Dieses Mosaik von Exposés über die Bundesrepublik Deutschland entwirft kein abschließendes und allumfassendes Bild von der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft. Dies wäre eine multidimensionale, vielschichtige Aufgabe, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsszenarien gleichermaßen miteinbeziehen und somit eine große Anstrengung vieler Experten erfordern würde.
In Teil 1 werden vor allem intrakulturelle und interkulturelle Fragen erörtert, in Teil 2 wird die transkulturelle Ebene erarbeitet. Zusammen orten sie Deutschland in der Welt von heute, die das Morgen bedingt und entwerfen ein gutes Gesamtbild jener Thematik, die immer noch vielen Menschen in diesem Land und weltweit Rätsel aufgibt und die sogar Experten verschiedener Fachdisziplinen nur unvollkommen enträtseln können. Dies umso mehr, als dass das Lokale, das Regionale, das Nationale, das Europäische und das Globale heute volatil vernetzt sind und eine multifaktorierte, fluid interdependente und daher schwer zu erfassende multidimensional wechselwirkende Gesamtkomplexität ergeben. Dennoch kann man auf der Basis der interkulturellen Forschung eine Anzahl von Leitmotiven und Leitlinien erblicken, die es gestatten, das Gesamtbild in etwa zu vervollständigen.
Eine nationalkulturelle Reflektion ist daher dringend erforderlich, um einerseits defensiv-aggressiven Einprinzip Imperialismen auf der Suche nach vereinfachten, vielfach ethnozentrisch-extremistischen Rezepten vorzubeugen und um andererseits eine sachdienliche intra- und interkulturelle strategische Antwort auf den Globalisierungsimpakt zu formulieren; kurz, um seine nationale und kulturelle Position vor einem historischen Hintergrund auf den Prüfstand seiner Gegenwarts- und Zukunftstauglichkeit und Verträglichkeit zu stellen und die nationale und kulturelle Rolle Deutschlands zukunftsorientiert zu finden. Deutschland muss seine Rolle in der Welt finden, so wie andere Kulturnationen es schon lange getan haben und sie proaktiv verantwortungsvoll und nicht nur reaktiv spielen. Die weltwirtschaftliche, geopolitische und strategische Rolle, sowie die Innen- und Kulturpolitik bedürfen einer Reflektion und Integration im Sinne der neuen nationalen und globalen Bedingungen, damit Deutschland für sich selbst und die Welt berechenbar und zuverlässig wird. Es muss, wie eingangs angedeutet, seine neue, ihm angemessene, innen- und außenpolitische Rolle in der Welt finden.
Inhalt
Vorwort
Teil 1
Intra- und interkulturelle Aspekte Deutschlands
1. Kultureller Bürgerkrieg in Deutschland
2. Germany: Shedding a New Light on a Perennial Question
3. Immigration und Entchristianisierung
4. The German-Jewish Relationship Question in the Light of Human Cultural Evolution
5. Heimatmelodie: Die harmonische Integration von Heimatbewusstsein und Welterfahrung
6. Ade Fremde: Eine Lösung der Dialektik des Eigen- und Fremdkulturellen
7. Die großen Kulturrevolutionen: Rückblick und Ausblick
8. Die deutsche Identität: Gedanken zur Identitätsfrage meines Vaterlandes
9. Reformation und kulturelle Dekonstruktion
10. Europaskeptik und Staatsraison: DM-Nostalgie in Deutschland, Euroskepsis in Großbritannien europäischer Widerwille in Frankreich, Europa Frustration in Italien
11. Berlin-Paris-Berlin: Eine Reise in das historische Unterbewusstsein der Völker
12. Benedict XVI, ein weltpolitisches Werkzeug der göttlichen Vorsehung
13. Das Ende einer geschichtlichen Ära: Das Ende der protestantischen Vorherrschaft
14. Schrippen versus Wecken: Ein innerdeutsches Dilemma
15. Die innen- und außenpolitische Erpressbarkeit des deutschen Volkes: Europapolitische Evidenz und Ursachen der Erpressbarkeit
16. Das Spiel der Allianzen: Erbfeindschaft, Freundschaft, Partnerschaft und Komplizität
17. Der nationalstaatliche Machtpoker in den internationalen Beziehungen
18. Weitere geopolitische Evidenz der Erpressbarkeit
19. Quo vadis Germania?: Innenpolitische Ursachenforschung
20. Quo Vadis Deutschland? Ceterum Censeo Germania Non Esse Delendam!
Skizzen einer partizipativen Kultur
21. Deutsche Stärken und Schwächen: Versuch einer Kulturanalyse
22. Intrakulturelle Probleme in Deutschland
23. A Glance at German Lands
24. Cultural Healing of Germany
25. Identity, Culture and Freedom
26. The Relationship between Culture Area and Geopolitical Space or the Quest for Cultural-Spatio-Temporal Integrity
27. Universalismus versus Partikularismus im Rechtsraum des deutschen Grundgesetzes
28. Die deutsche kulturelle Erbsünde
29. Intrakulturelle interkulturelle Lösungen von der Warte des transkulturellen Managements
30. Die kulturelle Schlacht um Deutschland und die Zukunft der Welt
31. Kulturanalyse: Christusmensch statt Identitätslücke
32. Anglo-German Intercultural Business Communication Research
Teil 2
Die transkulturelle Integration interkultureller Perspektiven
Bibliographie
Copyright © G. Deißler 2013
Vorwort
Dieses Mosaik von Aufsätzen über die Bundesrepublik Deutschland entwirft kein abschließendes und allumfassendes Bild von der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft. Dies wäre eine multidimensionale, vielschichtige Aufgabe, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsszenarien gleichermaßen miteinbeziehen und somit eine große Anstrengung vieler Experten erfordern würde.
In Teil 1 werden vor allem intrakulturelle und interkulturelle Fragen erörtert, in Teil 2 wird die transkulturelle Ebene erarbeitet. Zusammen orten sie Deutschland in der Welt von heute, die das Morgen bedingt und entwerfen ein gutes Gesamtbild jener Thematik, die immer noch vielen Menschen in diesem Land und weltweit Rätsel aufgibt und die sogar Experten verschiedener Fachdisziplinen nur unvollkommen enträtseln können. Dies umso mehr, als dass das Lokale, das Regionale, das Nationale, das Europäische und das Globale heute volatil vernetzt sind und eine multifaktorierte, fluid interdependente und daher schwer zu erfassende multidimensional wechselwirkende Gesamtkomplexität ergeben. Dennoch kann man auf der Basis der interkulturellen Forschung eine Anzahl von Leitmotiven und Leitlinien erblicken, die es gestatten, das Gesamtbild in etwa zu vervollständigen.
Eine nationalkulturelle Reflektion ist daher dringend erforderlich, um einerseits defensiv-aggressiven Einprinzip Imperialismen auf der Suche nach vereinfachten, vielfach ethnozentrisch-extremistischen Rezepten vorzubeugen und um andererseits eine sachdienliche intra- und interkulturelle strategische Antwort auf den Globalisierungsimpakt zu formulieren; kurz, um seine nationale und kulturelle Position vor einem historischen Hintergrund auf den Prüfstand seiner Gegenwarts- und Zukunftstauglichkeit und Verträglichkeit zu stellen und die nationale und kulturelle Rolle Deutschlands zukunftsorientiert zu finden. Deutschland muss seine Rolle in der Welt finden, so wie andere Kulturnationen es schon lange getan haben und sie proaktiv verantwortungsvoll und nicht nur reaktiv spielen. Die weltwirtschaftliche, geopolitische und strategische Rolle, sowie die Innen- und Kulturpolitik bedürfen einer Reflektion und Integration im Sinne der neuen nationalen und globalen Bedingungen, damit Deutschland für sich selbst und die Welt berechenbar und zuverlässig wird. Es muss, wie eingangs angedeutet, seine neue, ihm angemessene, innen- und außenpolitische Rolle in der Welt finden. Dies geht mit der Identitätsfindung und dem nationalkulturellen Selbstverständnis einher.
Diese Serie von Exposés in Deutsch, sowie einige in Englisch, wurden im Laufe der vergangenen zwei bis drei Jahre unabhängig voneinander verfasst, ohne jegliche Absicht, sie als Sammelband zu präsentieren. Daher gibt es Überschneidungen, weil man gewissen Motiven in der Analyse immer wieder begegnet, da sie strukturell-funktionelle Bedeutung für diese Landeskultur haben. Die Aufsätze sind ein buntes Mosaik und folgen keinem Leitmotiv. Schließlich dienen sie alle dem Ziel nationalkultureller Selbst- und damit interdependenter Fremderkenntnis.
Teil 1
Intra- und interkulturelle Aspekte Deutschlands
1 KULTURELLER BÜRGERKRIEG IN DEUTSCHLAND
Vor vielen Jahren, als ich Student in Paris war, stand ein Forschungsseminar mit dem Titel „La Guerre Civile“ (Der Bürgerkrieg) unter der Leitung des Direktors des Studien- und Forschungsbereichs Politische Wissenschaft mit dem Spezialgebiet internationale Politik auf meinem Programm. Dies möchte ich aus mehreren Gründen anführen, obwohl mein Exposé nicht mehr an die wissenschaftlichen Standards von damals anknüpfen kann, da ich mich durch die Immersion in meine deutsche Heimatkultur wieder von den geistigen Standards und Methoden dieser tausendjährigen Universität entfernt habe. Die deutsche Kultur hat mich diesbezüglich wiedereingeholt und sie entspricht nicht jener Kultur, weder akademisch noch allgemeinkulturell. - Sie ist verschieden, doch das Gesetz der kulturellen Relativität besagt, dass es keinerlei objektive Maßstäbe zur Qualifizierung einer Kultur als einer anderen über- oder unterlegen gibt. Die Diversität ihrer Wertepräferenzen lässt keinen qualitativen Schluss zu. Der Savannenbewohner und der Gelehrte der Eliteuniversität werden sozialanthropologisch in der interkulturellen Forschung in dieser Hinsicht gleichgestellt. Die persönliche Erfahrung und die Betrachtung lehren einem aber, dass es doch noch andere Kriterien der persönlichen Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit einer Kultur gibt. – Dinge, die dort als Edelstein gelten, werden hierzulande wie von unwissenden Kühen zertrampelt, die die Werte anderer Kulturen weder erkennen noch respektieren und noch viel weniger synergistisch integrieren können. Das nennt man Wertepräferenzen - und ihre Spielarten über kulturelle Grenzen hinweg. Es bestätigt Blaise Pascals (1623-1662) Dictum, demzufolge „die Wahrheit diesseits der Pyrenäen ein Irrtum jenseits der Pyrenäen ist.“ Die historischen Polarisierungen führen zu kulturellen Verwerfungen, die des einen Hochkultur in des anderen Unterbewusstsein verdrängen und umgekehrt. Wer mehrere Kulturen im Bewusstsein aktiv hat, wird in ethnozentrischen, schwachen und sicherheitsbedürftigen Kulturen als störend betrachtet. Not invented here. Abgelehnt! Die wenigen Promille der globalen Nomaden sind bislang noch eine Speerspitze der Menschheit, die eher in den Ökosystemen der Weltmetropolen gedeiht und verkehrt.
Dennoch möchte ich zunächst auch veranschaulichen, was positiv gelebte Interkulturalität an Mehrwert und Synergiepotential entsprechend dem Algorithmus Diversität – Kreativität – Innovation – Wertschöpfung bedeuten kann, sofern die kulturelle Diversität optimal gemanagt wird. Schlecht gemanagte multikulturelle Teams beispielsweise führen dagegen, laut einer der weltführenden Kulturspezialistinnen, die selbst ein Dritt-Kultur-Mensch mit einer deutschen Mutter in Kanada ist, zu einer schlechteren Teamleistung als monokulturelle Teams, während gut gemanagte eben eine bessere Performance als monokulturelle Teams aufweisen. Daraus kann man folgern, dass die Wertigkeit der Multikulturalität von der Art und Weise abhängt, wie sieehandhabt wird und nicht per se durch Attribute wie gut oder schlecht zu qualifizieren oder abzuqualifizieren ist.
Wir haben ein Jahr lang als interdisziplinäres Forschungsteam (Juristen, Ökonomen, Politikwissenschaftler etc.) bestehend aus vielen nationalkulturellen Repräsentanten alle Bürgerkriege seit dem zweiten Weltkrieg analysiert. Meine Aufgabe war insbesondere die EDV-technische Systematisierung der vom multikulturellen, interdisziplinären Team im Doktoratszyklus, dritten oder Forschungszyklus der politischen Wissenschaften/Internationale Politik gesammelten Erkenntnisse. Während ich an einer seit tausend Jahren interkulturell befruchtenden Universität Geopolitik vertiefte und eine planetar skaliertes Forschungsobjekt im multikulturellen Team interdisziplinär bearbeitete, lebte ich mit Studenten und Forschern von über hundert Nationalkulturen in der Internationalen Universitätsstadt von Paris, die nach dem ersten Weltkrieg entstanden ist, um kulturellen Konflikten wie Kriegen geistig entgegenzuwirken. Dort habe ich im tunesischen, im japanischen und in der Fondation Heinrich Heine, dem deutschen Haus gelebt. Meine Sportkameraden waren vor allem im kanadischen Haus, so auch ein libanesischer Informatiker, mit dem ich mich über die Möglichkeiten der computerseitigen Bearbeitung sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse austauschte. Auch hier führte die freundschaftlich-wohlwollende Kombination von Interkulturalität und Interdisziplinarität zu einem damals selbst für den Fachbereichsdirektor Prof. Marcel Merle, der das Seminar leitete, zu einem perfektionistischen Produkt. Er assoziierte mich als Deutschen daher stereotyp mit Perfektionismus und als ich eine Forschungsarbeit über die Entstehung des Terrorismus in Deutschland präsentierte, hat diesen großen Sozialwissenschaftler möglicherweise seine Habilitation über die Nürnberger Prozesse wiedereingeholt, denn die Terrorismusthematik und die besagten Prozesse haben mich in einen kulturellen Kontext gestellt, der für ihn nicht eben sehr positiv war und das hat seine Evaluation meiner ansonsten perfektionistischen Arbeit sehr nach unter nivelliert, da sie einen Multiplikationskoeffizienten von 4 hatte. Das kultursensitive Thema hat mich vom Spitzenranking verdrängt. So spielt Kultur bei Gelehrten und weniger Gelehrten und alle sind „Kinder“ ihrer Kultur, ob russischer Professor oder Aborigine, mit der dadurch bedingten mentalen Software (das Werteprofil) und den weiter dadurch bedingtem Einstellungen und Verhaltensmustern. Das kulturelle Selbstreferenzkriterium, durch dessen Linse wir das Fremdkulturelle wahrnehmen, rückt dieses schnell in ein unvorteilhaftes und stark emotionalisiertes Licht. Obwohl Intellektuelle darum wissen oder dies wissen sollten, können sie sich den Prozessen häufig nicht entziehen. Das hat mich meine spätere Erfahrung an der gleichermaßen beinahe 1000-jährigen Tradition der Universität Cambridge gelehrt, wo erleuchtete Geister wie Newton und Einstein ihre geistigen Spuren hinterlassen haben (sollten).
Doch nun zur Thematik im engeren Sinn: Obwohl die computergestützte Untersuchung der weltweiten Bürgerkriege in weiter Ferne liegt, scheint mir, dass es eine Parallele zwischen vielen wirtschaftlich-kulturell motivierten Bürgerkriegen mit ihren extern-internen Wechselwirkungen und den heutigen latenten wirtschaftlich-kulturellen Konflikten mit ihren intern-externen Verflechtungen gibt. Zu jenem Zeitpunkt gab es aber noch keine sozialanthropologische empirische Kulturforschung à la Hofstede. Die Kulturvariable im Ranking der Kriegsmotive schien mir aber damals unabdingbar und ich habe sie eingeführt, da sie quasi omnipräsent war. Hofstede hat seine maßgebliche interkulturelle Forschung im Jahr 1980 publiziert. Mein Vertiefungsdiplom der Internationalen Politik wurde im Jahr 1979 ausgestellt und vieles wurde im Jahr zuvor erarbeitet.
Unsere interkulturelle Forschungsarbeit ist eine Spirale der interkulturellen Virtus(Tugend) gewesen, was wir dagegen analysiert haben, waren Beispiele von kriegsmotivierenden Spiralen der interkulturellen Vitiositas (Laster), also kulturell lasterhafte im Gegensatz zu unserer kulturell tugendhaften Spirale oder kulturelle Synergie versus negativer kultureller Synergie - die inhärente Ambivalenz von Kultur und Kulturmanagement. Auch diese Tugend-/Lasterspiralen Terminologie wurde erst in der folgenden Dekade von dem anglo-niederländischen Forschertandem Trompenaars/Hampden-Turner eingeführt, ebenso wie das interkulturelle Synergiekonzept.
Mit dem von uns erarbeitenden Forschungswerkzeug hätte man also jede Koordinate der Welt auf die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von Bürgerkriegen überprüfen können. Doch derlei Applikationen gehören in die Welt der Pentagonstrategen und in die zuständigen diplomatischen und internationalen Gremien. Das war nicht unser Begehren, obwohl man als Student damals in der amerikanischen diplomatischen Repräsentanz in Paris selbst Pentagonberichte zur Verfügung gestellt bekam. Die Zeit war noch friedlich. Und selbst der sowjetische Vertreter in der UNESCO hat einem als seriösem Sorbonne Studenten anstandslos eine persönliche „Audienz“ gewährt. Der kulturelle Kontext war trotz ideologischer Bipolarisierung der Welt unbeschwerter als heute. Und der Vizepräsident der Universität hat mir eine kulturelle Empfehlung für eine Chinamission ausgestellt. Derweil hatte ich einen japanischen Budo Meister und Freunde und Freundinnen aller Kulturen dieser Erde. Ein Grundstrom des gegenseitigen Altruismus bewegte uns alle jenseits auch nur einer Spur von Konflikt. Die Diversität wurde auf einer anderen Ebene integriert. Kulturkonflikte könnten, wenigstens zum Teil auch eine aus der interkulturellen Forschung resultierende, sich selbst erfüllende Prophezeiung sein, ebenso wie das Auftreten von gewissen Krankheiten schon als eine „Modeerscheinung“ in Zusammenhang mit der Information darüber, entlarvt wurde.
Ich war also ein kultureller Kosmopolit, privat und fachlich. Diese Dinge erwähne ich nur deshalb, weil wir heute in vieler Hinsicht am Gegenpol, einer globalen kulturellen Mesentente, angelangt sind, wie es damals unvorstellbar war. Die beiden sind wieder ins Lot zu bringen. Kultur ist wieder synergetisch erfahrbar zu machen und zu gestalten. Das ist der Zweck des Exposés. Doch dieses deutsche Pflaster ist nicht das Paris der Intellektuellen. Die Akteure und der politische Kontext sind verschieden, auch in geschichtlicher Hinsicht. Madrid, London und Paris waren die Stationen meines Studiums. Sie alle haben Jahrhunderte Erfahrung mit den Weltkulturen. Hier hat man häufig Ausländer erst nach dem zweiten Weltkrieg und insbesondre im Zuge der ökonomisch bedingten Immigration zu Gesicht bekommen und nicht die Elite, sondern einfache Menschen, die in der Regel lediglich ihr materielles Wohl mehren wollten. Die Türken, die ich Deutsch lehrte, hatten beim Einstufungstest auf Befragung alle nur drei bis fünf Jahre die Schule besucht. Ihre Kinder sind nun nicht selten Universitätsstudenten. Ihre Hoffnungen beim Auszug in die neue Welt haben sich also erfüllt, sodass Einheimische sogar bisweilen von Neid erfüllt sind. Und meine 10-jährige internationale Odyssee lehrt mich, was selbst die Bibel bestätigt, nämlich, dass man mit einem Vogel vergleichbar ist, der sein Nest verlässt, wenn man sein Land verlässt und sich ebenso vielfältigen Gefahren aussetzt, dass man aber andererseits einen Schatz an Erfahrungen sammelt, den man nicht in Worte fassen kann. Diese eigenen biographischen Erfahrungen, an denen ich heute noch arbeite, wollte ich voranstellen, um jeglicher Einordnung in irgendeine Schublade im Vorfeld entgegenzutreten, denn jeder interpretiert die Dinge entsprechend seiner kulturellen Prägung, denn selbst unsere Wahrnehmung ist kulturbedingt und somit die gesamten intrapsychischen Informationsverarbeitungsprozesse, die somit immer kulturell zu kontextualisieren und zu relativieren sind. Da heißt, alles ist kulturbedingt, da alle geistigen Prozesse von der Wahrnehmung abhängig sind. Auch diese Analyse ist daher kulturell determiniert. Doch das Wissen darum impft einem gegen die Fallen der falschen Wahrnehmung, Interpretation, Bewertung und Urteil, die mit falschen kulturellen Filtern einhergehen können. Man fragt ständig nach der Korrektheit der Inputs in die Kreisläufe der intrapsychischen kulturellen Informationsverarbeitung und man ist ständig wie ein Seismograph um Objektivität und interkulturelle Gerechtigkeit jenseits von Stereotypisierungen bemüht. Jegliche diesbezügliche Unterstellung weise ich daher ausdrücklich zurück. Die Tragweite der Thematik für Krieg und Frieden… ist zu groß - wie aus meiner Forschung hervorgeht - als dass irgendjemand damit spaßen sollte, gleich welcher Kultur, Nation oder Religion er angehört.
„Schöne Worte sind nicht wahr, wahre Worte sind nicht schön“
So lautet ein beherzigungswürdiges Sprichwort. Und bedarf es nicht sowohl der Fürsorge des Säuglings als auch der Grenzensetzung beim Adoleszenten, um aus ihm einen halbwegs vernünftigen Erwachsenen zu machen? Und befindet sich die Menschheit nicht in der Adoleszenz im Hinblick auf eine globale multikulturelle Gesellschaft? Könnte dies nicht ähnliche Vorgehensweisen erfordern? In diesem Sinne möchte ich mit diesem Thema fortfahren. Auch sollten folgende Fragen statthaft sein: Was haben die maßgeblichen Intellektuellen zur Lösung der kulturellen Fragen beigetragen, die maßgeblichen Politiker, die Religionsführer, die Lehrer der nächsten Generation, die Eltern. Oder werden wir alle überrascht werden?
Ich möchte die Original-Titelseite formatmäßig unverändert in der Überschrift beibehalten, weil die dreimal 11 Buchstabenlogik ästhetisch und auch sinnvoll und schlüssig zu sein scheint. Ich möchte mit der Projektion eines derartigen Szenarios kein Menetekel an die Wand der neuen internen „kulturellen Mauer“ der deutschen Geschichte malen, sondern davor warnen, weil alle Dinge eine geschichtliche Genese haben. Und wenn man die Zeichen der Zeit in ihrem Gesamtzusammenhang richtig interpretiert, dann kann man die Zukunft im Vorfeld schemenhaft erkennen und nach vernünftiger Analyse noch etwas dagegen unternehmen.
Ein Bürgerkrieg ist ein interner, intrakultureller oder internalisierter Konflikt, in dem sich Menschen innerhalb einer nationalen juristischen Struktur aus verschiedenen Gründen im Konflikt miteinander befinden können. Die Gründe für derlei Konflikte können, ökonomischer, ideologischer, territorialer oder kultureller Natur sein. Oft werden ökonomische interne Kämpfe durch kulturelle oder ideologische Motive verstärkt und durch externe Intervention in direkter oder indirekter Form weiter potenziert. Das war das Szenario vieler der mittlerweile Hunderte von Bürgerkriegen seit dem zweiten Weltkrieg, die meist auch als Stellvertreterkriege der Großmächte geführt wurden, da die großen Kriege aufgrund des ABC-Waffen bedingten totalen Zerstörungspotentials nicht mehr führbar waren noch sind. Deshalb werden die Kriege internalisiert, wo sie aber noch grausamer sind, da die Fronten oft intransparenter sind und durch Jahrhunderte lang lavierende Konflikte exzessiv eskalieren können. Heute kommt die fundamentalistische Variable als Verschlimmerung hinzu, denn sie destabilisiert und zerstört intern wie auch global, da ihre Fronten allgegenwärtig, planetar, glokal (global und lokal vernetzt) physisch, geistig und virtuell sind. Sie kann zu einem Welt-Bürgerkrieg, eine Kombination aus Bürger- und Weltkrieg führen, in dem die geistig-kulturellen Waffen entscheidend sind und die Kriegsszenarien bedingen. Die geistig-kulturelle Dimension spielt dabei sowohl im Hinblick auf Auslösung, Verwundbarkeit, Sieg und Niederlage eine Schlüsselrolle. Die deutsche Kulturgeschichte mit ihren extremen materiellen Folgeerscheinungen scheint diesbezüglich eine besondere Herausforderung im Vergleich mit den vergleichbaren Nachbarnationen zu bewältigen zu haben.
Das Phantom des Krieges, das terminologisch und semantisch tief in die deutsche Seele eingebrannt ist, scheint nicht aus deutschen Landen weichen zu wollen. Derartig große Konflikte wie wir sie im letzten Jahrhundert und darüber hinaus gehabt haben, haben ebenso wie die geologisch bedingten Erdbeben - und es sind geistige Erbeben, weil sie das menschliche Fundament insgesamt erschüttern und wie auf der Richterskala gemessene Erdbeben die Infrastruktur und Menschen eines Landes entsprechend dem Grad und dem Ausmaß der Erschütterung zerstören können - ihre Vorläufer und ihre Nachbeben. Die Beben können derzeit messtechnisch prognostiziert werden, aber mit zu geringer Präzision. Somit sind die Menschen nicht in der Lage, sich in Sicherheit zu bringen. Daher werden die Menschen aus heiterem Himmel und häufig auch des Nachts im tiefsten Schlaf überrascht. Wie ein Dieb schlagen sie zu wenn es keiner vermutet und berauben die Menschen ihres Hab und Guts, ja selbst ihres Lebens. Ebenso können uns die geistigen Erdbeben überraschen. Sie sind ebenso mit exakten sozialwissenschaftlichen Methoden, genauer Beobachtung und Interpretation bedingt prognotizierbar.
Beide Arten von Beben haben also Gemeinsamkeiten bezüglich Genese, Prognotizierbarkeit und Impact. Auch der längerfristige Verlauf, insbesondere die Nachbeben weisen geologische und soziale Parallelen auf, die für uns geschichtlich von besonderer Bedeutung sind. Denn solange die geologischen, tektonischen etc. Ursachen-Sachlage sich nicht geklärt hat, werden die Beben fortdauern, bis das Terrain der Erdorganismus sich normalisiert hat. Ebenso ist es im geistigen Bereich. Die Erschütterungen durch die großen Kriege werden Nacherschütterungen zur Folge haben bis die Ursachenlage komplett abgeklärt ist. Die kulturellen Fragen im weitesten Sinne, die ein Mitauslöser jener Weltkriege waren, waren derart grundlegend, dass sie nicht gänzlich durch die Megaerschütterungen des nationalkulturellen Organismus abgeklärt werden konnten. Die starke Reaktion kann als eine Reaktion auf eine Anomalie des Organismus betrachtet werden und stellt somit einen Versuch des Organismus dar, wieder das Terrain (Gesamtheit der psychosomatischen Bedingungen) zu heilen und zu normalisieren. Bei sozialen Organismen wie auch bei geologischen verläuft das unter Umständen in großen Zeiträumen. Solange das Terrain nicht komplett normalisiert ist, wird die ökologische wie die menschliche Natur weiter versuchen, die Integrität des Terrains wiederherzstellen. Die kulturellen Identitätsfragen, die mit dem Ende der großen Kriege mehr Fragen offen gelassen als geklärt, ja sogar noch weitere aufgeworfen haben, brechen gleich Krankheiten des Organismus bei entsprechenden Bedingungen wieder hervor. Eines der Nachbeben im kollektiven Organismus zur Klärung und Konsolidierung des geistigen Terrains war die Gegenkulturrevolution der Sechziger mit der Eskalierung in den Terrorismus. Auch dieses geistige Folgebeben kann als ein Selbstheilungsversuch des kollektiven Organismus angesehen werden, in dem es letztendlich, „überzeitlich“ betrachtet um die Identitätsfrage in der Form von „wer wollen und sollen wir eigentlich sein“ ging. Dieses Syndrom konnte auch in jener Selbstheilungsreaktion des kollektiven nationalkulturellen Organismus nicht vollends abgeklärt werden. Und dieselbe identitätsbasierte Symptomatik scheint auch gegenwärtig wieder durch die fremdkulturelle Integrationsproblematik ausgelöst zu werden. Diese Nachbeben oder Folgebeschwerden des nationalkulturellen Organismus müssen logischerweise solange fortdauern bis das nationalkulturelle Terrain normalisiert und konsolidiert ist, sodass externe Ursachen es nicht beeinträchtigen und seine geistig-kulturelle, strukturelle Bedingtheit nicht ausnutzen und destabilisieren können. Mit anderen Worten, solange die identitätsbedingte Labilität des geistigen Terrains nicht völlig normalisiert ist, kann es leicht aus dem Gleichgewicht geworfen werden, was ein weiteres kulturelles Nachbeben mit sich bringen kann. Ich denke, die geologische und die physiologische Metapher sind einleuchtend genug, um die subtileren geistigen Prozesses zu illustrieren.
Die kulturelle Frage nach dem „wer sind wir und wer sollen wir sein“ wurde im Faschismus rassisch beantwortet. In der Gegenkulturrevolution der Sechziger im globalen Kontext der ideologischen Bipolarisierung der Welt, hat man versucht diese, entsprechend dem vorherrschenden Zeitgeist, ideologisch zu beantworten. Die Identitätsfrage von „wer sind wir und wer sollen, wollen und müssen wir eigentlich sein“ erfordert nun im Kontext der omnipräsenten Kulturfrage und im Zeitalter der Multikulturalität eines Einwanderungslandes eine kulturelle Antwort im engeren Sinn.
Die alte Wunde der defizitären Identität kommt nun möglicherweise als ein neues Nachbeben im sozialen Organismus zum Ausbruch. Aber es birgt auch die Chance, das Grundübel im Terrain des geistigen, nationalkulturellen Organismus erneut und nachhaltiger als bisher abzuklären. Denn, solange das Terrain diesbezüglich kein nachhaltiges Gleichgewicht gefunden hat, wird es gleich einer chronischen Krankheit den Organismus auch in der Zukunft heimsuchen und Nachbeben und das Neuaufbrechen alter Wunden verursachen. Solange das geistig kulturelle System seine Homöostase, sein Gleichgewicht nicht wiederfindet, wird es durch geringfügige konträre Inputs in seinem Selbstverständnis und seiner Balance beeinträchtigt werden können. Ob systemanalytisch, organisch oder naturwissenschaftlich betrachtet, das kulturelle Terrain scheint Gesetzmäßigkeiten zu gehorchen. Und es scheint sinnvoller, die förderlichen Kräfte zu stärken, statt die hinderlichen zu bekämpfen; das Terrain zu stärken, um es gegen Risiken gefeit zu machen.
Das externe Immigrationsinput in das nationalkulturelle Terrain scheint aufgrund der Nichtkonsolidierung seiner Identitätsbelange die Frage nach dem „wer sind wir und wer wollen wir sein“ erneut in nachhaltiger Weise aufzuwerfen. Und solange die Frage sich nicht erübrigt und die Antwort unterbewusst und selbstverständlich internalisiert ist, ist sie nicht gelöst.
Dies erfordert seitens der Mitglieder der Nationalkultur zunächst eine innere Integration, denn eine solidarische nationalkulturelle Identität ist die beste Medizin gegen die interne und externe Unterminierung. Die Vorläuferbeben der großen Beben bestanden in der historischen stammesgeschichtlichen Integration der Deutschen mit zahlreichen Erschütterungen über die Jahrhunderte. Sie konnte weder intern noch extern geklärt werden, daher die innerdeutschen, die interdeutschen und die internationalen Konflikte und Erschütterungen. Ob man glaubt, andere Deutsche, das Ausland oder die Immigranten stehen im Weg dieser Identität, ist eine Variation derselben Symptomatik mit variablen, austauschbaren Akteuren, die dieselbe Thematik inszenieren, ein deutsches Drama, das stets aufs Neue und zwar solange inszeniert wird, bis die Symptomatik an ihren Wurzeln abgeklärt ist. Dann kann sich der Vorhang dieses Geschichtsabschnitts schließen und die Deutschen können mit neuer Zuversicht die Bühne der globalen Welt betreten. Doch zuvor muss dieser Akt der Geschichte internalisiert und gemeistert werden.
Kann eine Allegorie, eine symbolische Dramatisierung einer Herausforderung ihre Intensität, ja selbst ihr Auftreten und ihr Gestaltannehmen unterbinden? Kann sie eine Katharsis, eine reinigende Läuterung bewirken? Die Akteure dieses Aktes der deutschen Geschichte, der das Grundthema weiterdramatisiert sind die diversen Inländer und die Ausländer im Kontext globaler Interdependenz eines nunmehr planetaren Einheitsfeldterrains.
Das Drehbuch des Dramas könnte etwa so lauten:
Es war einmal ein Volk, das seit Jahrhunderten seine Einheit und seine Identität suchte und dafür zahllose interne und externe Schlachten geliefert hat, sodass es ein gefürchteter Meister der Kriegskunst wurde und selbst der Tod mit dem Attribut eines Meisters aus Deutschland versehen wurde. Im Zuge dieser natürlichen Suche nach Einheit, Identität und Integration ließen seine Menschen und ihre Führer sich durch die Faustische Anmaßung versuchen und überschritten alle Grenzen der Zivilisation zur Überkompensierung interner Defizite von Einheit und Identität. Ja sie machten selbst Gott Konkurrenz, indem Sie ihn zu entmachten trachteten und verbannten ihn zusammen mit den Mitgliedern jener Kultur, aus der seine Inkarnation kam, hinter Mauern von denen es keine Widerkehr gab. Ihre Überheblichkeit ließ sie die raffiniertesten technischen Artefakte ersinnen, um ihre innere Schwäche durch materielle Kraft und Stärke zu kompensieren. Doch immer wieder entpuppten sich die inneren, geistigen Umstände als alle materiellen Kämpfe entscheidend.
Die physischen Kriegsleistungen konnten zivil genutzt werden und das sich erholende Land vor Kraft strotzen lassen und es somit nunmehr das ideologische Schlachtfeld um das „wer sind wir und wer bekommt was?“ todbringend wiederbeleben. „Wer sind wir und wem steht was zu“ waren und sind nun in verstärktem Maße die zentralen Fragen des nationalen Geschicks, denn wer bestimmen kann, wer man ist, hat auch ein Bestimmungsrecht beim „was bekommt wer“. Wieder konnte die zentrale Fragestellung nicht hinreichend geklärt werden. Jeder hatte einen anderen Vorwand, um sich nicht mit der tieferen soziokulturellen Bewandtnis auseinandersetzen zu müssen. Man verbannte die vermeintlich irregeleiteten Protagonisten dieses geistigen Nachbebens auch hinter jenen Mauern, von denen es keine Wiederkehr gibt und glaubte damit seine Schuldigkeit getan zu haben. Das heißt, man programmierte bereits des nationalkulturellen Dramas nächsten Akt.
Die Mauer des Eisernen Vorhangs war inzwischen gefallen, doch die damit einhergehenden geistigen Mauern konnten nicht beseitigt werden, weil die nur Symbole eines tiefer schwelenden geistig-kulturellen Konfliktes sind. Und man beseitigt die Ursachen nicht, indem man die Symptome auslöscht. Sowohl ihre Errichtung als auch ihre tödliche, vermeintlich identitätsstiftende und erhaltende Funktion sind gleichermaßen Symptome des unnatürlichen Identitätsverständnisses, der ausstehenden Beantwortung der Frage „wer sind wir, wer wollen wir sein?“. Die geistige Topographie erfordert eine materielle Koordinatenbestimmung des „was gehört uns?“. - Also was ist unser höchster Wert und wie schützen wir den, gleich mit welchen Mitteln? Und die Tötung von Menschen im Zeichen der Wertpräferenzen wurde ja über fünfzig Jahre lang optimiert.
Weder die geistige, noch die physische Natur ertragen ein Vakuum und wenn es nicht durch Lösungen erfüllt werden kann, dann eben durch Konflikte. Das Buch des kollektiven Gedächtnisses bietet ja genügend Stoff. Die Geschichte hat einen langen Atem und das gesamte kollektive Bewusstsein ist in diesem Buch aufgezeichnet, das materiell nicht zerstört werden kann und alle Kriege überdauert.
Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler. Ein Aas ist auch eine Kultur, die materiell animiert, aber kulturell nicht dieselbe Stärke aufweist, denn in diese Bresche springen die globalen Marodeure und Legionäre, die nicht an der Kultur selbst, ihrer Optimierung und ihrem Fortbestand, sondern lediglich an ihrer Nutzung, solange dies möglich ist, interessiert sind. Daher rührt auch der mangelnde Integrationswille aller in der globalisierenden, multikulturellen Epoche in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert gegen den epochalen Millenniumwechsel hin Zugewanderten. Die ungelöste kulturelle Identitätsfrage schwächte obendrein den Fortpflanzungswillen des Volkes, denn man weiß ja nicht, was für Menschen man in welche Welt hineinsetzen soll und welche Zukunftschancen sie dann überhaupt in einem derart prekären kulturell verstärkten homo homini lupus-Dasein hätten, denn Arbeitslosigkeit, Migration, die ökologische Bilanz und der moralische Werteverfall tragen das Ihre zu einer geistig-biologischen Entmotivierung bei und schwächen das geistig-nationalkulturelle, das ohnehin schon auf wackligen Beinen steht.
Eine unvollkommen gereifte Identität kann nur unvollkommene kurzsichtige Lösungen finden. Die Wertelosigkeit, die ein Kind der Identitätslosigkeit ist, sieht ihr Heil einzig im Materialismus. Ebenso wie im Erdbeben des Nazismus, der von der Wirtschaft mitgetragen wurde, hatte auch nun wieder dieser Sektor in Ermangelung anderer Werte die Oberhand und lud kulturell astigmatisch zahllose Söldner für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im industriellen Wirtschaftskrieg ein. Vielleicht versuchte man unbewusst an die Präzedenz der Sklavenarbeit des dritten Reiches anzuknüpfen und benannte sie deshalb euphemistisch als Gastarbeit(er). Doch Söldner sind keine Kriegsgefangene, sie fordern ihren Sold und wechseln die Fronten, um sogar ihren ehemaligen Herrn zu töten. Das Spiel der Allianzen ist hier weitgehend wertefrei und richtet sich nach dem alleinigen Wert des materiellen Nutzens.
In der postkolonialen, liberalen, demokratisch-aufgeklärten Zeit kann ein Land mit kulturellen Verbindlichkeiten und Altlasten wie Deutschland nun mit den Migranten, die sein Wirtschaftssektor mit der Politik als Handlanger weltweit importiert hat, nicht wie mit Kriegsgefangenen oder rein sachbezogen zu bewertenden Arbeitsfaktoren umgehen. Die innere kulturelle Haltlosigkeit und der globale historisch-geopolitische Kontext führen vor dem Hintergrund historisch fanatischer, ethnozentrischer Söldnermentalitäten aus kollektivistischen Kulturen mit hoher sozialer Distanz, die ethnische und ideologische Konflikte und einen leeren und im Übermaß zu füllenden Geldbeutel, aber eine volle Schatulle kultureller Werte mit sich bringen, die aber weitgehend unvereinbar mit den lokalkulturellen zu sein scheinen in Bezug auf zentralen Werte wie Autoritätsverständnis, Individualismus-Kollektivismus, das Verhältnis von Mann und Frau, Lebenseinstellung, Raum und Zeitverständnis… und Territorialitätssinn, zu potentiellen soziokulturellen Minenfeldern. Der manchmal Jahrzehnte und Jahrhunderte betragende kulturelle Rückstand, die einzig materielle Fokussierung, ihr bisweilen fundamentalistischer Parochialismus und Ethnozentrismus führen im Angesicht und Kontext deutscher Schwäche in Bezug auf Moral und Identität zur Verweigerung der Kultur des Gastgeberlandes, zu einer systematischen Opposition im Sinn des „wir wollen alles was ihr habt, aber euch selbst wollen wir nicht“. Denn sie wissen, wer sie sind und sie wissen, was sie wollen und nicht wollen, während die Deutschen offenbar nicht wissen, wer sie sind und deshalb auch nicht wissen können, was sie wirklich wollen.
Diese Diversität der geistig-kulturellen Horizonte führt zu einem latenten Konflikt, wo immer Schnittstellen zwischen diesen kulturellen Profilen sind und bei der derzeitigen demographischen Lage kann man sich ihnen nicht mehr entziehen. Einige Inländer und durch diese oberflächliche Stärke beindruckbare Menschen, denen diese einen kompensatorischen Halt und Identitätssinn vermitteln kann, eine Art fehlender geistig-kultureller Geborgenheit, haben bereits die intrakulturellen Fronten gewechselt, nicht zuletzt auch Frauen und interkulturelle Dissidenten, die ihre Wettbewerbsposition im halt-, identitäts-, und wertelosen Gefüge zu stärken suchen. Der Machtkampf der kulturellen Profile in Aktion führt im Kontext historischer und psychologischer Verbindlichkeiten des Einwanderungslandes zu einem Kippen der Gast-Gastgeberbalance im dem Sinne, dass sich die Geladenen mehr und mehr als Gastgeber und Kolonisatoren gerieren, die die Gastgeberkultur nicht nur verweigern, sondern auch zu verdrängen suchen und sie durch ihre eigenen kulturell-religiösen Standards zu ersetzen trachten.
Die ablehnenden Motive sind je nach interkultureller Konfiguration verschieden. Es gibt reine Söldner, fundamentalistische Ablehner, von denen ein Teil der Gastlandkultur die moralische Legitimation abspricht und solche, die dem Gastgeberland die spirituelle Dimension absprechen und somit jegliche kulturelle Werte. Am anderen Pol dieses Kulturkampf-Pols gibt es glücklicherweise auch interkulturelle Partnerschaften. Die Verweigerungsfront kann aber als Prototyp im Sinne einer Normalverteilung differenziert betrachtet werden, aus der sich Abstufungen in echte Verweigerer, Indifferente und Anpassungswillige ergeben, um jeglicher negativen Stereotypisierung zuvorzukommen. Legitime Hoffnungen können bei der Bewährungsprobe im fremdkulturellen Umfeld durchaus verschiedene Verläufe des kulturellen Anpassungsprozesses mit sich bringen und in verschiedenen Formen und Graden der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit der Gastlandkultur resultieren.
Aus verschiedenen Motivationslagen heraus kann aufgrund der bedingten oder Nichtverbalisierbarkeit der interkulturellen Tiefenpsychologie eine Mauer des Schweigens entstehen. Bestenfalls kennt man die Werte zusammen mit den Verhaltensmustern der Akteure. Wenn die ethischen und sprachlichen Voraussetzungen gegeben sind, dann stehen die Chancen für die Überbrückung der Kulturkluft gut. Andernfalls verschanzen sie sich hinter Wällen und ergehen sich in Scharmützeln bis zum Eclat. Eventuell akzeptiert man das Leben in Parallelgesellschaften und Ghettos. Die Mauer ist eine Wertemauer, die wiederum, wie alle geistigen Mauern, eine Frage des Seins und des Nichtseins ist, in dem Sinne, dass wenn man beispielsweise, wie ich - der sich Jahrzehnte lang mit dem Ausland befasst hat und ein Herz für jeden Ausländer habe, ja selbst den Begriff des Ausländers als herabwürdigend betrachte, da wir alle, eingedenk unserer Gaben und Aufgaben gleichberechtigt und solidarisch, unabhängig von kultureller, rassischer, oder ethnischer Zugehörigkeit sein sollten - eine Bresche der Versöhnung in die Mauer des grollenden Schweigens schlägt, jeweils von der einen oder anderen Seite bekämpft wird.
Die Interkulturalität kann nur die Fronten verändern, aber sie nicht beseitigen, denn für interkulturelle Synergien braucht man hohe ethische Maßstäbe, doch Ethik als Teil der Identität kann auch eine tiefere Konfliktursache statt ein kultureller Katalysator sein. Deshalb habe ich das Modell der Transkulturalität entwickelt, das eine Metaebene zur Interkulturalität bereitstellen und einen echten kulturellen Superhighway bilden kann, auf dem sich alle gleichermaßen unter Beachtung eines Verkehrskodex bewegen können. Auf diesem transkulturellen Superhighway mit einer transkulturellen Lingua Franca und einer Kulturklüfte überbrückenden transkulturellen Identität können sich alle wiederfinden. Es ist eine Lösung der kulturellen Fragen im Lichte der globalen Imperative und eine Auflösung der endlosen Geschichte der kulturellen Identität durch einen geistigen Quantensprung. Derartig tiefgreifende Probleme sind nur von einer Warte höherer Erkenntnis lösbar, da sie den Bezugsrahmen erweitert und Platz für solidarischen Pluralismus im Geiste spiritueller Einheit schafft.
Ich möchte dieses Modell hier - wie in den meisten Erörterungen - präsentieren. Es weist den Weg heraus aus der endlosen Geschichte der kulturellen Labyrinthe hin zu der transkulturellen Ebene, die die kulturelle mit ihrer endlosen Dialektik nach Gesetzmäßigkeiten der Psychologie, der Neurophysiologie und der wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnistheorien heilsam integriert ohne irgendeine Kultur zu beschneiden. Es ist die transkulturelle Lingua Franca, die teleologisch und evolutionsbiologisch von Anfang an vorgesehen und angelegt war, um in dieser Phase der durch geistig-biologische Heterogenisierung gekennzeichneten Evolutionsphase als Katalysator und Integrator auf einer neuen Evolutionsstufe abrufbar und abruferforderlich zu sein, damit das Evolutionsprojekt nicht reversibel wird. Hier folgt das TRANASKULTRELLE MANAGEMENT MODELL/PROFILER mit einer summarischen Erläuterung in englischer Sprache:
DOME-12D-Transcultural Management Model/Profiler
Siehe Teil 2
2 GERMANY Shedding a New Light on a Perennial Question
If one adopts the widest angle of vision Germany is located topographically within the Milky Way galaxy which is part of myriad galaxies and clusters of galaxies of the cosmos - whose size, according to astrophysicists, approaches hundred billion light-years - on the planet earth, at the very heart of Europe.
With regard to its mental coordinates, however, its position does not seem to be so easily definable in the eyes of many national and international contemporaries. Our neighbours have been trying to clarify its mental and physical topography since after the W W II by integrating it irreversibly into the Western hemisphere, concretely the North Atlantic Treaty Organisation (NATO) militarily and the European integration policy economically which started with the Iron and Steel Union in 1951 and was expanded into a more comprehensive Common Market or European Economic Community (EEC) founded by the Treaty of Rome in 1957 that has, over four decades, developed into the European Union with the Euro as a single currency. The integration process over time has oscillated according to the dynamics of consciousness and culture and was characterized by cycles of expansion and contraction ranging from euphoria to empty chair policy by member states. Now everybody, friend and foe alike, seem to be able to fairly clearly state, where Germany with its fluid borders, regimes and waves of culture stands politically, economically and ideologically. As far as the surface is concerned, the West has ensured that there would be no doubt about its mental and physical topography. And the Soviet Union led East has ensured that historians might be able to state the same about the Eastern part of the country; two worlds, two visions of the world. Since 1989 the two visions of the world have merged and the German West assimilated the East in line with the existing balance of power. That is the historical horizon most contemporaries are familiar with through global media. Germany has become another brick in the wall of Western democracies and this has been reinforced through the falling of the Berlin Wall which confirmed its democratic foundation and attractiveness. So much about the surface picture which allows us already to state that the expansion of consciousness in ideological polarization processes, however, is a double-edged sword because it can serve the purpose to better contract and to increase associated dialectics.
We occupy a spatiotemporal window of eternity and infinity and are creatures in the making. The beginning, the rationale and the finality of this singularity of nature are shrouded in a veil which can only partly be lifted jointly by physics and metaphysics. While the big bang occurred ca. fourteen billion years ago and nobody knows about its finality, humanity has only evolved over some few million years to its present state. And, according to wise men its psychological level of evolution seems to be close to that of cave man. As all other planets, continents and of course countries, the spatiotemporal coordinate under review is mere dust in the wind in the infinite space of the universe; a wave in the ocean of eternity, rising, gaining momentum to be engulfed again. It is good to also be aware of the most comprehensive design we are part of in order to illustrate the grandeur and the insignificance of who, where and how we are, because it can put the obsessions with ourselves in our psychological make-up in a more realistic perspective and thereby defuse some issues which seem to have no way out. The widest optic is helpful to give due import to what happens right under our noses. Indeed, in line with the quantum paradigm metaphor we are supposed to gain complementary perceptions and insights from complementary optics.
Those are some of the contextual conditions all man irrespective of geographic and cultural background are sharing. The common spatiotemporal condition binds humanity together. One of the questions to be looked at will be whether we can also get the big picture in terms of consciousness in addition to specifically human and cultural consciousness. Can we map the totality of the psychological consciousness as we can map the totality of the physical universe and learn to better navigate them in their totality? After all they are interdependent in the sense that they have evolved largely concomitantly. And there might even be common principles applicable to both of them. For example, both seem to be able to expand nearly infinitely and with formidable speed and, luckily, at least only components of them so far provided evidence that they can shrink and implode which is a problem in the universe of physics and of consciousness. Stars and minds alike can get out of their destined orbit which causes cosmic and consciousness disorder with environmental fallout. Can we infer a physics of consciousness? And can we get a complete understanding of life as a whole without falling prey to presumptuousness and blasphemy?
Obviously these questions transcend the bounds of this format and all countries, nay all of humanity, is concerned alike. So, if one considers a specific culture such as the German, for example, in the widest perspective, one notes that most fundamental things are universally applicable. It is important to see that the greater part of cultural questions have a common foundation which ralativizes the cultural and points to the universal dimension of mankind as a whole. But this integrative dimension of consciousness needs to be evidenced and leveraged for man’s future.
Yet, the small percentage of cultural diversity seems to acquire overproportional importance in our days of unprecedented multicultural honeymooning and crises. The relativized importance of cultural diversity from a wider cosmic perspective materializes in this study in the fact that Germany is only dealt with by indirection, based on the perception that in spite of diversity, unity is the more important fact, because the laws of consciousness and the principles of their culturally relevant management are universal. It is the divorce of cultural phenomena from their consciousness background that makes them so diversely cryptic because the underlying principle of consciousness and its management is discarded.
In the following, further below, I would like to represent a holistic model of the universe followed by a holistic model of consciousness from a transcultural management standpoint. Both have comparable dynamics in terms of contraction and expansion with similar impact. Levels 1 and 2 of the Model of Consciousness or Transcultural Management Model or Profiler represent the maximum expansion of consciousness. Shrinking or contraction and expansion seem to be principles in both systems. They are universal systems with their astrophysical or cultural subsystems and comparable fundamental dynamics which are the vital existential categories with regard to impact in both systems. Obviously astrophysicists are unsure whether the expanding universe can also contract or shrink as a whole. Beyond this the connection between the universe of physics and the universe of consciousness needs a special in depth inquiry. But one can note that there is also an asymmetric relationship between the two universes in the sense that the seemingly irreversible expansion of the physical universe is paralleled by reversible expansions and contractions of the universe of consciousness as long as it remains time-bound. To establish itself in a socially sustainable and healthy expansion so as to at least encompass mankind as a whole it needs to go beyond time-boundedness, for only there reversibility and change end. And this is the critical issue in the human psyche with its grossly material mind which functions dialectically in time while it can transcend the realm of dialectics and time. Therefore this latter can be called eternity or the divine. In consciousness terms one could differentiate specific human, i.e. a more limited form of conditioned consciousness in time and all encompassing unconditioned consciousness beyond time, which one could call divine consciousness. In order to solve the problems created in time it is necessary to bridge the gap and merge the two modes of consciousness, whereby the timeless redeems the time-bound. This unique alchemy is meant by salvation of which man is only incompletely capable. And that is where true religion, in particular that of Christ enters the scene of human destiny, because His mission is to reconcile the two universes of the human and the divine. The consciousness metaphor is only a mental construct for practical pedagogical purposes, for that which is pointed to can hardly be captured by mental conceptions. It seems to be of a different kind, transcendent and yet immanent.
Any human hubris, personal, group-cultural, national, racial, ideological, professional etc. in the light of man’s condition of dependence, irrespective of conditioning, from but also liberation through the divine should therefore instruct and guide human thought and feeling. It is the liberation from the contracted human consciousness by the divine consciousness which reintroduces a form of symmetry between the physical universe and the universe of consciousness in the sense that by virtue of the big bang of liberation of consciousness the latter also acquires the capacity of infinite expansion. And on this expansion freedom from the constraints of mental consciousness depends. This process appears as a panacea for the conditions inherent in a limited consciousness and it allows man to step out of the dark tunnel of the cave through the grace of a liberating transformation of his consciousness.
There is a Quid, a certain something in man’s structure which can think and embrace the physical as well as the psychological universes, an entity that transcends both the material and the immaterial universes. It can be captured at the very top levels of the Transcultural Management Model (see representation and explanation on the following pages). At that apogee of his being man is in touch with the eternal, the divine, the unchangeable and incorruptible. The quest for the exit out of cultural, mental labyrinths, the logic of what I have called human consciousness, can lead to that destination: to Freedom, freedom from the artifacts of time, mind and matter. This freedom is what cultures and individuals aspire at. All their constructs carry the seed of it, yet somewhere in the process of getting there and in spite of their good will and the means of consciousness at man’s disposal his endeavours are caught up with and foiled and fouled by processes that are comparable to that antagonist who sows weed among his good wheat. This leads to an ultimate dichotomy of good and evil that separates man from his true destination and that is where he has to prove himself as an individual irrespective of culture, society or humanity as a whole. It leads to fundamental choices to be made in the human psyche and in the institutional environments, where man - due to this constitutional condition as man - can utterly fail and produce conditions which are antagonistic to the divine pole of his destination. The past century provides rich evidence of the aborted liberation processes, where man lost the true destination out of sight and went astray in forms of self-idolatry and presumptuousness, individually, culturally, nationally and internationally. When the religious environment is also corrupted, the pilot and compass of evolution disappears altogether and the ship of human society crashes somewhere, sometime on the rocks of the seas of time.
PHYSICAL UNIVERSE
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Source. The Universe; Wikipaedia.
DOME-12D-Transcultural Management Model/Profiler
(See Part 2/Siehe Teil 2)
In spite of the seeming insignificance of a country like Germany in cosmic terms it becomes, as all other countries, a universe of its own if one focuses on it exclusively. So, depending on one’s optic it is, like all other countries, either a formidable giant or an insignificant dwarf, just another grain in the sea of the time-space of the universe. Depending on the angle of vision it may therefore, like any of the other countries, appear on a continuum of consciousness from the infinitely small to the infinitely vast. The observer and the cultural players can benefit from the ability to switch the optic when the understanding and the management of its affairs in complex environments are required. In cosmic terms it is negligible and nobody might miss it if it were not there unless one is somehow connected to it. This relationship inflates that grain of sand in consciousness to become a universe and an infinite cosmos of its own. Both perceptions are complementary and the entire continuum which connects the two extremes is also valid. And the wonder is that these extraordinary differences result from our state of consciousness with its diverse options of viewing. The dynamics of perception and consciousness can therefore be considered as creative.
What is there is not as unambiguous and clear as one might assume, for it also seems to result from the angle of vision. So, what is there is relativized by our mind or consciousness. Thus, the world seems to be - and Germany is, as we have said, nolens volens, a solidary part of this world - not what it seems to be but what our consciousness chooses to make of it. In that sense reality results from consciousness and has no independent existence of its own. And further, the world is consciousness. And what we are dealing with seems to be a manifestation of consciousness.
If man has the power in his consciousness to project diverse types of universes - and countries - it should not surprise us that that which created it all, could create man and creation through the word or by naming which is an act of consciousness. Our consciousness seems to partake - though as a mere reflection - in the same principle of consciousness with its creativity and frequently it also passes through the word which is again a lower reflection of the absolute word or logos which is the principle of creation per se. The all-consciousness of the Logos and human consciousness along with the word seem to be connected. In fact, religion teaches us that the two are interconnected in the way that man is made in the image of God. And that includes not only his physiology but also his psychology. One might say they are linked in one field animated by the same consciousness. The replication of divine consciousness necessarily also is latently divine. It is man’s task of moral evolution to seek, to find and to also integrate the divine pole of his human consciousness and to become a perfect replication of all-consciousness which he latently is. Then he can adopt the totality of the range of optics available with all the choices he can make on the basis of the state of advancement of the integration of the two modes of consciousness, the human and the divine. This total vision due to an integrated state of consciousness can perceive the totality of creation and the relationship between its components as, for example nations, races, cultures and so forth in its true light.
If man does not accept the evolutionary challenge of the two modes of consciousness and their interaction his optic cannot expand but it can contract or shrink instead. This shrinkage leads to a form of psychological astigmatism - an impaired perception - and to idées fixes at the expense of other options resulting from a wider optic (here, the technical word “optic” means perception). This reduction of his vision materializing as idées fixes (preconceived, unchangeable assumptions) leads to the dialectics which characterizes reduced consciousness. And this dialectic creates all the antagonism and conflicts we know of from historical records.
Considering Germany in the light of a logic of consciousness Charles de Gaulle comes to one’s mind, who was an enemy and a potential friend of Germany, but who was compelled by history to switch between modes of perception of the hereditary enemy in order lay a foundation for friendship. According to this historical figure waves of extraordinary genius but also of the opposite nature originated in Germany. The ability to switch from exclusion to inclusion of Germany as well as the duality of the artifacts of German mind and consciousness both testify to man’s and to German’s ability alike to work in both modes of consciousness with their corresponding results:
Contractions of consciousness are evident in three wars of 1870-1871, 1914-1918 and of 1939-1945 in which Germany played a pivotal role. Expansions of consciousness are evident in the domain of science and the human spirit. Three strong waves of the German mind, namely that of Reformation, Marxism and Hitlerism which have originated in Germany and engulfed the world can also be conceptualized in terms of the identified contractive and expansive dynamics of consciousness, whose detailed description would go beyond the identification of a guiding principle within human consciousness with its interconnected social impact. - The new question, in particular the cultural question, could therefore be advantageously reframed as how nations and cultures manage consciousness which underpins the creation of culture with its artifacts.
When the other end of the consciousness continuum appears at the horizon of the human spirit man’s optic changes so as to make issues appear in their total, true context. When the reduction of consciousness ends unlimited consciousness appears and the problems produced by the shrinking process are dissolved on the way. Dialectics end and with them conflicts as a consequence of the expansion of consciousness in a way that integrates the totality of the interconnected human-divine field of consciousness. When man perceives the whole the dialectical activity of the parts subsides, because the attribute of the former is non-dialectical, whereas the attribute of human consciousness is to be dialectical. When the design of the whole is revealed the components assume their true meaning and there is no need for one part to take undue importance with regard to other constituent parts of the whole.
This magic of vision I have called quantum optics, simply because, in dependence of the mode of consciousness, human or divine, it reveals diverse complementary vistas of reality of the physical and the metaphysical world, of existence per. And the related scientific theory which we use here metaphorically and merely as an inspiration is logically called complementarity theory (Niels Bohr, Complementarity Principle, 1909). One can either focus on the limited particle or on the more fluid wave. One is more connected to an intercultural optic; the other is more connected to a transcultural optic. Intercultural perception of the reality on earth is different from transcultural perception in the sense that traditional interculturalism remains exclusive i.e., exclusive of the totality of the field, whereas transculturalism thinks from the start inclusively, i.e. in the light of the perception of all cultures forming part of one continuous field. It is a matter of consciousness, of modes of consciousness: Interculturalism tends to be divisive while it pretends to be integrative. Yet this has also its meaning, for integration only makes sense if something is divided and therefore requires integration. And the diversity of complementary optics also is the precondition for possible forms of synergy.
Consciousness, however evolved interculturally, acts from a more limited consciousness, a consciousness that has shrunk from its universality to encompass only a limited aspect of totality which consists of one or the other group or personal cultural reality. Transculturalism in its nobler form is beyond group and personal cultural identifications and limitations, beyond the reductionism of shrinking processes. Of course, these terminological delimitations are only approximations in the light of the fluidity of the dynamics of a consciousness in accordance with individual awareness and evolution.
Conscious operation at a different plane prevents shrinking process. A commonplace analogy based on a word game would be this: If one chooses the right temperature for one’s clothes to be washed in the washing machine and dried in the dryer it will not shrink, whereas if one chooses an inappropriate temperature it will shrink. One can predict the consequences of one’s doing depending on the initial choice: high or low temperature, appropriate means to the end or inappropriate ones. From a transcultural standpoint conventional interculturalism is an inappropriate means to an end which it cannot really provide - unless one practices minimalist interculturalism - because the initial choice was wrong, be it out of ignorance or incompetence or weakness.
A diminished consciousness deals with cultural and other matters less creatively and purposefully than a consciousness which has preserved its integrity. Integrity of consciousness alone can redeem diminished consciousness. Only the whole and healthy can heal the divided and disintegrated and therefore dysfunctional. The disintegrated cannot integrate itself. There must be a qualitative leap for integration processes to be triggered. Not the sick and the patient cure but rather the doctor and the healthy medicine. Limited consciousness produces limited solutions, whole consciousness produces whole solution. Limited consciousness produces spirals of problems and questionable solutions which never provide the integral solution it aspires at, although even limitations carry the spark of the memory of wholeness of which it is a diminished state which cannot access its integrity as long it is caught in the logic of its limitations. However, the spark, the divine spark, however dimmed, can spark a revolution and inspire a turnaround in consciousness. The higher potential itself is there but it cannot be accessed because the way there is barred and blocked. Fighting what happens within the blockage tends to accentuate the complexity within limitations of consciousness. Although, relentless effort and ethical determination allied with the gift of grace open the door one has been knocking at persistently. What makes sense is to widen the bottle neck towards the totality of consciousness which operates in a cognitive space where previous divisions do not exist. It is a change from one mode of perception to a more constructive one. Through growing awareness of the possibility of perceiving issues in diverse complementary ways the mind sensitizes itself to options with diverse degrees of effectiveness. And if it is seriously committed it chooses the integrative option because it is sustainable, whereas the others lead to spirals of reversible efforts of integration.
As pointed out the hampering factors are forms of human weakness and lack of social consciousness. Human weakness consists in self-complacency or self-assertive egotism which barricades itself behind ethnocentrism and parochialism or other isms and tries not only to maintain its divisive existence in the limited and shrunk consciousness but - and this is more pitiable - wants to impose its state of limitations to the vaster consciousness of those whose consciousness is not corrupted and polluted by the limitations of a shrunk consciousness. In its limitation it assumes it is right at the expense of other limited models of consciousness as well as uncorrupted consciousness itself. It tries to affirm its identity by shrinking more and more and thereby escalates the dialectics of the limited mode of consciousness, for it falsely assumes that by doing so it can strengthen itself in the competition with other similarly functioning modes of consciousness. This type of consciousness is disconnected from the whole: It leads to isolation and social starvation which increase its aggressiveness because it finds it difficult to exist in disconnection and isolation. Then it seeks to reconnect destructively through challenging the human environment. It externalizes its lack of integration at the expense of other and vaster modes of consciousness. How will vaster consciousness respond: through education for evolution towards a wider, more integrative consciousness or through punishment and induction of self-analysis? Both ways have been practiced separately or jointly as the carrot and the stick or occasionally but rarely through patience, compassion and non-violence.
Ethical education and religion par excellence - provided it is not an ideology from the limited sphere of consciousness and does therefore not merit such qualification - constitute the royal path to bridge the gap between spheres and modes of consciousness and to integrate the whole of consciousness which can then integrate its divided artifacts. Not the parts integrate themselves, but rather consciousness of the whole behind the parts achieves this alchemy. If the parts are to integrate, the source consciousness which supports the parts first has to provide the integrative impulse and momentum. So, all integration as well as disintegration is the work of consciousness, of its own integration, which naturally causes parts to integrate; of choosing the right mode of consciousness capable of reaching the desired end. The sphere of action of limited consciousness produces further limitations which perpetuate limitations and dialectics.
Religion is the integration of human consciousness and divine consciousness, of the totality of the field of creation which is one. In it and through it the integrity of the totality of the infinite field of consciousness can be reestablished and thereby the transformation of its artifacts into universally applicable solutions occurs. All action from limitation is a cul-de-sac and any step in a cul-de-sac will only bring you closer to its end from which one cannot progress but has to return and make the further leading right choice. It is a false way and the sooner it ends the more time one gains to advance on the right path that can actually lead beyond the limitations of the cul-de-sac. Two spheres of consciousness with their roadmaps lead or mislead towards the destination. Therefore the decision on the path to follow is critical. It is false if it cannot lead beyond a limit that separates you from the desired end, whatever you do on this path. The false can never become right unless it ends. With it limitation ends and a wider consciousness offers new creative solutions.
Why this exploration of maps of the mind and consciousness in connection to the specific subject title? Well it was and is important to identify consciousness and its principles of operation as much as it is given us to understand in order to better understand the non-understandable to Germans and non-Germans alike. Indeed, some analysts say that cultures differ according to their level of evolution of consciousness, but their understanding of consciousness remains vague and cannot provide a practical and coherent theory which can additionally be operationalized for social change.
So far we have been trying to establish that consciousness is a continuum, a unified field with creative expression power, as it is a replication of the creative consciousness of the Logos. Human words and conceptions are necessarily a mere reflection of the actual reality of the energies involved in the creative impulse and impact. They can only symbolize it. Creative energy transcends symbolization and is pure existence beyond symbolization pertaining to a realm which limited consciousness can only dream of, conjecture and project according to its state of integration in this world of absolute consciousness.
Using a common conceptualization intelligible by the mind one might consider it, as has already been said above, as a continuum with human consciousness at one pole which has been studied by anthropologists, psychologists and culturalists in order to manage it at the individual and group level. It is articulated around the individual and collective ego and the quasi totality of social science research gravitates around this little big entity which is the ego and which fragments consciousness and limits it. On the other end of the continuum there is a different type of consciousness, a consciousness which is not so much concerned with the ego but rather with the essential quality which binds together the individuals among themselves as well as to their all encompassing source which is called love or pure consciousness or the spiritual dimension or transcultural intelligence, the noetic, transcultural dimension, the highest wisdom or the Logos itself. There are many words which more or less clearly, closely and effectively point to that other reality which is a complementary optic of the human consciousness optic or pole. The function of religious ethical systems is to integrate the two and to thereby bring about sustainable order: divine order as opposed to disorder which is its corruption, physically, mentally and spiritually.
The specifically human pole of consciousness largely results from all sorts of conditioning. It is a cultural phenomenon modulated by individual characteristics and largely defines our cultural identity. The other pole is of divine, culture transcending or transcultural nature and encompasses all life. When, as in fascism nationalism etc., group consciousness prevails it is due to a shrinking of consciousness and an exclusive ethnocentric focalization. Consciousness seems to be absorbed by a single-mindedness which is exclusive of everything that lies without this energetic, ideological focalization and is therefore antagonized. Ethnocentrism and fundamentalism as well as fascism result from such shrinkage or reduction and suppression of natural conscious energy, resulting in the corruption of its regulating dynamic. The creativeness of conscious energy manifests - also in the negative form - as collateral social dysfunctionalities.
It can be said that in the case of such mass consciousness phenomena which can occur in seemingly peaceful cultures as well as in fascism and other isms and which monopolize the entire field of consciousness, human consciousness has suffered an unnatural interruption in its attempt to integrate the transcultural pole. Its attempt at evolving towards a more universal consciousness has been aborted by the reduced or shrunk consciousness which, due to its inability to expand to a vaster inclusive optic of life, misattributes its limitation with its artifacts as legitimate or universally valid.
Shrunk or reduced consciousness misperceives reality and misattributes it by applying its limited standards. They remain within limitation while they assume universalism. The assumption of universal validity by the relative perception of a shrunk consciousness provides great momentum to that around which conscious energy has crystallized: culture, nation, ideologies… Only when the flood gates of consciousness are opened by a vaster consciousness which is the transcultural pole, the excessive focalization based on incomplete perception can be put in the right perspective, normalized and reintegrated in the flow of life itself.
Normally it is incumbent to religion to regulate the activity of the mental flood gates and to ensure that excesses are redeemed by a vaster all-integrative consciousness. Otherwise, the pent-up energies in collective consciousness run out of control. Mass consciousness and transcultural consciousness are different by nature. The divine pole of energy has no mass characteristics. On the contrary it is the consciousness of the individual as a singular replication of the image of the Creator while a common spiritual thread ensures the bond between the individuals thus bound in spiritual solidarity. Spiritual solidarity is a product of the divine pole of consciousness while mass or collective consciousness is a corollary of human consciousness. Mass consciousness is aborted universal consciousness, a trap of development and a cul-de-sac of evolution which can only be redeemed by the integration of the divine pole of consciousness which cleanses the shortcomings of human consciousness. It can always be accessed and bear its divine fruit. Christ is that compass, the living example for the integration and normalization of consciousness and its artifacts. Following his steps is easier than working it out by oneself alone. And a culture which refuses that master plan of integration - as has occurred in Marxism and Hitlerism etc. - and instead sets up its ideological human consciousness as the totality of consciousness will not have the breath of life to guarantee its long-term survival. That was the case of the totalitarianisms of diverse kinds in the 20th century and the same destiny will befall any system or culture which sets up the artifacts of limited consciousness as all-consciousness. It thereby impairs the depth of the spiritual and social pneuma (Classical Greek for breath), so that the system runs out of life force in the longer term and can neither prevail nor survive.
I think it is easy to translate some of the explained mechanisms to what happened to Germany in the past century but not only to this culture. And the actual message is that the spiritual thread which connects the two poles of the continuum of human and divine consciousness must never be cut or destroyed. It is, psychologically speaking, the thread of life in consciousness with its creativity. “Separate from me you can do nothing” is the Biblical phrase that enters my mind while I am describing it. And there is no need to search any further if timeless truth is so near and so evident. Therefore the two poles need to be always interconnected which is their uncorrupted state from the beginning. Fascism has cut the continuity of that thread. Ethnocentrism cuts the thread a well. So do fundamentalisms which are all exclusive of the vaster, life giving source of the divine dimension. Separation, more specifically separation from the divine dimension is the spiritual faux pas which all ailing and failing systems have in common. It is the original sin which leads to the bankruptcy of any system because it destroys its natural integration, wholeness and its access to the source of life itself which leads to a depletion of its energies. While ethnic groups can be befallen by this vital dysfunctionality global society as a whole can also suffer from variable degrees of separation from its source which leads to many symptoms of dysfunctionality across the planet, of which evidence abounds.
It is necessary to understand consciousness which explains cultural phenomena in greater depth. And in their discussion it is more helpful to privilege the integrative pole of consciousness, because a conventional description or analysis can perpetuate the problems instead of solving them. By emphasizing the divine pole one lets the dead bury the dead and the human consciousness pole takes care of itself instructed by the divine. That is the way to sustainably mediate culture change for the better and to lead out of self-inflicted, inextricable snares and constraints of a human consciousness and to ground it in divine consciousness with its healthier logic.
By looking at German issues - more implicitly than explicitly in the light of the universality of principles of consciousness - from a superordinate consciousness standpoint rather than through the lens of material and social specifics I have been trying to connect sociocultural mass consciousness to transcultural, divine consciousness, where the missing link to its wholeness and integrity resides. Without it, it lacks the key to intracultural and intercultural integration and sustainability. Transcultural consciousness in its noble form provides that key.
This brief outline additionally tries to be more present than past-focused, because the present has an immanent energy of opening the flood gates of consciousness, as it can liberate from consciousness shrinking, self-perpetuating conditioning by the past. When the gates of consciousness are opened life and altruism can flow and the normalization of the social terrain follows the normalization of the terrain of consciousness. The divine pole appears at the end of the dark tunnel of human consciousness and culture finds its way to sustainable integration, a new way into the future without the burden and the constraints of the past.
3 IMMIGRATION UND ENTCHRISTIANISIERUNG
Die Immigration mit der Entchristianisierung unseres Kulturkreises des Abendlandes gleichzusetzen ist zunächst gewagt und bedarf einer Präzisierung. Das ist keinesfalls eine zwingende Notwendigkeit, denn beispielsweise Spanien ist aus 800 Jahren maurischer Kolonisierung als ein christlich so starkes Land hervorgegangen, dass es die Fackel des Christentums erfolgreich nach Amerika und andere Teile der Welt tragen konnte. Die geistige Kraft echter Religion transzendiert zeit-räumliche Umfeldbedingungen. Das ist die Quelle ihrer Kraft und ihre Unzerstörbarkeit. Es gibt andere historische Beispiele dafür. Solange die Wurzel intakt ist und die Kraftquelle nicht versiegt, ist das Leben und der Fortbestand hier wie auch in anderen Bereichen gesichert. Und hier handelt es sich darüber hinaus um die Quelle aller Quellen, den geistigen Urquell der nicht zu versiegen braucht, wenn man sich dazu bekennt. Das belegt beispielsweise auch der Zeitalter überdauernde Fortbestand christlicher Enklaven des koptischen, maronitischen oder syrischen Christentums im muslimischen Umfeld Ägyptens, des Libanons und Syriens. Die geistigen Gesetze der Metaphysik entziehen sich bisweilen den materiellen der Physik.
Sowohl die Christianisierung als auch die Entchristianisierung scheint mit Migrationsströmen einherzugehen. In welcher Weise diese das Gleichgewicht eines geistig kulturelles System und somit das institutionelle Umfeld und schließlich die Gesellschaft insgesamt bedingen, scheint eher von der Art der Migration als von der Tatsache der Migration als solcher abzuhängen. Systemanalytisch und im Lichte der historischen Erfahrung betrachtet, kommt es weniger auf Migration an sich, sondern darauf an, was die Migranten mit sich bringen und zwar nicht an Gut und Geld, sondern an geistig-spirituellen Werten. Diese Werte fließen durch deren Gegenwart und den Ausdruck ihrer Werte als Verhaltensformen in ihrer Lebensweise in den geistig-materiellen Raum der Zielkulturen ein. Das geistig-kulturelle Gleichgewicht der Zielkultur und ihrer Mitglieder oder des Gastlandes, das in der Regel ein offenes System ist, darf durch die Werte und Normen - die bisweilen parochial-ethnozentrischen Inputs -, die durch die Geisteskultur der Migranten (Wanderer) in dieses hineinfließen können, in seinem uneingeschränkten Fortbestand und seiner Selbstverständlichkeit nicht verändert werden. Kulturspezifische Strukturen und Funktonen sind nicht relativierbare, unveräußerliche menschliche Attribute, die niemals zur Disposition stehen. Alles andere käme einer importierten Kulturrevolution gleich. Kultureller Wandel dagegen optimiert den Fortbestand. Diese Ordnung ist im Interesse der Einwanderer, sowie der Einheimischen gleichermaßen, denn ihre Beeinträchtigung würde das geistig-kulturell-religiöse Gleichgewicht unterminieren, das auch die wirtschaftliche Basis und somit die Lebensbasis beider Gruppen bedingt. Beide müssen also ein vitales Interesse an Integration unter Aufrechterhaltung der geistig-kulturellen Strukturen des Ziellandes haben. Dies erfordert einen Geist der kulturellen Erkenntnis, des daraus folgenden gegenseitigen Respektes und der Rücksichtnahme. Wenn einer sich Vorteile auf Kosten der Integrität oder der Tangierung des menschlichen Potentials des anderen verschaffen möchte - und auch die individuelle intrakulturelle Diversität nicht respektiert - dann ist das ein gravierender Fauxpas mit Konsequenzen, der durch Ignoranz oder ethisches Fehlverhalten bedingt ist. Die Asymmetrie der Perspektiven spielt auch eine Rolle. Der Migrant ist manchmal vergleichbar mit dem schlechten Hirten der Bibel oder einem Legionär, die eine andere Agenda als die Einheimischen haben. In Krisen können sich die ersteren gegebenenfalls – soweit sie nicht definitiv assimiliert sind – auf Ihre heimatländische Basis zurückziehen, während die Einheimischen nicht ausweichen können und die „Suppe auslöffeln“ müssen. Es war ein Poker. Natürlich hat der Migrant seine spezifischen kulturellen Herausforderungen, materiell, geistig wie körperlich - Kulturschock…- und Existenzkampf, die somit kulturell potenziert sind und Empathie und ethisch angemessene Begegnung erfordern.
Ein Mensch mag als Bettler kommen, aber er bringt ein prall gefülltes Konto an geistig-kulturell-religiösen Bedingtheiten mit sich. Immigration kann man also niemals rein wirtschaftlich betrachten, denn über die geistig-kulturell-religiöse Dimension wird das soziale und wirtschaftliche System längerfristig eingeholt und zum Besseren oder Schlechteren desselben beitragen. Kurzfristiger wirtschaftlicher Gewinn könnte sich also längerfristig als soziokulturelles Debakel entpuppen, denn man war sich nicht bewusst, welche Geister man rief. Das faustische Motiv, in dem der vermeintliche Erfüllungsgehilfe sich irgendwann in zunehmendem Maße als Herr aufführt ist durchaus eine zutreffende Metapher. Deshalb bedarf die Immigrationsfrage eines Augenmaßes, das die Sachen systemanalytisch, historisch und ganzheitlich betrachtet - aber nicht nur analytisch mit der Vernunft, sondern auch mit der menschlichen Qualität des Herzens und immer im Interesse aller Beteiligten -, insbesondere wenn man seinen sozioökonomischen Vorsprung nicht verlieren, sondern ausbauen möchte. Nur die ganzheitliche geistig-wirtschaftlich-soziokulturelle und langfristige Betrachtung kann die faustische Gefahr eines Fehlkalküls mit seinen sozialen Konsequenzen beherrschen.
In Ländern wie Großbritannien beispielsweise hat die katholische Religion durch osteuropäische, insbesondere polnische Einwanderer sowohl an Masse, als auch an Vitalität gewonnen. Das hat kürzlich ein schottisches Kirchenoberhaupt für Schottland bezeugt. Die Werte, die Einwanderer in andere Länder mit sich bringen können gleichermaßen zur Vitalisierung oder Marginalisierung der christlichen Religion der Einwanderungsländer beitragen.
Es wäre interessant, die nicht christliche Einwanderungsstatistik mit der Kirchenaustritts-Statistik zu korrelieren und zu prüfen, inwieweit geistige Klimaveränderungen Individuen bedingen können, obschon es hier keinen monokausalen Zusammenhang gibt. Wenn sich der Trend aber fortsetzt, wird das dadurch ausgelöste geistige Klima sich dahingehend akzentuieren, dass das Christentum, wie Papst Benedikt es bereits angedeutet hat, in Richtung einer minoritären gegenkulturellen Strömung zum kulturell-religiösen Mainstream wird, vergleichbar mit den urchristlichen Gemeinden. Doch wer hat wirklich analysiert, warum das so ist, statt darüber zu lamentieren. Glaube sollte ja schließlich eine Quadratur des Intellekts und des Herzens sein. Hier sind in der Tat beide erforderlich, um die rechte Erkenntnis zu gewinnen. Die importierten Werte werden aber nicht nur durch einwandernde Personen transportiert, sondern auch aktiv außen gesucht und von den Einheimischen insbesondere aus Asien mitgebracht. Im geistigen Bereich und im Bereich der Werte finden die Prozesse auf subtile Weise statt. Es ist kein Wunder, dass gerade die protestantischen Länder das Hauptkontingent der geistig-kulturell Suchenden nach und in Asien stellen, allen voran die USA und Deutschland, denn das mystisch reduzierte, kurz gefasste katholische Christentum in der Form des Protestantismus und seiner weltweit über hundert Varianten findet in Asien genau diese magisch-mystisch-emotionale Ergänzung, die der Protestantismus abgespeckt haben wollte und nur das Wort netto predigen wollte, ohne seine seelische Erfahrung zu vermitteln. Das ist intern induzierte geistig-kulturelle Migration.
Jahrhunderte von implizitem Religionskrieg in diesem Land, die Dialektik mit Rom, die nun eine Lösung mit einem deutschen Papst finden könnte, haben unter anderen Faktoren den Humus für die dritte Option externer geistiger Importe empfänglich gemacht oder zu Indifferenz und einem Blasé-Zustand geführt. Die etablierten Kirchen sollten sich einer Gewissenerforschung nicht entziehen. - Endgültige Aussöhnung mit Rom, ökumenischer Schulterschluss und Vertiefung des christlichen Erbe an der Authentizität der reinen Quelle, die inklusiv und nicht exklusiv ist, könnten das geistig-kulturelle System fruchtbar erneuern und gegen interne und externe Anfechtungen gefeit machen.
Es besteht eine historische Parallele einer Loslösung von Rom und der christlichen Zivilisation des Abendlandes und eines progressiven Neuheidentums - die geistige Evolution hat ein sehr langfristiges Gedächtnis - und der Eskalation des deutschen Militarismus und Martialismus, der die Antithese einer spirituellen Ethik ist. Reformation – Marxismus – und Faschismus sind eskalierende Materialsierungen der Reheidnisierung und des Atheismus: Loslösung von der christlich-römischen Zivilisation der Abendlandes durch die Reformation, dann die Negation derselben als kultureller Wert im Marxismus und schließlich der Versuch der effektiven Ausrottung derselben mit Stumpf und Stiel seiner jüdischen Wurzeln und die Füllung des Vakuums durch heidnische und magische Werte, denn auch die geistige Natur hasst das Vakuum. Das entstandene geistige Vakuum wird gegenwärtig durch die dritte Option (weder katholisch noch lutherisch) mit einem esoterischen Wirtschaftssektor inklusive Tourismus bedient, denn der Materialismus ist ein Fass ohne Boden, der niemals Erfüllung verleiht. Daher ziehen zahllose als geistige Migranten um die Welt, um erfüllende geistige Ressourcen zu erschließen. Inwieweit das auf ein Individuum zutrifft, muss ein jeder selbst herausfinden und entsprechend handeln.
Wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass das Heidentum noch immer nicht ganz überwunden ist. Das ist das, was die Deutschen so unberechenbar macht. Doch in der Unberechenbarkeit, bedingt durch die Unfähigkeit, sich selbst zu verstehen und der Unmöglichkeit anderer, die Deutschen zu verstehen - wie der britische Autor eines Deutschlandführers kürzlich formulierte - steckt eine Logik. Die Nachbarn bringen es auf einen Punkt, obwohl man es grano cum salis verstehen muss, denn diese haben ihrerseits, wie alle Menschen, die als Menschheit insgesamt der Vervollkommnung entgegenstreben, ihre kulturspezifische und individuelle Stärken- und Unzulänglichkeitenbilanz. Bei dieser Betrachtung von einer höheren Warte ist eine kritische Analyse nicht kulturpolitisch unkorrekt, sondern im Gegenteil ein Reifungsindiz. Für bikulturelle Beobachter erscheinen beispielsweise deutsche Kinder wilder (plus sauvage), die französischen dagegen disziplinierter. Sogar die sehr säkularisierten Briten sind schockiert über das Nuditätsbedürfnis der Deutschen im Tourismusumfeld. Nacktheit und Wildheit, um nur diese beiden zu nennen, sind Attribute anderer, noch nicht vollkommen integrierter Evolutionsphasen. Weitere Negativa, die ich selbst in internationalen Managementkreisen erfahren habe, möchte ich übergehen: Mangelnde Humanität ist ihr gemeinsamer Nenner: Nacktheit, Wildheit und Inhumanität sind heidnische Attribute, die nicht mit Natürlichkeit verwechselt werden dürfen. Offenbar wurde das vorchristliche noch nicht ganz integriert, sowie eine Gesellschaft und eine Nation mit einer starken kulturellen Identität und spirituellen Werten geschaffen. Sie sind bisweilen noch mit ihrer eigenen kollektiven und individuellen Menscherdung in einer Weise befasst, deren Werte von anderen Kulturen in dem Sinne abweicht, dass der soziale Tenor inhuman erscheint und die Spiritualität und Solidarität, das menschliche und göttliche Mysterium, das heißt eine Grundströmung des Altruismus und der Liebe durch profanere Werte erstickt wurden. In Abwesenheit eines derartigen Grundstroms sind eskalierende Kriege der Vergangenheit und Konflikte der Gegenwart und der Zukunft verständlich.
Europa ist ein Glücksfall und eine Erlösung durch die Migration im Sinne der Wanderung und des Transfers christlicher Werte und somit einer Rückverankerung des moralisch schwächelnden Deutschlands und einer unkonsolidierten geistig-kulturellen Identität, die sich bisweilen als Überheblichkeit äußert, im Verbund der Nationen der christlichen Abendlandes.
Als Deutscher, der viele Jahre international Erfahrung gesammelt hat, ist das eher schmerzlich, sich den Spiegel als Mitglied eines Volkes derart unverblümt hinzuhalten. Doch wir müssen es tun, um der historischen Herausforderung durch die migrationsbedingte geistig-kulturellen Destabilisierung vorzubeugen und dem Unabsehbaren gelassen entgegenzusehen. Die konstruktive Frage ist daher: Wie kann die Kultur geistig konsolidiert werden, sodass sie nicht nur einer äußeren, sondern auch einer inneren Herausforderung gewachsen ist?
Hat nicht sogar der ehemalige Bundespräsident auf die deutsche moralische Schwäche im Gegensatz zur finanziellen Stärke Bezug genommen? Es ist eine Frage des geistig-kulturell-religiösen Seins oder Nichtseins, ein Überlebensfrage, die die Sichtung der Indizien und eine Evaluation im Lichte der nationalen und der Weltgeschichte, eine exakte Diagnose erfordert, wie immer sie auch lauten möge und zu deren Konfrontierung und Auseinandersetzung mit ihr alle aufgerufen sind, statt sich über solche Gedanken zu beschweren, die schließlich das Gute und nichts als das Gute suchen, das, wie der Lotus – wie erstaunlich – manchmal im Morast gedeiht.
Die geistig kulturelle Stärke des Landes besteht in der Verankerung in Europa und im Christentum, insbesondere dem vorreformatorischen, denn das post reformatorische hat, wie beschrieben, Welle um Welle wenig zivilisierender Prozesse, nämlich Reformation-Marxismus-Faschismus ausgelöst, die um die Welt gewandert sind und diese in ihrem Sog mitgerissen haben.
Das vormals religiös integerere Deutschland hatte den natürlichen Effekt einer Vormachtstellung in Europa bis die geistig-kulturellen internen Konflikte es von innen aufgerieben haben. Und von diesen geistigen Spaltungen hat es sich noch nicht erholt. Ein erneutes kulturelles Erblühen sowie auch die Bewältigung der gegenwärtigen inneren Herausforderungen ist durch seine kulturelle Integrität bedingt. Eine geistig-kulturelle Erneuerung und Integration vermag es, die historische und gegenwärtige Zerrissenheit zu lösen und eine tragfähige Basis für die Zukunft zu errichten. Wenn die deutsche Kultur in dem kulturellen Kampf der Giganten überleben soll, so nur als eine durch ihre besten Werte integrierte.
Das Prinzip der von den Migranten transportierten Werten in Bezug auf die Ziellandkultur kann natürlich in verschiedenen Richtungen wirken, je nachdem wie die Werte der Migranten beschaffen sind und wie die Gastlandkultur wertemäßig konsolidiert ist. Man darf nicht vergessen, dass die Macht der Migration der Werte, insbesondere wenn Sie von starken, die Werte verkörpernden Persönlichkeiten getragen wird, die gesamte Kultur des Ziellandes nahezu unumkehrbar verändern kann. Das haben die Mönche wie Bonifatius und andere geschafft, die, im Fall von Bonifatius, dieses Land christianisiert haben. In Ostasien kennt wohl jeder die Geschichte jenes chinesischen Mönchs, der die buddhistischen Sutras von Indien nach China geholt hat, die diesen Teil der Welt in jener geistigen Richtung geprägt haben. Die Geschichte dieses Mönchs wird heute noch medienübergreifend in der konfuzianischen Welt, die sehr um Bildung moralischer und materieller Art bemüht ist, mit pädagogischer Zielsetzung dramatisiert. Christianisierung und Missionierung beruhen auf diesem Prinzip. Dies ist deshalb möglich gewesen, weil es in der Regel sehr überzeugte Träger und Verfechter ihrer Werte waren, die auch bereit waren mit ihrem eigenen Leben für ihre Sache einzustehen.
Auch der geistige Humus der Zielkultur ist auschlaggebend, der sehr fruchtbar sein kann, wenn kein starkes geistiges Wertesystem vorhanden ist und wenn ein geistiges Vakuum entstanden ist. Und bekanntermaßen mag die Natur kein Vakuum und sucht naturgemäß materiell nach Füllung und geistig nach Erfüllung. Die Christianisierung, aber auch die religiöse Durchdringung und Ausbreitung anderer Religionen sind nach einem ähnlichen Muster mehr oder weniger gewaltsam oder gewaltfrei verlaufen. Das trifft beispielsweise für die systematische Ausbreitung des Buddhismus durch den indischen Kaiser Ashoka als auch für die gewaltsame Unterwerfungspolitik und Ausbreitung des Islam zu.
Der Westen, insbesondere Deutschland, darf sich nicht über die Konsequenzen massiver Immigration islamischer oder atheistischer Einwanderer aus Ländern mit atheistisch-kommunistischem Hintergrund, wie zum Beispiel China, in Bezug auf die Gestaltannahme der geistigen Kultur des Ziellandes täuschen lassen, insbesondere wenn die Situation durch innere Faktoren, sowie durch den Import fernöstlicher religiöser Werte begünstigt wird. In einer „anything-goes“- neoliberalistischen Kultur haben fundamentalistischere und kompromisslosere Kräfte leichtes Spiel. Dieses Kräftespiel wird teilweise durch die Immigration aus der katholischen, mediterranen Welt entschärft, denn sonst wäre das hiesige Gleichgewicht längst gekippt, denn, es ist die Intensität der Werte und ihrer Verfechtung und nicht allein die Anzahl der Vertreter, die ein geistiges Klima prägen können. Oft genügt es den zündenden Funken für einen Schneeballeffekt zu entfachen. Im Extremfall kann einer, wenn er entsprechend wirkt, entscheidenden Einfluss ausüben. War nicht der Führer auch ein Immigrant? Und - ohne diese auf dieselbe Ebene stellen zu wollen - kann nicht auch der deutsche Immigrant Bendit im Paris der Achtundsechziger als ein Immigrant betrachtet werden, der eine Rolle in dieser revolutionären Phase spielte. Schließlich ist keiner Prophet in seiner Heimat. Und das veranlasst manchen, in der Ferne - als Immigrant - zu wirken, wo diese Gesetzmäßigkeit nicht zu greifen scheint. Das heißt aber nicht, dass Immigranten notwendigerweise kulturell-religiös subversiv wirken. Dennoch transportiert ein Bettler-Immigrant einen Schatz an kulturellen Werten, die implizit oder explizit in das Zielkultursystem einfließen und in der kulturellen Bilanz zu Buche schlagen. Das ist eine physische, soziale und metaphysische Realität, deren Ignorierung weder praktisch noch wissenschaftlich noch geistig vernünftig ist, wenn man Ursachen und Wirkungen bedenkt.
Es wäre eine eingehende sozialpsychologische Untersuchung erforderlich, um die begünstigenden inneren Faktoren alle beim Namen zu nennen und ihre Auswirkung zu verstehen. Die Kultur- und Religionskampf geprägte deutsche Geschichte, sowie die allgemeine Materialisierung der Zivilisation und die Folgen der Gegenkultur, die in den sechziger Jahre eingeleitet wurde, sowie das Erbe der Wiedervereinigung mit dem atheistisch geprägten Osten und der Zustrom von Einwanderern von anderen vormals kommunistisch-atheistischer Staaten bringen die Waagschalen des geistig-kulturellen Gleichgewichts ins Ungleichgewicht.
Säkularisierung und Materialisierung von innen und außen erzeugen in zunehmendem Maß ein Vakuum. Dieses Vakuum macht den Menschen unfähig, dem bestehenden Materialismus ein inneres Gegengewicht entgegenzusetzen. Deshalb strömen die Menschen en masse zu anderen Religionen, die seit Jahrtausenden das Innere unter relativer Verachtung des Äußeren predigen und praktizieren, obschon dieses Motiv in der Kontemplation und Mystik des Christentums über Jahrhunderte die schönsten Blüten gezeitigt hat, die den Weisen und Heiligen jener Religionen in nichts nachstehen und vergleichsweise weniger gefährdend für das geistig-körperliche Heil sind. Sie suchen also genauso das Entgegengesetzte der vorherrschenden Sozialmoral und eine Ergänzung der Religion. Es scheint logisch richtig und erfüllt auch das Bedürfnis der Menschen bis zu einem gewissen Grad. Doch wie es schon in der Bibel heißt, stellen sich viele Wege am Ende als Irrwege heraus. Selbst Papst Johannes Paul II hat anlässlich seines Berlinbesuchs signifikanterweise gerade dort auch auf diesen Sachverhalt hingewiesen. Selbst der Dalai Lama betont die Erfordernis der tieferen Erkenntnis der eigenen Religion, bevor man sich jenen fremden zuwendet. Die von den einheimischen Kulturmigranten importierten Werte sind ein zweischneidiges Schwert in Bezug auf die geistige Kultur des Heimatlandes. Sie sind oft nicht kompatibel mit den kulturell-religiösen Werten und schlagen häufig negativ in Bezug auf die kulturell, geistig-religiöse Bilanz des Ausgangslandes der geistigen Migranten zu Buch.
Zusammenfassend kann man folgendes feststellen: Sowohl die geistige Migration (Wanderung oder Transfer) von innen, als auch die materielle Immigration von außen, saldieren sich negativ in Bezug auf die geistig-kulturell-religiöse Lage des Landes und führen in zunehmendem Maße im wahrsten Sinne des Wortes zu dessen Schieflage, weil sie über die geistig-körperliche Interdependenz zu einer Umgestaltung der Persönlichkeit führen können. Die geistig-kulturell-religiösen Werte sind keine Abstrakta, sondern konkret die Strukturen und Funktionen bedingende Faktoren, die die Gesellschaft stillschweigend, schleichend umfunktioniert.
Was ist die Antwort auf die historische Zerrissenheit und gegenwärtige Zerreisproben? Einheit und Integration nach den besten kulturgeschichtlichen Standards dieses Volkes im Verbund mit der abendländischen Zivilisation und konstruktive Öffnung zur globalen Gesellschaft auf einer konsolidierten Basis! Durch die Wechselwirkung aller geistig kulturellen Strömungen werden nur jene Geisteskulturen nicht weggespült, die solide wie ein Fels in der Brandung stehen und an denen alle antagonisierenden Wogen und Wellen Gischt speiend zerschellen.
Deshalb ist dafür Sorge zu tragen, dass die christlichen Werte unserer Kultur nicht zur Disposition stehen, niemandem, nichts und niemals. Das Selbstverständnis muss jedem nichtchristlichen Einwanderer und Inländer unauslöschlich ins Bewusstsein eingeprägt sein. Wer kommt, sucht deutsche Ressourcen und Stärken materieller oder immaterieller Art. Und das authentische christliche Wertegefüge ist die geistige Basis aller Ressourcen. Das ist keine kultur-religiöser Fundamentalismus, sondern eine positive Kraft, die dem Ankömmling letztendlich das bieten kann, was er sucht: am deutschen Wesen materiell oder geistig zu genesen, um es etwas alt-überkommen zu formulieren.
In den alten Nachbarnationen ist das sanfter handzuhaben, da es über Jahrhunderte konsolidiert und eingespielt wurde und zu einer nicht hinterfragten Selbstverständlichkeit wurde. Hierzulande würde kulturelle Bestimmtheit schnell als Diskriminierung eingestuft werden. Doch eine starke Identität ist für alle positiv, wenn Sie sich im Geist christlicher Ethik bewegt, die den anderen einschließt und nicht ausschließt. Diese Attitude ist sowohl abschreckend als auch verbindend. Die Menschen wissen woran sie sind. So schafft man eine neue positive Kultur und straft all jene Lügen, die behaupten, weder die Deutschen verstünden sich noch die Ausländer verstünden dieses.
Mit der Kombination von Herz und Vernunft, und mit der Bestimmtheit eines christlichen Prinzipen verschriebenen Wesenszuges kann man eine neue Kultur in die Wege leiten, die an die Blüte der früheren anknüpfen und mit der zusätzlichen Erfahrung jene widerbeleben und überflügeln kann. Die Wiederanknüpfung an wahre deutsche Werte hätte jegliche Umerziehung durch die Alliierten überflüssig gemacht, die nur der Transport fremdkultureller Werte - eine Migration und Transfer von Werten in einen fremdkulturellen Kontext waren, in dem sie Entfremdung und Diskontinuität und schließlich die Revolte dagegen erzeugt haben, die das Land beinahe ins politische Chaos gestürzt hätte. Auch Nationen stehen fremde Kulturen nicht zur Disposition. Dies nicht zu erkennen ist eine Form kultureller Blindheit, die sich rächt, wie man sehen kann. Jede Migration und Transfer kann unter entsprechenden Voraussetzungen tradierte Wertesysteme und somit die Gesellschaft alienieren und korrumpieren.
Nicht die negativen Faktoren bekämpfen, sondern die positiven stärken, sollte das Motto sein. Das erfordert, dass die Institutionen und deren Akteure ihr eigenes Herz und Haus in Ordnung bringen, dass sie Fackelträger geistig-kultureller Werte werden, die sie gegenwärtig lau vernachlässigen, weil es kurzfristig bequemer und liberaler erscheint, aber langfristig den Fels der geistigen Identität aushöhlt, der dann irgendwann von den Fluten im globalen Wettbewerb intern und international wegspült wird, in den Abguss der Geschichte.
Kirchen müssen das hochbezahlte Funktionärstum hinter sich lassen und den Menschen die authentische Lehre geben, damit sie keinen Ersatz suchen und geistige Migranten werden müssen. Denn es gibt keinen Ersatz für die Wahrheit, selbst wenn man das ganze Universum durchwandert, ebensowenig für das Leben und beide sind untrennbar verwoben. Selbst die Migration im kosmischen Maßstab des Universums kann die Wahrheit nicht wo anders finden als dort, wo sie wirklich ist.
Kultur und Religion müssen wieder ins Lot gebracht werden. Zuerst Religion und dann Kultur, sodass alle Deutschen, unabhängig von ihrer landsmännischen Zugehörigkeit die mächtigen Integratoren einer gemeinsamen Sprache und Religion als Mediatoren aller inneren Spaltung nutzen können und somit eine geschlossene starke kulturelle Identität und geistig-kulturell-religiöser Schutzwall vor dem Ansturm der neuen kulturellen Hunnen - die sie selbst einmal waren - schützt, denn jene werden versuchen, uns mehr oder weniger explizit intern und extern das Joch ihrer geistig-kulturellen Welt aufzuzwingen und uns geistig zu kolonisieren und unsere Früchte an sich zu reißen.
Nicht Appeasement, sondern affirmative Aktion im Geiste christlicher Nächstenliebe sollte die Einstellung gegenüber defizitären Ideologien jeder Art leiten, denn früher oder später werden auch jene, die jetzt zu unserer eigenen Evolutionsbeschleunigung die Rolle des Saulus spielen, sich zur Rolle des Paulus bekehren müssen. Das war die Rolle Deutschlands. Nun hat es keine andere Wahl, als die des Paulus zu verkörpern, sofern es geistig-kulturell überleben und nicht in den Annalen der Geschichte verschwinden möchte.
Integration ist der Königsweg: Integration der Individuen, der Gesellschaft und des Nationalen, des Europäischen und Globalen. Diese vielschichtigen Integrationen sind über die Einzigartigkeit der christlichen Lehre mit dem Summum der Allintegration jenes unaussprechlichen, unvorstellbarsten Einen möglich, der Quelle, Einheit und Ziel ist. Nur die Einheit selbst kann integrieren, nicht die Teile, wie raffiniert sie auch sein mögen. Durch ihre Beschränkung wirken Sie als Irrlehren, gleich wes geistiges Kind sie sind. Jene Macht der christlichen Religion und Kultur, die jenseits von Reformation und Kulturkampf ist, kann das scheinbar Unmögliche ermöglichen. Jene Einheit zu finden ist das Geheimnis der Geheimnisse und die Lösung aller Zwistigkeiten gleich welcher Art ob individuell, national oder international.
Es ist die hehrste Aufgabe aller Institutionen, ihrer Träger, Repräsentanten und Mitglieder, realistisch an diesem höchsten Ideal zu arbeiten, denn wer nicht nach dem Höchsten strebt, hat am Niedrigsten und Gemeinsten Teil. Und „wer nicht für mich ist, ist gegen mich“, was immer man auch lehren und predigen mag. Die Vergöttlichung der Kultur ist eine falsche Priorisierung und ein falscher Gott, der den wahren verdrängt und das geistige Terrain kippt und somit die individuelle und soziale Ordnung unterminiert. Die richtige Priorisierung stellt die innere und äußere Ordnung wieder her. Nur die Einheit der Wahrheit kann wahrlich integrieren, nicht aber die Diversität der Kulturen, weder intrakulturell noch interkulturell. Erstere ist per se integrativ und einheitsstiftend, letztere ist naturgemäß antagonisierend. Letztere kann nur nachhaltig durch die erstere erlöst werden. Auch die raffiniertesten Synergiekonstrukte sind in diesem Zusammenhang nur menschliches Stückwerk zweiter Wahl. Die Migrations- und Integrationsfrage ist eine Frage der Evolution zur höchsten Integrationsstufe, zur inneren und äußeren Einheit des Menschen, die ihre eigene heilsame Logik entfaltet und natürlich harmonisiert statt zu antagonisieren.
Diese Gedanken sind auch eine behutsame geistige Hinterfragung der deutschen religiös-kulturellen Dialektik, die an sich ein interessanter Gegensand der Erforschung mit heilsamer Erkenntnis und Wirkung sein könnte. Wer hinterfragt die deutschen und andere kulturelle Versionen des Katholizismus und des Protestantismus? Wer sucht die alles verbindende Einheit der wahren Quelle jenseits kultureller Partikularismen?
Kultur ist ein Mittel zum Leben in diversen Gestalten, Religion aber ist der Zweck, weil sie im tieferen Sinne Leben ist. Die fundamentalere Schicht muss die periphere leiten und sie dann in ihrer Diversität integrieren und nicht umgekehrt, denn nur der Kern vermag die Peripherie zu integrieren. Was könnte natürlicher und edler als das Leben selbst sein, von dem alle seine diversen Formen und Gestalten Spiegelungen und Manifestationen sind. Kultur ist nur eine kontextuell bedingte Spiegelung und nicht die essentielle Sache an sich. Man sollte die Spiegelung daher nicht mit dem gespiegelten Subjekt gleichsetzen und sich don-quijotisch im Kampf mit Windmühlen verschleißen, die nur zu Schein- und Pyrrhussiegen führen können.
Die kulturellen Diversitätsfragen können - auch im Bereich der Religionspraxis - nur nachhaltig auf der spirituellen Ebene, an der Quelle des Seins und nach dessen eignen Maßstäben gelöst werden. Das ist der christlich-ethische Grundgedanke. Dem Leben steht es frei, sich in seiner schrankenlosen Freiheit in diverse Formen zu kleiden, in einzigartige Lebensformen, deren Singularität den Reichtum der Schöpfung ausmacht. Diese Freiheit des Lebens und des Geistes sind einzigartige Prinzipen des Lebens, die die Allmacht des Schöpfers erahnen lassen. Wer wollte dieser etwas entgegensetzen?
Dies ist der Weg zu echter geistiger Synergie der Weltkulturen und Individuen, zu einer Zivilisation der Liebe, in der die kulturelle Identität der spirituellen folgt und somit diese beherrscht, denn nicht die Diversität kann die Einheit, sondern die Einheit die Diversität integrieren. Solche Werte erfordern eine Migration von Fackelträgern der Erkenntnis und charismatischen institutionellen Lehrer und Leitern zur „Masse“. Die Erkenntnis kann gewonnen werden, die Komunikationsinfrastruktur ist vorhanden, allein es fehlt der geistige Wille oder das Kommittment, wie man in der globalen Lingua Franca zu sagen pflegt.
Doch gibt es keine Alternative zur geistigen Erneuerung als Prophylaxe des Szenarios 2050 mit 9 Milliarden Menschen, damit einhergehender Ressourcenverknappung und dadurch bedingten vorprogrammierten Konflikten? Diese zeichnen sich schon ab, falls sich diese spirituelle Erneuerung nicht einstellt, deren Erfordernis bereits im letzten Jahrhundert für das einundzwanzigste Jahrhundert erkannt wurde. Selbst Naturwissenschaftler wie Einstein haben eine neue soziale Ethik angemahnt und konservative Spitzenpolitiker wie De Gaulles Kulturminister haben sogar ein neues religiöses Bewusstsein als Überlebensvoraussetzung moniert.
Und hier spielt das Optimum der christlichen Weltanschauung mit ihrer allumfassenden Vollständigkeit eine führende Rolle. Deshalb sind ihre Werte nicht zur Disposition zu stellen, sondern im Gegenteil, sie sind zu vertiefen und in ihrer Gänze zu realisieren, besonders seitens der Länder mit tausendjähriger christlicher Zivilisation. Und dazu gehört dieses Land trotz aller Versuche, es geistig aus diesem universellen Bund der Christozentrik herauszulösen, sowohl von innen als auch von außen und ihm eine heidnische Kette um den Hals zu legen und es für ewig in Fesseln zu schlagen. Das ist die Alternative. Und geistige Lauheit führt zu dieser Alternative auf die einige hoffen. Es gibt also keine Alternative zum Paulus, der christlichen Rekonversion und spirituellen Erneuerung par excellence. Alle anderen Lehren scheinen sich langfristig als defizitäre Irrlehren zu entpuppen. Deshalb ist die interne und externe geistige wie physische Migration im Auge zu behalten. Die Multiplikatoren des Guten wie des Bösen, höchster, einzigartiger Werte und der Zerstörung wahrer christlicher kultureller Werte höchsten Adels werden mit ihr transportiert.
Mir scheint, dass die Erneuerung der Spiritualität an der Quelle die Lösung für die geschichtlichen, gegenwärtigen und zukünftigen Probleme ist. Dies steht in Einklang mit der Kräftefeldertheorie, die die fördernden Faktoren entwickelt, statt die hinderlichen zu bekämpfen, da dies weitere Konflikte mit sich bringt; der Systemanalyse, die die Entstehung neuer Gleichgewichte in offenen (im Fall der Kultur) Systemen erforscht und der Christlichen Lehre, die sich auf „den Herrn der Ernte“ hinsichtlich der Trennung der Geister des Guten und des Bösen verlässt. Dies gilt für dieses Land und die Welt insgesamt.
4 THE GERMAN-JEWISH RELATIONSHIP QUESTION IN THE LIGHT OF HUMAN CULTURAL EVOLUTION
“Question” is used here in its noble sense referring to an inquiry into something which as yet has no answer, but rather constitutes a problem and which is formulated so as to lead to an answer. The answer may reside in more questions and even in seemingly insoluble dilemmas which in turn may raise more complex questions. I preclude any hue of a connection to other ideological and unethical handling of such questioning inquiry. Only a fresh inquiry can possibly shed a light on it which might be helpful for those touched by it. - Yet a question with a single subject as an equation with only one unknown variable might be less challenging.
Why should I as a non-expert of Semitic studies nor even German history dare touch upon such a delicate issue, which even the best minds do not deal with in a way so as to provide really meaningful answers? Well, I touch upon it, because it touches me! So, whatever I write I wish the reader to interpret it in a way that credits me with good will and the best of intentions, although some aspects of the question are blasphemous beyond human language so utterly and completely that they defy any pen and oceans of ink. Who could capture in words that which defies words and the human mind alike? Neither is it possible to capture God the Almighty in words nor the abysses of the human soul whether it be those of the perpetrators of evil or of the suffering victims or of those who would never pardon and thus feed the never ending spiral of conscious or unconscious mutual hate. There are areas of lived experience that elude the word. They rather require humility and silence.
And yet, if it is no thematized at an altruistic and ethical discursive level its deep undercurrents might erupt as presumably extinguished volcanoes now and then here and there across the earth and it may forever remain a means to psychologically hold the other at ransom. It may remain or become a legitimization for extorting endless concessions from the counterpart. And the longer one maintains this attitude the more one can take advantage of the other and justify it before one’s conscience as a legitimate compensation for unpardonable damages. That is certainly a logic, but that of an eye for an eye and a tooth for a tooth. The price of it is that of suffering and of life itself on both sides, a roller coaster that cyclically produces the same eye for an eye and a tooth for a tooth configurations.
At one time in the cycle one side holds the upper hand, at another time the other side holds the upper hand. Supposed guilt on both sides legitimizes the unspeakable, insatiable demands for compensation. It is a logic, namely that of a labyrinth without exit, an ever escalating irreversible spiral that can only be reinforced due to longer and longer, deeper and deeper conditioning. When the assumption of guilt is focalized and specified the question of an eye for an eye and a tooth for a tooth becomes specific requiring measures against a specific assumed enemy, although the real guilt, if one can use this category, is maybe diffusely spread across humanity and possibly in the nature of the human mind at a particular moment in its evolution. But the psyche needs consistency and therefore it appoints scapegoats on both sides at certain times.
That reminds us of an archetypical scenario that has been enacted 2000 years ago and which is still enacted today. Then it was assumed that the sacrifice of one man could solve a vaster problem. The Jewish high priests had advised the Jews on the occasion of Jesus Christ’s trial that it would better that one man dies for the people. In the same way, still today, man seems to follow that advice, which allows pinpointing a victim to solve a much larger problem which cannot easily be dealt with. Yet the specification, the personification and victimization seems to assuage man’s thirst, at least for a while.
But this demanding false god in man, that juggernaut has had insatiable appetite for human blood throughout human history right into the present. One goes on sacrificing individuals or groups to that false god who can be acquiesced by choosing and identifying representative substitutes for more complex problems. That juggernaut is within the human mental structure. It is a man-made juggernaut which acts as a device for solving physical and metaphysical problems alike. And it is being used continuously. Most cultures have had this cannibalistic feature of substituting scapegoats for vaster, more difficult problems to be solved and destroying them with assumed personal and collective, physical and metaphysical benefit. Such cathartic cleansing seems to clear the mental horizon for some time.
The older cannibalistic parts of the brain seem to be behind that juggernaut and man’s ability to symbolically appoint representatives and justify it legally and philosophically by the principle of an eye for an eye and a tooth for a tooth, which subconsciously prevails still today over Roman law and its progressive development over the centuries which is only representative of rational man. But this represents only a wink in the eye of time compared to the evolutionary history of man; a wave in the ocean of time. And that deeper rooted “programming” than the fairly recent modern perception of a more rational brain still seems to direct human actions with regard to fundamental issues such as identity and survival. The cradle of Western civilization responded to the pre-rational era by rationalism. The ensuing struggle between pre-rational darkness and the light of rationalism constituted a dilemma which is still in the process of resolution. Maybe Christian civilization has introduced a formula that can bridge, reconcile and integrate the two phases of man’s evolution which also is a process.
The Christian tradition has introduced a counter-culture to the prevailing culture and promoted the use of new mental and neurophysiologic resources which manifested for example as not cannibalizing man in various ways but substituting animals for it instead. And probably, as man evolves, he will be weaned away more and more from this cannibalistic feature of requiring blood, other creatures’ life - possibly reminiscent of the enduring earliest evolutionary stages which are also part of his heritage - and substitute for it progressively by a blood-free diet.
Psychological cannibalism as a corollary of physical cannibalism lingers on into our day and age and can still lead to the extermination of individuals, cultures and races as we have experienced across time and space right into the third millennium, while it is substituted for progressively by legalism and the notion of a society until it will be replaced by a solidary human family based on the principle of love of the neighbour which would be the fulfillment of the counter-cultural evolutionary turn introduced by Christ in Palestine 2000 years ago. In other words, seen through the lens of time and evolution the progressive weaning from the two interconnected aspects of survival of the fittest at the price of the co-competitors’ lives is a process that occurs in stages.
The eye for an eye principle corresponds to a stage of evolution of body, brain and the psyche and represents an axiomatic which cannot really be controlled unless superordinate features of the human constitution can be liberated that entail a possibility of control of this evolutionary stage. When man reaches that point of evolution he can control the previous evolutionary stages. The roots, stem and crown of the tree of life are interconnected. Therefore one must be careful not to weed out the wheat with the weed, for one cannot do without one’s evolutionary basis. It is not only vital, but is the basis of life, nay, life itself.
And to my mind the personality of Jesus Christ incarnated that turning point in human history which initiated a new phase in human evolution in the access to higher mental resources which transcend the cannibalistic logic. Therefore it is a message for man throughout creation that sets the course and compass of human evolution. Its relativization undermines evolution. As such it appears to constitute a true basis for evolution rather than its negation. That can be inferred from the teaching, whether one believes Jesus to be the Son of God or not. But it is even more logical to assume that this unique and singular shift - probably only comparable to man’s emergence on earth - in the crown of creation, which man is, must be part of the design of Creation itself, of the plan of the Creator himself, at least to believers.
If one does not adhere to that understanding of the function of Christ and his teaching man’s evolution runs the risk of getting stuck in the old grooves of an eye for an eye and a tooth for a tooth with its never ending dialectical roundabout. The evolutionary shift is a long-term shift which is not yet completed, although two thousand years have passed. It is little compared to the history of creation and that history must be preserved. Therefore changes are very slow indeed and the more man tries to change its old nature and introduces the new horizon, the more his deep evolutionary roots respond antagonistically in order to preserve the biological acquis. Thus man permanently walks on the edge of the knife between the new and the old mental programming, stumbling hither and thither on both sides until the two men, the one with the old brain and the one with the new brain are integrated in a way that preserves the evolutionary biological “acquis” while it controls its downsides through the new evolutionary acquis.
The function and mission of Christ is pivotal form an evolutionary standpoint for Christians and non Christians alike because He represents a quantum leap in human evolution and the decision for him also implies an adherence to the new brain with its logic, whereas man is truly “judged already” if he does not accept that teaching with its evolutionary power in the sense that it provides the energy to access higher cortical functions of man, or rather the combination of qualities of the heart, mind and soul. This Christ power has the ability to transcend the old man with the old brain and that constitutes a fundamental shift in human evolution.
Did I go off the tangent of the title? To my mind, the answer it no, for I put it only in a wider context in order to find a deeper answer and a logic that could explain similar problems. The question regarding Jews and Germans could therefore be reframed as an evolutionary problem and an evolutionary challenge of the old versus the new in human evolution. It is an evolutionary dilemma rather than a simple question of A vs. B. And surprisingly the key to the integration of the dilemma lies in the singularity of Jesus Christ of Jewish and cosmic descent alike who can mediate the divine solution of the dilemma. His teaching provides the integration of the cannibalistic juggernaut features within the human psyche and the more evolved features of the human heart and mind. He integrates the evolutionary dilemma into an evolutionary human whole which transcends the characteristics of the old brain by instilling and releasing the divine capabilities within him which provide access to the control functions of higher evolution that integrate the old man in a new heaven of God consciousness.
That is the work of redemption and salvation of man from his previous human condition, if he accepts the teaching. Otherwise he remains in an evolutionary waiting room to endure its logic until he decides to jump upon the train of evolution in order to be carried out of the human labyrinth to a more illuminated destination. The mission of Christ is simply about a higher evolutionary potential that can solve all human dilemmas because it involves the wholeness of man; a wholeness which implies holiness. The reintegration into wholeness provides his felicity and bliss because he is liberated and freed from the slavery to the juggernauts of the human psyche which require untold sacrifice. The superordinate capability can integrate the old brain. And the transcendental linkage can permanently anchor him there. That is the path towards integral freedom and salvation of man. If he accepts it, he is free, otherwise he is already condemned, condemned to be the victim of the pre-Christian juggernauts within and therefore their materialization without.
The crisis of our time is a crisis of evolution, of a transition from one phase to another. The evolutionary crises stem from fundamentalisms that adhere to the foundations without realizing and using the completion of the edifice of evolution. The two evolutionary stages interact dialectically until they are lastingly integrated by the superordinate capability of new evolutionary features which underpin man’s wholeness. Whole man is the holy man who has solved the logic of the previous phase by integrating it harmoniously in its overall evolution.
Religions must be measured by what they can contribute to man’s evolution. If they cannot help ushering in and bridging the gap between the old and the new in the sense of humanized, whole and holy man, they do not have higher evolutionary potential and remain in the past without being neither able to guide in the present nor into an even more complex future that seems to be characterized by challenges that increasingly require the evolutionary cultural dilemma resolution. The measuring rod for any -ism should be that evolutionary capability which can set man free from the juggernauts of previous phases of evolution, not through destruction of any kind but through the sheer power of integrating them into a superordinate logic of whole and holy man. In the light of the truth of whole man the unholy can no longer prevail.
The supposed dilemma is therefore solved if religions and cultures can draw on the superordinate capability which can do the integrative work within and between cultures and religions. One can truly not serve two masters, although man may walk on the edge of the knife between the two for an uncertain time. He will have to determine his priorities because they have an existential relevance. One is the false, the other the true. One is limited, the other leverages the capabilities to deal with the limitations inherent in the human condition. No solution can ever be found in the false. Only the true can redeem the false. Whole man is true man who can redeem from the shortcomings of what is incomplete and show him the way to permanent integration: Salvation! If a teaching has such saving power as is assumed here it might also be in line with the religious assumptions of the elder Jewish brothers. Indeed, are we not in a way attributing greater experience, knowledge and wisdom to elder brothers? Does that not imply and involve their accountability with regard to matters under discussion?
And this leads to the question of how a change of the heart, mind and soul not only between Germans and Jews but between all cultures, races and religions can be brought about. The German-Jewish relationship is a singularity which can serve as a teaching example because it is recent, large scale and because of the uniqueness of the person of Christ who is in particular part of one of the cultures involved, but by virtue of his cosmic dimension he cannot be disconnected from humanity at large, which is revelatory of his integrative nature in the interest of man on earth and beyond.
From a temporal cross-millennia perspective and in the light of human evolution one could have imagined a unique historical, worldwide psychological armistice around the changeover to the third millennium in the sense that all, not only Germans with regard to Jews and a few others, but all men on earth with its myriads of cultures and diverse racial and religious backgrounds ask everyone else for pardon for all the atrocities inflicted on one another over the past millennia wittingly and unwittingly and thereby try to clean the slate of the subconscious and more conscious memory which carries on the hurts that provide momentum to the eye for an eye and a tooth for a tooth logic. Such an act of universal psychological armistice and exemplary act of pardon would constitute an action from a more highly evolved dimension within and unlike the characteristics of the divisive old brain it would have a symbolical integrative impact that could pave the way to a more luminous future. But the third millennium has only just begun. In quest of man’s freedom it is never too late to declare humanity’s independence - and abiding by it -, to promote a continuous process of independence from man’s past and present conflict-ridden condition and to realize his fuller evolutionary potential which can provide a key for the solution of the question raised at the beginning.
5 HEIMATMELODIE Die harmonische Integration von Heimatbewusstsein und Welterfahrung
Wir haben keine Heimat,
Sondern wir sind Heimat.
Was wir haben, können wir verlieren;
Was wir sind, bleibt uns immer.
Daher begleitet uns die Heimat
Auf dem gesamten Lebensweg
Und verlässt uns niemals,
Selbst wenn wir sie verlassen.
Wenn wir Heimat sind, wie die obigen Worte nahelegen, dann muss jede Fremderfahrung auf diesem seelisch-körperlichen Wurzelwerk aufbauen und auf natürliche Weise in den organischen Entwicklungsprozess integriert werden können oder aber eventuell als korrumpierend verworfen werden. Das Kompatibilitätsspektrum zwischen Integrierbarkeit und Ablehnungserfordernis ist durch die menschliche Natur bedingt.
Warum verherrlicht der Mensch die Heimat? Warum zelebriert und besingt er sie in tausend Liedern, Gedichten, Filmen, literarischen Werken und Philosophien? Warum kämpft er für sie, verteidigt sie und opfert sich für sie? Zahllose Kriege wurden über das Heimatverständnis geführt, die wiederum viele Menschen entwurzelt und aus ihrer Heimat vertrieben haben. Die Definition des Heimatbegriffes (homeland) beschäftigt die höchsten weltpolitischen Gremien, wie die UNO, um die damit verbundene Frage des Krieges und des Friedens im Mittleren Osten und darüber hinaus zu lösen. Das Recht auf das Hier- und Sosein, wie man ist, ebenso, wie Sonne, Mond und Sterne, Blumen, Pflanzen des Feldes und Myriaden von Geschöpfen ist ein nicht formal verankertes, aber unabdingbares, natürliches Recht; ein Recht auf das Hiersein, in der lebendigen Gegenwart und Sosein, wie man geistig, seelisch und körperlich von seinem Schöpfer gedacht und seinen singulären Eltern in seiner Einzigartigkeit geboren wurde und gereift ist. Die Globalisierung und menschliche Agenden kultureller, politischer und anderer Formen der Beherrschung untergraben bisweilen dieses fundamentalste aller Rechte. Es ist eine Ursache des menschlichen Leids, das durch die Negierung seiner uneingschränkten Beheimatung in dieser Welt mit ihren verschiedenen Aspekten verursacht wird. Vielleicht kommt der Begriff der Grundrechte unseres Grundgesetzes der Sache am nächsten. Doch selbst die Autoren dieses Grundgesetzes ließen diese Thematik ohne Kontouren, sodass unser Bundesverfassungsgericht erst im Laufe der fünfziger Jahre diesen vagen Begriff allmählich präzisierte. Und immer noch klafft ein Abgrund zwischen der verbalisierten Intention des Respektes dieser Grundrechte und der Alltagspraxis, ja sie werden bisweilen sogar vom Staat selbst, der sie zu schützen berufen ist, ausgehebelt, sodass die institutionellen Rechte des Staates Vorrang vor den persönlichen Rechten seiner Bürger haben. Dies führt die Erfordernis einer politisch-psychologischen Beheimatung ad absurdum und kann national-internationale kausale Verkettungen und Problemkreisläufe von Heimat- und Identitätsfragen einleiten, die in Kulturkonflikte eskalieren können, welche im Zeitalter der globalen Interdependenz die menschliche Beheimatung auf dem Planeten insgesamt kompromittieren können. Ebensowenig, wie Lebensformen der Fauna und Flora ohne ihre intakten Ökosysteme überleben können, ist der Mensch von seiner Heimat abhängig. Sie ist von existenzieller Bedeutung und subsumiert vitale Grundrechte.
Warum zieht es den Menschen immer wieder in die Heimat zurück, nachdem er die ganze Welt erforscht hat? Der Soldat besingt sie in fernen Breiten. Der Expatriate (beruflich ins Ausland Entsandte) träumt von ihr des Nachts, sucht in Paris oder Shanghai ein deutsches Lokal. Ähnliches trifft in der Regel auf Mitglieder anderer Kulturen zu. Der Weltreisende, der einen Landsmann trifft, findet einen Gefährten. Selbst wenn ihn Lichtjahre vom Lebensentwurf des Gefährten trennen, die Heimat, die Sehnsucht, das Bedürfnis nach Heimat und die damit verbundene Identitätsbestätigung erbaut, überbrückt und verbindet so manche Differenzen.
Die weltweite Kommunikation via Internet kommt diesem Bedürfnis entgegen. Aber selbst da wird man nie satt von seiner Heimat, man sucht sie in Google Earth, sendet Emails, telefoniert via Internet, Satellitenschüssel-Wälder wuchern an Häuserfassaden und stellen die Verbindung zur nahen und zur fernen Heimat her. Das Ortsrecht kapituliert und beugt sich vor kulturellen Imperativen. Die Heimat ist, gleich einer Droge, die größte Abhängigkeit. Man mag ihr den Rücken kehren und ferne Gefilde, Länder, Meere, Weltmetropolen und was nicht alles durchforsten, durchkämmen und erobern. Man kehrt immer wieder zu ihr zurück. Je stärker das Pendel in die weite Welt hinausschwingt, desto unerbittlicher wird es irgendwann zurückschwingen.
Wie in der bekannten Geschichte der Gefangenen von Cayenne kehrt man immer wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück: Die Kriegsgefangenen in den Dschungeln von Cayenne, das für den Cayenne Pfeffer bekannt ist, haben versucht, aus dem Gefangenenlager zu fliehen – zunächst erfolgreich, aber sie sind regelmäßig zu ihrem Ausgangpunkt zurückgekehrt, weil der vermeintliche direkte Weg aus der Gefangenschaft sich jeweils als ein Kreis entpuppt hat, allein deshalb, weil der eine Schritt etwas länger ist als der andere, in der Regel der mit dem rechten Fuß. Deshalb empfahl man, bei jeder Richtungsentscheidung nach rechts zu gehen, um die durch die Schrittlänge bedingte Abweichung vom Fluchtweg in die Freiheit zu korrigieren. Ebenso sitzt die Heimat am längeren Hebel und zwingt uns gefühlsmäßig in ihre Richtung zurück, wobei es häufig viel schwieriger ist, die emotionale Richtung zu korrigieren als die physische. Ebenso wie die Kompassnadel zum Nordpol zeigt, so zeigt unser emotionaler Kompass immer Richtung Heimat. Je weiter wir uns von ihr entfernen, desto mehr, weil wir selbst diese Heimat sind. Und das, was zusammengehört, möchte eins sein und sich vereinen.
Je mehr man gegen sich selbst arbeitet, je weiter man sich hinauswagt, desto größer ist die Erfordernis, zu sich selbst zurückzukehren. Kann man es nicht physisch tun, so kompensiert man dafür durch heimatkulturelle Artefakte, Gegenstände und Souvenirs, geistige, materielle, künstlerische, sprachliche oder durch die Verbindung mit Dingen in der Fremde, die die Heimat aufleben lassen wie Nahrung, Musik, Literatur und Landsleute etc. Alles was die Schwingung der Heimat erzeugt, gleich in welcher Form, ist ein Schritt in ihre Richtung und bestätigt die Identität, das Ich, das Selbst, das singuläre menschliche Wesen. Es ist zu oberflächlich, wenn dieses Verhaltensmuster als Heimatromantik oder im Falle des Deutschseins als Deutschtümelei, als eine Gefühlsduselei qualifiziert und abgewertet wird, die sich nicht für Helden, Pioniere und Erforscher der Fremde ziemt.
Die Heimat ist Nahrung, ebenso wie die physische, materielle Nahrung, ja mehr noch, sie ist ein Lebenselixier, wenn man in der Fremde schwächelt. Dann kann der Kontakt mit der Heimat, der direkte oder indirekte, physische, geistige oder virtuelle den durch die Fremde gebeugten wiederaufrichten, ihn wieder zum Herrn seines körperlichen Zeltes machen, das er an einem fernen Ort der Welt aufgeschlagen hat. Wenn man durch die Aufreibung im Überlebenskampf in fernen Breiten den heimatlichen Boden unter den Füßen verloren hat und den heimatlichen Himmel nicht mehr sehen kann, sowie die besondere Formation und Ondulierung der Landschaft mit seinen Jahreszeiten, Tönen, Farben und Gerüchen, die Art der Menschen, die Musik des Lebens zu spielen, ihre Sprache zu sprechen und ihre Lieder zu singen, dann kann das Evozieren und die Erinnerung an all diese Dinge den Menschen den Boden unter seinen Füßen, seinen aufrechten Gang wiederfinden und seinen Blick für den gesamten durch Erde und Himmel gerahmten Horizont wiedergewinnen lassen; die korrekte Ausrichtung zwischen Himmel und Erde und ihn somit wieder auf den Weg zurückführen, von dem er abzukommen drohte oder auf dem er gefallen ist. Diese innerlich-äußerliche Wiederaufrichtung, all das kann die Heimat bewirken. Sie ist die persönliche Norm und Richtschnur, der Nordpol auf dem Kompass des Lebensweges, obschon man in alle vier Himmelsrichtungen, in die Tiefen der Wälder und Ozeane, in die Höhen des Mount Everest oder extraterrestrische Räume aufbrechen mag. Sie kann bewirken, was man in der fernöstlichen Philosophie als „Ten Shin“ oder den Geist des Herzens des reinen Himmels bezeichnen könnte.
Mit der „Initialisierung“ des Heimatprogramms, um einen Begriff des digitalen-globalen Zeitalters zu wählen, kann man so manche Anomalie begradigen, die durch die geistigen und materiellen Räume fremder Breiten und Kulturen ausgelöst wird, besonders wenn große kulturelle Distanzen überbrückt werden müssen, die natürlich nicht zwangsläufig mit der geographischen Distanz einhergehen. Im myriadenfachen Interfacing von Kulturen und Heimaten in den Millionenmetropolen in Orient und Okzident, in der neuen und der alten Welt, kann es immer wieder zu Situationen kommen, die durch die eigene Waghalsigkeit oder durch Dritte absichtlich oder unabsichtlich ausgelöst werden, die eine Entstörung durch die Melodie der Heimat erfordern. Sie kann den Schmutz und Staub der Fremde von den Füßen abwaschen, dem müden Wandersmann Mut und Vertrauen einflößen, dadurch dass der charakteristische Grundton der heimatlichen Melodie des Lebens wiedergefunden und angestimmt wird, wodurch man für sich selbst und fremdheimatliche Mitmenschen wieder prognostizierbarer wird. Dieser ermöglicht wieder ein synergetischeres und einvernehmlicheres Mitwirken im Konzert der vielen Heimaten, Völker und Kulturen der Welt.
Macht und Magie der Heimat sind kein Fetisch, sondern ein alchimistischer Zaubertrank, der das wahre Gold des Reisenden verkörpert, ein geheimer, impliziter Code, den nur der Mensch selbst kennt, denn jeder hat eine einzigartige Heimat, auch wenn er sie mit anderen im mancher Hinsicht teilt. Es ist der Code für eine Bewusstseinsdimension, einen geistigen Raum, den nur er kennt und der nur ihm gehört und in dem er immer Zuflucht nehmen und finden kann, ob er im Gefängnis sitzt, ans Bett gefesselt ist oder Erfolge ihn ins Taumeln bringen, Umstände ihn aus dem Lot bringen und aus der Bahn werfen. Sie ist der Stein der Weisen der Reisenden, ein jederzeit verfügbarer Auslöser eines Schleudersitzes, wenn sich ein existenzieller „Crash“ abzeichnet. Allein deshalb, weil sie der Weg zurück zu einem selbst weist, gleich in welchem Labyrinth man sich verirrt haben mag. Sie ist der Weg zurück zu den konstitutiven Ausgangskoordinaten, zum Grundton der Lebensmelodie, auf der man wieder aufbauen kann.
Die Heimat kann, je nach Umfeldbedingungen, verschiedene Gestalt annehmen. Für die Insassen der Konzentrationslager war es zum Beispiel die Dichtung, mit der die Gefangenen aufgewachsen sind und die die Macht und Kraft der Heimat auslösten. In dem Buch "La Lumière Retrouvée", einer Autobiographie von Jacques Lusseyran, die mir eine mittlerweile verstorbenen Dame, die ich hin und wieder zu Gesprächen während meiner Studienzeit in Paris traf, gab, schildert der Autor die lebenserhaltend wirkende Funktion der Dichtung, die Kraft und Mut zum Weiterleben – und im Falle des Autors Mut zum Überleben verlieh, sodass der nach der Befreiung das erwähnte Buch schreiben konnte – in ausweglos erscheinenden Situationen verlieh und Verzweifelte sogar im Angesicht des Todes wiederaufrichten konnte.
Erkennt, versteht und fühlt man, wieviel die Heimat für einem selbst bedeutet, obwohl man sie scheinbar jahrelang ignoriert haben man, so versteht man auch, warum man so verletzlich ist in Bezug auf seine Heimat und man versteht auch die Situation von Menschen anderer Länder, Kulturen, Rassen, Sprachen…und Heimaten. Man mag die Heimat vergessen oder vor ihr fliehen, doch manche Situation in der Fremde zwingt uns zumindest geistig in ihren Bann zurück, sei es durch eigenes Bedürfnis oder Zwang oder auch durch die Projektionen kultureller Kolonisierung durch Menschen anderer Kulturen, die uns nolens volens mit unserer nationalkulturellen Heimat identifizieren und in der entsprechenden Schublade in ihrem Gemüt kategorisieren. Dann steht man stellvertretend für alles Gute und Böse, das von der eigenen nationalkulturellen Heimat ausgegangen ist und man wird für das eine bewundert und für das andere verachtet.
Fremde Stereotypen von einem können subtile Transfers auslösen, die uns in die Bahnen und Verhaltensmuster der jeweiligen Stereotype drängen und somit einem subliminalen Transfer von Erwartungen in Bezug auf Denk-, Seins- und Verhaltensweisen gleichkommen. Wenn der Brite der Überzeugung ist, dass die Deutschen strukturiert sind, so wird er dasselbe von dem jeweiligen Repräsentanten der Kultur erwarten und bei Nichterfüllung dieser Erwartung äußerst verblüfft sein. Er wird uns wenig Spielraum lassen, unsere ureigene Kultur, die singulär ist, zu inszenieren und zum Ausdruck zu bringen. Und wenn der italienische Staatspräsident S. Berlusconi den deutschen SPD-Europaabgeordneten Schmidt in seiner Rede im Europaparlament geistig in der Nähe eines KZ-Wächters rückte, dann muss ich, der ich weder SPD-Mitglied bin, noch sonst viel außer dem deutschen Personalausweis mit diesem Individuum gemeinsam habe, für die vermeintlichen KZ-Wächter Charakter dieses Mannes am Pranger stehen. Das ist mir an der Universität Cambridge vor einigen Jahren passiert und als „Coffee or Tea“ mit Snacks in der Pause von einem Kellner angeboten wurden, habe ich mich demonstrativ jeweils für Tea und indische Samosas entschieden, während andere eher westliche Kaffeegetränke und kontinentale Snacks wählten. Und während ich meinen englischen Tee genoss, hörte ich eine Gruppe italienischer Kommilitonen von führenden italienischen Konzernen über "I tedesci " (diese Deutschen) lamentieren. Ich war als einziger Deutscher eine willkommene Projektionsfläche für ihr kulturelles Schubladendenken, das ihnen letztendlich gestattete, ihre eigene Heimat und kulturelle Identität durch eine negative Bezugnahme auf andere aufzuwerten und ihr zu huldigen.
Kurz, da braucht man ein sehr starkes Heimatprogramm, eine mächtige Melodie, um seine Identität zu intonieren, seine eigene Musik zu spielen. Die hat man ja immer abrufbereit gespeichert. Man trägt sie mit sich herum, ob man es will oder nicht. Andere hören diese Melodie aber oft nicht und wollen ihre eigenen Kompositionen in Bezug auf unser eines Heimat zusammenstellen und inszenieren, mit den entsprechenden Erwartungen an einem und zur Erfüllung und Betätigung ihrer selbst.
Die Heimat hat eine konkrete und eine symbolische Dimension. Wenn man ihr fern ist, lebt sie innerlich in einem fort, äußerlich in Zeichen, Symbolen, Ritualen und verschiedenen Artefakten, die eine ähnliche Wirkung wie die Anatomie und Physionomie, die Topographie, Düfte und Töne der materiellen Heimat haben können. Und die Heimat wächst auch weiter mit allem, was die Identität bestätigt und veredelt. Die Tee und Samosa Option war ein kultureller symbolischer Akt, der die subtilen Annahmen und Projektionen in Bezug auf mein Deutschsein unterlief. Ebenso die Tatsache, dass sich bei einem Gala Dinner im renommierten Downing College als einziger ein vegetarisches Menu verlangte, während alle Steaks einer Größenordnung serviert bekamen, die an anlässlich des Rinderwahnsinns gekeultes Vieh erinnerten.
Da ich als Deutscher einen quatrikulturellen Hintergrund habe, aber dennoch in erster Linie Deutscher bin, kann ich in so mancher Hinsicht auf meine multikulturelle Identität innerlich wie äußerlich ausweichen, wenn der Druck auf meine deutsche geistige Heimat unablässig, persistent, zu groß und zu unerträglich wird. In einem interkulturellen Management Trainingsvideo, das in einem Workshop der Universität Cambridge vorgeführt wurde, hat man eine Rolle mit einem deutschen Teammitglied besetzt und sie ein Skript interpretieren lassen, das als Exempel für die totale Unangemessenheit des deutschen Kommunikationsstils diente. Steter Tropfen höhlt den Stein. Das war mehr Feuer gegen meine deutsche Identität, als ich in den zehn Jahren meines früheren Aufenthalts in Paris, Madrid und London erfahren habe. Auf dem Rückflug von London-Heathrow nach dem mehrtägigen Arbeitstreffen in Cambridge und einem Zwischenaufenthalt in London und zwei, drei Tagen Einkehr bei einer Bekannten aus früheren Zeiten war ich regelrecht erstarrt vor Entsetzen ob derartiger Voreingenommenheiten und Vorurteile an einer weltführenden Universität und in einem Umfeld interkultureller Spezialisten – und dies obendrein noch im 21. Jahrhundert. Eine objektive Analyse und Bewertung solcher Stereotype liefert aber dennoch wertvolle Information über die kulturellen Profile der involvierten Akteure. Bei der Landung auf dem lokalen süddeutschen Flughafen muss ich den Tränen nahe gewesen sein. Ich hätte nie vermutet, dass sich noch eine derartige Verletzlichkeit in Bezug auf meine Heimat hatte, denn ich war de facto ein Kosmopolit geworden.
Beim nächsten Arbeitstreffen in Zürich fühlte ich mich durch das deutschsprachige und kulturell weniger distante Umfeld sicherer. Auch deshalb weil ein Schweizer Dozent involviert war, mit dem ich kurz auf Deutsch diskutieren konnte. Die Schweizer Dimension des Deutschen ist für manche Beobachter akzeptabler. Eine jüdische Kommilitonin versuchte kurzzeitig meine rassische Position auszuloten. Dieser Schuss ging nach hinten los, da ich in London, New York, Washington, Paris, Madrid…mit vielen Juden, aschkenasischen, wie auch sefardischen, kommunizierte. Sie entschuldigte sich implizit, wie ich fühlen konnte. Sie war bei der Verabschiedung im nächsten Arbeitstreffen in Rom auf meiner Seite.
Während unseres Workshops in Rom dinierten wir alle zusammen abends in einem noblen Restaurant in Frascati in der Provinz Rom, in Latium. An der Tafel saß ich einem Briten gegenüber, der plötzlich einen Teller des Services umdrehte und mir das Firmenlogo der Firma Hutschenreuther auf dessen Boden zeigte und in akzentfreiem Deutsch die deutsche Provenienz des Tafelgedecks lobte. Wir speisten in einem italienischen Restaurant im Herzen Italiens aus einem kompletten Tafel-Service deutscher Provenienz. Nach der Erfahrung anlässlich der Workshops in Cambridge und Zürich war dies eine willkommene Spielart von Stereotypen. Ich sagte, die Firma hätte ein schönes Haus in meiner Stadt, in dessen Nachbarschaft ich einst lebte und versachlichte die Angelegenheit; ein britisches Understatement. Wir fuhren fort mit Antipasto, Pasta, über das ich mit der französischen Kommilitonin als Stereotyp italienischer Gastronomie unterhielt. Die Banalisierung positiver wie negativer Vorurteile kann die Kommunizierenden in einen transkulturellen Raum entrücken, in dem eine andere Logik als die dialektische interkulturelle herrscht. Gemeinsames Arbeiten, Essen und Exkursionen bereiten auch allmählich den Humus für einen transkulturellen Esprit de Corps (Korpsgeist) und menschliche Solidarität über sprachliche, räumliche, kulturelle und berufliche Barrieren hinweg, zumal wenn es sich um kulturell gebildete Menschen handelt.
Die Kenntnis anderer Heimatmelodien und die Fähigkeit, seine ureigene Heimatmelodie innen anzustimmen, ergeben irgendwann ein mehr oder weniger harmonisches Orchester, mit mehr und mehr komplexen harmonischen Akkorden. Es wären andere Beispiele anzuführen, in denen das interaktive Heimatbewusstsein der Akteure und seine positiven und negativen Spielarten zum Ausdruck kommen.
Die geschilderte Cambridge-Zürich-Rom Erfahrung kann man so bilanzieren: Die Fokussierung aller Energie auf Leistung unter hochqualifizierten Leuten vieler kultureller Heimaten überlagert irgendwann die kulturell konditionierten Stereotype und lässt die wahre Identität und Heimat eines Individuums im rechten Licht erscheinen, vor allem wenn man zusammen viel Gruppenarbeit bewältigt, die jenseits von Kultur von Mensch zu Mensch zusammenschweißt und eine Herz zu Herz Beziehung in Ergänzung zu einer intellektuell-kulturellen Beziehung herbeiführt. Eine transnationale Identität, eine neue kulturelle Verortung und Beheimatung in einem transkulturellen Raum zeichnet sich ab, in dem man einer transnationalen Heimat, einer Speerspitze des globalen Managements angehört, in der alle ähnliche Probleme für die entsendenden Auftraggeber, deren Delegierte sie sind, lösen müssen und denen sie rechenschaftspflichtig in Bezug auf ihr interkulturelles Wirken sind.
Ich möchte noch eine ziemlich kritische Spielart der Heimat anführen, die mir nach fünf, sechs Jahren Auslandsaufenthalt im Quartier Latin in Paris passiert ist: Ich wohnte in der Cité Internationale Universitaire de Paris im Quartier Montsouris im 14. Arrondissement, wo über fünf tausend Studenten aus ca. 120 Nationen in ca. 40 Pavillons zusammenleben. Robert, ein französischer Dozent, der mich seit Jahren kannte, schrieb mir die erforderliche Empfehlung, in der er meine studentischen Leistungen und vor allem meine Kommunikationsfähigkeit unter besonderem Hinweis auf die Beherrschung der Sprache Shakespeares, Goethes, Molières und Cervantes unterstrich, die mir die dortige Zulassung sicherte. Vorher hatte ich eine Wohnung mit zwei französischen Sinologinnen am Canal Saint Martin geteilt, die, selbst eine globalere Heimat suchend, meine multikulturelle Globetrotter-Erscheinung nur schätzten. Das Deutsche spielte keinerlei Rolle, zumindest keine negative. Als ich im Quartier Latin etwas zu erledigen hatte, kamen mir an einem Herbsttag nach einer Demonstration, mit der ich nichts zu tun hatte, auf dem Boulevard Saint Germain eine Gruppe schwarz gekleideter, bewaffneter CRS-Soldaten entgegen. Ich hatte noch einen Zettel in der Hand, den mir ein Baske nach einem kurzen Gespräch im Jardin de Cluny auf dem Boulevard Saint Michel gegeben hatte. Einer der CRS-Soldaten der Spezialeinheit des republikanischen Sicherheitskorps (Corps Républicain de Sécurité) deutete auf den Zettel und fragte, was das sei. Unbekümmert sagte ich, das sei ein bedeutungsloser Zettel, den mir jemand gegeben hätte. Schon hatte ich das Knie eines anderen CRS-Soldaten in der rechten Leiste. Dies zwang meinen Oberkörper beinahe in die Hocke, in der mir ein anderer den Stock auf meinen zum Glück dick gepolsterten Schulterbereich schlug. Ich machte einen Satz aus der Hocke und konnte der Übermacht entrinnen. Nach zehn, zwanzig Metern machte ich eine Kehrtwende und ging geradewegs auf die ganze CRS-Truppe zu, zu denen die Abordnung aufgeschlossen war. Ich hatte den Kommandanten mit der gesamten Truppe vor mir und forderte Rechenschaft mit den Worten: „Wer war das? Ich habe nichts mit dieser Sache zu tun, ich bin Deutscher.“ Die letzten drei Worte sind hier maßgeblich. In meiner Verletzung, emotional wie auch physisch, ertönte plötzlich die Heimatmelodie in mir, die ich nach ca. sechsjähriger Abwesenheit von meiner physischen Heimat völlig vergessen glaubte. Da war sie in meiner Not und gab mir geistige Struktur und Identität angesichts des unangemessenen Übergriffs des französischen Staates auf mich, denn sie repräsentieren als republikanisches Sicherheitskorps die Sicherheit der Republik. Zwei Heimatbegriffe antagonisierten einander. Ein staatlicher und ein persönlicher. Kein Wort, keine Bewegung folgte, Totenstille an der Kreuzung von Boulevard St. Michel und Bld. St. Germain, nahe der Seine und Notre Dame de Paris, im Herzen der Lichterstadt….Sie kapitulierten vor meinem Heimatbegriff, ich beugte mich ihrem, ohne Alternative. Mein Heimatbegriff hat mir einen Zufluchtsraum in einer fremden Heimat geschaffen, gleich einem extraterritorialen Heimatort und Hort der Zuflucht, den ich, wenn auch verschüttet, noch in mir trug.
An der oben erwähnten Cité Internationale Universitaire de Paris, kurz Cité, wurde das deutsche Heinrich Heine Haus (Fondation Allemande), in dem ich eingemietet war, von einem Direktor geleitet, der eine eher eindimensionale Heimatauffassung hatte. Ich dagegen hatte, nachdem ich Berlin verlassen hatte, mehrere Jahre im privaten Paris, in London und Madrid gelebt. Ich habe meine geistige Heimat expandiert, andere Komponenten in meine aufgenommen. Das machte mich für den Leiter kryptisch, unverständlich; ein Deutscher hat gemäß seinem Stereotyp ebenso eindimensional und transparent zu sein. Dieses, sowie auch das obige Beispiel illustrieren, dass mangelndes Kontextwissen über die Person und deren Hintergrund unnötige Probleme erzeugt. Letzteres ist ein Beispiel dafür, wie auch intrakulturelle Stereotype der heutigen globalen Realität nicht gerecht werden und unangemessen sind.
In meine Heimatmelodie sind kreative Variationen des Grundthemas eingeflossen, die Teil meiner Sinfonie wurden und die als Dissonanzen von dem interpretiert werden, dessen Instrument nicht in dieser Richtung gestimmt ist, dessen Ohr sie nicht recht wahrnehmen kann und der sie nicht kulturell entschlüsseln kann. Wenn man auf der Grundmelodie improvisiert und sie kreativ ausgestaltet wird das auch für Landsleute derselben nationalen Heimat ein die Vorhersehbarkeit unterminierendes Element. Dann können verschiedene Heimatbegriffe in Bezug auf dieselbe Heimat einander antagonisieren. Durch eine kreative Erweiterung des heimatkulturellen Bezugsrahmens ist dies aber lösbar und die verschiedenen Interpretationen des nationalkulturellen Themas können die Sequenz Diversität-Kreativität-Innovation-Wertschöpfung generieren; Synergien vielfältiger Art. Heimat ist auch ein stetiger Verbesserungsauftrag der Mitglieder einer Heimat. Es ist kein statischer Begriff, obwohl er Stabilität verleiht, sondern ein dynamischer, der sein ganzes latentes Potential in den Mitbewohnern derselben Heimat ausschöpfen will und muss, um ein kreatives Mitglied im Konzert der Weltkulturen zu bleiben. Die diversen Interpretationen und Improvisationen auf der Grundmelodie erzeugen den heimatkulturellen Reichtum und Kultur im herkömmlichen Sinn. Intra-, wie interkulturelle Diversität sind gleichermaßen Kreativitätsfaktoren und führen zur gesamtkulturellen Bereicherung der menschlichen Zivilisation solange die Normen der jeweiligen heimatlichen Harmonielehre respektiert werden und sie das gesellschaftliche Gefüge nicht zu sehr strapazieren. Das ist auch bei interkulturellen Überschneidungssituationen zu berücksichtigen, denn Fauxpas in einer Fremdkultur können sehr unangenehm auffallen und sogar zum Schaden gereichen. Aber das ist Gegenstand der interkulturellen Forschung, die aus der Sozialisierung resultiert. Heimat und Kultur zusammen ergänzen das Menschenbild, wobei Heimat fundamentaler als Kultur ist. Da ich meine Heimat bin, habe ich zunächst keine Alternative zu dem, was ich bin, während ich über den Umgang mit meiner Sozialisierung entscheiden kann. Ich kann sie in verschiedenen Graden manifestieren. Insofern ist sie nur ein Prototyp, während die Heimat determinierender ist.
Der Heimatbegriff scheint, wie so manche relationale Entwicklung drei Etappen zu durchlaufen: Zunächst hängt man alternativlos an der Nabelschnur der Heimat, aus der man seine gesamte Nahrung bezieht. Die Inputs bestimmen die Heimat ziemlich deterministisch, man lernt der Melodie der Heimat, die Programme, die eine Person zu dem machen was sie ist, ein Produkt der Heimat. Die Phase steht ganz im Zeichen der Abhängigkeit, sowie Kleinkinder von ihren Eltern abhängig sind. Wenn die Strukturen und Funktionen des neuen Mitglieds der kulturellen Heimat voll funktionsfähig und stabilisiert sind, sucht das konsolidierte Heimatmitglied seine Unabhängigkeit von dieser Heimat gleich einem Adoleszenten, der seine Freiheit von der Bevormundung durch die Erziehungsberechtigten sucht und in die weitere Welt zieht, um dort die in seiner Grundausstattung angelegten Potentiale zu realisieren; oder gleich einem Vogel, der sein Nest verlässt, ungeachtet der Risiken, die dieser Schritt mit sich bringt. Das Selbstvertrauen, das in der Heimat erworbene Urvertrauen, lässt ihn den Schritt wagen. Doch die Heimat, die er mit sich trägt und die er ist, bleibt sein Bezugsrahmen und Evaluationskriterium für alle Fremdheimaten, denen er begegnet. Er erfährt alles durch den Filter seiner selbst, seiner Heimat. Die Risiken verschiedener wechselwirkender Heimaten lassen ihn aufgrund der heimatkulturellen Bedingtheit des gesamten inneren und äußeren Sensoriums bisweilen ein Fremder in der Fremde, ja manchmal sogar in der weiteren Heimat bleiben. Das geistige und physiologische Sensorium braucht Zeit zur Anpassung. Die neurophysiologischen Strukturen des Ohres öffnen sich für das Frequenz- und Harmoniespektrum der Zielsprache, und diese verändern in demselben Maße die Fähigkeiten der Sprechorgane, sodass die fremdsprachliche Phonetik adäquat intoniert werden kann. Auch die mental-emotionalen Strukturen verändern sich durch die permanente Exponierung im fremdkulturellen Umfeld, Zielkultur konformes Denken, Fühlen und Verhalten einer anderen Heimat stellen sich ein. Durch die menschliche Lernfähigkeit erwirbt man eine Zweit- oder Drittheimat, in der man sich besser, schlechter oder genauso gut, wie in der originären Heimat fühlt. Das Missmanagement des Interfacing mit der fremden Heimat und Kultur kann Probleme verursachen. Rückzug und Einkapselung in der eigenen Kultur der inneren Heimat mögen in Krisen erforderlich sein, doch eine Verweigerung der Zielkultur und Nichterwerb einer Zweitheimat ist keine Basis für ein längerfristiges erfolgreiches Leben eines Expatriate (ex-patria, fern der Heimat). Ethnozentrismus, Xenophilie und Xenophobie sind gleichermaßen Unausgewogenheiten, die die eigen-fremdkulturelle Kombination in eine Schieflage bringen. Die Heimat, die der Mensch ist, ist unumstößlich. Es bedarf eines bewussten, behutsamen Vorgehens, um die Erstheimat durch die Zweitheimat ohne allzu große Beeinträchtigung der in der Erstheimat erworbenen Strukturen und Funktionen, den persönlichen heimatlichen Grundkonstanten zu ergänzen und beide zu integrieren. Das erkennt man aber häufig erst in der Rückschau auf konträre Erfahrung. Wer sollte es einem auch lehren, wenn man ein explorierender Ponier ist.
Die persönlichen originären heimatkulturellen physischen und geistigen Umfeldbedingungen können derart prägend sein, dass die unterscheidungslose Übernahme fremdkultureller Muster die psychophysische Normalität unterminieren kann. Hier kann es Grenzen verschiedener Form geben, entsprechend der psycho-physischen Gesamtdistanz zwischen den wechselwirkenden Heimaten und Kulturen. Dann muss die Grundmelodie intoniert werden, um Korrumpierungen struktureller und funktioneller Natur vorzubeugen. Denn das, was ist, nämlich die Heimat, ist die fundamentale Wahrheit. Was sie antagonisiert ist nicht die persönliche Wahrheit. Niemand kann mit einer psychophysischen Lüge leben. Die Biologie und die von ihr beschriebene Natur sind unerbittlich in ihrer Axiomatik. Sie lässt aufgrund ihrer Plastizität und Anpassungsfähigkeit einen Spielraum, eine Marge oder Bandbreite der Optionen zu. Darüber hinaus setzen verschiedene Grade der Dysfunktion und der Beeinträchtigung der vitalen, wahren Strukturen und Funktionen ein. Zur Wahrung seiner Integrität muss dann die Heimatmelodie (eine Metapher für alles Heimatliche) machtvoll erklingen, um die Disharmonien erzeugenden Fremdklänge zu übertönen und zu überlagern. Alles was heimatliche Schwingungen erzeugt, ist Teil der Heimatmelodie, des Liedes von der Heimat und dem Ursprung, der kontraproduktive Kontrapunkte kontert und deren Silentium und Ausklingen bewirkt. Die globale Landschaft erfordert eine regelrechte neue kulturelle Harmonielehre für das Management der diversen Heimatmelodien, die uns auf Schritt und Tritt um die Ohren dröhnen und ausschließliches Gehör und Aufmerksamkeit beanspruchen.
Gleich dem flüggen Vogel, der das Nest verlässt, geht der Wanderer zwischen Heimaten und Kulturen auf Messers Schneide. Er kann den Spagat erfolgreich managen oder gleich dem biblischen verlorenen Sohn, der seine heimatkulturelle Ausstattung in der Fremde verprasst hat, ohne etwas Äquivalentes zurückbekommen zu haben, nämlich eine Ersatzheimat oder Zweitheimat, dort in die Irre gehen. Als vormaliger Herr in der eigenen Heimat kann er selbst zum Sklaven in der Fremde werden. Doch die Mutter Heimat und das Vaterland, die dem Menschen in der Regel, wenn auch unbewusst, treue Begleiter bleiben, nehmen ihn in der Regel wieder mit offenen Armen auf und wenn er Glück hat, richtet ihn die Melodie, die am Busen der Heimat nährend ertönt alsbald wieder auf, wenn sie durch Resonanz zum Schwingen und Erklingen gebracht wird, denn die heimatlichen Programme, die man selbst verkörpert, bleiben, wenn auch willentlich oder gezwungenermaßen unterdrückt, latent aktiv.
Nach der Abhängigkeitsphase und der Loslösungsphase von der Heimat zum Zwecke der Emanzipation folgt, ebenso wie beim Heranwachsenden in der Adoleszenz, die Reintegration in die originäre Heimat, die sein originäres und irreversibles Wesen bedingt, für das es keinen gleichwertigen Ersatz gibt. Die Heimat umfängt den Rückkehrer wie der Vater den verlorenen Sohn, wie die Mutter das Kind in ihren Armen, in ihrem Schoß. Doch fortan ist er fähig, die Heimat mit den Augen der internationalen, multi-heimatlichen Erfahrung wahrzunehmen. Er relativiert sie und betrachtet sie als eine von mehreren optionalen Lebensstilen und Entwürfen. Er erlebt sie nicht mehr unbewusst oder latent bewusst wie in der Abhängigkeitsphase, kehrt ihr nicht den Rücken wie in der Loslösungsphase, sondern sieht sie objektiv. Gegenseitiger Respekt und Würdigung gewinnen die Oberhand. Ein objektives, bewusstes Verhältnis löst Abhängigkeit und Negation ab. Groll und Stolz werden nivelliert. Er betrachtet die relativen Heimaten als ein globales Schachbrett auf dem verschiedene Züge oder Kombinationen derselben den Erfolg oder Misserfolg des Wanderers zwischen den kulturell diversen Welten bedingen. Man muss sich der Konsequenzen seiner Schachzüge bewusst sein, um Meister des global skalierten Spiels zu werden.
Aus Gründen der praxisorientierten Systematisierung möchte ich diese persönlichen Interpretationen durch meine Zusammenstellung von auf der interkulturellen Forschung basierenden Strategien des Managements der eigen- und fremdheimatkulturellen Herausforderungen und deren Wechselwirkung ergänzen. Sie richten sich eher an den internationalen Professional, der bereits interkulturelle Erfahrung und Bildung besitzt und die Lingua Franca des globalen Zeitalters beherrscht. Sie sind meinem Buch TRANSCULTURAL MANAGEMENT – TRANSKULTURELLES MANAGEMENT entnommen, wo sie auch genauer erläutert werden. Vielleicht kann dadurch auch noch eine globale Cultura Franca entstehen, in der alle Menschen aller diversen Kulturen sich als Mitglieder der Menschheitsfamilie erkennen - sich jenseits von Raum, Zeit und Kultur die Hand reichen -, die eine universelle planetare Heimat bewohnt, die wiederum in der Schöpfung beheimatet ist und deren Normen für alle verbindlich sind.
Doch vorher möchte ich noch die Sichtweise eines Topmanagers anführen, der für die weltweiten Niederlassungen von IBM verantwortlich war und deshalb beruflich die Welt bereisen musste. Hier kommt die Notwendigkeit einer Verortung in einem weitergefassten geistigen Heimatbegriff der Werte der christlich-jüdischen Zivilisation als sina qua non für den persönlichen und gesellschaftlichen Erfolg zum Ausdruck:
Jacques Maisonrouge war Senior Vice President, Mitglied des Vorstands und Mitglied des IBM Top Management Committee. Als Chef der IBM World Trade Corporation war er verantwortlich für die weltweiten Geschäfte von IBM. In seiner Autobiographie „Inside IBM – A European's Story“ meint er „die Nächstenliebe als Basis der Jüdisch-Christlichen Zivilisation muss erhalten werden. Es ist die Nächstenliebe, die zu Erfolg im Berufs- und Familienleben führt. Die Firmen, die das beste Image haben, haben auch die besten menschlichen Beziehungen und - das ist bemerkenswert - sie sind sehr oft auch die, die am profitabelsten sind.“
6 ADE FREMDE: EINE LÖSUNG DER DIALEKTIK DES EIGEN- UND DES FREMDKULTURELLEN „WIR HABEN KEINE HEIMAT,
SONDERN WIR SIND HEIMAT“
Ich bin meine Heimat. Habe ich sie nicht, so bin ich nicht. Ohne das geistig-körperliche Fundament meiner Heimat bin ich nicht; jedenfalls nicht, was ich aufgrund der Tatsache des in dieser Heimat Geborenseins sein sollte. Die Heimat ist Programm und man sagt zu Recht, dass wenn man nicht weiß, woher man kommt, auch nicht wissen kann, wohin man geht. Das durch die Heimat im Sinne der Gesamtheit der menschlichen Konditionierung gegebene Fundament bedingt die Optionen und Potentiale – den Weg. Sie ist das Maß für die Weite oder den Radius über den der Geist innerlich und äußerlich verfügt und bedingt den Horizont des Raumes, in dem man sich bewegen kann. Es ist schwer, wenn überhaupt möglich, über die Möglichkeiten dieses Fundaments hinauszugehen, denn was würde einem dann tragen? Und wenn nichts mehr trägt, dann endet der Weg. Deshalb ist das Fundament, das heißt die Heimat und der Weg untrennbar miteinander verknüpft. Auch wird eine tendenziell ethnozentrische, regiozentrische oder geozentrische Prägung des inneren, geistigen Raumes dazu beitragen, analoge äußere Räume zu erschließen oder zu verschließen.
Im Umkehrschluss ist also die Fremde natürlich nicht die Heimat und kann somit nur bedingt ein Ersatzfundament für den im originären Fundament vorgezeichneten Weg bilden. Somit wird ein Abkommen vom Weg möglich. Das ist das Risiko der Fremde. Heimat, Fundament, Identität und Weg sind untrennbar miteinander verknüpft. Ein Apfelbaum trägt Äpfel, ein Birnbaum dagegen Birnen. Die Art des Wurzelwerks bestimmt die Natur, Beschaffenheit, Stärke der Äste und der Krone. Alles ist im Wurzelwerk angelegt und dies ist nicht austausch-, aber kulturvierbar, optimierbar, sodass die Natur optimal mit dem Fundament arbeiten kann, es zu seiner höchsten Blüte vollenden kann. Phytologisch würde man sagen, der Genotyp bedingt den Phänotyp und im Zeitalter der Gentechnik würde man hinzufügen, dass man die Pflanzengenetik genetisch optimieren kann. Doch gibt es keine langfristigen Erkenntnisse, wie oder ob derartige Eingriffe in das biologische Fundament von Bestand sind. Alles Leben hat eine ihm ureigene Charakteristik, von dem es möglicherweise nur auf Kosten seines eigenen Fortbestands abweichen kann. Wenn sich die Lebensformen an diese Bedingtheit halten, sind sie frei. Halten sie sich nicht daran, so werden sie fremdbedingt und riskieren die möglichen Beeinträchtigungen ihrer Existenz und ihrer Freiheit. Denn allein das charakteristische Fundament erzeugt ein Maximum an Kraft, die Kraft frei zu sein durch eine optimale Anbindung an das Leben schlechthin, seine Tragkraft, die alles geistig-körperliche bedingt. Das Fundament, das durch die geistig-körperliche Ausgangsverortung der Heimat, der individuellen wie kulturellen gegeben ist, ist das natürliche Optimum der Kraft der Freiheit. Wird es beeinträchtigt, zu sehr entfremdet, so leidet die Tragfähigkeit und somit die Freiheit; eine Sklaverei der Fremde und Entfremdung setzt in, in der der Mensch seiner ihm angeborenen Freiheit beraubt wird. Nicht von ungefähr wurde die Verbannung in früheren Zeiten als Strafe eingesetzt. Sie ist durchaus vergleichbar mit dem Verlust der Freiheit durch Einkerkerung. Ein wesentlicher Unterschied ist möglicherweise der, dass die Verbannung mehr die innere Freiheit, die Einkerkerung eher den äußeren Raum beeinträchtigt. Und es verwundert auch nicht, dass mancher Reisende, wenn er nicht mehr am Nabel der Heimat hängt und von dort Nahrung bezieht, aus dem Tritt kommt und schwächelt und so mancher Expatriate (ins Ausland entsandter Manager) im internationalen Management seine fundamentalen Voraussetzungen für optimales Wirken in einem fremden Kulturbereich kompromittiert sieht. Was er ersatzweise aus der Fremde bezieht ist unter Umständen nicht genau das, was er aufgrund seiner ureigenen heimatlich fundamentalen, geistig-körperlichen Konditionierung benötigt. Das Leben im fremdkulturellen Kontext organisiert sich in anderen Körpern und Psychen, die gleichermaßen aus der Universalität des Lebens, aber in kontextuell unterschiedlichen Prägungen, hervorgegangen sind. Je nach kultureller Distanz, die man für transnationale Managementzwecke übrigens in geographische, wirtschaftliche, administrative und kulturelle im engeren Sinne einteilt, können die durch die verschiedenen heimatlichen Fundamentierungen bedingten Gesamtprägungen mehr oder weniger affin sein und verschiedene Nahrung, geistige und körperliche, erfordern, die sich wiederum in den kulturell diversen Organismen unterschiedlich organisiert. Das hat sich über Jahrhunderte und Jahrtausende durch zahllose Generationen hindurch so herausgebildet.
Das Leben im jeweiligen Kontext hat, obschon es an der Universalität des Lebens teilhat, ureigene kontexttypische Differenzierung in Bezug auf Strukturen und Funktionen erfahren: Körperbau, Sprache und Denkweise haben kontextspezifische diverse Prägungen erfahren. Diese Prägungen und Programme sind nicht einfach austausch- oder übertragbar, obschon sie erkannt und anerkannt werden und verschiedene Formen, Wege und Grade der Anpassung gefunden werden können. Die über große Zeiträume entstandene Lebensform ist nun in ihrer Plastizität auf eine bestimmte Marge der Adaptationsfähigkeit beschränkt. Die Fundamentierung bestimmt wiederum die Bandbreite und das Ausmaß der Anpassungsfähigkeit. Der internationale Professional sollte über eine möglichst große Adaptationsmarge in seinem Fundament verfügen, sodass er sich leichter und schneller und nachhaltiger fremdkulturellen Prägungen anpassen kann, ohne dass dies sein eigenes Fundament und somit Kraft und Grad seiner Freiheit beeinträchtigt.
Um seine eigene existenzielle Freiheit und Identität zu wahren, kann es bisweilen durchaus erforderlich sein, allen fremdkulturellen Prägungen „ade“ zu sagen, eine vollständige Tabula Rasa zu machen, vor allem wenn man langfristig und in hohem Maß fremdkulturellen Einflüssen ausgesetzt war. Der Organismus erkennt den Moment instinktiv, in dem dies erforderlich ist und die angeborene Intelligenz des Körpers vollzieht den erforderlichen Schritt, um nicht in einem suboptimalen Zustand zu verharren, der ihn seiner Identität, Kraft und Freiheit berauben würde. Bei xenophiler Verhaftung erfordert der Loslösungsprozess jedoch Zeit. Er kommt gewissermaßen einem geistig-körperlichen Befreiungsschlag gleich.
Doch der weitere Weg erfordert die Reintegration in das originäre Fundament, strukturell und funktionell, um weiter auf diesem Weg voranzukommen und den vollen Raum zu nutzen, der im Fundament angelegt ist. Es sei denn, man möchte einen Teil seiner typischen Merkmale nicht realisieren, was irgendwann unrealistisch wird, denn aufgrund der Inkongruenz zwischen gegenwärtiger, fremdkulturell bedingter und heimatkulturell fundamental bedingter Identität entsteht eine Stress erzeugende Dialektik, in der das Individuum zwischen verschiedenen Identitäten hin und her schwankt und nicht zu dem natürlichen Ruhepunkt findet, der ihm mit seinem ureigenen Fundament mitgegeben ist. Die Reintegration in das ureigene Fundament ist somit eine Erfordernis existenzieller, geistiger wie körperlicher Hygiene und die Voraussetzung dafür, im Frieden mit sich und der Welt - den anderen Kulturen - zu sein. Die Wahrhaftigkeit des eigenen Fundaments, geistig-körperlicher Friede und Freiheit gehören zusammen. Sie bedingen natürlich auch die Performance des Individuums in jeder Hinsicht.
Doch nun erhebt sich die Frage, wie das eigene Fundament fremdkulturelle ob individuelle oder kollektive, intra- oder interkulturelle Einflüsse integriert. Gerade hat der meteorologische Frühling angefangen und die Zweige gewisser Bäume zeigen schon das verdeckt knospende Weben und Werden des nächsten Zyklus ihres Wachstums. Was immer der Organismus des Baumes erfahren haben mag - es hat eine Veränderung und ein Wachstum stattgefunden -, er manifestiert in der neuen Phase seiner Existenz die in seinem genetischen Fundament angelegten Gesetzmäßigkeiten und wahrt die ihm ureigene Natur trotz aller Einflüsse, denen er im harten Winter ausgesetzt war, in dem er seine Oberflächenmerkmale zeitweise sogar weitgehend verloren hat. Die im Fundament gespeicherte Programmatik einer biologischen und beim Menschen zusätzlich einer kulturellen DNA erlaubt ihm aber nach seiner ureigenen Gesetzmäßigkeit frei zu sein und weiterzuwachsen. Das Fundament hat die Kraft der Freiheit, den Fortbestand der Identität zu wahren.
[...]
- Arbeit zitieren
- D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deißler (Autor:in), 2013, Die deutsche Gesellschaftskultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213897
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