeziehung der beteiligten Parteien, aber nicht die „physikalische Wechselwirkung, sondern das gegenseitige Aufeinander-Bezug-Nehmen von Personen, und dieses ist auch in Situationen möglich, in denen der einen Seite die Sicht auf die andere verwehrt bleibt“ (Hippel 1992: 192).

Parasoziale Interaktion schildert das Geschehen zwischen Medienakteuren und Medienakteurinnen und RezipientenInnen. Das PSI-Konzept geht dabei „von einem aktiven, seinen Bedürfnissen und Motiven entsprechend auf die Medienperson bezogen handelnden Rezipienten aus“ (Baeßler 2009: 18).

Der entscheidende Faktor ist aber die Einseitigkeit der PSI. Es ist einerseits eine defizitäre Eigenschaft, andererseits können Vorteile wie zum Beispiel das Fehlen von Verpflichtungen zustande kommen. Außerdem kann sich der RezipientIn jederzeit ohne Folgen aus der PSI zurückziehen oder eine andere Interaktion eingehen (vgl. Baeßler 2009: 21).

Es geht hierbei um die Erforschung einer besonderen Art von Interaktion, die sich von der sozialen Interaktion unterscheidet. Die soziale Interaktion findet mit der Anwesenheit zweier Personen statt, dabei sind die Personen sich der Anwesenheit des anderen bewusst. Gleichzeitig können sich die Interaktionspartner sich gegenseitig sehen und beobachten. Daraus folgt, dass sich das Verhalten der Interaktionspartner sich nach dem jeweils anderen richtet. Es entsteht ein Bezug zueinander und die Interaktion läuft reziprok ab.

Während die Aktionen der Person in den Medien den Rezipienten und die Rezipientin erreichen können, haben der Rezipient und die Rezipentin keinerlei Einfluss auf die Persona in den Medien. Die Persona richtet ihr Verhalten völlig unabhängig davon aus, wie der Zuschauer darauf reagiert. Die Parasoziale Interaktion ist somit eine asymmetrische Interaktionsform. Die Persona kann auf den Zuschauer nonverbal und verbal Bezug nehmen. Die nonverbale Bezugnahme spiegelt sich in der Körperhaltung der Persona wieder, je nachdem, ob die Körperhaltung der Persona dem Rezipienten zugewandt ist. Auch verbal kann die Persona auf den ZuschauerIn eingehen, indem bestimmte Worte und Aussagen genannt werden, die für das Selbstkonzept der Zuschauer relevant sind (vgl. Schramm 2006: 251). Der RezipientIn kann somit auf das Interaktionsangebot der Medienperson eingehen oder es ignorieren.

Der ZuschauerIn fühlt sich angesprochen durch die Aktionen der Person in den Medien. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die Dauer und die Frequenz des Rezipierens oder wie attraktiv die Persona auf den ZuschauerIn wirkt. Dadurch gibt der RezipientIn seine passive Rolle des Beobachters auf und spielt eine aktive Rolle, die sich in erhöhtem Interesse, angespannter Körperhaltung oder Sprechen mit der Medienperson ausdrückt (vgl. Hartmann/Schramm/Klimmt 2004: 27).

„Der entscheidende Unterschied zu normalen Interaktionssituationen ist jedoch, dass einer der Interaktionspartner den anderen Interaktionspartner nicht beobachten kann“ (Hartmann 2010: 14). Die parasoziale Interaktion basiert auf der Illusion einer normalen sozialen Interaktion. Das Publikum kann das Gefühl bekommen, es handle sich um eine normale wechselseitige soziale Interaktion, jedoch handelt es sich hierbei um einen Trugschluss. Jegliches Fehlverhalten einer Person hat aber keinen Einfluss auf die Interaktion, da das Fehlverhalten von der anderen Person nicht wahrgenommen werden kann.

Aus den parasozialen Interaktionen können parasoziale Beziehungen entstehen. In jeder parasozialen Interaktion erfährt der RezipientIn des Mediums etwas Neues über die Medienfigur und somit entsteht durch dieses Wissen eine parasoziale Beziehung zu der Bezugsperson. Daraus resultieren parasoziale Phänomene, wie zum Beispiel Stress, wenn ein geliebter Charakter in einer TV-Serie stirbt. Eine parasoziale Beziehung ist „eine durch Gewohnheit, kognitive Operationen und Emotionen vermittelte situationsübergreifende Bindung“ (Krotz 1996: 80). Die Reaktion und Interaktion des Zuschauers, wenn er dem Medium ausgesetzt, wird als Parasoziale Interaktion definiert. Jede weitere Bindung zu der Medienperson wird als Parasoziale Beziehung angesehen. Die parasoziale Beziehung verstärkt sich, wenn ein der Charakter in den Medien ähnlich dem des Zuschauers ist und er sich identifizieren kann (vgl. Hartmann 2010: 180). Das Publikum nimmt die Perspektive des Medienakteurs ein; „the very act of entering into any interaction with another involves some adaption to the other’s perspective“ (Horton/Wohl 1956: 219).

Rosengreen and Windahl (1972) entwickelten ein Konzept, das soziale Interaktionen mit verschiedenen Formen von Beziehungen zu Charakteren und Präferenzen für Genres verbindet. Daraus wurde eine Abhängigkeit zu Massenmedien dargestellt, die zur Befriedigung von sozialen Interaktionen diente. Sie versuchten also das Prinzip der PSI im Rahmen des Uses-and-Gratification-Ansatzes zu deuten. Rubin und Perse (1987) untersuchten parasoziale Interaktionen unter dem Hintergrund von Seifenopern, während Rubin und Step (2000) die parasoziale Interaktion im Radio erforschten.

In der deutschen Rezeptionsgeschichte wurde die PSI anfangs kaum beachtet: „Das Konzept der parasozialen Interaktion hat nicht nur lange ein Schattendasein in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft geführt, sondern ist – wenn es dann rezipiert wurde – häufig missverstanden worden“ (Mikos 1996: 97). Erst 1972/1973 führte Teichert die parasoziale Interaktion in Diskussion der Kommunikationswissenschaft ein (vgl. Krotz 1996: 81).

Die Parasoziale Interaktion wurde von vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aufgegriffen und für viele Bereiche des Lebens verwendet. Die ForscherInnen des Uses-and-Gratification Ansatzes zum Beispiel sehen die Parasoziale Interaktion als eine besondere Art von interpersoneller Involvierung, die verschiedene Aspekte, wie Interaktion, Identifikation und langwierige Beziehungen mit Medienpersona kombiniert. Außerdem arbeiten viele wissenschaftliche Disziplinen, wie zum Beispiel Medienpsychologie, Sozialwissenschaft oder Filmwissenschaft mit dem Konzept der Parasozialen Interaktion (vgl. Schramm/Wirth 2010: 26).

Die parasoziale Interaktion ist „eigentlich ein symbolisch-interaktionistisches Modell zur Analyse der Rezeption von Massenkommunikation“ (Krotz 1996: 73). Gegen eine Verwendung im Sinne des Uses-und-Gratifactions Ansatzes spricht, dass die „Aneignung, Interpretation und Konstruktionsleistung des Rezipienten unberücksichtigt“ (Baeßler 2009: 23) bleibt.

Damit ist die Rezeption von Medien eine besondere Art von Interaktion. „Der „prozessuale, konstruktive und interpretative Charakter von Kommunikation spiegelt sich im PSI-Konzept wider“ (ebd. 2009:18).

Außerdem kann man die PSI negativ bewerten, wenn diese Art von Interaktion als möglicher Ersatz von sozialen Interaktionen gehandelt wird, mit der Folge, dass sie als „schlechter, defizitär und damit moralisch verwässert“ (Mikos 1992: 121) dargestellt wird. Gerade auch in dieser Arbeit ist die Untersuchung der Parasozialen Interaktion im Zusammenhang mit der Geschlechterstereotype und Männlichkeit ein wichtiger Baustein. Die Kategorie Geschlecht wird oft ausgegrenzt, wenn es um Wirkungsstudien oder Rezeptionsstudien geht, obwohl das Geschlecht immer auch die Kommunikation und damit die parasoziale Interaktion beeinflusst. „Das Verständnis der kommunikativen Prozesse bleibt beschränkt und unvollständig, wenn die Kategorie Geschlecht ignoriert, die Ergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung nicht zur Kenntnis genommen werden“ (Klaus 2001: 20)

Deswegen wird in der folgenden Arbeit bei der Auswertung der auch die parasoziale Interaktion mit einbezogen und untersucht inwieweit die PSI die Geschlechterstereotype unterstützt.

4.9. Die Sitcom

„Situationskomödie, eine humorvolle, episodische Folge von Programmen, in denen wohldefinierte Charaktere sich auf einen Handlungsort oder einen Katalog von Umständen beschränken und auf neue Vorkommnisse vorhersehbar reagieren“ (Evans 1995: 479).

Das Format Sitcom, kurz für Situation Comedy, lässt sich folgendermaßen beschreiben: Eine Sitcom-Folge dauert ungefähr 30 Minuten, handelt immer von denselben Protagonisten, spielt meist in der gleichen Umgebung und in jeder Episode wird eine Geschichte erzählt. Des Weiteren liegt das Hauptaugenmerk auf einer Abfolge von humorvollen Situationen, Pointen und Gags, obwohl die Hintergrundgeschichte auch sehr dramatisch sein kann.

Ursprünglich entstammt das Genre der Sitcoms dem Hörfunk aus den 1930er und 1940er. “Situation comedy and variety (show) formats existed and thrived in American performing arts before the invention of television, and , and the television versions of variety and sitcom adapted many elements from these earlier stage, radio and motion picture incarnations.” (Putternam 1995: 23)

Eine der ersten Sitcoms „I Love Lucy“ von 1951 durchbrach erstmals das Paradigma der Live-Übertragung, das in den jungen Jahren des Fernsehens vorherrschte, und wurde aus unterschiedlichen Blickwinkeln gedreht und zusammengeschnitten (vgl. ebd. 14). Diese Kameratechnik ist immer noch ein typisches Merkmal des Formats Sitcom. Eine weitere Besonderheit, die von vielen Sitcoms genutzt wird ist das Beimischen von Publikumsgelächter in bestimmten komischen Situationen. Allerdings verschiebt sich der Trend immer mehr dazu, dass das dieses Lachen weggelassen wird.

Strukturell zeichnet sich die Sitcom durch eine zyklische Natur aus. „Die in sich abgeschlossenen Episoden gehen stets von derselben Ausgangssituation aus, wobei einzelne Handlungsstränge durch eine Störung der Stabilität vorangetrieben werden, bis schließlich das einstige Gelichgewicht wiederhergestellt“ (ebd. 17f) ist. Während Spielfilme eine Auflösung am Ende bieten, kehren Sitcoms meist wieder zur Anfangssituation zurück. Allerdings gibt es auch hier neue Ansätze, wie bei dem in dieser Arbeit gewählten Beispiel „How i met your mother“, worauf aber später noch eingegangen wird. Die Sitcom zeichnet sich also durch eine Art Beständigkeit aus während sich in anderen Formaten die Handlung sich weiterentwickelt. Dies führt dazu, dass man einzelne Episoden ohne Vorkenntnisse anschauen kann, da die Episoden in sich geschlossen sind. Es kann aber auch sein, dass in Einzelfällen mehrere Episoden aufeinander aufbauen, diese sind aber dann wiederum eine in sich geschlossene Episodeneinheit. Dadurch zeichnet sich die Sitcom durch Beständigkeit und Stabilität aus, die auch auf die Protagonisten zutrifft, die ihr Verhalten kaum ändern und keinen Läuterungsprozess oder ähnliches durchgehen, was in Spielfilmen öfter der Fall ist. Über mehrere Staffeln hinweg treten aber doch Veränderungen auf, gerade jüngere Serien sind um darum bemüht, flexibel zu sein und Änderungen in der Serie logisch einzuführen. Allerdings ist genau der Aspekt der Stabilität ein Hauptgrund, weshalb Sitcoms den Zuschauer und die Zuschauerin langfristig binden. Der Zuschauer und die Zuschauerin wissen, was ihn erwartet, wenn er eine bestimmte Sitcom anschaut und es führt zu Irritationen, wenn die Grundstruktur komplett geändert wird.

Neuer Sitcoms, sogenannte Drama-Sitcoms, verändern diese Struktur aber dennoch: "Auffällig ist in den USA die Produktion großer Drama-Serien mit langen Erzählbögen. Während bei der klassischen Sitcom am Ende der Folge immer wieder der Normalzustand hergestellt ist, werden die Drama-Serien horizontal, also nach vorne erzählt. Figuren ändern ihre Lebensumstände, andere sterben. Bei HBO und AMC ist man sehr gut darin, Serien so wie Fortsetzungsromane z rzählen." (Riehl 2012).

Die dramatische Struktur besteht aus Anfang, Mitte und Ende. Während der Anfang die Thematik der Geschichte einführt, die Protagonisten einem Problem oder einer Entscheidung gegenüber stehen, wird in der Mitte das Problem komplizierter, die Spannung steigt und die Handlung wird vorangetrieben. Das Ende einer Sitcom ist meist vorhersehbar, da man wieder zur Ausgangssituation zurückkehrt, was für das Format typisch ist (vgl. Holzer 1999: 20). Parallel dazu können noch weitere kleinere Geschichten erzählt werden, sogenannte Sub Plots. Wenn mehrere Protagonisten einer Serie gleichgewichtet sind, dann gibt es mehrere gleichgewichtete Plots. In manchen Sitcoms gibt es auch noch einen „teaser“ und einen „tag“. Ein „teaser“ ist eine Szene vor dem Vorspann, die eine kurze Demonstration davon gibt, was die Serie auszeichnet und was in der Episode zu erwarten ist. Der „tag“ ist ein szenisches Element, das am Schluss angehängt wird als kurzer Bezug auf die erzählte Geschichte ist, meist in humorvoller Art und Weise. Trotz des „tag“ und „teaser“ bleibt die Zeitspanne von Sitcoms limitiert.

Ebenso eingeschränkt ist die Räumlichkeit der Sitcom. Die Handlung spielt meistens nur in „one or at most two sets, and few or no film inserts“ (Hartley 2007: 65). Die Räumlichkeiten bleiben auf wenige berufliche sowie private Orte beschränkt und haben meist einen oder zwei Räumlichkeiten, in denen ein Großteil der Serie spielt.

Ein tragender Faktor vom Format Sitcom sind aber auch die Charaktere der Hauptfiguren.

„The best situation comedy isn’t about situations at all; it’s about vulnerable people … comedy springs from character“ (Armstrong 1987, zit. nach Holzer 1999: 23)

Die Hauptcharaktere sind also das, was eine Sitcom auszeichnet, deshalb ist es wichtig, dass der Zuschauer schnell eine Affinität zu den Hauptfiguren entwickelt. Die Figuren müssen klar definiert sein, damit ZuschauerInnen ohne Vorkenntnisse möglichst schnell den Charakter und die Personen einordnen können. Der Charakter einer Hauptfigur muss sich „schnell und mühelos erschließen“ (Holzer 1999: 24). Dabei ist das Äußere eines Protagonisten sehr aufschlussreich, wie zum Beispiel Kleidung oder Frisur. Dazu kommen Gestik, Mimik und Verhaltensweisen, die die Figuren aufzeigen (vgl. ebd. 24).

Durch die äußere Erscheinung kann die Person leicht zugeordnet werden. Außerdem können Figuren anhand immer wiederkehrender Verhaltensmuster leichter eingeschätzt werden. Deshalb verhalten sich die meisten Charaktere einer Sitcom nach dem etablierten Bild, das am Anfang der Serie entworfen wurde. Dies ist eine perfekte Vorlage um Klischees und Stereotypen einzusetzen. Deshalb verhalten sich viele Hauptcharaktere in Sitcoms sehr stereotypenlastig und zeigen immer die gleichen Handlungsmuster auf. Dies ist sehr im Einklang mit den vorangegangen Theorien der Geschlechterstereotypen sowie des sozialen Habitus. Durch die Stereotypen kann der Zuschauer die Figuren schnell einordnen und die Verhaltensweisen der Hauptprotagonisten schnell vorhersagen. Diese Vorhersehbarkeit ist ein wichtiges Element von Sitcoms, da sie dem Publikum hilft die Handlung nachzuvollziehen, auch wenn er nicht die komplette Serie kennt, sondern nur eine Episode. Damit eine Sitcom funktioniert ist also eine „gewisse Stereotypie der Figuren, die Transparenz ihrer Charaktere und die Vorhersehbarkeit ihrer Handlungen“ (Holzer 1999: 27) nötig.

Die meisten erfolgreichsten der Sitcoms bewegten sich im Kreis einer Kernfamilie und deren Wohnbereich. Mittlerweile agieren die Hauptfiguren auch außerhalb dieser Sphäre oder es gibt eine Art Ersatzfamilie, eine Gemeinschaft, in der sich die Protagonisten regelmäßig wiederfinden.

Durch den Umstand, dass Sitcoms immer wieder zum bekannten Ausgangspunkt zurückkehren, entsteht eine gewisse Sicherheit für den Zuschauer und richtet sich an das Grundbedürfnis des sicheren Status quo. „Zugleich reflektiert die Sitcom aber auch Ideale und Überzeugungen jener Gesellschaft, aus der sie hervorgeht, und damit reflektiert sie auch deren jeweiligen Kultur“ (ebd. 34). Durch die Darstellung von Alltagssituationen zeigt die Sitcom die Gesellschaft auf Mikroebene und spiegelt damit einerseits die Gesellschaft mit ihren Schwächen und Situationen wieder, kann aber anderseits die komplexe Realität nicht abbilden.

4.9.1. Die Sitcom „How i met your mother“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Himym

Die Serie “How i met your mother” ist eine US-amerikanische Sitcom, die seit 2005 für den Fernsehsender CBS produziert wurde. Seit 2008 wird sie auch im deutschsprachigen Raum ausgestrahlt auf dem Sender ProSieben und ORF1. Die Serie dauert knapp 25 Minuten.

Ausgangspunkt der Handlung ist, dass Ted Mosby seinen Kindern im Jahre 2030 sehr detailliert erzählt, wie er ihre Mutter kennengelernt hat.

Im Jahre 2005 beginnt schließlich die Handlung, Ted Mosby hat sein Architekturstudium hinter sich, ist angehender Architekt und lebt mit Freund Marshall Eriksen zusammen, der kurz vor dem Abschluss seines Studiums in Rechtswissenschaften steht. Marshall ist in dieser Zeit mit der Kindergärtnerin Lily Aldrin zusammen und gleich in der ersten Episode macht er ihr einen Heiratsantrag. Alle drei sind mit Barney befreundet, ein schamloser Frauenheld und bekennender Anzugträger. Barney sieht es als seine Aufgabe Ted beizubringen wie man lebt und Frauen aufreißt. Auf diese Weise lernt Ted in der ersten Episode Robin Scherbatsky kennen, eine Reporterin für einen lokalen Nachrichtensender. Ted verliebt sich in Robin, während sie keine feste Beziehung sucht. Sie beschließen aber trotzdem Freunde zu bleiben und Robin wird fester Bestandteil der Serie. Die weiteren Folgen beschäftigen sich mit den Schicksalen dieser fünf Hauptcharaktere, wobei immer die Frage im Hintergrund steht, wie Ted seine Frau kennengelernt hat.

„Mit dieser Mischung aus entfesselter Gruppendynamik und unfreiwilliger Selbstentblößung vereinigt "How I Met My Mother" die schönsten Eigenschaften der beiden modernen Sitcom-Klassiker "Friends" und "Seinfeld" “(Buß 2008)

Die Serie umfasst mittlerweile acht Staffeln, wobei die achte Staffel gerade im amerikanischen Fernsehen angelaufen ist. Die Sitcom hat auch eine große Beliebtheit im deutschen Raum, so liegt der durchschnittliche Marktanteil bei 10 bis 12 Prozent (vgl. Sallhof 2012).

Was die Serie sehr interessant macht, ist die starke Charakterzeichnung der fünf Hauptpersonen. Jede Person grenzt sich von der anderen ab und hat sehr individuelle Charakterzüge und Verhaltensweisen, die ziemlich eindeutig sind.

Das Format der Serie ist eine Sitcom, jedoch besteht der entscheidende Unterschied zur klassischen Sitcom darin, dass sich der Handlungsstrang sowie die Charaktere kontinuierlich weiterentwickeln und sich die Beziehungen verändern. Letztendlich bleibt aber die Grundsituation mit den fünf Hauptprotagonisten in ihrem Stammlokal, in dem sie sich regelmäßig treffen und Geschichten austauschen, oder in der Wohnung, die anfangs noch Ted und Marshall bewohnten, aber doch relativ beständig.

Gerade die drei männlichen Hauptcharaktere differieren sehr stark, was einer der Gründe war, sich wissenschaftlich mehr mit der Sitcom zu beschäftigen. Außerdem werden besonders im Format der Sitcom sehr stark Stereotype verwendet, weshalb sich daraus die gesellschaftliche Konstruktion von Männlichkeit genauer erschließen lässt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 183 Seiten

Details

Titel
Die Wahrnehmung und Inszenierung der Männlichkeit in der Sitcom "How I met your mother"
Hochschule
Universität Salzburg  (Paris-Lodron Universität Salzburg)
Veranstaltung
Medien, Kommunikationswissenschaft, Publizistik
Note
2
Autor
Jahr
2013
Seiten
183
Katalognummer
V213697
ISBN (eBook)
9783656425397
ISBN (Buch)
9783656432708
Dateigröße
2587 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
How i met your mother, Sitcom, Barney Stinson, Kommunikationswissenschaft
Arbeit zitieren
Daniel Haegele (Autor:in), 2013, Die Wahrnehmung und Inszenierung der Männlichkeit in der Sitcom "How I met your mother", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213697

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