In dieser Masterarbeit wird das aktuell brisante Thema der Gentrifizierung analysiert, beispielhaft dargestellt am Mannheimer Stadtteil Jungbusch.
Das Quartier ist nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Auffangbecken für sozial benachteiligte geworden, unterliegt aber in den letzten Jahren zunehmend einem Wandel und gilt heute als das Vorzeige-Multi-Kulti-Viertel Mannheims.
Die zu beantwortenden Forschungsfragen lauten „Gibt es Gentrifizierung im Jungbusch?“ und „Mit welchen planerischen Instrumenten kann dieser Prozess gesteuert werden?“
Die Arbeit gliedert sich dabei in drei Teile: Theorie, Empirie und Synthese.
Im ersten Teil „Theorie“ wird der Stadtentwicklungsprozess Gentrifizierung definiert und der Prozessablauf aufgezeigt. Ebenso werden die Ursachen und Wirkungen der Gentrifizierung sowie die planerischen Instrumente, mit denen Gentrifizierung gefördert und beschränkt werden kann, analysiert.
Im zweiten Teil „Empirie“ widmet sich diese Arbeit dem Untersuchungsquartier Jungbusch in Mannheim. Dabei werden die Entwicklung des Quartiers, die heutige Situation und wie bisher mit dieser umgegangen wird dargestellt. Ebenso werden die künftigen Rahmenbedingungen aufgezeigt. Die Analyse zur Identifikation des Gentrifizierungsprozesses im Jungbusch zeigt, dass es Entwicklungen im Quartier gibt, die auf eine Gentrifizierung hindeuten. Insbesondere funktional, mit einer vitalen Kreativwirtschaft und zunehmenden gastronomischen Angeboten, zeigen sich Gentrifizierungstendenzen. Aber auch sozial und symbolisch zeigen sich deutliche Veränderungen.
In Teil III der Arbeit werden vorab zunächst grundlegende Handlungsempfehlungen zur Stabilisierung des Quartiers ausgesprochen. Anschließend werden zwei unterschiedliche Strategien zum Umgang mit der Gentrifizierung entwickelt:
Strategie 1 „Laissez-Faire“ setzt auf ein „Geschehen lassen“ und Unterstützen der Gentrifizierung, vor allem durch hochwertige Modernisierungen und das weitere Anlocken von Studenten und Kreativen.
Strategie 2 „Gentlification“ setzt hingegen auf ein Eingreifen, um eine soziale Mischung zu erreichen und Verdrängungen zu verhindern. Wichtig ist hierbei insbesondere der Erlass einer Erhaltungssatzung um Luxusmodernisierungen einschränken zu können und die Steuerung über kommunalen Wohnungsbestand als wichtiges Instrument der Stadtentwicklung.
Darüber hinaus werden die Arbeit abschließend überquartierliche Forderungen an eine neue Stadtpolitik aufgestellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Zielsetzung
- 1.2 Methodik
- 1.3 Aufbau
- TEIL I – THEORIE
- 2 Gentrifizierung
- 2.1 Definition
- 2.2 Einordnung in Stadtentwicklungsprozesse
- 2.3 Prozessablauf
- 2.3.1 Charakterisierung der sozialen Gruppen
- 2.3.2 Phasenmodell der Gentrifizierung
- 3 Ursachen und Wirkungen
- 3.1 Erklärungsansätze zu den Ursachen
- 3.1.1 Angebotsseitige Position
- 3.1.2 Nachfrageseitige Position
- 3.2 Positive und negative Wirkungen der Gentrifizierung
- 3.2.1 Aufwertung der Innenstädte
- 3.2.2 Verdrängungsprozesse
- 4 Planerische Steuerungsinstrumente
- 4.1 Steuerung über baurechtliche Instrumente
- 4.2 Steuerung über kommunalen Wohnraum
- 4.3 Steuerung des Marktes
- 4.3.1 Gentrifizierungsfördernde Maßnahmen
- 4.3.2 Reduzierung des Nachfragedrucks
- 4.4 Zwischenfazit: Welche Stadt wollen wir und wie kommen wir dorthin?
- TEIL II – EMPIRIE
- 5 Untersuchungsgegenstand
- 5.1 Das Analysequartier – Mannheim-Jungbusch
- 5.1.1 Historische Entwicklung
- 5.1.2 Statistische Daten
- 5.1.3 Städtebauliche Struktur
- 5.2 Angewandte Strategien zur Quartiersentwicklung
- 5.2.1 Erste Sanierungsphase
- 5.2.2 Der Jungbusch im Bund-Länder-Programm Soziale Stadt
- 5.2.3 Weitere Entwicklungsmaßnahmen im Quartier
- 5.2.4 Einbindung in Stadtentwicklungskonzepte
- 5.3 Künftige Rahmenbedingungen
- 5.3.1 Demografische Entwicklung und Wohnraumnachfrage
- 5.3.2 Planerische Herausforderungen
- 6 Analyse
- 6.1 Methodik
- 6.1.1 Identifikation von Gentrifizierungsprozessen
- 6.1.2 Empirische Instrumente
- 6.2 Bauliche Dimension
- 6.2.1 Wohnumfeld
- 6.2.2 Gebäudestruktur
- 6.3 Soziale Dimension
- 6.3.1 Sozialstruktur der Bewohner
- 6.3.2 Beschäftigte und Freizeit
- 6.4 Funktionale Dimension
- 6.4.1 Infrastruktur und Kultur
- 6.4.2 Wirtschaft
- 6.5 Symbolische Dimension
- 6.5.1 Akteure
- 6.5.2 Image
- 7 Identifikation
- 7.1 Quantifizierung der Analyse
- 7.1.1 Bauliche Dimension
- 7.1.2 Soziale Dimension
- 7.1.3 Funktionale Dimension
- 7.1.4 Symbolische Dimension
- 7.1.5 Zusammenfassung
- 7.2 Diskussion – Gibt es eine Gentrifizierung im Jungbusch?
- TEIL III – SYNTHESE
- 8 Steuerungsmöglichkeiten
- 8.1 Grundlegende Handlungsempfehlungen
- 8.2 Strategien zum Umgang mit der Gentrifizierung
- 8.2.1 Strategie 1 „Laissez-Faire“
- 8.2.2 Strategie 2 „Gentlification“
- 8.3 Übertragung: Forderungen für eine neue Stadtpolitik
- 9 Schlussbetrachtung
- 9.1 Resümee
- 9.2 Forschungsbeitrag
- 9.3 Weiterer Forschungsbedarf
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Gentrifizierung im Mannheimer Stadtteil Jungbusch, um festzustellen, ob ein solcher Prozess bereits stattfindet und welche planerischen Instrumente zu seiner Steuerung eingesetzt werden können. Die Arbeit identifiziert Gentrifizierungstendenzen und entwickelt Strategien für den Umgang damit.
- Definition und Ablauf von Gentrifizierungsprozessen
- Ursachen und Wirkungen von Gentrifizierung
- Planerische Steuerungsinstrumente im Umgang mit Gentrifizierung
- Empirische Analyse der Gentrifizierung im Jungbusch
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen und Strategien für den Jungbusch
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Arbeit untersucht die Gentrifizierung im Mannheimer Stadtteil Jungbusch, der sich von einem sozial benachteiligten Viertel zu einem multikulturellen Stadtteil entwickelt hat. Die Forschungsfragen lauten: Gibt es Gentrifizierung im Jungbusch? Und mit welchen planerischen Instrumenten kann dieser Prozess gesteuert werden? Die Arbeit gliedert sich in Theorie, Empirie und Synthese.
2 Gentrifizierung: Dieses Kapitel definiert Gentrifizierung und ordnet sie in Stadtentwicklungsprozesse ein. Es werden verschiedene Definitionen diskutiert, von Glass' ursprünglicher Beschreibung bis hin zu erweiterten Modellen, die bauliche, soziale, funktionale und symbolische Dimensionen berücksichtigen. Das Kapitel beschreibt den Prozessablauf und die beteiligten sozialen Gruppen (Pioniere, Gentrifier, Alteingesessene).
3 Ursachen und Wirkungen: Hier werden die Ursachen von Gentrifizierung aus angebots- und nachfrageseitigen Perspektiven erläutert. Die Rent-Gap-Theorie wird vorgestellt, ebenso wie der Einfluss der postindustriellen Gesellschaft und neuer Lebensstile. Die Arbeit beschreibt positive Wirkungen wie die Aufwertung von Innenstädten und negative Wirkungen wie Verdrängungsprozesse.
4 Planerische Steuerungsinstrumente: Dieses Kapitel analysiert planerische Möglichkeiten zur Steuerung von Gentrifizierung, darunter baurechtliche Instrumente (Bebauungspläne, städtebauliche Verträge, Städtebauförderung, Erhaltungssatzungen), die Steuerung über kommunalen Wohnraum und die Markt-Steuerung durch Nachfragegenerierung oder -reduzierung.
5 Untersuchungsgegenstand: Das Kapitel stellt das Analysequartier Mannheim-Jungbusch vor. Es gibt einen historischen Abriss, präsentiert statistische Daten zur Bevölkerungsentwicklung und beschreibt die städtebauliche Struktur. Es werden angewandte Strategien zur Quartiersentwicklung (erste Sanierungsphase, Soziale Stadt, Ziel 2-Förderung) und die Einbindung in Stadtentwicklungskonzepte (EKI, blau_Mannheim_blau) detailliert dargestellt. Schließlich werden zukünftige Rahmenbedingungen wie demografische Entwicklung und Konversionsprozesse betrachtet.
6 Analyse: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik zur Identifikation von Gentrifizierungstendenzen im Jungbusch mithilfe des Dimensionsmodells nach Krajewski (bauliche, soziale, funktionale und symbolische Dimensionen). Es präsentiert eine detaillierte Analyse der jeweiligen Dimensionen mit Bezug auf die empirischen Daten.
7 Identifikation: Die Kapitel 6 Ergebnisse werden quantifiziert und bewertet, um festzustellen, ob im Jungbusch eine Gentrifizierung stattfindet. Eine abschließende Diskussion beleuchtet die gegensätzlichen Tendenzen im Quartier.
8 Steuerungsmöglichkeiten: Basierend auf den Ergebnissen der Analyse werden grundlegende Handlungsempfehlungen für den Jungbusch formuliert. Zwei Strategien zum Umgang mit Gentrifizierung werden vorgestellt: „Laissez-Faire“ (die Gentrifizierung unterstützen) und „Gentlification“ (eine sanfte Aufwertung anstreben).
Schlüsselwörter
Gentrifizierung, Stadterneuerung, Mannheim-Jungbusch, Quartiersentwicklung, Planungsinstrumente, soziale Mischung, Verdrängungsprozesse, Soziale Stadt, Erhaltungssatzung, Kreativwirtschaft, Wohnungsmarkt, Stadtpolitik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Gentrifizierung im Mannheimer Stadtteil Jungbusch
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Gentrifizierung im Mannheimer Stadtteil Jungbusch. Sie analysiert, ob ein Gentrifizierungsprozess stattfindet und welche planerischen Instrumente zur Steuerung eingesetzt werden können. Die Arbeit identifiziert Gentrifizierungstendenzen und entwickelt Strategien für den Umgang damit.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Definition und Ablauf von Gentrifizierungsprozessen, Ursachen und Wirkungen von Gentrifizierung, planerische Steuerungsinstrumente im Umgang mit Gentrifizierung, empirische Analyse der Gentrifizierung im Jungbusch und Entwicklung von Handlungsempfehlungen und Strategien für den Jungbusch.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Teil I – Theorie (Kapitel 1-4), Teil II – Empirie (Kapitel 5-7) und Teil III – Synthese (Kapitel 8-9). Sie umfasst eine Einleitung, eine Zusammenfassung der Kapitel, eine Definition und Erklärung von Gentrifizierung, eine Analyse planerischer Steuerungsinstrumente, eine empirische Untersuchung des Jungbuschs, eine Identifikation von Gentrifizierungsprozessen im Jungbusch und abschließende Handlungsempfehlungen und Strategien.
Wie wird Gentrifizierung in der Arbeit definiert?
Die Arbeit diskutiert verschiedene Definitionen von Gentrifizierung, von der ursprünglichen Beschreibung durch Glass bis hin zu erweiterten Modellen, die bauliche, soziale, funktionale und symbolische Dimensionen berücksichtigen. Es wird der Prozessablauf und die beteiligten sozialen Gruppen (Pioniere, Gentrifier, Alteingesessene) beschrieben.
Welche Ursachen und Wirkungen von Gentrifizierung werden untersucht?
Die Arbeit erläutert die Ursachen von Gentrifizierung aus angebots- und nachfrageseitigen Perspektiven. Die Rent-Gap-Theorie wird vorgestellt, ebenso wie der Einfluss der postindustriellen Gesellschaft und neuer Lebensstile. Positive Wirkungen wie die Aufwertung von Innenstädten und negative Wirkungen wie Verdrängungsprozesse werden beschrieben.
Welche planerischen Steuerungsinstrumente werden analysiert?
Die Arbeit analysiert planerische Möglichkeiten zur Steuerung von Gentrifizierung, darunter baurechtliche Instrumente (Bebauungspläne, städtebauliche Verträge, Städtebauförderung, Erhaltungssatzungen), die Steuerung über kommunalen Wohnraum und die Markt-Steuerung durch Nachfragegenerierung oder -reduzierung.
Wie wird der Stadtteil Mannheim-Jungbusch untersucht?
Der Stadtteil Mannheim-Jungbusch wird als Untersuchungsgegenstand detailliert vorgestellt. Es wird ein historischer Abriss gegeben, statistische Daten zur Bevölkerungsentwicklung präsentiert und die städtebauliche Struktur beschrieben. Angewandte Strategien zur Quartiersentwicklung und die Einbindung in Stadtentwicklungskonzepte werden dargestellt. Zukünftige Rahmenbedingungen wie demografische Entwicklung und Konversionsprozesse werden betrachtet.
Welche Methodik wird zur Analyse der Gentrifizierung im Jungbusch verwendet?
Die Arbeit verwendet ein Dimensionsmodell nach Krajewski (bauliche, soziale, funktionale und symbolische Dimensionen) zur Identifikation von Gentrifizierungstendenzen im Jungbusch. Eine detaillierte Analyse der jeweiligen Dimensionen mit Bezug auf die empirischen Daten wird präsentiert.
Welche Ergebnisse werden präsentiert und wie werden sie quantifiziert?
Die Ergebnisse der Analyse werden quantifiziert und bewertet, um festzustellen, ob im Jungbusch eine Gentrifizierung stattfindet. Eine abschließende Diskussion beleuchtet die gegensätzlichen Tendenzen im Quartier.
Welche Handlungsempfehlungen und Strategien werden formuliert?
Basierend auf den Ergebnissen der Analyse werden grundlegende Handlungsempfehlungen für den Jungbusch formuliert. Zwei Strategien zum Umgang mit Gentrifizierung werden vorgestellt: „Laissez-Faire“ (die Gentrifizierung unterstützen) und „Gentrification“ (eine sanfte Aufwertung anstreben).
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Gentrifizierung, Stadterneuerung, Mannheim-Jungbusch, Quartiersentwicklung, Planungsinstrumente, soziale Mischung, Verdrängungsprozesse, Soziale Stadt, Erhaltungssatzung, Kreativwirtschaft, Wohnungsmarkt, Stadtpolitik.
- Quote paper
- Volker Heil (Author), 2013, Stadterneuerung durch Gentrifizierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214552