"Man kann nicht nicht kommunizieren" (Watzlawick u. a. 1990, S.53). Dieses metakommunikative Axiom Watzlawicks gilt als grundlegend im Thema Kommunikation.
Laut Watzlawick u. a. hat alles Verhalten in einer zwischenpersönlichen Situation Mitteilungscharakter und ist daher als Kommunikation zu verstehen. Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, folgt daraus, dass man auch nicht nicht kommunizieren kann (vgl. a.a.O., S.51).
Die menschliche Kommunikation ist das Medium der Manifestation menschlicher Beziehungen (vgl. a.a.O., S. 22). Eine gestörte Kommunikation kann also weitreichende Folgen für die Beziehung der Interaktionspartner haben.
Unter Mutismus wird das situative oder vollständige Nichtsprechen von Menschen verstanden, die über eine weitgehend abgeschlossene Sprachentwicklung sowie Funktion der Sprachwerkzeuge verfügen, also aus physiologischer Sicht sprechen könnten.
Versucht ein unter Mutismus leidender Mensch, nicht zu kommunizieren?
Bahr plädiert dafür, Mutismus als Kommunikationsstörung zu verstehen, da das dauerhafte Schweigen nicht allein das Kind betrifft, sondern nur durch seine Wechselwirkungen im interpersonellen Geschehen hinreichend verstanden werden kann (vgl. Bahr 1996, S. 2).
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern es sich bei Mutismus um eine Kommunikationsstörung handelt. Im 2. Kapitel werden die Grundzüge dieses Phänomens beschrieben. In Kapitel 3 wird aufgezeigt, warum Mutismus als Kommunikationsstörung verstanden werden kann, und welche Auswirkungen der Mutismus auf die Interaktion mit Anderen hat. Schließlich wird im 4. Kapitel dargestellt wie der Umgang mit mutistischen Kindern in der pädagogischen Praxis gestaltet werden kann.
Da das Phänomen Mutismus vor allem im Kindesalter auftritt und die pädagogische Fachkraft vor allem in Einrichtungen der Kindheitspädagogik damit in Kontakt kommen werden, legt die vorliegende Arbeit den Fokus größtenteils auf diesen Bereich.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Grundzüge des Mutismus
2.1 Entstehung des Begriffs
2.2 Symptomatik
2.3 Ursachen
3. Mutismus als Kommunikationsstörung
3.1 Grundlegende kommunikationstheoretische Aspekte
3.2 Störung der Sprachentwicklung
3.3 Störung der Entwicklung einer sprachlichen Identität
3.4 Störungen auf der Beziehungsebene
4. Umgang mit mutistischen Kindern in der pädagogischen Praxis
4.1 Die pädagogische Grundhaltung
4.2 Ansatzpunkte für den Aufbau einer Kommunikation
5. Fazit
Quellenverzeichnis
1. Einleitung
"Man kann nicht nicht kommunizieren" (Watzlawick u. a. 1990, S.53). Dieses metakommunikative Axiom Watzlawicks gilt als grundlegend im Thema Kommunikation.
Laut Watzlawick u. a. hat alles Verhalten in einer zwischenpersönlichen Situation Mitteilungscharakter und ist daher als Kommunikation zu verstehen. Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, folgt daraus, dass man auch nicht nicht kommunizieren kann (vgl. a.a.O., S.51).
Die menschliche Kommunikation ist das Medium der Manifestation menschlicher Beziehungen (vgl. a.a.O., S. 22). Eine gestörte Kommunikation kann also weitreichende Folgen für die Beziehung der Interaktionspartner haben.
Unter Mutismus wird das situative oder vollständige Nichtsprechen von Menschen verstanden, die über eine weitgehend abgeschlossene Sprachentwicklung sowie Funktion der Sprachwerkzeuge verfügen, also aus physiologischer Sicht sprechen könnten.
Versucht ein unter Mutismus leidender Mensch, nicht zu kommunizieren?
Bahr plädiert dafür, Mutismus als Kommunikationsstörung zu verstehen, da das dauerhafte Schweigen nicht allein das Kind betrifft, sondern nur durch seine Wechselwirkungen im interpersonellen Geschehen hinreichend verstanden werden kann (vgl. Bahr 1996, S. 2).
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern es sich bei Mutismus um eine Kommunikationsstörung handelt. Im 2. Kapitel werden die Grundzüge dieses Phänomens beschrieben. In Kapitel 3 wird aufgezeigt, warum Mutismus als Kommunikationsstörung verstanden werden kann, und welche Auswirkungen der Mutismus auf die Interaktion mit Anderen hat. Schließlich wird im 4. Kapitel dargestellt wie der Umgang mit mutistischen Kindern in der pädagogischen Praxis gestaltet werden kann.
Da das Phänomen Mutismus vor allem im Kindesalter auftritt und die pädagogische Fachkraft vor allem in Einrichtungen der Kindheitspädagogik damit in Kontakt kommen werden, legt die vorliegende Arbeit den Fokus größtenteils auf diesen Bereich.
2. Die Grundzüge des Mutismus
Im folgenden Kapitel werden die Grundzüge des Mutismus kurz dargestellt, um einen Überblick zu geben und dann im 3. Kapitel gezielt auf die Interpretation des Mutismus als einer Kommunikationsstörung einzugehen.
2.1 Entstehung des Begriffs
Das Phänomen Mutismus wurde in deutscher Sprache erstmals unter der Bezeichnung "aphrasia voluntaria" von Kussmaul (1877) beschrieben. Er verstand darunter eine Stummheit, "zu der sich geistig gesunde Leute verdammen um religiöse Gelübde zu erfüllen oder aus anderen Motiven, die sie verschweigen. Sie können, aber sie wollen nicht reden".
Die auf "Tramer (1934) zurückgehende Einführung des Begriffs "elektiver Mutismus" hat zur phänomenologischen Abgrenzung dieses Störungsbildes von einem "totalen Mutismus" geführt und sich international durchgesetzt (vgl. Bahr 1996, S. 1f.). Das Adjektiv "elektiv" wird mittlerweile häufig, zum Beispiel im DSM-IV der American Psychiatric Association, durch das Adjektiv "selektiv" ersetzt. Der Begriff der Elektivität suggeriert, dass das Kind die Bedingungen unter denen es schweigt, frei gewählt haben könnte. Der elektive Mutismus wird heute aber nicht mehr als willentliche Sprachverweigerung verstanden. Der Begriff der Selektivität bringt die Ausgewähltheit des Schweigens in Bezug auf bestimmte situative und personale Bedingungen treffender zum Ausdruck (vgl. a.a.O., S. 3).
Aus diesem Grund wird in der vorliegenden Arbeit ebenfalls zwischen "totalem" und "selektivem", also partiellem Mutismus unterschieden.
2.2 Symptomatik
Das Schweigen im Sinne eines Mutismus "wird in der Regel beim Eintritt in den Kindergarten erstmals offensichtlich. Es kann sich aber auch erst beim Schuleintritt, in der Pubertät oder im Erwachsenenalter äußern und über die kommunikative Hemmung hinaus mit einer Unfähigkeit zum kollektiven motorischen, emotionalen und sozialen Mitschwingen verbunden sein" (Hartmann/Lange 2010, S. 12).
Selektiv mutistische Kinder schweigen dauerhaft und wiederkehrend in bestimmten Situationen, wie zum Beispiel Kindergarten und Schule, und gegenüber bestimmten Personen, die nicht zum engsten Familienkreis gehören. "Fälle in denen sich der selektive Mutismus auf die Familienmitglieder bezieht, während außerhalb der Familie gesprochen wird, sind extrem selten " (Bahr 1996, S.4).
Totaler Mutismus ist omnipräsent (vgl. a.a.O., S. 3). Er kann sich als Verlaufsvariante eines in der Kindheit begonnenen selektiven Schweigens entwickeln oder durch ein Trauma ausgelöst bzw. im Rahmen einer psychiatrischen Erkrankung wie beispielsweise einer Psychose oder endogener Depressionen entstehen. Ein totaler Mutismus tritt wesentlich seltener auf, als selektiver Mutismus und geht häufig mit fehlenden Lautäußerungen jeder Art, wie zum Beispiel auch Husten, Räuspern oder Atemgeräuschen, einher. Fehlschlagende Kontaktversuche von außen führen dazu, dass Menschen mit totalem Mutismus oft für geistig entwicklungsverzögert oder autistisch gehalten werden. (Vgl. Hartmann/Lange 2010, S. 13)
Vom selektiven Mutismus scheinen eher Kinder betroffen zu sein, vom totalen dagegen eher Erwachsene. Auslösende Ursachen und begleitende Symptome können bei beiden Formen gleich sein. Die Fachliteratur deutet allerdings darauf hin, dass ein totaler Mutismus zumeist traumatisch ausgelöst wird, während sich ein selektiver Mutismus über Jahre hin vom frühen Kindesalter an manifestiert, wobei traumatische Ereignisse auch eine Rolle spielen können (vgl. Bahr 1996, S. 4).
Mutismus ist in der Regel kein isoliertes Störungsbild, sondern kann, im Sinne einer Korrelation, mit anderen Beeinträchtigungen wie beispielsweise motorischen Auffälligkeiten oder Störungen in der Sprachentwicklung, einhergehen. Es finden sich keine unmittelbaren Kausalzusammenhänge und es kann nicht eindeutig bestimmt werden, ob die Sekundärmerkmale eine Folge oder Ursache des Mutismus sind (vgl. Kramer 2007, S. 3).
2.3 Ursachen
Bisher ist keine eindeutig benennbare Ursache für Mutismus bekannt. Vielmehr gibt es verschiedene Aspekte die ursächlich und auslösend auf die Entstehung eines Mutismus einwirken können, dies aber nicht müssen. Sowohl Einflüsse der Erziehung und des Milieus als auch individuelle psychische Gegebenheiten und bestimmte Persönlichkeitseigenschaften müssen als erklärende Faktoren herangezogen werden. Besonders wichtig sind dabei eine geringere Resilienz, das individuelle Temperament eines Kindes und eine verringerte Selbstwirksamkeitserwartung.
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