Die Verlagsgeschichte bzw. -politik des S. Fischer Verlags und Rowohlt Verlags unter besonderer Berücksichtigung des Belletristikangebots

Dargestellt an ausgewählten Verlegerpersönlichkeiten


Tesis, 2012

80 Páginas, Calificación: 1,1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Zur Geschichte und zum Belletristikangebot der Verlage S. Fischer und Rowohlt
1.1 Geschichte des S. Fischer Verlags
1.1.1 Von der Gründung des Verlags durch Samuel Fischer 1886 bis zum Tod des Verlegers 1934
1.1.2 Die Folgen des Nationalsozialismus: Von der Teilung des Verlags 1936 bis zur außergerichtlichen Vereinbarung zur Trennung der Verlage 1950
1.1.3 Der S. Fischer Verlag unter der Leitung von Gottfried Bermann Fischer in den Jahren 1950 bis 1963
1.1.4 Entwicklung des Verlags S. Fischer nach dem Verkauf an Georg von Holtzbrinck und unter der Leitung von Monika Schoeller
1.2 Geschichte des Rowohlt Verlags
1.2.1 Von der Erstgründung des Rowohlt Verlags bis zur Übernahme des Ver- lags durch Kurt Wolff (1908-1913)
1.2.2 Von der Gründung der Ernst Rowohlt KG bis zu ihrer Schließung im Nationalsozialismus (1919-1943)
1.2.3 Von der dritten Verlagseröffnung im Jahr 1945 bis zum Tode Ernst Ro- wohlts 1960
1.2.4 Die neue Verlagsära unter Heinrich Maria Ledig-Rowohlt von 1960-1983
1.2.5 Entwicklung des Rowohlt Verlags von den 80er Jahren bis heute
1.3 Zum Belletristikangebot und den Autoren der Verlage
1.3.1 Zum Belletristikangebot und den Autoren des S. Fischer Verlags
1.3.2 Zum Belletristikangebot und den Autoren des Rowohlt Verlags

2 Zu den Verlegerpersönlichkeiten der Verlage
2.1 Verleger des S. Fischer Verlags
2.1.1 Samuel Fischer: „Cotta des Naturalismus“
2.1.2 Gottfried Bermann Fischer: Vom Arzt zum Verleger
2.1.3 Weitere Verleger
2.1.3.1 Peter Suhrkamp: Von S. Fischer zur eigenen Verlagsgründung
2.1.3.2 Monika Schoeller: Zurückhaltend und sozial
2.2 Verleger des Rowohlt Verlags
2.2.1 Ernst Rowohlt: Autorenvater am Stammtisch
2.2.2 Heinrich Maria Ledig-Rowohlt: Ein schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis
2.2.3 Aus der Familie in fremde Hand: Spätere Verleger-Generationen
2.2.3.1 Matthias Wegner: Mehr Programm im Taschenbuch
2.2.3.2 Michael Naumann: Große Orientierung an amerikanischen Au- toren
2.2.3.3 Nikolaus Hansen und Peter Wilfert: Weltumsegler und Ökonomie- Spezialist
2.2.3.4 Alexander Fest: Verleger mit Draht zum Bestseller

3 Zu den Verlagsprofilen
3.1 Das Verlagsprofil S. Fischer
3.1.1 S. Fischers erste Jahrzehnte: Förderung moderner Literaturgattungen und bewährte Marktstrategien
3.1.1.1 Samuel Fischer auf der Suche nach der modernen Literatur
3.1.1.2 Frühe Marktstrategien: Verlagssignet, Gesamtausgabe und das günstige Buch
3.1.2 Von der improvisatorischen Verlagsführung während des Zweiten Welt- krieges bis zum Wiederaufbau
3.1.2.1 Umgang mit dem Nationalsozialismus
3.1.2.2 Nationalsozialismus und Exil
3.1.3 S. Fischer von den 50er Jahren bis heute: Große Vielfalt des Buchpro- gramms einer Unternehmensgruppe
3.1.3.1 Neue und alte Literaten sowie thematische Vielfalt ab den 50er Jahren
3.1.3.2 Das Taschenbuch: S. Fischer für die Massen
3.1.3.3 Neue Verlage und Programme im Großverlag S. Fischer . . .
3.2 Das Verlagsprofil Rowohlt
3.2.1 Rowohlts verschiedene Literaturrichtungen in den ersten Jahrzehnten: Entfaltung und Zensur
3.2.1.1 Die ersten beiden Verlage: Lyrik, Expressionismus, Feuilleto- nismus und die Einschränkung durch die Zensur
3.2.1.2 Zeitschriften bei Rowohlt: Experimentierfreude und Risiko
3.2.2 Literaturauswahl und Massenproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg .
3.2.2.1 Von der Nachkriegs- in eine neue politische Zeit
3.2.2.2 Von RO-RO-RO zu rororo: In zwei Schritten zum Taschenbuch
3.2.3 Moderne Vielfalt in einer neuen Zeit
3.2.3.1 Allgemeine Veränderungen im Verlag: Auswirkungen auf das Profil
3.2.3.2 Rowohlts neue Programmvielfalt durch Aufteilung in Imprints sowie die Förderung anderer Medien

4 Fazit

1 Zur Geschichte und zum Belletristikangebot der Verlage S. Fischer und Rowohlt

1.1 Geschichte des S. Fischer Verlags

1.1.1 Von der Gründung des Verlags durch Samuel Fischer 1886 bis zum Tod des Verlegers 1934

Bevor Samuel Fischer 1886 seinen Verlag gründete, hatte er in der Berliner „Central-Buchhandlung“ von Hugo Steinitz eine buchhändlerische Karriere begonnen. Das Unternehmen war weniger an Literatur orientiert, vielmehr nahm es Manuskripte gegen Druckkostenvorschuss von Autoren an. Außerdem wurden Fachzeitschriften und Eisenbahnkursbücher verkauft. Besagte „Central- Buchhandlung“ firmierte ab 1883 unter dem Namen „Hugo Steinitz & Co., Verlagsbuchhand- lung“, dessen Teilhaber Fischer inzwischen geworden war. Im nächsten Jahr folgte eine weitere Umbenennung in „Steinitz & Fischer, Verlag - Sortiment - Antiquariat“ und ab 1885 schließ- lich „Gebrüder Fischer, Sortiment und Antiquariat“. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich Samuel Fi- scher als Buchhändler und Verleger bei der Buchhändler-Corporation eintragen. Die Trennung der beiden Geschäftsführer folgte letztlich, als das Haus in der Friedrichstraße 174, in dem das Unternehmen untergebracht war, abgerissen oder umgebaut werden sollte. Alle Bewohner oder Eigentümer erhielten für ihren Auszug eine Entschädigungssumme, die für Samuel Fischer von großem Nutzen war. Und so kam es, dass die beiden Geschäftskollegen ihr Unternehmen aufteil- ten, wobei Fischer den kleineren Teil für sich behielt und zum Beispiel die Eisenbahnkursbücher und die humoristische Zeitschrift „Berliner Wespen“ übernahm. Diese Gelegenheit nutzte er, um in der Mohrenstraße 10 den „S. Fischer, Verlag“ zu eröffnen. Zur ersten Veröffentlichung dieses Verlags wurde Henrik Ibsens Drama „Rosmersholm“, das im Januar 1887 erschien. Mit „Die Wildente“ bescherte der Dramatiker seinem neuen Verleger Samuel Fischer schon bald ein wei- teres Werk. Während in Leipzig noch immer Reclam für Ibsen zuständig war, galt Fischer bald als dessen Berliner Verleger.1 Zu den 1887 verlegten Titeln gehörten auch „Therese Raquin“ von Emile Zola und „Die Macht der Finsterniß“ von Leo N. Tolstoi. In der Summe waren sechs Bücher im ersten Jahr der Verlagsgeschichte herausgegeben worden.2 Bald darauf erfolgte die Übersetzung und Herausgabe erster Werke von Fjodor M. Dostojewski, wie etwa „Der Idiot“.3

Dass die skandinavische Literatur einen entscheidenden Bestandteil im Verlagsprogramm ein- nahm, wurde durch eine 1889 begründete Reihe, die „Nordische Bibliothek“, deutlich bewiesen.

Diese Sammlung umfasste Werke dänischer Herkunft und wurde von Julius Hoffory herausgege- ben. Um im Bereich des Theaters deutliche Akzente zu setzen, unterstützte Fischer die Gründung des geschlossenen Vereins „Freie Bühne“, der Aufführungen naturalistischer Stücke ermögli- chen sollte, ohne dass diese der Zensur zum Opfer fielen. Der Erfolg des Vereins war beachtlich und die Mitgliederzahlen stiegen rasch an. Bei der Vereinsaufführung von Gerhart Hauptmanns „Vor Sonnenaufgang“ entstand ein großer Skandal. Das Werk des Naturalisten erwies sich als viel diskutiertes Ärgernis. Fischer gehörte aber zu Hauptmanns begeisterten Befürwortern und schaffte es kurz danach diesen prägenden Vertreter jener Gattung für seinen Verlag zu gewinnen. Als Ergänzung des Vereins entstand im Verlag 1890 die Wochenschrift „Freie Bühne für moder- nes Leben“, die von Otto Brahm, dem Vorsitzenden der „Freien Bühne“, herausgegeben wurde. Die Redaktion hatten vorerst Arno Holz und Hermann Bahr übernommen, die ab Juli allerdings aus der Redaktion ausstiegen und die Position an Wilhelm Bölsche abgaben.4

Seinem ersten Autor hielt Fischer nach wie vor die Treue: So begann er bereits 1890 damit, unter dem Titel „Moderne Dramen“ Ibsens Werkausgabe herauszugeben.5 1891 wurde ein Toch- terunternehmen ins Leben gerufen, das den Namen „Fischer’s technologischer Verlag, Fischer und Heilmann“ trug. Ab Januar des Folgejahres wurde die Bühnenzeitschrift nur noch monat- lich herausgegeben und erhielt vorerst den Titel „Freie Bühne für den Entwickelungskampf der Zeit“. (S. 129) Außerdem setzte Fischer auf Sachliteratur zu den unterschiedlichen Gewerben. So wurden 1894 die „Electro-Chemische-Zeitschrift“ und die „Zeitschrift für Beleuchtungswe- sen“ hervorgebracht. (S. 163) Ab diesem Jahr erschien die „Freie Bühne“ zudem unter ihrem neuen Titel „Neue Deutsche Rundschau“ und für die Redaktion zeichnete zunächst Otto Julius Bierbaum verantwortlich, der die Aufgabe jedoch nur für kurze Zeit übernahm. Sein Nachfol- ger wurde nach wenigen Monaten Oscar Bie, der die Redaktion des Blattes nun über lange Zeit hinweg leitete.6

Als Verweigerer des Naturalismus ging Hermann Bahr neue Wege, ließ aber den Kontakt zu Samuel Fischer nicht abbrechen. Er lebte fortan in Wien und vermittelte dem Verleger die Auto- ren der Wiener Moderne, zu denen Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal gehörten. De- ren Werke bewährten sich bald als Abdrucke in der „Freien Bühne“ sowie als Buchausgaben im S. Fischer Verlag. 1895 entschied man sich mit Schnitzler einen Generalvertrag abzuschließen. (S. 30-34) Als Peter Nansen, bisher ein von Fischer gerne verlegter Autor, 1896 bei Gyldendal in Kopenhagen die Position als Verlagsleiter für sich beanspruchte, hielt er seinem Berliner Verleger die Treue und nahm für diesen den Kontakt zu erfolgreichen Schrifstellern aus Dänemark und Norwegen auf. Da der bisher für den skandinavischen Bereich zuständige Hoffory mittlerweile schwer erkrankt war, boten Nansens Vermittlungsaktionen eine neue Lösung um an dieser Richtung wieder anzuknüpfen. (S. 18-19)

Organisatorische Veränderungen waren ebenfalls unverzichtbar. So kam es aus Platzmangel 1897 zum Umzug in die Bülowstraße 90. Darüber hinaus stellte Samuel Fischer erstmals einen Lektor ein, der ihn lange Zeit unterstützen sollte. Es handelte sich um Moritz Heimann. (S. 35-36) Thomas Manns erster Roman war noch nicht geschrieben, als Samuel Fischer bereits sein Interesse ankündigte. Allerdings wurde das umfangreiche Manuskript „Buddenbrooks“ von Fischer erst nach einigem Zögern gedruckt, da dieser befürchtete, die Leser würden vor der hohen Seitenanzahl zurückschrecken. Als 1901 die erste Ausgabe seines Debütromans in zwei Bänden erschien und 12 Mark dafür verlangt wurde, blieb ein größeres Interesse der Leserschaft tatsächlich aus, (S. 40-43) während Jakob Wassermanns „Die Geschichte der jungen Renate Fuchs“ in diesem Jahr bereits in 4 Auflagen erschien.7 Fischer war bestrebt Wassermanns Werk, welches ursprünglich von Langen verlegt wurde, komplett in seinem Verlag unterzubringen. Bald gelang es ihm tatsächlich, die frühen Schriften des Erfolgsautors ebenfalls zu gewinnen.8

1903 wurde „Buddenbrooks“ in einer einzelnen Komplettausgabe für fünf Mark neu verlegt und brachte dem Verleger nun doch den gewünschten Erfolg. (S. 42) Auch Hermann Hesse hatte seine Bekanntheit durch S. Fischer gewonnen, wofür sein Werk „Peter Camenzind“ 1904 verant- wortlich zeichnete. Der Fünfjahresvertrag mit Hesse war jedoch schon vor der Veröffentlichung beschlossen worden. Fischers Begeisterung für den neuen Hausautoren brach nicht ab, sodass Hesses Vertrag nach Ablauf dieser Periode verlängert wurde. Im Jahr 1903, in dem auch der irische Dramatiker Bernard Shaw in den Verlag aufgenommen wurde, folgte die Gründung ei- nes Bühnenvertriebs unter dem Namen „Theaterabteilung - Verlag und Vertrieb Dramatischer Werke S. Fischer Verlag“. Da der Verlag schon von Beginn an stark auf das Theaterwesen kon- zentriert war, schien dies eine geradezu unabdingbare Gelegenheit. Der Erfolg ließ somit nicht lange auf sich warten, sodass Niederlassungen im Ausland entstehen und der „Verlagskatalog des Bühnenvertriebs“ gedruckt werden konnte. (S. 46-55)

Im Jahr 1908 wurde „Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane“ begründet. Beginnend mit Theodor Fontanes L’Adultera wurden die Werke monatlich für einen geringen Preis herausgegeben, sodass diese auch für weniger vermögende Bürgerschichten erschwinglich waren. Die sogenannten Jahresreihen umfassten zwölf Titel, unter denen sich Erfolgsgaranten befanden sowie auch solche, bei denen man nicht unbedingt von einer hohen Verkaufsrate ausgehen konnte. Mit dieser wirtschaftlichen Strategie konnte sich die Reihe auf lange Zeit bewähren und bis ins Jahr 1929 fortbestehen. Bernhard Kellermanns utopischer Roman „Der Tunnel“ entpuppte sich 1913 ebenfalls als ein bedeutender Bestseller und zog bis zu 100.000 verkaufte Exemplare in den ersten Monaten nach sich. Außerdem wurde bereits ein Jahr darauf der gleichnamige Stummfilm nach Kellermanns Vorlage in den Kinos präsentiert. (S. 57-62)

Bis 1911 gelang es dem Bühnenvertrieb die Rechte von 166 Theaterstücken zu erwerben, wobei die meisten davon aus der Feder von Bernard Shaw, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler und Björnstjerne Björnson stammten. (S. 55) Der erste Autor des Verlags, der den Nobelpreis gewann, war Gerhart Hauptmann im Jahr 1912. Seine Werke wurden daraufhin als Volksausgabe in sechs Bänden herausgegeben. (S. 63-64) Darüber hinaus wurden im gleichen Jahr Otto Flake und Alfred Döblin Fischer-Autoren. (S. 76-79)

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs zeichneten sich Änderungen im Verlagsprogramm ab, die auf gewandelte Interessen zurückzuführen waren. Fischer verlegte vermehrt politische und Kriegs- literatur wie Alfred Webers „Gedanken zur deutschen Sendung“ oder Thomas Manns „Friedrich und die große Koalition“, welche beide 1915 in der „Sammlung von Schriften zur Zeitgeschich- te“ erschienen waren. Überhaupt hatten sich gerade die renommierten Schriftsteller des Verlags der Zeit angepasst und widmeten ihre literarische Aufmerksamkeit den Themen der Politik, was besonders im Werk von Thomas Mann nicht zu übersehen war. Insgesamt musste Fischer sich in den Kriegsjahren mit dem Druck stark einschränken, da das Papier knapp wurde. Die ökonomi- schen Probleme nahmen insgesamt überhand: So gingen zum Beispiel Drucker oder Buchbinder durch ihren Wechsel an die Kriegsfront verloren. Veränderungen gab es 1917 auch im Lekto- rat. So wurden Moritz Heimanns Aktivitäten zum größten Teil von Oskar Loerke übernommen, dessen Werke bereits seit längerer Zeit bei Fischer verlegt wurden. Heimann sollte den neuen Lektor noch bis zum seinem Tod im Jahr 1925 bei der Lektoratsarbeit unterstützen. (S. 69-82)

Mit „Demian. Die Geschichte einer Jugend“ erreichte Hermann Hesse, der sich hinter dem bei der Erstveröffentlichung genutzten Pseudonym Emil Ludwig verbarg, 1919 seinen bislang größ- ten Bestseller. (S. 75-76) Durch die Inflation geriet der S. Fischer Verlag 1921 in eine weitere Krise. Die erneute Papierknappheit und die damit verbunden Buchpreiserhöhungen hatten be- reits zuvor eine kommende Misere angekündigt. Buchhändler unternahmen Spekulationskäufe, die Verlagen wie S. Fischer durch die dauerhaften Zahlungsfristen eher schadete, sodass dieser bald auf anderem Wege neues Betriebskapital gewinnen musste. Es folgte also notgedrungen die Veränderung der Rechtsform in eine Aktiengesellschaft, wobei 99 % der Aktien im Besitz Sa- muel Fischers blieben. Letztlich entschied sich Fischer zu dem ebenso notwendigen Schritt, die Anzahl der fortan herausgegebenen Werke stark zu mindern und vorerst keine neuen Autoren in sein Programm aufzunehmen. 1923 kamen lediglich 19 Titel aus dem Hause S. Fischer auf den Markt. (S. 85-87)

1921 kam es zu einem Wechsel im Zuständigkeitsbereich der „Neuen Rundschau“: Rudolf Kayser löste Oscar Bie als Redaktionsleiter ab. (S. 104) Außerdem begründete der Verlag mit Thomas Manns „Gesammelten Werken in Einzelausgaben“ ein neues Konzept, das sich auch auf das Werk anderer Schriftsteller übertragen ließ. Jeder Band konnte unabhängig eingekauft wer- den und die Reihe blieb auch für neuere Erscheinungen eines Autors offen. Außerdem verlegte Fischer jeweils den besagten Band zusätzlich als von dieser Reihe unabhängige Veröffentli- chung. Für Manns Schriften erwies sich diese Strategie als überaus verkaufsförderlich und auch die Veröffentlichung von „Der Zauberberg“ im Jahr 1924 knüpfte nahtlos an dessen Erfolgsge- schichte an. Das ursprünglich in zwei Bänden erschienene Buch konnte innerhalb eines Jahres 50.000 verkaufte Exemplare aufweisen. (S. 87-89)

Weiterhin verzeichnete der Verlag neuen Zuwachs an Mitarbeitern: Ab 1925 beteiligte sich der Arzt und angehende Schwiegersohn Samuel Fischers, Gottfried Bermann, am Verlagsge- schäft. Fischer gedachte ihm die zukünftige Leitung des Verlags zu überlassen. (S. 104) Als Lektor für fremdsprachige Literatur wirkte ab 1926 Ernst W. Freissler. (S. 104) Schließlich kon- zentrierte sich der Verlag seit 1921 vermehrt auf fremdsprachige Autoren wie Walt Whitman, Eugene O’Neill und Joseph Conrad. Zudem wurde in diesem Jahrzehnt das Thema der Wirt- schaftspolitik stärker denn je aufgegriffen: Nach Gustavus Myers folgten weitere Sachbücher dieser Kategorie, wie etwa 1928 Bernard Shaws „Wegweiser für die intelligente Frau zu So- zialismus und Kapitalismus“. Das Angebot an Sachliteratur hatte in den 20er Jahren insgesamt zugenommen, auch mit Biografien wie Lytton Stracheys 1925 erschienene „Queen Victoria“. (S. 97-103)

Gottfried Bermann-Fischer, der inzwischen den Namen seiner Ehefrau angenommen hat- te, ließ sich 1928 vom Verleger zum Geschäftsführer erklären. Sein Mitspracherecht war in- zwischen angewachsen und so konnte er seinen Vorgesetzten zum Beispiel davon überzeugen Alfred Döblins Großstadtroman „Berlin Alexanderplatz“ in das Verlagsprogramm aufzuneh- men. Nach seiner Veröffentlichung im Oktober 1929 verzeichnete das Werk den Verkauf von 20.000 Exemplaren in nur zwei Monaten. Nur kurz danach folgte ein weiteres „Buddenbrooks“- Verkaufsphänomen durch eine neue Ausgabe für 2,85 RM. Im gleichen Jahr kam eine Zusam- menarbeit von S. Fischer mit dem Pariser Verlag Gallimard zustande, die eine gegenseitige Unterstützung, zum Beispiel im Bereich der Übersetzungsrechte, fördern sollte. Die Weltwirt- schaftskrise hatte keine schwerwiegenderen Folgen auf den Fortbestand des Verlags. Unvermeid- bar jedoch waren extreme Gehalts- und Honorarkürzungen, sodass die Autoren und Mitarbeiter eine harte Zeit durchmachten. (S. 103-112) In den folgenden Jahren musste der Verlag vermehrt nach neuen Autoren Ausschau halten, da viele seiner altbewährten Erfolgsgaranten bereits ver- storben waren. So wurden zum Beispiel ab 1926 die Werke von Alexander Lernet-Holenia und ab 1929 von Klaus Mann sowie René Schickele bei S. Fischer verlegt. (S. 113-115)

Nach Beginn des Nationalsozialismus dauerte es nicht lange, bis die ersten Bücher des Ver- lags auf der Schwarzen Liste standen. Verboten wurden unter anderem die Schriften von Alfred Döblin, Klaus Mann und John Dos Passos. Schließlich wurden viele Werke Opfer der Bücher- verbrennungen. Einige Autoren verließen das Land und wechselten im Exil den Verlag. Um die Zukunft der „Neuen Rundschau“ zu sichern, musste diese unter den Einschränkungen der Zensur fortbestehen. Peter Suhrkamp war es, der bereits seit 1932 die Redaktionsleitung übernommen hatte und darüber hinaus im Folgejahr zu einem Mitglied des Aufsichtsrats von S. Fischer wur- de. Thomas Manns Neuveröffentlichungen ließen sich zunächst noch unbehindert vermarkten. Vorerst blieb also ein Verbot von „Die Geschichten Jaakobs“ aus, dessen erste Auflage erfolg- reich verkauft wurde. Diesem folgten weitere Veröffentlichungen, bis Mann 1936 ausgebürgert wurde und der S. Fischer Verlag seinen vielleicht bedeutendsten Hausautor entbehren musste. (S. 117-124)

Am 15. Oktober 1934 verstarb Samuel Fischer. Eigentümerin des Verlags wurde seine Wit- we Hedwig Fischer, die gemeinsam mit ihrem Schwiegersohn Gottfried Bermann Fischer die Entscheidungsgewalt hatte. Diese war jedoch ein schweres Erbe, denn die Lage des Verlags im Dritten Reich spitzte sich zu. Das Propagandaminsterium wollte einen Zwangsverkauf bewirken, da andererseits eine Schließung erfolgen müsse. Bermann Fischer setzte diesen Verschwörungen der Nationalsozialisten Anfang 1935 einen Vorschlag entgegen und bewirkte eine Teilung des Verlags. Dies bedeutete, dass Gottfried Bermann Fischer ins Ausland ging um dort die Literatur vom Regime nicht geduldeter Schriftsteller weiterhin zu vertreten und die Rechte an den beste- henden Werken zu behalten. Die nicht verbotenen Schriften sollten unter dem althergebrachten Verlagsnamen weiterhin in Deutschland verlegt werden, wobei ein neuer Verleger die Leitung dieses Verlagsteils übernehmen sollte. Dafür jedoch musste sich ein Käufer finden, was sich lange Zeit als unmöglich erwies. Als letztendliche Lösung dieses Problems bewirkte man die Gründung einer S. Fischer Verlags KG, welche 60 % der Aktien Hedwig Fischers aufkaufte. Die Entscheidung für die Zuständigkeit über den Berliner Verlag fiel schließlich auf Peter Suhr- kamp, der als persönlich haftender Gesellschafter fungierte. Bermann Fischers Versuch in der Schweiz Fuß zu fassen, wurde ihm nicht gestattet. Somit ließ er sich in Österreich nieder und bewirkte in Wien die Gründung der Bermann Fischer Verlag Ges.m.b.H. (S. 124-126)

1.1.2 Die Folgen des Nationalsozialismus: Von der Teilung des Verlags 1936 bis zur außergerichtlichen Vereinbarung zur Trennung der Verlage 1950

Die Auflagen, die dem Berliner Verleger Peter Suhrkamp auferlegt worden waren, erschwerten das zukünftige Verlagsgeschäft enorm. Es zeichnete sich bald ab, dass es angesichts der Zensur sinnlos war weiterhin Sachbücher zu vermarkten, und dass lediglich Belletristik deutschsprachi- ger Schriftsteller verlegt werden konnte. Suhrkamp setzte auf Ernst Penzoldt, Ernst Barlach und insbesondere auf den Erfolgsautoren Hermann Hesse. Um an die klassische deutsche Literatur zu erinnern, stellten Suhrkamp und Loerke mit „Deutscher Geist. Ein Lesebuch aus zwei Jahr- hunderten“ eine Anthologie zusammen, die 1940 positive Verkaufszahlen erreichte. Das Werk Luise Rinsers, die 1941 mit „Die gläsernen Ringe“ ihren Einstieg bei S. Fischer hatte, wurde bald verboten, sollte aber später noch große Anerkennung erfahren. Ansonsten setzte Suhrkamp verstärkt auf die Veröffentlichung von Lyrik-Büchern, konnte aber seit 1939 kaum noch die Le- serschaft erreichen, weshalb die Anzahl der jährlich verlegten Titel sich stark verringerte. Auch die „Neue Rundschau“ stand unter keinem guten Stern. Die Zensur verbot es dort jegliche politi- sche Äußerungen abzudrucken. Da das Papier immer knapper wurde, existierte die „Neue Rund- schau“ nur noch bis 1944. Seit 1942 durfte der Verlag nur noch unter dem Namen „Suhrkamp Verlag, vorm. S. Fischer“ firmieren. Ein Jahr darauf wurde ein Verbot gegen alle Publikationen der Autoren Hesse, Hausmann, Loerke und Flake ausgesprochen, was Suhrkamp jedoch igno- rierte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Verleger des Hochverrats angeklagt wurde und 1945 schließlich mehrere Wochen in einem Konzentrationslager durchstehen musste. Da Oscar Loerke 1941 verstorben war, vertrat ihn zu dieser Zeit sein derzeitiger Lektor Hermann Kasack. Zum Kriegsende 1945 wurde das Verlagshaus S. Fischer durch Bombenangriffe vollkommen vernichtet. (S. 141-147)

Deutlich besser standen die Chancen zumindest anfangs für Gottfried Bermann Fischer. Der neue Verlagsstandort in Wien brachte diverse Änderungen mit sich: Für den Bermann Fischer Verlag wurde ein komplett neues Verlagssignet entworfen, das fortan die Buchtitel schmückte. Außerdem erhielt Bermann Fischer mit Viktor Zuckerkandl, einem Musikkritiker, einen neuen Lektor. Als erste Wiener Fischer-Publikation erschien im Juli 1936 „Freud und die Zukunft“, ei- ne Festrede an Sigmund Freud, verfasst von Thomas Mann, den der Verleger nun zurückgewon- nen hatte. Das Programm war noch im Aufbau, konnte aber doch 1937 bereits 28 Werke aufwei- sen, die von Autoren wie Rudolf Borchardt, Albert Schnitzler oder Carl Zuckmayer stammten. Zunehmender Erfolg stellte sich nicht zuletzt dadurch ein, dass auch der internationale Markt sich den deutschsprachigen Publikationen annahm. Beteiligt waren Länder wie Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei und England, die viele Flüchtlinge jüdischer Herkunft aufgenommen hat- ten. Die Madame Curie-Biografie, die von deren Tochter Ève Curie verfasst worden war, wirkte sich besonders positiv auf das Verlagsgeschäft aus. Mit „Ausblicke“ schuf der Verlag eine Alter- native zur „Neuen Rundschau“, welche bei Suhrkamp in Berlin verblieben war. Dabei handelte es sich um eine Schriftenreihe, die anspruchsvolle Beiträge umfasste, wie etwa Robert Musils „Über die Dummheit“. Der Autor war gerade erst von Rowohlt zu Bermann Fischer gewechselt, da es in Deutschland um seine schriftstellerische Zukunft schlecht bestellt war. (S. 128-132)

Lange jedoch währte der Österreicher Verlag nicht, denn bereits am 11. März 1938 kam es zum Einmarsch der deutschen Truppen und Bermann Fischer blieb nur noch, auf dem schnells- ten Wege mit seiner Familie das Land zu verlassen, um der Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen. Der Verlag konnte nicht gerettet werden. Die kompletten Buchbestände wurden be- schlagnahmt und später sogar vernichtet. Die erzwungene Reise der Familie Bermann Fischers ging über Italien nach Zürich. Damit war der Verleger in dem Land angelangt, in dem sich das einzige befand, was von seinem Verlag gerettet werden konnte: (S. 132) Die Rechte an den Auto- ren, die er vor seiner Niederlassung in Österreich in eine Schweizer Holdinggesellschaft gesteckt hatte. (S. 126) Allerdings blieb da noch das Problem, dass diese Rechte davon abhängig waren, dass die Bücher der Autoren im Handel erhältlich oder lieferbar sein mussten. Zumindest hatte der jeweilige Autor unter diesen Bedingungen die Möglichkeit zur Kündigung. Dadurch drohte Bermann Fischer sogar Thomas Mann als Hausautoren zu verlieren. (S. 132-133)

Im April 1938 gelang Bermann Fischer schließlich eine Verlagsneugründung in Stockholm, nachdem er die Unterstützung des Verlegers Bonnier erhalten hatte, (S. 133) der 50 % des Ver- lagsanteils übernahm. (S. 137) Somit führte Bermann Fischer nun einen Exilverlag, der keine Bücher mehr in Deutschland verkaufen konnte, und als Gemeinschaftsverlag mit den holländi- schen Kollegen de Lange und Querido fungierte. Sein alter Lektor Viktor Zuckerkandl nahm sei- ne ursprüngliche Arbeit wieder auf und Thomas Mann konnte als wichtigster Repräsentant des Verlags gehalten werden. Bermann Fischer nahm in London den Kontakt zu diversen Schrift- stellern auf, deren österreichisches Verlagsverhältnis ebenfalls aufgelöst werden musste, und konnte so zum Beispiel bald Stefan Zweigs „Ungeduld des Herzens“ verlegen. Außerdem fand sich Franz Werfel im Verlagsprogramm wieder, von dem neben neuen Schriften sogar verein- zelte frühere Publikationen nachgedruckt wurden. In Stockholm wurde auch die Schriftenreihe „Ausblicke“ wieder ins Leben gerufen, ebenso wie die Reihe „Forum“, die ebenfalls in Zu- sammenarbeit mit den zuvor erwähnten Verlagen entstand, und 1939 Werke wie „Caspar Hau- ser“ von Jakob Wassermann hervorbrachte. Da die Gesamtausgabe Thomas Manns inzwischen durch die Beschlagnahmungen der Gestapo dem Markt komplett abhanden gekommen waren, entschied man sich dafür diese in einer „Stockholmer Ausgabe“ neu zu drucken. (S. 133-136)

Schon im Jahr 1940 musste sich Bermann Fischer auch von seinem Stockholmer Verlag ver- abschieden, da bereits Norwegen von deutschen Truppen heimgesucht wurde und die Teilnahme Schwedens am Krieg vorauszusehen war. Da der Verleger in Europa nicht mehr sicher war, entschloss er sich für die Flucht nach Amerika, die ihm nach schweren Umwegen und einigen Wochen in Schutzhaft schließlich gelang. Inzwischen war das Verlagsgeschäft von de Lange und Querido notgedrungen niedergelegt worden. Das letzte verbleibende Land, in dem sich deutsch- sprachige Literatur noch vermarkten ließ, war zu jener Zeit die Schweiz, in die somit alle Hoff- nung gesetzt wurde. Trotz der schwierigen Umstände blieb der Stockholmer Verlag bestehen, indem Bermann Fischer aus den Vereinigten Staaten den schwedischen Verantwortlichen Walter Singer und Paul Baudisch Anweisungen zukommen ließ. Diese Taktik erwies sich als wirkungs- voll. Doch Bermann Fischer ging zudem eigene Wege: Er begründete 1942 gemeinsam mit dem ehemaligen Querido-Verleger Fritz H. Landshoff das New Yorker Unternehmen „L.B. Fischer Publishing Corporation“, das jedoch mit der Einschränkung daherging aufgrund der bereits ver- gebenen Rechte keine englischen Fassungen von Bermann Fischer-Verlagswerken verlegen zu können. Stattdessen legte man den Schwerpunkt auf den Sachbuch-Bereich und veröffentliche Bücher wie 1942 Otto Zoffs „The Huguenots“. Auf der anderen Seite erschien Belletristik in Form von Anthologien, wie „Heart of Europe“, die ab 1943 von Klaus Mann und Hermann Kes- ten herausgegeben wurde. L. B. Fischer konnte sich aber nur schwer im amerikanischen Ver- lagsgeschäft durchsetzen. Als Absatzmarkt für deutschsprachige Literatur erwiesen sich 1945 die amerikanischen Gefangenenlager, in denen die 24 Bände der „Bücherreihe Neue Welt“ mit Werken von Thomas Mann, Arnold Zweig oder Ernest Hemingway für lediglich 25 Cent an die deutschen Kriegsgefangenen verkauft wurden, womit der Verleger große Erfolge erzielte. Nach dem Krieg schließlich, im Jahr 1946, entschied man sich den New Yorker Verlag zu verkaufen. (S. 136-141)

Nun war es an der Zeit zu überlegen, wie der Verlag unter den schweren Bedingungen der Nachkriegszeit weitergeführt werden konnte. Bermann Fischer wandte sich wieder ganz dem Stockholmer Verlag zu und ließ sich nicht von entscheidenden verlegerischen Tätigkeiten ab- bringen, wie etwa der Wiederbelebung der „Neuen Rundschau“ im Jahr 1945. Aufgrund der gesetzlichen Lage konnte er aber noch keinen Handel nach Deutschland betreiben. Auch auf die Unterstützung von Bonnier musste Bermann Fischer bald verzichten. Allerdings fasste man wieder in Österreich Fuß, indem man den alten Wiener Verlag mit Lizenzen aus Stockholm wie- der ins Leben rief. 1948 entschieden sich Bermann Fischer und Fritz H. Landshoff, der wieder seinen Querido Verlag führte, zu einer Fusion. Fortan bestand diese in Amsterdam ansässige Zusammenkunft als Bermann-Fischer/ Querido Verlag, N.V. fort. Bermann Fischers Lektor im holländischen Verlag wurde Rudolf Hirsch. Neben Holland fand sich noch die Schweiz, aber auch teilweise der amerikanische Kontinent als Absatzmarkt. (S. 148-151)

In der Berliner Forststraße konnte auch Peter Suhrkamp, der die Lizenz der britischen Be- setzer erhalten hatte, im Oktober 1945 sein Verlagsgeschäft unter schwierigen Startbedingungen wieder aufbauen. Die Kooperation mit Bermann Fischer wurde vorerst nur versuchsweise betrie- ben, indem dieser einige erfolgsversprechende Titel für den Berliner Verlag lizensierte. Solange Suhrkamp in Berlin tätig war, erwies sich das Verlagsgeschäft jedoch angesichts der politischen Lage als schwierig, denn durch die Bestimmungen der Besatzungsmächte war die Stadt vom westlichen Deutschland abgeschnitten. Dadurch sah sich Suhrkamp veranlasst 1947 eine Zweig- stelle in Frankfurt am Main zu gründen, der im Vergleich zum Berliner Verlag schon bald die mit Abstand meisten Bücher übernehmen sollte. Da sich die Zustände in Berlin noch zuspitzten, wechselte auch sein Lektor Hermann Kasack von dort zum Frankfurter Verlag, der mittlerweile als Hauptsitz diente. Inzwischen war auch Bertolt Brecht Autor unter Suhrkamp geworden und leistete mit dem Sammelband „Versuche 20-21“ 1949 sein Verlagsdebüt. (S. 153-158)

Die Zusammenarbeit Bermann Fischers mit Suhrkamp konnte sich auf Dauer nicht bewähren. Suhrkamp billigte die kommerzielle Haltung Bermann Fischers nicht, die etwa mit der Entwick- lung des massentauglichen Taschenbuchs einherging. Darüber hinaus gedachte Suhrkamp den deutschen Verlag in eigener Leitung zu führen, während Bermann Fischer eine bessere Koopera- tion zwischen den vier Standorten erzielen wollte. Die unterschiedlichen Meinungen der unglei- chen Verleger über die zukünftige Verlagspolitik forderten einen Kompromiss, der schließlich 1950 im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung erfolgte. Hierbei verzichtete Suhrkamp auf die Weiterarbeit bei S. Fischer und die Zweigstellen in Frankfurt und Berlin gingen an Ber- mann Fischer über. Ersterer plante die Gründung eines unabhängigen Suhrkamp Verlags und alle Hausautoren konnten ihren eigenen Vorstellungen entsprechend entscheiden, welchem der beiden Verleger sie zukünftig die Rechte an ihrem Werk überlassen wollten. Nur die von Ber- mann Fischer im Exil verlegten Autoren erhielten dieses Wahlrecht nicht. So kam es, dass 30 von 44 Autoren bei Suhrkamp verblieben, unter denen sich mit Bertolt Brecht und Hermann Hesse zwei überaus prominente Personen befanden. (S. 158-161)

1.1.3 Der S. Fischer Verlag unter der Leitung von Gottfried Bermann Fischer in den Jahren 1950 bis 1963

In Deutschland wurde fortan wieder der Name S. Fischer im Verlag eingesetzt, der von Bermann Fischer und seiner Frau Brigitte geleitet wurde. Der Lektor Rudolf Hirsch konnte sich nun ebenfalls als Mitglied der Geschäftsführung sehen. Zudem wurde die „Neue Rundschau“, deren Verantwortung nun an Rudolf Hirsch und Joachim Maas übertragen wurde, wieder im Land ihres Entstehens herausgegeben. (S. 161-162)

Im ersten Jahr des deutschen Neuanfangs gelangte S. Fischer durch den in New York ansäs- sigen Verleger Salman Schocken an die Rechte am Werk des inzwischen verstorbenen Franz Kafka, (S. 164-166) dessen erster Titel bereits 1913 vom Konkurrenten Rowohlt verlegt wor- den war.9 Somit begründete der Verlag mit „Der Prozeß“ die von Kafkas Freund Max Brod herausgegebenen Werke in Einzelausgaben und bescherte dem Autor damit eine späte Popu- larität.10 Nach dem Vorbild des Rowohlt Verlags nahm sich bald darauf auch S. Fischer des Taschenbuchs an. 1952 rief der Verlag die Reihe „Fischer Bücherei“ ins Leben, die auch die bescheidenen Verhältnisse anderer Bürgerschichten berücksichtigte und auf diese Weise einen beachtlichen Absatz erzielte. Darunter befanden sich anfangs Titel wie Thornton Wilders „Die Brücke von San Luis Rey“ und Thomas Manns „Königliche Hoheit“. Noch im Dezember des gleichen Jahres wurde diese Strategie auf das Sachbuch mit dem Schwerpunkt der Geisteswis- senschaft übertragen, indem man die „Bücher des Wissens“ herauszugeben begann. Trotz aller Bedenken konnten Titel wie Lincoln Barnetts „Einführung in die Relativitätstheorie“ als Ta- schenbuch viele Käufer finden. (S. 184-185) Parallel zu S. Fischer wurde ab 1952 zudem der G. B. Fischer Verlag geführt. (S. 167) Dieser beschäftigte sich anfangs mit günstigen Nachdrucken von Büchern, die bei S. Fischer zu großen Erfolgen geführt hatten, wie etwa Hemingways „Wem die Stunde schlägt“.11

Im Verlagsprogramm traten nun auch Namen wie Arthur Miller, Thornton Wilder und Ten- nessee Williams auf. Hierbei handelte es sich um amerikanische Autoren, die für S. Fischer zunehmend prägender wurden. Die genannten Schriftsteller konnten sich vor allem mit ihren Bühnenstücken beim deutschen Publikum durchsetzen. (S. 170) 1955 wurde mit „Das Tagebuch der Anne Frank“, den privaten Niederschriften eines jüdischen Mädchens, eines der wichtigsten deutschen Zeitdokumente, bei S. Fischer verlegt und der größte Bestseller in der Geschichte des Verlags geschaffen. (S. 188)12

Die Erfolgsgeschichte des im Taschenbuch-Format von Ivo Frenzel herausgegebenen „Fischer Lexikons“, das nach insgesamt 40 Bänden abgeschlossen sein sollte, wurde ab 1957 begründet. Der unaufhaltsame Trend des Taschenbuchs erforderte schließlich die Gründung eines unterge- ordneten Fischer Taschenbuch Verlags, der im Jahr 1966 aus der „Fischer Bücherei“ hervorging. (S. 186-189) Durch Boris Pasternaks „Doktor Schiwago“ erfuhr der S. Fischer Verlag 1958 einen besonders großen Erfolg. 1965 sollte zudem ein Film auf der Basis des Romans nachfolgen, der dem Absatz des Buchs erneut förderlich war. Pasternak wurde zu einem weltweit gefeierten Autor. (S. 176-178)

Das Ehepaar Brigitte und Gottfried Bermann Fischer beschloss 1963 in den Ruhestand zu gehen und das Verlagsgeschäft abzugeben. Sie entschieden sich, dass sich der Konzern Georg von Holtzbrinck fortan des Verlags annehmen sollte. Nach drei Jahren waren die Verlagsanteile komplett an das Großunternehmen verkauft, sodass sich der Verlag nicht mehr länger im Besitz der Familie Fischer befand. Mit dem Ausstieg des verbliebenen Geschäftsführers Rudolf Hirsch war das Ende einer Generation endgültig gekommen. Die Geschäftsführung wurde in den nach- folgenden Jahren von verschiedenen Personen getragen. Dabei handelte es sich um Janko von Musulin, Klaus Harpprecht, Peter Härtling, Hans F. Erb und Ivo Frenzel. (S. 167)

1.1.4 Entwicklung des Verlags S. Fischer nach dem Verkauf an Georg von Holtzbrinck und unter der Leitung von Monika Schoeller

Als Grundlage der Arbeit folgender Generationen stand die Tradition der Familie Fischer im Vordergrund. Es galt als selbstverständlich die Motive der ehemaligen Verleger zu wahren und das Geschäft in deren Sinne fortzuführen. 1974 wurde Monika Schoeller, die Tochter des Kon- zernchefs Georg von Holtzbrinck, zur Verlagsleiterin von S. Fischers berufen. (S. 167)

1976 wurde der historische Wolfgang Krüger Verlag reaktiviert. Das ursprünglich 1934 gegründete Unternehmen konnte von nun an unter dem Dach von S. Fischer fortbestehen und nahm sich als Nachfolger von G. B. Fischer der Unterhaltungsliteratur an.13 14

Eine weitere entscheidende Taschenbuchreihe, die 1978 entstand, war die „Collection S. Fischer“, in der nur das Debüt komplett unbekannter Autoren Platz fand.15 Ein weiterer Personalwechsel geschah 1982, als Arnulf Conradi die Leitung des Lektorats übernahm. 1984 wurde mit den „Briefen und Aufzeichnungen“ der Geschwister Scholl an ein wichtiges Kapitel des Widerstands gegen den Nationalsozialismus erinnert. Außerdem hatte man inzwischen im Rahmen der Taschenbuchreihe „Verboten und verbrannt/ Exil“ begonnen speziell jene Werke herauszugeben, die im Nationalsozialismus der Zensur zum Opfer gefallen waren. (S. 176)

Ein letzter Umzug erfolgte 1988 in die Hedderichstraße in Frankfurt, in der S. Fischer bis heute aktiv ist. Weiterhin wurde an neuen Programmen gearbeitet, die unterschiedlichen Zielgruppen gewidmet waren. So entstand 1994 die „Fischer Schatzinsel“, die fortan Literatur für Kinder und Jugendliche repräsentierte. Ein Jahr darauf, am 17. September, starb der ehemalige Verleger und Geschäftsleiter Gottfried Bermann Fischer.

Das Monopol S. Fischer wuchs in diesen Jahren stetig an. So kamen 1996 der Argon und der Nicolai Verlag hinzu sowie auch der Alexander Fest Verlag, welcher jedoch später aufge- löst wurde, da dessen Geschäftsführer zu Rowohlt wechselte. Auch der Nicolai Verlag löste sich 2004 von S. Fischer. Ohne ihren Posten als Geschäftsführerin niederzulegen, beschloss Monika Schoeller ihre aktive Arbeit im Verlag ab Oktober 2002 zu beenden. Vertreten wurde sie seitdem von Jörg Bong, der sich dem allgemeinen S. Fischer Verlag zuwandte sowie Peter Lohmann, der die Verantwortung für den Fischer Taschenbuch Verlag, den Wolfgang Krüger Verlag sowie den Argon Verlag übernahm. Lohmann war auch bald für die 2003 neu angegliederten Verlage Scherz und O. W. Barth zuständig. Letzterer sollte jedoch ab 2010 zu Droemer Knaur gehö- ren. Auf Veranlassung seines Sohnes erhielt S. Fischer 2008 erneut die Rechte am Werk Alfred Döblins, der fortan wieder im Verlagsprogramm vertreten war. Außerdem startete die Reihe „Fi- scher Klassik“, welche die jeweils wichtigsten Schriften ausgewählter klassischer Schriftsteller im Taschenbuchformat umfasste. 2009 wurde mit „Fischer FJB“ ein neuer Bereich ins Leben gerufen, die sich an die Zielgruppe der jungen Erwachsenen richtete. Eine bezeichnende Ent- wicklung von historischem Interesse ergab sich zum 125jährigen Bestehen im Jahr 2010: Die „Neue Rundschau“ wurde zur Digitalisierung freigegeben. Damit waren nun selbst die ältesten Ausgaben jener Zeitschrift, die an der Erfolgsgeschichte von S. Fischer wesentlich beteiligt war, elektronisch verfügbar.16

1.2 Geschichte des Rowohlt Verlags

1.2.1 Von der Erstgründung des Rowohlt Verlags bis zur Übernahme des Verlags durch Kurt Wolff (1908-1913)

Der Grundstein zu seinem zukünftigen Verlag wurde 1908 gesetzt, als Ernst Rowohlt den Ge- dichtband „Lieder der Sommernächte“ von Gustav C. Edzard mit einer Auflage von etwa 300 Exemplaren verlegte.17 Besagter Lyriker war keine bekannte Größe auf dem Buchmarkt, sondern ein alter Schulfreund des damals in München ansässigen Volontärs. Die Veröffentlichung erwies sich als finanzieller Fehlschlag und der Name des Autors war später nur noch in Zusammenhang mit der Verlagsgeschichte von Rowohlt von Bedeutung, denn aus dem potentiellen Schriftsteller war ein Anwalt geworden.18 Als der mit seinem ersten Plan gescheiterte Rowohlt in Paris eine Ausbildung in der Librairie Klincksieck absolvierte, schloss er Bekanntschaft mit Paul Scheer- bart, dessen ebenfalls lyrisches Werk „Katerpoesie“ er 1909 in Leipzig in Zusammenarbeit mit Offizin Drugulin drucken ließ. Im Folgejahr erschien das zweite von Scheerbart beigesteuer- te Buch mit dem Titel „Perpetuum Mobile“, das sich mit rund 2000 Exemplaren als beson- ders erfolgreich erwies.19 Am 30. Juli 1910 ließ der Jungverleger den Ernst Rowohlt-Verlag in das Leipziger Handelsregister eintragen. Voraussetzung dafür war die Zusammenarbeit mit Kurt Wolff, der als stiller Teilhaber das Grundkapital bereitstellte. Mit seinen Drugulin-Drucken setz- te Rowohlt weiterhin auf hohe gestalterische Qualität und machte den Lesern die Literatur trotz derartiger Standards zu niedrigen Preisen zugänglich. (S. 21-23) Als neue Autoren holte sich Rowohlt Max Dauthendey und Herbert Eulenberg in den Verlag. Letzterer war verantwortlich für das Drama „Alles um Liebe“, dessen Aufführung im Hamburger Schauspielhaus 1910 einen Skandal verursachte. Während der Vorstellung kam es im Publikum zu Gelächter, Zwischen- rufen und Handgreiflichkeiten.20 Eulenbergs dramatisches Werk wurde bei Rowohlt weiterhin verlegt, fand aber wenig Anklang bei den Lesern und Theaterbesuchern. Trotz des bleibenden Desinteresses war Eulenberg der Auslöser für die Gründung eines Bühnenvertriebs, die mit der Herausgabe seines Gesamtwerks einherging.21 Im Januar 1912 wurde Kurt Pinhus, der neben Walter Hasenclever im Verlag die Lektorentätigkeit übernommen hatte, zum Hauptlektor er- nannt. Während 1910 noch 18 Werke verlegt wurden, waren es 1912 bereits 31. Die positiven Nachrichten über das neue Verlagshaus in der Leipziger Königsstraße 10 verbreiteten sich rasch und neue Autoren meldeten sich aus eigener Initiative um mit ihren Manuskripten beim Ernst Rowohlt-Verlag ihr Glück zu versuchen. Inzwischen konnte dieser sich zu den Verlagen mittler- er Größe zählen. Zur Wende im gemeinsam aufgebauten Verlagsgeschäft kam es, nachdem Kurt Wolff 1912 Kommanditist des Ernst Rowohlt Verlags geworden war.22 Rowohlt und Wolff konn- ten sich aber nicht einig werden. Nach den Meinungsverschiedenheiten um die Aufnahme von Franz Werfels „Der Weltfreund“ in das Verlagsprogramm, welche Wolff schließlich verhinderte, schien der Bruch zwischen den beiden unaufhaltsam und die Streitigkeiten endeten damit, dass der Verlag sowie dessen Namen in den alleinigen Besitz von Wolff überging und dieser über alle Rechte verfügte. Mit einer Abfindung von 15.000 Mark verließ Rowohlt seinen ehemals eigenen Verlag, der ab 1913 als Kurt Wolff Verlag fortbestand. (S. 27)23

1.2.2 Von der Gründung der Ernst Rowohlt KG bis zu ihrer Schließung im Nationalsozialismus (1919-1943)

Nach Verlust seines Verlags erhielt Ernst Rowohlt überraschend das Angebot des großen Ver- legers Samuel Fischer in dessen Verlag zu arbeiten. Rowohlt, der eine hohe Meinung von dem bekannten Verleger hatte, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und wurde bald Prokurist bei S. Fischer. Nach dieser erfahrungsreichen Periode übernahm er die Geschäftsführung des von Hans von Weber begründeten Hyperion-Verlags in Berlin. Zu Kriegsbeginn geriet dieser jedoch in eine schlechte finanzielle Lage. Nachdem Rowohlt zum freiwilligen Kriegsdienst angetreten war, entschied sich dessen derzeitiger Vertreter dazu die Anteilscheine des Hyperion-Verlags an Kurt Wolff zu verkaufen, der Rowohlt somit erneut seinen Verlag streitig machte.24

In seiner Position als Verleger des Hyperion-Verlags hatte Ernst Rowohlt auch den Lyrikband „Masken und Martern“ eines Paul Mayer veröffentlicht, dessen Bekanntschaft sich für seine ge- schäftliche Zukunft als besonders hilfreich erweisen sollte. Im Januar 1919 nämlich folgte die Gründung der Ernst Rowohlt KG. Eingeleitet wurde sie durch die Unterstützung seiner Freun- de Kurt Pinthus und Walter Hasenclever, die den Kontakt zu den Geschäftsmännern Hans C. Thieme und Jacques Bettenhausen herstellten, sodass der Verlag das nötige Startkapital erhielt. Das neue Verlagshaus lag in der Potsdamer Straße 123 B in Berlin und Paul Mayer wurde zu Rowohlts Hauptlektor.25

Als Erstveröffentlichung des neuen Verlags erschien Walter Hasenclevers „Der Retter“. (S. 31) 1920 gelang es Rowohlt und Stefan Großmann den Arzt Carl Ludwig Schleich zum Schrei- ben zu animieren. Dessen persönlichen Lebenserinnerungen wurden fortan kapitelweise in den einzelnen Ausgaben des von Großmann herausgegebenen „Tage-Buchs“ abgedruckt, der im vor- angegangenen Januar begonnenen Wochenschrift des Verlags. Von Beginn an wurde jedoch die Absicht verfolgt aus den einzelnen Abschnitten nach der Fertigstellung ein Buch zusammenzu- stellen. Das Ergebnis trug den Titel „Besonnene Vergangenheit“ und wurde zum bislang größten Erfolg der Ernst Rowohlt KG. Im Jahr 1943 konnten bereits über 500.000 verkaufte Exempla- re verzeichnet werden. (S. 40-41)26 Bald nach der Veröffentlichung von Carl Einsteins „Die schlimme Botschaft“ stand der Verleger 1920 gemeinsam mit seinem Autor vor Gericht.27 Die provokante Darstellung eines in die Moderne übertragenen Jesus Christi im besagten Drama hat- ten den Vorwurf der Gotteslästerung zur Folge und der Prozess endete verlustreich. Sowohl Ro- wohlt als auch dem jüdischen Dramatiker wurde eine Geldstrafe auferlegt. Inzwischen wird das verbotene Stück als Rarität gehandelt. (S.73-74) Zur Zeit der Inflation befand sich die Ernst Ro- wohlt KG in einer Notlage, aus der sie schließlich die ertragreiche Taschenausgabe von Honoré de Balzacs „Gesammelten Werken“ befreite. 70 Jahre nach dem Tod des klassischen Schriftstel- lers galten diese als gemeinfrei und der Herausgabe stand nichts mehr im Weg.28

Ein neuer Pfad wurde schließlich eingeschlagen, indem man sich den historischen Biografien zuwandte. Emil Ludwigs Bücher „Wilhelm II.“ und „Napoleon“ bescherten dem Verlag in den Jahren 1924 und 1925 erste Bekanntheit im Ausland. (S. 31-32) Der internationale Bestseller- autor wurde als einer der besten Biografen gehandelt und zeichnete 1926 für nahezu die Hälfte des jährlichen Gesamtumsatzes verantwortlich. Damit stiegen auch Ludwigs Honoraransprüche an Rowohlt. Als um 1928 die Nachfrage nach den Werken Emil Ludwigs deutlich zurückging und sein Ansehen in der Presse ebenfalls schwand, endete dieses Erfolgskapitel. (S. 44-45) 1925 startete der Verlag die Produktion der von Willy Haas herausgegebenen Wochenschrift „Die Literarische Welt“. Nachdem 1927 Kurt Tucholsky in den Kreis der von Rowohlt verlegten Au- toren aufgenommen worden war, beschäftigte sich der Verleger schließlich mit amerikanischen Schriftstellern, deren Bekanntheitsgrad in Deutschland noch der Förderung bedurfte. Dazu zähl- ten Ernest Hemingway, dessen Romane ab 1928 verlegt wurden, sowie Sinclair Lewis, der 1927 die Reihe der amerikanischen Schriftsteller bei Rowohlt begründet hatte und 1930 mit dem No- belpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. (S. 32)

Aufgrund der hohen Unkosten entschied man sich 1929 für einen Umzug in die Passauer Straße 8/9. Dort musste die Ernst Rowohlt KG zunächst mit einem kleineren Verlagsbüro aus- kommen. Hinzu kam, dass die Hausbank des Verlags 1931 zahlungsunfähig wurde. Rowohlt musste also im Rahmen einer Generalversammlung allen Gläubigern, zu denen auch die Auto- ren gehörten, einen Vergleichsvorschlag unterbreiten. Der Ausgang der Besprechung war positiv, nur Emil Ludwig war nicht einverstanden und trennte sich vom Verlag. Am 29. August wurde letzten Endes eine Auffanggesellschaft gegründet, die den Namen Rowohlt Verlag GmbH trug. Hierbei hatte sich Ullstein bereiterklärt, die Finanzierung zukünftiger Veröffentlichungen und somit auch die Geschäftsaufsicht zu übernehmen. Die Mitglieder der Familie Ullstein über- wachten fortan die verlegerischen Entscheidungen. (S. 75-79) Um schrittweise den Ansprüchen der Gläubiger nachzukommen, wurde die alte Firma noch bis Ende Juli 1937 als Kommandit- gesellschaft auf Aktien (KGaA) geführt. Unter den veränderten Bedingungen ergaben sich neue Chancen für den Verlag und insbesondere durch den Welterfolg von Hans Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ endeten 1932 sämtliche finanziellen Sorgen. Dieser zog bald eine amerika- nische sowie eine deutsche Verfilmung nach sich und ebenso entstand ein Hörspiel nach dem Vorbild des Fallada-Romans. Zudem hatte Rowohlt inzwischen seinen Sohn, Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, in den Verlag aufgenommen. (S. 73)

Die Erfolgsstimmung währte nicht lange, denn mit dem Aufkommen des Nationalsozialis- mus im Jahr 1933 stand dem Verlag eine Belastungsprobe bevor. Die SA ließ sich regelmäßig im Verlagshaus blicken und machte auch nicht vor der Zerstörung der Büroräume halt. Schon bald folgte die Verbrennung sämtlicher Rowohlt-Bücher und die Hausautoren wurden zu einem großen Teil verboten. Politische Sachbücher, welche in den letzten Jahren vermehrt erschienen waren, hatten ohnehin keine Chance verschont zu bleiben. Ernst Rowohlt ließ sich nicht da- zu hinreißen Literatur zu verlegen, die der Naziherrschaft zugute kam, vielmehr entwickelte er Ausweichstrategien. Sachbücher ohne jegliche politischen Aussagen waren bald an der Tages- ordnung. Hierzu zählten die „Ski-Fibel“, die „Berg-Fibel“ sowie die „Strand-Fibel“ von Hubert Mumelter, die sich als gut verkäufliche Unterhaltungsliteratur erwiesen. (S. 104-107) Um sich einigermaßen in Sicherheit zu wiegen, begann Rowohlt schließlich sogar militärwissenschaftli- che Sachbücher, wie „Das Bombenflugwesen“, zu verlegen.29 1935 unternahm der Verlag einen weiteren Umzug, diesmal in die Eislebener Straße 7.30

Im nächsten Jahr wurde Rowohlts Hauptlektor jüdischer Abstammung, Paul Mayer, aus dem Verlag abberufen.31 Als die Mehrheitsanteile des Verlags 1936 an die Ullstein AG übergingen, befand dieser sich komplett in den Händen der Nationalsozialisten, da Ullstein bereits 2 Jahre zuvor vom NSDAP-Zentralverlag Franz Eher Nachf. aufgekauft worden war. Diese geschäft- lichen Vorgänge fanden größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wurden von den Mitgliedern des Verlags zu spät wahrgenommen, wie Heinrich Maria Ledig-Rowohlt später berichtete: „[...] plötzlich befand man sich eben unter einem solchen Konzernschirm, und wenn man dahinter guckte, waren’s die Nazis.“32

Zwar trat Rowohlt, um den Schein zu wahren, 1937 der NSDAP bei, dennoch wurde ihm letztendlich ein Berufsverbot erteilt. Er wurde der „Tarnung jüdischer Schriftsteller“ beschuldigt, da er die Adalbert Stifter-Biografie des jüdischen Bruno Adler unter dessen Pseudonym Urban Roedl veröffentlichte. Außerdem hatte er die Werke der jüdischen Schrifstellerin Mascha Kaléko trotz des ausgesprochenen Verbots insgeheim illegal weiterverkauft. Als letzte Konsequenz entschied sich Rowohlt dafür, den Verlag 1938 in die Hände der ebenfalls zum Eher-Konzern gehörenden Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart zu übergeben, wo seinem Sohn, Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, die Geschäftsleitung übertragen wurde. Nach seinem Ausscheiden wollte Ernst Rowohlt die Entwicklung Nazideutschlands nicht länger beobachten und zog mit seiner Familie nach Brasilien, dem Herkunftsland seiner damaligen Frau.33

Dem Stuttgarter Verlag wurde bald Reichskulturverwalter Franz Moraller zur Überwachung zugewiesen, der bis 1940 als zweiter Geschäftsführer neben Ledig fungierte. (S. 74) Der verblei- bende Verlagsleiter wurde 1941, genau wie sein inzwischen nach Deutschland zurückgekehrter Vater, zum Kriegsdienst beordert und erlitt während des Russlandfeldzugs schwere Verletzungen, die er zunächst auskurieren musste. (S. 112-113) Die Anzahl der erschienenen Titel nahm von Jahr zu Jahr ab. (S. 74) Das lag vielleicht nicht zuletzt daran, dass die einzig verbliebenen Autoren mit prominentem Namen Hans Fallada, Erik Reger und Leo Slezak waren. (S. 112-113) 1942 erschienen lediglich vier Bücher und im Dezember übernahm Joachim Schmidt, der Leiter der DVA, die Verantwortung über den Verlag. (S. 74) Ledig blieb nach seiner Genesungspause Mitarbeiter der Geschäftsführung. (S. 113)

Nach der Verlegung eines letzten Buchs, Hans Falladas’ „Heute bei uns zu Haus“ kam es am 1. November 1943 zur endgültigen Schließung des Verlags. (S. 74) Zu diesem Schritt sah sich das Propagandaministerium veranlasst, da Papier und Arbeitskräfte während des Krieges immer knapper wurden. (S. 113)

1.2.3 Von der dritten Verlagseröffnung im Jahr 1945 bis zum Tode Ernst Rowohlts 1960

Nach dem Krieg war es zunächst Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, der in Stuttgart das Verlagsge- schäft wieder aufnahm. Der amerikanische Publications Control Officer James J. Kelleher hatte sogar eine ausdrückliche Empfehlung zur Unterstützung dieser Neueröffnung geschrieben, (S. 140-141) weshalb der Verlag bereits am 6. November 1945 unter der Adresse Am Hohengehren 9 einziehen konnte. Als Lektoren dienten Ledig-Rowohlt von nun an Hans Georg Brenner und Hans Reisiger. (S. 35)

Während Ledig-Rowohlt in Stuttgart große Erfolge verzeichnete, war sein Vater bestrebt in Hamburg einen verlegerischen Neubeginn zu wagen. Voraussetzung für eine Lizenz war es sei- ne Glaubwürdigkeit zu beweisen, was sich in seinem Fall als deutlich schwieriger erwies. Das Verfahren nahm Zeit in Anspruch, denn Ernst Rowohlt musste den Alliierten Rede und Antwort stehen. Schon allein sein damaliger Eintritt in die NSDAP lenkte im Entnazifizierungsverfahren den Verdacht auf ihn. Allerdings setzten sich alte Freunde aus dem Rowohlt-Autorenkreis, wie etwa Hans Fallada und Bruno Adler, für ihn ein und beschworen, dass er kein Nazi gewesen sei. (S. 139-140) Schließlich konnte er die Besatzungsbehörde überzeugen und durfte 1946 seinen Hamburger Verlag einrichten, der für kurze Zeit im Broschkehaus an den Großen Bleichen 42 und ab Juli in der Rathausstraße 27 untergebracht war. Als Lektor stellte er Kurt W. Marek ein. (S. 35) Es konnte jedoch nicht dort angeknüpft werden, wo Rowohlt augehört hatte, denn seine Kontakte zu Autoren waren nach dem Krieg größtenteils abgebrochen. Außerdem erhielt er die Nachricht des Todes seiner ehemaligen Mitarbeiter Franz Hessel und Friedo Lampe. Als erste Publikation diente die Jugendzeitschrift „Pinguin“, die vom Stuttgarter Verlag ins Leben gerufen und zunächst von Erich Kästner herausgegeben wurde. (S. 139-142) Dieses auf die „Umerzie- hung“ ausgelegte Format war auf den Vorschlag der Alliierten hin entstanden und wurde 1949 nach sechs Heften an den Verlag Carl F. Schwab abgegeben. Nicht lange nach dem Start des „Pinguin“ begann Ledig-Rowohlt zudem mit der Herausgabe der Monatsschrift „story“, die auf billigem Papier gedruckt wurde und auf Texte von ausländischen Schriftstellern setzte.34

Die Gründung eines weiteren Rowohlt Verlags wurde in Baden-Baden verwirklicht. Von den Franzosen erhielt Hans Georg Brenner die benötigte Lizenz, wobei der aus der französischen Kriegsgefangenschaft entlassene Kurt Kusenberg als dessen Vertreter im Verlagshaus agierte. (S. 146)

Auf eine Anregung seines Sohnes hin wurde von Ernst Rowohlt in Hamburg damit begonnen preisgünstige Romane im Zeitungsformat herauszugeben, was sich angesichts der anhaltenden Papierknappheit als eine sinnvolle Marktstrategie erwies. Diese Veröffentlichungen trugen den bezeichnenden Titel Rowohlts-Rotations-Romane, wobei sie später nur noch als „RO-RO-RO“ bekannt waren. (S. 143) 1947 konnte schließlich eine Lizenz für die sowjetische Zone erworben werden, womit Rowohlt als erster deutscher Verlag über Zweige in allen besetzten Gebieten ver- fügte. Mary Gerold-Tucholsky, die ehemalige Frau des inzwischen verstorbenen Kurt Tuchols- ky, übernahm die Verantwortung für den Berliner Verlag, der bis 1950 in der Friedrichstraße 194/95 untergebracht war. (S. 35) Mit der Publikation von Hjalmar Schachts „Abrechnung mit Hitler“ sorgte der Verlag 1948 für Aufsehen. Schacht war als Reichsbankpräsident im Dritten Reich bekannt geworden und gedachte sich mit diesem Werk zu rechtfertigen. Ernst Rowohlt, der sich selbst vom Inhalt des Skandalbuchs distanzierte, folgte lediglich der Idee in seinem Verlag Raum für unterschiedliche Meinungen zu schaffen, was seinem Ansehen in diesem Fall weniger förderlich war. Auch die finanzielle Lage des Verlags war erneut angeschlagen. Der ur- sprünglich so beachtliche Erfolg der RO-RO-RO-Veröffentlichungen war vorüber. (S. 149-150) Somit wurde deren Herstellung im Jahr 1949 eingestellt. (S. 35) Aus der wirtschaftlichen Not- lage verhalf schließlich C.W. Ceram mit seinem archäologischen Sachbuch „Götter, Gräber und Gelehrte“. Hinter jenem Künstlernamen verbarg sich der Rowohlt-Lektor Kurt W. Marek und sein „Roman der Archäologie“, wie es im Untertitel hieß, wurde nicht nur zu einem weltweiten Bestseller, sondern ließ darüber hinaus bis in die heutige Zeit etwa 5 Millionen aufgelegte Exem- plare verzeichnen. (S. 159-163) Nach den Zeitungsromanen kam im Juni 1950 schließlich das rororo-Taschenbuch, das mit seinem Preis von 1,50 DM eher den weniger vermögenden Bürger- schichten zugute kommen sollte. Das neue Verkaufsformat startete mit Hans Falladas „Kleiner Mann - was nun?“. (S. 169-172)

Im August wurden alle Verlagszweige aufgehoben und in die Hamburger Rowohlt Verlag GmbH integriert, sodass Hamburg der alleinige Standort blieb. Der Besitz des Verlags wurde allein Ernst Rowohlt und Heinrich Maria Ledig-Rowohlt zugeschrieben. In der neuen Aufstel- lung fungierte Ledig-Rowohlt als Zweitgeschäftsführer. (S. 167) Außerdem übernahm er die Leitung der rororo-Taschenbuchabteilung. Da der Verlagsstandort mehr Raum benötigte, erfolg- te schließlich der Umzug zum Reesendamm 3, der jedoch längst nicht der letzte sein sollte. (S. 214-215) Die 1951 erschienene Autobiografie Ernst von Salomons, „Der Fragebogen“, wurde in der Bundesrepublik sowie auch international zum Bestseller. Angelehnt war das umstrittene wie gelobte Werk an jenem Fragenformular zur Entnazifizierung der alliierten Besatzungsmächte. Der Schriftsteller, selbst mit einer Jüdin verheiratet, ging ehrlich und kritisch auf besagte Fragen ein und sorgte für weitreichende Diskussionen zur Aufarbeitung jener Zeit. (S. 185-188)

Durch den umfassenden Erfolg des rororo-Taschenbuchs, stieg der Umsatz permanent an und die Anzahl der Angestellten ebenfalls. 1952 zog der Verlag aus erneutem Platzmangel in die Bieberstraße 14. Zu Beginn des Folgejahres wurde schließlich die Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH gegründet. Im Verlag schien sich eine neue Ära anzubahnen: Da es um Ernst Rowohlts Gesundheit nicht zum Besten stand, trat er als Verlagsführer in den Hintergrund und gab die überwiegende Verantwortung in die Hände seines Sohnes. (S. 213-218)

Im September 1955 wurde mit „rowohlts deutsche enzyklopädie“ (rde) eine neue Reihe im Taschenbuchformat konzipiert, herausgegeben von Ernesto Grassi, der sich 1957 auch für „Ro- wohlts Klassiker der Literatur und Wissenschaft“ (rk) verantwortlich zeichnete. Dem Trend der Taschenbuchreihen folgten 1958 die von Kurt Kusenberg begründeten „rowohlts monographien“ (rm), angefangen mit der Biografie „Heinrich von Kleist in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten“ des Autors Curt Hohoff. (S. 167) Außerdem überzeugte Klaus Juncker Ledig-Rowohlt von der Idee eines „Rowohlt Theater Verlags“, der auf dem ursprünglichen Bühnenvertrieb aufbauen sollte. Juncker wurde ab 1957 damit beauftragt. (S. 251)

Sein 50. Jubiläum feierte der Rowohlt Verlag 1958. Im Jahr darauf wurde Ernst Rowohlt die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig verliehen. Der Ausgangspunkt für diese Auszeich- nung waren seine „Verdienste um die moderne anglo-amerikanische Literatur“. (S. 167) Da die zahlreichen Umzüge bei steigender Betriebsgröße und Mitarbeiterzahl keine dauerhafte Lö- sung darstellten, gab man schließlich bei dem Architekten Fritz Trautwein die Konzeption eines komplett neuen Verlagsgebäudes in Auftrag. Das Unternehmen sollte in eine ländliche Umge- bung verlegt werden: Als neuen Standort hatte man Reinbek bei Hamburg ins Auge gefasst. Die Grundsteinlegung war 1959 erfolgt, zum Einzug in das zukünftige Domizil kam es im Mai 1960. (S. 218) Ernst Rowohlt starb am 1. Dezember 1960, woraufhin Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, der nun die Mehrheit der Verlagsanteile besaß, seine Nachfolge übernahm. (S. 221)

1.2.4 Die neue Verlagsära unter Heinrich Maria Ledig-Rowohlt von 1960-1983

Der neue Verlagsstandort des Rowohlt Verlags war es, der dem eher unbekannten Reinbek bei Hamburg schließlich einen Namen machte. Verstärkung hatte das Lektorat 1960 durch Fritz J. Raddatz erhalten, der die Rolle von Ledig-Rowohlts Stellvertreter einnahm und das Verlagspro- gramm der 60er Jahre deutlich mitbestimmte. 1961 gab Martin Walser das politische Werk „Die Alternative oder brauchen wir eine neue Regierung?“ heraus, in der zahlreiche Schriftsteller, dar- unter Hans Magnus Enzensberger und Günter Grass, auf kritische Weise ihre politischen Mei- nungen schilderten. Nach dem beachtlichen Erfolg von 75.000 verkauften Exemplaren, wurde mit „Die Mauer“, diesmal herausgegeben von Hans Werner Richter, eine Art Fortsetzungsband veröffentlicht. Ab dem dritten Band nannte man diese Reihe „rororo aktuell“: Alle weiteren Ausgaben entstanden unter der Aufsicht von Raddatz, der bei Rowohlt bald als Hauptverant- wortlicher in Sachen Politik angesehen wurde. (S. 223-229) Große Erfolge feierte 1963 der Rowohlt Theater Verlag unter Klaus Juncker. An der Berliner Freien Volksbühne wurde Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“ uraufgeführt. (S. 221) Dieses christliche Trauerspiel sorgte bald für einen öffentlichen Diskurs über die katholische Kirche im Nationalsozialismus (S. 247-250) und schaffte es auf die Bühnen 26 verschiedener Länder. Im Juli 1968 stieg Raddatz in die Ge- schäftsführung auf. Im folgenden Januar wurde erstmals ein Betriebsrat gewählt. (S. 221-222)

Zu einem der größten Skandale in der Geschichte des Rowohlt Verlags kam es im August 1969: Die Vorgeschichte hierzu war, dass 50.000 Exemplare des Werkes „Marschroute eines Lebens“ von Jewgenija Semjonowna Ginsburg aus dem Rowohlt-Verlag an das Verteidigungs- ministeriums verkauft wurden. Später wurden diese in Plastiktüten und wasserdichter Verpa- ckung mit Ballons in Richtung Osten geschickt um in der DDR antisozialistische Propaganda zu betreiben. Als das Vorhaben ans Licht kam, sorgte Rowohlt für Schlagzeilen. Ledig-Rowohlt, der von all dem nichts wusste und die Aktion missbilligte, erfuhr von seinem Cheflektor Rad-datz, dass dieser über den Vorgang informiert gewesen war.

[...]


1 Vgl. Hoffmeister, Barbara: S. Fischer, der Verleger. Eine Lebensbeschreibung, 2009, S. 59-86

2 Vgl. Stach, Reiner: 100 Jahre S. Fischer Verlag 1886-1986. Kleine Verlagsgeschichte, 1986, S. 14

3 Vgl. Hoffmeister, 2009, S. 77

4 Vgl. Stach, 1986, S. 18-27

5 Vgl. Hoffmeister, 2009, S. 87. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

6 Vgl. Stach, 1986, S. 27-28. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

7 Vgl. Hoffmeister, 2009, S. 202

8 Vgl. Stach, 1986, S. 50. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

9 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg: 100 Jahre Rowohlt: eine illustrierte Chronik, 2008, S. 13

10 Vgl. Stach, 1986, S. 164-166. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

11 Vgl. Bermann Fischer, Gottfried: Bedroht - bewahrt. Der Weg eines Verlegers, 1994, S. 485

12 Vgl. „Website der S. Fischer Verlage“, http://www.fischerverlage.de/verlage/s_fischer_verlag (14.07.2012)

13 Vgl. „Website der S. Fischer Verlage“, http://www.fischerverlage.de/verlage/s_fischer_verlag (14.07.2012)

14 Vgl. Stach, 1986, S. 167

15 Vgl. Stach, 1986, S. 179. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

16 Vgl. „Website der S. Fischer Verlage“, http://www.fischerverlage.de/verlage/s_fischer_verlag (14.07.2012)

17 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 17-18

18 Vgl. Paul Mayer: Ernst Rowohlt in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 1968, S. 25-26

19 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 18-19. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

20 Vgl. Mayer, 1968, S. 35-39

21 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 24

22 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 23-27. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

23 Vgl. Mayer, 1968, S. 49

24 Vgl. Mayer, 1968, S. 51-60

25 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 33. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

26 Vgl. Mayer, 1968, S. 71-73. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

27 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 39 gibt für diesen Sachverhalt das Jahr 1922 an.

28 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 40-45. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

29 Vgl. Mayer, 1968, S. 124-126

30 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 73

31 Vgl. Mayer, 1968, S. 130

32 Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 109. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

33 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 111. Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese Ausgabe.

34 Vgl. Gieselbusch, Moldenhauer, Naumann, Töteberg, 2008, S. 141-142

Final del extracto de 80 páginas

Detalles

Título
Die Verlagsgeschichte bzw. -politik des S. Fischer Verlags und Rowohlt Verlags unter besonderer Berücksichtigung des Belletristikangebots
Subtítulo
Dargestellt an ausgewählten Verlegerpersönlichkeiten
Universidad
Cologne University of Applied Sciences
Calificación
1,1
Autor
Año
2012
Páginas
80
No. de catálogo
V214191
ISBN (Ebook)
9783656425915
ISBN (Libro)
9783656434313
Tamaño de fichero
683 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
S. Fischer, Rowohlt, Verlagswesen, Verlagsgeschichte, Verlagspolitik, Verleger, Belletristik, Schriftsteller, Literatur
Citar trabajo
Tobias Schmitt (Autor), 2012, Die Verlagsgeschichte bzw. -politik des S. Fischer Verlags und Rowohlt Verlags unter besonderer Berücksichtigung des Belletristikangebots, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214191

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