Der (Sozial)Anthropologe Florian Mühlfried beschäftigte sich in seiner Dissertation im Jahr 2005 mit dem georgischen supra - dem georgischen Festbankett. Das supra als rituelle Form des Essens, Trinkens sowie des Feierns gilt sowohl in Georgien selbst als auch im Ausland als Inbegriff der georgischen Gastfreundschaft. Meist finden supras zu Ehren besonders einschneidender Ereignisse statt, wie beispielsweise einer Hochzeit oder eines Todesfalls. Doch ebenso wie in ländlichen Regionen kann es auch besonders im urbanen Raum zu informellen supras kommen, die aus nur zwei Personen bestehen können - so beschreibt es zum Beispiel der in Montreal lebende Kevin Tuite bei seinem ersten Besuch Tbilisis.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Stellenwert des supra für die georgische Bevölkerung
- Der traditionalistische Ansatz im Zuge der Nationalismusforschung: Anthony D. Smith und das Element der Tradition
- Der modernistische Ansatz im Zuge der Nationalismusforschung: Traditionen im Kontext des Nationalismus zwischen Partizipation und Aggression
- Der radikale Bruch der Moderne
- Ernest Gellner
- Benedict Anderson
- Inkludierende Elemente des Nationalismus in Verbindung mit Traditionen
- Eric Hobsbawm
- Dekonstruktion des georgischen supra
- Weintradition
- Der königliche Hof und das „Goldene Zeitalter“
- Das 19. Jahrhundert
- Exkludierende Elemente des Nationalismus in Verbindung mit Traditionen
- Der radikale Bruch der Moderne
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem georgischen supra, dem traditionellen Festbankett, und seiner Rolle im Kontext des Nationalismus. Ziel ist es, das supra als ein Produkt des 19. Jahrhunderts zu entlarven und den Begriff „Tradition“ im Zusammenhang mit nationalistischen Diskursen kritisch zu hinterfragen. Die Arbeit untersucht den Stellenwert des supra für die georgische Bevölkerung, analysiert den traditionellen und modernistischen Ansatz in der Nationalismusforschung und beleuchtet die inkludierenden und exkludierenden Elemente des Nationalismus in Verbindung mit Traditionen.
- Das georgische supra als ein Produkt des 19. Jahrhunderts
- Der Begriff "Tradition" und seine Rolle im nationalistischen Diskurs
- Die Bedeutung des supra für die georgische Bevölkerung und die nationale Identität
- Der traditionalistische und modernistische Ansatz in der Nationalismusforschung
- Die inkludierenden und exkludierenden Funktionen von Traditionen im Kontext des Nationalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Im dritten Kapitel wird die Bedeutung des supra für die georgische Bevölkerung beleuchtet, wobei die Bedeutung der Trinksprüche, die das supra strukturieren, hervorgehoben wird. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem traditionalistischen Ansatz in der Nationalismusforschung, dargestellt am Beispiel von Anthony D. Smith. In diesem Kapitel wird die Rolle von Traditionen als Ausdruck ethnischer Identität und historischer Kontinuität in der Konstruktion von Nationen beleuchtet.
Das fünfte Kapitel widmet sich dem modernistischen Ansatz in der Nationalismusforschung. Im ersten Abschnitt werden die Thesen von Ernest Gellner und Benedict Anderson zum Bruch mit der Vormoderne und zur Entstehung des Nationalismus diskutiert. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit Eric Hobsbawms Ansatz der Traditionsforschung und zeigt auf, wie Traditionen als inkludierende Elemente im Kontext des Nationalismus eingesetzt werden können. Im letzten Abschnitt werden die exkludierenden Funktionen von Traditionen im Kontext des Nationalismus untersucht.
Schlüsselwörter
Georgisches supra, Nationalismus, Tradition, Traditionalismus, Modernismus, Ethno-Symbolismus, Inklusion, Exklusion, Trinksprüche, Tamada, Georgisches Nationalbewusstsein, Identität.
- Quote paper
- Nils Marvin Schulz (Author), 2012, Das georgische 'supra' als Tradition im Kontext des Nationalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214445