Facebook-Führerschein

Wie Jugend- und Schulsozialarbeit Kinder und Jugendliche im Alter von 13 - 17 Jahren auf einen selbstreflektierten und sozial verantwortungsbewussten Umgang mit Facebook vorbereitet.


Tesis (Bachelor), 2013

136 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abstract

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Glossar

1 Einleitung

2 Facebook
2.1 Geschichte
2.2 Angebotspalette
2.3 Richtlinien und Grundsätze

3 Jugendliche im Alter von 13-17 Jahren

4 Chancen und Risiken Facebooks
4.1 Selbstreflexion
4.1.1 Selbstwahrnehmung
4.1.2 Ablenkung durch Facebook
4.1.3 Sucht
4.2 Sozialverhalten
4.2.1 Soziale Beziehungen
4.2.2 Vernetzung
4.2.3 Selbstdarstellung
4.3 Internetkriminalität
4.3.1 Cyber-Stalking, Cyber-Mobbing und Cyber-Grooming
4.3.2 Identitätsmissbrauch
4.3.3 Datendiebstahl

5 Wie kann Jugend- und Schulsozialarbeit auf Chancen und Risiken Facebooks reagieren?
5.1 Was ist Jugend- und Schulsozialarbeit?
5.2 Welche Angebote und Hilfestellungen gibt es bereits?
5.3 Arbeit mit den Zielgruppen
5.3.1 Zielgruppe Jugendliche
5.3.2 Zielgruppe Eltern
5.3.3 Zielgruppe LehrerInnen

6 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Anhang

Abstract

Diese Bachelorarbeit geht der Frage nach, wie Jugend- und Schulsozialarbeit Jugendliche im Alter von 13-17 Jahren auf einen selbstreflektierten sowie sozial verantwortungsbewussten Umgang mit Facebook vorbereiten kann. Die Motivation der Arbeit liegt in der Tatsache begründet, dass immer mehr Jugendliche Facebook nutzen. Dabei ist zu untersuchen, welche Chancen und Risiken Facebooks auf das kognitive sowie soziale Verhalten dieser Einfluss haben und wie darauf reagiert werden kann.

Dazu wird im ersten Teil Facebook, dessen Geschichte, Angebot und Richtlinien analysiert. Zudem werden die Jugendlichen als Hauptzielgruppe untersucht und dargestellt. Die Nutzung Facebooks birgt positive sowie negative kognitive und soziale Aspekte, die im zweiten Teil die­ser Arbeit untersucht werden. Darauf aufbauend befasst sich der dritte Teil damit, wie die Soziale Arbeit mit diesen Aspekten umgehen kann. Zielgruppe sind die Jugendlichen selbst, deren Eltern und LehrerInnen.

Facebook und Social Networking sind bedeutsame und meist auch sehr persönliche Themen im Leben der Jugendlichen. Dabei ist es von Vorteil wenn verschiedene Ansprechpartner, in Form der El­tern, LehrerInnen aber auch der SozialarbeiterInnen, diesen zur Seite stehen können. Deshalb hat die Soziale Arbeit hier die Aufgabe, diese Zielgruppen auf den Umgang mit Facebook vorzu­bereiten.

Ziel der Arbeit ist es, einen weitreichenden Überblick über die Chancen und Risiken Facebooks auf­zubauen, um mit diesem konstruktive Empfehlungen an die Soziale Arbeit zu richten, mit der die verschiedenen Zielgruppen personengerecht, über eine selbstreflektierte und sozial verantwortungs-bewusste Nutzung Facebooks, vorbereitet werden können.

This bachelor thesis deals with how youth- and school social work can prepare juveniles from 13-17 for self-reflecting and socially responsible behavior in Facebook. Motivation for this thesis lies in the fact, that Facebook is used by more and more juveniles. Therefore it should be investigated, what chances and risks Facebook has of affecting cognitive as well as social behavior of the juveniles and how we can react to these.

In the first part Facebook, its story, range of products and its guidelines, will be analyzed. Furthermore the juveniles as the main target-group will be examined and illustrated. Using Facebook has positive as well as negative cognitive and social aspects, which are investigated in the second part. On this basis, the third part will address the question how social work can deal with these aspects. Target groups are the juveniles themselves, their parents and teachers.

Facebook and social networking are meaningful and for the most part, very private topics in a juvenile’s life. It is therefore beneficial if there are different contact persons, like parents, teachers or even social workers, on whom juveniles can rely on. So social work has to prepare these target groups in the use of Facebook.

The aim of this thesis is to give an expansive overview of chances and risks of Facebook. In addition, there will be some recommendations given on how to prepare the different target groups about a self-reflected and socially responsible use of Facebook.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Mark Zuckerbergs Profilfoto in Facebook

Abbildung 2: Facebook-Startseite (am 22.02.13)

Abbildung 3: Startseite in Facebook (am 26.02.13)

Abbildung 4: Chronik-Seite in Facebook (am 26.02.13)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Gründungsdaten und aktuelle Nutzerzahlen weltweiter SNS`s

Tabelle 2: Zielkatalog der Zielgruppe Jugendliche

Tabelle 3: Zielkatalog der Zielgruppe Eltern

Tabelle 4: Zielkatalog der Zielgruppe LehrerInnen

Glossar

App

Applikation - Anwendungssoftware für mobile Betriebssysteme.

Cookies

Plätzchen oder Kekse - Im Computer-Jargon sind dies Textdateien die Daten über besuchte Webseiten enthalten.

Feed

Einspeisung oder Zufuhr - Nachrichtenströme, die in Facebook eingestellte Inhalte von anderen UserInnen oder Seiten darstellen.

Gilde

Ein Zusammenschluss von Spielern in einem Computerspiel, vorzugsweise in einem MMORPG.

Hacker

Person die über ein Netzwerk oder das Internet in ein Computersystem eindringt.

iOS

Betriebssystem der Apple-Produkte iPhone, IPod touch, IPad und Apple TV.

MMORPG

Massively Multiplayer Online Role Playing Game - Massen-Mehrspieler-Online-Rollenspiel Ein über das Internet spielbares Rollenspiel, das meist mehr als tausend Spieler gleichzeitig spielen.

Peers

Gleichaltrige oder Gleichgestellte

posten

Etwas abschicken - Einen Inhalt in Form von Text, Bild oder Video in Facebook hineinstellen.

SNS

Social Networking Site - Internetseite die soziale Netzwerke anbietet, wie z.B.: Facebook, Google+ oder Xing

World of Warcraft

Eines der beliebtesten MMORPG´s weltweit.

1 Einleitung

Stühle, Türklingeln, Flugzeuge, Brücken, Tanzflächen, Basketball, eine große Nation. Im bisher einzigen Werbespot Facebooks, der anlässlich der überschrittenen Milliarden-Grenze seiner UserInnen veröffentlicht wurde, vergleicht es sich mit all diesen Dingen. Was hier fehlt sind Autos! Wieso? Das Automobil ermöglicht dem Menschen Orte und besonders seine Mitmenschen schnell und unkompliziert zu erreichen. Letzteres ist auch Facebooks Anliegen.

Anders als beim Autofahren braucht man aber für die Nutzung Facebooks keinen Führer-schein. Wieso eigentlich? Diese Frage stellte sich mir vor geraumer Zeit und nun darf ich sie mit den Kompetenzen der Sozialen Arbeit zusammenbringen und lösungsorientiert beantworten. So ist die Frage nicht, wieso gibt es keinen verbindlichen Führerschein für Facebook, sondern, wie kann die Soziale Arbeit ihren Beitrag dazu leisten, dass die heutige Jugend, die mit Facebook aufwächst, ordentlich auf den Umgang mit diesem vorbereitet wird. Dazu wurden zwei Hauptbereiche gewählt. Die Selbstreflexion und das Sozialverhalten. Dabei sind die Chancen und Risiken Facebooks nicht trennscharf auf diese an­wendbar, sondern verschwimmen ineinander, was in Kapitel 4 deutlich werden wird.

Um den Aufbau der Bachelorarbeit darzustellen, möchte ich noch einmal den Vergleich von Facebook zum Automobil und in diesem Fall auf das Modell einer Fahrschule anwenden. Diese Bachelorarbeit ist für die SozialarbeiterInnen gedacht, die in dieser Einleitung die „FahrlehrerInnen“ darstellen. Die Hauptzielgruppe der Jugendlichen sind dementsprechend die „FahrschülerInnen“.

Um ein Auto bedienen zu können, muss seine FahrerIn wissen wie es funktioniert und im Ungefähren aufgebaut ist. Zudem muss ihr die Straßenverkehrsordnung vertraut sein. Um zu verstehen wie Facebook funktioniert, sollte man einen Eindruck seines Gründers und der Hintergrundgeschichte bekommen. Diese werden in Kapitel 2 dargestellt. Die Angebots-palette, die im weiteren Verlauf des Kapitels zu finden ist, spiegelt den Aufbau und die Funktionsweise des Autos wider, ist also als wichtige Grundlage zu sehen. Die Richtlinien Facebooks sind dementsprechend gleichzusetzen mit der Straßenverkehrsordnung, welche den letzten Teil des zweiten Kapitels darstellen.

Mit dieser Grundlage kann weiter zu den vermeintlichen FahrschülerInnen, in diesem Fall den Jugendlichen, geschaut werden. Damit die „FahrlehrerIn/SozialarbeiterIn“ sie gut vorbereiten kann, muss sie sich deren Motivation ein Automobil fahren zu wollen und auch deren Besonderheiten bewusst werden. Dies wird in Kapitel 3 behandelt, indem die Jugendlichen und deren Entwicklungsaufgaben dargestellt und auf Facebook bezogen werden.

Jede gute FahrlehrerIn sollte sich der Chancen und Risiken des Autofahrens bewusst sein. In Kapitel 4 werden die Chancen und Risiken Facebooks aufgezeigt. Wie oben schon erwähnt, werden sie auf die Bereiche der Selbstreflexion und des Sozialverhaltens aufgeteilt. Da die Internetkriminalität beide Bereiche beinhaltet, wird ihr ein ge­sondertes Unterkapitel gewidmet.

Kapitel 5 wird die „FahrlehrerInnen/SozialarbeiterInnen“ darauf einstimmen, ihre „FahrschülerInnen/Jugendlichen“ im Praktischen auf den Straßenverkehr vorzubereiten. Dazu werden die in Kapitel 2 und 4 dargestellten Sachverhalte als Grundlage genommen. Vorher sollten sich die „FahrlehrerInnen/SozialarbeiterInnen“ aber ihrer rechtlichen Grundlagen und ihrer Arbeitsbereiche bewusst werden. Hierzu werden die Jugend- und Schulsozialarbeit und deren rechtlichen und methodischen Grundlagen analysiert. Zudem sollte nach vorhandenem (Unterrichts-)Material gesucht werden, um sich unnötige Arbeit zu ersparen. Dazu werden Beispiele aus bisher veröffentlichten Hilfestellungen und praktischen Beispielen zur Thematik Facebook dargestellt. Dann kann der praktische Teil beginnen. Diesem geht eine gründliche Prüfung voraus. Hierzu sollten sich die „FahrlehrerInnen/ SozialarbeiterInnen“ auf die Zielgruppen einstimmen, entscheiden welche Inhalte behandelt werden, mit welchen Methoden diese an die Frau oder den Mann gebracht werden sollen und welche Ziele die „FahrlehrerInnen/SozialarbeiterInnen“ erreichen wollen. Dann erst beginnt die „eigentliche“ Arbeit, die in dieser Bachelorarbeit in Form von Empfehlungen an die „FahrlehrerIn/SozialarbeiterIn“ gebracht wird. Wichtiger und aufschlussreicher ist es, hier eigene Erfahrungen und Erkenntnisse zu machen, die bei den „FahrschülerInnen/ Jugendlichen“ authentischer und vertrauenswürdiger ankommen. Um weitere „Fahrlehrer-Innen“ zu trainieren, beschränkt sich diese Arbeit nicht nur auf die Jugendlichen selber, sondern spricht auch deren Eltern und LehrerInnen an, da diesen die Verantwortung einer gelingenden Medienpädagogik nicht abgesprochen werden sollte.

Da diese Bachelorarbeit eine Literaturarbeit ist, konzentriert sie sich größtenteils auf Recherche und Auswertung wissenschaftlicher und fachlicher Literatur. Zudem werden verschiedene Studien und Forschungen herangezogen. Da Facebook hauptsächlich im Internet stattfindet, wird die Aktualität der Inhalte durch Quellen aus diesem gesichert. Es wurde außerdem versucht, wo es möglich war, den Fokus der Arbeit auf Deutschland zu legen.

Diese Arbeit wurde in der weiblichen Form mit großem „I“ verfasst, was einerseits durch den „subtile[n] Unterdrückungsmechanismus“ (Bohrhardt 2011: 25) der durch den „generischen Maskulin“ (ebd. 25) auf die Frauen ausgeübt werden kann, begründet wird, andererseits in der einfacheren Handhabbarkeit der Grammatik liegt. Hier wird die männliche Leserschaft natürlich mit berücksichtigt.

2 Facebook

Was ist Facebook eigentlich? Um dies zu klären, werden die Begriffe, die eng mit Facebook verbunden sind, erläutert. Dabei handelt es sich um Social Network und Web 2.0.

Social Networks sind, wenn der Begriff auf das Leben außerhalb des Internets betrachtet wird, „eine abgegrenzte Menge von Personen, die über (soziale) Beziehungen miteinander verbunden sind“ (Schenk 2005: 11). Soziale Netzwerke im Internet machen hier keinen Unterschied. Sie verbinden Menschen miteinander, wobei eine Differenz darin liegt, dass in den meisten Social Networking Sites wie Facebook, diese Verbindungen visua­lisiert sind.

Das Web 2.0, das Anfang der Jahrtausendwende seinen Einzug hielt, ist keine direkte Weiterentwicklung des Web 1.0, sondern stellt eine neue Form der Nutzung des Internets dar. So ist es heutzutage nicht mehr notwendig Programmierkenntnisse zu besitzen, um einen Eintrag im Internet zu veröffentlichen. Hier bieten Internetportale wie Wikipedia, YouTube, Tumblr oder auch Facebook, der UserIn die Möglichkeit auf komfortable Art und Weise, Inhalte ins Internet zu stellen. So hat sich die Art der Nutzung des Internets, innerhalb eines Jahrzehnts, vom Passiv-Informierenden zum Aktiv-Mitgestaltenden entwickelt.

Die Verbindung dieser beiden Aspekte macht Facebook im Kern aus: die Vernetzung von Menschen und das aktive Mitgestalten der Umgebung und der Netzwerke in der Social Networking Site (kurz SNS).

Wieso wurde Facebook für diese Bachelorarbeit ausgewählt? Zum einen um die Angebote des Web 2.0 einzugrenzen, da es weitere SNS`s wie Xing, Google+ oder auch die VZ-Netzwerke gibt. Es wäre für diese Arbeit zu umfangreich gewesen, mehrere Angebote vertieft zu betrachten. Zum anderen ist Facebook zurzeit die SNS mit den meisten UserInnen. So hat sie, am Jahresende 2012, mehr als eine Milliarde MitgliederInnen. Zudem ist sie für die Zielgruppe der Jugendlichen von 13-17 Jahren, die relevante Seite unter den SNS`s: andere Seiten wie die VZ-Netzwerke aus Deutschland, sind bei diesen, nicht annähernd so beliebt (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest 2012: 41).

Im weiteren Verlauf des Kapitels werden die Entstehungsgeschichte, die Angebote und die Richtlinien Facebooks betrachtet.

2.1 Geschichte

Um die Geschichte Facebooks in seiner Ganzheit darzustellen, gehört dazu meines Erachtens, der Werdegang seines Gründers Mark Zuckerberg. Da der virtuelle Raum, in dem sich die meisten Jugendlichen aufhalten, von diesem Mann erfunden und weiterent-wickelt wurde, sollte sich die Zeit genommen werden, um dessen Lebenslauf zu betrachten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 : Mark Zuckerbergs Profilfoto in Facebook

(online unter: https://www.facebook.com/zuck#!/zuck am 26.02.13)

Mark Elliot Zuckerberg wurde am 14.05.1984 in Dobbs Ferry, im Bundesstaat New York, in den Vereinigten Staaten von Amerika geboren. Sein Vater ist Zahnarzt, seine Mutter Psychiaterin. Er hat drei Schwestern.

Zuckerberg entwickelte schon in frühen Jahren ein großes Interesse an Computersoftware. Mit zwölf schrieb er ein Programm, mit dem das ganze Haus per Computer kommunizieren konnte. Dieses nannte er „Zucknet“. Daneben programmierte er auch Computerspiele mit sei­nen Freunden. Um Marks Enthusiasmus gerecht zu werden, engagierten seine Eltern einen Computerfachmann, mit dem er arbeiten konnte.

Er ging an die Philips Exeter Academy zur Highschool, wo er im Fechten ein Talent fand und zum Mannschaftskapitän wurde. Außerdem interessierte er sich sehr für Literatur, was ihm ein Diplom in klassischen Sprachen einbrachte. Während seiner Zeit an der Highschool entwickelte er ein Musik-Programm namens „Synapse“. Einige Unternehmen waren daran inte­ressiert, u. a. Microsoft und AOL; Zuckerberg lehnte die Angebote jedoch ab.

Nach seinem Highschool-Abschluss studierte er an der Universität in Harvard Psychologie und Informatik. Dort baute er sich in seinem ersten Jahr den Ruf eines hervorragenden Softwareentwicklers auf. In dieser Zeit entwickelte er die Webseite „CourseMatch“, mit dem Studierende ihre Fächer mit denen ihrer KommilitonInnen abgleichen konnten. Zudem kreierte er „FaceMash“, das Bilder von zwei zufällig ausgewählten Studierenden aus dem Netzwerk des Colleges nahm und den Interessierten die Möglichkeit gab, zu entscheiden, wer von den bei­den, der oder die Attraktivere sei. Dies führte zu einigem Ärger für Zuckerberg, woraufhin er die Seite schließen musste, da die College-Führung sie für unan-gebracht hielt (vgl. A + E Networks 2012: 1).

Von dieser Aktion bekamen auch die drei Harvardstudierenden Divya Narendra und die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss Gehör. Sie heuerten Zuckerberg an, um ihnen bei ihrer eigenen Seite „Harvard Connection“ zu helfen. Zuckerberg willigte ein, arbeitete aber später an seiner eigenen Idee, eine SNS zu programmieren. Dieser kontroverse Vertrags-bruch kostete Zuckerberg im Jahr 2008 in einem gerichtlichen Vergleich, 65 Millionen US-Dollar (vgl. Mezrich 2010: 271-272).

Damit schließe ich auf die Gründung Facebooks. Laut der eigenen Facebook-Seite wurde „www.thefacebook.com“ am 04.02.2004 gegründet (vgl. facebook.com o.J.a: 1). Hier waren Mark Zuckerberg, Dustin Moskovitz, Chris Hughes und Eduardo Saverin die Gründungs-mitglieder (vgl. Schwindt 2012: 21). Ab diesem Tag konnten weitere amerikanische Colleges neben dem Ursprungscollege Harvard, auf das Netzwerk zugreifen. Bis zum 03.09.2005 war es den Studierenden vorbehalten. Danach konn­ten sich auch SchülerInnen aus amerikanischen Highschools anmelden. Am 26.09.2006 wurde die Seite für jedermann geöffnet wobei sie noch englisch­sprachig war. Deutsche UserInnen mussten bis März 2008 (vgl. ebd.) warten, bis sie die Seite in ihrer Landessprache sehen konnten. Der Rest der Welt musste sich bis Ende 2008 gedul­den (vgl. Kirkpatrick 2010: 302).

Die Zeit vor und während der Gründungsphase wird kontrovers diskutiert, da zwei Auto­ren recht unterschiedliche Versionen in ihren Büchern darstellen. Zum einen sei das Buch „Milliardär per Zufall“ von Ben Mezrich und zum anderen „Der Facebook-Effekt“ von David Kirkpatrick zu erwähnen. Mit den Unterschieden hat sich Jakob Steinschaden näher ausei­nandergesetzt.

Mezrichs Version zeigt Zuckerberg „nicht als genialen Erfinder, als der er oftmals dargestellt wird, sondern als eiskalten Erfolgsmenschen […]“ (Steinschaden 2010: 39). Eduardo Saverin wird, als eine Hauptperson, die von Zuckerberg geschädigt wurde, aufgeführt. Der Spielfilm „The Social Network“ aus dem Jahre 2010 basiert auf diesem Buch und wird von Mitbegründer Dustin Moskowitz als „überdramatisiert“ (ebd.) bezeichnet.

Kirkpatricks Geschichte erzählt eine sehr positiv angehauchte Version rund um Facebook und dessen Gründer Marc Zuckerberg. Steinschaden nennt Kirkpatrick einen „Sympathisant der Firma“ (ebd.), da dieser während seiner Recherchen uneingeschränkten Zutritt zum Facebook-Hauptquartier hatte und sogar von Zuckerberg persönlich ermutigt wurde, das Buch zu schreiben (vgl. ebd.). Eine „wahre“ und „objektive“ Version der Geschichte rund um die SNS und deren Hintergründe um Mark Zuckerberg zu finden, ist schier nicht möglich.

In weiteren Schritten wird auf die wichtigsten Entwicklungspfeiler von Facebook einge­gangen. Diese werden in Jahresabschnitten untergliedert. Angefangen im Jahr 2004 wurde im September die „Facebook Wall“, der Vorgänger zur Chronik eingeführt, der den UserInnen die Möglichkeit eröffnete, Nachrichten an ihre FreundInnen zu schicken. Im Dezember des glei­chen Jahres erreichte Facebook eine Mitgliederzahl von einer Million. 2005 expandierte die Seite weiter in Richtung Schulen und öffnete sich dem internationalen Publikum. So konnte sie im Dezember sechs Mio. UserInnen verzeichnen. Das Jahr 2006 brachte, wie oben beschrie­ben, die Öffnung der Registrierung für jedermann und zudem im April Facebook Mobile. Im Dezember hatte die SNS 12 Mio. MitgliederInnen. Im Verlaufe des Jahres 2007 baute sie ihre Plattformen um den Video- und Mobilbereich aus und konnte im Dezember 58 Mio. UserInnen verzeichnen. Im März 2008 startete die deutsche Seite von Facebook, gefolgt vom Facebook-Chat im April. Im Februar 2009 wurde eines der wichtigsten Marken­zeichen Facebooks geschaffen, der „Gefällt mir“-Button. Dieses Jahr wurden über 360 Mio. NutzerInnen registriert. Das Jahr 2010 brachte viele kleine Verän-derungen der SNS mit sich und zugleich erhöhte sich die UserInnen-Zahl auf 608 Mio. Im September 2011 wurde die Timeline, in Deutschland Chronik genannt, eingeführt. Im gleichen Jahr wurden 845 Mio. MitgliederInnen erreicht. April 2012 kaufte Facebook die Internet-Bild-Plattform Instagram und ging im Mai an die Börse. Im Oktober wurde die Milliarden-Grenze bei den NutzerInnen durchbrochen (vgl. facebook.com 2013a: 1).

Dieser Werdegang lässt darauf schließen, dass Facebook die erste SNS dieser Form war, dem ist aber nicht so. Nennenswert ist hierbei das 1997 entstandene Projekt www.sixdegrees.com. Dies kann als erstes soziales Netzwerk, wie es Facebook darstellt, bezeichnet werden. Dort hatten die UserInnen die Möglichkeit, Profile zu erstellen, deren FreundInnen aufzulisten und Nachrichten an diese zu schicken. Dies konnten schon viele andere SNS`s im Einzelnen, jedoch bot nur www.sixdegrees.com alles kombiniert an. 2000 wurde die Seite geschlossen. Die nächsten großen Angebote folgten Schlag auf Schlag. So wurdewww.friendster.com 2002, www.myspace.com und www.linkedin.com 2003 gegründet (vgl. Boyd/Ellison 2007: 1). Außer der letzten Seite nimmt keine der oben Genannten zurzeit einen Platz neben Facebook ein. Wie in der unten ab­gebildeten Tabelle ersichtlich ist, steht Facebook aktuell weltweit unangefochten auf dem ersten Platz der SNS`s.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 : Gründungsdaten und aktuelle Nutzerzahlen weltweiter SNS`s

(alle Daten wurden am 26.02.13 aktualisiert, Quellenangaben im

Quellenverzeichnis auf den Seiten 82-83)

2.2 Angebotspalette

Im folgenden Kapitel wird näher auf die einzelnen Angebote Facebooks eingegangen, damit im Anschluss Bezug auf diese genommen werden kann. Es wird versucht alles abzudecken, worauf, mit dem für die Bachelorarbeit erstellten Test-Konto, zugegriffen werden konnte. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass keine Garantie auf Vollständigkeit gegeben werden kann. Zuerst wird die Seite www.facebook.com ohne vorherige Registrierung und Anmel­dung dargestellt, danach auf die Angebote der SNS in ihrer ganzen Vielfalt eingegangen.

Angefangen bei der Startseite von Facebook, die am 22.02.13 ohne vorherige Registrierung und Anmeldung, so aussah (exklusive der roten Markierung):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 : Facebook-Startseite (am 22.02.13)

(online unter: www.facebook.com am 22.02.13)

Hier kann, neben den Registrierungsfeldern im unteren Bereich der Seite (rote Markierung), in kleiner Schrift erkannt werden, dass auch ohne vorherige Registrierung einige Infor-mationen und Angebote zu finden sind. So können z.B. Eltern und LehrerInnen, sich über die Plattform aufklären, ohne sich anmelden zu müssen. Darum werden diese nun von links nach rechts im Einzelnen betrachtet.

Sprache

Der erste Punkt ist die Sprachauswahl. Über der grauen Linie sind zehn der über 50 verfügbaren Sprachen Facebooks aufgelistet.

Handy

Hier befindet sich eine Seite, auf der die Facebook-Applikation für die einzelnen Handy-Betriebssysteme beworben wird, wobei auch andere Handy-Anwendungen zu sehen sind.

Freunde finden

Die SeitenbesucherIn bekommt hier die Gelegenheit, schon bevor sie sich angemeldet hat, nach „Freunden“ zu suchen. Dies kann sie sowohl über verschiedene Mail-Provider, eine direkte Suche per Eingabemaske als auch mithilfe des „Durchstöberns“ von der Personen- oder Seitenliste in Facebook.

Banner

Unter diesem Punkt bekommen Webseiten-EntwicklerInnen die Möglichkeit, „Facebook-Banner“ auf ihrer Seite zu platzieren.

Personen

Hier kann, wie bei „Freunde finden“, die Personen- und Seitenliste durchstöbert werden, wobei noch Orte hinzukommen.

Seiten

Dies ist ein direkter Link zur Seitenliste wie unter „Freunde finden“.

Anwendungen, Spiele, Musik

Diese drei Punkte schicken den Leser jeweils zum „App-Zentrum“. In diesem finden potenzielle neue MitgliederInnen Applikationen mit verschiedenen Inhalten, die von Facebook und anderen Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Im unregistrierten Modus können die Applikationen nicht ausgeführt werden.

Über uns

Hier wird direkt auf das eigene Profil von Facebook in Facebook weitergeleitet.

Werbeanzeige erstellen

Unternehmen und Personen können mithilfe dieser Seite Werbung auf Facebook schalten.

Seite erstellen

Falls Unternehmen und Institutionen eine „Seite“ bei Facebook erstellen wollen, können sie das hier tun. Diese unterscheidet sich stark von dem Profil einer privaten Person.

Entwickler

Hier können EntwicklerInnen SDK-Kits herunterladen, um für Webseiten, Handys oder An-wendungen in Facebook, Applikationen oder Programme zu schreiben.

Karrieren

Auf der englischsprachigen Seite werden Vorzüge, bei Facebook zu arbeiten, gezeigt. Zudem kann hier nach Stellen gesucht oder gestöbert werden.

Datenschutz

Hier wird man auf die Seite der Datenverwendungsrichtlinien (siehe Anhang 2) geschickt. Diese können uneingeschränkt gelesen werden.

Cookies

An dieser Stelle wird einem die Verfahrensweise von Cookies erklärt.

Impressum / Nutzungsbedingungen

Dieser Punkt zeigt das Impressum und die „Rechte und Pflichten“ der Facebook-UserInnen (siehe Anhang 1-5). Auf letztere wird in Kapitel 2.3 genauer eingegangen.

Hilfe

Der Hilfe-Bereich ist nach verschiedenen Gesichtspunkten unterteilt und hat auf viele Fragen eine Antwort.

Nachfolgend gehe ich auf die Angebote, nach der Registrierung und Anmeldung bei Facebook, ein. Unter­schieden wird in die Bereiche der „Startseite“ und der „Chronik“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 : Startseite in Facebook (am 26.02.13)

(online unter: http://www.facebook.com/?sk=nf am 26.02.13)

Auf diese Seite gelangt die NutzerIn beim Anmelden auf Facebook oder mit einem Klick auf das Facebook-Logo im oberen dunkelblauen Balken. Dabei wird sie auf die Neuigkeiten-Seite geleitet.

Im linken Seitenbereich befinden sich folgende Punkte:

Favoriten (1)

Willkommen

Hier möchte Facebook die E-Mail-Adressen und weitere Informationen von E-Mail-Konten abfragen, um neue Freunde für das eigene Konto zu finden. Davon ist generell abzuraten, da die Daten von allen Personen, die im Adressbuch abgespeichert sind, ausgelesen und ver-wahrt werden.

Neuigkeiten

Hier werden Posts, Statuseinträge, gesponserte und empfohlene Beiträge dargestellt. Diese können von FreundInnen, von abonnierten Personen oder von Seiten, die mit einem „Gefällt Mir“ bewertet wurden, kommen. Außerdem können Statusmeldungen und Fotos/Videos gepostet werden.

Nachrichten

Unter diesem Punkt werden eingegangene Nachrichten gelesen, beantwortet oder neue Unterhaltungen begonnen, welche chronologisch aufgeführt und archiviert sind: so können sie bei Bedarf zurückgeholt und/oder weitergeschrieben werden.

Veranstaltungen

Wie die Veranstaltungen in der „Chronik“, nur mit dem Unterschied, dass auch die bevor-stehenden Veranstaltungen der Freunde dargestellt werden. Zudem gibt es noch eine Kalender-Ansicht.

Fotos

Unter diesem Reiter werden Fotos, die man hochlädt, dargestellt und chronologisch geord-net. Zusätzlich können sie in virtuelle Alben unterteilt werden. Bei einem Klick auf ein Foto wird es fast auf Bildschirm-Größe maxi­miert. Rechts daneben steht die UrheberIn mit Datum und Quelle des Bildes, darunter optional ein Kommentar der UrheberIn. Personen, die das Bild sehen, können ein „Gefällt mir“, einen Kommentar abgeben oder das Bild „teilen“. Ganz unten wird Werbung dargestellt.

Freunde finden

Identisch mit dem oben beschriebenen „Freundefinder“.

Gruppen (2)

Hier sind die Gruppen in denen man Mitglied ist angezeigt. Nebenbei können eigene Gruppen gegründet werden. Dabei wird in offene („Jeder kann die Gruppe, ihre Mitglieder und ihre Inhalte sehen.“ (facebook.com 2013b)), geschlossene („Jeder kann die Gruppe und ihre Mitglieder sehen. Nur Mitglieder können die Beiträge sehen.“ (ebd.)) und geheime („Nur Mitglieder sehen die Gruppe, ihre Mitglieder und die Beiträge der Mitglieder.“ (ebd.)) Gruppen unterschieden. In der oben dargestellten Abbildung ist der Punkt „Gruppen“ nicht vorhan­den, da das Konto in keiner Gruppe angemeldet war.

Freunde (3)

Dieser Punkt ermöglicht die Kategorisierung von Freunden in Gruppen. Anfangs stehen die sog. „intelligenten Listen“. Sie umfassen „Enge Freunde, „Familie“ und „Bekannte“. Zudem können weitere, selbst erstellte Kategorien hinzugefügt werden.

Anwendungen (4)

App - Zentrum

Das App-Zentrum beinhaltet eine enorme Bandbreite an Anwendungen für Facebook. Ange-fangen bei Spielen, über Musik-Apps bis hin zu Hilfsmittel-Apps, findet sich hier ein mannig-faltiges Angebot.

Als Beispiel möchte ich das Spiel „FarmVille 2“ darstellen, das zur Zeit der Re­cherche 49 Mio. Menschen spielten. Auf der für das Spiel erstellten Hauptseite können vor Spielbeginn verschiedene Informationen, wie die HerausgeberIn, wie viele NutzerInnen dieses Spiel spielen oder auch eine kleine Beschreibung mit Bildern, angesehen werden. Vor dem Betätigen des Buttons „Spiel spielen“ wird einem verdeutlicht, dass die App auf verschiedene Informationen zugreift und Rechte bekommt. In diesem Fall sind es drei Aspekte: die allge-meinen Informationen, die E-Mail-Adresse und der Geburtstag der UserIn. Manche Apps greifen auf bis zu neun verschiedene Aspekte zu. Nach ausgiebigem Testen ist das Urteil positiv zu deuten. Grafisch und akustisch auf hohem Niveau, präsentiert sich das Spiel von einer sehr ansprechenden Seite. Der soziale Aspekt, das Posten von Neuig­keiten und die Möglichkeit reales Geld im Spiel verwenden zu können, seien hier, im Unterschied zu einem „gewöhnlichen“ Videospiel, zu erwähnen.

Spiele - Neuigkeiten

Hier werden die neuesten Spiele-Aktivitäten der Freunde dargestellt.

Musik

An dieser Stelle wird angezeigt, welche Musik die Freunde zuletzt gehört haben.

Notizen

Hier findet man Notizen, die von Freunden veröffentlicht wurden.

„Notizen der Seite“

„Meine Entwürfe“

„Notizen über mich“

„Meine Notizen“

Links

Unter diesem Punkt werden die Beiträge angezeigt in denen Links vorkommen.

Anstupser

Hier wird angezeigt, ob man von jemandem in Facebook „angestupst“ wurde.

Seiten (5)

Seiten - Feed

Hier werden die Einträge von abonnierten oder „gefallenen“ Seiten in chronologischer Reihenfolge dargestellt.

Seite erstellen

Wie im vorher genannten Punkt „Seite erstellen“.

Chronik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 : Chronik-Seite in Facebook (am 26.02.13)

(online unter: http://www.facebook.com/profile.php?id=100005292129209 am 26.02.13)

Auf oben dargestellte Seite gelangt die UserIn, indem sie auf ihren Namen im oberen dunkel-blauen Balken klickt, in diesem Beispiel auf „Anne Jugend“. Hier finden sich folgende Punkte:

Informationsdarstellung

- Profilbild (1)
Hier kann ein Foto hochgeladen oder von einer Webcam aufgenommen werden. Außerdem ist die Bearbeitung des Miniaturbilds möglich.
- Titelbild (2)
Dieses ist im Breitbild-Format gehalten und erstreckt sich fast über die ganze Breite der Seite. Es kann ein vorhandenes Foto ausgewählt, ein neues hochgeladen und positioniert werden.
- Info (3)

Unter diesem Punkt können Informationen über die eigene Person gegeben werden. Die Unterpunkte sind selbsterklärend:

Arbeit und Ausbildung

„Wo hast du gearbeitet?“

„Wo bist du zur Hochschule gegangen?“

„Wo bist du zur Schule gegangen?“

Wohnorte

„Füge deinen derzeitigen Wohnort hinzu“

„Heimatstadt hinzufügen“

Beziehungen und Familie

„Füge deine Beziehungen hinzu“

Über dich

„Schreibe etwas über dich“

Allgemeines

„Geburtstag“

„Geschlecht“

„Sprache hinzufügen“

„Religiöse Einstellung hinzufügen“

„Politische Einstellung hinzufügen“

Kontakt

„E-Mail-Adresse“

„Handy“

„Nutzernamen“

„Adresse“

Lieblingszitate

„Lieblingszitate hinzufügen“

Freunde (4)

Im oberen Bereich der Chronik sind sechs Freunde in einem kleinen Button und acht weiter unterhalb, dargestellt. Auf der Freundes-Seite selber sind alle Freunde aufgelistet. Hier kann bearbeitet werden, wer die vollständige Freundesliste auf der Chronik sehen kann. Außerdem kann auf einer weiteren Unterseite nach zusätzlichen Freunden gesucht werden (es sind Freunde von Freunden dargestellt und es kann mit­hilfe vielfältiger Kriterien nach neuen Freunden gesucht werden). Weiter können verschiedene Einstellungen bei den einzelnen Kontakten vorgenommen werden, z.B. ob die Posts der Person in den „Neuigkeiten“ angezeigt werden, in welche Freundesgruppe sie gehört oder ob man sie „als FreundIn entfernen“ möchte.

Fotos (5)

Identisch mit dem oben beschriebenen Punkt unter „Startseite“.

Karte (6)

Hier wird eine Weltkarte dargestellt, auf der man die Möglichkeit hat, verschiedene Orte, Städte, Lokalitäten, Sehenswürdigkeiten, Bars, etc. als besucht zu kennzeichnen oder auch seine Fotos mit Orten zu verbinden.

Gefällt mir“- Angaben (7)

Die zwei neuesten „Gefällt mir“-Angaben werden oben dargestellt, acht im unteren Abschnitt der Chronik. Die Unter-Seite stellt verschiedene Interessen dar. Dazu ge­hören z.B. Musik und Filme bis hin zu Sportarten oder Personen.

Abonniert (8)

Dieser Punkt stellt die abonnierten Seiten oder Einträge von Personen dar. Es wird einem auch die Möglichkeit gegeben, selbst AbonnentInnen zuzulassen. Dabei werden der AbonnentIn die öffentlichen Beiträge der abonnierten UserIn, auf deren Startseite dargestellt.

Veranstaltungen (9)

Hier kann die NutzerIn „Veranstaltungen erstellen“ (Felder sind Name, Details, Wo, Wann, Privatsphäre und Freunde einladen) oder sehen, von wem sie zu einer Veranstaltung einge­laden wurde. Dieser kann durch ein „Teilnehmen“ zugesagt oder durch ein „Vielleicht“ Interesse gezeigt werden. Bei einer zugesagten Teilnahme kann sie auch im Nachhinein zurückge­nommen werden. Außerdem sind vergangene Veranstaltungen, an denen man teilge­nommen hat, in chronologischer Reihenfolge dargestellt.

Notizen (10)

Hier können Notizen verfasst werden die einen Titel, Text, Markierungen und Fotos bein-halten kön­nen.

Eines der wichtigsten Aspekte Facebooks ist, Beiträge zu posten. Dies kann man in der Chronik in folgender Form:

Status (11)

Hier können einfache schriftliche Beiträge abgegeben werden.

Foto (12)

An dieser Stelle können Fotos hochgela­den und ein Fotoalbum erstellt werden.

Ort (13)

Wie bei Status, plus die Ortsangabe. Facebook gibt einem die Möglichkeit, jeden Ort auf der Welt anzugeben. Es wird nicht überprüft, ob sich das Eingabegerät tatsächlich an diesem Ort befindet.

Lebensereignis (14)

Besondere Ereignisse, die gesondert in der Chronik erscheinen sollen, können unter diesem Punkt mit verschiedenen Vorschlägen wie z.B. „Arbeit & Ausbildung“ oder „Heim & Leben“, verewigt werden.

Außer den gerade genannten Punkten finden sich Einträge von Personen in der Chronik, denen gestattet wurde, in diese zu posten. Die Einträge können entweder nach Haupt-meldungen oder neuesten Meldungen sortiert werden. Einzelnen Posts kann man auch folgen, sie verbergen oder melden. Zudem befindet sich, nach den eigenen Interessen und den Interessen der Freunde aus Facebook, am rechten Rand Werbung, welche meist in Form eines Bildes und des zugehörigen Textes dargestellt ist.

2.3 Richtlinien und Grundsätze

Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit den Richtlinien und Grundsätzen, die Facebook aufstellt. Dabei werden zunächst die Vorhandenen aufgelistet, danach auf die für Jugendliche Relevanten (fett markiert) eingegangen:

- „Impressum/Erklärung der Rechte und Pflichten“
- „Datenverwendungsrichtlinien“
- „Gemeinschaftsstandards“
- „Facebook-Werberichtlinien“
- „Nutzungsbedingungen für Facebook-Seiten“
- „Zahlungsbedingungen“
- „Bereich für Markengenehmigung – Nutzungsrichtlinien“

„Impressum/Erklärung der Rechte und Pflichten“ (siehe Anhang 1)

In den Erklärungen der Rechte und Pflichten sind für Jugendliche die Abschnitte „3. Sicherheit“, „4. Registrierung und Sicherheit der Konten“ und „5. Schutz der Rechte anderer Personen“ näher in Betracht zu ziehen (vgl. facebook.com 2012a: 1).

Unter „3. Sicherheit“ fallen die Punkte sechs, sieben und acht, die hohe Rele­vanz für die Benutzung von Jugendlichen haben. Die anderen Punkte sollen zwar auch von diesen ein­gehalten werden, sind aber für die weitere Bearbeitung in dieser Bachelorarbeit nicht rele­vant oder können nicht oder nur schwer von Jugendlichen ausgeführt werden. Oben ge­nannte Punkte beinhalten das Recht der Unversehrtheit der anderen NutzerInnen. Hier heißt es zusammengefasst, dass andere NutzerInnen nicht tyrannisiert, keine bedrohlichen oder Gewalt auffordernden Inhalte gepostet werden sollen und dass Facebook nicht dazu verwen­det werden soll, bösartige oder diskriminierende Handlungen durchzuführen (vgl. ebd.).

„4. Registrierung und Sicherheit der Konten“ beinhaltet eine sehr relevante Aussage für jugendliche BenutzerInnen unter Nummer fünf: „Du wirst Facebook nicht verwenden, wenn du unter 13 Jahren bist.“ (facebook.com 2012a: 1). Die Überprüfung des Alters wird zwar vorgenommen, dennoch ist es leicht, sie mit falschen Angaben zu umgehen.

Der letzte relevante Punkt ist „5. Schutz der Rechte anderer Personen“. Hier geht es um die allgemeinen, gesetzlich geregelten Rechte anderer Personen und um die Urheberrechte. Jene werden in den Unternummern eins, zwei, vier und fünf beschrieben. Dabei wird erläutert, dass die Rechte der Anderen nicht verletzt werden dürfen und das Inhalte und Informationen, die gegen diese Erklärung, bzw. gegen die Richtlinien Facebooks verstoßen, gelöscht werden können. Zudem wird das Urheberrecht der Anderen geschützt und erklärt, dass bei wiederholtem Verstoß gegen die­ses das Konto der NutzerIn gesperrt werden kann (vgl. facebook.com 2012a: 1).

„Datenverwendungsrichtlinien“ (siehe Anhang 2)

Hier gibt es einige Punkte, die für alle NutzerInnen Facebooks relevant sind. Die rund 9000 Wörter würden jedoch den Rahmen dieser Bachelorarbeit bei genauerer Analyse sprengen. Kurz eingehen möchte ich auf die Informationen, die immer öffentlich zugänglich sind. Hier sind die Punkte „Name“, „Profilbilder und Titelbilder“, „Netzwerk“, „Geschlecht“ und „Nutzername und Nutzerkennnummer“ zu erwähnen. Diese werden bei Facebook immer öffentlich dargestellt (vgl. facebook.com 2012b: 1). Dies sollte den Jugendlichen bewusst ge­macht werden, siehe dazu Kapitel 5.3.1.

„Gemeinschaftsstandards“ (siehe Anhang 3)

Die Gemeinschaftsstandards beinhalten durchweg Punkte, die relevant für die Benutzung durch Jugendliche sind. Überpunkte sind beispielsweise „Gewalt und Drohungen“, „Selbst-schädigung“, „Mobbing und Belästigung“ und „Identität und Datenschutz“. Hier können sowohl die Heranwachsenden als auch deren Eltern und LehrerInnen, Fragen zu Ver­haltens­weisen in Facebook mithilfe dieser Standards klären (vgl. facebook.com 2012c: 1).

„Facebook-Werberichtlinien“ (siehe Anhang 4)

Dieser Punkt regelt die Haupteinnahmequelle Facebooks, die Werbung. Hier kann unter „I. Allgemeines“ Buchstabe E., gelesen werden, dass „keine falschen, irreführenden, betrügeri­schen oder täuschenden Behauptungen oder Inhalte“ in den Werbeanzeigen Facebooks stehen dürfen. Weiter kann unter „III. Design und Platzierung von Werbeanzeigen“ gesehen werden, dass keine Werbung über „Produkte und Dienstleistungen in sexuell anzüglicher Art und Weise“, sowie keine politischen Programme, platziert werden dürfen und die Anzeigen grammatikalisch korrekt sein müssen (vgl. facebook.com 2012d: 1). Das kann den Eltern die Angst nehmen, dass porno­grafische oder extreme politische Inhalte in der Werbung auf Facebook-Seiten dargestellt werden. Aus eigener Erfahrung konnte ich feststellen, dass die Werbung oft an diese Grenzen stößt, besonders hinsichtlich der dargestellten Personen. Außerdem ist unter Punkt „IV. D.“ die Bewerbung von Drogen und Tabak auf Facebook verboten. Unter Punkt „H.“ werden Abonnementdienste und deren Bewerbung erklärt. Zu diesem und oben genannten Punkten ist zu sagen, dass die Werberichtlinien genau aufgeschlüsselt sind, und so die jugendliche UserIn vor jugendgefährdendem Material geschützt wird. Hier hat sie auch die Chance, einzelne Werbeanzeigen zu verbergen. Dies kann sie unter der Angabe von Gründen wie u. a. „Uninteressant“, „Sexuell explizit“ oder „Anstößig“ tun. So bekommt sie die Gelegenheit, Werbung, die ihr nicht gefällt zu entfernen und Facebook das Signal zu geben, das diese womöglich gegen die Werberichtlinien verstößt (vgl. ebd.).

„Zahlungsbedingungen“ (siehe Anhang 5)

Dieser Punkt hat nur einen Absatz, der für Jugendliche relevant ist. Hier wird darauf hinge­wiesen, dass Personen unter 18 Jahren „Facebook-Zahlungen nur unter Einbeziehung eines Elternteils oder Erziehungsberechtigten nutzen“ (facebook.com 2012e: 1) dürfen. Zusätzlich wird aufgezeigt, dass beide Parteien die Zahlungsbedingungen durchlesen sollen, damit die Rechte und Pflichten von allen verstanden werden (vgl. ebd.).

Zusammenfassung

Dieses Kapitel beschäftigte sich mit dem Begriff Facebook. Dabei wurde ersichtlich, dass die Verbindung der Social Networks und des Web 2.0, das zurzeit größte soziale Netzwerk der Welt in seinem Kern ausmacht. Ferner wurden Hin­tergrundinformationen rund um Mark Zuckerberg, der Geschichte vor und nach der Entste­hung Facebooks und dessen wichtigsten Meilensteine dargestellt. Bevor in Tabelle eins, aktuelle Zahlen weltweiter SNS´s zu finden sind, wurde ein kurzer Rückblick auf die VorgängerInnen Facebooks gezeigt.

Im nächsten Schritt wurde die Angebotspalette analysiert. Dabei sind zuerst Inhalte gezeigt worden, die ohne vorherige Registrierung und Anmeldung begutachtet werden können. Die Möglichkeiten nach der Registrierung und Anmeldung teilten sich in die Bereiche der Start-seite und der Chronik auf, wobei die jeweiligen Inhalte mit kurzen Erläuterungen, dargestellt wurden. Hier fiel zum einen die Vielfältigkeit des Angebots auf, zum anderen die ständige Präsenz der auf die UserIn zugeschnittenen Werbung.

Als letzter Punkt wurden für Jugendliche relevante Inhalte, die in den Richtlinien und Grund­sät­zen Facebooks stehen, untersucht. Dabei konnte nicht im vollen Umfang auf diese einge­gangen werden, da es zu umfassend gewesen wäre. Zum genaueren Nachlesen sind die Richtlinien Facebooks in den Anhängen eins bis fünf zu finden.

Weiter wird nun auf die Hauptzielgruppe der Jugendlichen im Alter von 13-17 Jahren ein-gegangen.

3 Jugendliche im Alter von 13-17 Jahren

In diesem Abschnitt möchte ich näher auf die Entscheidung eingehen, Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren in der Bachelorarbeit zu beschreiben. Der erste Faktor liegt in der Tatsache begründet, dass laut Jim-Studie 2012, immer mehr Jugendliche verstärkt Facebook nutzen (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest 2012: 41). Die Zahlen lie­gen hier bei mittlerweile 77 % bei den 12 bis 19-Jährigen (hier ist Schüler-VZ der ein­zige Anbieter der mit 11 % bei den 12-13-Jährigen punkten kann), wobei über die Hälfte der Befragten sich ein Leben ohne soziale Netzwerke, nicht mehr vorstellen können (vgl. IfD Allensbach 2012: 4). Hier sollte die Gelegenheit genutzt werden, durch Erziehung und Schule, sowie ergänzender Hilfestellung durch die Soziale Arbeit, die „richtigen“ Weichen in der medialen Entwicklung der Jugendlichen zu stellen. Aktuelle Zahlen der Jim-Studie deu­ten auch darauf hin, dass jene sehr empfänglich für die Schulung ihrer Medien­kompetenz sind. Hier wurden in Schulen über 62 % von ihnen erreicht und bei 57 % eine Verbesserung des Verständnisses für die angesprochenen Themen erzielt (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest 2012: 59 ff.). Auch das Verhalten konnte bei rund 30 % der Befragten verändert werden. Diese Zahlen sollen zum Anlass ge­nommen werden, die Arbeit an der Medienkompetenz zu fördern, damit die fehlenden 38 % erreicht werden. Die Soziale Arbeit sollte meiner Meinung nach verstärkt ihren Beitrag dazu leisten.

Ein weiterer Grund für die Wahl des Alters ist ein eher pragmatischer. Facebooks Mindestalter beträgt 13 Jahre. Zwar können auch Kinder unter 13 beitreten; dies wäre nur unter der Voraussetzung der Fälschung des Alters möglich, was eine Löschung des Kontos durch Facebook zur Folge haben könnte. Zur Vereinfachung wurde das Höchstalter von 17 Jahren gewählt. Durch die Problematiken, die im Internet lauern, wie z.B. Internetkriminalität oder Cyber-Mobbing, auf die in späteren Kapiteln eingegangen wird, und die teils leichtfertige Nutzung der Jugendlichen von Facebook, sehe ich einen Bedarf an Auf­klärung und Information dieser Zielgruppe und deren Umfeld. Dabei dürfen aber auch die Chancen nicht außen vor gelassen werden.

Nun wird mithilfe verschiedener Literatur versucht, den Begriff Jugend näher zu deuten und die allgemeinen Eigenschaften dieses Lebensabschnittes aufzuzeigen. Jugend als Bezeich-nung der Phase, in der die ersten sexuellen Erfahrungen gemacht, persönliche Wertvor-stellungen gebildet, die vollständige Ablösung von den Eltern vorbereitet und die Entscheidung der Berufsrichtung getroffen wird (vgl. Schrader 2008: 162), gibt es so erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Hier wurde der „neuzeitliche Jugendbegriff entdeckt, erfunden bzw. konstruiert“ (Ferchhoff 2011: 94). Die Jugend an sich gab es auch schon früher, nur wurde sie nicht mit oben genannten Entwicklungsaufgaben verbunden, da diese damals teilweise andere Zeitphasen in Anspruch nahmen. Auch kann die Jugend als Erziehungs-aufgabe, gesellschaftliches Problem, historisch entstandenes Phänomen oder als Reife-phase be­zeichnet werden (vgl. Sander/Witte 2011: 658). Einigkeit besteht beim ungefähren Beginn der Jugendphase, die in der meisten Literatur ab 13 Jahren angegeben wird. Das Ende des Zeitraums kann im Alter von 18 bis 27 Jahren sein; hier gehen die Meinungen auseinan­der. Wichtig sind die Entwicklungsaufgaben, die in dieser Phase von den Jugend-lichen ge­leistet werden, teilweise verspätet oder auch gar nicht, auf welche im späteren Verlauf des Kapitels geson­dert eingegangen wird.

Weiter werden mögliche Gründe für die Nutzung Facebooks dargestellt. In einer Studie von Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink (2011) wird deutlich aufgezeigt, dass Jugendliche SNS nutzen, um ihre Beziehungen zu organisieren oder einfach nur um „dabei zu sein“ (Schmidt/ Paus-Hasebrink/Hasebrink 2011: 203). Ein kleinerer Teil der Heranwachsenden nutzt die SNS`s um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und um eigene Inhalte zu schaffen. Ein weiterer Grund kann z.B. für Jugendliche mit Migrationshintergrund und mangelnder Integration sein, große soziale Defizite im Alltag zu kompensieren (vgl. ebd.).

Schilliger (2010) ergänzt die oben genannten Gründe. Die für ihn relevanten sind die Befriedigung der Bedürfnisse nach sozialer Nähe und Anerkennung, nach den Theorien von Maslow. Auch der Effekt des Wirksamkeitsgefühls nach der Theorie von Kollock scheint ihm naheliegend. Diese besagt, auf Facebook angewandt, dass die UserIn durch die Reaktionen ihrer FreundInnen auf ihre Beiträge, das Gefühl bekommt, der Gemein­schaft einen Nutzen zu bringen und daher mehr Motivation hat, erneut Beiträge zu posten (vgl. Schilliger 2010: 62).

Eine weitere Theorie zur Begründung wieso Jugendliche an Facebook teilnehmen, liegt in der normativen Medienwahl (Kaiser 2011: 1). Kaiser besagt, dass die Medienwahl nach den Normen des sozialen Umfelds generiert wird. Zudem nennt er die Verfügbarkeit des Mediums und die Medienkompetenz der Einzelnen. Außerdem beeinflusst das soziale Umfeld die Wahl in der Hinsicht, dass dem Medium ein „bestimmtes Image zuge­schrieben wird“ (ebd.). Das würde im Falle Facebooks bedeuten, dass die Jugendlichen, die sich bedingt durch ihre Entwicklungsaufgaben stark an den Gleichaltrigen orientieren, die Nutzung Facebooks bevorzugen, weil ihr soziales Umfeld dies auch tut.

Nachfolgend werden Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen analysiert. Dies liegt bei der Betrachtung der Lebensphase Jugend nahe, da elementare Veränderungen in, um und an den Heranwachsenden geschehen. Herangezogen werden die Entwicklungsaufgaben nach Havighurst. Nach einer Aufzählung wird darauf eingegangen, welche Chancen und Risiken durch Facebook generiert werden können.

Zuerst eine Definition der Entwicklungsaufgaben nach Havighurst (Stock 2011: 3 zitiert aus Dreher/Dreher 1985: 30):

„Eine Aufgabe, die in oder zumindest ungefähr zu einem bestimmten Lebensabschnitt des Individuums entsteht, deren erfolgreiche Bewältigung zu dessen Glück und Erfolg bei späteren Aufgaben führt, während ein Misslingen zu Unglücklichsein, zu Missbilli­gung durch die Gesellschaft und zu Schwierigkeiten mit späteren Aufgaben führt.“

Nachfolgend aus Ferchhoff (2011: 112-113), die wichtigsten Entwicklungsaufgaben, die in der Adoleszenz geleistet werden können:

1. „Akzeptanz der eigenen ‚körperlichen Erscheinung und effektive Nutzung des Körpers: Sich des eigenen Körpers bewusst werden. Lernen, den Körper in Sport und Freizeit, aber auch in der Arbeit und bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben sinnvoll einzusetzen.
2. Erwerb der männlichen bzw. weiblichen Rolle: Der Jugendliche muss seine individuelle Lösung für das meistens stereotype geschlechtsgebundene Verhalten und für die Ausgestaltung der Geschlechtsrolle auf der Basis des Anpassungsdrucks von Eltern und Peers finden.
3. Erwerb neuer und reiferer, zuweilen romantischer Beziehungen zu Altersgenossen bei­derlei Geschlechts: Hierbei gewinnt, was die Integration angeht (Silbereisen 1996, 9), die Gruppe der Gleichaltrigen an Bedeutung ‘ (Oerter/Montada 1987,. 276).
4. Lockerung, Ablösung und Gewinnung emotionaler Unabhängigkeit von den Eltern und anderen Erwachsenen und die Hinwendung zu tendenziell frei ausgewählten Peers: […]
5. Qualifikationsbezogene ‚Vorbereitung auf die berufliche Karriere: Lernen bzw. Qualifikationserwerb im Jugendalter zielt direkt (bei berufstätigen Jugendlichen) oder indirekt (in weiterführenden Schulen) auf die Übernahme einer beruflichen Tätigkeit und die soziale Platzierung im Gesellschaftsgefüge ab.
6. Vorbereitung auf Beziehungen, Heirat und Familienleben: Sie bezieht sich auf den Erwerb von Kenntnissen und sozialen Fertigkeiten für die bei Partnerschaft und Familie anfallenden Aufgaben.
7. Gewinnung eines sozial verantwortungsvollen Verhaltens: Bei dieser Aufgabe geht es darum, sich – zwischen den ‚Polen Individualität und Gemeinschaft‘ (Grundmann 2004, 32) und bei aller Autonomie und Persönlichkeitsentwicklung – insbesondere auch für das Gemeinwohl zu engagieren und sich mit der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung des Bürgers auseinander zu setzen.
8. Aufbau eines stimmigen und lebbaren Wertesystems und eines ethischen Bewusstseins als Richtschnur für eigenes Verhalten: Die Auseinandersetzung mit Wertgeltungen in der umgebenden pluralen Kultur soll in diesem Lebensabschnitt zum Aufbau einer eigenständigen internalisierten Struktur von Werten als Orientierung für das Handeln führen ‘ (Oerter/Montada 1987, 276).“ (Ferchhoff 2011: 112-113)

Nun eine Bezugnahme auf Facebook und dessen mögliche Auswirkungen auf die Entwicklungsaufgaben:

Zu 1.: Bei dieser Aufgabe kann die Nutzung Facebooks enorme Auswirkungen auf das Selbstbild einer Jugendlichen haben. So kann die Darstellung des eigenen Körpers, in Form von hochgeladenen Bildern oder Videos, Feedback der FreundInnen, in oder außerhalb Facebooks erzeugen, welche sowohl positiv, als auch negativ ausfallen können. Das Selbstbild kann dadurch in positive Bahnen gelenkt werden, in dem sie durch die Rückmeldun­gen bestärkt wird, sich und ihren Körper anzunehmen. Auf der anderen Seite lauert die Ge­fahr, negative Kommentare oder gar Formen von Cyber-Mobbing (siehe Kapitel 4.3.1) abzu­bekommen, da manche Jugendliche die Tragweite ihrer Kommentare nicht ab­schätzen können.

Zu 2.: Im Sinne der Argumentation oben kann hier der Aspekt des Feedbacks beim Veröffentlichen von Bildern oder Videos angeführt werden. Dieses Beispiel kann, analog zur körperlichen Erscheinung, bei der Rollenbildung verwendet werden. Außerdem kann durch die Kommentarfunktion ein reger Austausch über Frauen- oder Männerbilder geführt werden. Zudem gibt die Profilseite (siehe Kapitel 2.2 unter Informationsdarstellung) einige Möglich-keiten für die Darstellung der eigenen Persönlichkeit.

Zu 3.: An dieser Stelle kann eine schnellere und unkompliziertere Kontaktaufnahme mit dem anderen Ge­schlecht möglich sein, da nicht Face-to-Face kommuniziert wird und so manche Barrieren wegfallen. Zusätzlich können Informationen, die auf den Profilseiten stehen, den Interessierten Einsicht in verschiedene Kategorien geben. Damit können Gemeinsamkeiten in Interessen und Hobbys gefunden und dadurch ein Kontakt hergestellt werden.

Zu 4.: Hier können einige Chancen für Jugendliche gesehen werden, sich vom Elternhaus ein Stück unabhängiger zu machen. Der virtuelle Raum Facebook, gibt ihnen dabei die Gelegenheit „ungestört“ mit den Peers und Altersgenossen zu kommunizieren und zu „netzwerken“. Die Frage ob Eltern sich mit ihrem Kind in Facebook „befreunden“ sollten, um so mehr Übersicht und Kontrolle zu bekommen, wird in Kapitel 5.3.2 näher betrachtet.

Zu 5.: Hier kann die Vorbereitung eines großen Netzwerkes mit vielen schwachen Bezie-hungen geschehen (siehe Kapitel 4.2.2). Die Jugendlichen erhalten so Hilfestellungen in der Beschaffung eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes oder in alltäglichen Problemstellungen.

Zu 6.: Hier werden wenige Möglichkeiten gesehen, wie Facebook Einfluss auf diese Entwick-lungsaufgabe haben kann.

Zu 7.: Die politische Partizipation kann durch Facebook gesteigert werden. Dabei zeigen sich direktere und vielfältigere Gelegenheiten für Jugendliche auf, sich zu informieren und zu beteiligen. So zeigt Wettstein (vgl. 2012: 129-143), dass die Jugend heutzutage politisch aktiver ist. In ihren Profilen (siehe Kapitel 2.2 unter Informationsdarstellung – Info (3) – Allgemeines) können sie ihre religiöse und politische Einstellung darstellen, durch Status-meldungen ihre Meinung und Links zu aktuellen politischen Themen äußern oder sich in Gruppen, nach thema­tischen oder ideologischen Gemeinsamkeiten, verbinden und dort Informationen austau­schen, Debatten führen oder sogar Proteste organisieren.

Zu 8.: An diesem Ort lässt sich wie in den vorherigen Punkten auf die Kommentarfunktion hinweisen. Durch sie kann eine beschleunigte und erweiterte Form der Diskussion be­stimmter Aussagen stattfinden, die die Jugendlichen entweder untereinander oder mithilfe älterer Bezugspersonen durchführen und eventuell zu einer Generierung und Internalisierung von Werten und Normen anregt.

Zusammenfassung

Dieses Kapitel zeigte Gründe auf, wieso Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren für diese Bachelorarbeit gewählt wurden. Dabei kristallisierte sich heraus, dass es mitunter daran liegt, dass jene Facebook immer mehr nutzen, deren Medienkompetenz gering ist und sie deshalb von der Sozialen Arbeit verstärkt unterstützt werden sollten.

Zudem wurde versucht den Begriff der Jugend zu definieren. Offenkundig ist nun, dass er nicht eindeutig definierbar ist und die Entwicklungsaufgaben eine zentrale Rolle spielen.

Ferner arbeitete das Kapitel Gründe heraus, die Jugendliche veranlassen an Facebook teilzunehmen. Dabei wurden Theorien von Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink, Schilliger und Kaiser dargestellt.

Zentralen Punkt des Kapitels bildeten die Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen, welche auf der Grundlage von Havighurst auf Facebook bezogen und Chancen und Risiken im Umgang mit diesem dargestellt wurden. Hier stellte sich heraus, dass Facebook den Heran-wachsenden in einigen Fällen nützlich sein kann.

Das nächste Kapitel wird sich ebenfalls mit Chancen und Risiken Facebooks beschäftigen, welche auf die Bereiche der Selbstreflexion, des Sozialverhaltens und der Internetkrimi-nalität beziehen wird.

4 Chancen und Risiken Facebooks

In den kommenden Unterkapiteln folgt die Analyse der in der Fragestellung aufgeworfenen Bereiche der Selbstreflexion und des Sozialverhaltens auf Chancen und Risiken in Facebook. Der Bereich der Internetkriminalität umfasst beide Bereiche, des­halb wird diesem Thema ein eigenes Unterkapitel gewidmet. Grundsätzliche Chancen der SNS, die hier nicht gesondert erwähnt werden sind die ortsunabhängige, kostenlose und effektive Möglichkeit mit FreundInnen und Bekannten in Kontakt zu bleiben, damit Inhalte zu tauschen und Termine auszumachen.

4.1 Selbstreflexion

Selbstreflexion kann dadurch definiert werden, dass das eigene vergangene und zukünftige Verhalten kritisch hinterfragt wird oder sich Aspekte der eigenen Person klar gemacht wer­den (vgl. Schrader 2008: 292). So wird mithilfe dieser Grundlage besprochen, wie das bei der Zielgruppe der Jugendlichen und der Nutzung Facebooks aussehen kann und welche Inhalte von ihnen reflektiert werden sollten. Das wird jeweils in den Bereichen der Selbst-wahrnehmung, der Ablenkung durch Facebook und der Sucht nach der SNS in Kapitel 4.1.1 ff. gesondert besprochen. So bleibt hier noch die Frage nach dem Datenschutz. „Facebook ist und bleibt kostenlos.“ (Abbildung 2: Facebook-Startseite (am 22.02.13)), so eine Aussage auf dessen Startseite. Nun stellt sich die Frage, wie es überleben kann: zum größten Teil mithilfe von Werbeeinnahmen. Wie in Kapitel 2.2 deutlich wurde, ist die Werbung in vielerlei Formen präsent und zudem zuge­schnitten auf die UserIn, die, angefangen bei ihren Profil-daten über ihre Freundes­liste, bis hin zu „Gefällt Mir“-Button-Klicks auf anderen Internet-Seiten, die mit Facebook ver­bunden sind, Daten an jenes weitergibt. Facebook beteuert in seinen Datenver­wen­dungsrichtlinien, dass diese anonymisiert und nur zur Weitergabe an die Werbenden benutzt werden. Die einzelne UserIn kann dies schwer überprüfen, deshalb sollte eine eher vorsichtige Haltung gegenüber dem größten sozialen Netzwerk der Welt ein-genommen werden. Dabei zeigt auch das aktuelle Vorhaben des österreichischen Jura-Studierenden Max Schrems, der den Internetkonzern wegen seiner Datenschutz-Richtlinien verklagen möchte, dass hier einiges im Argen liegt. Was die Einzelne von dieser Daten-speicherung halten möchte, ist ihr selber überlassen. Dennoch sollte zumindest den Jugendli­chen die Information der aktuellen Lage nahegelegt und Möglichkeiten gezeigt werden, wie sie ihre Daten besser schützen können.

Die Frage, was von den Heranwachsenden erwartet werden kann, ist schwer zu beant-worten. So hängt vieles von der Entwicklung der Einzelnen ab, von der Sozialisation, des Bildungshin­tergrundes und des Elternhauses. Hier eine pauschale Angabe zu machen, wäre verwer­flich.

4.1.1 Selbstwahrnehmung

Die Selbstwahrnehmung ist ein wichtiger Bestandteil der Selbstreflexion. Sie ist Grund-lage für die weitere Entwicklung des Verhaltens und der Persönlichkeit. Da dies eine wichtige Entwicklungsaufgabe der Jugend ist (siehe Kapitel 3), wird hier überprüft, welche Möglich-keiten der Selbstwahrnehmung, sich in Facebook ergeben. Dabei stellt sich auch die Frage, durch was die Selbsterfahrung generiert werden kann. Ist es die Profilseite, die bewusst konzipiert und gestaltet wird und dabei schon der erste Prozess der Selbstwahrnehmung vollzogen wird? Oder sind es die FreundInnen und Interessen, die von Facebook aufgereiht und dargestellt werden? Könnte die Werbung die einem gezeigt wird, eine Rolle spielen? Haben die Nachrichten und das Feedback, das man auf die eigenen Fotos oder Posts bekommt, Gewicht? Diese Fragen gilt es mit den Jugendlichen entweder in Gruppen oder im Einzelnen zu klären, da hier generalisierende Aussagen keinen Sinn machen würden.

Nach Mead aus Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink (2011) kann die Selbstwahrnehmung nur „über wahrgenommene Reaktionen anderer“ (Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2011: 25) geschehen. Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink zeigen mit dem Identitätsmanagement, dass soziale Netzwerke eine „Form der Schilderung von Erfahrungen und Erlebnisse[n]“ (ebd. 26) bietet, die das „Zugänglich-Machen von Aspekten der eigenen Person“ (ebd. 26) erleichtern soll. So können die Jugendlichen in der SNS, durch den Austausch mit Peers über ihre Selbstdarstellung und Interessen, sich und ihre Bedürfnisse wahrnehmen. Hier liegt, wie außerhalb von Facebook, aber auch die Gefahr, dass durch ablehnende Rückmeldungen, die Wahrnehmung negativ gefärbt wird. An dieser Stelle kann mit einem Zitat eines Teilnehmenden einer Studie von Miller (2012) ein Beispiel dafür gegeben werden, dass es Bedenken gibt, wie sich Jugendliche auf Facebook sehen können:

„Ich finde Facebook für Teenager schon gefährlich, weil man so oberflächlich wird, wenn man immer nur auf die Photos achtet. Das ist so, als ob man ständig in den Spiegel gucken und sich selbst betrachten würde. Aber mit den Augen von anderen. Du kriegst von jedem eine Meinung zu hören, weil jeder deine Photos kommentiert. ‚Wow, dein Top ist super‘ oder so was in der Art, und man kann es nie richtig einschätzen, weil dauernd was Neues kommt. Also ich glaube nicht, daß das für Teenager oder Leute, die kein Selbstvertrauen haben, das richtige ist.“ (Miller 2012: 158)

Hier bietet Miller (vgl. 2012: 158-159) mit der Wahl der Abendgarderobe einer Frau, die er in frü­heren Feldstudien beobachtete, einen Vergleich, in dem er zeigt, dass es vor Facebook auch lange dauern konnte, bis die Damen mit ihrer Selbstdarstellung zufrieden waren.

Weiter wurde in einer Studie der TU Darmstadt und der Humboldt-Universität zu Berlin untersucht, welche Auswirkungen passives Konsumieren der Facebook-Inhalte ihrer FreundInnen, auf deutsche Studierende hat. So kamen die Untersuchungen zum Ergeb­nis, dass die meisten NutzerInnen, die passiv Inhalte ihrer FreundInnen, wie erfreuliche Ereig-nisse, Urlaubsfotos oder Vergleichbares, konsumieren, gehäuft Neid (29,6 %) und auch ein Fehlen von Aufmerksamkeit, gegenüber ihrer eigenen Person (19,5 %), wahrneh­men. Dies wiede­rum veranlasst diese, mehr von sich in Facebook darzustellen, was laut der Studie die sog. „self-promotion – envy spiral“ (Krasnova/Wenninger/Widjaja/Buxmann 2013: 13) hervor­ruft. Das bedeutet, dass der Neid auf die erfreulichen Ereignisse der Anderen, die UserInnen zu einer erhöhten Selbstrepräsentation in Facebook leitet und dadurch eben genannte Spirale entsteht. Durch sie kann bei oben erwähnten UserInnen, Frustration und „mentales“ Leiden hervorgerufen werden, welche bis hin zu Depressionen führen (vgl. ebd.: 1-13).

4.1.2 Ablenkung durch Facebook

Zuerst eine Definition von Ablenkung. Diese wird als „Abbringen von einer eingeschlagenen Richtung oder einem eingeschlagenen Ziel“ (Nateqi/Lutz o.J.: 1) beschrieben. Die Ablenkung wird im Folgenden zur besseren Handhabung in zwei Bereiche unterteilt. Zum einen in den der Konzentration auf eine kognitive Tätigkeit, z.B. Hausaufgaben machen oder Lernen, in Anwesenheit eines Computers oder Smartphones. Zum anderen in den sozialen Kontext in Gegenwart eines Smartphones und der gleichzeitigen Nutzung Facebooks.

Im Bereich des Arbeitens und Lernens, in Anwesenheit eines Computers oder Smart-phones, möchte ich verschiedene Studien mit eigenen Erfahrungen kombinieren. Eine Studie von Michael Rich, Kognitionswissenschaftler an der Harvard Medical School, zeigt laut Kurianowicz (vgl. 2011: 1), dass es mittlerweile ein enorm schwieriges Unterfangen gewor-den sei, sich auf eine Arbeit oder ein Buch zu konzentrieren, ohne sich vom medialen Über-angebot ablenken zu lassen. Er verweist auf die breite Abdeckung von Laptops und dem ständig verfügbaren Internet. Die Ablenkung durch Medien ist nichts Neues, wie Kurianowicz mit der Betrachtung von Goethe und seiner Überforderung mit der damals neu aufgekom-menen Zeitung beschreibt. Goethe musste sich selbst disziplinieren, um von der Ab­lenkung des Lesens neu erschienener Zeitungen wegzukommen und sich so auf seine Arbeit kon-zentrieren zu können (vgl. ebd.). So ist es nicht verwunderlich, dass die heutige Jugend durch die schnellere Technik Ablenkung vom „eingeschlagenen Ziel“ (Nateqi/Lutz o.J.: 1) findet. So gab es, wie man am Beispiel Goethes sehen kann, schon immer Ablenkungs-methoden, z.B. in neuerer Zeit das Radio oder den Fernseher, welche aber im Gegenteil zu Facebook weniger stark sozial und vernetzt sind. Hier liegt eine größere Motivation vor, diese immer wieder zu besuchen und den Status zu erneuern oder nachzusehen, ob eine neue Nachricht eingetroffen ist. Darauf deutet auch Rosen hin, der darauf hinweist, dass Jugendliche hier ein zwanghaftes Verhalten an den Tag legen, dass sie dazu veranlasst, sich alle paar Minuten einzuloggen. Dies begründet er durch die Angst, die bei ihnen vor-herrscht, etwas in ihrer sozialen Welt zu verpassen (vgl. Niemer o.J.: 1). Ebenso konnte ich selbst in meinem Stu­dium vermehrt feststellen, dass z.B. während der Unterrichtsstunden nebenbei Laptops und Smartphones für die Nutzung Facebooks verwendet wurden. Ich konnte in meinem eigenen Verhalten eine Veränderung bemerken, seitdem ich Facebook intensiver nutze. So konnte ich feststellen, dass die Arbeit am Computer durch häufige Anmeldungen bei Facebook unterbrochen wurde, um wie oben beschrieben, nachzusehen, ob ich etwas „ver­passt“ habe. Ob dies nun förderlich für die Konzentration auf die Arbeit sei, kann hier nicht beurteilt werden. Abschließend wird festgehalten, dass Studien und Unter-suchungen zu dem Thema höchst relevant sind und das jede einzelne Person auf ihr Verhalten achten sollte, um eine gewisse Produktivität gewährleisten zu können. Im Falle der Jugendlichen sollten die Eltern und LehrerInnen ein wachsames Auge auf diese haben, um mit ihnen ihr Verhalten reflektieren zu können.

Der zweite Aspekt der Ablenkung wäre die im sozialen Umfeld. Um dies genauer zu erläu­tern, ein einfaches Beispiel: Ein Paar sitzt in einem Restaurant und wartet auf das bestellte Essen. Die beiden sitzen leicht gebeugt über ihren Smartphones und beschäftigen sich in­tensiv mit diesen. Es entsteht kein Gespräch zwischen den beiden. Nach einer Weile wird die Mahlzeit serviert. Nach dem Essen konzentrieren sie sich wieder auf ihre Smartphones, ohne den anderen zu beachten. Ein Beispiel, welches ich selber so beobachten konnte. Dabei stellt sich die Frage, ob das Paar Beziehungs­probleme hatte oder ob es ohne die Smartphones auch keine Kommunikation gegeben hätte. Solche und weitere Beob-achtungen lassen in mir die Frage aufkommen, wie sehr die ständige Erreichbarkeit durch Smartphones und mobiles Internet in Kombination mit Facebook unser soziales Verhalten verändert. Dazu gab es im Recherchezeitraum keine konkreten Ergebnisse in Studien. Hier sehe ich großen Bedarf. Eine Schlussfolge­rung daraus dürfte dennoch gezogen werden. So kann in unangenehmen oder langweiligen Situationen, das Smartphone als „Retter in der Situation“ dienen. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass auch Facebook dazugehört, wie an der oben dargestellten These von Rosen gesehen werden kann.

4.1.3 Sucht

Sucht wird laut Schrader (vgl. 2008: 332) in drei verschiedene Kategorien unterteilt: Gewohn-heiten sind Verhaltensmuster, die häufig wiederholt werden und leicht veränderbar sind. Abhängig­keit bedeutet ein zwanghaftes Verhalten, wobei die Abhängige ihr Suchtmittel als existen­ziell betrachtet und nicht mehr darauf verzichten kann. Die Sucht fängt nach Ansicht vieler ExpertInnen da an, wo die Abhängigkeit das ganze Leben der Betroffenen beherrscht. Zuerst wird überprüft ob es eine Internetsucht im Allgemeinen gibt, um danach zu unter-suchen ob eine Facebook-Sucht feststellbar ist. Albers-Heinemann (vgl. 2012: 166-167) stellt dar, dass aktuelle Defini­tionen einer Internetsucht noch nicht endgültig festgelegt sind. Der Fachverband für Medienabhängigkeit e. V. besagt, dass es noch nicht exakt möglich ist „psychisch kranke Internetabhängige von gesunden Internetusern sicher zu unterscheiden“ (ebd. 2012: 167). Dennoch sind sich die Fachleute einig, dass die Kriterien für stoff-gebundene Abhängigkeiten auch für die Internetabhängigkeit anwendbar sind (vgl. ebd.). Nachfolgend eine Auflistung der diagnostischen Kriterien, die von Young (1996) modifiziert durch Beard (2001), aufgestellt wurden:

„Alle folgenden Kriterien (1–5) müssen vorliegen:

1. Ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Internet – Gedanken an vorherige Onlineaktivitäten oder Antizipation zu künftiger Onlineaktivitäten.
2. Zwangsläufige Ausdehnung der im Internet verbrachten Zeiträume, um noch eine Befriedigung zu erlangen.
3. Erfolglose Versuche, den Internetgebrauch zu kontrollieren, einzuschränken oder zu stoppen.
4. Ruhelosigkeit, Launenhaftigkeit, Depressivität oder Reizbarkeit, wenn versucht wird, den Internetgebrauch zu reduzieren oder zu stoppen.
5. Längere Aufenthaltszeiten im Internet als ursprünglich geplant. Zumindest eines der folgenden Kriterien (6 –8) muss vorliegen:
6. Aufs Spiel setzen oder Riskieren einer engen Beziehung, einer Arbeitsstelle oder eines beruflichen Angebots wegen des Internets.
7. Belügen von Familienmitgliedern, Therapeuten oder anderen, um das Ausmaß und die Verstrickung mit dem Internet zu verbergen.
8. Internetgebrauch als ein Weg, Problemen auszuweichen oder dysphorische Stimmungen zu erleichtern (wie Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld, Angst, Depression).“ (Albers-Heinemann 2012: 167)

Albers-Heineman betont, dass diese Indikatoren Hinweise für die Beurteilung der Eltern, ob ihre Kinder suchtartiges Verhalten an den Tag legen, darstellen. Die PINTA-Studie 2011 fand heraus, dass in der Bundesre­publik insgesamt vier Prozent der Jugendlichen im Alter von 14-16 Jahren Internetabhängig sind. Dabei gaben rund 70 Prozent an, dass sie soziale Netzwerke als Hauptaktivität ausführen (vgl. Dyckmanns 2011: 1).

Wie schon angekündigt, möchte ich der Frage nachgehen, ob es eine Facebook-Sucht gibt. Diese Frage hat auch die norwegische Psychologin Cecilie Schou Andreassen beschäftigt. Sie entwarf folgenden Fra­genkatalog, der eine „Facebook-Addiction“ nachweisen soll:

The Bergen Facebook Addiction Scale is based on six basic criteria, where all items are scored on the following scale: (1) Very rarely, (2) Rarely, (3) Sometimes, (4) Often, and (5) Very often:

- You spend a lot of time thinking about Facebook or plan use of Facebook.
- You feel an urge to use Facebook more and more.
- You use Facebook in order to forget about personal problems.
- You have tried to cut down on the use of Facebook without success.
- You become restless or troubled if you are prohibited from using Facebook.
- You use Facebook so much that it has had a negative impact on your job/studies.

(Drønen 2012: 1)

[...]

Final del extracto de 136 páginas

Detalles

Título
Facebook-Führerschein
Subtítulo
Wie Jugend- und Schulsozialarbeit Kinder und Jugendliche im Alter von 13 - 17 Jahren auf einen selbstreflektierten und sozial verantwortungsbewussten Umgang mit Facebook vorbereitet.
Universidad
University of Applied Sciences Coburg
Calificación
1,3
Autor
Año
2013
Páginas
136
No. de catálogo
V213789
ISBN (Ebook)
9783656420439
ISBN (Libro)
9783656420910
Tamaño de fichero
1623 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Facebook, Jugendliche, Soziale Arbeit, Soziale Netzwerke, Social Networks, Schulsozialarbeit, Jugendarbeit
Citar trabajo
Zoltan Kovacs (Autor), 2013, Facebook-Führerschein, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213789

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